Ein Leitfaden für die Praxis. AUSBILDUNGSAbbrüche. Die Verbundpartner. Gefördert durch
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- Gerrit Abel
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1 Ein Leitfaden für die Praxis AUSBILDUNGSAbbrüche vermeiden Die Verbundpartner Gefördert durch
2 Inhalt Projekt VISA Vielfalt in Schule und Ausbildung 3 Vorwort Vorzeitige Vertragslösung Ausbildungsabbruch Wie viele echte Abbrecher sind unter den Vertragslösungen zu finden Zeitpunkt der vorzeitigen Vertragslösungen Von wem werden Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst? Gründe für die Vertragslösung Merkmale der Lösungsquoten und (Risiko-) Faktoren einer vorzeitigen Vertragslösung Lage auf dem Ausbildungsmarkt Regionale Unterschiede Unterschiede nach Wirtschaftsbereichen (Zuständigkeit) Vertragslösungen im Verhältnis zur Betriebsgröße Vertragslösungen nach Ausbildungsberufen Lösungsquoten nach Schulabschluss Lösungsquoten nach Geschlecht Lösungsquoten nach Staatsangehörigkeit Resümee Tabellenanhang Diversity in der Berufsausbildung - Chance und Hürde Benachteiligung und Diskriminierung Diversity-Management Diversity-Management und Fachkräftemangel Best Practice Beispiele Handlungsleitfaden Kultursensible Familienarbeit Ausgangslage Erziehungsziele der Eltern Kommunikation Partnerschaftliches Verhältnis zwischen Eltern, Lehrern und Betrieben Haltung in der Elternarbeit Hohen Stellenwert der dualen Ausbildung verdeutlichen Strukturelle Voraussetzungen Schaffung von Arbeitsbedingungen, die eine zeitaufwendige Elternarbeit fördern Schaffung von Mitspracherechten für Eltern mit Migrationshintergrund Muttersprachlicher Elterninformationsabend Familienarbeit in Extremsituationen Kultursensible Familienarbeit im Kinderschutz Kultursensible Familienarbeit bei Zwangsverheiratung Herausforderung und Chance Anhang Leitfaden Berufsorientierung Prozesskette Vermeidung von Abbrüchen Fragebogen Abbruch Impressum
3 Das XENOS Verbundprojekt ViSA Vielfalt in Schule und Ausbildung Im Rahmen des Verbundprojekts ViSA Vielfalt in Schule und Ausbildung arbeitet die Münchner Volkshochschule als Leadpartnerin zusammen mit den Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft, dem Euro-Trainings-Centre und dem Evangelischen Migrationszentrum im Griechischen Haus. Das XENOS-Verbundprojekt ViSA Vielfalt in Schule und Ausbildung richtet sich an benachteiligte Jugendliche und junge Erwachsene mit und ohne Migrationshintergrund in München. Die Jugendlichen werden durch Qualifikationsangebote und Beratung dabei unterstützt, den Übergang Schule Ausbildung sowie Ausbildung Beruf erfolgreich zu meistern und sich eine eigene Lebensperspektive aufzubauen. Insbesondere wird die Wichtigkeit kultureller und sozialer Vielfalt hervorgehoben, um junge Menschen zu einer aktiven gesellschaftlichen Teilhabe zu ermutigen. Durch Kooperationen mit den Partnern des dualen Ausbildungssystems werden die Arbeitsmarktakteure für das Thema Interkulturalität sowie die konstruktive Nutzung sozialer Vielfalt (Diversity) für den Unternehmenserfolg sensibilisiert. In intensiver Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen und Communities vor Ort werden Angebote bedarfsgerecht weiterentwickelt und es wird für eine höhere Transparenz im Bildungssystem gesorgt. Das Projekt ViSA Vielfalt in Schule und Ausbildung arbeitet dazu mit allen relevanten Akteuren zusammen, wie zum Beispiel mit Ausbildungsbetrieben und Kammern, der Agentur für Arbeit, Bildungsträgern, ehrenamtlichen Akteuren sowie den Referaten der Landeshauptstadt München. Diese vielfältigen Kooperations- und Vernetzungswege geben neue Impulse für die konzeptionelle Weiterentwicklung und die nachhaltige Wirkung der Projekte in den Übergangssystemen. Ziele Qualifizierung und Beratung von benachteiligten Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit und ohne Migrationshintergrund Stärkung von interkulturellen Kompetenzen zur Verbesserung der individuellen Chancen auf dem Arbeitsmarkt Sensibilisierung der Akteure auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt für die Themen Interkulturalität und soziale Vielfalt (Diversity) Prävention gegen Ausgrenzung und Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft Vernetzung und Kooperation mit Migrantenorganisationen Die Verbundpartner Das Projekt ViSA Vielfalt in Schule und Ausbildung wird gefördert im Rahmen des Bundesprogramms XENOS Integration und Vielfalt durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds. 3
4 Vorwort Gelöste Ausbildungsverträge haben immer für mindestens einen Vertragspartner negative Auswirkungen. Besonders brisant wird es, wenn durch eine Vertragslösung eine Ausbildung komplett abgebrochen wird. Dies kann für den Jugendlichen einen Knick in seinem beruflichen Werdegang, mit all seinen Risiken, bedeuten und für den Betrieb geht ein potentieller zukünftiger Facharbeiter verloren. Diese Broschüre gibt einen Überblick über die Ergebnisse aktueller Untersuchungen zum Thema vorzeitige Vertragslösungen, beleuchtet das wichtige Thema Diversität in der Ausbildung, die zu diesem Kontext dazugehörende kultursensible Familienarbeit und liefert mit dem Leitfaden Berufsorientierung und der Prozesskette Abbrüche vermeiden zwei ausgewählte Arbeitshilfen. Der Raum München ist, dank einer starken Wirtschaft, mit einem entsprechenden Ausbildungsmarkt, in einer vergleichsweise guten Situation. Jedoch können aktuelle Erkenntnisse, aus meist deutschlandweiten Erhebungen, oftmals nicht übertragen werden, was eine Planung erschwert. So kommt es beispielsweise in manchen Berufsfeldern zu Engpässen, was den Nachwuchs