Endbericht zur Studie Bürgerschaftliches Engagement und Sozialkapital in Vorarlberg 2010

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1 Forschungsbereich Sozial- und Wirtschaftswissenschaften Endbericht zur Studie Bürgerschaftliches Engagement und Sozialkapital in Vorarlberg 2010 Soziales Monitoring für Sozialkapital und Engagement Band 1: Hauptergebnisse Oktober 2010 FH VORARLBERG Forschungsbereich Sozial- und Wirtschaftswissenschaften Prof. (FH)Dr. Frederic Fredersdorf (Leitung) Dr. Dipl. Psych. Pascale Roux Mag. Daniela Lorünser Hochschulstr. 1 A Dornbirn Tel.: +43 (0) frederic.fredersdorf@fhv.at

2 Gliederung Band 1: Hauptergebnisse 1. Einleitung Management Summary Theoretische Grundlagen Erkenntnisleitende Fragestellung Sozialkapital in der aktuellen Debatte Bürgerschaftliches Engagement in der aktuellen Debatte Ergebnisse von Studien zum Sozialkapital (in Vorarlberg) Soziales Monitoring für Sozialkapital und Engagement in Vorarlberg Methodisches Konzept Das Befragungsinstrument Zwei Indizes Repräsentativität, Datenschutz und Stichprobenziehung Dateneingabe und Datenbereinigung Messmodell Fehlende Werte Reliabilität Ergebnisse Soziodemographische Merkmale der Stichprobe Bürgerschaftliches Engagement in Vorarlberg Index und Dimensionen Bürgerschaftlichen Engagements Die Vorarlberger Engagementquote Details zum allgemeinen Bürgerschaftlichen Engagement Details zum zeitaufwendigsten Bürgerschaftlichen Engagement Details zum früheren und potentiellen Bürgerschaftlichen Engagement Sozialkapital in Vorarlberg Index und Dimensionen des Sozialkapitals Details zum Sozialkapital Einflüsse auf Faktoren des Bürgerschaftlichen Engagements in Vorarlberg Anzahl der Ehrenamtsbereiche Grad der Mitwirkungsaktivität Funktionsausübung Zeitaufwand Bedeutsamkeit für das eigene Leben Motivation Geldspenden Zusammenfassung zu den Einflüssen auf das BE 59 2

3 5.5 Soziodemographische Einflüsse auf Dimensionen des Vorarlberger Sozialkapitals Umfang des egozentrierten Netzwerks Räumliche Nähe des egozentrierten Netzwerks Empfangene Unterstützung durch das egozentrierte Netzwerk Gegebene Unterstützung in das egozentrierte Netzwerk Kohärenzgefühl: Vertrauen Kohärenzgefühl: Lebenssinn und Lebenszufriedenheit Kohärenzgefühl: Copingstrategien Positives Sozialkapital: Wertschätzung Negatives Sozialkapital: Geringschätzung Gemeinschaftssinn/Solidarität Unterschiede zwischen Menschen mit hohem und niedrigem Sozialkapital Zusammenfassung zu den Einflüssen auf das Sozialkapital Auswirkungen des Sozialkapitals auf Lebensbedingungen in Vorarlberg Regionale Verbundenheit Lebenszufriedenheit (allgemein) Arbeitszufriedenheit Lebensqualität (allgemein) Aktueller Gesundheitszustand Lebensangst Lebensglück Zusammenfassung zu den Auswirkungen des Sozialkapitals auf Lebensbedingungen der Vorarlberger Bevölkerung Überprüfung literaturgestützter Hypothesen Schlussfolgerungen Band 2: Anhang 7. Anhang Literatur Tabellenband Fragebogen Index-Konstruktion Analyse fehlender Werte Autorinnen und Autor

4 1. Einleitung Sozialkapital gewinnt in den letzten zehn bis zwanzig Jahren als Fachbegriff und sozialpolitisches Gestaltungskonzept an Bedeutung, weil es sowohl für das individuelle Wohlergehen als auch für die gesellschaftliche Entwicklung eine nicht wegzudenkende Ressource darstellt. Obwohl über diesen Tatbestand in der Fachdebatte annähernd Einigung besteht, zeichnen Theoriebeiträge und Forschungsprojekte aus Soziologie, Psychologie, Politologie, Gesundheits-, Sozialarbeits- und Wirtschaftswissenschaft ein vielseitiges und im Detail nicht immer einheitliches Bild. Als größter gemeinsamer Nenner gilt, dass Sozialkapital und Bürgerschaftliches Engagement wesentliche Stützen der Solidargemeinschaft darstellen, ohne die ein modernes demokratisches Gemeinde- und Staatswesen kaum auf einem hohen Niveau existieren kann. Unter Sozialkapital sind in erster Linie spezifische menschliche Ressourcen und Wertvorstellungen zu verstehen, die ein solidarisches Gemeinschaftsleben positiv begründen und am Leben erhalten doch es werden auch negative Aspekte von Sozialkapital diskutiert wie etwa Lebensängste oder erlebte Geringschätzungen. Bürgerschaftliches Engagement wird i.d.r. als Teilbereich des Sozialkapitals angesehen. Aufgrund seiner besonderen Bedeutung erhält es hier jedoch eine herausgehobene Stellung. Je höher nun beide Faktoren in einer Region ausgeprägt sind, um so höher sind auch Lebensqualität und Wirtschaftskraft dieser Region, und um so niedriger ist z.b. die Kriminalitätsrate (vgl. Berndt 2002: 7). So verwundert es nicht, dass ein besonderes Anliegen verantwortungsbewusst Handelnder darin besteht, Qualität und Umfang des Sozialkapitals einer Region, einer Gemeinde, eines Betriebes oder eines Menschen zu kennen und gezielt zu fördern. Im Auftrag der Landesregierung widmet sich das Vorarlberger Büro für Zukunftsfragen dieser Aufgabe für Vorarlberg. 1 Auf allen Gemeindeebenen initiiert und unterstützt es beispielsweise Bürgerbeteiligung und Bürgerschaftliches Engagement, nachhaltige Gemeindeentwicklung durch Pilotprojekte, Lebenswert-Leben- und Zämma-Leben -Initiativen, Projekt-Checks für Betriebe und Kommunen, Sozialkapital-Workshops in und für Schulen oder umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit, um nur einige Aktionsbereiche zu nennen. Zwischen 1999 und 2006 förderte das Land Vorarlberg bzw. das Zukunftsbüro u.a. auch Studien zur Erhebung des Sozialkapitals in Vorarlberg und zusätzlich in einigen ausgewählten Städten und Gemeinden. Diese Untersuchungen brachten mehrere bedeutende Ergebnisse hervor: Zunächst verdeutlichten sie, dass individuelles Sozialkapital durchaus in breiterem Umfang gemessen und bestimmt werden kann. Dann konnten sie spezifische regionale Aspekte herausarbeiten wie z.b. den Umstand, dass in Götzis Frauen aller Altersklassen, Bildungsschichten und Berufsgruppen stärker psychosozial belastet sind als Männer und ein höheres Sozialkapital-Defizit vorweisen (vgl. Gehmacher 2006: 10f). Oder den Umstand, dass in Bregenz Frauen mit Doppel- und Mehrfachbelastungen sowie jüngere Menschen auf der Netzwerk- und Beziehungsebene des Sozialkapitals (Meso-Ebene) die größten Defizite vorweisen (Büro für Zukunftsfragen 2008: 17). Drittens legten diese teilweise unterschiedlich konzipierten Studien nahe, die Entwicklung des Vorarlberger Sozialkapitals zukünftig in regelmäßigem Abstand, mit denselben Vergleichsgrößen und mit einem gleichbleibenden Verfahren repräsentativ zu erheben, um soziale Entwicklungen systematisch erfassen und steuern zu können. Dieses als Soziales Monitoring für Sozialkapital und Engagement bezeichnete Vorhaben wurde vom Vorarlberger Zukunftsbüro in Kooperation mit der Fachhochschule Vorarlberg (FHV) Forschungsschwerpunkt Gesellschaftliche und sozialwirtschaftliche Entwicklung im Sommer 2009 auf den Weg gebracht. Nach Prüfung und Auswahl verschiedener Optionen entschied sich das Zukunftsbüro zur Forschungszusammenarbeit mit der FHV, aus der heraus die vorliegende Studie entstand. Zwei Ziele werden damit verfolgt: 1. die Grundlage für ein repräsentatives Monitoring zu schaffen, das alle wesentlichen Einflussgrößen von Bürgerschaftlichem Engagement und Sozialkapital enthält, die in der aktuellen Debatte als bedeutsam angesehen werden. Hierfür wurde ein spezieller Fragebogen entwickelt; 2. die Ausprägung von Bürgerschaftlichem Engagement und Sozialkapital in Vorarlberg mit diesem standardisierten und quantitativen Fragebogen in Form einer Bevölkerungsbefragung zum Jahresbeginn 2010 zu erheben, auszuwerten und zu veröffentlichen. 1 Siehe: download am

5 Der vorliegende Bericht präsentiert die theoretischen Bezüge des sozialen Monitorings für Sozialkapital und Engagement in Vorarlberg, seine methodische Umsetzung und in einem breiten Umfang wesentliche Ergebnisse der Ersterhebung im Januar Die Studie und der Bericht wären ohne breite Unterstützungen und Mitwirkungen nicht zustande gekommen, weswegen an dieser Stelle allen Beteiligten ein besonderer Dank ausgesprochen wird: Herrn Dr. Manfred Hellrigl, Leiter des Vorarlberger Büros für Zukunftsfragen, ist zunächst für das Vertrauen in die Konzeption und Umsetzung der Studie durch die Fachhochschule Vorarlberg zu danken. Derselbe Dank gebührt der Mitarbeiterin des Vorarlberger Büros für Zukunftsfragen, Frau Dr. Kriemhild Büchl-Kapeller, und dem Mitarbeiter, Herrn Mag. Michael Lederer. Beiden sei zusätzlich gedankt für ihre enge und äußerst erfolgreiche Kooperation in allen Phasen der Studienumsetzung. Der Geschäftsleitung der FHV, Geschäftsführerin Dr. Hedwig Natter und Rektor Dipl. Ing. Rudi Feurstein, gilt der Dank dafür, das Projekt als wertvoll für den Aufbau eines sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Forschungszentrums angesehen und notwendige personelle Ressourcen für die Studienumsetzung freigegeben zu haben. In der konzeptionellen Gestaltung und methodischen Umsetzung der Studie lieferte Frau Dr. Dipl.Psych. Pascale Roux, Mitarbeiterin im Forschungsschwerpunkt Gesellschaftliche und sozialwirtschaftliche Entwicklung, wichtige fachliche Impulse. Vielen Dank an Pascale Roux für die fruchtbare Zusammenarbeit bei der Konzeption in der Vorphase, die hilfreichen gemeinsamen Fachdiskurse und die Grundlegung komplexer Auswertungsmodalitäten. Frau Daniela Lorünser M.A., zwischen März und Mai 2010 als Praktikantin im Forschungsschwerpunkt tätig und ab Juni als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Geschäftsführung im Bereich von FH-internen Erhebungen zum Qualitätsmanagement, hat sich intensiv mit der telefonischen Nachfassaktion, der Dateneingabe und Datenbereinigung sowie mit deskriptiven inferenzstatistischen Datenanalysen beschäftigt. Vielen Dank dafür. Stefanie Gehrer, Sekretariat, gilt der Dank für ihre Unterstützung bei der Dateneingabe und Archivierungsarbeiten. Der vorliegende Endbericht ist wie folgt in zwei Bänden aufgebaut: Kapitel 2 bietet für die eilige Leserschaft in knapper Form eine Übersicht wesentlicher Ergebnisse. Kapitel 3 handelt theoretische Grundlagen der Studie ab: das grundlegende Erkenntnisinteresse, den Bezug zur aktuellen Fachdebatte, den Bezug zu Vorgängerstudien in Vorarlberg über die zwei hier untersuchten Bereiche sowie das Verständnis eines regionalspezifischen Monitorings. Kapitel 4 behandelt die methodischen Grundlagen. Es unterbreitet zunächst den Aufbau des Fragebogens und stellt anschließend die Konstruktion zweier spezifischer Indizes für das Soziale Monitoring zum Sozialkapital und Bürgerschaftlichen Engagement in Vorarlberg vor. Ein Index ist eine Maßzahl von mehreren zusammengefassten Merkmalen, die uns Auskunft über die Höhe der Ausprägung dahinterliegender Einflussgrößen gibt. Für den sozialwissenschaftlichen Bereich kann beispielsweise der Index zur Messung der sozialen Schicht genannt werden (vgl. Bortz & Döring 1995: 134 f). Anschließend handelt Kapitel 4 Aspekte von Repräsentativität, Datenschutz und Stichprobenziehung ab sowie weitere methodische Aspekte: Dateneingabe/Datenbereinigung, Konstruktion eines Messmodells, Analyse fehlender Werte und Reliabilitätsanalyse. Kapitel 5 präsentiert zunächst zentrale, für Vorarlberg repräsentative Ergebnisse. Das ist zunächst die Beschreibung der Stichprobe nach ihren soziodemographischen Merkmalen. Es zeigt sich, in Bezug auf welche Kenngrößen die Stichprobe für Vorarlberg als repräsentativ angesehen werden kann und wo sich über- bzw. unterdurchschnittliche Verschiebungen ergeben. Anschließend werden Ergebnisse zum Index für Bürgerschaftliches Engagement, seinen zehn Dimensionen und entsprechende Detailanalysen vorgestellt. Hierunter fallen z.b. auch Ergebnisse über das zeitaufwendigste und das potentielle Bürgerschaftliche Engagement in Vorarlberg. Weiterhin stellt Kapitel 5 Ergebnisse zum Index für das Vorarlberger Sozialkapital und den Ausprägungen seiner 14 Dimensionen dar. Last not Least werden Ergebnisse über vermutete Zusammenhänge vorgestellt. Die erkenntnisleitenden Fragen hierzu lauten: Wovon werden Dimensionen des Bürgerschaftlichen Engagements und des Sozialkapitals beeinflusst? Wie wirken sich Bürgerschaftliches Engagement 5

6 und Sozialkapital auf bestimmte Lebensbereiche der Vorarlberger Bevölkerung aus? Was unterscheidet Menschen mit niedrig und hoch ausgeprägtem Sozialkapital voneinander? Die Analysen orientieren sich dabei an der Hypothesenbildung der Fachdebatte und am heuristischen Modell. In Kapitel 6 wird ein vorläufiges Fazit aus wissenschaftlicher Sicht gezogen. Die hier unterbreiteten Schlussfolgerungen wurden bis zum Redaktionsschluss nicht öffentlich oder fachöffentlich diskutiert. Darum wird eine der nachfolgenden Aufgaben darin bestehen, den sozialen Diskurs anhand der vorliegenden Ergebnisse breit, multiperspektivisch und interdisziplinär zu führen. Sollte dieses Ziel erreicht werden, dann hätte die sozialwissenschaftliche Forschung der Fachhochschule Vorarlberg in diesem Projekt ihre regionale Transferfunktion erfüllt. Band 2: Den Anhang eröffnet der Literaturnachweis in Kap Weil der eingesetzte Fragebogen sehr umfangreich ist, aber trotz der notwendigen Informationsreduktion keine Daten für den Diskurs verlorengehen sollen, präsentiert Kapitel 7.2 den Tabellenband mit deskriptiven Analysen zu den einzelnen Fragen. Es folgen Übersichten zum eingesetzten Erhebungsinstrument, zu den Details der Index-Konstruktion und zur Analyse fehlender Werte. Mit biographischen Angaben zu den Autorinnen und zum Autor schließt dieser Endbericht. Frederic Fredersdorf Oktober Management-Summary Die vorliegende Studie begründet erstmals auf repräsentativer Basis ein Monitoring über das Ausmaß von Bürgerschaftlichem Engagement und Sozialkapital in Vorarlberg. Zwar wird Bürgerschaftliches Engagement in der Fachdebatte als Teilbereich des Sozialkapitals angesehen, für den Auftraggeber war es jedoch bedeutsam, diesen Aspekt gesondert und detailliert herauszuarbeiten, weswegen Analysen zum Bürgerschaftlichen Engagement herausgehoben präsentiert werden. Repräsentativität der auf einfacher Zufallsauswahl basierenden Stichprobe darf weitgehend angenommen werden. So bildet sie in den kombinierten Größen Alter und Geschlecht die Grundgesamtheit in sehr hohem Ausmaß ab. Auch in der Wohnortgröße, im Erwerbsstatus, in der römischkatholischen und evangelischen Konfession entspricht die Stichprobe annähernd der Grundgesamtheit (nicht kombinierte Darstellung). Weiterhin zeigt ein Vergleich zweier Erhebungswellen in relevanten Aspekten keinen Unterschied zwischen den Gruppen, was gegen eine positive Verzerrung der Ergebnisse spricht. Weil aber Bevölkerungsteile mit nicht-deutschsprachigem Migrationshintergrund und muslimischer Konfession stark unterrepräsentiert und jene mit höherer Schulbildung und mit Angestelltenstatus leicht überrepräsentiert sind, sollten Ausführungen allgemeiner Natur diesbezüglich vorsichtig interpretiert werden. Detailanalysen zeigen, dass Bildungs- und Berufsstatus in Vorarlberg kaum Unterschiede im Ausmaß des Bürgerschaftlichen Engagements (BE) und Sozialkapitals bewirken, was die Überrepräsentierung der Angestellten und Personen mit höherer Schulbildung relativiert und allgemeine Rückschlüsse eher zulässt als verhindert. Allerdings trifft diese Studie aufgrund der zu geringen Datenbasis keine Aussagen über muslimische Bevölkerungsteile. Acht von zehn Dimensionen des BE und zwölf von vierzehn des Sozialkapitals sind in Vorarlberg in durchschnittlichem bis hohem Maße ausgeprägt. Vier Dimensionen des BE und acht des Sozialkapitals sind dabei in hohem Maße ausgeprägt. Darauf verweisen in Kategorien zusammengefasste Frageblöcke (sog. Dimensionen) zu beiden Aspekten. Für einen übergreifenden Vergleich wurden alle Dimensionen nach einheitlichem Schema auf einer Skala von null bis hundert Prozent abgebildet. Um die Scheingenauigkeit absoluter Zahlenvergleiche zu vermeiden, gelten Werte von 100% bis über 66% als grüner, überdurchschnittlicher Bereich und Werte von null bis incl. 33% als roter, unterdurchschnittlicher Bereich. Werte über 33% und bis incl. 66% bilden den gelben, mittleren Bereich. Wir folgen damit der Logik eines probaten Mess- und Darstellungsverfahrens, welches vom Centrum für Hochschulentwicklung flächendeckend an deutschsprachigen Hochschulen zum Zweck der Evaluation und des Qualitätsmanagements angewendet wird. 6

7 Insgesamt sind in Vorarlberg zu Beginn des Jahres 2010 nur a) zwei Dimensionen des BE (der Grad der Mitwirkungsaktivität im BE und die Höhe der Geldspenden) und b) eine des Sozialkapitals (der Umfang des egozentrierten Netzwerks) unterdurchschnittlich ausgeprägt. Demgegenüber liegen a) vier Dimensionen des BE und b) acht Dimensionen des Sozialkapitals im grünen Bereich: a) die hohe Bedeutung, den das BE für das eigene Leben hat, der hohe Grad einer Funktionsausübung im BE, die hohe Motivationslage, sich aus solidarischen, geselligkeitsorientierten und eigenen Motiven bürgerschaftlich zu engagieren und die relativ hohe Zahl von vier Bereichen, in denen sich die Engagierten durchschnittlich betätigen. b) im Sozialkapital sind dies die Dimensionen: wenig Lebensangst zu haben, wenig Geringschätzung durch andere zu erfahren, einen hohen Gesundheitszustand vorzuweisen, eine hohe Lebensqualität zu haben, dem Leben in hohem Maße Sinn zu geben, mit der Region in hohem Maße verbunden zu sein, von anderen ein hohes Maß an Wertschätzung zu erfahren und in hohem Maße über Copingstrategien zu verfügen. Der weiterführende Blick auf Detailaspekte des Bürgerschaftlichen Engagements zeigt Stärken, die aufgrund von Durchschnittsberechnungen in den Dimensionen nicht dargestellt werden können: Vorarlberg ist engagiert: 43,7% der Bevölkerung engagieren sich regelmäßig in organisierter ehrenamtlicher Form, über ein Viertel davon (27,1%) sind zusätzlich regelmäßig privat bürgerschaftlich aktiv. Ohne Berücksichtigung dieser Schnittmenge sind gemäß der hier vorgelegten Studie und nach vorsichtiger Kalkulationsmethode 53,5% der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger organisiert und/oder privat regelmäßig bürgerschaftlich tätig. Wie nahe diese Quote dem wahren Wert in der Gesellschaft kommt d.h. inwieweit sie wegen der naheliegenden Antworttendenz der sozialen Erwünschtheit ein so genanntes Untersuchungsartefakt bildet bleibt zu diskutieren. Durchschnittlich sind die Engagierten in vier Bereichen tätig, davon in 15 bis 16 von 23 Bereichen unregelmäßig und in zwei bis drei von 23 Bereichen regelmäßig. Es wird ein hoher Stundenaufwand für das Bürgerschaftliche Engagement geleistet: Je nach Kalkulation engagieren sich Vorarlbergerinnen und Vorarlberger durchschnittlich 3,1 (vorsichtige Schätzung) bzw. 6,5 Stunden pro Woche (progressive Schätzung) in ehrenamtlichen und freiwilligen Bereichen. 2 Vorarlbergs Bürgerinnen und Bürger engagieren sich unterschiedslos quer durch alle Bevölkerungsschichten. Berufsstatus, Schulbildung, Einkommen und Religionszugehörigkeit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielen keine Rolle für die Ausprägung von zehn Dimensionen des BE. Mit 53,6% überwiegt das private Engagement gegenüber dem organisierten (39%). Sport (45,3%), Kultur (25,7%) und der allgemeine Freizeitbereich (20,1%) sind die Hauptbereiche des organisierten Engagements; Tätigkeiten der Entspannung (55,3%), Geselligkeit (52,2%) und Nachbarschaftshilfe (48,4%) dagegen die des privaten. Bürgerschaftliches Engagement ist für 42% der Vorarlberger Bevölkerung persönlich bedeutsam. Unter den als sehr wichtig genannten Motiven für BE rangieren elf (!) Motive des Altruismus, des Soziallebens und des individuellen Nutzens sehr eng beieinander an oberer Stelle. Sozio-demographisches: Männer sind häufiger im organisierten Ehrenamt tätig als Frauen und üben dort häufiger auch eine Funktion aus. Der Umfang des Bürgerschaftlichen Engagements sinkt, je mehr Personen über 60 Jahre im eigenen Haushalt leben. In Österreich Geborene engagieren sich tendenziell umfangreicher als außerhalb Österreichs Geborene. Je älter Vorarlbergs Bürgerinnen und Bürger sind, desto stärker sind sie für Bürgerschaftliches Engagement motiviert. Je länger jemand in seinem Ort lebt, desto höher ist die Motivation für Bürgerschaftliches Engagement. Die partnerschaftliche Lebenssituation beeinflusst in einigen Aspekten das Bürgerschaftliche Engagement: Geschiedene üben häufiger eine offizielle Funktion im BE aus als Ledige und Verheiratete. Verheiratete sind höher für das BE motiviert als Ledige und in Partnerschaft Lebende. Ledige leisten dafür höhere Geldspenden als Verheiratete. Ein Altersvergleich lässt vermuten, dass die Unterschiede mit spezifischen Lebenslagen der Altersgruppen zusammenhängen. Das zeitaufwendigste BE: bezieht sich im Schnitt auf vier Bereiche. 63,5% der Engagierten sind in Vereinen engagiert (die im Schnitt 220 Mitglieder vorweisen), 14,6% engagieren sich ohne organi- 2 Bei der Berechnung von 6,5 Wochenstunden ist mit einer positiven Verzerrung zu rechnen, da der Anteil an 154 fehlenden Werten nicht wie bei der vorsichtigen Schätzung in die Kalkulation eingegangen ist. 7

