Mitwirken an der Gestaltung der Tagesschule Kinder und Jugendliche reden mit
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1 Mitwirken an der Gestaltung der Tagesschule Kinder und Jugendliche reden mit 26. Januar 2018 Tagung Tagesschule 2018 Kinder und Jugendliche im Fokus Susanna Larcher Lagerstrasse Zürich
2 Inhalt 1. Definition Partizipation 2. Austausch «Partizipationsfelder und -möglichkeiten» 3. Partizipative Gefässe, Formen und Methoden 4. Kritische Komponenten 5. Qualifizierung der Mitarbeiter/innen tagesschule@ Susanna Larcher
3 Einbettung im Qualitätsrahmen von QuinTaS tagesschule@ Susanna Larcher
4 «Partizipation in der (Tages)Schule»
5 Partizipation von Kindern und Jugendlichen «Partizipation ist, neben Öffentlichkeit, der wichtigste Grundpfeiler jedes demokratischen Gemeinwesens. Partizipation heisst, dass die Bürgerinnen und Bürger das Gemeinwesen aktiv mitgestalten, dass sie in allen sie betreffenden Belangen mitwirken, mitentscheiden und Verantwortung übernehmen. Dies gilt nicht nur für die Erwachsenen, sondern auch und in besonderem Masse für Kinder und Jugendliche als gleichberechtigte Mitglieder des Gemeinwesens.» Fatke 2007, 19. Volksschulgesetz des Kantons Zürich von 2005: 6. Abschnitt: Stellung der Schülerinnen/Schüler sowie Eltern A. Schülerinnen und Schüler 50 Grundsätze 1 Der Schulbetrieb orientiert sich am Wohl der Schülerinnen und Schüler. 2 Die Schülerinnen und Schüler erfüllen ihre Pflichten und beteiligen sich aktiv am Schulbetrieb. 3 Die Schülerinnen und Schüler werden an den sie betreffenden Entscheiden beteiligt, soweit nicht ihr Alter oder andere wichtige Gründe dagegen sprechen. Das Organisationsstatut und das Schulprogramm sehen eine dem Alter und dem Entwicklungsstand entsprechende Mitverantwortung und Mitsprache der Schülerinnen und Schüler vor. Artikel 12 [Berücksichtigung des Kindeswillens] Die Vertragsstaaten sichern dem Kind, das fähig ist, sich eine eigene Meinung zu bilden, das Recht zu, diese Meinung in allen das Kind berührenden Angelegenheiten frei zu äussern, und berücksichtigen die Meinung des Kindes angemessen und entsprechend seinem Alter und seiner Reife. Zu diesem Zweck wird dem Kind insbesondere Gelegenheit gegeben, in allen das Kind berührenden Gerichts- oder Verwaltungsverfahren entweder unmittelbar oder durch einen Vertreter oder eine geeignete Stelle im Einklang mit den innerstaatlichen Verfahrensvorschriften gehört zu werden tagesschule@ Susanna Larcher
6 Rhythmisierung Rhythmisierung der Lebenswelten des Kindes Familie Schule Schule Familie Betreuung Betreuung Betreuung Rhythmisierung der Ganztagsstruktur Rhythmisierung des Lernens «Schule ist immer schon Lebenswelt, weil das Kind in der Schule inmitten eines brisanten sozialen Gefüges zurechtkommen muss Die Lebenswelt von Kindern ist als Einheit zu denken, in der möglichst viel Lebensqualität herzustellen ist.» Kerber-Ganse 2007, tagesschule@ Susanna Larcher
7 Partizipation von Kindern und Jugendlichen «Partizipation [ist] in Tagesschulen/Tagesstrukturen von hoher Bedeutung. Denn durch die Verzahnung von Schule, Hort und Familie zeigt sich eine aktive Beteiligung der Kinder und Jugendlichen als wichtiger Faktor, der das Wohlbefinden, das non-formale und formale Lernen der Kinder und Jugendlichen gewährleistet, damit sie in den verschiedenen Kontexten gut lernen und leben können.» Larcher 2017, 9. Qualität der konzeptionellen (und organisatorischen) Verzahnung Qualität der ausserunterrichtlichen Angebote vgl. Strätz et al tagesschule@ Susanna Larcher
8 Qualität Eine hohe Qualität in der Ganztagesbildung ist gekennzeichnet durch gemeinsam von den beteiligten Personen getragene und formulierte Ziele und Grundsätze zu altersangemessenen, anregungsreichen und entwicklungsfördernden Angeboten für Kinder und Jugendliche. Diese Angebote zeichnen sich dadurch aus, dass die Kinder und Jugendlichen von Bezugspersonen begleitet und unterstützt werden ihren jeweiligen Interessen, Neigungen und Talenten sowie ihrem Bedürfnis nach Austausch mit Gleichaltrigen nachgehen können. in Anlehnung an Strätz et al. 2008, tagesschule@ Susanna Larcher
