Methamphetamin Personen- und zielorientierte Kommunikation. Lars Stark; 30. Juni 2014;
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1 Methamphetamin Personen- und zielorientierte Kommunikation Lars Stark; 30. Juni 2014;
2 Arud Zentren für Suchtmedizin Horgen Stampfenbach Hauptbahnhof Aussersihl
3 Arud Zentren für Suchtmedizin Sämtliche Drogen Kokain Alkohol Heroin Cannabis Medikamente Designerdrogen Tabak Mischkonsum Konsumierende Angehörige, Umfeld aus einer Hand: Information, Beratung, Abklärung, Behandlung ambulante Therapien: Einzel-, Familien-, Gruppentherapien psychiatrische Behandlungen medizinische Behandlungen Sozialarbeit Kooperationsangebote Checkpoint Zürich, Drogeninformationszentrum Zürich, Beratungsstelle für Angehörige Fachleute ÄrztInnen, PsychologInnen, Sozialdienste, Beratungen, Justiz, usw Arbeitgeber Personalverantwortliche, Vorgesetzte (
4 Inhalt Einführung Geschichte Chemie Wirkung Verbreitung, Häufigkeit Problematischer Konsum Beispiele und Behandlungsansätze
5 Vorstellung von Drogen und Konsum Was die Öffentlichkeit über Drogen weiss, weiss sie aus den Medien. Auch was sie von Drogen zu halten hat, weiss sie aus den Medien. Günter Amendt, No Drugs No Future
6 Die Medien generieren ein Thema, verwenden beliebiges Bildmaterial Ø Schaffen ein rein artifizielles Bewusstsein Ø fördern die Bekanntheit Quelle: 20 Minuten, 26. Januar 2015
7 Was ist Cristal Meth? Chemisch: d-n-methylamphetamin, als Hydrochlorid (C 10 H 15 N) Verkauft als: Ice, Cristal, Meth, Thaipille, Tina, Yaba, Shabou Konsumart: nasal (geschnupft), oral, inhalativ (geraucht), gespritzt
8 Geschichte des Methamphetamins 1893 erste Synthese 1919 erstmalige Kristalisation (Crystal Meth) 1921 Patentierung als Pervitin 1938 Pervitin kommt in den Handel gegen Leistungsschwäche bei Lungenerkrankungen auch als Schokolade 2. Weltkrieg: Verwendung als Panzerschokolade
9 Geschichte des Methamphetamins 2. Weltkrieg: Verwendung als Panzerschokolade 1940 bestellte die Wehrmacht mehr als 35 Millionen Tabletten 1941 Pervitin wird in Deutschland Rezeptpflichtig ab 1945 Anwendung als Dopingmittel 1965 Einsatz im Vietnamkrieg 1988 Methedrin Pervitin wird als Medikament vom Markt genommen
10 Erscheinungsformen Thaipille Preis: 30 Sfr./Pille Analysen Streetwork: mg Methamphetamin Enthielten jeweils 54 68mg Koffein, 1 Pille nur Koffein Crystal Preis Sfr./Gramm Analysen Streetwork: % Methamphetamin 1 Probe Pentedrone 1 Probe kein Wirkstoff
11 Gewinnung Vollsynthetisches Produkt, Vorstufe N-Acetylamphetamin Grundstoffe: Ephedrin, Pseudephedrin, Phenylaceton (= Benzylmethylketon, BMK) Natriumhydroxid und Formamid (Methylansäure) Synthese: Reduktive Aminisierung 1l BMK ergibt 1Kg Amphetamin
12 Kochrezept Quelle:
13
14
15 Wirkung Verwandt: Adrenalin, Noradrenalin, Ephedrin Psychostimulans: o o o o o o Antriebs-, leistungs- und luststeigernd Enthemmend, Selbstwertgefühl Appetitzügelnd, schmerzstillend, Müdigkeit unterdrückend Noradrenalin wird freigesetzt (-> Euphorie) Selbstwertgefühl wird durch Dopamin gesteigert (ausgeprägter als bei Amphetamin) Serotonin, Freisetzung und SRI. Dosierung: 30-50mg Dauer: 4-12 Stunden (gelangt schneller als Amphetamin ins Gehirn, wirkt durch Methyllierung länger, max 70 Std.)
