Zur Risikokompetenz von Kindern Im Alter von 2 bis 6 Jahren: Sinneswahrnehmung Bewegungssicherheit und Risikokompetenz entwickeln sich sehr stark

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1 Schatzsuche-Tag Zur Risikokompetenz von Kindern Im Alter von 2 bis 6 Jahren: Sinneswahrnehmung Bewegungssicherheit und Risikokompetenz entwickeln sich sehr stark Eigene Erfahrungen bestimmen maßgeblich die Risikoeinschätzung in Bewegungssituationen! Welche Gefahrensituationen in Kitas gibt es? Gefahrenstellen Sie müssen dafür aber regelmäßig beansprucht und gefördert werden! Höhe Gefährliche Geräte und Werkzeuge Hohe Geschwindigkeit und Verkehr Wildes Toben und raufen 5 Beteiligte, wenn es um Gefahr und Risikoeinschätzung geht: Angst: Aufmerksamkeit / Schutzverhalten aktivieren Aufsichtspflicht: Verantwortung, wirkt häufig verunsichernd, Wichtig: auf intuitives Gefühl verlassen. Gewissenhaft, aber nicht ängstlich sein. Gefahr: gehört zum Leben, muss berücksichtigt und mit Aufmerksamkeit bewacht / verhindert werden. Risiko: wird heute positiv gewertet. Wichtig für die Entwicklung körperlicher und psychischer Kompetenzen. Kind: will spielen, Erfahrungen machen, sich ausprobieren, Grenzen kennenlernen und erweitern, lernen. Dafür braucht es Raum und Gelegenheiten. 1

2 Schatzsuche-Tag Risikokompetenz heißt Risiken und Gefahren erkennen und meistern, indem sie entweder beseitigt werden oder die Situation/das Spiel/die Bewegung beendet wird, bevor es gefährlich wird. Das Fernhalten von allen Risiken und Gefahren ist der falsche Ansatz einer gezielten Sicherheitsförderung. Wenn Kinder sich selbst nicht in für sie scheinbar riskante Situationen begeben können und so ihre eigenen Grenzen in der Bewegung kennen lernen, können sie auch keine Risikokompetenz entwickeln. Lust der Kinder, Bewegungssituationen aufzusuchen, die zu bewältigende, aber herausfordernde und kontrollierbare Bewegungsrisiken beinhalten, um das darin vorhandene Potential für persönliche Entwicklungsschritte zu nutzen. Nicht das RISIKO soll vermieden werden, sondern die GEFAHR! Risikokompetente Kinder gehen umsichtig an Herausforderungen heran bewältigen bekannte Aufgaben und reagieren angemessen auf Veränderungen während der Situation (z.b.: Rückzug, Planänderung, Hilfe holen, Veränderung der Situation selbst) Aufsuchen von Risikosituationen warum? Erlebnissuche: intensive Sinnesreize, starke Emotionen Grenzsuche: Austesten der eigenen Leistungsfähigkeit, Erleben der eigenen Kompetenz, Überwinden von Unsicherheit und Angst 2

3 Selbstreflexion der Pädagogischen Fachkraft: Schatzsuche-Tag Wie schaut es mit Ihrem eigenen Mut aus? Wenn Sie an Mut denken, was fällt Ihnen spontan als erstes ein? Was bedeutet Mut für Sie in Ihrer Rolle als pädagogische Fachkraft? Wem oder was verdanken Sie ihrem Mut? Was entmutigt Sie als pädagogische Fachkraft? Würden Sie sich wünschen, ein wenig mutiger zu sein? Wenn ja, was müsste passieren, damit Sie ein wenig mutiger sein könnten? Welche Gefahrensituationen in Kitas gibt es? Gefahrenstellen Höhe Gefährliche Geräte und Werkzeuge Hohe Geschwindigkeit und Verkehr Wildes Toben und raufen Vorgehen zur Risikoeinschätzung 1. Einschätzung der Situation / Umwelt Gefährdungspotential: Was kann passieren? Darf das passieren? Besteht Gefahr für Leib und Leben? Einschätzbarkeit: Gibt es für die Kinder uneinschätzbare Gefahren? Ist der Fallraum frei und ausreichend abfedernd? Sind die Geräte unbeschädigt und funktionsfähig? Sind andere Kinder beteiligt, die die Situation beeinflussen können? 2. Blick auf das Kind Was weiß ich über das Kind? (Selbsteinschätzung, motorische Entwicklung, Wissen um / Akzeptanz von Regeln, Konzentrationsfähigkeit) Folgen: Welchen Wert könnte es für das Kind haben, wenn es die Situation alleine bewältigt? 3. Selbstreflexion pädagogische Fachkraft Wie schätze ich mein Wissen über das Kind ein? Ich traue dem Kind die Bewältigung der Situation nicht zu: liegt es an meiner eigenen Angst oder wirklich am Kind? Schätze ich Kinder üblicherweise realistisch ein? Überfordere ich generell eher Kinder oder unterschätze ich sie? Kann ich die Situation aufmerksam und präsent verfolgen (und notfalls eingreifen)? 3