8 satorischen Rahmen. Etwa je zwei Fünftel des zeitaufwendigsten BE wird für persönliche Hilfeleistungen (43,9%), Veranstaltungsorganisationen (42,4%) oder praktische Tätigkeiten (39,4%) verwendet. Ein Drittel der engagierten Vorarlbergerinnen und Vorarlberger (34,8%) üben bei ihrem zeitaufwendigsten Engagement ein Amt aus, in das man gewählt wird und gut zwei Fünftel (43,8%) eine Leitungs- oder Vorstandsfunktion. Für über zwei Drittel der Engagierten (69,2%) ist das zeitaufwendigste Engagement mit regelmäßigen Verpflichtungen verbunden. 38,3% erhalten dafür eine Kostenerstattung. Das Internet spielt für das zeitaufwendigste Engagement eine bedeutende Rolle. Für neun Zehntel der Engagierten (89,5%) ist das zeitaufwendigste BE zeitlich unbegrenzt. Früheres und potentielles BE: Berufliche und familiäre Verpflichtungen sind die häufigsten persönlichen Gründe, sein Bürgerschaftliches Engagement niederzulegen. Hierfür ist vor allem der Zeitaufwand ausschlaggebend. Ein Drittel der Personen, die sich früher bereits bürgerschaftlich engagierten und inzwischen ihr Engagement beendeten, könnten erneut dafür gewonnen werden. Zudem weist etwa ein Fünftel der Vorarlberger Bevölkerung, die sich bereits engagierten, potentielle Kapazitäten für zusätzliches Bürgerschaftliches Engagement vor, was ausschließlich eine Frage des bereits geleisteten Zeitumfangs im aufwendigsten BE ist. Jüngere Vorarlbergerinnen und Vorarlberger zwischen 15 und 29 Jahren haben dabei ein höheres Potential für Bürgerschaftliches Engagement als 30- bis 59jährige und Über-60jährige. Der Blick auf Detailaspekte des Sozialkapitals zeigt weitere Stärken aber auch Schwächen auf: Vorarlbergs Bürgerinnen und Bürger sind in ihrer Freizeit primär familienorientiert, was die in früheren Vorarlberger Studien angedeutete Tendenz des Cocooning bestätigt. Im Durchschnitt können Vorarlbergerinnen und Vorarlberger auf knapp 12 wirklich gute Freundinnen oder Freunde zurückgreifen, die einen verstehen und helfen, wenn es nötig ist. Mit Blick auf Vergleichswerte ist diese Zahl recht gut. Dennoch existiert auch eine Teilgruppe, die sich diesbezüglich in einer eher prekären Lage befindet: 7,1% können nur auf keine bis vier und 50,4% auf eine suboptimale Zahl von fünf bis zehn hilfreiche Personen zurückgreifen. Am häufigsten findet sich Hilfe bei Krisen im Freundes- und Bekanntenkreis und in der Partnerschaft. Auch kleinere alltägliche Unterstützungen werden am häufigsten im Freundes- und Bekanntenkreis geleistet. Aber die Alltagshilfe wird gegenüber Freunden, Kindern und innerhalb der Partnerschaft seltener gegeben als empfangen, was eine leichte Schieflage andeutet. Über die Hälfte der hilfreichen Menschen wohnt im Nahbereich von bis zu 10 Kilometern. Positives Sozialkapital Aussprache und Vertrauen, Anerkennung und Bestätigung, Spaß und Humor sind in der Kernfamilie und im Freundeskreis am höchsten ausgeprägt. Negatives Sozialkapital Unverständnis und Unfreundlichkeit, Kränkungen, Mobbing sind generell niedrig ausgeprägt, allerdings weisen Arbeitskollegen und Eltern hierbei die höchsten Werte vor. In sechs von neun erfragten Bereichen auf der gesellschaftlichen Makro-Ebene setzen jeweils über 60% der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger ein sehr hohes oder hohes Vertrauen. Die Bevölkerung ist mit Vorarlberg eng verbunden. Die durchschnittliche Verbundenheit mit Vorarlberg ist am stärksten ausgeprägt, gefolgt von der hohen Verbundenheit mit Österreich, mit der näheren Wohngegend/Region und der Heimatgemeinde. Alle Angaben liegen im hohen bis sehr hohen Bereich. Vorarlbergs Bevölkerung lebt überwiegend mit einer sehr hohen Lebensqualität. Bezogen auf neun Aspekte der Lebensqualität haben 76,3% bis 95,9% der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger eine hohe bis sehr hohe Lebensqualität. Doch andererseits existieren auch Teilgruppen der Bevölkerung mit niedrigen Qualitätswerten. 92,5% der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger fühlen sich derzeit in hohem bis sehr hohem Maße glücklich, und 93,5% sind in hohem bis sehr hohem Maße mit ihrem Leben zufrieden. 55,3% der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger sehen sich als völlig gesund an und 27,1% haben eine geringe Dauerbeeinträchtigung. Chronische Erkrankungen und dauerhaft schmerzhafte Gesundheitsbelastungen liegen bei 16,3% der Bevölkerung vor. Vorarlbergs Bevölkerung lebt weitgehend angstfrei. Bezogen auf acht Aspekte leben 77,7% bis über 90% der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger in hohem bis sehr hohem Maße angstfrei. Andererseits bedeuten diese sehr guten Werte auch, dass durchaus Teilgruppen der Bevölkerung Lebensängste ausprägen. 8

9 Multivariate Vergleichsanalysen zum Bürgerschaftlichen Engagement zeigen, dass es i.d.r. nicht von soziodemographischen Bedingungen abhängt, was die Diagnose bestätigt, dass sich in Vorarlberg weite Bevölkerungsteile ähnlich engagieren. Als wesentlicher Einflussfaktor stellt sich der Stellenwert des BE für das eigene Leben heraus, z.b. dafür, eine Funktion auszuüben, für die Höhe des Zeitaufwands sowie für die Orientierung am Gemeinwohl und an Geselligkeit. Zudem wird BE für Vorarlbergerinnen und Vorarlberger um so wichtiger, je enger sie ihrer Region verbunden sind regionale Verbundenheit stärkt auch das Motiv, sich zum Helfen verpflichtet zu fühlen. Positive Einstellungen und Werte des Menschen fördern Motive für Bürgerschaftliches Engagement und wirken sich auf konkretes Handeln in diesem Bereich aus. Andererseits wird Bürgerschaftliches Engagement aber auch durch eine Reihe negativer Motivationen gefördert. So hat es z.b. für Menschen mit größeren Lebensängsten eine höhere Bedeutung. Einige Ergebnisse legen die Vermutung nahe, dass Bürgerschaftliches Engagement für Menschen mit Ängsten und Unsicherheiten einen salutogenetisch wirksamen Effekt der seelischen und sozialen Selbstheilung enthält. Als einzig bedeutsame strukturelle Rahmenbedingung für Bürgerschaftliches Engagement in Vorarlberg stellt sich die Wochenarbeitszeit heraus. Eine geringe Wochenarbeitszeit erhöht die Anzahl der BE-Bereiche, in denen jemand tätig ist. Multivariate Vergleichsanalysen zum Sozialkapital zeigen, dass in geringem Maß und niedriger Stärke einige soziodemographische Unterschiede vorliegen. So steigt die räumliche Nähe des hilfreichen egozentrierten Netzwerks mit der Anzahl der im Haushalt lebenden Personen, was als Zeichen für die Intaktheit einer gemeinschaftsorientierten Lebensform gedeutet werden kann. Des weiteren gründen sich Lebenssinn und Lebenszufriedenheit auf einen materiellen und einen immateriellen Faktor, nämlich auf die Zufriedenheit mit der aktuellen finanziellen Lage und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Dann hängen schlechte Wohnbedingungen und negatives Sozialkapital zusammen. Im Vergleich zweier Extremgruppen sind bei Vorarlbergerinnen und Vorarlbergern mit besonders niedrigem Sozialkapital zudem normative Aspekte wie Religionsverbundenheit, Work-Life-Balance, Kohärenzgefühl und die Bedeutung des Bürgerschaftlichen Engagements für das eigene Leben niedriger ausgeprägt als bei der Vergleichsgruppe. Und Menschen mit besonders niedrigem Sozialkapital sind nur in geringerem Ausmaß finanziell zufrieden, auch leben weniger Personen in ihrem Haushalt. Fazit: Bürgerschaftliches Engagement und Sozialkapital befinden sich in Vorarlberg, insgesamt gesehen, auf einem guten bis sehr guten Niveau. Dennoch ist zukünftig das Augenmerk auf Gruppen mit gering ausgeprägtem Sozialkapital zu richten, um die hohe Lebensqualität nachhaltig aufrechterhalten zu können. Zudem kann noch weiteres Bürgerliches Engagement der Bevölkerung aktiviert werden. Wenn über das Sozialkapital von nicht-deutschsprachigen Bevölkerungsteilen speziell mit türkischem Migrationshintergrund Aussagen gewünscht werden, macht es Sinn, diese Gruppe gesondert zu befragen. Das methodische Vorgehen hat sich insgesamt als effektiv und wissenschaftlich brauchbar herausgestellt; zukünftige Monitoring-Studien können die Erhebungsmodalität im Detail optimieren. 9

10 3. Theoretische Grundlagen Sozialkapital und Bürgerschaftliches Engagement (BE) haben als sozialwissenschaftliche Forschungsgegenstände und sozialpolitische Handlungsfelder Konjunktur. Wie die Beiträge des Sonderhefts 47 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie darstellen, sind beide Begriffe in der etwa dreißigjährigen Fachdebatte vielseitig teils mit unterschiedlichen Schwerpunkten nominal definiert und wissenschaftlich untersucht (vgl. Franzen & Freitag 2007a). Grundlagenarbeiten gehen dabei bis auf die frühen 80er und 90er Jahre zurück (vgl. Franzen & Freitag 2007b: 10). Wenn also mit einer Studie wie der vorliegenden ein für Vorarlberg relevantes und Forschungsvorhaben aufgebaut und nachhaltig umgesetzt werden soll, sind dafür mehrere Vorbemerkungen und arbeiten notwendig: 1. Jede Studie folgt einem spezifischen Erkenntnisinteresse, das heißt einer oder mehrerer konkreter Fragestellungen. Es gilt, diese exakt zu formulieren, um das Vorhaben zu begründen. 2. Zweitens und drittens ist es unabdingbar, das hier entwickelte Verständnis von Sozialkapital und Bürgerschaftlichem Engagement auszubreiten, um den Bezug zur aktuellen Fachdebatte herzustellen und zu erläutern. Im Sinne eines Endberichts sollte dies so umfassend wie nötig, dabei aber so knapp wie möglich umgesetzt werden. Damit der Bericht informativ und lesbar bleibt, sollte er weder wichtige Aspekte ausklammern noch überfrachtet werden. Wer sich tiefergehend mit der Thematik auseinandersetzen möchte, mag hierfür den umfangreichen Literaturbelegen folgen. 3. Viertens ist darzustellen, inwiefern die aktuelle Studie Bezüge zu den bisherigen Arbeiten über Sozialkapital und BE in Vorarlberg vorweist. Die vom Land Vorarlberg seit 1999 geförderten Studien zu diesem Themenbereich wurden bislang von drei unterschiedlichen Autoren und Studiengruppen verfasst (Badelt 1999, Berndt 2002, Gehmacher 2006). Daher galt es im Vorfeld, sowohl den Schulterschluss zur aktuellen Debatte im allgemeinen herzustellen als auch zu den Vorarlbergspezifischen Vorläuferstudien. 4. Weiterhin sind die methodischen und theoretischen Grundlagen eines so genannten Sozialen Monitorings für Sozialkapital und Engagement in Vorarlberg darzustellen. Unter einem Monitoring ist eine regelmäßig durchgeführte sozialwissenschaftliche Erhebung zu verstehen. Diese wird in einem gleichbleibenden Zyklus auf einen längeren Zeitraum hin und nach einem exakt definierten und stets gleichbleibenden sozialen Themenspektrum systematisch durchgeführt. Ziel ist es dabei, relevante soziale Einflussgrößen zu messen und zu beobachten, um deren Entwicklungen gezielt konstruktiv steuern zu können. Die Grundlage zu ebendiesem Vorhaben wird mit der hiesigen Studie gelegt. 5. Last not least sind verwendete Methoden nachvollziehbar auszubreiten. Das dient einem doppelten Zweck: Einerseits beteiligt sich diese Studie am aktuellen sozialwissenschaftlichen Fachdiskurs, und derartige Beteiligungen haben stets den wissenschaftsethischen Grundanspruch der Transparenz und Nachvollziehbarkeit zu erfüllen. Andererseits ist es uns auch ein Anliegen, das Zustandekommen der Studie der interessierten allgemeinen Öffentlichkeit nahezubringen. Kapitel 3 handelt die ersten vier Aspekte und Kapitel 4 den letztgenannten ab. 3.1 Erkenntnisleitende Fragestellung Deutschsprachige Studien der letzten zehn bis fünfzehn Jahre, wie beispielsweise der deutsche Freiwilligensurvey 2004 oder die österreichische Erhebung zur Freiwilligenarbeit 2008, stellen umfassend dar, inwiefern soziale Netzwerke und freiwilliges Engagement ein enorm konstruktives gesellschaftliches Potential bergen und gesellschaftlich nicht wegzudenken sind (vgl. Gensicke 2004: 49 f; Bönisch 2008). Eine herausragende, weil sehr umfassende und differenzierte, Expertise zu diesem Thema bietet die die Enquete-Kommission Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements des Deutschen Bundestages aus dem Jahr 2002 (Deutscher Bundestag 2002). Sollten die Hauptaussagen derartiger Studien auf einen Nenner gebracht werden, kann gesagt werden, dass Sozialkapital und Bürgerschaftliches Engagement die sozialen Fundamente für Solidarität, gegenseitige Unterstützung, individuelles und gemeinschaftliches Bewältigungshandeln und die Lebensqualität einer Region darstellen. Als international wissenschaftlich gesichert gilt, dass die Einbindung in soziale Netzwerke wesentliche Basis für ein zufriedenstellendes und gesundes soziales Leben 10

11 ist (vgl. Bosworth & Schaie 1997). Sie ist zudem Quelle bzw. Grundlage sozialer Unterstützung (klassisch: Whittacker & Garbarino 1983). Nicht zuletzt stellt Sozialkapital auch eine wirtschaftstreibende Kraft dar: Funktionierende soziale Netzwerke reduzieren die auf Märkten anfallenden Transaktionskosten und führen zu effizienteren ökonomisch-sozialen Austauschprozessen. Das World Value Survey konnte anhand von über 20 Marktwirtschaften aufzeigen, dass sich zwischenmenschliches Vertrauen positiv auf Investitions- und Wachstumsraten auswirkt (vgl. Knack & Keefer 1997; Deutscher Bundestag 2002: 57). Soziales Kapital ist zudem Erfolgsfaktor betrieblicher Innovation (Fliaster 2007). Und Regionen mit ausgeprägtem Sozialkapital entwickeln höhere Formen von Lebensqualität und Prosperität, was sich z.b. in Deutschland differenziert empirisch nachweisen lässt (vgl. Freitag & Traunmüller 2008). Vorarlberg knüpfte in den vergangenen Jahren an derartige Erkenntnisse an und gab etliche Studien zum Sozialkapital und/oder BE in Auftrag (Badelt 1999, Berndt 2002, Gehmacher 2007, Büro für Zukunftsfragen 2008). Auch die hier vorgelegte Studie Bürgerschaftliches Engagement und Sozialkapital in Vorarlberg 2010 wurde vom Land Vorarlberg über das Büro für Zukunftsfragen in Auftrag gegeben. Im Vorfeld hierzu kam es im Frühsommer/Sommer 2009 zwischen dem Zukunftsbüro und der Fachhochschule Vorarlberg zu einer umfangreichen Klärung und bilateralen Abstimmung der damit verbundenen Zielsetzung und dahinterliegenden Fragestellungen. Ziel ist es, ein zukünftig regelmäßig einsetzbares Monitoring für Bürgerschaftliches Engagement und Sozialkapital in Vorarlberg neu zu gestalten und auf Umsetzbarkeit zu prüfen. Hierfür soll eine standardisierte schriftliche Befragung aufgesetzt und durchgeführt werden, die zukünftig als valides und reliables Instrument regelmäßig und repräsentativ für Vorarlberg eingesetzt werden kann. Die Studie leistet damit einen Beitrag, die nachhaltige Entwicklung Vorarlbergs systematisch zahlenmäßig zu erfassen und soziale Einflussfaktoren wissenschaftlich darzustellen. Damit stützt sie eine zentrale strategische Richtlinie des Landes Vorarlberg, wie sie im Wirtschaftsleitbild festgeschrieben ist, nämlich die hohe Lebens- und Wirtschaftsqualität Vorarlbergs im Sinne regionaler Nachhaltigkeit zu sichern (vgl. Amt der Vorarlberger Landesregierung o.j.: 37 f): Neben wirtschaftlichem Wohlstand zeichnet sich das Land durch eine hohe soziale Stabilität sowie einen verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen aus. Das Zusammenspiel dieser Faktoren wirkt sich ( ) positiv auf eine dauerhafte und ausgewogene Lebensqualität aus. (ebd.: 38). Studienergebnisse werden dazu beitragen, den gesellschaftlichen Diskurs in Vorarlberg und darüber hinaus anzuregen und weiterhin sinnvolle Maßnahmen zur Unterstützung von Sozialkapital und BE in der Region zu verfolgen. Als Grundlage übermittelte das Zukunftsbüro der FHV Endberichte zu Studien, die vormals zu diesem Thema in Vorarlberg, teilweise in Deutschland und anderen österreichischen Bundesländern, umgesetzt wurden. Aus den vorliegenden Materialien plus weiterer Expertise der FHV wurde das Monitoring-Instrument in Absprache mit dem Zukunftsbüro generiert. Das Zukunftsbüro legte dabei auf bestimmte Schwerpunkte wert, die direkt in erkenntnisleitende Fragen umformuliert werden konnten: Wie umfangreich ist das derzeitige Bürgerschaftliche Engagement und Sozialkapital in Vorarlberg? Auf welche Bereiche bezieht sich das Bürgerschaftliche Engagement in Vorarlberg? Wie hoch ist das potentielle (zukünftige) Bürgerschaftliche Engagement in Vorarlberg? Wie sind die Rahmenbedingungen für Bürgerschaftliches Engagement und Sozialkapital in Vorarlberg gestaltet? Welche soziodemographischen Merkmale kennzeichnen Vorarlbergs Bürgerinnen und Bürger mit hohem (bzw. niedrigem) Sozialkapital und Bürgerschaftlichem Engagement? Wie zufrieden sind Vorarlbergs Bürgerinnen und Bürger mit diversen Lebensbereichen? Welche Lebensbereiche der Bürgerinnen und Bürger Vorarlbergs werden von ihrem Bürgerschaftlichen Engagement und ihrem Sozialkapital konstruktiv beeinflusst? Wie kann die Entwicklung von Bürgerschaftlichem Engagement und Sozialkapital in Vorarlberg über die Jahre hinweg vergleichbar gemessen und beschrieben werden? Das Richtziel bestand also darin, ein Befragungsinstrument und einen Erhebungsmodus zu entwickeln, der es ermöglicht, diese erkenntnisleitenden Fragen zu beantworten. 11

12 3.2 Sozialkapital in der aktuellen Debatte Wie Battisti darlegt, umreißen sozialwissenschaftliche Ansätze und Definitionen von Sozialem Kapital in Summe ein komplexes Bedingungsgefüge materieller und immaterieller Netzwerkressourcen (vgl. Battisti 2008: 12-21). Der Nachteil der bisherigen Debatte zum Thema Sozialkapital liegt darin, dass hierzu bis heute keine einheitlich ausformulierte Theorie existiert und weder bei der Definition noch bei der Messung auch nur näherungsweise Übereinstimmung und Klarheit besteht (Dieckmann 2007: 48). Die Theorievielfalt betrifft auch das Bürgerschaftliche Engagement, darauf verweist z.b. die Enquete-Kommission Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements des Deutschen Bundestages aus dem Jahr In ihrer Expertise skizziert sie drei verschiedenen Diskurse mit drei verschiedenen Schwerpunkten (vgl. Deutscher Bundestag 2002: 36 ff): Nach liberal-individualistischer Interpretation geht es um die Freiheitsrechte des Individuums in liberal-demokratischen Staaten, also um einen rechtsgeschützten Raum, der freiwilliges Engagement und freiwillige Zusammenschlüsse zulässt und fördert. Nach republikanischer Interpretation geht es zweitens um politische Handlungsfreiheit im Gemeinwesen, also um Freiheit und Verpflichtungen in kleinen Gemeinschaften wie Familie, Nachbarschaft, Schule oder Religionsgemeinschaft. Nach arbeitsgesellschaftlicher Interpretation geht es drittens um das Konzept gesellschaftlicher Arbeit, also um die gesellschaftliche Anerkennung und den Nutzen vielseitiger freiwilliger Tätigkeiten neben der offiziellen Erwerbsarbeit. So verwundert es nicht, dass Sozialkapital als Schlagwort zwar in aller Munde ist, aber verschieden zu definieren gesucht wird. Als Dimensionen des Sozialkapitals können genannt werden (vgl. Battisti 2008: 12-21): Ökonomisches, kulturelles und Soziales Kapital nach Bourdieu (Mikro-Ebene): Zugehörigkeiten zu bestimmten Gruppen, der Tausch von Gütern, Diensten und Werten, Fähigkeiten und Kenntnisse, Prestige, Reputation und Renommee einer Person. Sozialstrukturelle Ressourcen nach Coleman (Meso- und Makro-Ebene): Rationale Handlungsoptionen, Normen und Sanktionen der Gesellschaft, Integration in soziale Gruppen jenseits der Familie, Zugang zu Information, Vorhandensein sozialer Organisationen u.a.. Soziales Kapital als kollektive Ressource nach Putnam (Meso- und Makro-Ebene): Vereinsaktivitäten, Gruppenbildung, Bürgerbeteiligung und andere Kooperationsformen. Soziales Kapital als integrierter Mehrebenen-Ansatz nach Haug: Soziales Kapital als Ressource, als soziale Netzwerkbildung, als Wert des sozialen und individuellen Vertrauens, als soziale Normierung, als kollektives Gut. Ähnliche Werte-Faktoren integriert Dieckmann in seinen Ansatz zur Beschreibung der Dimensionen von Sozialkapital (Dieckmann 2007: 51 f). Diese klassischen Entwürfe sind weitgehend systemtheoretisch-empirisch fundiert und proklamieren empirisch überprüfbare Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Systemebenen. Doch bereits sozialwissenschaftliche Grundlagenentwürfe zur Systemtheorie (z.b. aus der Soziologie, Pädagogik, Psychologie) sind uneinheitlich und definieren ihrerseits Systemebenen unterschiedlich, was hier nur kurz skizziert werden kann: So unterscheidet ein traditioneller pädagogisch-sozialpsychologischer Ansatz zwischen Mikro-, Meso-, Exxo- und Makroebene (Bronfenbrenner 1981: 38-42). 2 Klassische soziologische systemtheoretische Entwürfe, die historisch vorab entstanden, weisen im Unterschied hierzu nur die erste und die vierte Ebene vor (vgl. Esser: ). 3 Der vom Vorarlberger Zukunftsbüro bis dato umgesetzte Sozialkapital-Ansatz von Ernst Gehmacher prägt wiederum das systemische 2 Bronfenbrenner hat mit seiner sozialisatorischen Systemtheorie die deutschsprachige Pädagogik und Soz ialpsychologie grundlegend beeinflusst. Mikro-Ebene: Aktivitäten, Rollen und zwischenmenschliche Beziehungen (Interaktionen) zu Einzelnen oder Gruppen im sozialen Nahraum des Menschen, d.h. in seinem Lebensbereich (Familie, Schule, Arbeit, Freundeskreis u.a.). / Meso-Ebene: Wechselbeziehungen zwischen individuellen Lebensbereichen, an denen der Mensch beteiligt ist. Auch: Gesamtheit aller Mikrosysteme, in denen das Individuum agiert und deren Interaktionen. / Exxo-Ebene: Lebensbereiche, die der Mensch nicht oder nur begrenzt aktiv gestalten kann, die jedoch auf seinen Mikro-Lebensbereich wirken (z.b. die besuchte Schule, der eigene Arbeitgeber). / Makro-Ebene: Gesellschaftliche Instanzen (z.b. formell: das Bildungs- und Schulsystem, die Staatsform und ihre Gesetzgebungen, Umweltfaktoren, Bedingungen des Arbeitsmarkts sowie informell: Konventionen und Werte), die für eine Gesellschaft handlungsle itend sind. 3 Mikro-Ebene (Mikro-Soziologie): Handlungsorientierungen der Subjekte. / Makro-Ebene (Makro-Soziologie): Gesellschaftliche Rahmenbedingungen, welche die Lebenswelt der Subjekte beeinflussen. 12

13 Modell auf drei Ebenen (vgl. Gehmacher 2007: 6 / Büro für Zukunftsfragen 2008: 17 ff). 4 Dabei folgt er mit seiner Ebenendefinition dem OECD-Programm Measuring Social Capital und integriert die international anerkannten Netzwerk-Dimensionen von Schulterschluss und Brückenschlag (vgl. Statistik Austria 2008a). Ein an der FH Vorarlberg von Battisti & Denz im Jahr 2005 entwickelter Sozialkapital- Ansatz (internes Papier) sucht theoretische Positionen zu integrieren und daraufhin Aspekte Sozialen Kapitals empirisch zu bestimmen. Dabei basiert er nicht ausdrücklich auf systemtheoretischen Ansätzen, wiewohl er auf einige der in den Fußnoten genannten Systemebenen abzielt. Battisti & Denz definieren individuelle, soziale, normspezifische und gesellschaftliche Indikatoren von Sozialem Kapital. Ihr Modell gleicht in den meisten Dimensionen dem aktuellen Diskurs, geht aber in zweien darüber hinaus: Auf der Mikro-Ebene integriert es zusätzliche individuelle Lebenswerte und auf der Makro-Ebene strukturelle Indikatoren. Im Bereich der aktuellen empirischen Forschung wird also häufig zwischen einem mikro-, meso- und einem makro-analytischen Forschungsansatz unterschieden (vgl. Haug 2007: 86 f): Im Mikroansatz ist Sozialkapital als individuelle Ressource analog zum Humankapital oder kulturellen Kapital definiert. Es meint damit die Ausdehnung eines persönlichen Netzes von guten Freunden und Bekannten, Zugehörigkeit(en) zu konstruktiven sozialen Gruppen, mobilisierbare hilfreiche Beziehungen, Ausprägungen und Intensitäten des eigenen sozialen Engagements u.v.a.m (ebd.). Beim Mesoansatz geht es um die Struktur sozialer Netze (ihre Dichte, Anzahl und Entfernungen der Knotenpunkte, Beziehungsstärken u.a.; ebd.: 87). Der Makroansatz fokussiert dagegen konstruktiv-solidarische Normen als kollektive Ressource einer Gemeinschaft (ebd.: 86). Dieser kurze Exkurs zur Systemebenen-Problematik im allgemeinen und zu den Dimensionen von Sozialkapital im Speziellen zeigt, dass es für die Definition dieses sozialen Phänomens kein absolutes Richtig oder Falsch geben kann. Oder anders formuliert: Sozialkapital ist zunächst nur eine Metapher, denn es gibt im Gegensatz zum ökonomischen Kapital keine messbare und eindeutig in der Größe bestimmbare Rendite von Investitionen in Beziehungen. Davon abgesehen handelt es sich um eine mehrdimensionale und hoch aggregierte Größe, für deren Messung keine klar definierte Vorgaben oder Regeln existieren (Diewald & Lüdicke 2007: 12). Für die vorliegende Aufgabe tat es also Not, im Vorfeld einige Bedingungen dafür aufzustellen, wie Sozialkapital am ehesten im Einklang mit relevanten Erkenntnissen der wissenschaftlichen Debatte und dem Interesse des Auftraggebers nominal zu definieren und zu messen ist (vgl. zu den Details Kap. 4.1 und 4.2). Diesbezüglich stimmten sich das Vorarlberger Zukunftsbüro und die Fachhochschule Vorarlberg im Sommer 2009 in mehreren iterativen Schritten aufeinander ab. Es wurden relevante Dimensionen und Merkmalsausprägungen von Sozialkapital und Bürgerschaftlichem Engagement auf der Mikro- Meso- und Makro-Ebene operationalisiert und ein inhaltsvalider Fragebogen konstruiert, der für die Vorarlberger Bevölkerung gut handhabbar ist. Dies geschah durch Integration und Adaption bestehender Fragen/Items aus praxiserprobten Instrumenten. Die Alternative, ein erprobtes Instrument eins-zu-eins zu übernehmen und einzusetzen, wurde nach eingehender Überlegung verworfen. Denn entweder konnten bestimmte Elemente nicht in gewünschtem Maße abgebildet werden, oder die Bögen waren zu differenziert und damit inhaltlich und formal zu umfangreich gestaltet. 3.3 Bürgerschaftliches Engagement in der aktuellen Debatte Gemäß aktueller österreichischer (Statistik Austria 2008b) und deutscher Studien (Gensicke 2009, Deutscher Bundestag 2002) zu den Themen Ehrenamt, Freiwilligenarbeit und Bürgerschaftliches Engagement, bietet sich der Terminus Bürgerschaftliches Engagement als Oberbegriff an. Denn er vermag die vielseitigen bürgerlichen Aktivitäten am breitesten abzudecken und integriert bereits die ersten beiden Fachausdrücke (Ehrenamt und Freiwilligenarbeit). Aus diesem Grund haben wir uns bei der vorliegenden Studie für Bürgerschaftliches Engagement als Leitkategorie entschieden. Zwar wird Bürgerschaftliches Engagement in der Theoriedebatte als Teilbereich des Sozialkapitals angesehen (exemplarisch: Bühlmann & Freitag 2007: 163). Da es für den Auftraggeber jedoch heraus- 4 Mikro-Ebene: Besonders nahestehende Menschen. / Meso-Ebene: Netzwerke und erweiterte Bekanntenkreise. / Makro- Ebene: Individuelle höhere Ideale und Zugehörigkeiten, die Menschen unabhängig von ihrem Umfeld vertreten (z.b. Religiosität, Naturerleben, Politik). 13