16 Akute Nebenwirkungen, Intoxikation Unruhe, Erregbarkeit, Schlaflosigkeit, Stereotypien Mundtrockenheit, Herzrasen, erhöhter Blutdruck Hyperthermie (insbesondere bei Dehydratation) fehlende Risikoeinsicht Crash nach run Halluzinationen, Amphetamindelir Mydriasis, Tremor, Tachycardie, Hypertonie, Epileptische Anfälle ventikuläre Arrhythmien Vasospasmus: Infarkte, Hämorrhagien. DIC (dissem. intravasale Gerinnung) Langfristige Gefährdung: Stark auszehrende Substanz Hohes Abhängigkeitspotential
17 Gefährliche Kombinationen β-blocker MAO-Hemmer Trizyklische antidepressiva Notfallmassnahmen Benzodiazepin Bei Delir: Haloperodol Blutdruck oder Hyperthermie à Hospitalisation
18 Safer Use Ernährung: Vitamin- und Nährstoffzufuhr nach dem Konsum. Bei saurem Urin wird die Wiederaufnahme von Methamphetamin während des Ausscheidens verhindert Mehrwöchige Konsumpausen IV: Saubere Materialien nasal: fein zerhackt, in kleinen Dosen Genügend Zeit für den Konsum und die Erholung danach einplanen Sex: Grenzen und Stoppsignale vor dem Konsum vereinbaren. Öfter Kondome wechseln, Gleitmittel verwenden.
19 Konsum in der Schweiz Suchtmonitoring 2012 Konsum innerhalb der letzten 12 Monaten ab 15 Jahren
20 Konsum in der Schweiz 20Minuten Online Befragung, 2012 Entspricht: Lebenszeitprävalenz 1%
21 Quelle: Christoph Ort 2014 Abwasseranalysen
22 Nightlife-Setting: Party People Durchschnitt Jahre Statistisch entsprechend Bevölkerung Sozial und beruflich gut integriert Höherer Männeranteil (Ø 60%) Methamphetamin-Erstkonsum ab 20. Lebensjahr Kaum Problembewusstsein für Substanzkonsum, kaum Notwendigkeit für Veränderung Abstinenzforderung absurd Aber: häufig trotzdem Motivation zu Information, Gesundheitsbewusstsein
23 Konsum im Nightlife-Setting F & F Nightlife, 2013 Lebenszeitprävalenz des Konsums psychoaktiver Substanzen (%)
24 Konsum im Nightlife-Setting F & F Nightlife, Tage-Prävalenz des Konsums psychoaktiver Substanzen (%)
25 Konsum während einer typischen Partynacht (F & F Nightlife, 2013) 30-Tage-Prävalenz des Konsums psychoaktiver Substanzen (%)
26 Konsum während einer typischen Partynacht (F & F Nightlife, 2013) Menge und Applikationsform, Anzahl Antworten (N)
27 Konsum während einer typischen Partynacht (F & F Nightlife, 2013) Verlauf
28 Blick über die Landesgrenzen Konsum von Methamphetamin zunehmend In Europa: bezüglich Konsum Ost/West Grenze Ostdeutschland, Tschechien, Polen, Ungarn: klassische Opiat-Konsumenten steigen auf günstigeres und qualitativ besseres Methamphetamin um England: starke Verbreitung o o Zunahme von Konsum-Partys mehrheitlich weisse, abhängige Männer mit Erkrankungen Hepatitis und HIV Produktion: Aktuell Osteuropa, China, Thailand. Verschiebung vermehrt nach Mexiko und Afrika UNODC, EMCCDA, Club Drug Clinic
29 Substanzkonsum und Problemlast Dosis facit venenium. Übersetzt: Die Menge macht das Gift. Theophrast von Hohenheim, genannt Paracelsus ( ) Heute: Die Reinheit macht das Gift Die Mischung macht das Gift Die Konsumform macht das Gift Die Kosten machen das Gift