4 Bewertung nach Das Ampelprinzip Schatzsuche-Tag Was kann passieren? Darf es passieren? Wie wahrscheinlich ist das? Es kann nichts passieren => grün Es kann etwas passieren, ist aber unwahrscheinlich und darf angesichts des erwarteten Lerneffekts passieren => gelb Es kann etwas passieren, ist wahrscheinlich und darf nicht passieren => rot Gelber Bereich: hier finden produktive und zu unterstützende Lernprozesse statt! Welche Maßnahmen sind zu treffen? grün => keine gelb => abwarten (beobachten, im Hintergrund bleiben), begleiten (z.b. ins Spiel einklinken, unterstützen, ermutigen, Hilfe anbieten), direktive Intervention (Spiel unterbrechen, mit Kindern darüber reden, ggf. Regeln vereinbaren) rot => risikoreduzierende Maßnahmen, Gefährdung beseitigen, Situation abbrechen Fazit 1: Gute Bewegungserziehung = Sicherheitserziehung, denn sie erhöht die Risikokompetenz der Kinder. Fazit 2: Durch Bewegungsstunden können wir Kindern Wagniserfahrungen ermöglichen. Dazu braucht es keine Risikosportarten und auch keine aufwendigen Bewegungslandschaften. Oft reichen kindliche Bewegungshandlungen wie Drehen, Balancieren, Springen, Schaukeln, Gleiten und Fahren bereits aus. Fazit 3: (Risikokompetente) Kinder, die im Alltag Möglichkeiten zur freien Exploration haben, gehen im Normalfall kein überhöhtes Risiko ein! Dies gilt allerdings erst ab ca. 2,5 Jahren! Fazit 4: Kinder sollen in der Bewegungsstunde die Bewegung als produktive Erfahrung erleben und sich stark und mutig fühlen. Fazit 5: WAGNISSUCHE in offenen Bewegungsfeldern, selbständiges Suchen von Lösungen (dazu zählt auch, andere zu unterstützen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen). 4

5 Und Ihre Rolle? Schatzsuche-Tag Astrid Lindgren Grundsatzurteile zur Aufsichtspflicht Urteil 1: BGH, NJW 1976, S Nicht unbedingt das Fernhalten von jedem Gegenstand, der bei unsachgemäßem Umgang gefährlich werden kann, sondern gerade die Erziehung des Kindes zu verantwortungsbewusstem Hantieren mit einem solchen Gegenstand wird oft der bessere Weg sein, das Kind und Dritte vor Schäden zu bewahren. Hinzu kommt die Notwendigkeit frühzeitiger praktischer Schulung des Kindes, das seinen Erfahrungsbereich möglichst ausschöpfen soll. (BGH, NJW 1976, S. 1684) Kinder sollen lernen, mit Gefahren umzugehen (Risikokompetenz! Bewegungserziehung = Sicherheitserziehung) Schutz der Kinder vor unvertretbaren Risiken (z.b.: Strom, Vergiftungen, Verbrennungen, Glasstürze, Strangulation) Urteil 2: BGH in NJW 1984, S.2574 Das Maß der gebotenen Aufsicht bestimmt sich nach Alter, Eigenart und Charakter des Kindes sowie danach, was Jugendleitern in der jeweiligen Situation zugemutet werden kann. Entscheidend ist, was ein verständiger Jugendleiter nach vernünftigen Anforderungen unternehmen muss, um zu verhindern, dass das Kind selbst zu Schaden kommt oder Dritte schädigt. (BGH in NJW 1984, S.2574) keine festen Regeln und im Ermessen der päd. Fachkräfte abhängig vom Alter, von den Fähigkeiten und vom Charakter des Kindes Was pädagogisch nachvollziehbar begründet ist, kann keine Aufsichtspflichtverletzung sein! Prof. Hundmeyer Jurist, Experte zum Thema Aufsichtspflicht auf dem Kongress Bewegte Kindheit in Osnabrück

6 Schatzsuche-Tag Einen Versuch wagen und dabei scheitern bringt zumindest einen Gewinn an Wissen und Erfahrung. Nichts riskieren dagegen heißt einen nicht abschätzbaren Verlust auf sich zu nehmen. (Chester Barnard) Literaturtipps: Högger et al. (2011) Spielwert zwischen Sicherheit und Risiko. Bfu Fachdokumentation Bern: bfu Zugriff am unter: DVD: Kinder sich bewegen lassen Sicherheits- und Gesundheitsförderung für Kinder unter drei Jahren. GUV-X online: fsservicecontainer_pi1[video]=8 6