14 ragend bedeutsam ist, sollte das Vorarlberger Bürgerengagement nicht nur durch die Betonung im Titel der Studie herausgehoben sondern seine Ausprägung auch durch eine gesonderte Operationalisierung gezielt untersucht werden. Im State-of-the-Art der Fachdebatte werden folgende Dimensionen für Bürgerschaftliches Engagement als relevant beschrieben: Statistik Austria versteht darunter freiwillige, unbezahlte Leistungen außerhalb des eigenen Haushalts, die gemeinnützig oder zum Nutzen haushaltsfremder Personen erbracht werden (Statistik Austria 2008b, S. 10). Sie sind nicht auf materiellen Gewinn ausgerichtet, Aufwandsentschädigungen sind aber möglich. Weiters sind sie in formelle (im Rahmen sozialer Organisationen) und informelle Leistungen (im Rahmen von Nachbarschaftshilfen) unterteilbar (ebd.). Diese Leitkriterien Bürgerschaftlichen Engagements sollen hier berücksichtigt werden. Die Enquete-Kommission Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements des Deutschen Bundestages differenziert Bürgerschaftliches Engagement nach neun Bereichen (Deutscher Bundestag 2002, S. 27 f): Politisches Engagement (Mitwirkung im Gemeinderat oder als Stadtverordnete / Mitarbeit in Parteien, Verbänden Gewerkschaften / Themenanwaltschaft in Bürgerinitiativen und sozialen Bewegungen / Mitwirkung in Kinder-, Jugend-, Ausländer-, Seniorenbeiräten), Soziales Engagement (Tätigkeiten in Jugend- und Wohlfahrtsverbänden, in Kirchengemeinden und öffentlichen Einrichtungen.), Engagement in Vereinen, Verbänden und Kirchen (Vorstandstätigkeiten, Geschäftsführungs- und Leitungsaufgaben, gekennzeichnet durch Verantwortungsübernahme und oftmals hohe Anforderungen an organisatorische und betriebswirtschaftliche Qualifikationen), Engagement in öffentlichen Funktionen (klassische Ehrenämter wie Schöffen, ehrenamtliche Richter oder Wahlhelfer / Freiwillige Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Rettungsdienst / Bürgerliche Zusammenschlüsse, die durch ihr Engagement öffentliche Einrichtungen wie Museen, Bibliotheken oder Schwimmbäder aufrechterhalten), Formen der Gegenseitigkeit (Nachbarschaftshilfen, Genossenschaften und Tauschringe), Selbsthilfe (Teilnahme und Verantwortungsübernahme in SH- Gruppen), Bürgerschaftliches Engagement in und von Unternehmen ( Corporate Citizenship : Unternehmen unterstützen lokale Initiativen durch Geld- oder Sachspenden), Philantropisches Engagement (Stifter, Kulturverein), Engagement in Bürgergesellschaften (Aktivitäten in Gesellschaften wie Rotary, Lions, Zonta International, Soroptimisten). Weiters zählt die Kommission auf der Ebene des Individuums auch Formen von Zivilcourage und Spendentätigkeit zum Bürgerschaftlichen Engagement (ebd., S. 6). Der aus den Analysen der Enquete-Kommission abgeleitete und überarbeitete Freiwilligensurvey des deutschen Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2009 unterteilt individuelles Bürgerschaftliches Engagement nach 14 fachlichen Aspekten, die großteils mit Kategorien der Enquete-Kommission deckungsgleich sind (vgl. Gensicke 2009, S. 8 f): Sport und Bewegung / Kultur und Musik / Freizeit und Geselligkeit / Sozialer Bereich / Gesundheitsbereich / Schule und Kindergarten / außerschulische Jugendarbeit oder Bildungsarbeit für Erwachsene / Umwelt, Natur- und Tierschutz / Politik, politische Interessenvertretung / berufliche Interessenvertretung außerhalb des Betriebs / kirchlicher, religiöser Bereich / Justiz und Kriminalitätsprobleme / Unfall-, Rettungsdienst, Freiwillige Feuerwehr / bürgerschaftliche Aktivität am Wohnort. Die oben zitierten Definitionen zeigen, dass darin inhaltliche, individuelle aktivitätsbezogene und strukturelle Kategorien kombiniert sind. Um das Konstrukt differenziert empirisch zu erfassen, war es also anzuraten, diese drei Perspektiven getrennt voneinander und vollständig zu erheben und in der Analyse aufeinander zu beziehen (vgl. Kap ). Zudem sollte, wie bei früheren Studien (z.b. Badelt 1999: 6 f) im Rahmen einer weit gefassten Definition formelle ehrenamtliche Tätigkeiten in Organisationen von informellen privaten Tätigkeiten unterschieden werden. In Anlehnung an die oben genannten Studien werden darum 23 erweiterte ehrenamtliche und freiwillige Bereiche erfasst. Sie sind unterteilt nach organisiertem und privatem Engagement, und zusätzlich wird das in ihnen ausgeübte Aktivitätsniveau erfragt. 3.4 Ergebnisse von Studien zum Sozialkapital (in Vorarlberg) Zwischen 1999 und 2006 wurden wie bereits dargestellt in Vorarlberg mehrere Studien zum Bürgerschaftlichen Engagement und/oder Sozialkapital seitens der Landesregierung in Auftrag gegeben: = Badelt, Christoph: Ehrenamtliche Arbeit in Vorarlberg. Endbericht. 14

15 = Berndt, Edwin: Sozialkapital: Gesellschaft und Gemeinsinn in Vorarlberg. Kurzfassung einer Studie von Dr. Edwin Berndt im Auftrag des Büros für Zukunftsfragen = Gehmacher, Ernst: Studie zum Sozialkapital in der Gemeinde Götzis. Endbericht = Gehmacher, Ernst: Ergebnisse der Befragung zu Gesundheit und Sozialkapital in der Stadt Dornbirn = Büro für Zukunftsfragen (Hrsg): Sozialkapital Bregenz Kurzfassung einer Studie zum Sozialkapital der Landeshauptstadt Bregenz. Wenn nachstehend daraus zentrale Ergebnisse im Überblick präsentiert werden, ist damit weder beabsichtigt, damalige Inhalte vollständig wiederzugeben, noch aktuelle Analysen von 2010 direkt mit früheren zu vergleichen. Dies ist allein aufgrund der unterschiedlichen Erhebungsinstrumente und methoden unmöglich. Vielmehr besteht die Aufgabe darin, relevante Resultate dieser Studien in Form von Hypothesen zusammenzufassen. Diese können dann anhand des aktuellen Datenmaterials erneut geprüft werden, sofern es das Instrument hergibt. Die früheren Studien dienen damit als so genannte Hypothesenspender. Zusätzlich erhalten auch weitere deutschsprachige empirische Studien diese Funktion: = Deutscher Bundestag: Bericht der Enquete-Kommission Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements. Bürgerschaftliches Engagement: auf dem Weg in eine zukunftsfähige Bürgergesellschaft. Bundestags-Drucksache 14/ = Bühlmann, Marc & Freitag, Markus: Individuelle und kontextuelle Determinanten der Teilhabe an Sozialkapital = Gensicke, Thomas; Picot, Sibylle & Geiss, Sabine: Freiwilliges Engagement in Deutschland = Statistik Austria: Struktur und Volumen der Freiwilligenarbeit in Österreich. Die nachstehenden Hypothesen sind aus den neun genannten Studien abgeleitet und in Tabelle 1 kategorial zusammengefasst. Es ist auffällig, dass sich einige Hypothesen (z.b. über den Zusammenhang von Alter und Beteiligungshöhe) in den zitierten Studien widersprechen, was an den unterschiedlichen Grundgesamtheiten, Stichprobengrößen und Erhebungsmodalitäten liegen mag. Andere Hypothesen finden sich jedoch in mehreren Studien ähnlich formuliert. Die Hypothesen werden in Kapitel 5.7 gesondert daraufhin untersucht, inwiefern sie für Vorarlberg im Jahr 2010 zutreffen oder nicht. Um sie identifizieren zu können, wurden sie in der ersten Spalte chronologisch nummeriert. Der Quellencode hinter jeder Hypothese verweist auf den Bezug zu den neun Studien nach obiger Reihung und zur entsprechenden Seitenzahl, auf der das Ergebnis auffindbar ist. So ist z.b. mit S7: 301 Seite 301 der siebenten Studie gemeint. Tab. 1: Aus Ergebnissen deutschsprachiger empirischer Studien abgeleitete Hypothesen zum Bürgerschaftlichen Engagement und Sozialkapital Hypothese Hypothesen (Quellen) zur Mikro-Ebene Nr. a) Geschlecht 1 Männer sind häufiger Mitglieder in Vereinen als Frauen. (S1: 29 / S2: 8 / S7: 301) 2 Männer sind häufiger ehrenamtlich tätig oder leisten häufiger freiwillige Tätigkeiten als Frauen. (S1: 14 / S3: 21 / S8: 15) 3 Frauen sind häufiger ehrenamtlich tätig als Männer (S2: 10) 4 Männer üben häufiger Leitungs- und Vorstandsfunktionen bzw. Wahlämter aus als Frauen. (S8: 21) 5 Frauen engagieren sich häufiger als Männer in sozialen und religiösen Diensten. Männer sind dagegen häufiger in den Bereichen Umwelt, Sport und Katastrophenhilfe engagiert. (S1: 18 / S 2: 7) b) Alter 6 Junge Menschen zwischen 15 und 29 Jahren investieren weniger Zeit in ehrenamtliches Engagement als ältere. (S1: 25) 15

16 Fortsetzung Tab. 1.: Hypothese Hypothesen (Quellen) zur Mikro-Ebene Nr. 7 Besonders junge und besonders alte Menschen sind seltener in Vereinen (oder ehrenamtlich) tätig als Menschen mittleren Alters. (S1: 18 / S2: 9 / S7: 301 / S9: 20) 8 Menschen im mittleren Lebensalter üben seltener ehrenamtliche oder Vereinstätigkeiten aus (S3: 21 / S4: 15) 9 Menschen im mittleren bis gehobenen Lebensalter (40-59) üben häufiger ehrenamtliche oder Vereinstätigkeiten aus (S8: 3) 10 Junge Menschen zwischen 14 und 24 Jahren sind eine der aktivsten ehrenamtlichen Gruppen der Bevölkerung. (S8: 15) 11 Personen zwischen 45 und 75 Jahren sind öfter ausschließlich privat ehrenamtlich engagiert als Jüngere. (S1: 29) 12 Ältere Menschen sind eher aus religiöser Überzeugung ehrenamtlich tätig als jüngere. (S1: 37) 13 Ältere Menschen haben weniger soziale Kontakte und vertrauen ihren Mitmenschen weniger als jüngere (S2: 16) 14 Ältere ehrenamtlich Engagierte stellen gegenüber jüngeren persönliche Interessen zurück und engagieren sich eher aus Motiven der sozialen Verpflichtung. (S8: 28) 15 Jüngere Menschen sind mit ihrem Leben zufriedener als Ältere (S2: 17) 16 Ältere Menschen engagieren sich eher aus Motiven der Pflicht und des Helfens als jüngere.(s6: 52) c) Bildung / Beruf / Einkommen 17 Je höher der Bildungsabschluss, desto zahlreicher die Vereinsmitgliedschaften bzw. desto höher der ehrenamtliche Beteiligungsgrad. (S1: 20 / S2: 9 / S5: 23 / S7: 300 / S8: 15) 18 Je höher der Bildungsabschluss, desto höher die Lebensfreude und der Gesundheitszustand (S4: 23) 19 Erwerbstätige sind häufiger Mitglied in Vereinen oder anderweitig ehrenamtlich tätig. (S1: 19 / S4: 13 / S7: 301 / S8: 3) 20 Je höher die Schulbildung, berufliche Stellung und soziale Schicht, desto zufriedener sind die Menschen mit ihrem Leben (S2: 17 / S4: 29) 21 Beamte und Selbständige sind am stärksten ehrenamtlich engagiert. (S3: 21 / S4: 34 / S5: 23) d) Familienstand / Haushalt 22 Je mehr Personen in einem Haushalt leben, desto zahlreicher sind die Vereinsmitgliedschaften. (S7: 301) 23 Je mehr Personen in einem Haushalt zusammen leben, desto geringer sind die Vereinsmitgliedschaften (S2: 9). 24 Verheiratete oder in Lebensgemeinschaft Lebende engagieren sich in höherem Maße ehrenamtlich als die Vergleichsgruppen. (S1: 20) 25 Personen mit Kindern engagieren sich in höherem Maße ehrenamtlich als Personen ohne Kinder. (S1: 20) 26 Ehepaare ohne Kinder üben am häufigsten ein Ehrenamt aus. (S2: 10) e) Religion 27 Mitglieder einer Religionsgemeinschaft (egal welcher) engagieren sich in höherem Maße ehrenamtlich als nicht-konfessionell gebundene Personen. (S1: 21) 28 Für Menschen mit islamischem Glauben ist Religion bedeutsamer als für Menschen mit römisch-katholischem. (S5: 19) f) Migrationshintergrund 29 Bei Migrantinnen und Migranten steht die Lösung eigener Probleme und die Erweiterung von Kenntnissen und Erfahrungen stärker im Vordergrund des freiwilligen Engagements als bei der Vergleichsgruppe. (S8: 16) 16

17 Fortsetzung Tab. 1.: Hypothese Hypothesen (Quellen) zur Mikro-Ebene Nr. g) Organisationsform des Engagements 30 Für Tätigkeiten innerhalb von Organisationen wird in der Regel mehr Zeit aufgewendet als für privates ehrenamtliches Engagement (Ausnahmen bilden die Bereiche soziale Dienste, Umwelt und Nachbarschaftshilfe). (S1: 28) 31 Ehrenamtliche, die im Rahmen ihres Engagements das Internet nutzen, sind eher männlich, jünger, gut gebildet und üben mehrere ehrenamtliche Tätigkeiten aus. (S8: 33) h) psycho-soziale Lage 32 Ehrenamtlich Tätige weisen ein höheres Kohärenzgefühl vor als die Vergleichsgruppen (S3: 20) 33 Menschen, die ein Ehrenamt in den Bereichen Kultur/Kunst, Religion und Soziale Dienste ausüben, weisen höhere Lebenszufriedenheiten vor als die Vergleichsgruppen (S3: 25) 34 Gesundheit und Sozialkapital tragen am meisten zum Glücksgefühl der Menschen bei (S3: 26) 35 Menschen mit großen Belastungen (Sorgen, Ärger) weisen ein geringeres Sozialkapital vor als Menschen mit geringen. (S3: 10) 36 Menschen mit großen Belastungen (Sorgen, Ärger) empfangen weniger Hilfeleistungen als Menschen mit geringen. (S3: 10) 37 Menschen mit großen Belastungen (Sorgen, Ärger) sind in geringerem Ausmaß gesund als Menschen mit geringen. (S3: 11 / S4: 31) 38 Frauen in mittlerem Lebensalter sind besonders stark psycho-sozial belastet. (S3: 11) Hypothese Hypothesen (Quellen) zur Meso-Ebene Nr. 39 Je kleiner ein Gemeinwesen ist, desto zahlreicher sind die individuellen Vereinsmitgliedschaften. (S7: 302) 40 Je größer ein Gemeinwesen ist, desto zahlreicher ist der Beteiligungsgrad an Freiwilligenarbeit. (S8: 16) 41 Je höher die Bevölkerungsdichte, desto häufiger wird ausschließlich informell geholfen. (S8: 20) 42 Je stärker das soziale Netzwerk ausgeprägt ist, desto höher ist der Beteiligungsgrad am ehrenamtlichen Engagement. (S1: 21 / S5: 23) 43 Je größer der Haushalt, desto umfangreicher die sozialen Kontakte (S2: 16) 44 Je länger die Wohndauer am selben Ort, desto zahlreicher sind die Vereinsmitgliedschaften. (S7: 301) 45 Je höher das Sozialkapital, desto gesünder sind die Menschen (S4: 27) 46 Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren weisen ein niedrigeres Sozialkapital vor als die Vergleichsgruppen (S5: 17) 17

18 Fortsetzung Tab. 1.: Hypothese Nr. Hypothesen (Quellen) zur Makro-Ebene 47 Je höher das Vertrauen in andere Menschen ist, desto zahlreicher sind die Vereinsmitgliedschaften. (S7: 300) 48 Je ausgeprägter das Vertrauen in das lokale politische System ist, desto zahlreicher sind die Vereinsmitgliedschaften. (S7: 300) 49 Je stärker postmaterialistische Werteinstellungen vertreten werden, desto zahlreicher sind die Vereinsmitgliedschaften. (S7: 300) 50 Je höher / geringer der Berufsstand ist, desto zahlreicher sind die Vereinsmitgliedschaften. (S7: 300) 51 Je höher die Schulbildung, desto größer das Interesse an Politik (S2: 16) 52 Je höher die Schulbildung, desto größer die Identifikation mit Vorarlberg und Österreich. (S4: 20) 53 Je niedriger die Schulbildung, desto größer die Identifikation mit Vorarlberg. (S5: 25) 54 Ältere weisen eine stärkere Bindung an die Region vor als Jüngere (S3: 18) Die aktuellen Analysen werden zeigen, inwiefern diese Hypothesen auf Vorarlberg im Jahr 2010 zutreffen oder nicht (vgl. Kap. 5.7). 3.5 Soziales Monitoring für Sozialkapital und Engagement in Vorarlberg Unter einem sozialen Monitoring ist ein System zu verstehen, bei dem in regelmäßigen Abständen mit validen und reliablen Instrumenten und objektiv durchgeführten Erhebungsmodalitäten bestimmte gesellschaftliche Zustände im Langzeitverlauf gemessen und beschrieben werden. Derartigen Monitoring-Systeme wie sie z.b. in Deutschland durch das wiederholte Freiwilligen-Survey entstehen liefern einerseits repräsentative Daten zu aktuellen Sachständen. Über die Jahre hinweg geben sie andererseits Auskunft über längerfristige soziale Trends. So führte beispielsweise die Universität Greifswald im Mai 2010 eine Veranstaltung durch, auf der Instrumente für ein künftiges soziales Monitoring in deutschen UNESCO-Biosphärenreservaten vorgestellt und diskutiert wurden. 5 Ein zweites Beispiel: Die Stadt Bremen beschloss zwischen 2004 und 2007, ein soziales Monitoring einzuführen und legte im Jahr 2008 hierzu den ersten Endbericht vor. Das Bremer Sozialmonitoring beabsichtigt u.a., anhand einer bestimmten Menge aussagekräftiger Indikatoren die Entwicklung der sozialen Dynamik in der Stadt darzustellen (Senator für Umwelt, Bau. Verkehr und Europa & Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales 2008: 4). Die vorliegende Studie zielt auf vergleichbare Aspekte für Vorarlberg ab, wobei sie speziell das Bürgerschaftliche Engagement und Sozialkapital aus individueller Perspektive betrachtet. Das bedeutet, Zielgruppe der Studie sind Privatpersonen ab dem 15. Lebensjahr, die in einer schriftlichen Befragung Auskunft über bestimmte Werte, persönliche Lebensbedingungen, soziale Netzwerke und private wie organisierte ehrenamtliche, freiwillig geleistete Tätigkeiten geben (zur Methode vgl. Kap. 4.1 bis 4.3). Wie erwähnt, handelt es sich nicht um die erste Studie für Vorarlberg in dieser Art. Ihr innovativer Aspekt besteht jedoch darin, auf der einen Seite theoretische und empirische Grundlagen aktueller deutschsprachiger Studien zu integrieren, parallel hierzu den Bezug zu früheren Vorarlberger Untersuchungen herzustellen und das Erhebungsinstrument umfassend anhand der ersten Befragung zu prüfen. Im Sommer/Herbst 2009 wurde das Vorhaben organisatorisch begründet und der Fragebogen im Fachdiskurs inhaltsvalide konstruiert. Im Januar 2010 erhielten zufällig gezogene Vorarlberger Bürgerinnen und Bürger den neu entwickelten Fragebogen zum Sozialen Monitoring für Sozialkapital und Engagement in Vorarlberg postalisch zugesandt. 5 Siehe: download am

19 4. Methodisches Konzept 4.1 Das Befragungsinstrument Das Vorarlberger Befragungsinstrument zum Bürgerschaftlichen Engagement und Sozialkapital 2010 wurde inhaltsvalide konstruiert. Unter Inhaltsvalidität ist ein Verfahren zu verstehen, mit dem aus der Zahl aller denkbaren Items (Fragen und Antwortmöglichkeiten) jene herausgefiltert und präzise formuliert werden, welche die zu messenden Eigenschaften in hohem Maße repräsentieren (vgl. Dieckmann 1998: 224 f). Dies ist keine triviale Aufgabe, denn aus Aufwandsgründen können in einem Fragebogen kaum alle relevanten Aspekte in umfassender Form aufgenommen werden. Beim Aufbau des Sozialen Monitorings für Sozialkapital und Engagement in Vorarlberg sind wir nach der Methode des Expertenratings vorgegangen (ebd.: 225). Dabei setzten sich je zwei Expertinnen und Experten des Zukunftsbüros und der Fachhochschule in fünf Stufen mit der Konstruktion des Fragebogens auseinander: Erstens wurden die Items aller oben genannten deutschsprachigen Studien in einer Excel-Matrix erfasst. Dieses Verfahren grenzt den Gegenstandsbereich bereits sinnvoll ein, da sich sowohl in Deutschland als auch in Österreich breite Expertengruppen mit der Konstruktion valider Instrumente auseinandersetzten und somit bestimme Inhalte und Formulierungen nicht von Grund auf neu formuliert zu werden brauchten. Zudem garantierte es, bereits validierte Items zu integrieren. Die Datei stellte vier Kriterien in der Übersicht dar: die Summe aller erfragten Items, einen knappen Titel für jedes Item, die Zuordnung eines jeden Items zu einer übergreifenden Dimension und die unterschiedlich formatierten Antwortvorgaben. 6 Als Ergebnis dieser Synopse konnten 316 Items identifiziert werden, was bereits verdeutlicht, dass weitere Reduktionsschritte notwendig waren. In einem zweiten Schritt wurden die Items gemäß zweier Prioritäten eingeteilt: absolut notwendig (must have) und nicht notwendig (nice to have). Das ergab 220 Items der ersten Priorität. Drittens wurden die Frageblöcke festgelegt. Der endgültige Fragebogen besteht aus fünf übergeordneten Bereichen: 1.: Bürgerschaftliches Engagement / 2.: Zeitaufwendigstes Engagement / 3.: Frühere und zukünftige Ehrenamtstätigkeit / 4.: Sozialkapital / 5.: Abschließende Angaben zur Person. In einem vierten Schritt wurden den Blöcken letztlich 84 Fragen mit unterschiedlichen Antwortformaten zugeordnet. Den Expertinnen und Experten kam es darauf an, Faktoren zu erheben, die in der aktuellen Debatte als wesentliche Einflussgrößen herausgearbeitet werden konnten. Im Überblick zu nennen sind etwa die vielseitigen und differenzierten Möglichkeiten, sich organisiert oder privat zu engagieren, der Grad der Mitwirkungsaktivität, Funktionsausübungen, der Zeitumfang, das potentielle Engagement, die Beteiligungsmotivation, Aspekte des zeitaufwendigsten Engagements, Art, Umfang und Nähe der privaten sozialen Netzwerke, Häufigkeit sozialer Kontakte, gegebene und empfangene Hilfeleistungen, Werte des Vertrauens, negative Aspekte des Sozialkapitals, Solidarwerte, Lebensziele, regionale Verbundenheit, Glück, Sinn und Zufriedenheiten mit dem Leben, Gesundheitszustand, Lebensängste, Lebensqualitäten und diverse soziodemographische Angaben (siehe Anhang: Kap. 7.3). Fünftens einigten sich die Expertinnen und Experten auf die konkrete Formulierung der Fragen und Antworten sowie auf ein einheitliches, gemeinsames Layout des Fragebogens. 6 Hierzu ein Beispiel: Jede Studie klassifiziert zwar Aktivitäten des organisierten Bürgerschaftlichen Engagements; die Beschreibung und Zusamensetzung der gebildeten Klassen variiert jedoch. Dieser Umstand erforderte es, Inhalte und Ziele des Bürgerschaftlichen Engagements auf Vorarlberg anzupassen. 19

