Scham und Beschämung (in der Schule)
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- Emilia Lange
- vor 5 Jahren
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1 (in der Schule) Katharina Zeller, Tima e.v. 13. Februar 2019 Katharina Zeller, ,
2 Tübinger Initiative für Mädchenarbeit Tima e.v. Weberstr. 8, Tübingen, Tel: 07071/763006, 1.Fachstelle mädchenstärkende Gewaltprävention Petra Sartingen, mail: 2.Fachstelle Prävention und Beratung bei Essstörungen Regine Kottmann, mail: Katharina Zeller, mail: Katharina Zeller, ,
3 Angebote der Tima e.v. Fachstelle mädchenstärkende Gewaltprävention Beratung für Mädchen, Eltern Fachkräfte Fortbildung für pädagogische Fachkräfte Elternabende Schulprojekte zur Prävention "Herzklopfen"- Prävention von Gewalt in jugendlichen Liebesbeziehungen" "Sprich mit mir" Prävention von häuslicher Gewalt Selbstverteidigungskurse Katharina Zeller, ,
4 Angebote der Tima e.v. Präventions- und Beratungsstelle bei Essstörungen Beratung für Mädchen und Jungen, Eltern, Fachkräfte zu Essstörungen bei Jugendlichen Elternabende Fortbildung für pädagogische Fachkräfte Schulprojekt zur Prävention von Essstörungen "Wer bin ich -ich bin wer!" Selbsthilfegruppe, Angehörigengruppe Katharina Zeller, ,
5 Schamgefühle entstehen im Kontakt mit anderen Menschen. Überall, wo Menschen zusammen sind und interagieren, können sie in Situationen kommen, in denen sie sich schämen. Katharina Zeller, ,
6 In der Schule kann das in allen Interaktionen passieren: Schüler*innen untereinander Lehrpersonen und Schüler*innen Schüler*innen gegenüber Lehrpersonen Im Lehrer*innenkollegium Eltern und Lehrpersonen Schulleitung und Lehrpersonen/Eltern/Schüler*innen Ansehen der Schule, Lehrpersonen in der Öffentlichkeit Katharina Zeller, ,
7 Strukturell Schamsituationen begünstigende Faktoren sind Das Hierarchiegefälle zwischen Leitung- Lehrpersonen- Eltern- Schüler*innen Die Empfehlung der Schule für den Besuch der Sonder-/ Haupt-/ Realschule Die Notengebung, Prüfungen Statt Anerkennungskultur Kultur der Beschämung/Erniedrigung (Fehler machen wird als Versagen angesehen) Katharina Zeller, ,
8 Das Wort Scham bedeutet sich zudecken, sich verbergen Scham umfasst eine große Familie von Emotionen wie Verlegenheit, Erniedrigung, Schüchternheit und alle verwandten Gefühle, die Ablehnung und/oder das Empfinden von Versagen und Unzulänglichkeit einhergehen. Katharina Zeller, ,
9 Scham entsteht im Bewusstsein des Gesehen-werdens. Man steht da wie betäubt inmitten einer Brandung und fühlt sich geblendet wie von einem großen Auge, das von allen Seiten auf uns und durch uns hindurchblickt (Nietzsche 1971) Katharina Zeller, ,
10 Scham ist ein reflexives Gefühl Es setzt die Fähigkeit voraus, eine externe Perspektive auf sich selbst einnehmen zu können. Ich schaue auf mich selbst Diese Fähigkeit ist eine grundlegende menschliche Kompetenz, die uns aber auch verletzbar macht. Sie wird entwicklungspsychologisch in den ersten Lebensjahren erworben. Katharina Zeller, ,
11 Es gibt 2 Qualitäten der Scham: 1. Scham als Hüterin der Grenzen des intimen Raumes Körperlich-emotional-geistige Situationen, in denen wir uns nicht zeigen und nicht gesehen werden wollen Körperlich: wir wollen unseren intimen Körper schützen und unseren Körperraum ( Wahlmöglichkeit für Nähe und Distanz) Emotional: wir wollen intime Gefühle (Liebesgefühle) schützen Geistig: Kreative Tätigkeiten, eigene Gedichte, Lieder etc. Texte Natürliche/gesunde Scham, aus der schützendes Handeln entstehen kann (für sich selbst und für andere) Katharina Zeller, ,
12 2. Qualität der Scham ist die Beschämung. Sie kommt von außen. Ich werde darauf hingewiesen, dass ich mich für etwas (das von außen negativ bewertet wird) vor jemandem: vor den Blicken des/der Anderen schämen soll. (der Öffentlichkeit, auch der gedachten oder vermuteten Öffentlichkeit) Katharina Zeller, ,
13 Die Gründe und Auslöser für sind kultur- und geschlechtsspezifisch beeinflusst und stehen im Zusammenhang mit den soz. Standards, den Werten und Normen, Moral und Ethik der jeweiligen Kultur bzw. Subkultur. Scham in Bezug auf Erwartungen und Normen der Gruppe, denen man nicht entsprochen hat/sich nicht angepasst hat Scham aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Person oder (stigmatisierten) Gruppe, Ethnie, Religion oder Nation Katharina Zeller, ,
