Warum überhaupt eine Evidenzbasierte Leitlinie?
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- Falko Grosser
- vor 7 Jahren
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1 Warum überhaupt eine Evidenzbasierte Leitlinie? Basis: Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr (Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung) 1
2 Warum überhaupt eine Evidenzbasierte Leitlinie? Basis: Dietary Reference Intakes for Energy, Carbohydrate, Fiber, Fat, Fatty Acids, Cholesterol, Protein, and Amino Acids (Institutes of Medicine, USA) Warum überhaupt eine Evidenzbasierte Leitlinie? DACH Referenzwerte: Seiten (Fett), (Essentielle Fettsäuren) DRI: Seiten (Fett + essentielle Fettsäuren) 2
3 Vorgehensweise evidence based Formulierung der Schlüsselfragen Literatursuche (Strategie, Auswahl, systematische Erfassung) Vergabe von Evidenzklassen (level of evidence) Bewertung der Evidenz Vergabe von Härtegraden Formulierung von Empfehlungen Veröffentlichung/Überarbeitung Vorgehensweise evidence based Einteilung der recherchierten Literatur entsprechend der wissenschaftlichen Aussagekraft nach folgender Hierarchie: Ia Ib Ic IIa IIb IIIa IIIb IV Meta Analyse von randomisierten, kontrollierten Interventionsstudien Randomisierte, kontrollierte Interventionsstudien Nicht randomisierte/nicht kontrollierte Interventionsstudien Meta Analyse von Kohorten Studien Kohorten Studien Meta Analyse von Fall /Kontroll Studien Fall /Kontroll Studien Nicht analytische Studien (Fallbeschreibungen etc.) Berichte/Meinungen von Expertenkreisen, Konsensus Konferenzen und/oder Erfahrung anerkannter Autoritäten 3
4 Vorgehensweise evidence based Bewertung der Evidenz hinsichtlich einer präventiven Wirkung nach Sichtung der tabellierten empirischen Daten aus der Literatur und Berücksichtigung deren wissenschaftlichen Aussagekraft (nach IARC 2002): überzeugende Evidenz wahrscheinliche Evidenz mögliche Evidenz unzureichende Evidenz für eine präventive Wirkung bzw. einen fehlenden Zusammenhang 4
5 DGE Fettleitlinie 4. Fettkonsum und Prävention der 5. Fettkonsum und Prävention des Typ 2 Diabetes mellitus 6. Fettkonsum und Prävention der Dyslipoproteinämie 7. Fettkonsum und Prävention der 8. Fettkonsum und Prävention der koronaren Herzkrankheit (KHK) 9. Fettkonsum und Prävention des Schlaganfalls 10. Fettkonsum und Prävention von Krebserkrankungen Erhöhung von Diabetes mellitus Dyslipo protein ämie KHK Schlaganfall Krebs Gesamt fett SFA MUFA PUFA/n 6 FA langkett igen n 3 PUFA trans FA Evidenz Risiko erhöhend Risiko senkend kein Zusammen hang überzeugend wahrscheinlich möglich unzureichend ~ ~ keine Studie identifiziert 5
6 Erhöhung von Gesamt fett Diabetes mellitus Dyslipo protein ämie KHK Krebs * ~ * Hyperbetalipoproteinämie durch gesättigte Fettsäuren Schlaganfall Erhöhung von Gesamt fett Diabetes mellitus Dyslipo protein ämie KHK Schlaganfall Krebs ~ SFA * * Hyperbetalipoproteinämie, ** Brustkrebs ** 6
7 Erhöhung von Gesamt fett Diabetes mellitus Dyslipo protein ämie KHK Krebs ~ SFA MUFA ~ ~ ** ** Brustkrebs Schlaganfall Erhöhung von Gesamt fett Diabetes mellitus Dyslipo protein ämie KHK Krebs ~ SFA MUFA ~ ~ Schlaganfall PUFA/n ~ 6 FA * ~ * Hyperbetalipoproteinämie 7
8 Erhöhung von Gesamt fett Diabetes mellitus Dyslipo protein ämie KHK Krebs ~ SFA MUFA ~ ~ Schlaganfall PUFA/n 6 FA langkett igen n 3 PUFA ~ ~ ~ * * Hypertriglyceridämie, ** Darmkrebs ** Erhöhung von Gesamt fett Diabetes mellitus Dyslipo protein ämie KHK Krebs ~ SFA MUFA ~ ~ Schlaganfall PUFA/n 6 FA langkett igen n 3 PUFA ~ ~ ~ trans FA ~ ~ 8
9 Bei der Zusammenstellung der einzelnen Kapitel ist deutlich geworden, dass eine umfassende Datenlage zu Austauschbeziehungen nicht existiert. Das Wissen um die Veränderung des Risikos, wenn eine Nahrungskomponente durch eine andere ausgetauscht wird, sollte in systematischer Art vorliegen, da bei gegebenem, unverändertem Körpergewicht und gleichbleibender Energiezufuhr der Austausch von Nahrungskomponenten das vorrangige Ziel von Empfehlungen ist. Bezogen auf den Fettkonsum stellt sich die Frage, welche Veränderung des Risikos zu erwarten ist, wenn Fette z. B. durch verschiedene Kohlenhydrate ersetzt werden oder wenn eine Fettsäure durch eine andere ausgetauscht wird. Daher stehen wir erst am Anfang eines notwendigen systematischen Erkenntnisgewinns, aus dem Härtegrade für die Evidenz abgeleitet und formuliert werden können. 9