20 4.2 Zwei Indizes Das Soziale Monitoring für Sozialkapital und Engagement in Vorarlberg wird auf drei Abstraktionsebenen dargestellt, die unabhängig voneinander im Verlauf beobachtet werden können: Auf der oberen Ebene besteht es aus je einem zusammengefassten Index für Bürgerschaftliches Engagement und Sozialkapital. Auf der mittleren Ebene besteht es aus 10 Dimensionen des Index für Bürgerschaftliches Engagement und 14 Dimensionen des Index für Sozialkapital. Die Dimensionen setzen sich i.d.r. aus mehreren Fragen zusammen (Ausnahme bildet etwa die Dimension Gesundheit, die nur aus einer Frage besteht). Auf der unteren Ebene besteht es, je nach Skalenniveau, aus den Mittelwerten (und Vertrauensintervallen) oder Prozentwertverteilungen der Antworten zu den einzelnen 84 Fragen. Indizes aufzustellen, gehört zum State-of-the-Art moderner Sozialforschung. So misst beispielsweise der in England entwickelte und ins Deutsche übertragene Index für Inklusion die multiethnische Integration in Schulen. Der Index umfasst eine Skala von 44 Indikatoren, die mit insgesamt 560 Fragen den Stand von Schulen bezüglich diverser Faktoren der Gemeinschaftsbildung darstellen (Boban & Hinz 2003). Für das Sozialkapital ist z.b. der Bielefelder Sozialkapital-Index zu nennen. Er misst soziale Produktivitätsressourcen im Unternehmen und stellt den Index nach einer faktorenanalytischen Itemreduktion mit 30 Items aus den Dimensionen Netzwerk-, Führungs- und Wertekapital zusammen (Rixgens 2009). Bereits Putnam erstellte mit dem so genannten Civic Community Index eine erste Skala zur Erfassung des Konstrukts; Kritiker monierten jedoch zu recht, dass seine Operationalisierung mittels je zweier Indikatoren politischer und sozialer Partizipation inadäquat sei (Kriesi 2007: 27 f). Aus heutiger Sicht sind Sozialkapital und Bürgerschaftliches Engagement durch unterschiedliche Indikatoren empirisch operationalisiert (Franzen & Pointner 2007). In den Studien zur Freiwilligenarbeit der deutschen und österreichischen Bevölkerung und zum Sozialkapital in Vorarlbergs Städten und Gemeinden kommt der Anspruch, ein breites Spektrum der sozialen Phänomene zu erfassen, deutlich zum Ausdruck. Dieser Anspruch soll durch die Indexbildung ebenfalls eingelöst werden. Tabellen 2 und 3 präsentieren nun die Dimensionen der beiden Indizes zum Bürgerschaftlichen Engagement in Vorarlberg und zum Sozialkapital der Vorarlberger Bevölkerung (der detaillierte Aufbau findet sich im Anhang, Kap. 7.4). Um es zu betonen: Für eines möglichst gehaltvolles Monitoring enthalten die Indizes alle im Vorfeld als relevant erachteten sozialen Aspekte zum Bürgerschaftlichen Engagement und Sozialkapital. Das bedeutet, sie integrieren Elemente von Ursachen, Ausprägungen und Effekten anstatt ausschließlich die Ausprägungen zu betrachten. Auf diese Weise erfassen die Indizes auch z.b. individuelle Motivlagen und subjektiv empfundene Lebenswirklichkeiten, die gut begründet zum Sozialen Kapital einer Region gezählt werden können. Für weiterführende Analysen zu Ursachen und Auswirkungen von Sozialkapital und Bürgerschaftlichem Engagement können einzelne Dimensionen der Indizes dann gesondert betrachtet werden. Tab. 2: Zehn Dimensionen des Index zum Bürgerschaftlichen Engagement Frage-Nr. A 4 A 5.1 A 5.2 A 6 A 9 A 10 A 11a A 11b A 11c B 18 Index-Nummer und Index-Dimension 1. Anzahl der Bereiche Bürgerschaftlichen Engagements 2. Grad der Mitwirkungsaktivität im Bürgerschaftlichen Engagement 3. Funktionsausübung im Bürgerschaftlichen Engagement 4. Stundenaufwand für das Bürgerschaftliche Engagement 5. Potentielles Engagement 6. Bedeutsamkeit für das eigene Leben 7. Motivation-1: Mikro-Ebene 8. Motivation-2: Meso-Ebene 9. Motivation-3: Makro-Ebene 10. Höhe von Geldspenden 20

21 Tab. 3: Vierzehn Dimensionen des Index zum Sozialkapital Frage-Nr. Index-Nummer und Index-Dimension D Egozentriertes Netzwerk Umfang D Egozentriertes Netzwerk räumliche Nähe D Egozentriertes Netzwerk empfangene Unterstützung D Egozentriertes Netzwerk gegebene Unterstützung D7, 13, Sense of Coherence 1: (Ur)Vertrauen (Mikro-, Meso-, MakroEbene) D18, 19, 20, Sense of Coherence 2: Lebenssinn / Lebenszufriedenheit D , 14.11, Sense of Coherence 3: Copingstrategien D Positives Sozialkapital - Wertschätzung D11, Negatives Sozialkapital Geringschätzung 7 D , 14.12, 13, 16.6, 16.9, 16.10, 16.12, 10. Gemeinschaftssinn / Solidarität D Regionale Verbundenheit / Identifikation D Lebensangst 8 D Subjektive Lebensqualität E Gesundheit Die Konstruktion der Indizes folgt vier Prämissen: 1. gehen alle Dimensionen mit gleicher Gewichtung in die Indexbildung ein, weil sich nicht seriös begründen lässt, inwiefern eine Dimension mehr oder weniger bedeutsam wäre; 2. sind die Ausprägungen der Dimensionen in Prozentwerten dargestellt, um sie direkt miteinander vergleichen zu können. Wie aus den Tabellen ersichtlich, setzen sich die Dimensionen jeweils aus einer unterschiedlichen Anzahl von Fragen zusammen. Hinzu kommt, dass sich die Antwortkategorien einzelner Fragen voneinander unterscheiden (mal ist es eine Ja-Nein-Antwort, mal eine metrische Zahl, mal eine vierstufige Rangzahl). Die Prozentwerte werden nun relational zur Anzahl der beantworteten Items und zur Abstufung auf der Spannweite eines jeden Index gebildet (zwei Beispiele dafür finden sich in der Fußnote 9 ); 3. werden die Ergebnisse zu den Dimensionen im Sinne eines Ampel-Monitorings präsentiert. Dieses Konzept wird kurz näher erläutert, weil es für die Interpretation relevant ist. Angelehnt an die Symbolik von Verkehrsampeln können ein Index und seine Dimensionen drei Farben vorweisen: grün, gelb oder rot. Grün sind alle Index- und Dimensionswerte zwischen 100% und 66%, was bedeutet dass der Index (die Dimension) sehr hoch und positiv ausgeprägt ist. Gelb sind alle Indexund Dimensionswerte zwischen 65% und 35%, was eine Ausprägung im mittleren, aber durchaus unkritischen, Toleranzbereich darstellt. Rot sind alle Index- und Dimensionswerte zwischen 34% und 0%, was bedeutet, dass der Index (die Dimension) sehr niedrig und negativ ausgeprägt ist. Der gelbe Bereich ist bewusst enger gefasst als der rote und grüne, um die Tendenz zur Mitte zu verringern und positive wie negative Abweichungen deutlicher hervortreten zu lassen. Die Methodik folgt dem in der Hochschul-Evaluation üblichen Verfahren, wie es das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) bei der Evaluation von Universitäten und Fachhochschulen umsetzt. Wir folgen damit auch der Argumentation des CHE, die Scheinexaktheit von Prozent- oder Mittelwerten zu Gunsten eines zwar unschärferen aber für den Trend aussagekräftigeren allgemeinen Rangplatz-Systems zu tauschen. Oder wie es das CHE formuliert: Rankings dürfen keine Pseudogenauigkeit vorgaukeln, die kleine Unterschiede im Zahlenwert eines Indikators als Leistungs- bzw. Qualitätsunterschiede fehl interpretieren. Daher werden die Hochschulen im CHE-Ranking nicht einzelnen Rangplätzen zugeordnet, bei denen häufig kleine Unterschiede im Wert eines Indikators 7 Diese Dimension geht umgekehrt gepolt in die Indexbildung ein. 8 Diese Dimension geht umgekehrt gepolt in die Indexbildung ein. 9 Items D6.1 bis D.6.8: Maximal kann jemand Menschen aus acht verschiedenen Personenkreisen privat unterstützen. Die Dimension Egozentriertes Netzwerk gegebene Unterstützung hat damit eine Spannweite von neun Abstufungen (da die Null mitzählt). Wenn nun jemand Hilfe für 3 Personenkreise anbietet, wäre dieser Index rot ausgeprägt (33,3%), bei 4 Personenkreisen (44,4%) wäre er gelb und ab 6 Personenkreise (66,6%) grün ausgeprägt. / Items D24.1 bis D.24.9: Für die Dimension Subjektive Lebensqualität wird ein arithmetischer Mittelwert der 9 Items mit Bezug auf eine vierst u- fige Skala gebildet, wobei sehr schlecht mit null Punkten und sehr gut mit drei Punkten bewertet wird. Ein Mittelwert von 1,8 betrüge 60% der Skalenrangweite von Null bis 3 und wäre gelb ausgeprägt, ein Mittelwert von 0,6 betrüge 20% und wäre rot ausgeprägt, und einer von 2,6 betrüge 86,6% und wäre grün ausgeprägt. 21

22 zu großen Unterschieden bei den Rangplätzen führen, sondern lediglich drei Ranggruppen: einer Spitzen-, einer Mittel- und einer Schlussgruppe. (Berghoff u.a. 2009, S. 9). 4. Der Schlussfolgerung von Franzen & Pointner, bei der Messung des Sozialkapitals Dimensionen von Vertrauen, Normen und Werten von netzwerkbasierten Ressourcen zu trennen (vgl. Franzen & Pointner 2007), folgen wir in unserer Indexbildung nicht. Vielmehr gehen alle relevanten Größen in den Vorarlberger Sozialkapital-Index ein, die in den deutschsprachigen Studien zur Freiwilligenarbeit und zum Sozialkapital theoretisch fundiert sind. Nach vorheriger Absprache mit dem Auftraggeber soll damit ein möglichst umfassendes Monitoring begründet werden. Letztlich sind unsere beiden Indizes durch die durchaus gut begründete aber für Vorarlberg bis dato noch nicht systematisch überprüfte Theorie definiert. Ein methodisches Ziel der Studie wird es daher in Anlehnung an das Vorgehen im Bielefelder Sozialkapital-Index sein, durch multiple Analyseverfahren treibende Faktoren des Sozialkapitals herauszuarbeiten (Kap. 5.5 bis 5.7). Bei der methodologischen Prüfung des Bielefelder Sozialkapital-Index zeigte sich übrigens an den Ergebnissen multivariater Prüfverfahren, dass das Überzeugungs- und Wertekapital einer Belegschaft den stärksten Treiber für den unternehmerischen Erfolg darstellt, gefolgt von immateriellen Arbeitsbedingungen, dem Führungs- und dem Netzwerkkapital (Badura 2010). Diese Studie wird unter anderem zeigen, welche Faktoren des Bürgerschaftlichen Engagements und Sozialkapitals zu Beginn des Jahres 2010 in Vorarlberg die stärksten Einflüsse auf Lebensbedingungen der Vorarlberger Bevölkerung ausüben. 4.3 Repräsentativität, Datenschutz und Stichprobenziehung Im Zuge der methodischen Überlegungen musste die Frage beantwortet werden, mit welchem sinnvollen Verfahren eine repräsentative Stichprobe für Vorarlberg gewonnen werden kann. Dabei waren methodische Begründungen sowie das Verhältnis von Aufwand und Ertrag sorgfältig abzuwägen. Methodisch sehr gute Maximalvarianten wie etwa bei der österreichischen Studie zur Freiwilligenarbeit, bei der nachgängig zum Mikrozensus über Personen in einer Haupt- und Nacherhebung per Telefoninterview befragt wurden (vgl. Bönisch 2008: 7 f) kamen aus Kostengründen nicht in Frage. Dasselbe gilt für eine Vollerhebung, die seinerzeit noch in Vorarlbergs Städten im Zuge der Gehmacher-Studien realisiert werden konnte. Auch eine persönliche Befragung von mehreren hundert Personen im Rahmen einer Quotenstichprobe wie sie in der Studie von Badelt (1999: 10 f) umgesetzt wurde kam nicht in Betracht. Dagegen spricht ein methodisches Hauptargument: Quotenstichproben genügen keineswegs dem für Repräsentativitätsaussagen benötigten Kriterium der Zufallsauswahl, weil sie von der subjektiven Wahl der Interviewer/innen abhängig sind und in der Praxis nie jene Forderungen erfüllen können, die probabilistische Zufallsstichproben vorweisen (vgl. Bortz & Döring 1995: 376 f). Ein lapidarer Hinweis auf die Praxis von Meinungsforschungs-Instituten, die der Quotenstichprobe einen gewissen Stellenwert einräumen, kann aus sozialwissenschaftlicher Sicht den methodischen Vorbehalt nicht ausräumen (vgl. Badelt 1999: 11). Letztlich folgen wir hier dem Theorem, dass die beste Gewähr für größtmögliche Repräsentativität die Zufallsstichprobe bietet (vgl. Bortz & Döring 1995: 373). Um generalisierbare Aussagen treffen zu können, ist es nötig, eine so genannte repräsentative Stichprobe zu bilden. Wie Dieckmann darlegt, wird jedoch der Begriff Repräsentativität oft falsch interpretiert und als Gleichheit der Stichprobe mit der Grundgesamtheit angesehen. Aber keine endliche Stichprobe kann in allen noch nicht mal in allen für eine Untersuchung relevanten Kriterien die Grundgesamtheit exakt abbilden. Dagegen sprechen die hohe Anzahl untersuchungsrelevanter Kriterien, die oft deutlich geringere Anzahl an Befragten innerhalb einer Stichprobe in Relation zur Grundgesamtheit (was eine Kombination von mehreren Variablen unmöglich werden lässt) und die Unkenntnis über die Verteilung bestimmter Merkmale (wie z.b. Mittelwerte oder Varianzen von Werthaltungen) in der Grundgesamtheit: Eine Stichprobe repräsentiert niemals sämtliche Merkmalsverteilungen der Population. Das ist bereits aus logischen Gründen für die Kombination weniger Merkmale ausgeschlossen. (Dieckman 1998: 368). 22

23 Relativ genaue Prognosen an Wahlabenden zeigen nun, dass Stichproben die tatsächliche Verteilung in der Grundgesamtheit passabel abbilden und vorhersagen können, was durch die Art der Stichprobenziehung mitbestimmt ist. Bei der Vorarlberger Studie 2010 zum Bürgerschaftlichen Engagement und Sozialkapital sind wir nach dem probaten Verfahren der einfachen Zufallsstichprobe vorgegangen. Zufallsstichproben sind in der Praxis der Sozialforschung wichtig für bestimmte Zwecke: zur Schätzung von Verteilungen, also z.b. Anteils- oder Mittelwerten in der Population. (ebd.: 369.) Anders ausgedrückt: Es kann über die Vorarlberger Zufallsstichprobe ein vorsichtiger Rückschluss auf die gesamte Vorarlberger Bevölkerung gezogen werden. Stichproben sind allerdings für die Grundgesamtheit nur dann repräsentativ, wenn a) es sich wie hier um eine tatsächliche Zufallsstichprobe oder um eine nach Merkmalen der Grundgesamtheit geschichtete Zufallsstichprobe handelt, b) die Verteilung einiger zentraler Merkmale in der Grundgesamtheit bekannt ist und die Stichprobe entweder entsprechend gezogen oder entsprechend korrigiert werden kann, und c) wenn die Verteilung dieser Merkmale in der endgültigen Stichprobe dann annähernd der Verteilung in der Grundgesamtheit entspricht. Dabei ist die Größe der Stichprobe für die Weite der mit ihr zu treffenden Aussage kaum relevant: Sofern die Größe der Grundgesamtheit N nicht sehr klein ist, spielt sie bei der Bestimmung der Stichprobengröße eine zu vernachlässigende Rolle. Damit bleibt der erforderliche Stichprobenumfang praktisch gleich, ob man nun die Bevölkerung eines ganzen Landes oder nur einer Stadt erfassen will. (Atteslander 2008: 264). So genannte repräsentative Aussagen lassen sich nun über die Bestimmung von Konfidenzintervallen treffen. Berücksichtigt man bei Hochrechnungen von der Zufallsstichprobe auf Kennzahlen der Gesamtheit das zugrundelegende Design in angemessener Weise, lassen sich Vertrauensgrenzen (Konfidenzintervalle, Fehlertoleranzen) für die interessierenden Kennzahlen berechnen. (Deutsche Forschungsgemeinschaft 1999: 17). Das Konfidenzintervall kennzeichnet denjenigen Bereich von Merkmalsausprägungen, in dem sich 95% (99%) aller möglichen Populationsparameter befinden, die den empirisch ermittelten Stichprobenkennwert erzeugt haben. (Bortz & Döring 2006: 415). Damit markiert das Konfidenzintervall die Spannbreite einer Hochrechnung, innerhalb derer sich der wahre Wert der Grundgesamtheit mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit befindet. Ebendiese Vertrauensgrenzen sollen bei der aktuellen Studie für die Mittelwerte aller Merkmale dargestellt werden, die intervallskaliert vorliegen. Das sind z.b. die Antworten auf Fragen, deren Antwortformat z.b. auf einer vierstufigen Skala vorliegt. Über die Jahre lassen sich somit nicht nur die absoluten Mittelwerte sondern auch die Entwicklungen der Vertrauensgrenzen dieser Kenngrößen verfolgen. Wie eng oder weit deren Spannbreite ist, hängt mathematisch von dem gewählten Wahrscheinlichkeitsniveau und der Stichprobengröße ab, wobei der Zugewinn an Genauigkeit nicht proportional mit der Stichprobengröße wächst sondern geringer. Bei Stichproben zwischen 100 und 200 Personen ist der Zuwachs an Genauigkeit unverhältnismäßig größer als bei Stichproben zwischen und Personen. Wir folgen hier dem von Bortz & Döring präsentierten Ansatz, dass die Genauigkeit der Schätzung im Rahmen des verfügbaren Kostenaufwands einer Studie über den realen Rücklauf ermittelt wird. 10 Statt eines übermäßig hohen Erhebungsaufwands für die Stichprobenbildung entscheiden wir uns für eine qualitative Optimierung der Stichprobe anhand des Datensatzes (siehe unten). Um dieselbe Population wie in früheren Studien zu erheben, kam eine einfache Zufallsauswahl der Vorarlberger Bevölkerung ab 15 Jahren in Betracht. Hierfür schrieb das Zukunftsbüro alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der 96 Vorarlberger Gemeinden an und bat darum, personenbezogene Daten (Name, Vorname, Geburtsjahr, Adresse) in Form auswertbarer Excel-Dateien zur Verfügung zu stellen. Insgesamt stellten 61 Gemeinden (63,5 %) diese Information zum Zweck der Stichprobenziehung und des Anschreibens zur Verfügung. Ende 2009 lebten in diesen Gemeinden 85,3 Prozent der gesamten Vorarlberger Bevölkerung (gemessen an der Einwohnerzahl mit Hauptwohnsitz zum Stichtag ; nach: Amt der Vorarlberger Landesregierung, Landesstelle für Statistik 2010). 10 und nicht umgekehrt, dass nämlich vorab der Stichprobenziehung die Genauigkeit der Schätzung und die Höhe des Rücklaufs bestimmt wird, was bei einer optimal hohen Genauigkeit jedoch den Kostenfaktor erheblich erhöht (v gl. ebd.: 421). 23

24 Um nun zu prüfen, inwiefern die beteiligten Gemeinden ein annehmbares Abbild aller Vorarlberger Gemeinden darstellen oder nicht, wurde eine vergleichende Analyse nach den beiden Merkmalen Bezirk und Gemeindegröße durchgeführt. Diese ergab ein akzeptables Bild: Nur Gemeinden des Bezirks Feldkirch mit weniger als Einwohnern sind trotz einer Nachfassaktion im Datensatz unterrepräsentiert, alle anderen Bezirke und Gemeindegrößen sind entsprechend der Landesverteilung vertreten. Erwähnenswert ist, dass sich alle zwölf größten Gemeinden Vorarlbergs, in denen deutlich über die Hälfte der gesamten Vorarlberger Bevölkerung lebt, an der Datenzusendung beteiligten. Das vorläufige methodische Fazit lautet daher: Der verfügbare Datensatz der Vorarlberger Bevölkerung ist gut geeignet, um daraus eine repräsentative Zufallsstichprobe zu ziehen. Im nächsten Schritt wurde aus diesem Datensatz per Zufallsgenerator in PASW 18.0 eine Menge von Bürgerinnen und Bürger Vorarlbergs gezogen. Diese erhielten zwischen Ende Januar und Anfang Februar ein Schreiben, das die Studie ankündigte, deren Hintergründe erläuterte und vor allem auf die Freiwilligkeit der Teilnahme und die Anonymität der Datenbehandlung verwies. Anschließend erhielten alle Angeschriebenen den Fragebogen und einen frankierter Rückumschlag postalisch gesandt (1. Welle). Um den Rücklauf zu erhöhen, folgte etwa drei Wochen später eine telefonische und schriftliche Nachfassaktion bei zufällig ausgewählten 20% der gezogenen Stichprobe (2. Welle). Die Wiener Datenschutzkommission befürwortete Anfang des Jahres 2010 das Vorgehen der Stichprobenziehung, nachdem sie es schriftlich dargestellt bekam. Das Vorarlberger Zukunftsbüro und die Fachhochschule Vorarlberg sicherten darin die üblichen Grundlagen absoluter Seriosität und Anonymität im Umgang mit den Daten zu, welche auch im Prozess eingehalten wurden. Insgesamt konnten 334 Bürgerinnen und Bürger Vorarlbergs zum Mitwirken gewonnen werden; das ergibt eine Rücklaufquote von 16,5%. Auf die erste Welle antworteten 305 Personen (91,3% aller Rückläufe) und auf die zweite 29 (8,7% aller Rückläufe). Nun kann aus Erfahrung begründet erwartet werden, dass die Stichprobe der rasch Antwortenden eher positiv verzerrt ist, das bedeutet zunächst antworten eher Menschen mit hohem Engagement und Sozialkapital, was z.b. in der österreichischen Studie zur Freiwilligenarbeit linear nachgewiesen werden konnte (vgl. Bönisch 2008: 8 f). Aus diesem Grund wurden beide Wellen mittels einfaktorieller Varianzanalyse in Bezug auf Unterschiede in allen Dimensionen des Sozialkapitals und Bürgerschaftlichen Engagements untersucht. Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass die vorliegende Stichprobe nicht positiv verzerrt ist, wodurch sich der Anspruch ihrer Repräsentativität erhärtet. Ein weiteres Ergebnis stützt diese These: Wie die Verteilungen der Indizes und Dimensionen von Bürgerschaftlichem Engagement und Sozialkapital in Kap. 5.2 und 5.3 zeigen, streuen die Werte stark und liegen zudem nicht durchgängig im überdurchschnittlichen Bereich. Das verweist darauf, dass in dieser Stichprobe Teilpopulationen sowohl mit hoch als auch mit niedrig ausgeprägtem BE und Sozialkapital vorliegen. Ergebnisse zu den 14 Dimensionen des Sozialkapitals in Bezug auf zwei Erhebungswellen: Erste und zweite Welle unterscheiden sich nicht in 10 von 12 mittels einfaktorieller Varianzanalyse (ANOVA) geprüften Dimensionen des Sozialkapitals. 11 Dies ist ein erster und aussagekräftiger Indikator gegen die Hypothese der positiven Stichprobenverzerrung. Erste und zweite Welle unterscheiden sich nur in Bezug auf eine mittels ANOVA geprüfte Dimension des Sozialkapitals signifikant voneinander: 12 Mitglieder der zweiten Welle sind mit einem durchschnittlichen Rangwert von 84,7% auf Dimension Nr. 11 stärker regional verbunden als Mitglieder der ersten (74,7%). Da die umgekehrte Annahme eine positive Stichprobenverzerrung nahelegt, spricht auch dieses Ergebnis gegen diese Hypothese. Die vier verbleibenden Dimensionen des Sozialkapitals wurden mittels Mann-Whitney-U-Test (nachfolgend: M-W-U-Test ) auf Gemeinsamkeit in der Grundgesamtheit überprüft. Für alle vier Dimensionen kann auf eine einheitliche Grundgesamtheit geschlossen werden: 13 Auch dieses Ergebnis spricht gegen die Hypothese einer positiven Stichprobenverzerrung. 11 Nach Prüfung auf Normalverteilung mittels q-q-diagramm mussten zwei Dimensionen aus der Varianzanalyse ausgeschlossen werden, weil sie nicht annähernd normalverteilt waren: D1 (Egozentriertes Netzwerk Umfang) und D12 (Lebensangst). Der Test auf Varianzhomogenität zeigte zudem bei zwei weiteren Dimension heterogene Varianzen, weswegen auch diese ausgeschlossen wurden: D2 (Egozentriertes Netzwerk räumliche Nähe) und D9 (Negatives Sozialkapital Geringschätzung). 12 Signifikanzniveau = 0,27 13 Beide Wellen weisen in diesen Dimensionen Signifikanzkoeffizenten von 0,4, 0,58, 0,7 und 0,71 vor. 24

