Erfolgreiche Hofgespräche Milchproduktion
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- Lukas Keller
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1 Land- und Hauswirtschaftliche Beratung Erfolgreiche Hofgespräche Milchproduktion Drei Milchproduzenten öffneten anfangs Juni 2018 ihre Stalltüren und gaben Einblick in ihre Produktion. Rund 200 Milchbauern liessen sich von drei Berufskollegen die Milchproduktion erläutern. Alle drei Betriebsleiterfamilien verfügen über eine aktuelle Vollkostenrechnung. Diese Kennzahlen lassen eine fundierte betriebswirtschaftliche Diskussion zu. Die Betriebsleiter berichten von ihren Erfahrungen und Vorstellungen in der Milchproduktion. Bei der Dis-kussion mit Berufskolleginnen sowie Berufskollegen soll die Produktionsstrategie und de-ren betriebswirtschaftliche Resultate im Vordergrund stehen. Neben den Betriebsleitern tragen die landwirtschaftliche Beratung und Tierärztin Ursi Dommann, welche zur Thema-tik Antibiotikareduktion beim Trockenstellen spricht, zu einer interessanten Diskussion bei. Nach der Betriebsvorstellung durch den Betriebsleiter wurde an drei Posten zu folgenden Themen informiert und diskutiert: Milchproduktionsstrategie, betriebswirtschaftliche Kennzahlen und betriebsspezifische Perspektiven (Betriebsleiter) Arbeitseffizienz und Lebensqualität (Remo Petermann/Markus Höltschi, BBZN) Antibiotikareduktion beim Trockenstellen (Ursi Dommann, Tierärztin). Die Hofgespräche wurden organisiert durch: Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung BBZN, Zentralschweizer Milchproduzenten ZMP und Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband LBV. 5. Juni 2018 bei Roland & Martha Bürli, Gettnau 6. Juni 2018 bei Toni & Pia Schmid, Schüpfheim 13. Juni 2018 bei Benno & Gaby Elmiger, Ermensee
2 Artikel in der Bauernzeitung vom 8. Juni 2018 Hofgespräche Milchproduktion: Die Kosten hinterfragen Roland Bürli zeigte seinen Berufskollegen, was ihn die Milchproduktion auf seinem Betrieb kostet. Das Hofgespräch auf dem Betrieb von Roland und Martha Bürli in Gettnau regte dazu an, die eigene Betriebsstrategie zu überprüfen. Mit seiner freundlichen Ausstrahlung verrät Roland Bürli Zufriedenheit in seinem Beruf als Landwirt. «Jammert nicht über den zu tiefen Milchpreis, den können wir sowieso wenig beeinflussen», hält der Meisterlandwirt fest und rät, das Hinterfragen von Kosten und Arbeitsproduktivität zur Daueraufgabe zu machen. Dabei müsse aber die Lebensqualität auf dem Hof im Auge behalten werden, denn diese müsse Bestandteil der Betriebsstrategie sein. Betriebsstrategie fruchtet Bürlis Milchvieh hat Halbtagesweide im Sommerhalbjahr, ergänzt mit Gras, Heu und Grünmais. Im Winter gibt es TMR aus Heu/Emd, Zuckerrüben und Grashäckselballen. Junges Heu für rund acht GVE wird zugekauft. Mit einer Milchleistung von knapp 7000 kg pro Kuh werden insgesamt rund kg silofreie Milch pro Jahr produziert und ein Deckungsbeitrag (DB) von Fr pro RGVE (95% Kuhanteil) erzielt. Wegen Heuzukauf hat der Betrieb bloss 41 Aren Hauptfutterfläche pro RGVE. Die Arbeitsproduktivität liegt bei hohen 66 kg Milch pro Arbeitsstunde. Vergleichbare Betriebe in der Hügelzone melken 7021 kg Milch, bei einem DB pro RGVE von Fr (81% Kuhanteil). Die Hauptfutterfläche pro RGVE beträgt 68 Aren und die Arbeitsproduktivität erreicht 47 kg pro Arbeitsstunde bei der Vergleichsgruppe. Vollkosten decken es auf Bei den direkten Kosten pro kg Milch liegt Bürli bei 31,8 Rp. Das sind 4,6 Rp mehr gegenüber vergleichbaren Betrieben, trotz etwas tieferen Kraftfutter- und Tierarztkosten. Grund ist der Heuzukauf. Dafür liegt er mit 48 Rp. fremden Strukturkosten 11,30 Rp. tiefer und bei den eigenen Strukturkosten mit 29,9 Rp. sogar 30,9 Rp. unter den Vergleichsbetrieben. Mit bloss 41 Aren Hauptfutterfläche pro RGVE erhält Bürli hingegen mit 19 Rp. Direktzahlungen/kg Milch bloss die Hälfte seiner Berufskollegen, dies hauptsächlich wegen dem Heuzukauf und der intensiven Nutzung der ebenen Betriebsflächen. So liegt der Betrieb schliesslich mit 14,80 Rp. Arbeitsverdienst pro kg Milch 0,90 Rp. unter den Vergleichsbetrieben. Der Milchpreis liegt mit 64,4 Rp. leicht über - 2 -
