Reduzierung freiheitseinschränkender Maßnahmen im Pflegeheim
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- Sofie Barbara Burgstaller
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1 Karl-Kaipf-Heim Herbrechtingen Reduzierung freiheitseinschränkender Maßnahmen im Pflegeheim DRK Heidenheim Pflegedienste ggmbh Bernhard Wührl, PDL
2 Karl-Kaipf-Heim Dienstleistungsangebot Ambulante Pflege Sozialstation Haus-und Nachbarschaftshilfe Tagespflege Essen auf Rädern Hausnotruf Ehrenamtl. Hospizdienst Individuelle Beratung Stationäre Pflege Krankenhausnachsorge Kurzzeitpflege Verhinderungspflege Notfallpflege Vollstationäre Pflege Palliative Pflege Sanitätshaus Wohnraumanpassung Hilfsmittelversorgung Sondennahrung Stomaversorgung Wundmanagement Bernhard Wührl 2
3 Risikogruppe für BEM Heimbewohner mit: - Kognitiver Beeinträchtigung oder Demenz - Einschränkung der Mobilität - Pflegebedürftigkeit und Inkontinenz (Joanna Briggs Institut, 2002) Bernhard Wührl 3
4 Häufigste Gründe für BEM Hauptsächlich werden angegeben: - Schutz vor Stürzen und sturzbedingten Verletzungen - Fordernde Verhaltensweisen wie Unruhe, Rastlosigkeit und Wanderverhalten Zu 90% wird die Sicherheit des Bewohners als Begründung angegeben Dem gegenüber stehen Gefühle von Ohnmacht und Hilflosigkeit, Bedenken sowie Schuldgefühle. (Joanna Briggs Institut, 2002, Bredthauer, Dissertation, 2002) Bernhard Wührl 4
5 Häufigste Gründe für BEM % Psychomotorische Unruhe/ Umtriebigkeit/ Rastlosigkeit Sturzgefährung/ Gang-/ Transferunsicherheit Verbale u./o. körperliche Aggressivität n = 60 Sonde/ Infusion/ BDK Suizidalität Andere Verhaltensinventar modif. n. Weyerer Ärztliche Begründungen der Fixierung bei dementen alten Menschen in der Gerontopsychiatrie Bredthauer, Dissertation, Bernhard Wührl 5
6 Gefahren von BEM Fixierungsmaßnahmen gehen einher mit: - Verlust von Kontrolle, Freiheit und Autonomie und sozialen Bezügen - erhöhtem Stress Direkte mechanische Verletzungsgefahren können sein: - Quetschungen, Nervenverletzungen und Ischämien - Einzelne Todesfälle durch Herzversagen oder Ersticken sind bekannt Indirekte Gefahren können sein: - Medizinische Komplikationen wie Pneumonie, Dekubitus, Infektionen oder Thrombosen, sowie Zunahme von Stuhl- und Urininkontinenz - Muskelatrophie und Verlust der Balance Bernhard Wührl 6
7 BEM eine paradoxe Intervention? Sturzbedingte Verletzungsgefahr Forderndes Verhalten Lebens gefahr Fixierung Mobilität Forderndes Verhalten Gegenwehr Psychopharmaka werden gegeben bzw. erhöht Allgemeinzustand und Lebensqualität verschlechtern sich drastisch Nebenwirkungen kommen hinzu: Sturzgefährdung Exsikkose, Pneumonie, etc Bernhard Wührl 7
8 Positiv - Spirale d. alternativen Intervention Sturzbedingte Verletzungsgefahr Fordernde Verhaltensweise Fixierung mit ihren Risiken Ursachenabklärung u. ggfs. Behandlung Alternative Interventionen Allgemeinzustand Lebensqualität Mitarbeiterzufriedenheit Fixierung Mobilität Verhaltensstörung Psychopharmaka? Bernhard Wührl 8
9 Joanna Briggs Institut, 2002 Empfehlungen BEM sind letzte Alternative in der Kette der Behandlungsmöglichkeiten von Sturzgefährdung und forderndem Verhalten. - Der potentielle Nutzen muss höher sein als der mögliche Schaden - Die minimalste Variante sollte eingesetzt werden - Die Dauer sollte begrenzt sein - Die Notwendigkeit der Maßnahmen muss regelmäßig überprüft werden Ratschläge - Die Anwendung muss fachkundig erfolgen - Ein kontinuierliche Beobachtung der fixierten Bewohner ist notwendig - Alle Mitarbeiter müssen in deren korrekten Gebrauch geschult sein Bernhard Wührl 9
