Vorlesung: Literatur und Landeskunde im DaF-Unterricht
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1 HS 2012, Mittwoch, 13:15-14:45, MIS 3024 Vorlesung: Literatur und Landeskunde im DaF-Unterricht Sitzung 11: Literatur im Fremdsprachenunterricht: Literarische Kurzformen; Kinder- und Jugendliteratur Deutsch als Fremdsprache/ Deutsch als Zweitsprache Thomas Studer
2 Rückblick Zum literaturwissenschaftlichen Hintergrund der fremdsprachlichen Literaturdidaktik response theory und Rezeptionstheorie Autoreferenzialität, Leerstellen; Deutungsmuster Fremdsprachliche vs. muttersprachliche Literaturdidaktik Lesen und Verstehen erschwert doppelte Fremdheit
3 Beobachtungen zur Didaktisierung der Gedichte fünfter sein (Ernst Jandl) und aha (Rudolf Otto Wiemer) Die Didaktisierungen folgen den Zielen des kommunikativen Unterrichts Fertigkeitstraining: mündliche Interaktion und Produktion (inkl. Mimik und Gestik), Schreiben; Lesen Handlungs- und Produktorientierung; hoher Grad an Lerneraktivität; abwechslungsreiche Sozialformen Die sprachliche Oberfläche interessiert nicht bzw. nur im Hinblick auf das Wörterlernen (andernorts: Grammatik) Demgegenüber Autoreferenzialität In Bezug auf die inhaltliche Interpretation dominiert eine eindeutige Zuordnung von Signifikant und Signifikat Welche Situation beschreibt der Dichter? Überprüfen Sie Ihre Vermutungen. Sehen Sie sich die Auflösungen an. Demgegenüber: Deutungsspielräume Kulturelle Implikationen spielen keine Rolle Demgegenüber: Deutungsmuster
4 Vor der Textarbeit Assoziationen die Deutschen Arbeitsblatt Empfindungswörter Während der Textarbeit Text auch laut lesen Bedeutung der Interjektionen recherchieren Bilder und/oder Situationen den Versen zuordnen Meinungsaustausch (verständliche Reaktionen?) Interpretationsgespräch (Fragen wie: Wer ruft aus, worüber und warum?) Nach der Textarbeit Arbeit an Stereotypen, z.b. Nationen austauschen, eigenes Land einsetzen Nach Bischof 1999, 37ff
5 Aspekte literarischer Kompetenz (3 Ansätze) Bredella (2008, 21f.) Lesen ist ein performativer Akt Literarisches Lesen unterstützt die Sprach- und besonders die Wortschatzentwicklung die Entwicklung interkultureller Kompetenzen (z.b. Empathie) Mittels Literatur kann ein tiefe(re)s Verstehen aufgebaut werden (interpretative Kompetenz) Zum Vergleich: Kann die Beschreibung von Ereignissen, Gefühlen und Wünschen in privaten Briefen gut genug verstehen, um regelmäßig mit einem Brieffreund/einer Brieffreundin zu korrespondieren. (GER, LV, B1) Literatur schult ästhetische Erfahrung auf zwei Ebenen involvement und reflecting how we are involved Literarische Texte offerieren Modelle für das Verstehen fremder Welten und der eigenen Welt. Zentralität narrativer Strukturen
6 Burwitz-Melzer (2007); cf. Froidevaux 2012, 25ff. Komplexes Modell literarischer Kompetenzen: 5 Kompetenzbereiche, vertikal Motivation; kognitive und affektive Kompetenzen; interkulturelle Kompetenzen; Anschlusskommunikation; Reflexion 5 (7) Aufgabenfelder, horizontal Erwartungshaltung aufbauen; Sinnkonstitution (I u. II); interkulturelle Kompetenzen fördern; Recherchekompetenzen fördern; (Textproduktion; Vorträge) Niveaus, dritte Dimension Beispiel, kognitive u. affektive Kompetenzen - IKK fördern Die Lernenden können fremdkulturelle Aspekte wie Kulturprodukte, Werte, Inhalte und Einstellungen, die im Text genannt werden, möglichst selbstständig erkennen und in der Fremdsprache benennen. Die Lernenden können verstehen, wie fremdsprachige literarische Werke als kulturelle Sinnträger encodiert und decodiert werden können.
