Neue Beschäftigungs- und Arbeitsformen
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- Marielies Sommer
- vor 5 Jahren
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1 EREV Kooperationsveranstaltung: Experten im Dialog Agenda 2023 Stephansstift Hannover, Neue Beschäftigungs- und Arbeitsformen Prof. Dr. Axel Haunschild Institut für interdisziplinäre Arbeitswissenschaft (WA - Weiterbildungsstudium Arbeitswissenschaft)
2 1. Ausgangslage: Veränderungen in der Arbeitswelt 2. Diagnosen: Entgrenzung, Arbeitskraftunternehmer und neuer psychologischer Vertrag 3. Konsequenzen für die Arbeitsgestaltung und die Personalarbeit
3 1. Ausgangslage: Veränderungen in der Arbeitswelt
4 Adolph Menzel (1875) Das Eisenwalzwerk
5 Fabrikproduktion bei Ford und in den Hawthorne- Werken
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8 Büroarbeit
9 Google Zürich
10 Google Zürich
11 ( ) Twitter - Group Workplace
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16 Sehr kurze Geschichte der Arbeit Vorindustrielle Formen der Arbeit Frühindustrielle Formen der Arbeit (ab ca. 1760) Marktbasierte Formen der Arbeit (bis ca. 1900) Industrielle und bürokratische Formen der Arbeit Tertiarisierung, IKT, Deregulierung, Globalisierung - Projektbasierte Organisationsformen - Atypische Beschäftigungsverhältnisse - Organisationsinterne Marktmechanismen
17 Neue Arbeitsund Organisationsformen bürokratische / hierarchische Organisationen hierarchische Macht, bürokratische Prozesse, Stabilität, klare Grenzen Interne Märkte (Pay for Performance, interne Kunden-Lieferanten- Beziehungen) Flexibilität, Ökonomisierung, Selbst-Kontrolle Joint Ventures, Strategische Netzwerke, dynamische Netzwerke Mobilität, kurzfristige Strukturen, Projekte, keine klaren Grenzen Normalarbeitsverhältnis Vollzeit, unbefristet, soziale Absicherung, definierter Arbeitsplatz Befristungen, Zeitarbeit, Ein-Personen-Unternehmen, Scheinselbständigkeit, Kontraktoren Kurzfristigkeit, Vermarktlichung, Mobilität (flexible Beschäftigungsverhältnisse)
18 Veränderung in der Arbeitswelt Gesellschaftliche Ebene Negative Rahmung von Markteingriffen und Gewerkschaften (neoliberaler Diskurs) Arbeitnehmer ferne politische Mehrheiten, Deregulierung Ebene der Tarifbeziehungen Abnahme der Organisationsgrade OT-Mitgliedschaften Tarifdeckungsrate sinkt Folgen Individualisierung Spaltung der Belegschaften Entsolidarisierung Verlust von Rechten und Ressourcen Kollektiver Machtverlust Ebene der Arbeitsverhältnisse Einseitige Flexibilisierung (prekäre Beschäftigungsverhältnisse) Niedriglöhne Subjektivierung Verfügbarkeitskultur Ebene der betrieblichen Steuerung Vermarktlichung Finanzialisierung Externalisierung (Outsourcing etc.) Quelle: W. Nienhüser Arbeitnehmermacht wodurch sie verloren geht und wie man sie wiedergewinnt, Vortrag Hannover,
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21 2. Diagnosen: Entgrenzung, Arbeitskraftunternehmer und neuer psychologischer Vertrag
22 Sozialwissenschaftliche Diagnosen Projekt als neuer Geist des Kapitalismus (Boltanski/Chiapello) Boundaryless Careers, Transorganisationale Arbeit (Arthur/Rousseau, Eikhof) (Digitale) Bohème (Brooks, Friebe/Lobo, Eikhof/Haunschild, Gill, Manske) Authentizitäts- und Kreativitätsimperativ (Fleming, Deutschmann, Florida, v.osten, Loacker) Entgrenzung, Subjektivierung (Kocyba/Voswinkel, Moldaschl, Voß, Warhurst et al.) Arbeitskraftunternehmer, unternehmerisches Selbst (Voß/Pongratz, Bröckling) Individualisierung, Risikogesellschaft (Bauman, Beck) McDonaldisierung, Neotaylorisierung, Digital Taylorism (Ritzer, Brown) Prekarisierung (Bourdieu, Brinkmann/Castel/Dörre, Loacker, Manske) Permanentes Ungenügen, erschöpftes Selbst (Menz/Kratzer/Dunkel, Ehrenberg)