30 Schadenspotential im Vergleich Quelle: David Nutt 2010 The Lancet
31 Weniger als... Weniger als 10% der Leute, die mit Drogen experimentieren, werden abhängig (süchtig). NIDA NOTES Vol. 16, Nr. 6, 2002, S. 4, Glen R. Henson
32 Nicht jeder regelmässige Konsum ist eine Sucht aber auch regelmässiger nichtsüchtiger Konsum kann zu Problemen führen
33 Substanzkonsum und Probleme: Ein Kontinuum Abstinenz und unproblematischer Konsum Risiko- Konsum Problem- Konsum Stark abhängiger und chronischer Konsum Kein Konsum milder Konsum mässiger Konsum massiver Konsum
34 Eisberg-Phänomen Sichtbare Probleme Nicht stark Beeinträchtigende Probleme
35 26-jähriger Pfleger, Methamphetaminkonsum v.a. an Wochenenden, an Parties Konsum zur Euphorisierung, Stimmungsaufhellung, nicht oder wenig schlafen müssen Ohne Konsum: Ängste in sozialen Situationen, Nicht- Ertragen von Nähe in Beziehung Schizoaffektive Störung vordiagnositziert. Phasenweise stark depressive Krisen mit Suizidalität, Stimmenhören. Kontrolle durch Konsum. Therapie: Problembewusstsein entwickelt, Medikation Komorbidität (Neuroleptikum, Venlafaxin), schrittweise Kontrolle durch Konsumtagebuch, Einbezug Partnerin
36 27-jährige kaufmännische Angestellte, Fitnesscoach, Methamphetaminkonsum zur Leistungssteigerung Konsum im Rahmen Aufbautraining Muskulatur (Willensstärkung), dann zur Euphorisierung Später: Libidosteigerung, sexuelles Lustempfinden, Appetitzügler (Tendenzen zur Anorexie) Sehr starke Verknüpfung Konsum im Alltag Ohne Konsum: Massive Antriebslosigkeit, Mattigkeit, akute Suizidalität Therapie: Konsumkontrolle und -Reduktion nicht möglich. Entzug ambulant. Aufgrund schwerer Symptomatik: Wechsel stationär-ambulant mehrmals. Behandlung antidepressiv (Cipralex, Wellbutrin )
37 Stadien der Veränderung Entstehen von Motivation zur Veränderung nach Prohaska & DiClemente Ermögliche Rückkehr zum Änderungsziel Kein Problembewusstsein precontemplation Gib neue Informationen Erkunde das pro & contra Ambivalenz MI Phase I RUBIKON Kläre und Festige Ziele und Weg MI Phase II Halte Kontakt: Nachsorge, Rückfallprophylaxe Erwerb neuer Kompetenzen action Mach mal was anderes, life skills, Evidenzbasierte Interventionen
38
39 Konsumtagebuch Meth Lines Körkel 2007
40 Medikamentöse Ansätze Aktivierende Antidepressiva o o o SSNRI: Venlafaxin (Efexor ), Duloxetin (Cymbalta ) Noradrenalin-/Dopamin-Wiederaufnahmehemmer: Bupropion (Wellbutrin ), SSRI: Citalopram, Escitalopram (Ciprlex ), Fluoxetin (Fluctine ), Sertralin (Zoloft ) Psychostimulans zur Überbrückung Entzug o o Modafinil (Modasomil ), dopaminerg? glutaminerg? Methylphenidat (Off-Label!), noradrenerg und serotinerg Antiepileptische Abschirmung im Entzug o o Z. Bsp. Valproat (Depakine ) Benzodiazepine (Rivotril )
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