25 Ergebnisse zu den 10 Dimensionen des Bürgerschaftlichen Engagements in Bezug auf zwei Erhebungswellen: Erste und zweite Welle unterscheiden sich nicht in 7 von 10 mittels einfaktorieller Varianzanalyse (ANOVA) geprüften Dimensionen des Bürgerschaftlichen Engagements. 14 Erneut spricht die hohe Übereinstimmung gegen eine Stichprobenverzerrung. Erste und zweite Welle unterscheiden sich nur in einer mittels ANOVA geprüften Dimension des Bürgerschaftlichen Engagements: 15 Mitglieder der ersten Welle messen dem Bürgerschaftlichen Engagement eine höhere Bedeutung zu als Mitglieder der zweiten. Vermutlich ist in diesem Unterschied auch ein Motiv für die geringere spontane Beteiligungsbereitschaft zu erkennen. Die zwei verbleibenden Dimensionen des Bürgerschaftlichen Engagements wurden mittels M-W- U-Test auf Gemeinsamkeit in der Grundgesamtheit überprüft. Für beide Dimensionen kann auf eine einheitliche Grundgesamtheit geschlossen werden. 16 Wie die Studie zur Freiwilligenarbeit in Österreich von Statistik Austria (2006) darstellt, kann eine Rücklaufquote durchaus mit zusätzlichem Aufwand erhöht werden, wobei im zitierten Fall auch die Ankoppelung der Studie an den Mikrozensus einen Einfluss gespielt haben dürfte. 17 In der vorliegenden Untersuchung entschieden sich die Kooperationspartner nicht nur aus finanziellen Gründen gegen ein derart aufwendiges Verfahren. Zum einen entspricht die hier erzielte Rücklaufquote voll und ganz vergleichbaren Vorarlberger Studien. So ergab die Vollerhebung zum Sozialkapital der über 15jährigen in der Gemeinde Götzis mit rückläufigen Bögen eine Rücklaufquote von 12,3%. Gehmacher gibt die Quote nicht direkt an, sondern erwähnt nur die absolute Zahl (vgl. Gehmacher 2006: 4). Die Quote lässt sich aus der Vorarlberger Bevölkerungsstatistik berechnen, wonach im Juni Personen im Alter von über 15 Jahren in Götzis lebten (Amt der Vorarlberger Landesregierung 2006: 12). Gehmacher erachtet seinen damaligen Rücklauf als etwas über dem Durchschnitt solcher kommunaler Studien (Gehmacher 2006: 4). Die Sozialkapitalstudie für Bregenz aus dem Jahr 2008 ebenfalls als Vollerhebung konzipiert ergab bei einem zehnseitigen Fragebogen einen Rücklauf von 15% (Büro für Zukunftsfragen 2008: 5). Demgegenüber wurde hier ein 17seitiger (!) Bogen versandt und dennoch ein leicht höherer Rücklauf erzielt, was für die geplanten Analysen mehr als akzeptabel ist. 18 Zum anderen konnte die Stichprobe 2010 durch zwei Anpassungen in den kombinierten Merkmalen Geschlecht und Alter dem Abbild der Grundgesamtheit weitgehend angenähert werden. Denn um die Genauigkeit der beabsichtigten Hochrechnung zu steigern, haben wir die letztlich zustande gekommene Stichprobe von 334 Personen qualitativ optimiert. Sie wurde daraufhin untersucht und verbessert, inwiefern sie in Bezug auf die kombinierten (!) Merkmale Geschlecht und Alter der Grundgesamtheit der Vorarlberger Bevölkerung zum Stichtag gleicht, wie von der Vorarlberger Landesstatistik erhoben. Die beiden Variablen sind aus zwei Gründen relevant: 1. Ihre kombinierte Verteilung in der Grundgesamtheit ist durch die quartalsmäßige Bevölkerungsstatistik Vorarlbergs aktuell bekannt. 2. Die beiden Variablen beeinflussen wesentliche Aspekte des Sozialkapitals in der Vorarlberger Bevölkerung, das zeigen die oben zitierten Studien zu Götzis und Bregenz. Für die Repräsentativität, und damit für realitätsnahe Hochrechnungen, sind sie damit ausgesprochen bedeutsam. Gemäß der Vorarlberger Bevölkerungsstatistik wurde die Altersvariable in Fünfjahres-Klassen eingeteilt und nach dem Geschlecht differenziert. Die Tabellen 4 und 5 zeigen nachstehend zwei Vergleichsaspekte: a) die geschlechtsspezifische Prozentwertverteilung der Bevölkerung auf die Altersklassen gemäß der Landesstelle für Statistik; b) die geschlechtsspezifische Prozentwertverteilung der Stichprobe auf die Altersklassen beim vorliegenden Rücklauf von 334 Personen. Es wird deutlich, dass sich die Prozentwerte in den Klassen unterscheiden, wenngleich der Unterschied nach erstem Augenschein nicht allzu groß erscheint. 14 Nach Prüfung auf Normalverteilung mittels q-q-diagramm mussten zwei Dimensionen aus der Varianzanalyse ausgeschlossen werden, weil sie nicht annähernd normalverteilt waren: D3: Funktionsausübung und D4: Stundenaufwand. Die Varianzen der acht übrigen Dimensionen sind homogen und konnten daher in der ANOVA verbleiben. 15 Signifikanzniveau = 0, Beide Wellen weisen in diesen Dimensionen Signifikanzkoeffizenten von 0,87und 0,08 vor. 17 Diese österreichweite Untersuchung wurde als Zusatz zur Mikrozensusbefragung über eine Telefonumfrage mit einer Nacherhebung durchgeführt und ergab einen hohen Gesamtrücklauf von 44,6% (vgl. Bönisch 2008: 7-9). 18 Der 2. und 3. deutsche Freiwilligensurvey bietet leider keinen Einblick in seine Rücklaufquoten. Der dritte berichtet zwar die hohe absolute Zahl der telefonisch befragten Stichprobe, weist jedoch hierzu keine Quoten über versuchte Anrufe, Abbrecher etc. aus (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2010: 7 ff). 25

26 Tab. 4: Grundgesamtheit und Stichprobe im Vergleich: Altersklassen der Männer/Jungen Männliche Bevölkerung Vorarlbergs Stichtag: Stichprobe (männlich) Altersklasse Anzahl % Anzahl % 15 bis unter , ,3 20 bis unter ,1 7 4,5 25 bis unter ,4 12 7,7 30 bis unter ,2 14 9,0 35 bis unter , ,5 40 bis unter , ,5 45 bis unter ,3 15 9,6 50 bis unter , ,5 55 bis unter ,9 11 7,1 60 bis unter ,4 7 4,5 65 bis unter ,8 9 5,8 70 bis unter ,3 4 2,6 75 bis unter ,1 5 3,2 80 bis unter ,9 2 1,3 Gesamt Tab. 5: Grundgesamtheit und Stichprobe im Vergleich: Altersklassen der Frauen/Mädchen Weibliche Bevölkerung Vorarlbergs Stichtag: Stichprobe (weiblich) Altersklasse Anzahl % Anzahl % 15 bis unter ,7 16 9,0 20 bis unter ,6 8 4,5 25 bis unter ,4 13 7,3 30 bis unter ,9 11 6,2 35 bis unter , ,6 40 bis unter , ,9 45 bis unter , ,2 50 bis unter ,1 15 8,5 55 bis unter ,1 16 9,0 60 bis unter ,3 10 5,6 65 bis unter ,1 9 5,1 70 bis unter ,9 7 4,0 75 bis unter ,0 4 2,3 80 bis unter ,2 5 2,8 Gesamt

27 Um zu prüfen, inwiefern diese beiden Verteilungsreihen mit jeweils 14 Altersklassen annähernd ähnliche Verteilungsformen vorweisen oder nicht, wurden sie einem Korrelationstest unterzogen. Der Koeffizient geht dabei um so höher gegen 1, je mehr ein (hoher oder niedriger) Prozentwert der Stichprobe einem (hohen oder niedrigen) Prozentwert der Grundgesamtheit entspricht. Da die Fallzahl mit 14 Altersklassen klein ist, muss ein deutlicher Effekt vorhanden sein, um eine positive Korrelation anzuzeigen. Dies ist bereits mit der Stichprobe von 334 sowohl bei den Männern als auch den Frauen gegeben: Männer: Der Pearson sche Koeffizient von 0,875 und das sehr hohe Signifikanzniveau von 0,000 begründen eine inhaltliche Nähe der beiden Datenreihen. Frauen: Dasselbe gilt für den Pearson sche Koeffizienten von 0,857 und das sehr hohe Signifikanzniveau von 0,000. Beide Koeffizienten zeigen einen starken Zusammenhang der zwei Datenreihen von Grundgesamtheit und Stichprobe, so dass bereits von den 334 Antwortenden auf die Grundgesamtheit begründet hochgerechnet werden dürfte. Weil aber das Kriterium der qualitativen Repräsentativität für alle Hochrechnungen besonders bedeutsam ist, und wir nur zwei Kriterien berücksichtigen, sind die Datenreihen der Stichprobe in allen Altersklassen noch präziser der Grundgesamtheit angeglichen. Dies geschieht durch zufällige Entnahme von Männern und Frauen in überproportional repräsentierten Altersklassen. Tabellen 5 und 6 zeigen nachstehend die Prozentwertverteilungen der um 39 Personen reduzierten Stichprobe (n=295) im Vergleich zur Grundgesamtheit: Tab. 6: Grundgesamtheit u. reduzierte Stichprobe im Vergleich: Altersklassen der Männer / Jungen Männliche Bevölkerung Vorarlbergs Stichtag: Reduzierte Stichprobe (männlich) Altersklasse Anzahl % Anzahl % 15 bis unter ,5 12 8,6 20 bis unter ,1 7 5,0 25 bis unter ,4 12 8,6 30 bis unter , ,0 35 bis unter , ,7 40 bis unter , ,7 45 bis unter , ,7 50 bis unter , ,0 55 bis unter ,9 9 6,4 60 bis unter ,4 7 5,0 65 bis unter ,8 9 6,4 70 bis unter ,3 4 2,9 75 bis unter ,1 5 3,6 80 bis unter ,9 2 1,4 Gesamt

28 Tab. 7: Grundgesamtheit u. reduzierte Stichprobe im Vergleich: Altersklassen der Frauen/Mädchen Weibliche Bevölkerung Vorarlbergs Stichtag: Reduzierte Stichprobe (weiblich) Altersklasse Anzahl % Anzahl % 15 bis unter ,7 12 7,8 20 bis unter ,6 8 5,2 25 bis unter ,4 13 8,4 30 bis unter ,9 11 7,1 35 bis unter ,0 15 9,7 40 bis unter , ,0 45 bis unter , ,4 50 bis unter ,1 14 9,1 55 bis unter ,1 13 8,4 60 bis unter ,3 10 6,5 65 bis unter ,1 9 5,8 70 bis unter ,9 7 4,5 75 bis unter ,0 4 2,6 80 bis unter ,2 5 3,2 Gesamt Dass die reduzierte Stichprobe (n= 295) die Grundgesamtheit in Bezug auf die kombinierte Geschlechts- und Altersverteilung besser abbildet als die ursprüngliche (n=334) belegen drei weitere Analysen: 19 a) der erneute Korrelationstest zwischen reduzierter Stichprobe und Grundgesamtheit: Die Korrelation zwischen der Prozentwertverteilung bei Männern in Grundgesamtheit und Stichprobe ist mit einem Koeffizienten von nun 0,912 sehr stark ausgeprägt (und nach wie vor höchstsignifikant); b) die prozentuale Geschlechterverteilung zwischen Grundgesamtheit, n=334 und n=295: In der Grundgesamtheit befinden sich über alle hier untersuchten Altersklassen hinweg 50,7% Frauen / Mädchen und 49,3% Männer/Jungen. In n=334 sind dies 53,2% Frauen/Mädchen und 46,8% Männer/Jungen und in n=295 52,4% Frauen/Mädchen gegenüber 47,6% Männer/Jungen. Das Geschlechterverhältnis weicht durch die Fallreduktion also nur noch um 1,7% statt um 2,5% von der Grundgesamtheit ab; c) die summierte Abweichung der Prozentwerte von n=334 und n=295 gegenüber den Prozentwerten der Grundgesamtheit: Werden alle positiven und negativen Abweichungen der Prozentwerte in den einzelnen Altersklassen von n=334 und n=295 als absolute Beträge summiert, so beträgt die Abweichungs-Summe der größeren Stichprobe 20,88 Prozentpunkte. Bei der kleineren Stichprobe halbiert sich dieser Wert auf 10,2 Prozentpunkte. Alle drei Argumente sprechen dafür, dass die kleinere Stichprobe in Bezug auf die kombinierten Merkmale Alter und Geschlecht qualitativ eher der Grundgesamtheit entspricht als die größere. Aus diesem Grund werden alle Analysen mit der reduzierten Stichprobe durchgeführt. 19 Aus Gründen der Transparenz und Nachvollziehbarkeit folgen nachstehend die reduzierten Fall-Nummern, wie sie im PASW-File von n=334 angeführt sind: 1, 6, 15, 19, 20, 32, 43, 51, 69, 80, 90, 92, 100, 108, 112, 121, 136, 142, 156, 159, 172, 181, 186, 188, 190, 192, 193, 214, 220, 224, 229, 236, 258, 259, 264, 265, 275, 283,

29 4.4 Dateneingabe und Datenbereinigung Bei der Eingabe von Daten in die EDV kann es zu Fehlern kommen, die das Ergebnis verfälschen (vgl. Schendera 2007). Dies können Tipp- oder Konzentrationsfehler sein, etwa das Eingeben einer doppelten Zahl, wo nur eine stehen dürfte, das Verrutschen in einer Zeile oder die doppelte Eingabe eines Bogens, der bereits im Datensatz enthalten ist. Daten vorab einer Analyse zu bereinigen, ist daher ein methodischer Standard, der hier ebenfalls umgesetzt wurde. Folgende Schritte wurden diesbezüglich unternommen, fehlerhafte Daten korrigiert oder entfernt: 20 Kontrolle durch Sichtung der Daten mit bloßem Auge wurde die Vollständigkeit der Daten überprüft (z.b.: Doppelung von Fragebogen-Nummern oder verschobene Zahlenblöcke) und Unvollständiges ergänzt; Häufigkeitsauszählung aller Variablen die Ergebnisse jeder Variable wurden im Ausgabefenster geprüft. Jede Tabelle wurde auf Werte außerhalb des vorgegebenen Wertebereichs hin durchgesehen (z.b. der Wert 5 in einer Skala, die nur von 1 bis 4 reicht); diese Werte wurden korrigiert; Ausreißer nach unten und oben erkennen und entfernen - Ausreißer können das Ergebnis unrealistisch verzerren und wurden daher gelöscht (z.b. eine Altersangabe von 103 Jahren). Stichprobenartige Überprüfung der Dateneingabe durch eine zweite Person die Dateneingabe von etwa 50 zufällig ausgewählten Fragebögen wurden von einer zweiten Mitarbeiterin überprüft und eventuelle Fehleingaben korrigiert. 4.5 Messmodell Ein Messmodell ist eine grafische Abbildung jener Forschungsaspekte, für die ein Zusammenhang vermutet und mittels vergleichender Statistik überprüft wird (vgl. Dieckmann 1998: 127 f). Im Messmodell dargestellte Zusammenhänge können für Rangstufen-Variablen als so genannte Je-Desto- Hypothesen ausgedrückt werden (z.b.: Je niedriger das Bildungsniveau eines Menschen, desto geringer sein Sozialkapital ). Für qualitative Variablen (etwa dem Geschlecht, bei dem es keine Rangstufen gibt) kann der vermutete Zusammenhang durch Unterschiedshypothesen ausgedrückt werden (z.b.: Männer und Frauen unterscheiden sich in Bezug auf die Höhe ihres Sozialkapitals ). Nun konnten, wie in Kapitel 3.4 geschildert, statistische Hypothesen aus bisherigen Studien abgeleitet werden. Diese finden Eingang in das umseitig dargestellte Messmodel, welches in den Kapiteln 5.6 und 5.7 überprüft wird. Mittels multipler Verfahren werden vier wesentliche Fragestellungen untersucht: 1. Welche soziodemographischen Prädiktoren (Vorhersagevariablen) beeinflussen die Ausprägung des Bürgerschaftlichen Engagements in seinen 10 Dimensionen? 2. Welche soziodemographischen Prädiktoren beeinflussen die Ausprägung des Sozialkapitals in seinen 14 Dimensionen? 3. Welche Prädiktoren von Bürgerschaftlichem Engagement und Sozialkapital wirken sich konstruktiv auf fünf zentrale Lebensfaktoren der Vorarlberger Bevölkerung aus? Diese fünf Faktoren sind: die regionale Verbundenheit, die Lebenszufriedenheit, die Lebensqualität, die Zufriedenheit mit den aktuellen Wohn- und Lebensbedingungen und die Gesundheit. Alle Faktoren zu den subjektbezogenen Auswirkungen von Sozialkapital sind zwar auch Teil des Sozialkapital-Index. Für die Korrelationsanalyse wird jedoch jeder einzelne Faktor von den restlichen Dimensionen des Sozialkapitals getrennt und anschließend in Bezug auf den Einfluss der verbleibenden Dimensionen des Sozialkapitals sowie des Bürgerschaftlichen Engagements mit der Methode der Multiplen Regression überprüft. Ziel ist es, jene Größen zu bestimmen, welche die fünf zentralen Lebens-Dimensionen der Vorarlberger Bevölkerung wesentlich beeinflussen. 4. Welche Prädiktoren von Sozialkapital wirken sich konstruktiv auf das Bürgerschaftliche Engagement aus? 20 Jeder eingegebene Fall erhielt eine fortlaufende Nummerierung, die sowohl in der EDV als auch handschriftlich auf dem Bogen festgehalten ist. Auf diese Weise können fehlerhafte Daten nachgängig exakt recherchiert werden. 29

30 Abb.1: Messmodell zum Bürgerschaftlichen Engagement und Sozialkapital 2010 Zusammenhang von soziodemographischen Bedingungsfaktoren mit Bürgerschaftlichem Engagement und Sozialkapital Zusammenhang von Bürgerschaftlichem Engagement und Sozialkapital mit subjektbezogenen Auswirkungen. Zusammenhang von soziodemographischen Bedingungsfaktoren mit subjektbezogenen Auswirkungen. 30

31 4.6 Fehlende Werte Fehlende Werte (engl.: Missing Values) entstehen im Datensatz, wenn eine Frage nicht oder methodisch falsch beantwortet wurde (z.b. indem das Kreuz zwischen zwei Kästchen gesetzt wird). Die Höhe der fehlenden Werte sagt stets etwas über die Bereitschaft der Befragten aus, eine Frage bzw. den gesamten Fragebogen zu akzeptieren. Für eine nicht gegebene Antwort können mehrere Motive vorliegen, z.b. kann der gefragte Inhalt abgelehnt werden, weil er zu delikat ist, oder die Frage trifft auf die Person nicht zu oder die Person verliert (v.a. gegen Ende) das Interesse an der Befragung. Um einzuschätzen, wie hoch der Anteil fehlender Werte ist, wird über zentrale Items des Sozialkapitals und der soziodemographischen Angaben hinweg eine Missing-Value-Analyse durchgeführt. 21 Deren vollständige Ergebnisse finden sich im Anhang, Kap Die Missing-Value-Analyse zeigt: Bei 157 geprüften Items zum Sozialkapital liegen durchschnittlich 14,1% fehlende Werte vor, was eine annehmbare Ausfallquote darstellt. Den höchsten Ausfall verzeichnet mit 92,9% die Frage nach der Verbundenheit mit dem Heimatland, was insofern logisch ist, als sich nur eine geringe Anzahl von Personen nicht österreichischer Herkunft an der Umfrage beteiligten. Ohne diese Frage ergibt sich eine durchschnittliche Ausfallquote von 13,6%. Die verbleibenden 156 Items zum Sozialkapital wurden von mindestens 54,2% der Beteiligten beantwortet. Hohe Ausfallquoten von über 25% (bis maximal 45,8%) sind bei 40 Items zu verzeichnen. Diese weisen im Schnitt 34,5% fehlende Werte vor. Inhaltlich streuen diese Items mit höherem Antwortausfall vor allem über die Fragen zu den positiven und negativen Sozialkapital-Aspekten in Bezug auf verschiedene Personengruppen (Vertrauen, offene Aussprache etc. zu Partnern, Eltern etc.). Anscheinend rufen diese stark ins Emotional-Private gehenden Fragen stärkere Antworthemmungen hervor. Alle anderen (verbleibenden) 115 Items zum Sozialkapital weisen im Schnitt nur einen niedrigen Antwortausfall von 7,2% vor. Das spricht generell für ein offenes Antwortverhalten der Befragten und die Brauchbarkeit der Daten für verallgemeinerbare Analysen. Fragen zu soziodemographischen Aspekten werden von Befragten oft als heikel empfunden und stehen wegen erwartbarer Reaktanz i.d.r. am Ende eines Fragebogens. Die 32 soziodemographischen Items dieser Studie werden durchschnittlich von 89,6% der Befragten beantwortet, was für diesen persönlichen Bereich als sehr hoch zu bewerten ist. Hohe Ausfallquoten von über 25% (bis maximal 63,7%) sind bei sechs Items zu verzeichnen. Die beiden Items zu soziodemographischen Aspekten mit der höchsten Ausfallquote beziehen sich darauf, ob ein soziales Jahr bzw. Zivildienst geleistet wurde. Vermutlich trifft bei diesen Fällen das Auswahlkriterium nicht zu, aber die Befragten haben es nicht für nötig erachtet, nein anzukreuzen, was die hohe Ausfallquote erklärt. Bei den vier anderen Items mit hohem Datenausfall handelt es sich um die Angabe zur Wochenarbeitszeit, zu Wochenüberstunden, zum geleisteten Wehrdienst sowie zur Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben. Diese Datenausfälle dürften dabei zumindest teilweise ebenfalls auf nicht zutreffende Kriterien zurückzuführen sein. Unter Berücksichtigung, dass die sechs Items zu soziodemographischen Aspekten mit einer Ausfallquote von mehr als 25% im Schnitt 43,9% fehlende Werte vorweisen und die restlichen 26 Items eine Ausfallquote von nur 2,7%, darf auch im Bereich soziodemographischer Fragen von einem insgesamt offenen und hohen Antwortverhalten ausgegangen werden. Die Analyse der fehlenden Werte ergab mit gewissen Ausnahmen eine insgesamt recht hohe Beteiligung bei den Bereichen Sozialkapital und soziodemographische Aspekte. Das ist insofern als positiv einzuschätzen als die Bereiche in der Mitte und am Ende des umfangreichen Bogens platziert wurden und durchaus ein höherer Datenausfall hätte erwartet werden können. Insgesamt gesehen, ist damit das Antwortverhalten mehr als ausreichend, um mit den Daten aussagefähige Analysen durchführen zu können. 21 Die Variablen zum bürgerschaftlichen Engagement gehen in die Analyse nicht ein, weil viele Aspekte aus inhaltlicher Perspektive bereits eine hohe Zahl nicht gegebener Antworten enthalten, wie etwa die vielfachen An gaben zu 24 Bereiche des BE oder die Angaben zum zeitaufwendigsten BE. Bei der Analyse der Sozialkapital-Variablen blieb die Rubrik Andere jeweils unberücksichtigt, weil sie i.d.r. nicht auf die Befragten zutraf. 31

32 4.7 Reliabilität Reliabilität ist nach der Objektivität des methodischen Verfahrens das zweite zentrale Gütekriterium quantitativer Sozialforschung. Es stellt die Messgenauigkeit oder auch Präzision des Messinstruments dar, mit dem der Untersuchungsgegenstand gemessen wird (vgl. Bortz & Döring 2006: 196). Statistische Programme bieten nun die Möglichkeit an, die Reliabilität eines Datensatzes mit der Split- Half-Methode zu messen und zu bewerten. Diese Methode wird hier in Bezug auf mindestens ordinal skalierte Fragen zum Bürgerschaftlichen Engagement und zum Sozialkapital für beide Aspekte getrennt angewandt, welche dieselbe Formatierungsart vorweisen (vgl. Bühl & Zöfel 2010: 545 f). Die Reliabilität des Fragebogens ist im Bereich Bürgerschaftliches Engagement überwiegend in hohem bis sehr hohem Maße gegeben (Werte ab 0,8 weisen dabei auf eine sehr hohe Reliabilität hin, Werte zwischen 0,7 und 0,8 auf eine hohe und Werte zwischen 0,6 bis 0,7 auf eine mittlere, vgl. ebd.: 552): 72 Items zu den Fragen A4 + A5: Cronbachs Alpha = 0,86 / Cronbachs Alpha Teil 1 = 0,86, Cronbachs Alpha Teil 2 = 0,76 / Split-Half-Reliabilität nach Spearman = 0,68 21 Items zur Frage A11: Cronbachs Alpha = 0,85 / Cronbachs Alpha Teil 1 = 0,77, Cronbachs Alpha Teil 2 = 0,71 / Split-Half-Reliabilität nach Spearman = 0,82 18 Items zur Frage B1 (organisiert): Cronbachs Alpha = 0,8 / Cronbachs Alpha Teil 1 = 0,75, Cronbachs Alpha Teil 2 = 0,71 / Split-Half-Reliabilität nach Spearman = 0,62 18 Items zur Frage B1 (privat): Cronbachs Alpha = 0,7 / Cronbachs Alpha Teil 1 = 0,8, Cronbachs Alpha Teil 2 = 0,77 / Split-Half-Reliabilität nach Spearman = 0,85 12 Items zur Frage B7: Cronbachs Alpha = 0,63 / Cronbachs Alpha Teil 1 = 0,45, Cronbachs Alpha Teil 2 = 0,5 / Split-Half-Reliabilität nach Spearman = 0,6 Die Reliabilität des Fragebogens ist im Bereich Sozialkapital in mittlerem bis hohem Maße gegeben: 32 Items der Fragen D7 bis D10: Cronbachs Alpha = 0,91 / Cronbachs Alpha Teil 1 = 0,82, Cronbachs Alpha Teil 2 = 0,85 / Split-Half-Reliabilität nach Spearman = 0,9 16 Items der Fragen D11 + D12: Cronbachs Alpha = 0,87 / Cronbachs Alpha Teil 1 = 0,83, Cronbachs Alpha Teil 2 = 0,8 / Split-Half-Reliabilität nach Spearman = 0,67 17 Items der Frage D13: Cronbachs Alpha = 0,81 / Cronbachs Alpha Teil 1 = 0,75, Cronbachs Alpha Teil 2 = 0,66 / Split-Half-Reliabilität nach Spearman = 0,71 13 Items der Frage D14: Cronbachs Alpha = 0,57 / Cronbachs Alpha Teil 1 = 0,41, Cronbachs Alpha Teil 2 = 0,34 / Split-Half-Reliabilität nach Spearman = 0,54 13 Items der Frage D16: Cronbachs Alpha = 0,57 / Cronbachs Alpha Teil 1 = 0,58, Cronbachs Alpha Teil 2 = 0,25 / Split-Half-Reliabilität nach Spearman = 0,47 Fragen D18 bis D22: Cronbachs Alpha = 0,73 / Cronbachs Alpha Teil 1 = 0,77, Cronbachs Alpha Teil 2 = 0,19 / Split-Half-Reliabilität nach Spearman = 0,66 8 Items der Frage D23: Cronbachs Alpha = 0,69 / Cronbachs Alpha Teil 1 = 0,59, Cronbachs Alpha Teil 2 = 0,58 / Split-Half-Reliabilität nach Spearman = 0,6 9 Items der Frage D24: Cronbachs Alpha = 0,82 / Cronbachs Alpha Teil 1 = 0,7, Cronbachs Alpha Teil 2 = 0,79 / Split-Half-Reliabilität nach Spearman = 0,74 Trotz einiger durchschnittlicher Reliabilitäten bei Frageblöcken aus dem Bereich Sozialkapital weist das Instrument insgesamt eine annehmbare Reliabilität vor. Das Ziel weiterführender Entwicklungen des Fragebogens sollte für seine eventuell wiederholte Verwendung darin liegen, Fragen mit niedrigerer Reliabilität zu reduzieren, um die Zuverlässigkeit des Instruments zu erhöhen. 32