an Auszubildenden betrifft. Angehängt ist außerdem der nach einem Pestest überarbeitete Fragebogen zu Ausbildungsabbrüchen. Er wurde entwickelt und an Berufsschulen getestet, da sich bei der Erstellung des Überblicks gezeigt hat, dass es keine regionalen und ausbildungsberufsspezifischen Erhebungen für München gibt. Ein Arbeitsschwerpunkt der beiden Teilprojekte von ViSA- Vielfalt in Schule und Ausbildung des ETC e.v. und der bfz ggmbh war, wie Vertragslösungen im Allgemeinen und Abbrüche im Besonderen frühzeitig verhindert werden können. Hierfür wurden sowohl wissenschaftliche Untersuchungen, als auch Erfahrungen aus der alltäglichen Arbeit möglichst vieler Akteure der dualen Ausbildung zusammengetragen und daraus verschiedene schriftliche Produkte erstellt. Alle diese Produkte können nach Fertigstellung auf der ViSA-Hompage angeschaut und heruntergeladen werden. 4
5 Vorzeitige Vertragslösung Ausbildungsabbruch Die vorzeitige Lösung von Ausbildungsverträgen (kurz Vertragslösung) ist in ein Phänomen, mit dem sich die Akteure der Berufsausbildung und die Fachöffentlichkeit seit vielen Jahren beschäftigen, allen voran das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Angesichts der Größenordnung dieses Problems, fast ein Viertel der Ausbildungsverträge werden vorzeitig gelöst, und der beständigen Zunahme der Lösungsrate in den letzten Jahren scheint dies auch dringend notwendig. Im Datenreport des BIBB zum Berufsbildungsbericht 2013 heißt es dazu: Zwar sind Vertragslösungen nicht gänzlich vermeidbar und können durchaus notwendig und sinnvoll sein, dennoch erscheinen Bemühungen zur Vermeidung von vorzeitigen Vertragslösungen aus verschiedenen Gründen erforderlich. Vertragslösungen bedeuten immer auch einen Ressourcenverlust und können stark demotivierende Effekte zur Folge haben, im schlimmsten Fall führen sie zum Ausstieg aus der Bildungsbeteiligung sowohl der Jugendlichen als auch der Ausbildungsbetriebe. Dabei haben sich die Akzente bei der Betrachtungsweise dieses Problems in den letzten Jahren verschoben. Während sich vor 10 Jahren, in Zeiten knapper Ausbildungsstellen, das Interesse vor allem auf die Ausschöpfung der vorhandenen Ausbildungsressourcen bezogen hat, werden die Vertragslösungen gegenwärtig vor dem Hintergrund des (drohenden) Fachkräftemangels diskutiert und haben dabei an Bedeutung und Aufmerksamkeit gewonnen. Für die unmittelbar Beteiligten, die Jugendlichen und die Ausbildungsbetriebe, ist die Problemstellung dagegen grundsätzlich gleich geblieben. Für die Betriebe stellen die vorzeitigen Vertragslösungen eine materielle und ggf. auch ideelle Belastung dar. Die materielle Belastung besteht einerseits in den bereits investierten Ausbildungskosten, dem Verlust von Arbeitskapazität und den damit verbundenen Kosten für die Akquise und Einarbeitung neuen Personals. Die ggf. eintretende ideelle Belastung besteht aus einem befürchteten oder realen Imageverlust, der insbesondere kleine Betriebe betreffen kann. Was eine vorzeitige Vertragslösung für die Jugendlichen bedeutet, muss differenziert betrachtet werden, in der Regel ist sie zumindest mit Frustration verbunden, auch wenn die Vertragslösung für sie ggf. eine notwendige Lösung ist, um beispielsweise Fehlentscheidungen bei der Berufswahl zu korrigieren. Welche Folgen eine Vertragslösung für die Jugendlichen hat, hängt entscheidend davon ab, ob sie im Anschluss im Ausbildungssystem bleiben, oder ob sie als echte Abbrecher ihre Ausbildungslaufbahn beenden und eine Tätigkeit aufnehmen oder in die Arbeitslosigkeit übergehen. Vertragslösungen sind daher nicht mit einem Ausbildungsabbruch gleichzusetzen! (Quelle: 5
6 Ein Großteil der Vertragslöser schließt erneut einen Ausbildungsvertrag im dualen System ab, andere wechseln in eine schulische Ausbildung oder beginnen ein Studium. Die echten Abbrecher dagegen haben einen unsicheren und wenig zukunftsfähigen Berufsweg vor sich. Ihre Risiken sind: häufig unterbrochene Berufsverläufe, geringes Einkommen und ein hohes Arbeitslosenrisiko. Risiken die sich nach den Prognosen zur Entwicklung des Arbeitsmarktes in Zukunft noch verschärfen werden. Wie viele echte Abbrecher sind unter den Vertragslösungen zu finden Wie viele Jugendliche zu den echten Abbrechern gehören, kann aus den Daten der Berufsbildungsstatistik nicht abgeleitet werden, da hier keine echten personenbezogenen Verlaufsdaten vorliegen. Hier liefern einige regionale Felduntersuchungen Daten, die auf die Größenordnung dieser Gruppe schließen lassen. Nach einer aktuellen Felduntersuchung des Deutschen Handwerksinstituts, die auf einer schriftlichen Befragung von Auszubildenden mit vorzeitig gelösten Verträgen (n = 560) und Ausbildungsbetrieben (n = 841) aus dem Handwerk im Bereich der HWK München und Oberbayern basiert, sind unter den Befragten rund 22 Prozent als echte Abbrecher zu bezeichnen, die nach der vorzeitigen Vertragslösung keine Ausbildung mehr absolviert haben und dies auch nicht mehr vorhaben. Eine Studie des Westdeutschen Handwerkskammertags aus dem Jahr 2002 auf Basis einer EMNID-Befragung von 400 Ausbildungsabbrechern, darunter 270 echte Abbrecher, d. h. diese Jugendlichen hatten ihre Ausbildung komplett abgebrochen und waren nicht direkt in einen anderen Betrieb gewechselt, hat folgende Ergebnisse geliefert. Von den echten Abbrechern haben: 5 % ihre Ausbildung nach einiger Zeit im selben Beruf aber in einem anderen Betrieb fortgesetzt 27 % haben eine Ausbildung in einem anderen Beruf begonnen 7 % haben ihre schulische Ausbildung fortgesetzt bzw. ein Studium begonnen 27 % haben eine Tätigkeit aufgenommen 24 % waren arbeitslos, davon 9 % in einer Maßnahme der Agentur für Arbeit Von den echten Abbrechern, die sich nicht in Ausbildung befunden haben, wollten 72 % wieder eine Ausbildung zu beginnen, davon 14 % im ursprünglichen Ausbildungsberuf. Eine Befragung der Forschungsgruppe I:BB in Zusammen- arbeit mit und im Bereich der IHK Osnabrück-Emsland von Abbrechern bzw. Vertragslösern im Jahr 2008 (n = 159) ergab, dass 44,7 % von ihnen ihre Ausbildung in einem anderen Betrieb fortgesetzt haben. Eine Berufsfachschule besuchten 14,5 %, 7 % besuchten eine weiterführende Schule, 5 % haben ein Studium begonnen. 