9 Kinderperspektive Kinder sind nicht kreativer, demokratischer oder offener als Erwachsene, sie sind nur anders und bringen aus diesem Grunde andere, neue Aspekte und Perspektiven in die Entscheidungsprozesse. Schröder 1995, 14 «Bildung braucht mehr Beteiligung und: aktive Beteiligung fördert Bildung». Aktionsplan des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2005, tagesschule@ Susanna Larcher
10 Partizipationsstufen Hart (1997) (in der deutschsprachigen Übersetzung zitiert nach Fatke [2007], 25) Susanna Larcher
11 Partizipationsstufen Entscheidungsspielraum und Verantwortung Schüler/innen Ergebnis noch offen Entscheidungsspielraum und Verantwortung Lehrperson, Schulteam Ergebnis bekannt fremdbestimmt informiert reden mit entscheiden mit wirken mit bestimmen selbst Abgabe von Macht seitens der Lehrperson(en) und Zunahme von Verantwortung durch Schüler und Schülerinnen Praxisleitfaden SchülerInnenpartizipation 2013, Susanna Larcher
12 Felder der Partizipation Leitziele/Felder Individuelle Förderung und Eröffnen von Lernchancen unterschiedliche Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler berücksichtigen wie z. B. Begabungen, Lernhaltung, Lernumgebung im Elternhaus, Vorwissen Veränderung von Unterricht und Lernkultur Verknüpfung von Unterricht, Zusatzangeboten und Freizeit Soziales Lernen über verschiedene Altersgruppen hinweg Angebote, die das Leben in Gemeinschaft, respektvollen Umgang miteinander und soziale Kompetenz fördern Kreative Freizeitgestaltung Einbezug ausserschulischer Angebote Öffnung von Schule Kooperation mit ausserschulischen Akteuren Partizipative Gestaltung Partizipative Gestaltung des Bildungssettings, bei der die Schülerinnen und Schüler ihre Wünsche, Interessen und Sichtweisen folgenreich einbringen können Schülerinnen und Schüler folgen im freien Unterricht weitgehend ihren individuellen Interessen (Arbeitsinhalte, -platz, -tempo und Hilfsmitteln) Peer-Learning-Potenziale innerhalb der Lerngruppe, dem Jahrgang und der Schulgemeinschaft nutzen Durch unverplante Zeit selbst organisierte Freizeitaktivitäten ermöglichen (Ausruhen, individuellen Freizeitgestaltung, informelles Lernen, Kommunikation usw.); unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Gemeinschaft gestalten Aktive Beteiligung und Mitsprache von Schülerinnen und Schülern, Eltern, Kooperationspartnern und dem nahräumlichen Umfeld Susanna Larcher in Anlehnung an Stolz et al., 2010; BMBF, 2003; Schäfer, 2015
13 Gefässe, Formen und Methoden Susanna Larcher in Anlehnung an Stolz et al., 2010; BMBF, 2003; Schäfer, 2015
14 Gefässe, Formen und Methoden Wahlen von z. B. Klassenvertretungen, Präsidien Abstimmungen über Angebotsform der Tagesschule/Tagesstruktur, ausserschulische Lernorte, Projektwochen durch z. B. Ampelabfragen Befragungen z. B. über die Klassenräte zu Themen des Schülerinnen- und Schülerrates, des Elterngremiums oder der Schulkonferenz Fragebogenaktionen über Akzeptanz des Mittagessens, gewünschte Freizeitangebote Debatten, Gruppendiskussionen zu verschiedenen Themen mit Schulpflege, Schulkonferenz, Elterngremium Aushandlungsprozesse durch die formell-repräsentativen Gremien (Schulkonferenz, Elterngremium, Schülerinnen- und Schülerräte, Klassenräte) Meinungsartikulation durch Dialog- und Kommunikationswände, Wunsch- und Meckerkasten, offene Tür der Schul- und Betreuungsleitung Ideensammlungen, Problemlösungen durch Zukunftswerkstätten, Open Space, World Café, Wunschbaum, Ideensprint Dokumentationen durch Dokumentationsmappen, flanierende Begehungen, Forscheraktionen, Fotostreifzüge Susanna Larcher In Anlehnung Dollinger 2014, 122 f.; Stange et al. 2008, 21 ff.