33 5. Ergebnisse 5.1 Soziodemographische Merkmale der Stichprobe Nachstehend sind alle soziodemographischen Aspekte dargestellt, welche die Stichprobe über die beiden bereits in Kombination getesteten Variablen Geschlecht und Alter hinaus (vgl. Kap. 4.3) näher beschreiben. Der Vergleich mit einigen bekannten Daten zur Grundgesamtheit der Vorarlberger Bevölkerung zeigt, inwiefern die Stichprobe über die Geschlechts- und Altersvariable hinaus die Bevölkerung Vorarlbergs darzustellen vermag, und in Bezug auf welche Variablen die Stichprobe eher verzerrt ist. In sechs Merkmalen liegt die Stichprobe nahe der Vorarlberger Gesamtbevölkerung. Das ist zunächst die kombinierte Verteilung von Alter und Geschlecht, die bereits vorab aller weiteren Analysen zur Optimierung der Stichprobe berechnet und dargestellt wurde. Bezogen auf die optimierte Stichprobe von 295 Personen betrifft dies vier weitere soziodemographische Merkmale (dies jedoch in nicht-kombinierter Form): Größe des Wohnorts, Erwerbsstatus, römisch-katholische und evangelische Konfession. Weitere (nicht kombinierte) Merkmale sind in der Stichprobe leicht überrepräsentiert: Personen mit österreichischer Staatsangehörigkeit und eventuell Paare mit Kindern (unter Annahme einer Hypothese, die sich von einem Vergleich mit Österreich übergreifenden Zahlen abgeleitet wurde). Eine stärkere negative Verzerrung der Stichprobe findet sich dagegen in den (nicht kombinierten) Merkmalen: muslimische Konfession und türkischer Migrationshintergrund. Diese Bevölkerungsgruppen sind in der Stichprobe unterrepräsentiert. Eine stärkere positive Verzerrung der Stichprobe findet sich in den (nicht kombinierten) Merkmalen: Höhere Schulbildung und Angestelltenstatus. Diese Bevölkerungsgruppen sind in der Stichprobe überrepräsentiert. Inwiefern Vorarlbergerinnen und Vorarlberger mit höherer Schulbildung sich von ihren Vergleichsgruppen in Bezug auf ihre Bürgerschaftliches Engagement und Sozialkapital voneinander unterscheiden, zeigen Detailergebnisse in den Kapiteln Doch bei der Interpretation von übergreifenden Daten sind stets diese zwei herausragenden Stichprobenverzerrungen zu berücksichtigen. Generelle Aussagen treffen damit einerseits nicht auf muslimische Mitbürgerinnen und Mitbürger zu, andererseits eher stärker auf Vorarlbergerinnen und Vorarlberger mit höherer Schulbildung Wohnortgröße Die Stichprobe entspricht in Bezug auf das Merkmal Wohnortgröße gemäß der Vorarlberger Landesstatistik zum Jahresende 2009 in annehmbarer Weise der Grundgesamtheit (GG) (vgl. Amt der Vorarlberger Landesregierung 2010: 16 ff): Über die Hälfte der Stichprobe (52,1%) stammt aus (Markt)Gemeinden oder Städten mit mehr als Einwohnern (GG: 51%). Ein knappes Viertel (24,5%) stammt aus Gemeinden mit bis Einwohnern (GG: 28,8%). Der Rest der Stichprobe (23,4%) stammt aus Gemeinden bis Einwohnern (GG: 20,2%) Lebensdauer am Wohnort Über die Hälfte der Stichprobe (53,4%) wohnt länger als 20 Jahre am aktuellen Wohnort. Knapp ein Fünftel (19,7%) wohnt dort zwischen 11 und 20 Jahren und etwas mehr als ein Viertel (26,9%) bis zu zehn Jahren Subjektiver Eindruck der Wohnbedingungen Die eigenen Wohnbedingungen halten 96,6% der Befragten für sehr gut bis gut Subjektiver Eindruck des Gesundheitszustands Den eigenen Gesundheitszustand bewerten 56% der Befragten als völlig gesund und 27,5% als geringe Dauerbeeinträchtigung. Weitere 16,5% haben dauernde Schmerzen, eine chronische Krankheit oder eine gesundheitliche Beeinträchtigung von über einen Monat. 33

34 5.1.5 Familienstand Über die Hälfte der Befragten (54,2%) ist verheiratet, weitere 15,6% leben in einer nichtehelichen Partnerschaft. Etwa ein Fünftel ist ledig (19,3%), 5,8% sind geschieden und 5,1% verwitwet Lebensform Zwei Fünftel (40,1%) leben als Paar mit Kindern und über ein Viertel (28,5%) als Paar ohne Kinder. 12,7% leben als Single ohne Kind, 2,1% sind Alleinerziehende und 16,5% leben in einer sonstigen Lebensform. Da Statistik Austria aus seiner Volkszählung keine Zahlen für Vorarlberg darstellt, können die Prozentwerte der Stichprobe nur mit Zahlen für Österreich insgesamt verglichen werden. Ein Rückschluss auf Vorarlberg ist dabei i.e.s. nicht möglich, die Zahlen bieten zunächst nur eine erste Hypothese. In Österreich leben im Jahr ,3% als Paar (Ehe- oder Lebensgemeinschaft) mit Kindern und 25,5% als Paar (Ehe- oder Lebensgemeinschaft) ohne Kinder, 8% sind alleinerziehend. 21 Die Hypothese lautet: Paare mit Kindern sind eventuell in der Stichprobe über- und Alleinerziehende unterrepräsentiert Anzahl Personen im Haushalt Die genannte Anzahl der Kinder im Haushalt korrespondiert mit den Angaben zur eigenen Lebensform. Ein Viertel der Befragten lebt mit mindestens einer Person zusammen, die älter als 60 Jahre ist. Kinder unter 6 Jahren = 11,9% Kinder von 6 bis unter 14 Jahren = 16,2% Kinder von 14 bis unter 18 Jahren = 18,3% Personen über 60 Jahre = 25,4% Bildung In Bezug auf die höchste abgeschlossene Schulbildung ist die Stichprobe in den höheren Bildungssegmenten überrepräsentiert: Hauptschule + Berufs- oder Fachschule mit/ohne Abschluss = 40,6% Polytechnikum + Gymnasium oder Fachschule mit Matura, ohne Abschluss = 5,3% Gymnasium + Fachschule mit Matura, mit Abschluss = 35,3% Akademie + FH + Uni mit Abschluss = 18,8% Derzeitiger Erwerbsstatus In einem unbefristeten oder befristeten Arbeitsverhältnis befinden sich 53,2%. 22,4% sind in Rente oder Pension, 17,3% ausschließlich im Haushalt tätig, 9,2% in Schule oder Ausbildung, 3,4% in Karenz und 2,4% arbeitslos. (Die Summe über 100% kommt durch Mehrfachantworten zustande). Mit Bezug zur AMS-Arbeitslosenstatistik für Ende Januar wird ersichtlich, dass in der Stichprobe die Arbeitslosen leicht unterrepräsentiert sind, die Differenz zur Grundgesamtheit jedoch nicht gravierend ist: Das AMS führt Arbeitslose (7,4%) gegenüber (92,6%) unselbständig Beschäftigte auf. In der Stichprobe stehen dagegen 7 Arbeitslose (5,4%) gegenüber 123 Personen (94,6%), die einer unbefristeten oder befristeten unselbständigen Erwerbstätigkeit nachgehen Berufstätigkeit Die Verteilung der Berufsgruppen weicht allerdings stark von der Grundgesamtheit ab, an der Studie beteiligen sich Angestellte dreimal häufiger als Arbeiter. Die Stichprobe enthält 54,2% Angestellte, 18,4% Arbeiter, 12,6% Selbständige und 6,6% Beamte. Laut Statistikreferat der Wirtschaftkammer 23 ist jedoch das Verhältnis zwischen Vorarlbergs Angestellten und Arbeitern im Juli 2009 annähernd ausgeglichen: Arbeiter standen seinerzeit Angestellten gegenüber das ergibt einen Quotienten von 1,02. Der Quotient aus den Prozentwerten 21 Vgl.: download am Vgl: download am Vgl.: S. 5; download am

35 der Arbeiter/Angestellten in der Stichprobe beträgt dagegen 0,34; somit sind Angestellte in der Stichprobe etwa dreimal so häufig vertreten wie in der Grundgesamtheit. Wie ein Vergleich zwischen Angestellten und allen anderen Berufsgruppen (summiert) zeigt, unterscheiden sich Angestellte von ihnen jedoch nur in einer von zehn Dimensionen des Bürgerschaftlichen Engagements und in zwei von vierzehn des Sozialkapitals (vgl. Kap und 5.3), was gegen eine größere Verzerrung der Stichprobe durch die Überzahl an Angestellten spricht. Die Wochenarbeitszeit der Stichprobe ist breit gestreut. Knapp die Hälfte der Befragten (48,6% der gültigen Stimmen) sind zwischen 31 und 40 Stunden pro Woche beruflich tätig, 23,5% mehr als 40 Stunden, 10,9% 11 bis 20 Stunden, 12% 1 bis 10 Stunden sowie weitere 12% null Stunden. Die Berufstätigen arbeiten im Durchschnitt 37 Stunden pro Woche (das arithmetische Mittel aller Befragten beträgt 33,4 Stunden) Anzahl wöchentlicher Überstunden Ein Viertel der Befragten (25,1%) leistet eine bis fünf Überstunden pro Woche, weitere 12,9% sechs bis zehn und 4,1% zwischen zehn und zwanzig Überstunden Einkommen Gut ein Fünftel der Stichprobe (21,4%) erhält ein niedriges monatliches Bruttoeinkommen bis zu Über die Hälfte (52,8%) liegt bei einer mittleren bis leicht gehobenen Einkommenshöhe von bis Weitere 15,9% haben ein gehobenes Einkommen von bis 5.500, und 2,7% liegt mit dem monatlichen Bruttoeinkommen über Subjektive Einschätzung des Einkommens Vier Fünftel (83,3%) sind mit ihrer finanziellen Situation sehr zufrieden oder zufrieden. Demgegenüber stehen jedoch 16,7%, die mehr oder weniger unzufrieden mit ihrer aktuellen Finanzlage sind. Finanzielle Zufriedenheit ist eine Frage der Einkommenshöhe, was die Bezieher geringster Einkommen am stärksten betrifft: Ein M-W-U-Test über den Zusammenhang von Einkommenshöhe und finanzieller Zufriedenheit ergibt zunächst einen schwachen, aber höchstsignifikanten Zusammenhang von 0,32. Ein Chi 2 -Test über alle Einkommensklassen zeigt höchstsignifikant auf, wo die Unterschiede liegen: 24 Die Zahl der eher Unzufriedenen ist in der niedrigsten Einkommensklasse (0-750 ) mit 50% am höchsten, in der zweitniedrigsten ( ) mit 32,6% am zweithöchsten und in der darüberliegenden Klasse ( ) am dritthöchsten (12,1%). Anschließend sinkt die Zahl der Unzufriedenen gegen Null: ( = 7%-2% Unzufriedene, ab keine unzufriedene Person) Staatsangehörigkeit und Migrationshintergrund Personen mit österreichischer Staatsangehörigkeit sind in der Stichprobe leicht überrepräsentiert: Laut Vorarlberger Landesstatistik leben Ende Inländer und Ausländer in Vorarlberg das entspricht einer Verteilung von 87% zu 13% (vgl. Amt der Vorarlberger Landesregierung 2010: 12). In der Stichprobe finden sich dagegen 272 Personen mit österreichischer und 21 mit nichtösterreichischer Staatsangehörigkeit das entspricht einer Verteilung von 92,2% zu 7,1% (bezogen auf n=295). Inwiefern trotz österreichischer Staatsangehörigkeit ein Migrationshintergrund bei den Befragten vorliegt, klärt eine Nachfrage zum Ort der eigenen Geburt. Die eigene Geburt außerhalb Österreichs weisen 31 Personen vor, innerhalb Österreichs sind 260 geboren. Das entspricht einem Verhältnis von 10,6% zu 89,3% (bezogen auf 291 gültige Stimmen), was die Quote der Ausländer in der Stichprobe und in der Grundgesamtheit etwas annähert. Betrachtet man jedoch die Verteilung der außerhalb Österreichs Geborenen, fällt das ungleiche Verhältnis der drei größten Migrationsgruppen aus Deutschland, der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien zwischen Stichprobe und Grundgesamtheit (GG) auf. Deutsche sind unter den Nicht-Österreichern in der Stichprobe 1,6-fach überrepräsentiert, die beiden anderen Bevölkerungsgruppen sind in ihr dagegen nur etwa ein Viertel so häufig vertreten wie in der GG (vgl. ebd.: 33 f): Deutschland: GG = (36,6%) Stichprobe = 18 (58,1%) 24 Wegen der hohen Ausfallzahl bei den erwarteten Werten wurde die Zufriedenheitsvariable dichotomisiert in eher unzufrieden und eher zufrieden. Chi 2 = 23,5, Signifikanzniveau = 0,

36 Türkei: GG = (29,8%) Stichprobe = 2 ( 6,5%) Ehem. Jugoslawien: GG = (24,5%) Stichprobe = 2 ( 6,5%) Da die österreichische Staatsangehörigkeit auch im Lebensverlauf erworben werden kann, besteht eine weitere Größe, um den Anteil von Personen mit Migrationshintergrund zu bestimmen, in der Zuzugsquote nach Österreich. Sie kann bei der Stichprobe in drei Phasen unterteilt werden: Vor 1980 zogen 2,7% der Stichprobe nach Österreich, zwischen 1980 und 1999 waren es 3,7%, und weitere 3,7% leben seit dem Jahr 2000 in Österreich (bezogen auf n=295). Gemessen an ihrem Zuzug weisen also insgesamt 10,2% einen Migrationshintergrund vor, was die Antwortquote zum Ort der eigenen Geburt in etwa bestätigt. Ein drittes Indiz für Personen mit Migrationshintergrund ist letztlich der Geburtsort von Vater und Mutter. Aus den Angaben zum eigenen Geburtsort sowie zu dem der Eltern wurde eine summierte Variable Migrationshintergrund gebildet. 25 In ihr weisen 75% der Stichprobe keinen Migrationshintergrund vor, 10,8% einen geringen (einen Punkt), 0,7% einen mittleren (zwei Punkte) und 9,2% einen hohen (drei Punkte). Wird also die Ebene der nächst höheren Generation einbezogen, haben 20,7% der Befragten einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Migrationshintergrund Konfession und Konfessionsverbundenheit Bezogen auf die aktuelle Vorarlberger Landesstatistik kommt die Stichprobe beim Merkmal Konfessionszugehörigkeit in den beiden christlichen Konfessionen der Verteilung in der Grundgesamtheit sehr nahe. Demgegenüber sind die Angehörigen muslimischer Konfession in der Stichprobe allerdings stark unterrepräsentiert: 26 röm.-katholisch:gg = (78,0%) Stichprobe = 233 (79,0%) evangelisch: GG = (2,2%) Stichprobe = 7 ( 2,4%) muslimisch: GG = (8,4%) Stichprobe = 5 ( 1,7%) Wehr- und Zivildienst, Soziales Jahr 27,8% der Stichprobe haben Wehrdienst absolviert, 2,7% Zivildienst und 1,4% das Freiwillige Soziale Jahr. 5.2 Bürgerschaftliches Engagement in Vorarlberg Index und Dimensionen Bürgerschaftlichen Engagements Das Bürgerschaftliche Engagement wird auf der obersten Ebene mit zwei Indizes Umfang und Intensität dargestellt. Diese messen unterschiedliche Aspekte des Engagements und sind entsprechend unterschiedlich konstruiert (vgl. Kap. 7.4 im Anhang). e 1. Umfang des Bürgerschaftlichen Engagements (Teil-Index): Unter den Umfang des Bürgerschaftlichen Engagements sind drei verschiedene Aspekte des Engagements aller Befragten zusammengefasst: a) Anzahl der BE-Bereiche, in denen jemand tätig ist, b) Grad der Mitwirkungsaktivität zwischen nicht aktiv, unregelmäßig und regelmäßig und c) Funktionsausübung (ja/nein). Wie bei allen Dimensionsberechnungen, wird hier ein Bezug zu einem maximal erreichbaren Wert (=100%) der jeweiligen Rangreihe hergestellt. 27 Die Kennzahl des Index stellt also einen Prozentwert dar. Auf diese Art können sowohl die Indizes als auch deren Teil-Dimensionen direkt miteinander verglichen werden. 25 Mit je einem Punkt wurden Geburtsorte außerhalb Österreichs gezählt und anschließend daraus die Summe gebildet. Die Variable weist demnach eine vierstufige Spannweite zwischen 0 und 3 vor. Die zu 100% fehlenden Werte basieren auf nicht gegebenen Antworten. 26 Vgl. (download am ): 27 Für die Indexberechnung werden die aus Frage-Summen gebildeten Dimensionen Anzahl der BE-Bereiche, Grad der Mitwirkungsaktivität und Funktionsausübung mit 0 und 1 dichotomisiert. 0 bedeutet: Es wird kein BE ausgeübt und/oder die Person ist nicht aktiv und/oder sie übt keine Funktion aus. Alle anderen Werte werden zu 1 zusammengefasst, was bedeutet, dass hier irgendeine Form oder Ausprägung von Aktivität vorliegt. Fehlende Werte wurden dabei als Null gewertet, um sie in die Kalkulation einzubeziehen. Für den Index wurden daraufhin die Ergebnisse der drei o.g. Dimensionen addiert und in Bezug zu 100% gesetzt (3=100% / 2=66,6% / 1=33,3% / 0=0%). 36

37 2. Intensität des Bürgerschaftlichen Engagements (Gesamt-Index): Die Intensität des gesamten Bürgerschaftlichen Engagements wird durch alle zehn in Kap. 4.2 geschilderten Dimensionen des BE ausgedrückt. Dabei werden die ersten drei im Vergleich zum Umfang mathematisch unterschiedlich gebildet aber erneut durch einen Prozentwert zwischen null und hundert dargestellt. 28 Die übrigen sieben Dimensionen sind ebenfalls nach dem Prozentwert-Schema konstruiert. 29 Vorab der Analyse ist anzumerken, dass ein Index stets einen Durchschnittswert aus mehreren Dimensionen darstellt. Wie unten zu sehen ist, sind auch bei einem durchschnittlich ausgeprägten Indexwert einzelne Dimensionen durchaus überdurchschnittlich ausgeprägt (andere in logischer Konsequenz dagegen unterdurchschnittlich). Eine Frage, die weiter unten im Kapitel 5.8 beantwortet wird, besteht daher darin, inwiefern sich die Gruppe mit eher hoher Ausprägung des Sozialkapitals von der Gruppe mit eher niedriger Ausprägung unterscheidet. Nachfolgend finden sich die Ergebnisse der beiden Indexbildungen sowie die aller zehn einzelnen Dimensionen zum Bürgerschaftlichen Engagement. Für alle Darstellungen gilt stets: Je näher der zwischen null und hundert Prozent liegende Mittelwert an 100% liegt, desto stärker ist dieser Bereich ausgeprägt. Index 1: Umfang des Bürgerschaftlichen Engagements Gemessen am ersten Index (Teilindex von drei Dimensionen) liegt der Umfang des Bürgerschaftlichen Engagements in Vorarlberg zu Beginn des Jahres 2010 im gelben d.h. durchschnittlichen Bereich. Der Index wird in vier Abstufungen zwischen null und drei gemessen. Sein Mittelwert beträgt 43,4%, wobei der wahre Mittelwert für die Vorarlberger Bevölkerung mit 95prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen 40,2% und 46,5% liegt. Die hohe Standardabweichung von 27,5% und die folgende Abbildung verdeutlichen eine heterogene Zusammensetzung der Zielgruppe. 44,7% der Vorarlberger Bevölkerung liegen bezüglich des Umfangs ihres Bürgerschaftlichen Engagements im grünen Bereich (d.h. bei 66,6% oder 100%), der Rest entfällt auf die unterdurchschnittliche ( rote ) Kategorie. 28 Die Anzahl der Ehrenamtsbereiche wird summiert aber bei der Zahl 10 gedeckelt. Das heißt, der Index spannt sich in 12 Stufen zwischen 0 bis 10 Bereichen des Engagements plus einer darüberliegenden Kategorie mehr als 10. Da eine hohe Zahl an Stufen vorliegt, kann diese Rangreihe als metrisch interpretiert werden. Die Kategorie mehr als 10 entspricht dann 100%. / Codierung der Dimension 2 Grad der Mitwirkungsaktivität : Sie wird durch die durchschnittliche Summe der Punktwerte von 23 Tätigkeitsbereichen gebildet, wobei sich der Index auf 3 Stufen zwischen 0 (nicht aktiv), 1 (unregelmäßig aktiv ) und 2 (regelmäßig aktiv ) erstreckt. / Codierung der Dimension 3 Funktionsausübung : durchschnittliche Summe aller Ja-Antworten zu 23 Tätigkeitsbereichen (in Relation zu den angegebenen Bereichen). Der Gesamtindex wird dann als durchschnittlicher Prozentwert aller 10 Dimensionen dargestellt. 29 Codierung der Dimension 4 Stundenaufwand : 22 Stufen zwischen 0 und 20 plus über 20. / Codierung der Dimension 5 Potentielles Engagement : nein = 0, ja = 100 / Codierung der Dimension 6 Bedeutsamkeit für eigenes Leben : Sehr unwichtig = 0, sehr wichtig = 3 / Codierung der Dimension 7 Motivation-1 : Durchschnittswert von 5 Items, gemessen an einer vierstufigen Skala wie bei Dimension 6 / Codierung der Dimension 8 Motivation-2: Durchschnittswert von 10 Items, gemessen an einer vierstufigen Skala wie bei Dimension 6 / Codierung der Dimension 9 Motivation-3 : Durchschnittswert von 5 Items, gemessen an einer vierstufigen Skala wie bei Dimension 6 / Codierung der Dimension 10 Geldspenden : 8- stufige Skala zwischen keine Spende = 0 und über 550 = 7 (100%). 37

38 Abb. 1: Index 1: Umfang des Bürgerschaftlichen Engagements Index 2: Intensität des Bürgerschaftlichen Engagements Gemessen am zweiten Index (Gesamtindex aller 10 Dimensionen) liegt die Intensität des Bürgerschaftlichen Engagements in Vorarlberg zu Beginn des Jahres 2010 ebenfalls im gelben d.h. durchschnittlichen Bereich. Der Index erstreckt sich von 25,9% bis 78,5%. Sein Mittelwert beträgt 47,7%, wobei der wahre Mittelwert des Intensitäts-Index für die Vorarlberger Bevölkerung mit 95prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen 41,5% und 47,3% liegt. Verglichen mit dem Sozialkapital-Index ist diese Spannweite des Konfidenzintervalls von 5,8 Prozentpunkten um gut vier Punkte höher, zudem ist die Standardabweichung etwa doppelt so hoch. Diese Werte und der Vergleich des Histogramms mit der Normalverteilung (dort finden sich überproportionale Anteile im Bereich zwischen 30 und 40%) verweisen erneut auf die heterogene Zusammensetzung der Zielgruppe. Die nachfolgende Darstellung der zehn Dimensionen Bürgerschaftlichen Engagements belegt dies ebenfalls. Einige Dimensionen weisen hohe, andere dagegen niedrige durchschnittliche Prozentwerte vor, was die mittlere Ausprägung des Gesamtindex erklärt. Abb. 2: Intensität des Bürgerschaftlichen Engagements in Vorarlberg 2010 Zehn Dimensionen des Bürgerschaftlichen Engagements in Vorarlberg 2010 Um den Index differenziert bewerten zu können, ist es notwendig, sich die zehn einzelnen Dimensionen gesondert anzusehen, denn es zeigen sich zwischen ihnen gravierende Unterschiede. Gemäß ihrer Verteilungen liegt das Bürgerschaftliche Engagement in Vorarlberg im Jahr 2010 bei drei Aspekten im grünen (überdurchschnittlichen), bei fünf im gelben (tolerierbaren mittleren) sowie bei zwei im roten (unterdurchschnittlichen) Bereich. Die folgende Tabelle präsentiert zu allen Dimensionen des Bürgerschaftlichen Engagements deren Mittelwert, Konfidenzintervall und Standardabweichung. Die engen Konfidenzintervalle verweisen darauf, dass die Stichprobe eine recht gute Schätzung der Grundgesamtheit zulässt, allerdings zeigen die durchgehend hohen Standardabweichungen von über zwanzig bis hin zu annähernd fünfzig Prozentpunkten, dass innerhalb der Stichprobe Teilgruppen mit breiter auseinander liegenden Ausprägungen des Bürgerschaftlichen Engagements existieren. Im Übrigen ist dies ein weiteres Zeichen dafür, dass hier keine positiv verzerrte Stichprobe vorliegt. 38