7 McRae (2008, 67ff.) Sprache Fertigkeiten Verstehen 4 Fertigkeiten Referential language (wörtliche Bedeutung, normale Syntax) Lesen, Hören, Sprechen, Schreiben etwas Abgeschlossenes; ein testbares Ziel *Five Skills English Einschluss der representational language (Bedeutungsvielfalt, verlangt nach Aushandlungen und Beurteilungen) 5. Fertigkeit: processing and thinking mit dem Ziel umfassenden Verstehens Ausgangspunkt für genauere Durchgänge durch den Text
8 *Zur fünften Fertigkeit: Any spoken, written, or heard has to be processed and thought about in order that its implications be decoded, its frame of reference understood, its context and connotations assimilated, its ideologocial standpoints assessed, where it is coming from and who it is directed at, all being incorporated into the overall understanding. Erlernt werden müssen zwei Dinge: Die Zielsprache a) als +/-geschlossenes System (Syntax) und b) als offenes System (Lexik, Register u.a.). Die Beherrschung des offenen Systems impliziert auf Seiten der Textproduzenten Auswahl und auf Seiten der Rezipienten die Fähigkeit, das jeweils Ausgewählte einzuschätzen. Die Entwicklung der fünften Fertigkeit umfasst Arbeit auf drei Ebenen: Sprachbewusstsein, Textbewusstsein und Kulturbewusstsein. Any teacher who ist methodological aware and can teach language communicatively can teach Five Skills English.
9 Erich Kästner: Die Zeit fährt Auto Die Städte wachsen. Und die Kurse steigen. Wenn jemand Geld hat, hat er auch Kredit. Die Konten reden. Die Bilanzen schweigen. Die Menschen sperren aus. Die Menschen streiken. Der Globus dreht sich. Und wir drehn uns mit. Berliner Platz NEU (Lemcke et al. 2011) Nomen-Verbverbindungen, Zuordnungsübung Zu wachsen, reden usw. müssen die Agenten der Handlungen gesucht werden. Nicht thematisiert Anthropomorphisierungen; Metaphern v.a. aus der Finanzwelt Sprachliche Struktur und Ästhetik Ambivalenz der Deutungsmuster (Fortschritt, Zeit)
10 Sprache Peter Bichsel: San Salvador Einfach: alltagssprachlicher Wortschatz; kurze Sätze, z.t. wiederholt (dann sass er da, sass da, dann sass er da); parataktische Struktur (z.b. 3. Abschnitt) Lesen und Verstehen erschwert? Doppelte Fremdheit? Irritation eher durch formale Verknappung und Rhythmik ( lyrische Prosa ), nicht durch sprachliche Komplexität
11 Wie kann man Lernende dazu anleiten, die sprachlichen Besonderheiten zu entdecken? Er hatte sich eine Füllfeder gekauft. Nachdem er mehrmals seine Unterschrift, dann seine Initialen, seine Adresse, einige Wellenlinien, dann die Adresse seiner Eltern auf ein Blatt hatte, nahm er einen neuen Bogen, faltete ihn und schrieb: Mir ist es hier zu kalt", dann ich nach Südamerika", dann, schraubte die Kappe auf die Feder, betrachtete den Bogen und sah, wie die Tinte eintrocknete und dunkel wurde (in der Papeterie* garantierte man, daß sie schwarz werde), dann nahm er seine Feder erneut zur Hand und noch großzügig seinen Namen Paul darunter. Lückentext; individuelle Lösungen (mit oder ohne Wörterbuch); Vergleich der Lösungen (Lernende untereinander und/oder mit Original) und deren Wirkung; Fragen der Synonymie
12 Deutungsspielräume Durch die Verknappung werden viele Vorgänge nicht ausgesprochen bzw. lediglich angedeutet, z.b. das Verhältnis der Ehepartner zueinander Die LeserInnen müssen das Geschehen selbst rekonstruieren ( Lesen als performativer Akt )
13 Interpretation; Deutungsmuster Negative Deutung Das Leben von Paul stagniert, ist gleichförmig Fluchtplan scheitert Kälte des Alleinseins (vorhersehbare Gesten von Hildegard: funktionale Ehe) Resignation ( dann sass er da ) Positive Deutung Langeweile vs. langi Zyt (Sehnsucht!) Kein Fernweh, sondern Sehnsucht nach der Partnerin Vorhersehbare Gesten von Hildegard: Vertrautheit des Ehepartners, familiäre Bindung Einsicht, dass Flucht keine Probleme löst Deutungsmuster: Rollenverhältnisse in Beziehungen (Partnerschaft, Familie), Alleinsein; San Salvador
14 Lieder im Literaturunterricht
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18 Zum Arbeitsblatt ( Guten Tag ) Einstieg: Reklameanzeigen Erstes Hören Welche Wörter (und Produkte) könnt ihr heraushören? Tafelanschrieb Zweites Hören Mehr verstanden? Erweiterter Tafelanschrieb Textarbeit (ganzer Text) Unterstreichen, was verstanden wurde Zuordnungsübung frz-dt Vertiefendes Textverständnis Klassengespräch Fragen wie Wie versteht ihr den Satz: Aber euer Leben zwickt und drückt nur dann nicht, wenn man sich bückt.? Drittes Hören Über Musik sprechen (Adjektive) Weiterarbeit z.b. Werbeanzeigen entwerfen
19 Worksheet für Niveau B1
20 Auszug aus dem Worksheet
Vorlesung: Literatur und Landeskunde im DaF-Unterricht
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