Herausforderungen für das österreichische Gesundheitswesen
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- Holger Kaiser
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1 Herausforderungen für das österreichische Gesundheitswesen Thomas Czypionka Austromed Veranstaltung Systemwechsel für unsere Gesundheit Wien,
2 Viele Herausforderungen für das ÖGW Demographie/Doppelte Alterung Kosten Leistbarkeit von Innovationen Komplexe Finanzierung Anzahl der Veto Player Mangel an Professionals Skill mix Ausbildung Arbeitszeiten Verrechtlichung der Medizin Multimorbidität Digitalisierung 2
3 Viele Herausforderungen für das ÖGW Demographie/Doppelte Alterung Kosten Leistbarkeit von Innovationen Komplexe Finanzierung Anzahl der Veto Player Mangel an Professionals Skill mix Ausbildung Arbeitszeiten Verrechtlichung der Medizin Multimorbidität Digitalisierung 3
4 Methodik: Die Input Output Statistik Herausforderung Multimorbidität 4 4
5 Herausforderung Multimorbidität 5
6 Herausforderung Multimorbidität Our findings challenge the single disease framework by which most health care, medical research, and medical education is configured. A complementary strategy is needed [ ] 6
7 Herausforderung Multimorbidität Quelle: Barnett et al. (2012) 7
8 Herausforderung Multimorbidität 8 Quelle: Barnett et al. (2012)
9 Herausforderung Multimorbidität Anzahl chronischer Erkrankungen in Abhängigkeit von Alter und Geschlecht, Österreich, 2014 Ältere Personen Quelle: IHS (2016) nach Daten der Gesundheitsbefragung
10 Herausforderung Multimorbidität Prävalenz von Multimorbidität (mind. 2 chronische Erkrankungen) in Abhängigkeit von Nettoäquivalenzeinkommen des Haushaltes und Alter, Österreich, 2014 Personen mit niedrigerem sozioökonomischen Status (überproportional) Quelle: IHS (2016) nach Daten der Gesundheitsbefragung
11 Herausforderung Multimorbidität Folgen für Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen: Anzahl der Arztkontakte sowie anderer Gesundheitsberufe steigt mit der Anzahl der chronischen Erkrankungen (siehe Grafik) Außerdem längere und mehr stationäre Aufenthalte sowie erhöhter Verbrauch von Medikamenten Quelle: IHS (2016) nach Daten von van den Bussche et al. (2011) 11
12 Herausforderung Multimorbidität Evidenz: Leitlinien typischerweise für eine Erkrankung ermittelt Zielkonflikte bei mehr als einer Krankheit ADIPOSITAS HYPERCHOLESTERINÄMIE DIABETES OSTEOPOROSE COPD HYPERTENSION 12
13 Von problemorientierter zu zielorientierter Medizin (1) 13
14 Von problemorientierter zu zielorientierter Medizin (2) Problem oriented Goal oriented Definition of Health Measures of success Absence of disease as defined by the health care system Accuracy of diagnosis, appropriateness of treatment, eradication of disease, prevention of death Evaluator of success Physician Patient Maximum desirable and achievable quality and/or quantity of life as defined by each individual Achievement of individual goals Quelle: Mold et al
15 Elemente integrierter Versorgung von multimorbiden Personen Personenzentriertheit der Versorgung: Ganzheitliche Bewertung der individuellen Bedürfnisse: sowohl medizinische als auch soziale Bedürfnisse Zielorientierte Versorgung: Fokus auf persönliche Präferenzen und (realistische) Ziele des/der Betroffenen anstatt von objektiven Gesundheitsresultaten Anschließend Erstellung eines individuellen Versorgungsplans: Planung von Behandlung, Prävention und Selbstmanagement; regelmäßige Anpassung Unterstützung im Selbstmanagement: Individuelle Abstimmung, Vermeidung von Überforderung Evtl. Verwendung von Informations und Kommunikationstechnologien: z.b. telefon. Beratungen, Internet basierte Anwendungen, Selbsthilfe Foren, Telemedizin 15
16 Elemente integrierter Versorgung von multimorbiden Personen Integration der Leistungserbringung: Koordination zwischen Leistungserbringern unterschiedlicher Einrichtungen und unterschiedlicher Spezialisierungen (z.b. Einbindung in Erstellung des Versorgungsplans) Über Gesundheitssektor hinaus: Koordination zwischen Gesundheitsversorgung, Pflege und sozialer Betreuung (z.b. im Entlassungsmanagement) Verwendung von interoperablen Informationssystemen bzw. elektronischen Patientenakten zum Austausch von Informationen zwischen Leistungserbringern 16
17 Methodik: Beispiel South Somerset Symphony Programme Die Input Output Statistik Quelle: Martin 2017
18 Methodik: Beispiel South Somerset Symphony Programme Die Input Output Statistik Quelle: Martin 2017
19 Quadruple aim 19
20 Methodik: Die Input Output Statistik Herausforderung Digitalisierung 20 20