10 Empfehlungen zur Fettzufuhr Fettmoderate und fettmodifizierte Ernährung mit 30% der Energie als Fett bei PAL 1,4 bzw. 35% der Energie als Fett bei PAL 1,7 PAL 1,4: ausschließlich sitzende Tätigkeit mit wenig oder keiner anstrengenden Freizeitaktivität (z.b. Büroangestellte, Feinmechaniker) PAL 1,7: sitzende Tätigkeit, zeitweilig auch zustätzlicher Energieaufwand für gehende und stehende Tätigkeiten (z.b. Laboranten, Kraftfahrer, Studierende, Fließbandarbeiter) Empfehlungen zur Fettzufuhr Fettmoderate und fettmodifizierte Ernährung mit 30% der Energie als Fett bei PAL 1,4 bzw. 35% der Energie als Fett bei PAL 1,7 ca. 80 bzw. 120 g Fett pro Tag für Männer ca. 65 bzw. 95 g Fett pro Tag für Frauen 10
11 Empfehlungen zur Fettzufuhr Fettmoderate und fettmodifizierte Ernährung mit 30% der Energie als Fett bei PAL 1,4 bzw. 35% der Energie als Fett bei PAL 1,7 langkettige gesättigte Fettsäuren 7 10%, trans Fettsäuren < 1%, mehrfach ungesättige Fettsäuren 7 10% der Energie, einfach ungesättigte Fettsäuren aus der Differenz zum Gesamtfett ca. 2 3,5 g trans Fettsäuren pro Tag (je nach empfohlener Energiezufuhr) Empfehlungen zur Fettzufuhr Fettmoderate und fettmodifizierte Ernährung mit 30% der Energie als Fett bei PAL 1,4 bzw. 35% der Energie als Fett bei PAL 1,7 langkettige gesättigte Fettsäuren 7 10%, trans Fettsäuren < 1%, mehrfach ungesättige Fettsäuren 7 10% der Energie, einfach ungesättigte Fettsäuren aus der Differenz zum Gesamtfett Verhältnis von Linolsäure (n 6) zu α Linolensäure (n 3) von 5:1 oder darunter ca. 8 g Linolsäure und entsprechend 1,6 g α Linolensäure, aber auch 250 mg EPA und DHA pro Tag 11
12 Empfehlungen zur Fettzufuhr Fettmoderate und fettmodifizierte Ernährung mit 30% der Energie als Fett bei PAL 1,4 bzw. 35% der Energie als Fett bei PAL 1,7 langkettige gesättigte Fettsäuren 7 10%, trans Fettsäuren < 1%, mehrfach ungesättige Fettsäuren 7 10% der Energie, einfach ungesättigte Fettsäuren aus der Differenz zum Gesamtfett Verhältnis von Linolsäure (n 6) zu α Linolensäure (m 3) von 5:1 oder darunter Cholesterin etwa 300 mg pro Tag Cholesterinaufnahme Erwachsener (mg/d) Alter alle < >65 Männer Frauen Weissbuch Ernährung, Übergewicht, : Eine Strategie für Europa 12
13 Weissbuch Ernährung, Übergewicht, Kohärenz der politischen Maßnahmen auf Gemeinschaftsebene: Ausarbeitung von Vorschriften Finanzierung entsprechender Programme Förderung des Dialogs mit Vertretern der internationalen Lebensmittelindustrie Entwicklung vergleichender Indikatoren zur Überwachung in allen Mitgliedsstaaten Weissbuch Ernährung, Übergewicht, Besser informierte Verbraucher Gesunde Lebensmittel zur Verfügung stellen Förderung der körperlichen Bewegung Vorrangige Gruppen und Settings Ausbau der Evidenzbasis zur Unterstützung des Vorgehens Entwicklung von Überwachungssystemen 13
14 Weissbuch Ernährung, Übergewicht, Besser informierte Verbraucher Nährwertkennzeichnung zur Unterstützung der Entscheidung des Verbrauchers für gesündere Lebensmittel und Getränke Regelung der Angaben, die Hersteller über ihre Produkte machen (Health Claims Verordnung) Selbstregulierungsansätze in der Werbung für Lebensmittel insbesondere für Kinder (Verhaltenskodex für Werbung für stark fett und zuckerhaltige Lebensmittel für Kinder) Weissbuch Ernährung, Übergewicht, Besser informierte Verbraucher Gesunde Lebensmittel zur Verfügung stellen Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) und Reform der gemeinsamen Marktorganisation (GMO): Verteilung von Überschüssen bei Obst und Gemüse für Bildungseinrichtungen und Ferienzentren für Kinder Optimierung der Zusammensetzung von verarbeiteten Lebensmitteln bezüglich Gehalt an Fett, gesättigten Fettsäuren und Transfettsäuren, Salz und Zucker 14
15 Weissbuch Ernährung, Übergewicht, Besser informierte Verbraucher Gesunde Lebensmittel zur Verfügung stellen Förderung der körperlichen Bewegung das heißt? Evidenzbasierte Leitlinien sind ein begrüßenswerter Ansatz, in der (Ernährungs )Wissenschaft eine Harmonisierung von Empfehlungen zur Lebensmittelauswahl zu erreichen. Evidence Based Nutrition bedarf aber noch eines erheblichen Forschungsaufwandes, um ultimative Schlußfolgerungen vor allem für die Prävention von relativ unspezifischen Krankheiten zu formulieren. Dennoch ist jetzt schon damit zu rechnen, dass von Seiten der Lebensmittelindustrie ein massives Commitment erwartet wird, zur Lösung dieser Fragen beizutragen. 15
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