39 Tab.1: 10 Dimensionen des Bürgerschaftlichen Engagements in absteigender prozentualer Reihung: Mittelwert (MW), Konfidenzintervall (KI), Standardabweichung (S) 30 Index-Dimension Überdurchschnittlicher Bereich % KI u MW KI o S Bedeutsamkeit für eigenes Leben 68,8 73,0 77,4 27,1 Funktionsausübung 63,6 68,7 73,8 40,8 Motivation-2 63,7 67,1 70,5 21,3 Anzahl der BE-Bereiche 31 37,0 40,3 43,5 24,9 Durchschnittlicher Bereich Motivation-1 56,0 59,7 63,4 22,8 Motivation-3 50,2 54,2 58,3 24,9 Stundenaufwand 32 31,3 36,4 41,5 30,6 Potentielles Engagement 28,2 36,0 43,8 48,2 Unterdurchschnittlicher Bereich Geldspenden 27,8 32,1 36,4 36,0 Grad der Mitwirkungsaktivität 10,2 12,6 14,9 11,1 Die Daten können wie folgt interpretiert werden: Vorarlbergerinnen und Vorarlberger weisen im Jahr 2010 gemessen an den hier verwendeten operationalen Definitionen ein insgesamt durchschnittliches Bürgerschaftliches Engagement vor, das jedoch einige Stärken und Schwächen aufweist. Vier Aspekte des Bürgerschaftlichen Engagements sind besonders positiv ausgeprägt: Das ist erstens der sehr hohe Stellenwert, den das eigene BE für die Menschen besitzt. 33 Wer sich engagiert, misst seinem Engagement eine hohe Bedeutung zu. Wie unten zu sehen ist, sind dies immerhin 78% der Bevölkerung. Zweitens ist das der Bereich der Funktionsausübung: Eine freiwillige Funktion oder ein Ehrenamt auszuüben, ist für die Engagierten äußerst bedeutsam und wird auch häufig realisiert. Drittens bezieht sich das überdurchschnittliche BE auf zwei spezifische, sehr gut ausgeprägte, Motivationslagen. Das sind zum einen Solidarwerte (anderen helfen, etwas fürs Gemeinwohl tun etc.) und zum anderen selbstbezogene Werte (Spaß haben, eigene Probleme bewältigen, sich entwickeln, etwas für den eigenen Beruf tun etc.). Und viertens bezieht sich das auf die durchschnittlich vier Bereiche, in denen sich Vorarlbergerinnen und Vorarlberger organisiert oder informell bürgerschaftlich betätigen. Im mittleren Bereich finden sich zunächst weitere Motivlagen. Das sind Geselligkeit, Sinngestaltung für das eigene Leben sowie politisches und gesellschaftliches Engagement. Ebenfalls durchschnittlich ausgeprägt ist ein Aspekt der Handlungsaktivität, nämlich der eingesetzte Stundenaufwand (vorsichtige Schätzung unter Einschluß fehlender Werte). Dasselbe betrifft das potentielle Bürgerschaftliche Engagement, das allerdings bei einigen Teilgruppen der Bevölkerung gut ausgeprägt ist (s.u.). Im unterdurchschnittlichen Bereich befinden sich zunächst die Höhen der Geldspenden. Diese werden überwiegend im unteren Spendenniveau geleistet und von Empfängern unterschiedlich hoher Einkommen auch unterschiedlich getätigt (s.u.). Letztlich ist auch der Grad der Mitwirkungsaktivität (zwischen Inaktivität, unregelmäßiger und regelmäßiger Mitwirkung) unterdurchschnittlich ausgeprägt. Das mag daran liegen, dass bei dieser Dimension die regelmäßige Aktivität gegenüber der unregelmäßigen doppelt gewichtet wurde und die Antwort keine Aktivität in die Berechnung als Null ein- 30 Anhand welcher Items und mit welcher Skalierung der Index berechnet wird, ist im Anhang beschrieben (Kap ). 31 Die Dimension Anzahl der BE-Bereiche wurde gemäß der vorsichtigen Schätzungsvariante unter Berücksichtiung fehlender Werte erstellt. Da die durchschnittlich 4 BE-Bereiche der Vorarlberger/innen weit über dem österreichischen Durchschnitt liegen (vgl. Kap ), wurden die Prozentwerte als grüner Bereich interpertiert. Rot wären null bis 16,6% und gelb 16,7% bis 33,3%. 32 Die Dimension Stundenaufwand wurde gemäß der vorsichtigen Schätzungsvariante unter Berücksichtiung fehlender Werte erstellt (vgl. zu den Berechnungsvarianten Kap ). 33 In diese Skala gingen nur die 70% Befragten ein, die sich auch privat oder organisiert engagieren, weil die anderen 30% den Bereich des Bogens nicht auszufüllen hatten. 39

40 floss. Somit ist diese Ausprägung nicht unbedingt ein Zeichen für geringes BE sondern eher eines dafür, dass unregelmäßiges BE überwiegt hierfür sprechen auch weitere Kennwerte (s.u.). Denn Vorarlbergerinnen und Vorarlberger sind dennoch in hohem Umfang bürgerschaftlich engagiert, das zeigen die detaillierten Auswertungen einzelner Aspekte Die Vorarlberger Engagementquote Eine, wenn nicht sogar die, zentrale Kennzahl zur Bewertung des Bürgerschaftlichen Engagements in der Bevölkerung ist die so genannte Engagementquote. Darunter ist die zusammengefasste Prozentzahl zu verstehen, wie viele Vorarlbergerinnen und Vorarlberger sich denn nun in bestimmter Form bürgerschaftlich für ihre Mitmenschen einsetzen. Diese Quote wird in deutschsprachigen Studien zum BE und Sozialkapital unterschiedlich berechnet. Einerseits unterscheiden sich die gebildeten Kategorien des BE voneinander, also die Zuordnung einzelner Aktivitäten zu den Themenschwerpunkten (Sport, Kultur, Nachbarschaftshilfe etc.). Andererseits unterscheiden sich auch weitere Randbedingungen, z.b. ob die Umfrage postalisch oder telefonisch durchgeführt wird, ob ausschließlich die organisierten Engagements einbezogen werden oder ausschließlich die privaten, ob eine Kontrollfrage eingebaut wird oder nicht etc.. Wie auch immer die Quote bestimmt wird, letztlich handelt es sich bei dieser Kennzahl um eine Schätzung des wahren Werts was sowohl in der wissenschaftlichen als auch der allgemeinen Darstellung zu berücksichtigen ist. Die Enge und Weite solcher Schätzungen ist definitions- und methodenabhängig. In der Regel fällt die Quote deutlich niedriger aus, wenn Menschen in Befragungen nur auf klassische Ehrenämter hin angesprochen werden Sie ist um so höher, je stärker der Messansatz die Angabe informeller oder auch sehr sporadischer Tätigkeiten zulässt. (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2010: 16f). Für die vorliegende Studie bestand nun das zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer abgestimmte Ziel darin, die Vorarlberger Engagementquote mit anderen Studienergebnissen vergleichen zu können. Dabei sind vor allem die aktuellen deutschen und österreichischen Surveys zur Freiwilligenarbeit der Jahre 2008 und 2010 richtungsweisend, weil sie die Operationalisierung auf Basis einer breiten Fachdebatte am differenziertesten umsetzen. Nachfolgend werden die Berechnungsverfahren der beiden Surveys und deren Übertrag auf die Vorarlberger Studie 2010 präsentiert. Berechnung der Engagementquote nach dem österreichischen Survey zur Freiwilligenarbeit 2008: Die Studie zur Struktur und Volumen der Freiwilligenarbeit in Österreich (Bönisch 2008) inkludiert formelle und informelle Formen der Freiwilligenarbeit (ebd.: 10 f). Unter formellen Formen sind gefasst: Katastrophenhilfe und Rettungsdienste / Kunst, Kultur, Unterhaltung und Freizeit / Umwelt, Natur, Tierschutz / kirchlicher, religiöser Bereich / Sozial- und Gesundheitsbereich / Politische Arbeit und Interessenvertretung / Bürgerliche Aktivitäten und Gemeinwesen / Bildung / Sport und Bewegung. Unter informellen Formen sind alle Aktivitäten der Nachbarschaftshilfe gefasst. In Summe aller Aktivitäten waren im Jahr 2008 in Österreich 43,8% der Bevölkerung in mindestens einer Form der Freiwilligenarbeit aktiv (ebd.: 15). Gemäß dieser Kategorisierung werden in der Vorarlberger Studie 20 von 24 Items der Frage A4 zusammengefasst und für das organisierte und das private Engagement berechnet. Es zählt mindestens eine aufgeführte Aktivität in diesen Bereichen. Nicht in die Berechnung eingeschlossen sind die Kategorien: Mitarbeit in einem zeitlich begrenzten Projekt (A4.1.21), Geselligkeit (A4.1.22), Entspannung (A4.1.23) und Sonstiges (A4.1.24), weil sie in der Studie von Bönisch nicht enthalten sind. Nach dieser weiten Berechnungsform sind in Vorarlberg ,7% der Bevölkerung in organisierter Form bürgerschaftlich tätig und 45,1% der Bevölkerung in privater Form bürgerschaftlich tätig. Die Prozentsumme ist größer als 100, weil nach der weiten Berechnungsmethode über die Hälfte (57,4%) der organisierten Ehrenamtlichen auch im privaten Sektor bürgerschaftlich aktiv sind. Aufgrund der fehlenden Kontrollfrage (s.u.) sollte diese Angabe jedoch vorsichtig interpretiert werden, weil sie das reale Engagement mit hoher Wahrscheinlichkeit überschätzt. 40

41 Berechnung der Engagementquote nach dem deutschen Monitor Engagement 2010 : Das Monitor Engagement 2010 die Fortsetzung der deutschen Freiwilligen-Surveys 1999 und 2004 setzt eine vorsichtigere Berechungsmethode um. Es konstatiert, dass die verschiedenen Schätzarten bis dato zu Ergebnissen führen, die zwischen 18% und 52% variieren (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2010: 16). Die Engagementquote wird im Monitor Engagement 2010 ermittelt indem gezählt wird, wie viele Befragte im Freiwilligensurvey mindestens eine freiwillige Tätigkeit angegeben haben, die der anschließenden Überprüfung standgehalten hat. (ebd.). Über die Art der Überprüfung liefert der Bericht allerdings keine konkreten Hinweise; da auch die gestellten Fragen bis zum Redaktionsschluß nicht publiziert waren, lässt sich die Überprüfungsart nur indirekt erschließen. Der Bericht gibt allerdings an, dass er sehr sporadische Tätigkeitsformen und kaum objektivierbare Selbsteinschätzungen im Zuge seiner offenen Telefonbefragung nicht berücksichtigt was auch immer darunter zu verstehen ist (vgl. ebd.: 17). Die Vorarlberger Studie 2010 bietet nun Möglichkeiten, das wahre Vorarlberger Engagement in Anlehnung an die Argumentation des Monitor Engagement 2010 zu schätzen. Denn in Frage A5 werden dieselben BE-Bereiche wie in Frage A4 hinterfragt, diesmal jedoch in Bezug auf die Aktivität des Engagements zwischen nicht aktiv, unregelmäßig und regelmäßig. Diese Frage interpretieren wir als Kontrollfrage zur Frage A4 nach dem Engagement in den BE-Bereichen. Es sollen daher nur jene Bereiche Bürgerschaftlichen Engagements in die Berechnung einfließen, die sowohl in A4 (organisiert und/oder privat) als auch zugleich in A5 unter regelmäßig angekreuzt wurden. 34 Damit folgen wir dem Argument des Monitor Engagement 2010, reine Mitgliedschaften nicht zu werten und zudem sporadische Aktivitäten auszuklammern. Anders formuliert: Es entfallen jene Antworten, die ihren Bereich aus A4 nicht durch regelmäßige Aktivität in A5 bestätigen. Die Kategorisierung erfolgt nach demselben Muster wie bei der Engagementquote im österreichischen Survey zur Freiwilligenarbeit Nach dieser engeren Berechnungsform sind in Vorarlberg 2010: 43,7% der Bevölkerung in organisierter Form regelmäßig bürgerschaftlich tätig und 21,7% der Bevölkerung in privater Form regelmäßig bürgerschaftlich tätig, wobei sich bei der vorsichtigen Berechnung eine Schnittmenge von 27,1% der organisiert Engagierten ergibt, die sich zusätzlich privat engagieren. Bei diesem Ergebnis gelten nur jene privaten Engagements in den o.g. Bereichen, die durch die Kontrollfrage verifiziert werden konnten. In Summe der drei Teilmengen sind demnach im Jahr ,5% der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger organisiert und/oder privat regelmäßig bürgerschaftlich tätig. Wie nahe diese Quote dem wahren Wert in der Gesellschaft kommt d.h. inwieweit der Zahlenwert wegen der Tendenz sozialer Erwünschtheit einen so genannten Untersuchungsartefakt bildet bleibt dennoch zu diskutieren. Auf jeden Fall ist die dargestellte Kalkulationsvariante wiederholt einsetzbar, womit sie eine Grundlage für die systematische Beobachtung bildet. Der Vergleich der beiden Berechungsformen konnte verdeutlichen, welche gravierenden Unterschiede sich durch die Wahl des methodischen Ansatzes ergeben. Dabei verweist der etwas breitere aber notwendige Exkurs zur zentralen Kennzahl der Erfolgsquote Bürgerschaftlichen Engagements nicht nur auf unterschiedliche Formen der Quotenberechnung für Vorarlberg im Jahr 2010 und damit auf unterschiedlich zu interpretierende Ergebnisse. Zusätzlich belegt er die bis dato im deutschen Sprachraum vorherrschende Uneinheitlichkeit für dieses wichtige Berechnungsverfahren. Ziel sollte es daher sein, sich international auf eine gemeinsame Formel zu einigen, um Ergebnisse zumindest ansatzweise vergleichbar zu gestalten im internationalen Quervergleich wie im nationalen und regionalen Zeitreihenvergleich. Ansatzweise wird hier dieses Vorgehen deshalb bezeichnet, weil Abweichungen nach wie vor wegen unterschiedlicher Erhebungsmethoden entstehen, und bis dato nicht alle Codierungsvarianten bis ins letzte Detail transparent sind, was einen realen Vergleich erschwert. Aufgrund dieses heterogenen Sachstands haben das Vorarlberger Zukunftsbüro und der Autor diesen Standpunkt auf der Drei-Länder-Tagung Grenzen-Los zum Bürgerschaftlichen Engagement gemeinsam vertreten (Zürich 25./ ), auf der die Heterogenität der deutschsprachigen Forschungsansätze in den Beiträgen zu Tage trat. Inwiefern sich daraufhin künftig länderübergreifende methodische Vereinbarungen im Sinne eines kleinsten gemeinsamen Nenners ergeben können, ist derzeit offen. 34 Hier und in allen Folgeberechnungen In Bezug auf N = 295 und damit unter Einschluß der fehlenden Werte. 41

42 5.2.3 Details zum allgemeinen Bürgerschaftlichen Engagement Als mathematische Durchschnittswerte können sowohl die Indizes als auch deren Dimensionen (sofern sie aus mehr als einem Item gebildet werden) die Qualität des Bürgerschaftlichen Engagements in Vorarlberg nicht im Detail zum Ausdruck bringen. Darum werden nun zusätzlich zu den oberen beiden Ebenen Detailfragen analysiert. Insgesamt kann ein differenziertes und durchaus positives Bild des Bürgerschaftlichen Engagements in Vorarlberg gezeichnet werden: Vorarlbergs Bürgerinnen und Bürger engagieren sich unterschiedslos quer durch alle Bevölkerungsschichten: Die soziale Schicht wird im Rahmen dieser Studie durch die drei klassischen Größen Beruf, Bildung, Einkommen dargestellt. A) Sich in Vorarlberg bürgerschaftlich zu engagieren ist erstens keine Frage des Berufsstatus: Keine der zehn Dimensionen des BE korreliert mit der Höhe des Berufsstands. 35 B) Sich in Vorarlberg bürgerschaftlich zu engagieren ist zweitens keine Frage der Schulbildung: Keine der zehn Dimensionen des BE korreliert mit der Höhe der Schulbildung. 36 C) Sich in Vorarlberg bürgerschaftlich zu engagieren ist drittens keine Frage des Einkommens: Keine der zehn Dimensionen des BE korreliert mit der Einkommenshöhe. 37 Auch die summierte Kombination der drei Statusvariablen zeigte keinen Zusammenhang zur Höhe des Bürgerschaftlichen Engagements. Fazit: Dass Verhaltens- und Motivationsaspekte des Bürgerschaftlichen Engagements in den verschiedenen Bevölkerungsschichten Vorarlbergs nicht unterschiedlich ausgeprägt sind, darf mit aller Vorsicht als Zeichen für die Durchdringung des Subsidiaritätsprinzips auf der gesellschaftlichen Mikro-Ebene gewertet werden. D) Sich in Vorarlberg bürgerschaftlich zu engagieren ist viertens keine Frage der Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft: Weder in der Zahl ausgeübter BE-Stunden, durchgeführter BE-Bereiche, Anzahl der BE- Funktionen oder dem gesamten Grad der Mitwirkungsaktivität unterscheiden sich nicht konfessionell gebundene Bürgerinnen und Bürger von Mitgliedern einer Konfession. 38 Sich in Vorarlberg bürgerschaftlich zu engagieren ist weiterhin keine Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben: Korrelationsanalysen konnten keine Zusammenhänge zwischen den zehn Dimensionen des BE und der subjektiv erlebten Güte der Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben nachweisen. Im Schnitt sind Vorarlbergerinnen und Vorarlberger in vier Bereichen tätig: Die Anzahl der Engagements variiert zwischen einem und 24 Bereichen. Klammert man die 64 fehlenden Werte aus, betätigen sich Vorarlberger/innen durchschnittlich in vier Bereichen, 39 wobei das Engagement in zwei Bereichen am häufigsten vorkommt. Dies ist deutlich höher als der österreichische Durchschnitt, bei dem sich nur 1,8% der Befragten in vier Bereichen engagieren, 6% in drei, 24,7% in zwei und 66,8% in einem (vgl. Bönisch 2008: 21). Es wird ein hoher Stundenaufwand für das Bürgerschaftliche Engagement geleistet: Durchschnittlich engagieren sich Vorarlbergerinnen und Vorarlberger 40 je nach Kalkulation 3,1 bzw. 6,5 Stunden pro Woche in ehrenamtlichen und freiwilligen Bereichen. 41 Der österreichische Schnitt beträgt 3,8 Stunden pro Woche (Bönisch 2008: 26). Für das zeitaufwendigste Engagement werden im Schnitt 5 Stunden pro Woche geleistet. Über ein Fünftel (22%) engagiert sich insgesamt bis zu zwei Stunden pro Woche, über ein Viertel (27,7%) zwischen zwei und vier Stunden, über ein Viertel (26,2%) zwischen vier und acht Stunden und ein weiteres Fünftel (22%) zehn bis 40 Stunden pro Woche (wobei sich 5% der Bevölkerung mehr als 20 Stunden pro Woche engagieren). Der Zeitaufwand ist jedoch keine Frage des Berufsstands, wie bereits gesagt, was auch einzelne Chi 2-35 Hierfür wurden die Angaben zum Berufsstand wie folgt ordinal zusammengefasst: 1 = un- bzw. angelernte/r Arbeiter/in / 2 = Facharbeiter/in + Angestellte: Angelernte oder einfache Fachkraft / 3 = Vorarbeiter/Polier/Meister + Angestellte: Fachkraft in mittlerer Position + Beamte im einfachen oder mittleren Dienst + Selbständig, ohne MitarbeiterInnen / 4 = Angestellte: Fachkraft in höherer Position mit Führungsaufgaben + Beamte im gehobenen Dienst + Selbständig, mit 1-5 MitarbeiterInnen / 5= Beamte im höheren Dienst + Selbständig, mit 6 und mehr MitarbeiterInnen. / Eine Korrelation nach Kendalls-Tau ergab keine signifikanten Zusammenhänge, und das Korrelationsmaß lag bei allen 10 Dimensionen nahe Null. 36 Eine Korrelation nach Kendalls-Tau ergab keine signifikanten Zusammenhänge, und das Korrelationsmaß lag bei allen 10 Dimensionen nahe Null. 37 Eine Korrelation nach Kendalls-Tau ergab zum Umfang einen Koeffizienten von 0,07 und zur Intensität einen von -0, Signifikanzniveaus von vier M-W-U-Tests = 0,27, 0,8, 0,18, 0,7. 39 Mit 95%iger Wahrscheinlichkeit engagieren sich die Vorarlberger durchschnittlich in 3,7 bis 4,3 Bereichen. 40 Gezählt wurden alle Personen Engagierte und Nicht-Engagierte 41 Bei der Berechnung von 6,5 Wochenstunden ist mit einer positiven Verzerrung zu rechnen, da der Anteil an 154 fehlenden Werten nicht wie bei der vorsichtigen Schätzung in die Kalkulation eingegangen ist. Der österreichische Freiwilligensurvey gibt keine Auskunft darüber, ob fehlende Werte in die Berechnung eingingen oder nicht. 42

43 Analysen zu zwei Teilgruppen zeigen. 42 Auch hängt er nicht von der regulären Wochenarbeitszeit im Berufsleben ab. 43 Das private Engagement überwiegt: 53,6% der Engagierten richten ihre Tätigkeit auf den Privatbereich aus, 39% auf den institutionell organisierten. Eine Korrelationsanalyse zeigt, dass die beiden Bereiche nicht miteinander zusammenhängen. 44 Das bedeutet: Organisiertes Engagement bewirkt nicht zwangsläufig auch privates und umgekehrt. Dennoch engagieren sich immerhin 57,4% aller organisierten Ehrenamtlichen auch im privaten Sektor, was auf eine Teilgruppe der Bevölkerung mit besonders breitem Engagement verweist. Hauptbereiche des organisierten Ehrenamts sind: Sport (45,3%), Kultur (25,7%) und der allgemeine Freizeitbereich (20,1%). Sieben Bereiche werden von 11 bis 12 Prozent der Befragten genannt (Soziales, Bildung, Jugendarbeit, Senioren, Politik, Religion, Feuerwehr). Auf die übrigen Bereiche fallen zwischen 2 und 9 Prozent aller Nennungen. Diese Zahlen gelten für die Gesamtbevölkerung. Sport dominiert also das organisierte Engagement; BE im Sport wird 1,8 mal so häufig ausgeübt wie im Kulturbereich die übrigen Bereiche fallen dagegen stark ab. In Bezug auf das gesamte organisierte BE in Vorarlberg ist dieses Ergebnis dennoch positiv zu werten. Ertstens zeigt sich, dass die Bevölkerung die Spannbreite aller Bereiche voll ausschöpft und damit die kulturelle Vielfalt aufrecht erhält. Zweitens engagieren sich die organisiert ehrenamtlich Tätigen durchschnittlich in zwei Bereichen (im Rahmen einer Mehrfachantwort ergeben darum die summierten Prozentwerte mehr als 100%). Die Angaben dieser Studie können zwar nicht direkt mit denen des Vorarlberger Sozialberichts 2009 verglichen werden, da etliche der hier erfragten Kategorien (z.b. das gesamte Rettungswesen, religiöse und bürgerschaftliche Initiativen oder sportliches Engagement) nicht in der Sozialberichtsstatistik erfasst sind, und sich dessen Kategorien teilweise hier nicht darstellen lassen. 45 Fasst man dennoch alle sozialen Engagements dieser Studie zusammen, 46 so ergeben sich ähnliche Werte: Demnach sind im sozialen Bereich 31,8% der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger ehrenamtlich engagiert (Sozialbericht 2009 = 31%), wobei mindestens ein Engagement in mindestens einem sozialen Bereich gewertet wurde. 47 Nach dieser Kalkulation liegt damit das gesamte organisierte soziale Engagement an zweiter Stelle vor dem kulturellen und hinter dem sportlichen. Hauptbereiche des privaten Bürgerschaftlichen Engagements sind: Tätigkeiten der Entspannung (55,3%), der Geselligkeit (52,2%) und der Nachbarschaftshilfe (48,4%). Es folgen Engagements im allgemeinen Freizeitbereich (28,9%), im Sport (21,4%), in der Seniorenhilfe (15,7%), in der Religion (14,5%), im Gesundheitsbereich (13,2%), in der Kultur (12,6%), im Bildungs- (11.3%) und Umweltbereich (10,7%). Die verbleibenden Bereiche erhalten nur noch zwischen 2 und 7,5 Prozent Nennungen. Diese Zahlen gelten ebenfalls für die Gesamtbevölkerung. Auch die im privaten Bereich Tätigen engagieren sich durchschnittlich in zwei Bereichen. Eine erneute Zusammenfassung aller sozialen Engagementbereiche nach obigem Muster zeigt, dass das das soziale Engagement im privaten Sektor mit 34,6% stärker ausgeprägt ist als im organisierten. Unregelmäßiges Bürgerschaftliches Engagement überwiegt gegenüber regelmäßigem. Dabei zeigt Vorarlbergs Bevölkerung eine hohe spontane Hilfsbereitschaft im gemeindenahen Sektor: Zwei Mehrfachantworten-Analysen zum unterschiedlichen Aktivitätsniveau (regelmäßig / unregelmäßig) in 23 BE-Bereichen zeigen: Durchschnittlich sind Vorarlbergerinnen und Vorarlberger in 15 bis 16 von 23 Bereichen unregelmäßig und in etwa drei von 23 Bereichen (2,8) regelmäßig engagiert. Die am häufigsten regelmäßig ausgeübten Bereiche Bürgerschaftlichen Engagements sind: Geselligkeit (41,5%), Nachbarschaftshilfe (34,1%), Entspannung (30,5%), Sport (27,4%), Freizeit (23,2%), Kultur (21,3%), Religion (12,8%), Projektarbeit und Gesundheit (beide 11%). Die verbleibenden 15 Bereiche wurden jeweils von weniger als 10% der Befragten genannt. 42 Gruppe 1: über 20 Stunden pro Woche / Gruppe 2: bis 20 Stunden pro Woche. Alle Signifikanztests liegen über 0,5. 43 Korrelation nach Pearson: 0,09, Signifikanzniveau: 0,38 44 Korrelation nach Pearson: 0,15 / Signifikanzkoeffizient: 0, Vgl. 30, download am A4.1.1 / A4.1.2 / A4.1.6 / A / A / A / A / A / A / A / A Nicht in die Kalkulation einbezogen wurden die Kategorien: Kindergarten / Schule / Jugendarbeit / Senioren / Religion / Politik / Freizeit / Sport / Geselligkeit / Entspannung / Kultur / berufliche Interessenvertretung / Projektmitarbeit. 43