21 Herausforderung Digitalisierung Exponentielle technologische Entwicklung: Smartphones Hohe Rechenleistungen eröffnen schlagartig neue Möglichkeiten Telemedizin Inhalts bzw. Bildanalyse decision support Intelligente Chatbots Sprachsteuerung Robotik. Wird letztlich von den PatientInnen verlangt werden Hat das Potential, Produktivität zu steigern und unterstützend zu wirken Relativ langsame Umsetzung in Österreich (Gesundheitstelematikgesetz 2005) 21
22 TeleCare Nord Dänemark Projekt zur telemedizinischen Überwachung von PatientInnen mit COPD in der dänischen Region Nordjütland Entwickelt in Kooperation zwischen Region und 11 Gemeinden Start der Pilotphase 2012 mittlerweile fester Bestandteil der Gesundheitsversorgung in Nordjütland Quelle: Kudajewski (2017) Finanzierung durch Region und Gemeinden Aktuell ca. 860 PatientInnen Quelle: Kudajewski (2017) 22
23 TeleCare Nord: Ziele Projekt verfolgt vielfältige Ziele, u.a.: auf Systemebene: Reduzierung der Wiederaufnahmeraten in Spitälern (2,1 0,97) Reduzierung der Aufenthaltsdauer in Spitälern (5,5 Tage 4,5 Tage) Reduzierung von Ambulanzbesuchen (4,5 2,3) Erhöhung der Besuche bei Hausarzt/ ärztin (6 9) Reduzierung der Inanspruchnahme von kommunalen Pflegediensten Auf PatientInnenebene: PatientInnenempowerment Verbesserung der Lebensqualität und Zufriedenheit der PatientInnen 23
24 TeleCare Nord: Konzept PatientInnen werden durch Hausarzt/ ärztin oder Spital an TeleCare überwiesen Erhalten Tele Kit bestehend aus Tablet, Blutdruckmessgerät und Pulsoxymeter (Spirometer aufgrund von Fehleranfälligkeit bei Selbstanwendung nicht inkludiert) Mittels eigens programmierter Software Applikationen werden gemessene Werte an Zentrale von TeleCare Nord ( OpenTele ) übermittelt Bei OpenTele werden Werte von Diplompflegekräften gesichtet können auf veränderten Gesundheitszustand unmittelbar reagieren und mit PatientIn in Kontakt treten, um z.b. (medikamentöse) Therapie anzupassen oder an Hausarzt/ ärztin bzw. Spital weiterzuverweisen 24
25 TeleCare Nord: Konzept Quelle: Kudajewski (2017) 25
26 TeleCare Nord: Einschulung für PatientInnen und Personal Einschulungsmaßnahmen für PatientInnen: Training in Anwendung des Tele Kits zu Beginn (45 90 min) Follow up Training nach 3 Wochen (45 90 min) Video Benutzerhandbuch auf Tablet Einschulungsmaßnahmen für Fachpersonal: Zwei Kurse zu Funktionalität, Krankheitsbewusstsein, persönlichem Umgang mit PatientInnen, Probleme bei Anwendung und deren Lösung (insgesamt 2 ½ Tage) Regelmäßige Cluster Treffen zum Erfahrungsaustausch Gezielt entwickelte, themenbasierte Webinare 26
27 TeleCare Nord: Evaluierung Gesundheitsökonomische Effekte: Reduzierung der Spitalsaufnahmen wie geplant Einsparungen bei PatientInnen mit schwerer COPD (GOLD 3): DKK (ca. EUR 940) pro Jahr Einsparungen bei PatientInnen, die bereits kommunale Pflegedienste eralten: DKK (ca. EUR 1.210) pro Jahr 27
28 TeleCare Nord: Evaluierung PatientInnenbezogene Effekte: 62% können ihre Erkrankung besser kontrollieren 72% verspüren erhöhtes Sicherheitsgefühl hinsichtlich ihrer Krankheit Bei 50% gesteigertes Bewusstsein für die Krankheit Bei 27% erhöhte Unabhängigkeit Tele Kit für 97% einfach anzuwenden Erhöhte Gesundheitskompetenz Erhöhte gesundheitsbezogene Lebensqualität 28
29 TeleCare Nord: Weiterentwicklung Erfahrungen von TeleCare Nord sollen genutzt werden, um telemedizinische Überwachung für COPD bis Ende 2019 auf nationaler Ebene zu implementieren Seit 2016 bietet TeleCare Nord auch telemedizinische Überwachung für Herzinsuffizienz an Seit 2017 auch Bemühungen, das Konzept für Diabetes einzusetzen 29
30 Fazit Bereits heute 50 Mio. Menschen mit mehr als einer chronischen Krankheit in der EU Die komplexen PatientInnen der Zukunft erfordern ein hohes Ausmaß an Zusammenarbeit und individueller Versorgungsplanung Verständnis für das, was der jeweils andere tut, muss gegeben sein Oft sind soziale Probleme Teil der Ursachen und müssen adressiert werden Einbindung informell Pflegender essentiell Telemedizin wird unterstützend wirken, muss aber ebenfalls beherrscht werden Die Gesundheitsberufe müssen in ihrer Ausbildung daher Teamfähigkeit, Kommunikationsskills, soziale Kompetenzen und digitale Fähigkeiten erwerben Hoher interpersoneller Charakter solcher Versorgungsmodelle führt vom triple aim zum quadruple aim Digitalisierung als Möglichkeit begreifen, Unterstützung bei der Behandlung (multipel) chronisch kranker PatientInnen zu erhalten 30
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