13,2 % haben eine Beschäftigung als Un- oder Angelernte aufgenommen, 13 % waren arbeitslos. Weitere Hinweise auf die Größenordnung des Problems liefert die BIBB-Übergangsstudie 2011, die als retrospektive Längsschnitterhebung die Daten von Personen im Alter von 18 bis 24 Jahren im Rahmen von Telefoninterviews erfasst und mittels statistischer Methoden auf die Gesamtheit der Auszubildenden hochrechnet. Demnach beenden 12 % der Auszubildenden ihre erste duale Berufsausbildung ohne Abschluss, wobei dieser Wert aus methodisch-statistischen Gründen zu einer gewissen Unterschätzung tendiert. Die Differenz des hier dargestellten Wertes zu der ca. doppelt so hohen Zahl der Vertragslösungen erklärt sich u. a. damit, dass Betriebswechsel während der Ausbildung im selben Beruf hier nicht berücksichtigt werden. (BIBB-Report 21/13, Beicht, Walden, Duale Berufsausbildung ohne Abschluss Ursachen und weiterer bildungsbiografischer Verlauf, Bonn 2013). Zeitpunkt der vorzeitigen Vertragslösungen Über den Zeitpunkt, wann es zu den Vertragslösungen kommt, gibt die Berufsbildungsstatistik Auskunft. Demnach erfolgen 64,8 % der Vertragslösungen innerhalb der ersten 12 Monate, 33,7 % der Verträge werden innerhalb der ersten vier Monate (Probezeit) gelöst und 31,1 % zwischen dem fünften und zwölften Monat. Auf das zweite Jahr fallen 24,7 % der Lösungen, 10,5 % werden zu einem späteren Zeitpunkt gelöst. (BIBB Datenreport 2013, Berichtsjahr 2011) In der Hälfte der Fälle vergingen zwischen den ersten Überlegungen bis zum Abbruch nicht mehr als 2 Monate (DHI-Analyse 2013, Handwerk). Da die Reaktionszeit bei einem drohenden Abbruch sehr kurz ist, spricht einiges für präventive Maßnahmen und im Ernstfall für unbürokratische Unterstützungsleistungen. Der Zeitpunkt der Vertragslösungen hat auch finanzielle Auswirkungen. Aus Sicht der Betriebe stellen die Vertragslösungen immer einen Verlust dar, der laut einer BIBB-Modellrechnung für das Jahr 2007 mit einer halben Milliarde Euro beziffert werden kann (BIBB-Report 21/2013; Schöngen BIBB/BWP 5/2003). Da die die finanzielle Belastung der Betriebe zu Beginn der Ausbildung besonders hoch ist, da die Ausbildungskosten hier noch nicht durch eine entsprechende Arbeitsleistung bzw. Wertschöpfung kompensiert 6
7 werden, ist die hohe Zahl der Vertragslösungen im ersten Ausbildungsjahr eine besondere Bürde für die Betriebe. Für die Auszubildenden kann der Zeitpunkt der Vertragslösung Auswirkungen auf ihre weitere berufliche Laufbahn haben, z. B. wenn aufgrund des Alters und/oder der finanziellen Situation eine erneute Berufsausbildung nicht mehr in Betracht kommt. Von wem werden Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst? Zu einer Lösung des Vertrags kann es sowohl seitens des Auszubildenden als auch des Ausbildungsbetriebes oder in beiderseitigem Einvernehmen kommen. ( ) Nach 22 BBiG kann ein Ausbildungsverhältnis während der Probezeit (maximal 4 Monate) von beiden Seiten jederzeit und ohne Einhalten einer Kündigungsfrist gekündigt werden. Nach der Probezeit ist eine ordentliche Kündigung nur noch seitens der Auszubildenden möglich; will der Ausbildungsbetrieb den Vertrag auflösen, muss dieser in Anbetracht der besonderen Bedeutung des Ausbildungsverhältnisses für die berufliche Entwicklung erst einen wichtigen Grund vorlegen. (BIBB, Datenreport 2013 zum Berufsbildungsbericht) Diese Regelung mag mit dazu beitragen, dass die Initiative zur Vertragslösung meist von den Auszubildenden ausgeht. Die Ergebnisse der dazu durchgeführten Befragungen (Emnid 2002, BIBB 2003, I:BB 2009, DHI 2013) weichen zwar in den einzelnen Werten und was die Antworten der Ausbilder und der Auszubildenden betrifft voneinander ab, die Tendenz ist bei diesen Befragungsergebnissen aber eindeutig. In ca. der Hälfte der Fälle geht der Wunsch nach Vertragslösung von den Auszubildenden aus, in ca. 30 % vom Betrieb und in ca. 20 % werden die Verträge im gemeinsamen Einverständnis gelöst. Gründe für die Vertragslösung Bei den Gründen für die vorzeitige Vertragslösung ist es notwendig, zwischen den Gründen aus Sicht der (ehemaligen) Auszubildenden und Betriebe zu differenzieren, da die Sichtweisen beider Seiten deutlich voneinander abweichen. Die bereits erwähnten jüngeren Befragungen des I:BB im Bereich der IHK Osnabrück-Emsland und des DHI im Bereich der HWK München/Oberbayern unterscheiden zudem zwischen betriebsbezogenen, beruflichen, schulischen und persönlichen Gründen (I:BB), das DHI hat zusätzlich noch nach den vertraglichen und gesundheitlichen Gründen gefragt. Bei den betrieblichen bzw. vertraglichen Gründen werden von den Auszubildenden vorrangig folgende Gründe genannt: Konflikte mit Ausbildern und Kollegen mangelnde Vermittlung der Ausbildungsinhalte unbezahlte Überstunden zu viele ausbildungsfremde und Routinetätigkeiten ungünstige Urlaubsregelungen Überforderung Unterforderung zu schwere körperliche Arbeit Konflikte mit anderen Azubis Bei den beruflichen Gründen ist vor allem die Frage, ob der Wunschberuf auch der Ausbildungsberuf ist, und die