10 Der Entscheidungsprozess 1. Analyse der Situation 2. Einschätzung der Alternativen 3. Maßnahmeplan 4. Treffen der Entscheidung 5. Durchführung der Maßnahme 6. Beobachtung und Evaluation Bernhard Wührl 10
11 Entscheidungsprozess: Problemanalyse Was ist der Grund für die Fixierung? Wo liegen die Risiken? - Schutz bei Sturzgefährdung? Wann besteht Verletzungsgefahr (Transfer, Bett, Gehen? Wie hoch ist das Verletzungsrisiko? - Kontrolle fordernder Verhaltensweisen? Verhalten für wen gefährdend / störend? Auftreten wann, wie oft, in welcher Situation? Vorhersehbar? Welche (behandelbare?) medizinische Ursache kann die Sturzgefahr / das Verhalten (mit)bedingen? Welches körpernahe Grundbedürfnis kann zugrunde liegen? Verschärfen ggfs. Medikamente die Sturzgefahr /das Verhalten noch? Welche Sichtweisen / Meinungen haben Patient (ggfs. mutmaßlich), Pflegemitarbeiter, Angehörige, Betreuer u.a. beteiligte Personen zum Problem? Für wen liegt ein Problem vor? 3 months Welche Maßnahmen wurden bisher versucht? Welche positiven / negativen Erfahrungen im Team gibt es z.b. im Umgang mit dem fordernden Verhalten? Bernhard Wührl 11
12 Einsatz von pflegerischen Hilfsmitteln Niedrigbetten Hüftprotektoren Sensormatten ABS - Socken Expertenstandard Bernhard Wührl 12
13 Mögliche medizinische Ursachen Infekt / Fieber BZ-Entgleisung Exsikkose Schilddrüsenfunktionsstörung Parkinson-Syndrom Depression Delir (Akutes Verwirrtheitssyndrom) Schmerzen Ausscheidung Hunger / Durst Medikamente Somatische Erkrankungen Psychiatrische Erkrankungen Körperlich-internistische neurologisch-psychiatrische ärztliche Untersuchung Bernhard Wührl 13
14 Problemfeld Psychopharmaka Häufig zu wenig, zu viel, falsche Indikation Generell im Alter: Nebenwirkungspotential durch veränderte Pharmakokinetik, Multimorbidität, Polymedikation Erkennen von Nebenwirkungen: - Neurologisch (z.b. Parkinsonähnl. Sympt. Schlucken, Stürze) - Kardiovaskulär (RR, Kollaps, Arrythmie) - Kognitiv-zerebral (Sedation, Verwirrtheit, Unruhe, Halluzinationen) Ärztliche Überprüfung (möglichst durch gerontopsychiatrisch erfahrenen Arzt) Bernhard Wührl 14
15 Alternative Interventionen ( Drei-Ebenen-Modell ) Umgebung Ziele: Fixierung Sturzbedingte Verletzungen Verhaltensstörungen Psychopharmaka Bewohner Pflegende Bernhard Wührl 15
16 1. Alternativen auf Bewohnerebene Können weitere Hilfsmittel eingesetzt werden? ( Antirutsch-Stuhlauflage, Overalls, Geh-Frei )? Hat der Bewohner ausreichend Bewegungsmöglichkeit? Findet Inkontinenz-Management statt? Findet Risikomanagement bei Problemverhalten statt? Findet Einbeziehung in Kleingruppen statt? Sind spezielle Umgangstechniken mit Demenzkranken integriert (Validation)? Finden andere dementengerechte Therapiemethoden bei dem Bewohner Anwendung (Musiktherapie, Basale Stimulation, Snoezelen, etc.)? Bernhard Wührl 16
17 2. Umgebungsebene Ist die Beleuchtung ausreichend (auch nachts)? Sind die Betten höhenverstellbar? Sitzhöhen? Bodennahe Pflege (Niedrigbetten oder Matratze vor das Bett oder statt Bett?) Schaukelstuhl, Sitzsack Ist das Milieu dementengerecht (architektonisch u n d psychosozial)? Werden genügend sinnvolle Beschäftigungsangebote angeboten, die den Tag/die Nacht strukturieren helfen ( Tagesraumkonzept, Nachtcafé)? Sind Sicherungs- und Schutzmaßnahmen ausreichend vorhanden und ermöglichen dabei dennoch maximalen Bewegungs- und Freiheitsspielraum (Haltegriffe, Alarmsysteme, visuelle Barrieren, Türmotiv, etc.)? Etc Bernhard Wührl 17
