Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

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1 Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Staatsminister Helmut Brunner LfL-Symposium Tiere züchten - High Tech und Verantwortung" 6. Dezember 2013, Grub Es gilt das gesprochene Wort! Referat Presse Telefon presse@stmelf.bayern.de Ludwigstraße München Telefax

2 Anrede! Die moderne Tierzüchtung steht im Fokus! Aufgrund der weltweit steigenden Nachfrage locken hervorragende internationale Absatzchancen aber die Gesellschaft hat auch Bedenken gegenüber den Bestandsgrößen, Umweltbelastungen und überzogenen Leistungsanforderungen. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) greift dieses Spannungsfeld mit dem Symposium Tiere züchten - High Tech und Verantwortung auf und versucht, Brücken zwischen moderner Tierzucht und Tierwohl sowie zwischen High Tech und ethischer Verantwortung zu schlagen. Und alle Experten, Forscher und Praktiker sind gekommen! I. Wettbewerbsfähige Nutztierhaltung Die Tierhaltung hat für Bayerns Landwirtschaft herausragende Bedeutung: Knapp 80% der bayerischen Landwirte halten Nutztiere. Damit erzielt die Landwirtschaft in Bayern etwa 2/3 ihres Produktionswertes (inkl. S e i t e 1

3 Futterpflanzen)! Dennoch oder gerade deshalb geht Bayern seit vielen Jahren einen eigenen Weg abseits der umstrittenen Massenproduktion: Eine leistungsfähige staatliche Forschung und ein bewährtes System aus staatlicher Zuchtleitung und Zuchtberatung im Verbund mit starken Partnern der bäuerlichen Selbsthilfeorganisationen unterstützen die bayerischen Tierzüchter dabei. Dieser neue bayerische Weg entspricht unserem Leitbild einer tiergerechten, ressourcenschonenden und nachhaltigen Landwirtschaft! Uns ist dabei sehr wohl bewusst, dass der Landwirt mit seiner Nutztierhaltung einem harten Konkurrenzdruck ausgesetzt ist. Als Unternehmer unterliegt auch er den ökonomischen Zwängen und dem weltweiten Preisdruck. D.h., alle Innovationen, Investitionen sowie Auflagen und Forderungen, die kostenwirksam sind, haben direkten Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit der bäuerlichen Betriebe in Bayern. Angesichts real sinkender Erlöse und steigender Produktionskosten sehen sich viele Betriebe gezwungen, ihre Bestände zu vergrößern, um die Kosten je produzierter Einheit zu senken. Aber S e i t e 2

4 einen Wettlauf mit der Massenproduktion können (und wollen) wir in Bayern schon aufgrund unserer Strukturen nicht gewinnen. Wir brauchen mehr Klasse statt Masse! Unsere Landwirtschaft muss auf Innovationskraft, Wertschöpfung aus Qualität, Vielfalt, Kreativität und Regionalität setzen! Doch wie stellen wir sicher, dass Leistung und Tiergesundheit keine Gegensätze sind? Wie können wir das aus gesellschaftlicher wie auch aus ethischer Sicht erwünschte Tierwohl verwirklichen, ohne dass wir den Bogen überspannen und die Landwirte mit Auflagen, Bürokratie und Kosten überfordern? Denn dann besteht die Gefahr, dass die Tierhaltung in andere Regionen und Länder abwandert. Die Folge: Die Haltungsund Erzeugungsbedingungen entziehen sich unserer Überwachung und es entstehen lange Transportwege. Wollen wir das wirklich? Komplexe Herausforderungen verlangen differenzierte Antworten. Sie liegen für mich in den 3 Bereichen Tierzucht, Dialog mit den Verbrauchern und in entsprechenden agrarpolitischen Rahmenbedingungen. S e i t e 3

5 II. Herausforderungen für die Tierzucht Konkret ist die Tierzucht gefordert, nachhaltige Zuchtziele zu formulieren und diese durch nachhaltige Zuchtprogramme umzusetzen. Basis der staatlichen Förderung von Leistungsprüfungen wird künftig eine nachhaltige Zucht mit Betonung von Gesundheit und Robustheit sein, d.h. neben den Leistungskriterien werden auch Gesundheitsmerkmale erfasst. Die Grundlagen sind fundierte Erkenntnisse aus Forschungsprojekten. So unterstützt mein Haus das Projekt Gesundheitsmonitoring beim Rind mit über Die Landesanstalt für Landwirtschaft hat den Forschungsschwerpunkt Tierwohl eingerichtet, den ich mit zusätzlichen Forschungsmitteln unterstütze (2013: Forschungsprojekte mit einem Volumen von 2. Mio. ). Wichtige Forschungsthemen sind die Erforschung von Tier - Umweltbeziehungen, Zweinutzungsrassen beim Geflügel (Eier und Fleisch), Zukunftsorientierte Haltungsverfahren in der Nutztierhaltung. Es geht auch um schmerzarmes S e i t e 4