Attraktivität des Berufs für das Abbruchrisiko mit entscheidend. Der Tatsache, dass der Ausbildungsberuf nicht der Wunschberuf war, messen 25 bzw. 21 Prozent der befragten Jugendlichen eine wesentliche Bedeutung für die Vertragsauflösung bei. Ein weiterer Aspekt der vorzeitigen Vertragsauflösungen sind die (ungünstigen) Arbeitszeiten, die insbesondere in der Gastronomie und teilweise auch im Handel für die hohen Lösungsquoten in diesen Berufsfeldern (mit-) verantwortlich sind. Eine untergeordnete Rolle spielen dagegen Aspekte wie Aufstiegschancen, Einkommenserwartung und Beschäftigungsaussichten. Schulische Gründe haben auf die vorzeitigen Vertragslösungen nur einen geringen Einfluss. Hier sind es zum Teil die Über- oder Unterforderung in den heterogenen Klassen der Berufsschule und die Prüfungsangst, die Vertragslösungen mit beeinflussen. Die Betriebe bzw. Ausbilder sehen die Gründe für die vorzeitigen Vertragslösungen in vielen Punkten anders. Für sie sind es vor allem die nicht ausreichenden Leistungen der Auszubildenden, die für die Vertragslösung verantwortlich sind. Es folgen unentschuldigte Fehlzeiten, wiederholte Unpünktlichkeit, mangelndes Sozialverhalten (Umgangsformen) und nicht ausreichende Teamfähigkeit. Die Konflikte mit Ausbildern und Kollegen, die von den Auszubildenden als Hauptgrund der Vertragslösungen gesehen werden, beurteilen die Betriebe und Ausbilder aus einer anderen Perspektive, für sie spielt dies nur eine untergeordnete Rolle, ebenso wenig sehen sie ihren Anteil am Zustandekommen dieser Konflikte. Auch die Ursachen für andere Kritikpunkte wie Überstunden, Routinearbeiten, Leistungsdruck etc. betrachten sie mehr als mangelnde Leistungsbereitschaft und fehlende Motivation der Auszubildenden. Aus Sicht der Auszubildenden haben die betrieblichen Gründe das stärkste Gewicht, dem folgen persönliche Gründe, berufliche Gründe und zum Schluss schulische Gründe, die aber nur eine untergeordnete Rolle spielen. Es scheint so, dass die Gründe der Auszubildenden für die vorzeitige Vertragslösung den Betrieben oft nicht richtig bekannt sind und daher auch nicht wahrgenommen werden. Die Betriebe wissen in vielen Fällen nicht, was die Auszubildenden zur Vertragslösung bewegt (hat). 7
8 Merkmale der Lösungsquoten und (Risiko-) Faktoren einer vorzeitigen Vertragslösung Lage auf dem Ausbildungsmarkt Der Datenreport 2013 zum Berufsbildungsbericht weist auf ein über die Jahre beobachtbares Phänomen hin, eine steigende Lösungsquote bei einer Entspannung am Ausbildungsstellenmarkt. Dies könnte die in den letzten Jahren kontinuierlich steigende Quote erklären, eine ursächliche Begründung für die steigende Lösungsquote lässt sich daraus aber nicht ableiten. Regionale Unterschiede Im Widerspruch zur Steigerung der Lösungsquote bei besseren Wahlmöglichkeiten stehen die Unterschiede bei den länderspezifischen Lösungsquoten. Gerade die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern mit den besten Bedingungen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt weisen die niedrigsten Lösungsquoten auf (20,9 und 21,1 Prozent), während Länder mit deutlich schwierigeren Bedingungen auf dem Ausbildungsmarkt wie z. B. Berlin und Mecklenburg-Vorpommern die höchsten Quoten verzeichnen (33,6 und 33,9 Prozent). Land Lösungsquote Land Lösungsquote Baden-Württemberg 20,9 Sachsen 27,5 Bayern 21,1 Hamburg 28,2 Hessen 23,2 Saarland 29 Bremen 23,5 Thüringen 29,6 Nordrhein-Westfalen 23,5 Brandenburg 29,9 Niedersachsen 23,6 Sachsen-Anhalt 31 Reinland-Pfalz 26,5 Berlin 33,6 Schleswig-Holstein 27,2 Mecklenburg-Vorpommern 33,9 Bundesgebiet 24,4 (Quelle: BIBB Datenreport 2013 zum Berufsbildungsbericht) Unterschiede nach Wirtschaftsbereichen (Zuständigkeit) Betrachtet man das Lösungsgeschehen unter dem Gesichtspunkt der verschiedenen Zuständigkeitsbereiche (Kammern) werden deutliche Unterschiede erkennbar. Die folgende Tabelle zeigt die Lösungsquote in % der begonnenen Ausbildungsverträge nach Zuständigkeitsbereichen Industrie und Handel Handwerk Öffentlicher Dienst Freie Berufe Landwirtschaft Hauswirtschaft Bundesgebiet 22,1 31,1 6,1 22,1 23,7 25,3 24,4 Bayern 18,3 27,1 3,6 14,4 24,8 17,1 21,1 Insgesamt (Quelle: BIBB Datenreport 2013 zum Berufsbildungsbericht) 8
9 Die nachfolgende Grafik zeigt die Verteilung der Ausbildungsverhältnisse auf die jeweiligen Zuständigkeitsbereiche in Bayern seit Dabei ist eine Verschiebung bei der Anzahl der Ausbildungsplätze vom Handwerk zu Industrie und Handel erkennbar. Durch den Rückgang an Ausbildungsplätzen im Handwerk, die von Vertragslösungen besonders stark betroffen sind, müsste demzufolge ein positiver Trend bei der Lösungsquote sichtbar werden. Die tatsächlich ansteigende Tendenz von Vertragslösungen gibt somit Anlass zur Sorge. (Quelle: Diese sehr deutlichen Unterschiede bei den Lösungsquoten setzen sich fort bzw. werden bestätigt, wenn man die Lösungsquote unter dem Gesichtspunkt der Betriebsgröße betrachtet. 9