15 Kritische Komponenten Partizipation als stark normative und per se positive Setzung Trivialisierung der Partizipation; alles wird zur Partizipation ernannt Instrumentalisierung der Kinder und Jugendlichen Pseudopartizipation Professionelle Durchführung und damit auch Vernetzung mit anderen Projekten Nachhaltigkeit im Sinne der sicht- oder erlebbaren Auswirkungen auf die Lebenswelt und die Gestaltung des Alltags der Kinder und Jugendlichen Einseitigkeit der Beteiligungsangebote und verfahren in Anlehnung an Wagener 2013, 14; Meinhold-Henschel 2007, Susanna Larcher
16 Qualifizierung des Personals Alltagstauglichkeit überprüfen «Kann ich die Lösungsideen von Kindern hören und auf sie eingehen?» «Halte ich es aus, dass ich nicht mehr alles so genau und langfristig planen kann?» «Traue ich allen Kindern zu, Lösungen für ihre Probleme zu finden?» «Halte ich es aus, den Kindern keine Lösungsvorschläge zu machen?» «Halte ich es aus, dass Kinder ihre eigenen Lösungen umsetzen?» in Anlehnung an Stolz et al., 2010; BMBF, Susanna Larcher
17 Dimension «Partizipation» in QuinTaS Susanna Larcher
18 Danke. Susanna Larcher
19 Literatur und Medien Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Hrsg Nationaler Aktionsplan. Für ein kindergerechtes Deutschland Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Hrsg Ganztagsschulen. Zeit für mehr. Bonn: BMBF. Dollinger, Silvia. 2014a. «Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir»: Chancen für das Demokratielernen durch Partizipation und Kooperation in der Ganztagsschule. In Verschieden und doch gemeinsam? Schulmodelle und Unterrichtskonzepte zur demokratisch-inklusiven (Grund)Schule, hrsg. v. Christina Schenz und Guido Pollack, Berlin: LIT. Fatke, Reinhard Kinder- und Jugendpartizipation im wissenschaftlichen Diskurs. In Kinder- und Jugendbeteiligung in Deutschland. Entwicklungsstand und Handlungsansätze, hrsg. v. Bertelsmann Stiftung, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung. Hart, Roger Children s Participation. The Theory and Practice of Involving Young Citizens in Community Development and Environmental. New York: UNICEF. Kanton Zürich Volksschulgesetz des Kantons Zürich. Kerber-Ganse, Waltraut Kindern gerecht werden die Rechte des Kindes würdigen. Eine besondere Chance der Ganztagsschule?. In Bildungschancen in der neuen Ganztagesschule. Lernmöglichkeiten verwirklichen, hrsg. v. Heike Kahl und Sabine Knauer, Weinheim und Basel: Beltz. Larcher, Susanna Partizipation. Arbeitsbuch 4. In Qualität in Tagesschulen/Tagesstrukturen (QuinTaS), hrsg. von Frank Brückel, Reto Kuster, Luzia Annen, Susanna Larcher. Bern: hep verlag ag. Meinhold-Henschel, Sigrid Räume eröffnen im demokratischen Gemeinwesen In Kinder- und Jugendbeteiligung in Deutschland. Entwicklungsstand und Handlungsansätze, hrsg. v. Bertelsmann Stiftung, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung. Schäfer, Christa Die partizipative Schule. Mit innovativen Konzepten zur demokratischen Schulkultur. Köln: Wolters Kluwer. Schröder, Richard Kinder reden mit! Weinheim und Basel: Beltz. Schul- und Sportdepartement der Stadt Zürich Praxisleitfaden SchülerInnen-Partizipation. Zürich. Stange, Waldemar, Meinhold-Henschel, Sigrid & Schack, Stefan Mitwirkung (er)leben. Handbuch zur Durchführung von Beteiligungsprojekten mit Kindern und Jugendlichen. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung. Stolz, Heinz-Jürgen, Kaufmann, Elke & Schnitzer, Anna Bedeutung partizipativer Gestaltungsformen für Unterricht und Angebot in Ganztagsschulen. In Partizipation von Kindern und Jugendlichen. Forschungsergebnisse, Bewertungen, Handlungsmöglichkeiten, hrsg. v. Tanja Betz, Wolfgang Gaiser & Liane Pluto, Schwalbach/TS: Wochenschau. Strätz Rainer, Hermes Claudia, Fuchs Ragnhild, Kleinen Karin, Nordt Gabriele & Wiedemann Petra Qualität für Schulkinder in Tageseinrichtungen und Offenen Ganztagesgrundschulen (QUAST) ein nationaler Kriterienkatalog. Mannheim: Cornelsen. UNICEF UN-Konvention über die Rechte des Kindes. Wagener, Anna Lena Partizipation von Kindern an (Ganztags-)Grundschulen. Ziele, Möglichkeiten und Bedingungen aus Sicht verschiedener Akteure. Weinheim, Basel: Beltz tagesschule@ Susanna Larcher
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