6 Veröden der Hornanlagen beim Kalb und die Vermeidung von Hitzestress beim Milchvieh sowie um Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration und Maßnahmen zur Verhinderung des Schwanzbeißens (bei Ferkeln und Mastschweinen). Neben der erfolgreichen Zucht auf Hornlosigkeit engagiert sich die LfL bei der Entwicklung einer Zuchtwertschätzung für Ebergeruch, die eine Selektion ermöglicht und so die Risiken der Ebermast reduziert. III. Verbraucher-Dialog und Agrarpolitik Den Verbraucherinnen und Verbraucher geht es nicht mehr nur um das bloße sattwerden, sondern zunehmend um ethische Aspekte. Sie erwarten tiergerechte Haltungssysteme mit geringen Auswirkungen auf die Umwelt sowie überschaubare Bestandsgrößen. Abgelehnt werden mehrheitlich gentechnisch veränderte Organismen, Biopatente, Antibiotika- und Hormoneinsatz in der Tierhaltung sowie das Klonen von Tieren. Ver- S e i t e 5

7 braucherinnen und Verbraucher fordern Transparenz bei Herkunft und Erzeugungsbedingungen und verlangen eine bessere, klarere Kennzeichnung die Grundlage um wählen und Verantwortung übernehmen zu können! Diese z.t. kostenträchtigen Anforderungen an die tiergerechte Haltung stehen leider zu oft im klaren Widerspruch zu dem Preis, den die Verbraucher bereit sind zu zahlen. Es geht also darum, dem Verbraucher nachvollziehbar und glaubwürdig den Mehrwert von Lebensmitteln aus besonders tiergerechter Haltung zu vermitteln. Er muss erkennen, dass er sich (und der Umwelt) etwas Gutes tut, mit dem was er tagtäglich zu sich nimmt. Deswegen wollen wir in Bayern wo immer möglich den Dialog zwischen Landwirtschaft und Verbraucher verbessern. Mit dem "Runden Tisch für tiergerechte Nutztierhaltung", Erlebnis Bauernhof, Bauernmarktmeilen, Direktvermarktung und dem neuen Bildungsprogramm Landwirtschaft und Gesellschaft im Dialog sind wir auf dem richtigen Weg! Es geht letzten Endes um Bewusstseinsbildung und Kommunikation! S e i t e 6

8 In den Koalitionsverhandlungen konnten wir erreichen, dass der Bund sich auf europäischer Ebene für ein Tierwohllabel nach deutschem Vorbild sowie für ein Verbot des Klonens von Tieren und des Imports von geklonten Tieren und deren Fleisch sowie für eine Kennzeichnungspflicht für Nachkommen von geklonten Tieren und deren Fleisch einsetzen wird. Auch die Durchsetzung des bestehenden Patentierungsverbots auf konventionelle Züchtungsverfahren konnte im Koalitionsvertrag verankert werden. Damit wollen wir sicherstellen, dass die bäuerlichen Züchter und die Zuchtverbände nicht aus dem Zuchtgeschehen hinausgedrängt werden. Es ist uns auch gelungen, im Koalitionsvertrag das bayerische Leitbild einer bäuerlichen Landwirtschaft mit flächengebundener Tierhaltung als Koalitionsziel bundesweit zu verankern. Das ist ein klarer Erfolg für den Bayerischen Weg! S e i t e 7

9 IV. Schluss Ich danke der Landesanstalt für Landwirtschaft, Ihnen, Herr Präsident Opperer, sowie den Mitarbeitern des Instituts für Tierzucht und der Abteilung Information und Wissensmanagement für die Organisation und Ausrichtung dieses Symposiums. Ihnen allen wünsche ich eine kreative Tagung mit vielen Anregungen, unkonventionellen Ansätzen sowie neuen Perspektiven für die Forschung und Züchtung. Behalten Sie sich Ihre Begeisterung für innovative Zuchtmethoden und entwickeln Sie gleichzeitig ein vertieftes Verständnis für Fragen des Tierwohls dann sind wir auf dem richtigen Weg! S e i t e 8