10 Vertragslösungen im Verhältnis zur Betriebsgröße Mit der Größe der Ausbildungsbetriebe nimmt die Abbruchquote statistisch deutlich ab. Während Ausbildungsabbrüche in großen Unternehmen eine Seltenheit sind, ist dieses Risiko in Kleinst- und Kleinbetrieben unverhältnismäßig hoch. Die zeitlichen und personellen Ressourcen für die Betreuung der Auszubildenden sind in kleinen Unternehmen oft besonders knapp. Man kann sich dort aber auch nicht einfach aus dem Weg gehen umso mehr kommt es auf eine möglichst reibungslose und konfliktfreie Zusammenarbeit an. (JOBSTARTER REGIONAL, 3/2010, S. 7) Untermauert wird dies durch die Untersuchung des I:BB im IHK Bezirk Osnabrück-Emsland. Demnach entfallen dort ca. 2/3 der vorzeitigen Vertragslösungen auf Kleinst- und Kleinbetriebe und nur 8,5 % auf Großbetriebe. Der Zusammenhang zwischen Betriebsgröße und Lösungsquote wird zudem deutlich, wenn man die Lösungsquoten einzelner Berufsgruppen im Handwerk und der Industrie vergleicht. So lag die Lösungsquote bei den dreieinhalbjährigen Metall- und Elektroberufen in der Industrie bei 9,6 %, im Handwerk dagegen bei 23,2 %. (BIBB Datenblätter zur Berufsbildung, 2009) In der Folge einer Vertragslösung ergibt sich ein anderes Bild: Nur 44% der Vertragslöser aus größeren mittelständischen oder Großbetrieben können ihre Ausbildung fortsetzen, während dies bei 55% der Ausbildungsabbrecher aus Kleinstbetrieben der Fall war. Konkurslehrlinge finden relativ problemlos einen Ausbildungsbetrieb (in ca. 75 % der Fälle), bei dem sie ihre Ausbildung beenden können, da sie nicht nur unverschuldet in diese Situation geraten sind, sondern in der Regel bereits qualifiziert sind und ihre Anstellung staatlich subventioniert wird. Hier wurden nur 9% arbeitslos. (Schöngen BIBB/BWP 5/2003) Vertragslösungen nach Ausbildungsberufen Einen entscheidenden Einfluss auf den Ausbildungsverlauf besitzt offensichtlich der gewählte Ausbildungsberuf, wobei die Möglichkeiten der Berufswahl wiederum von den Merkmalen der Auszubildenden wie Schulabschluss, Herkunft, Geschlecht, der Region und Marktlage etc. abhängig sind. Die Unterschiede bei den Lösungsquoten in den verschiedenen Berufen sind sehr signifikant und relativ konstant, wenn man die Vorjahre in die Betrachtung einbezieht. Unter den Berufen mit sehr hohen Lösungsquoten von ca. 44 % bis 51 % sind vor allem die Berufe des Hotelund Gaststättengewerbes (Restaurantfachmann/Restaurant-fachfrau, Koch/Köchin, Fachkraft im Gastgewerbe) sowie weitere primäre Dienstleistungsberufe (Fachkraft für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice, Fachkraft für Schutz und Sicherheit, Servicekraft für Schutz und Sicherheit, Kosmetiker/Kosmetikerin, Gebäudereiniger/Gebäudereinigerin, Berufskraftfahrer /Berufskraftfahrerin und Friseur/ Friseurin) vertreten. Dagegen weisen neben den Ausbildungsberufen des öffentlichen Dienstes (Verwaltungsfachangestellter/ Verwaltungsfachangestellte, Fachangestellter/ Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste, Fachangestellter/Fachangestellte für Bürokommunikation) vor allem sekundäre Dienstleistungsberufe (Bankkaufmann/Bankkauffrau, Technischer Systemplaner/Technische Systemplanerin, Technischer Produktdesigner/Technische Produktdesignerin) mit 4 % bis 7 % sehr niedrige Lösungsquoten auf. Aber auch bei einigen technischen Produktionsberufen (Elektroniker/Elektronikerin für Automatisierungstechnik, Fluggerätmechaniker/ Fluggerätmechanikerin, Chemikant/ Chemikantin) war der Anteil vorzeitig gelöster Ausbildungsverträge mit 5 % bis 7 % sehr gering. Ausbildungsberufe mit den höchsten Lösungsquoten Restaurantfachmann/Restaurantfachfrau Fachkraft für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice Fachkraft für Schutz und Sicherheit Lösungsquote Ausbildungsberufe mit den niedrigsten Lösungsquoten 51 Verwaltungsfachangestellter/-e 50,9 Fachangestellter/-e für Medien- und Informationsdienste 49,5 Elektroniker/-in für Automatisierungstechnik Koch/Köchin 49,4 Fluggerätmechaniker/ Fluggerätmechanikerin Servicekraft für Schutz und Sicherheit Kosmetiker/Kosmetikerin 45 Technischer Systemplaner/ Systemplanerin 47 Bankkaufmann/Bankkauffrau Gebäudereiniger/Gebäudereinigerin 44,3 Technischer Produktdesigner/ Produktdesignerin Friseur/Friseurin 44,2 Forstwirt/Forstwirtin 6,5 Fachkraft im Gastgewerbe 44 Fachangestellter/-e für 6,6 Bürokommunikation Berufskraftfahrer/Berufskraftfahrerin 43,7 Chemikant/Chemikantin 6,9 Lösungsquote 3,7 4,1 4,8 5,7 6,1 6,1 6,2 10
11 Ausbildungsberufe Verwaltungsfachangestellte/-r 3,70% Bankkaufmann/-kauffrau 6,10% Elektroniker/-in für Betriebstechnik 7,50% Industriemechaniker/-in 7,70% Mechatroniker/-in 7,90% Industriekaufmann/-kauffrau 8,00% Landwirt/-in 11,9 %* Kaufmann/Kauffrau im Groß- und Außenhandel 13,60% Fachinformatiker/-in 14,00% Pharmazeutisch-kaufmännische/-r Angestellte/-r 15,6 %* Zerspanungsmechaniker/-in 16,7 %* Kaufmann/Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung 16,90% Mediengestalter Digital und Print (Bild und Ton) 17,4 %* Fahrzeuglackierer/-in 19,3 %* Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzen 19,30% Kaufmann/Kauffrau für Dialogmarketing 19,4 %* Fachkraft für Lagerlogistik 20,40% Augenoptiker/-in 20,5 %* Maurer/-in 20,8 %* Kraftfahrzeugmechatroniker/-in 21,60% Medizinische/-r Fachangestellte/-r 21,70% Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel 22,00% Steuerfachangestellte/-r 22,30% Hauswirtschafter/-in 23,1 %* Kaufmann/Kauffrau für Bürokommunikation 23,20% Bürokaufmann/-kauffrau 23,60% Maschinen- und Anlagenführer/-in 23,6 %* Kraftfahrzeugservicemechaniker/-in 23,7 %* Zahntechniker/-in 24,8 %* Tiermedizinische/-r Fachangestellte/-r 25,3 %* Zahnmedizinische/-r Fachangestellte/-r 25,60% Rechtsanwaltsfachangestellte/-r 25,8 %* Gärtner 26,30% Tischler/-in 26,80% Elektroniker/-in 28,40% Fachlagerist/-in 29,90% Verkäufer/-in 31,10% Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik 31,20% Metallbauer/-in 32,30% Bäcker/-in 34,4 %* Fachmann/Fachfrau für Systemgastronomie 36,7 %* Maler/-in und Lackierer/-in 37,00% Hotelfachmann/-fachfrau 39,20% Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk 39,70% Fachkraft für Gastgewerbe 42,7 %* Friseur/-in 44,20% Restaurantfachmann/-fachfrau 47,60% Koch/Köchin 49,40% Duale Ausbildungsberufe insgesamt 24,40% Vertragslösungsquoten (2011 / *2009) 11