14 In der Scham liegt die Anerkenntnis der Bewertung des Anderen. Ich erkenne an, dass ich bin, wofür der Andere mich hält. Das Schamgefühl ist seiner Natur nach Anerkenntnis. Ich erkenne an, dass ich bin, wie Andere mich sehen. (Sartre 1987) Katharina Zeller, ,
15 Man schämt sich für das, was man ist als ganze Person. (Schuldig fühlt man sich für das, was man getan hat) Scham ist verbunden mit dem Gefühl der Machtlosigkeit und des Verlustes der Selbstwirksamkeit Man ordnet dem Anderen, (Beschämenden, Beobachter) die Aktivität zu und sich selbst die Passivität. Katharina Zeller, ,
16 Ausdrucksformen der Scham können sein: Körperempfinden: Erröten, Schweißausbruch, Schwächegefühl in den Beinen, Erstarren, Blick senken, Atem anhalten, leise Stimme Schockempfinden u.a.m. Verbunden mit dem Impuls: sich zu verstecken, im Boden zu versinken, nicht mehr gesehen werden können (Scham bedeutet: sich verbergen) Gefühle des Ungeschütztseins, Wehrlosseins, des Ohnmächtigseins, vor allem des Unverbundenseins mit den Anderen und auch mit sich selbst. Katharina Zeller, ,
17 Mögliche Verhaltensformen, um die mit Scham verbundenen Gefühle der Ohnmacht, des Wehrlosseins abzuwehren: Arroganz, Dominanz, Verachtung, Rückzug, Wutanfälle, Neid, Schuldzuweisungen, Verleugnung, Verdrängung, Streben nach Kontrolle und Macht, Perfektionismus, unbewusstes oder bewusstes Umleiten eigener Schamgefühle auf ein anderes Opfer u.a.m. mobbing, Gewalthandlungen wie Amoklauf Katharina Zeller, ,
18 Beschämungen wirken auf alle an der Situation Beteiligten bzw. Anwesenden bzw. Beobachtenden In einer Gruppe, in der der Respekt nicht gewährleistet ist, fühlt sich niemand wohl Beschämungen wirken nach und bewirken Angst vor der nächsten Beschämung Katharina Zeller, ,
19 Wege aus Aktivität - Passivität Anerkenntnis der Bewertung? Grenzen setzen Selbstachtung Unverbunden heit vs Verbunden heit Kulturspez. Normen und Werte Geschlechts spez. Normen Gruppenzu Empathie Anerkennung von Vielfalt gehörigkeit Wahrung der Men schenrechte Katharina Zeller, ,, paper ausschließlich für Fortbildungsteilnehmer*innen
20 Je größer die Öffentlichkeit, desto größer das Schamgefühl (auch wenn man sich das nur vorstellt) Bsp. Sexting, u.a. Beschämungen in digitalen Medien Verschärfen Gefühle der Machtlosigkeit und Unverbundenseins mit Anderen, des Exponiertseins und der Verletzlichkeit, des Ungeschütztseins Gefühl der Selbstwirksamkeit geht verloren (noch stärker als in analogen Kontexten) Katharina Zeller, ,
21 Was ist das Menschlichste? Jemandem Scham zu ersparen. (F.Nietsche) Katharina Zeller, ,
22 Literatur: Baer U. & Frick-Baer G. (2000): Vom Schämen und Beschämtwerden, Neukirchen-Vlyn: Affenkönig Fuhr, R.&Gremmler-Fuhr M. (1996): Scham, eine pädagogische Herausforderung Eine Gestaltperspektive, Gestalttherapie 10/1, Marks S. (2018): Scham Die tabuisierte Emotion. Ostfildern: Patmos Nietzsche F.: (1971) Morgenröte, Nachgelassene Fragmente-Anfang 1880 bis Frühjahr 1881, Nietzsche Werke, kritische Gesamtausgabe, 5.Abtl. 1. Band (G. Colli&M.Montinari,Hg.) Berlin, de Gruyter Sartre, J.-P. (1987), Das Sein und das Nichts Versuch einer phänomenologischen Ontologie. Reinbek-Rowohlt. Schnee M. : in der Schule, Gestalttherapie 28/1, Staemmler F.-M.: Impulsseminar Scham, , unveröffentl. Manuskript Staemmler F.-M. (2015): Das dialogische Selbst, Schattauer, Stuttgart Katharina Zeller, ,
23 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Katharina Zeller, ,
24 (Anhang) Entwicklungspsychologie: Der Mensch wird am Du zum Ich (M.Buber) Das Kind braucht Bestätigung und Anerkennung von Anderen, damit es sich entwickeln kann. Die Blicke der Anderen sind die grundlegende Bestätigung, gesehen zu werden. Sie bestätigen uns in unserer menschlichen Existenz. Man wird sich nie primär seiner selbst bewusst, sondern immer zuerst über die Perspektive der Anderen. Katharina Zeller, ,
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