23 Entgrenzung von Arbeit und Leben Analytische Dimension Verhältnis von Organisation und Markt Verhältnis von Betrieb und Arbeitsmarkt Verhältnis von Person und Arbeitskraft Verhältnis von Arbeit und Leben Historische Form (Fordismus) Betrieb Normalarbeitsverhältnis Fremdorganisierte Arbeit Dualität von Erwerbsarbeit und privater Lebenswelt Veränderung der Arbeit vom integrierten zum dezentralen und vermarktlichten Unternehmen vom Normalarbeitsverhältnis zu flexiblen Erwerbsformen von der Fremdorganisation zur Selbstorganisation und subjektivierten Arbeit von der Trennung zur Verschränkung von Erwerbsarbeit und Leben Kratzer & Sauer 2003
24 Der Arbeitskraftunternehmer G. Günter Voß Der Arbeitskraftunternehmer nimmt seine Arbeit selbst in die Hand und wartet nicht, bis der Chef ihm sagt, was er zu tun hat. Ein Arbeitskraftunternehmer sieht sich selbst als Produkt, das man entwickeln und auch verkaufen muss. Man ist also Unternehmer seiner selbst und zeigt ein Marktverhalten.
25 Merkmale des Arbeitskraftunternehmers Selbst-Kontrolle: Wie sie die Arbeit machen ist gleich Hauptsache das Ergebnis stimmt! Selbst-Ökonomisierung: Sie bleiben nur so lange, wie sie nachweisen und sicherstellen, dass sie gebraucht werden und Profit erwirtschaften! Verbetrieblichung der Lebensführung: Wir brauchen sie voll und ganz und zu jeder Zeit und dazu müssen sie ihr Leben voll im Griff haben! Quelle: Voß, G.G. / Pongratz H. J. 1998
26 Wandel des psychologischen Vertrages (PV) Unternehmung Arbeitnehmer Beschäftigungssicherheit, Bezahlung nach Seniorität alter PV relational Zuverlässigkeit, Loyalität Flexibilisierung der Beschäftigung und Entlohnung neuer PV transaktional Opportunismus, employability
27 3. Konsequenzen für die Arbeitsgestaltung und die Personalarbeit
28 (Neue) Herausforderungen Insgesamt: Schneller Wandel in der Arbeitswelt, d.h. Auflösung vertrauter Strukturen Beschäftigungs-Segmente, d.h. heterogene Entwicklungen + Zunahme von Freiheitsgraden, Selbststeuerung, herausfordernde Arbeit, Teamarbeit Arbeitsintensivierung, Flexibilisierung, Marktdruck, Kontrolle durch Kennzahlen, Individualisierung, befristete Beziehungen, Prekarisierung Neue Belastungs- und Beanspruchungsformen Steigende (arbeitswissenschaftliche) Kompetenzanforderungen an diejenigen, die Arbeit gestalten
29 Quelle: IG Metall, 2012 DGB-Index Gute Arbeit für 2011
30 Quelle:
31 Burnout als Folge der Entkopplung von Leistungsfähigkeit und Leistungsanforderungen hoher Arbeitsintensität bei geringer Handlungsautonomie individueller Selbstzurechnung strukturell verursachter Misserfolge fehlender sozialer Unterstützung von Arbeitsanforderungen, die eigenen professionellen Standards widersprechen Strukturelle Ursachen und individuelle Bewältigungsstrategien
32 Was sagt die Arbeitswissenschaft? Arbeit, die motiviert und gesund erhält... Freiheit... macht Sinn... ist transparent... eröffnet Spielräume... berücksichtigt Unterschiede... ist in der Regel im vorgegebenen Rahmen gut zu bewältigen... lässt Anforderungs- und Belastungswechsel zu... bietet positive Herausforderungen... sieht Unterstützung vor... ermöglicht Erfolg und Anerkennung... wird wertgeschätzt. (E. Wienemann) Gemeinschaft Anerkennung Respekt Gerechtigkeit
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