18 3. (Pflege-) Mitarbeiterebene Ist die Pflege bedürfnis- bzw. person-orientiert? Wird für erfahrungsgemäß unruhige Tageszeiten genügend Personal eingeplant? Kann seitens Arbeitsorganisation u. Teamverständnis: - Einzelbetreuung/ Risikomanagement (z.b. Spaziergang i. Begleit.) - (Klein-)Gruppenarbeit (z.b. Singen) stattfinden? Findet Bezugspflege statt? Werden Fallbesprechungen durchgeführt? Gibt es Supervision? Findet Fortbildung (möglichst indoor ) über spezielle Umgangstechniken m. Demenzkranken statt (z.b. Validation)? Etc Bernhard Wührl 18
19 Risikomanagement Bsp: Weglaufgefährdung 1. Technisch-strukturelle Maßnahmen: Foto, opt. u. baul. Hemmschwellen, Alarmschleifen 2. Aspekte des Umgangs: HINLÄUFER SPAZIERGÄNGER FLÜCHTIGER Ich muss Hause die Das Wetter ist schön, ich Hier kann ich nicht Kinder versorgen, Ich möchte spazierengehen, Ich bleiben, Ich muss hier muss zur Bank muss weiter weg Leitfrage: Leitfrage: Leitfrage: Wie wird ein Rahmen Was wird dafür getan, daß das Was wird dafür getan, daß geschaffen, in dem die Bedürfnis nach Bewegung der Bewohner sich zu subjektive Welt erfahren ausgelebt werden kann? Hause fühlen kann? werden kann? Freiheit maximieren! Wohlfühl ambiente schaffen Validieren, ablenken, Zugang ins Freie mit Begleitung (wie in eig. Wohnung), eigene Grundbedürfnis herausfinden und darauf ein- Sicherungs-maßnahmen Umgebung sichern, sinnvolle ermöglichen, unauffällige Möbel, streß- u. reizarme gehen, individuelle (Türmotiv), Stimulation, in soziale Tagesstruktur, sinnvolle Orientierungselemente, Anreize Bezugsgruppe einbinden, Beschäftigung schaffen, zum Tätigsein schaffen, spielerisch einladen, Gefühl Gefühl vermitteln, eig. Wohlfühl -atmosphäre schaffen, geben, gebraucht zu Entscheidung treffen zu architekt. Maßnahmen werden, Validation, können, Rituale (Rundwege) Snoezelen Bernhard Wührl 19
20 Wo liegt das Problem? Erwartung an die Einrichtung: Sicherheit des Bewohners! Verantwortung der Pflege Erwartung an die Pflege Mobilität ist zu fördern Bernhard Wührl 20
21 Fazit Es gibt Maßnahmen, um weniger zu Fixieren Berücksichtigung im Pflegeprozess Hilfsmittel nutzen Expertenstandard unterstützt diese Maßnahmen Bernhard Wührl 21
22 10 Punkte, die gegen eine Fixierung sprechen Fixierungsmaßnahmen haben erhebliche negative Auswirkungen Psychosozial gehen sie einher mit: dem Verlust von Kontrolle, Freiheit, Autonomie und sozialen Bezügen erhöhtem Stress Direkte mechanische Verletzungsgefahren können sein: Quetschungen, Nervenverletzungen und Ischämien Einzelne Todesfälle durch Herzversagen oder Ersticken sind bekannt Indirekte Gefahren können sein: Medizinische Komplikationen wie Pneumonie, Dekubitus, Infektionen oder Thrombosen sowie Zunahme von Stuhl- und Urininkontinenz Muskelatrophie und Verlust der Balance Fixierungsmaßnahmen sorgen nicht für Sicherheit: Die Gefahr von sturzbedingten Verletzungen nimmt eher zu Fordernde Verhaltensweisen sind damit nicht behandelbar Fixierung kann ohne negative Konsequenzen reduziert werden Es stehen zahlreiche Alternativen zur Verfügung Bernhard Wührl 22
23 Rechtliche Sorgfaltskriterien Fachgerechte Anamnese, Diagnose und Risikoanalyse Sorgfältige Maßnahmeplanung (DNQP Standard) Richtiger Weg der Entscheidungsfindung Legitimation der Entscheidung (Einwilligung, Betreuer, Vormundschaftsgericht) Sachgerechte Durchführung Bernhard Wührl 23
24 Immer wieder gestellte Fragen Zahlen die Kassen für die Hüftprotektoren? Was wenn Angehörige und Ärzte eine Fixierung verlangen? Wer haftet für die Sturzfolgen Stellen Sensormatten Freiheitsentziehende Maßnahmen dar? Bernhard Wührl 24
25 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! ENDE Bernhard Wührl 25
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