12 Betrachtet man die am stärksten besetzten Ausbildungsberufe des dualen Systems, die zusammen weit mehr als die Hälfte aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge umfassen, so zeigt sich auch hier die große Bandbreite an Lösungsquoten von 4 % (Verwaltungsfachangestellte/-r) bis 49 % (Koch/Köchin). Auf einen Zusammenhang zwischen den sehr unterschiedlichen Lösungsquoten der verschiedenen Berufe und den Ausbildungsmodellen (Investitions- und Produktionsmodell) inklusive der damit verbundenen Ausbildungskosten hat Frau Dr. Uhly (BIBB) in ihrem Vortrag auf der Fachkonferenz Beratung als innovative Prävention von Ausbildungsabbrüchen der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit im Oktober 2013 hingewiesen. In einer bislang unveröffentlichten Studie hat sie die finanziellen Aspekte der Berufsausbildung bei 51 Berufen untersucht und die Kosten bzw. Erträge der Ausbildung mit den Lösungsquoten verglichen. Berufe mit Nettoerträgen weisen dabei eine Lösungsquote von 29,8 Prozent auf. Darunter fallen z. B. die Berufe Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk, Hotelfachmann/-frau, Bäcker/-in, Friseur/-in sowie die medizinischen und zahnmedizinischen Fachangestellten. Bei den Berufen mit Nettokosten dagegen sinkt die Lösungsquote in etwa demselben Verhältnis, indem die Kosten steigen. Bei Berufen mit Nettokosten über , dazu zählen Elektroniker/-in für Betriebstechnik, Chemikant/- in, Chemielaborant/-in, Werkzeugmechaniker/-in und Industriemechaniker/-in, liegt die durchschnittliche Lösungsquote bei 6,8 %. Dieser Zusammenhang besteht sowohl bei Auszubildenden mit Hauptschulabschluss, mit Realschulabschluss als auch bei Studienberechtigten, wenngleich die Lösungsquote bei den Hauptschülern in den gebildeten Erlös- bzw. Kostenkategorien höher ausfällt als bei den Realschülern und Studienberechtigten. Der Ansatz von Frau Dr. Uhly, das Problem der vorzeitigen Vertragslösungen verstärkt unter dem Blickwinkel der betrieblichen Ausbildungsorganisation (Ausbildungsmodell) zu betrachten, im Unterschied zu den bisherigen Untersuchungen, die sich hauptsächlich mit den Merkmalen der Auszubildenden beschäftigen, ist eine Erweiterung des Problemverständnisses und kann ein interessanter Ansatz für eine veränderte Ausbildungsorganisation in einigen Berufsbereichen sein. Dies trifft z. B. auf den Gastronomiebereich zu, der verstärkt nach Lösungen sucht, um die außerordentlich hohe Lösungsrate zu senken, damit der Fachkräftebedarf gesichert werden kann. Die Bedeutung der Einflussebene Beruf auf das Lösungsgeschehen fasst Frau Dr. Uhly in fünf Thesen zusammen. 1. Die Vertragslösungswahrscheinlichkeit variiert signifikant und substantiell bedeutsam zwischen Ausbildungsberufen. Der berufliche Kontext macht rund 15 % der Unterschiede in der Vertragslösungswahrscheinlichkeit aus. 2. Die Vertragslösungswahrscheinlichkeit variiert auch dann noch signifikant zwischen den Ausbildungsberufen, wenn für Merkmale der Auszubildenden und die regionale Marktlage kontrolliert wird. D. h. die Unterschiede in den Lösungsrisiken zwischen den Berufen sind nicht alleine durch die unterschiedliche personale Zusammensetzung der Auszubildenden oder die regionale Marktlage bedingt. 3. Der Effekt einiger Merkmale der Auszubildenden variiert zwischen den Berufen. Z. B. hat der Schulabschluss in manchen Berufen einen stärkeren Effekt auf das Lösungsrisiko. 4. Merkmale der Berufsebene haben statistisch signifikante und substantiell bedeutsame Effekte auf die Vertragslösungswahrscheinlichkeit. 5. Die Berufsmerkmale spielen für die Probezeitlösungen eine größere Rolle (im Vergleich zu Lösungen nach der Probezeit.Lösungsquoten nach Schulabschluss Lösungsquoten nach Schulabschluss Die Lösungsquote fällt umso höher aus, je niedriger der Schulabschluss ist. Sie liegt bei: Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss bei 38,5 % Auszubildenden mit Hauptschulabschluss bei 34,5 % Auszubildenden mit Realschulabschluss bei 21 % Auszubildenden mit Studienberechtigung bei 13,6 % (Quelle: BIBB, Datenreport 2013) Diese Rangfolge ergibt sich in allen Zuständigkeitsbereichen, ist aber nicht in allen Berufen gleich stark ausgeprägt. Diese Unterschiede scheinen mit den jeweiligen Ausbildungsmodellen in Zusammenhang zu stehen, wobei das Investitionsmodell anscheinend ausgleichend wirkt und die Unterschiede minimiert. Lösungsquoten nach Geschlecht In den meisten der 20 am stärksten besetzten Ausbildungsberufe ist die Lösungsquote der Verträge von Frauen geringer als die der Männer. Im Gesamtdurchschnitt zeigt sich jedoch für das Berichtsjahr 2011, dass die Lösungsquote der mit Frauen abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit durchschnittlich 24,9 % insgesamt etwas höher ausfällt als die der Männer (24,1 %). Vergleichsweise hohe Lösungsquoten der Frauen ergeben sich in den Zuständigkeitsbereichen Handwerk, Landwirtschaft und mit geringerem Abstand zu den Männern auch im Bereich Industrie und Handel. In den Ausbildungsberufen des öffentlichen Dienstes und der freien Berufe fallen die Lösungsquoten der Frauen niedriger aus als die der Männer. Auffallend ist, dass die Lösungsquoten der Frauen in jenen Zuständigkeitsbereichen besonders hoch ausfallen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind; umgekehrt fallen die Lösungsquoten der Männer in den Zuständigkeitsbereichen vergleichsweise hoch aus, in denen der Männeranteil an den Auszubildenden geringer ausfällt. (BIBB, Datenreport 2013) Lösungsquoten nach Staatsangehörigkeit Deutliche Unterschiede in den Lösungsquoten zeigen sich auch bei den Verträgen der Auszubildenden mit deutscher und ausländischer Staatsangehörigkeit. Von den Ausbildungsverträgen der ausländischen Auszubildenden werden im Durchschnitt 30,9 % vorzeitig gelöst, von den Ausbildungsverträgen der Auszubildenden mit deutschem Pass nur 24 %; höhere Lösungsquoten bei den 12