3 den Vergleichsbetrieben. Roland Bürli gibt gegenüber der BauernZeitung zu verstehen, dass der Anbau des Laufstalles für 40 Milchkühe die Spezialisierung auf Milchvieh brachte. Der Laufstall habe wesentlich zur Arbeitsentlastung und Verbesserung der Lebensqualität auf dem Gesamtbetrieb beigetragen. Die tiergerechte Aufstallung stärke die Gesundheit der Tiere, die Homöopathie ebenfalls, sodass seit drei Jahren auf Trockensteller verzichtet werden könne und die Zellzahl im guten Bereich liege. Als weitere Betriebsvereinfachung überlegt er sich, in Zukunft vielleicht den Aufzuchtvertrag aufzugeben und Milchkühe zuzukaufen. So könne der fleischbetonte Muni alle Kühe decken und gute Tränker seien gefragt. Er schätze zudem die Mastschweine, welche nicht bloss zusätzliches Einkommen, sondern auch noch willkommenen Hofdünger bringen. Aufmerksam werden die Ausführungen von Roland Bürli über Milchviehhaltung, Betriebszahlen und Strategie verfolgt. (Bild Josef Kottmann) Betriebsspiegel Betriebsleiter: Roland und Martha Bürli, Gettnau Flächen: 17,7 ha LN, Hügelzone, NW, KW, Mais, Urdinkel Viehbestand 40 Milchkühe (RH/HO), 1 Stier, Jungvieh im Aufzuchtvertrag, 160 Mastschweineplätze Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, Grossvater (72) Redaktion: Josef Kottmann, Bauernzeitung - 3 -
4 Artikel in der Bauernzeitung vom 15. Juni 2018 Hofgespräche Milchproduktion: 150'000 ist die Grenze Selektives Trockenstellen ist heute gefragt. Tierärztin Ursi Dommann erklärt wie. Am Mittwochabend fand das letzte von drei Hofgesprächen statt. Nebst der Strategie und den Vollkosten der Milchwirtschaftsbetriebe (siehe BauernZeitung vom 8. Juni), war das Trockenstellen ein Thema. Ziele für die Verwendung von Euterschutz sind die Heilung bestehender Infektion und das «prophylaktische» verhindern von Neuinfektionen. Letzteres fällt mit der Änderung der Tierarzneimittelverordnung weg, es bleibt der Zitzenversiegler als präventive Massnahme. Wir haben bei Referentin Ursi Dommann, Praxisinhaberin der AG für Tiergesundheit in Gunzwil nachgefragt. Tierärztin Dommann betreut Gross-und Kleintiere, ihre Spezialgebiete sind Bestandesbetreuung Rinder, Homöopathie und Bioresonanz. Ursi Dommann, Sie haben kürzlich anlässlich der Hofgespräche auf drei Milchwirtschaftsbetrieben zum Thema Trockenstellen referiert. Was hat es mit der Faustzahl von Zellen auf sich? Ursi Dommann: ist die wissenschaftliche Grenze, ob ein Euter als gesund oder krank angesehen wird. Und es ist zudem die Faustzahl, ob die Kuh mit Trockensteller behandelt werden sollte oder nicht. Macht man das Ganze seriös, zieht man bevor die Kuh Galt geht, den Schnitt der drei letzten Wägungen heran. Sind es unter , kann auf Antibiotika verzichtet werden. Um die Eutergesundheit eines Betriebes zu beurteilen, kann man die theoretische Tankzellzahl benutzen. Natürlich kann diese Zahl bei kleineren Beständen durch einen einzelnen Ausreisser stark beeinflusst werden. Aber grundsätzlich spricht man auch hier von einem Problem, wenn diese Zahl höher als ist. Was ist Ihr Eindruck, werden Trockensteller in der Praxis richtig eingesetzt? Das kann so nicht pauschal beantwortet werden, da sehr betriebsspezifisch. Viele Landwirte befassen sich aktuell mit der Problematik, sie sind sensibilisiert und suchen auch die Diskussion. Es kommt auch auf den Tierarzt an, ob er das Thema aktiv anspricht. Bei Problembetrieben kann es der richtige Weg sein, konsequent alle Kühe mit Trockensteller zu behandeln. Entscheidend ist, und das habe ich auch an den Hofgesprächen aufgezeigt, das ganze Management. Konkret also wie eine Kuh Galt geht. Dazu müssen Futter und Mineralstoffversorgung angepasst werden, es braucht eine saubere Liegefläche - 4 -
5 und auch Homöopathie oder Phytotherapie können in dieser Phase helfen. Kühe die «schön» Galt gehen, machen weniger Probleme. Die Eutergesundheit gewinnt in der Zucht generell an Bedeutung. Wie erleben Sie die Entwicklung der Eutergesundheit auf den Betrieben? Wir sind sicher noch nicht da, wo wir sein möchten. Das hat auch mit der Selektion zu tun. In einigen nordischen Ländern werden Kühe mit schlechter Eutergesundheit extrem strikt ausgemerzt, Antibiotika wird kaum eingesetzt. Ich sage nicht, dass dies der richtige Weg ist, aber es zeigt wie weit man gehen könnte. Bekanntlich ist die allgemeine Krankheitsanfälligkeit höher bei Tieren mit hoher Milchleistung. Die Entwicklung zu besserer Eutergesundheit wird also sicher noch Zeit beanspruchen. «Wir sind sicher noch nicht da, wo wir sein möchten»: Tierärztin Ursi Dommann über die Eutergesundheit. Redaktion: Armin Emmenegger, Bauernzeitung - 5 -
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