Der mikro-ökonomische Rebound Effekt
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- Fritz Geisler
- vor 7 Jahren
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1 Der mikro-ökonomische Rebound Effekt Ergebnisse eines inter- und transdisziplinären Forschungsprojektes Gefördert im Rahmen der Sozial-ökologischen Forschung (SOEF) des BMBF Klaus Rennings, ZEW Green Economy Konferenz BMBF Berlin 18. November 2014
2 Begriffsklärung: Der mikro-ökonomische Rebound-Effekt Unersuchungsebene: Haushalt, Firma Direkt: Preis- bzw. Substitutionseffekt Sinkender Energiepreis erhöht Nachfrage nach energieeffizienterem Produkt Indirekt: Einkommenseffekt Sinkender Preis erhöht Einkommen, Nachfrage nach Gütern Abzugrenzen von makroökonomischem Rebound-Effekt: Effekt von Energieeffizienzverbesserungen auf allgemeine Produktivität, Wachstum und Konsum
3 Größenordnung von Rebound-Effekten Direkter Reboundeffekt: Die Größe des direkten Reboundeffekts ist je nach Anwendungsbereich unterschiedlich Heizung 2 bis 60% (IRGC 2013), Individualverkehr kurzfristig 5 bis 86 Prozent, langfristig 5 bis 66% (Sorrell and Dimitropoulos 2007) Beleuchtung: 5-12% für private Haushalte (IRGC 2013; Maxwell et al. 2011) Indirekter Reboundeffekt: Resultiert aus Kosteneinsparungen infolge von Verbesserungen der Energieeffizienz Metastudien: Indirekte geringer als direkte Effekte
4 Projektziele Besseres Verständnis für Ursachen von Rebound-Effekten entwickeln: Ökonomische, sozialpsychologische und soziologische Erklärungen Hinweise für die Größenordnung von Rebound-Effekten empirisch zu quantifizieren: Identifizierung von Anzeichen für Rebound-Effekte bei verschiedenen Energiedienstleistungen wie der Raumwärmeerzeugung, Beleuchtung oder Mobilität Identifizierung geeigneter Maßnahmen, ggf. spezifisch für bestimmte soziale Gruppen Anschluss Integrations- und Verwertungsprojekt (IndUK): Rebound-Schulung für Gebäudeenergieberater (Webinar)
5 Projektdesign Graphik 1: Struktur von REBOUND AP MKT: Methoden Koordination Transdisziplinarität Handlungsfelder Soziale Dimension des Rebound-Effekts: Beleuchtung, Mobilität, Wärme Methoden: - Fallstudien (Fokusgruppen) (AP1) - Ökonometrische Analyse bestehender Datensätze (AP2) - Erhebung und Analyse neuer Datensätze (AP3) - Makroökonomische Analyse (AP4) Delphi-Workshops (Maßnahmen gegen Rebound-Effekt) (AP5) AP6: Projektmanagement
6 Wesentliche Befunde und Ergebnisse 1 Exploration relevanter psychologischer und soziologischer Einflussfaktoren von Rebound-Effekten Ergebnis Fokusgruppen: Verhaltensänderungen sind differenziert zu betrachten Rebound-Effekte: Insbesondere im Bereich Mobilität allgemein sowie im Bereich Wohnen insbesondere für das Thema Beleuchtung Andererseits: Hinweise auf ausbleibende oder gegenläufige Verhaltensänderungen Wichtige Faktoren: Motive, persönliche und soziale Normen, Einstellungen, Überzeugungen, Grad der Bedürfnisbefriedigung
7 Wesentliche Befunde und Ergebnisse 2 Hinweise für direkten Rebound im Bereich Raumwärme Zwei Verhaltensdimensionen: - Verlängerung der Heizdauer - Erhöhung der Raumtemperatur Unsere Untersuchung zielt auf die Heizdauer ab. Ergebnisse: Modernisierte Heizungen laufen täglich ca. 40 Minuten länger. Große Unterschiede zwischen Einkommensklassen: Bei Haushalten mit Nettoeinkommen unter Euro tritt der größere Rebound-Effekt auf (tägliche Heizdauer wird um mehr als 1 Stunde verlängert).
8 Wesentliche Befunde und Ergebnisse 3 Quantifizierung Größenordnung direkter Rebound-Effekt im Bereich Mobilität Ergebnisse: Relativ hohe direkte Rebound-Effekte von rund Prozent Bestätigt frühere Schätzungen Direkter Rebound-Effekt variiert nicht mit dem Einkommen, noch bezüglich verschiedener anderer sozioökonomischer Charakteristika Allerdings: Identifizierung des Rebounds hängt von Annahmen ab, die üblich, aber mit vorhandenen Daten nicht zu testen sind
9 Wesentliche Befunde und Ergebnisse 4 Quantifizierung Größenordnung direkter Rebound-Effekt im Bereich Beleuchtung Rebound-Effekte über längere Brenndauer und gesteigerte Helligkeit (bislang nicht erfasst in Literatur) Brenndauer: Bei etwa 30% der Befragten brennt neue, effizientere Lampe im Durchschnitt knapp 10% länger Helligkeit: Über 50% der neuen Lampen waren heller als die alten, im Durchschnitt etwa 25% heller bzw. 11 Minuten pro Tag Ergebnis: Moderater Rebound-Effekt von 8.5% für alle Leuchtmittel, 5.3% für Hauptleuchtmittel im Wohn-Essbereich Brenndauer-Rebound sinkt mit Bildungsstand und niedrigerer persönlicher Norm, steigt bei älteren Menschen
10 Wesentliche Befunde und Ergebnisse 5 Identifizierung geeigneter politische Maßnahmen Delphi-Workshops zu Haushalten und Verkehr Ergebnisse Mobilität: - ökonomischen Instrumente effizient, aber geringe Akzeptanz - Alternativen: Infrastrukturmaßnahmen und Berücksichtigung in der Politikfolgenaschätzung (Impact Assessment) Eine politische Rebound-Strategie sollte sinnvollerweise mit Politikplanung (Impact Assessment) beginnen, um dann in einem zweiten Schritt auf der Basis erhöhter Information und Transparenz gezielte Schritte zur Reduzierung zu ergreifen.
11 Wesentliche Befunde und Ergebnisse 5 Identifizierung geeigneter politische Maßnahmen Delphi-Workshops zu Haushalten und Verkehr Ergebnisse Energieverbrauch in Haushalten: - Ökonomische Instrumente weniger vorteilhaft (Stichwort: Energiearmut) - Eher technische ( Smart Home ) oder informatorische Lösungen ( Rebound-Beratung durch Gebäudeenergieberater ) zu empfehlen Auch im Wohnbereich ist Berücksichtigung von Rebound- Effekten in der Politikfolgenabschätzung sinnvolle Einstiegsmaßnahme (Implementationsstudie Übertragbarkeit Best Practices)
12 Forschungsbedarf: Makro-Rebound, Mikro-Makro-Link, Toolbox Makro-Rebound Simulation gesamtwirtschaftlicher Effekte Meso-Rebound Partialeffekte z.b. zur IT-Nutzung Mikro-Rebound Bottom Up
13 Voraussetzung: Erweitertes Verständnis des mikro-ökonomischen Rebounds Heute: Ersatz energie-ineffizienter PC = Rebound Neuanschaffung Laptop = Kein Rebound Neuanschaffung Smartphone = Kein Rebound Erweiterter Begriff sollte alle (nachhaltigkeits-) relevanten Rebounds von Produktinnovationen umfassen
14 Ko-ordination: Dr. Klaus Rennings Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) L7, Mannheim Projekt-Website:
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