13 ausländischen Auszubildenden ergeben sich in allen Zuständigkeitsbereichen. Die Abstände der Lösungsquoten deutscher und ausländischer Auszubildender fallen in den dualen Ausbildungsberufen des öffentlichen Dienstes und der freien Berufe deutlich geringer aus als in den anderen Zuständigkeitsbereichen. Auch bei den 20 am stärksten besetzten Ausbildungsberufen des dualen Systems ergeben sich in fast allen dieser Berufe größere Lösungsquoten bei den Ausbildungsverträgen ausländischer Auszubildender. Teilweise sind die Unterschiede in den Lösungsquoten zwischen deutschen und ausländischen Auszubildenden auch auf Unterschiede hinsichtlich des höchsten allgemeinbildenden Schulabschlusses zurückzuführen. (BIBB, Datenreport 2013) Resümee Die bisherigen Forschungsergebnisse bestehen im Wesentlichen aus der statistischen Erfassung des Lösungsgeschehens und stellen die Merkmale der Auszubildenden in den Mittelpunkt. Sie weisen ein erhöhtes Lösungsrisiko aus: bei Auszubildenden mit maximal Hauptschulabschluss, in Handwerksberufen, in Ostdeutschland, bei überwiegend öffentlich finanzierten Ausbildungsverträgen, von ausländischen Auszubildenden, in primären Dienstleistungsberufen sowie in geringem Maß bei Frauen und in freien Berufen. Um die komplexen Zusammenhänge erklären zu können, die zu höheren oder niedrigeren Lösungsquoten führen, sind weitere Forschungen mit einem weiter gefassten Ansatz notwendig. Tabellenanhang In den folgenden Tabellen werden die jeweils 25 am stärksten besetzten Ausbildungsberufe in Deutschland (BIBB-Zusatztabellen, 2010), mit den Vertragslösungsquoten von 2011 kombiniert. Unter einer hohen Lösungsquote verstehen wir hier Werte über dem Durchschnittswert von 24,4 %. Die Vertragslösungsquoten stammen aus BIBB.de/tools. Die 25 von weiblichen Auszubildenden am stärksten besetzten Ausbildungsberufe, Deutschland 2010 Rang Neuabschlüsse Ausbildungsberufe Vertragslösungsquoten (2011) (/ = hohe Lösungsquote) Kauffrau im Einzelhandel 22,00% Verkäuferin / 31,1 % Bürokauffrau 23,60% Medizinische Fachangestellte 21,70% Friseurin / 44,2 % Industriekauffrau 8,00% Zahnmedizinische Fachangestellte / 25,6 % Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk / 39,7 % Kauffrau für Bürokommunikation 23,60% Hotelfachfrau / 39,2 % Bankkauffrau 6,10% Kauffrau im Groß- und Außenhandel 13,60% Steuerfachangestellte 22,30% Rechtsanwaltsfachangestellte / 25,8 % Verwaltungsfachangestellte Restaurantfachfrau / 47,6 % Köchin / 49,4 % Kauffrau für Versicherung und Finanzen 19,30% Fachkraft im Gastgewerbe / 42,7 % Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung 16,90% Mediengestalterin Digital und Print 17,40% Hauswirtschafterin 23,10% Augenoptikerin 20,50% Tiermedizinische Fachangestellte / 25,3 % Sozialversicherungsfachangestellte --- Von den Auszubildenden sind in Berufen mit einer hohen Lösungsquote (Quelle: DAZUBI 2010 BIBB-Zusatztabellen) 13
14 Die 25 von männlichen Auszubildenden am stärksten besetzten Ausbildungsberufe, Deutschland 2010 Rang Neuabschlüsse Ausbildungsberufe Vertragslösungsquoten (2011) (/ = hohe Lösungsquote) Kraftfahrzeugmechatroniker 21,60% Kaufmann im Einzelhandel 22,00% Industriemechaniker 7,70% Koch / 49,4 % Verkäufer / 31,1 % Elektroniker (Handwerk) / 28,4 % Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- u. Klimatechnik / 31,2 % Fachkraft für Lagerlogistik 20,40% Kaufmann im Groß- und Außenhandel 13,60% Maler und Lackierer / 37,0 % Fachinformatiker 14,00% Tischler / 26,8 % Metallbauer / 32,3 % Industriekaufmann 8,00% Mechatroniker 7,90% Bürokaufmann 23,60% Fachlagerist / 29,9 % Bankkaufmann 6,10% Elektroniker für Betriebstechnik 7,50% Zerspanungsmechaniker 16,70% Gärtner / 26,3 % Maurer 20,80% Dachdecker Bäcker / 34,4 % Landwirt 11,90% Von den Auszubildenden sind in Berufen mit einer hohen Lösungsquote (Quelle: DAZUBI 2010 BIBB-Zusatztabellen) 14
15 Die 25 am stärksten von Auszubildenden mit deutscher Staatsangehörigkeit besetzten Ausbildungsberufe, Deutschland 2010 Rang Neuabschlüsse Ausbildungsberufe Vertragslösungsquoten (2011) (/ = hohe Lösungsquote) Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel 22,00% Verkäufer/-in / 31,1 % Bürokaufmann/-kauffrau 23,60% Kraftfahrzeugmechatroniker/-in 21,60% Industriekaufmann/-kauffrau 8,00% Kaufmann/Kauffrau im Groß- und Außenhandel 13,60% Koch/Köchin / 49,4 % Bankkaufmann/-kauffrau 6,10% Medizinische/-r Fachangestellte/-r 21,70% Industriemechaniker/-in 7,70% Kaufmann/Kauffrau für Bürokommunikation 23,20% Friseur/-in / 44,2 % Hotelfachmann/-fachfrau / 39,2 % Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk / 39,7 % Elektroniker/-in (Handwerk) / 28,4 % Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und / 31,2 % Klimatechnik Zahnmedizinische/-r Fachangestellte/-r / 25,6 % Fachkraft für Lagerlogistik 20,40% Maler/-in und Lackierer/-in / 37,0 % Fachinformatiker/-in 14,00% Tischler/-in / 26,8 % Metallbauer/-in / 32,3 % Mechatroniker/-in 7,90% Fachlagerist/-in / 29,9 % Steuerfachangestellte/-r 22,30% Von den Auszubildenden sind in Berufen mit einer hohen Lösungsquote (Quelle: DAZUBI 2010 BIBB-Zusatztabellen) 15
16 Die 25 am stärksten von Auszubildenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit besetzten Ausbildungsberufe, Deutschland 2010 Rang Neuabschlüsse Ausbildungsberufe Vertragslösungsquoten (2011) (/ = hohe Lösungsquote) Verkäufer/-in / 31,1 % Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel 22,00% Friseur/-in / 44,2 % Zahnmedizinische/-r Fachangestellte/-r / 25,6 % Medizinische/-r Fachangestellte/-r 21,70% Kraftfahrzeugmechatroniker/-in 21,60% Bürokaufmann/-kauffrau 23,60% Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk / 39,7 % Kaufmann/Kauffrau für Bürokommunikation 23,20% Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und / 31,2 % Klimatechnik Maler/-in und Lackierer/-in / 37,0 % Koch/Köchin / 49,4 % Hotelfachmann/-fachfrau / 39,2 % Elektroniker/-in (Handwerk) / 28,4 % Kaufmann/Kauffrau im Groß- und Außenhandel 13,60% Fachkraft für Lagerlogistik 20,40% Fachkraft im Gastgewerbe / 42,7 % Industriemechaniker/-in 7,70% Fachlagerist/-in / 29,9 % Industriekaufmann/-kauffrau 8,00% Restaurantfachmann/-fachfrau / 47,6 % Bankkaufmann/-kauffrau 6,10% Metallbauer/-in / 32,3 % Pharmazeutisch-kaufmännische/-r Angestellte/-r 15,60% Rechtsanwaltsfachangestellte/-r / 25,8 % Von diesen Auszubildenden sind in Berufen mit einer hohen Lösungsquote (Quelle: DAZUBI 2010 BIBB-Zusatztabellen) 16
17 Lösungsquoten nach Geschlecht und Staatsangehörigkeit Die 25 am stärksten von weiblichen Auszubildenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit besetzten Ausbildungsberufe, Deutschland 2010 Rang Neuabschlüsse Ausbildungsberufe Vertragslösungsquoten (2011) (/ = hohe Lösungsquote) Friseurin / 44,2 % Verkäuferin / 31,1 % Zahnmedizinische Fachangestellte / 25,6 % Kauffrau im Einzelhandel 22,00% Medizinische Fachangestellte 21,70% Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk / 39,7 % Bürokauffrau 23,60% Kauffrau für Bürokommunikation 23,20% Hotelfachfrau / 39,2 % Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte 15,60% Rechtsanwaltsfachangestellte / 25,8 % Industriekauffrau 8,00% Steuerfachangestellte 22,30% Kauffrau im Groß- und Außenhandel 13,60% Fachkraft im Gastgewerbe / 42,7 % Bankkauffrau 6,10% Restaurantfachfrau / 47,6 % Hauswirtschaftshelferin ( 66 BBiG) Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung 16,90% Fachfrau für Systemgastronomie / 36,7 % Kauffrau für Versicherung und Finanzen 19,30% Köchin / 49,4 % Augenoptikerin 20,50% Zahntechnikerin / 24,8 % Kauffrau für Dialogmarketing 19,40% Von diesen Auszubildenden sind in Berufen mit einer hohen Lösungsquote (Quelle: DAZUBI 2010 BIBB-Zusatztabellen) 17
18 Die 25 am stärksten von weiblichen Auszubildenden mit deutscher Staatsangehörigkeit besetzten Ausbildungsberufe, Deutschland 2010 Rang Neuabschlüsse Ausbildungsberufe Vertragslösungsquoten (2011) (/ = hohe Lösungsquote) Kauffrau im Einzelhandel 22,00% Verkäuferin / 31,1 % Bürokauffrau 23,60% Medizinische Fachangestellte 21,70% Industriekauffrau 8,00% Friseurin / 44,2 % Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk / 39,7 % Kauffrau für Bürokommunikation 23,20% Zahnmedizinische Fachangestellte / 25,6 % Hotelfachfrau / 39,2 % Bankkauffrau 6,10% Kauffrau im Groß- und Außenhandel 13,60% Steuerfachangestellte 22,30% Rechtsanwaltsfachangestellte / 25,8 % Verwaltungsfachangestellte Restaurantfachfrau / 47,6 % Köchin / 49,4 % Kauffrau für Versicherung und Finanzen 19,30% Mediengestalterin Digital und Print 17,40% Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung 16,90% Fachkraft im Gastgewerbe / 42,7 % Hauswirtschafterin 23,10% Tiermedizinische Fachangestellte / 25,3 % Augenoptikerin 20,50% Sozialversicherungsfachangestellte --- Von den Auszubildenden sind in Berufen mit einer hohen Lösungsquote (Quelle: DAZUBI 2010 BIBB-Zusatztabellen) 18
19 Die 25 am stärksten von männlichen Auszubildenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit besetzten Ausbildungsberufe, Deutschland 2010 Rang Neuabschlüsse Ausbildungsberufe Vertragslösungsquoten (2011) (/ = hohe Lösungsquote) Kaufmann im Einzelhandel 22,00% Verkäufer / 31,1 % Kraftfahrzeugmechatroniker 21,60% Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und / 31,2 % Klimatechnik Maler und Lackierer / 37,0 % Elektroniker (Handwerk) / 28,4 % Koch / 49,4 % Fachkraft für Lagerlogistik 20,40% Friseur / 44,2 % Industriemechaniker 7,70% Fachlagerist / 29,9 % Metallbauer / 32,3 % Kaufmann im Groß- und Außenhandel 13,60% Bürokaufmann 23,60% Fahrzeuglackierer 19,30% Maschinen- und Anlagenführer 23,60% Zerspanungsmechaniker 16,70% Bäcker / 34,4 % Fachkraft im Gastgewerbe / 42,7 % Tischler / 26,8 % Hotelfachmann / 39,2 % Maurer 20,80% Kaufmann für Bürokommunikation 23,20% Restaurantfachmann / 47,6 % Kraftfahrzeugservicemechaniker 23,70% Von diesen Auszubildenden sind in Berufen mit einer hohen Lösungsquote (Quelle: DAZUBI 2010 BIBB-Zusatztabellen) 19
20 Die 25 am stärksten von männlichen Auszubildenden mit deutscher Staatsangehörigkeit besetzten Ausbildungsberufe, Deutschland 2010 Rang Neuabschlüsse Ausbildungsberufe Vertragslösungsquoten (2011) (/ = hohe Lösungsquote) Kraftfahrzeugmechatroniker 21,60% Kaufmann im Einzelhandel 22,00% Industriemechaniker 7,70% Koch / 49,4 % Elektroniker (Handwerk) / 28,4 % Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und / 31,2 % Klimatechnik Verkäufer / 31,1 % Fachkraft für Lagerlogistik 20,40% Kaufmann im Groß- und Außenhandel 13,60% Fachinformatiker 14,00% Maler und Lackierer / 37,0 % Tischler / 26,8 % Metallbauer / 32,3 % Industriekaufmann 8,00% Mechatroniker 7,90% Bankkaufmann 6,10% Bürokaufmann 23,60% Fachlagerist / 29,9 % Elektroniker für Betriebstechnik 7,50% Zerspanungsmechaniker 16,70% Gärtner / 26,3 % Maurer 20,80% Dachdecker Bäcker / 34,4 % Landwirt 11,90% Von diesen Auszubildenden sind in Berufen mit einer hohen Lösungsquote (Quelle: DAZUBI 2010 BIBB-Zusatztabellen) 20
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