44 Die am häufigsten unregelmäßig ausgeübten Bereiche Bürgerschaftlichen Engagements sind: Katastrophenhilfe (82,6%), Selbsthilfe (82,6%), Justiz (81,8%), Feuerwehr (81,8%), Kindergarten, Rettung (beide 79,5%), Senioren (78,8%), Politik (78%), berufliche Interessenvertretung (76,5%), Soziales, Bürgerinitiative (beides 75,8%), Jugendarbeit (73,5%) und Projektarbeit (72%). Zusammengenommen verdeutlicht sich anhand dieser Prozentwerte ein wesentliches Element des Bürgerschaftlichen Engagements im Nahraum, nämlich dann und dort zu helfen, wenn es nötig ist. Diese Hilfsbereitschaft ist in der Bevölkerung weit verbreitet. Untere und mittlere Einkommensklassen zeigen die umfassendste Spendenbereitschaft im unteren Segment. Teile der hohen Einkommensklassen spenden dafür öfter im obersten Segment: In der Umfrage wurden die Antwortklassen zur Höhe der Geldspenden parallel zu den monatlichen Netto-Einkommensgruppen erstellt sie betragen jeweils 10% des Einkommens. Interessanterweise korrelieren die Geldspenden nicht linear mit der Höhe der Einkommen was eigentlich zu erwarten wäre. 48 Für die unterste und oberste Einkommensgruppe kann aufgrund der geringen Fallzahl von acht bzw. sieben Personen keine Aussage getroffen werden. Doch es fällt auf, dass 14% der zweithöchsten ( ) und über ein Viertel (26,7%) der dritthöchsten ( ) Einkommensklasse keine Geldspenden leisten, was den höchsten Verweigerungswert darstellt. Andererseits finden sich die größten Anteile an hohen Geldspenden (über 550 im Jahr) mit 42,9% in der zweithöchsten Einkommensklasse. Zudem ist evident, dass die meisten Geldspenden im Bereich bis 75 jährlich geleistet werden (40,5% aller Spenden). Dieser Betrag wird von gut der Hälfte (52%) der zweitniedrigste Einkommensgruppe ( ) geleistet - höhere Einkommensgruppen sind dabei deutlich geringer engagiert. Ein verschobenes Bild ergibt sich bei Geldspenden zwischen 76 und 150 : Hier sind die drei mittleren Einkommensgruppen (zwischen und ) mit jeweils etwa einem Fünftel am häufigsten engagiert. Zusammengenommen, verweist diese differenzierte Verteilung darauf, dass vor allem die Erhalter unterer, mittlerer und leicht gehobener Einkommen bereit sind, in geringerem Umfang Geld für gemeinnützige Tätigkeiten zu spenden, sowie ein gewisser Anteil der zweithöchsten Einkommensklasse in sehr hohem Umfang. Bürgerschaftliches Engagement ist für gut zwei Fünftel der Vorarlberger Bevölkerung persönlich bedeutsam: Für 42% der Bevölkerung 49 ist das ehrenamtliche oder freiwillige Engagement ein wichtiger oder sehr wichtiger Teil des eigenen Lebens. Bürgerschaftliches Engagement ist vielseitig motiviert: Eine Mehrfachanalyse aller 21 Fragen 50 zu den Motiven für Bürgerschaftliches Engagement ergab, dass im Schnitt sechs Motive als sehr wichtig für das eigene Engagement bezeichnet werden. Unter den als sehr wichtig genannten Motiven rangieren jene des Altruismus, des Soziallebens und des individuellen Nutzens sehr eng beieinander an oberer Stelle: Gesellschaft mitgestalten (42,8%), Mit Menschen zusammenkommen (40,6%), Gemeinwohl, eigene Kenntnisse erweitern (beide 39,9%), Solidarität mit Armen und Benachteiligten, Neues lernen (beide 38,4%), Anerkennung finden, eigene Verantwortung haben, Lebenssinn (alle drei 36,2%), moralische Verpflichtung (34,8%) und Menschen helfen (34,1%) werden am häufigsten genannt. Männer weisen einen größeren Umfang Bürgerschaftlichen Engagements vor als Frauen in Bezug auf die Intensität des BE unterscheiden sich die Geschlechter nicht: Dieses Ergebnis bemisst sich zunächst an den zwei übergreifenden Indizes für Umfang und Intensität des BE. 51 Es betrifft allerdings weder die Zahl der eingebrachten Stunden 52, noch die Anzahl der Bereiche, in denen Männer und Frauen tätig sind 53 oder den Grad ihrer Mitwirkungsaktivität. 54 Der Unterschied liegt vielmehr darin, dass Männer häufiger im organisierten Ehrenamt tätig sind als Frauen 55 und hochsignifikant häufiger in ihrem Bereich auch eine Funktion ausüben. 56 Vermutlich korrespondiert 48 Kendalls Tau: 0,045 / Signifikanzkoeffizient: 0,37 49 Diese Analyse wurde konservativ berechnet, nämlich in Prozent aller abgegebenen Stimmen. Fehlende Werte gingen in diese Berechnung mit ein. 50 Fragebereich A11 51 Da die Indizes nicht annähernd normalverteilt sind, wurde der M-W-U-Test verwendet. Beim Umfang des BE ergibt sich ein hochsignifikanter Unterschied der beiden Geschlechter (Signifikanzkoeffizient = 0,006), bei der Intensität jedoch nicht (Signifikanzkoeffizient = 0,47). 52 Ein diesbezüglicher M-W-U-Test ergab einen Signifikanzkoeffizienten von 0, Ein diesbezüglicher M-W-U-Test ergab einen Signifikanzkoeffizienten von 0, Ein diesbezüglicher M-W-U-Test ergab einen Signifikanzkoeffizienten von 0, Ein diesbezüglicher M-W-U-Test ergab einen Signifikanzkoeffizienten von 0,05. In der Häufigkeit des privaten BE unterscheiden sich die Geschlechter nicht. 56 Ein diesbezüglicher M-W-U-Test ergab einen Signifikanzkoeffizienten von 0,

45 dieses Ergebnis mit traditionellen geschlechtsspezifischen Rollenfunktionen und -zuschreibungen von Mann und Frau, wie sie auch im Berufsleben verbreitet anzutreffen sind. Der Umfang des Bürgerschaftlichen Engagements sinkt, je mehr Personen über 60 Jahre im eigenen Haushalt leben: Bezogen auf die Anzahl von im Haushalt lebenden Personen konnten weder Zusammenhänge zwischen dem Umfang des BE und der Gesamtzahl der Personen oder der Kinder unter 6 Jahren, 6-13 oder Jahren nachgewiesen werden. Einzig zwischen der Zahl der Über-60jährigen und dem Index zum Umfang des BE ergab sich ein schwach-negativer, allerdings hochsignifikanter Zusammenhang. 57 Das kann als Hinweis darauf gewertet werden, dass die Betreuung einer älteren Generation im eigenen Haus(halt) das Bürgerschaftliche Engagement reduziert. Allerdings dürften hierfür noch weitere Faktoren ausschlaggebend sein. In Österreich Geborene engagieren sich tendenziell umfangreicher als außerhalb Österreichs Geborene: Dieser Zusammenhang ist, wie gesagt, nur tendenziell und nicht signifikant am ersten Index des BE nachweisbar (zum Index Intensität des BE zeigt sich kein Zusammenhang). 58 Detailanalysen zur Stundenzahl, Anzahl der BE-Bereiche und zum Grad der Mitwirkungsaktivität ergeben keine Unterschiede zwischen diesen beiden Gruppen, desgleichen betrifft auch neun der zehn Dimensionen zur Intensität des BE. Die angesprochene Tendenz kann jedoch durch den Aspekt Funktionsausübung der in beiden Indizes unterschiedlich erhoben wird erklärt werden: Vorarlbergerinnen und Vorarlberger, die in Österreich geboren sind, üben hochsignifikant häufiger eine Funktion im Rahmen des BE aus als die Vergleichsgruppe (34,2% gegenüber 9,7%). 59 Je älter Vorarlbergs Bürgerinnen und Bürger sind, desto stärker sind sie für Bürgerschaftliches Engagement motiviert: Eine Korrelation zwischen dem Alter der Befragten und den beiden übergreifenden Indizes zum Umfang und zur Intensität des BE ergab zunächst für beide Variablen einen negativen Zusammenhang (Alter und BE-Umfang korrelieren schwach und höchstsignifikant negativ, 60 Alter und BE-Intensität mittelstark und signifikant negativ. 61 ) Dieses Ergebnis überrascht, denn aus vergleichbaren Studien ist bekannt, dass speziell die mittlere Altersgruppe aufgrund ihrer spezifischen Lebenslage in höherem Ausmaß engagiert ist als die jüngere und ältere (siehe Hypothese 7 im Kap. 3.4). Für eine detailliertere Analyse wurde darum die Altersklasse gemäß der Ergebnisse der Studie zur Freiwilligenarbeit in Österreichisch (Statistik Austria 2008: 20) in drei Kategorien unterteilt (15 bis 29 Jahre, 30 bis 59 Jahre, 60 und mehr Jahre) und bei einigen annähernd normalverteilten Dimensionen auf Mittelwertsunterschiede varianzanalytisch getestet. Die Varianzanalyse zeigte dann keinen Unterschied im BE zwischen den Altersgruppen in Bezug auf: a) die Anzahl der BE-Bereiche, in denen sich Personen engagieren, b) den Grad der Mitwirkung, c) der Anzahl ausgeübter Funktionen, d) die persönliche Bedeutung des BE und e) die Höhe der Geldspenden. / Ein Chi 2 -Test zeigt zudem, dass sich die Altersklassen ebenfalls nicht im Ausmaß der für das BE eingesetzten Stunden unterscheiden. 62 Dieses Ergebnis konnte durch Einzelvergleiche der drei Klassen per M-W-U-Test bestätigt werden. Nur bei zwei von drei Motivations-Dimensionen (Nr. 1 und 3) ist ein signifikanter Unterschied auszumachen, allerdings anders als bislang angenommen: Gemäß einer Varianzanalyse weist die Gruppe der Über-60jährigen signifikant höhere Werte vor als die der 15- bis 29jährigen (zur mittleren Gruppe besteht weder von der unteren noch der oberen ein nachweisbarer Unterschied). 63 Je länger jemand in seinem Ort lebt, desto höher ist die Motivation für Bürgerschaftliches Engagement: Korrelationsanalysen aller zehn Dimensionen des BE mit der Dauer der Wohnzeit im Heimatort ergaben einen höchstsignifikanten, jedoch schwachen Zusammenhang mit der ersten Motivationsdimension (soziale und individuelle Motive) Eine Korrelation nach Pearson ergab einen Koeffizienten von -0,24 (Signifikanzniveau = 0,009) 58 Ein diesbezüglicher M-W-U-Test ergab einen Signifikanzkoeffizienten von 0, Gemäß eines Chi 2 -Tests: Chi 2 = 7,7 / Signifikanzniveau = 0, Eine Korrelation nach Pearson ergab einen Koeffizienten von -0,25 (Signifikanzniveau = 0,000). 61 Eine Korrelation nach Pearson ergab einen Koeffizienten von -0,45 (Signifikanzniveau = 0,016). 62 Die für das BE insgesamt aufgewendeten Stunden wurden hierfür in vier Gruppen recodiert: 0-4 / 5-8 / 9-12 ( mehr als 12 Stunden. Ein Ausfall erwarteter Werte bei 16% der Zellen kann akzeptiert werden. Signifikanzniveau = 0,36 63 Laut Tamhane-Test für die vorliegende Varianzheterogenität liegt die höchsten Altersgruppe um 16% höher auf der Dimension Motivation-1 und um 22% höher auf der Dimension Motivation-3 als die Gruppe der 15- bis 29jährigen. 64 Eine Korrelation nach Pearson ergab einen Koeffizienten von 0,26 (Signifikanzniveau = 0,001). 45

46 Die partnerschaftliche Lebenssituation beeinflusst in einigen Aspekten das Bürgerschaftliche Engagement: Gemessen an einigen annähernd normalverteilten Dimensionen des BE können mittels Varianzanalyse drei signifikante Unterschiede festgestellt werden: 1. Geschiedene üben häufiger eine offizielle Funktion im BE aus als Ledige und Verheiratete. 2. Verheiratete sind höher für das BE motiviert als Ledige und in Partnerschaft Lebende (das bezieht sich sowohl auf die erste als auch auf die dritte Motivationsdimension). 3. Ledige leisten höhere Geldspenden als Verheiratete. 4. Für Verwitwete ist das BE fürs eigene Leben weniger bedeutsam als für Ledige, Verheiratete und in Partnerschaft Lebende. / Alle anderen Quervergleiche zwischen den Gruppen der partnerschaftlichen Lebenssituation zeigten keine signifikanten Unterschiede. Mit Blick auf die altersspezifische Verteilung der diversen Lebenssituationen sind erwartbare Schwerpunkte feststellbar, welche die obigen Unterschiede ansatzweise erklären: 68,4% der Ledigen sind zwischen 15 und 29 Jahre alt. 69,4% der Verheirateten, 58,7% der in Partnerschaft Lebenden und 82,4% der Geschiedenen sind zwischen 30 und 59 Jahre alt und 64,3% der Verwitweten sind 60 Jahre alt oder älter. So liegt die Vermutung nahe, dass die obigen Unterschiede in einzelnen Bereichen des BE mit den spezifischen Lebenslagen dieser Altersgruppen zusammenhängen. Angestellte unterscheiden sich nur in einer von zehn Dimensionen des Bürgerschaftlichen Engagements von anderen Berufsgruppen: Sie leisten signifikant höhere Geldspenden Details zum zeitaufwendigsten Bürgerschaftlichen Engagement Aspekte zum zeitaufwendigsten Bürgerschaftlichen Engagement wurden in der Umfrage gesondert erhoben. Die folgenden Ergebnisse beziehen sich auf 137 Personen (46,4%), die Angaben zu ihrem zeitaufwendigsten BE gemacht haben: Im Schnitt bezieht sich das zeitaufwendigste BE auf vier Bereiche: In dieser Hinsicht unterscheidet es sich nicht vom allgemeinen BE, doch die Anzahl der zeitaufwendigsten Engagements variiert in geringerem Ausmaß zwischen einem und 19 Bereichen, 66 wobei auch hier das Engagement in zwei Bereichen am häufigsten vorkommt. Am häufigsten engagieren sich die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger bei ihrem zeitaufwendigsten BE im Verein: Knapp zwei Drittel (63,5%) sind im Verein engagiert, 14,6% engagieren sich allein ohne organisatorischen Rahmen, 13,9% sind kirchlich engagiert, 12,4% in einer selbstorganisierten Gruppe. Alle anderen Organisationsformen wurden seltener genannt (zwischen 2,9 und 8,8%) (Mehrfachantwort). Die Vereine, in denen sich Vorarlbergerinnen und Vorarlberger am zeitaufwendigsten engagieren, weisen eher eine geringe Anzahl von Mitgliedern vor: Im Durchschnitt sind in den Vereinen 220 Mitglieder tätig, wobei sich die Befragten auf die Vereinsgrößen wie folgt aufteilen: 1-99 Mitglieder = 54,3%, Mitglieder = 18,5%, Mitglieder = 6,2%, Mitglieder = 6,2%, 400 und mehr Mitglieder = 14,8%. Vereinsstruktur: In gut einem Drittel dieser Vereine (35,7%) sind hauptamtliche Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter tätig. In gut der Hälfte (52,3%) existiert eine Ansprechperson, die sich um ehrenamtliche Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter kümmert. In drei Fünftel der Vereine (60,2%) haben die Mitglieder ausreichend und in 28,9% zumindest teilweise die Möglichkeiten zur Mitsprache und Mitentscheidung. Der Hauptinhalt des zeitaufwendigsten Engagements besteht in persönlicher Hilfeleistung, in der Veranstaltungsorganisation sowie in praktischen Tätigkeiten: Jeweils gut zwei Fünftel des zeitaufwendigsten BE wird für persönliche Hilfeleistungen (43,9%), die Organisation von Veranstaltungen (42,4%) oder praktische Tätigkeiten (39,4%) verwendet (Mehrfachantwort). Etwa ein Viertel des zeitaufwendigsten BE entfällt auf Informations- und Öffentlichkeitsarbeit (24,2%) und je etwa ein Fünftel auf Verwaltungstätigkeit (22%) und Interessenvertretung (19,7%). Weitere organisatorische Rahmentätigkeiten wie Beratung (15,2%), Gruppenleitung (12,9%), Mittelbeschaffung (11,4%) und Vernetzungsarbeit (10,6%) werden dagegen seltener ausgeübt. Im Schnitt üben die Vorarlberge- 65 Signifikanzniveau eines M-W-U-Tests = 0,03. Die übrigen neun M-W-U-Signifikanzen liegen zwischen 0,2 und 0,96 66 Mit 95%iger Wahrscheinlichkeit engagieren sich die Vorarlberger dabei durchschnittlich in 3,4 bis 4,4 Bereichen. 46

47 rinnen und Vorarlberger bei ihrem zeitaufwendigsten BE zwei bis drei (2,6) verschiedene Tätigkeiten aus. Ein Drittel der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger (34,8%) üben bei ihrem zeitaufwendigsten Engagement ein Amt aus, in das man gewählt wird. Gut zwei Fünftel (43,8%) der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger üben bei ihrem zeitaufwendigsten Engagement eine Leitungs- oder Vorstandsfunktion aus. Für über zwei Drittel (69,2%) der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger ist das zeitaufwendigste Engagement mit regelmäßigen zeitlichen Verpflichtungen verbunden. Knapp zwei Fünftel (38,3%) der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger erhalten für das zeitaufwendigste Engagement eine Kostenerstattung: Auf ein Drittel (33,1%) trifft dies nicht zu, weil ihnen keine Kosten entstehen. Letztlich entstehen bei über einem Viertel (28,6%) der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger für das zeitaufwendigste BE Kosten, die nicht erstattet sondern privat geleistet werden. Das Internet spielt für das zeitaufwendigste Engagement eine bedeutende Rolle: Drei Fünftel (59,9%) der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger nutzen es bereits für diese Tätigkeit. Am bedeutsamsten ist das Internet für die Abwicklung der Arbeit, 62,5% der Internetnutzer verwenden es in hohem oder sehr hohem Maße für diesen Zweck. Zweitens ist das Internet für knapp drei Fünftel der Internetnutzer (57,9%) als Plattform zum Meinungs- und Informationsaustausch bedeutsam oder sehr bedeutsam. Drittens ist es für über die Hälfte der Internetnutzer (55,8%) als Mittel der Informationsbeschaffung wichtig oder sehr wichtig. Viertens dient es knapp der Hälfte der Internetnutzer als Mittel um Netzwerke zu pflegen (47,4%) oder um Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben (46%). Die Zeiten, in denen das zeitaufwendigste Engagement ausgeübt wird, variieren stark: Ein gutes Drittel der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger (37,8%) haben für ihr zeitaufwendigstes Engagement keine festgelegten Zeiten. Ein weiteres Drittel (34,5%) übt das zeitaufwendigste Engagement dagegen nur abends oder nachts aus, ein Zehntel (10,6%) am Wochenende und weniger als ein Zehntel (jeweils 7,6%) werktags vormittags oder werktags nachmittags. Ein Großteil der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger übt das zeitaufwendigste Engagement intensiv bis sehr intensiv aus: Gut ein Drittel (37,8%) engagiert sich dafür mehrmals die Woche, knapp ein Viertel (23%) einmal pro Woche und ein Fünftel (20,7%) immerhin noch mehrmals im Monat. Einmal im Monat oder seltener sind 14,4% in ihrem zeitaufwendigsten Engagement tätig. Vorarlbergerinnen und Vorarlberger bleiben ihrem zeitaufwendigsten Engagement verbunden: Für neun Zehntel (89,5%) ist das zeitaufwendigste BE zeitlich nicht begrenzt. Arbeitgeber unterstützen in geringerem Umfang das zeitaufwendigste BE ihrer Belegschaft: Vorarlbergerinnen und Vorarlberger, die einer beruflichen Tätigkeit nachgehen, erhalten in unterschiedlicher Weise Hilfestellung für ihr zeitaufwendigstes Engagement (Mehrfachantwort). Knapp die Hälfte (47,4%) kann sich die Arbeitszeit flexibel gestalten. Über ein Drittel (36,4%) darf die Infrastruktur am Arbeitsplatz für Tätigkeiten des zeitaufwendigsten Engagements nutzen. Ein weiteres Drittel (34,1%) wird für das Engagement seitens des Arbeitgebers freigestellt und ein Fünftel (20,5%) erhält von ihm dafür Lob und Anerkennung Details zum früheren und potentiellen Bürgerschaftlichen Engagement Ein Viertel der Vorarlberger Bevölkerung hat bereits früher ein Bürgerschaftliches Engagement ausgeübt, das jedoch heute nicht mehr gepflegt wird. Die folgenden Analysen beziehen sich auf diese 70 Personen (23,7%). Berufliche und familiäre Verpflichtungen sind die häufigsten persönlichen Gründe, sein Bürgerschaftliches Engagement niederzulegen: Knapp ein Drittel (31,3%) der Teilgruppe, die früher einmal bürgerschaftlich engagiert waren, haben ihr Engagement aus beruflichen Gründen abgelegt, 29,9% taten dies aus familiären Gründen. Für ein Viertel (26,9%) war der Umzug an einen anderen Ort dafür ausschlaggebend. 16,4% nannten eine Reihe sehr verschiedener persönlicher Gründe 47

48 wie etwa das eigene Alter oder das nachlassende Interesse, wobei auch negative Motivationen genannt wurden wie etwa Unzufriedenheit mit dem Ehrenamt, Überlastung/Mehrfachbelastung, Auflösung der Gruppe, oder Zwistigkeiten. Für weitere 13,4% war das damalige Engagement zeitlich befristet. / Vor allem der Zeitaufwand ist ausschlaggebend dafür, Bürgerschaftliches Engagement niederzulegen: Dies klärte eine Zusatzfrage zu weiteren Gründen, die speziell die ehrenamtliche Tätigkeit betreffen (Mehrfachantwort). Demnach legten 61,3% aus Zeitgründen ihr BE nieder. Weitere Gründe spielen dagegen eine untergeordnete Rolle (je 16,1% wegen Auflösung der Organisation und Konflikten mit hauptamtlichen Kräften, je 12,9% wegen Schwierigkeiten in der Gruppe, dem Gefühl ausgenutzt zu werden und Überforderungen). Im Schnitt war jedoch mehr als ein Grund (1,5) ausschlaggebend dafür, sein BE zu beenden. Vorarlberg zeigt in gewissem Ausmaß weiteres Potential für zukünftiges Bürgerschaftliches Engagement. Es findet sich jedoch bei drei spezifischen Zielgruppen a) bei jungen Menschen, b) bei Personen, die sich in eher geringem Maß bislang bürgerschaftlich engagieren und c) bei Menschen, die in alternativen gemeinschaftlichen Lebensformen wohnen: Ein Drittel der Personen, die sich früher bereits bürgerschaftlich engagierten und inzwischen ihr Engagement beendeten, könnten erneut dafür gewonnen werden: 10,5% dieser Teilgruppe beantworteten die Frage danach mit ja und 21,4% mit vielleicht. Hauptbereiche dieses potentiellen Engagements sind (Mehrfachantworten): Soziales, Nachbarschaftshilfe, Sport und zeitlich begrenzte Projektarbeit (jeweils zu 23,5% genannt), gefolgt von Kultur (21,6%), Umwelt (19,6%), Kindergarten, Bildungswesen und eigener Interessenvertretung (je 15,7%). Auf die restlichen Bereiche entfielen geringere Stimmanteile zwischen 2 und 13%. Zudem weist etwa ein Fünftel der Vorarlberger Bevölkerung, die sich bereits engagiert, potentielle Kapazitäten für zusätzliches Bürgerschaftliches Engagement vor. Die Frage, ob sich Vorarlbergerinnen und Vorarlberger mit BE vorstellen können, eine zusätzliche ehrenamtliche Tätigkeit zu übernehmen, beantworteten 18,3% mit ja. 67 Die Bereitschaft zu einem verstärkten Engagement jener, die sich bereits engagieren, ist keine Frage von Beruf, Bildung, Einkommen, Geschlecht, religiöser Verbundenheit, Gesundheitszustand, ob jemand in Österreich geboren ist oder welchen Zeitumfang das BE im Privatbereich hat: Entsprechende Analysen mittels M-W-U- oder Chi 2 -Test waren nicht signifikant. Die Bereitschaft zu einem verstärkten Engagement jener, die sich bereits engagieren, ist abhängig vom Zeitumfang im zeitaufwendigsten Engagement: Diesen Zusammenhang konnte ein M-W-U- Test nachweisen. 68 Vorarlbergerinnen und Vorarlberger, die kein weiteres BE übernehmen würden, haben einen Median von vier Stunden im zeitaufwendigsten Engagement. Demgegenüber weisen jene, die ein weiteres BE übernehmen würden, hier einen geringeren Median von zwei Stunden vor. 69 In der Gruppe, die sich eher in geringerem Ausmaß bürgerschaftlich engagiert, ist daher ein brachliegendes Potential zu erkennen. Die generelle Bedeutung des Zeitfaktors wird durch die folgende Analyse unterstrichen, denn: Der wesentliche Grund, kein Bürgerschaftliches Engagement auszuüben, liegt in der dafür aufzuwendenden Zeit: 56,6% der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger sehen die fehlende Zeit dafür als bedeutendstes Hindernis für BE an. Andere Aspekte werden dagegen seltener genannt: Sich nicht geeignet zu fühlen oder zu alt zu sein (je 18,3%), keine Versicherung zu haben (9,6%), sich das BE finanziell nicht leisten zu können (7,3%) oder Arbeit und Ärger damit zu haben (6,9%). Bürgerinnen und Bürger in alternativen gemeinschaftlichen Lebensformen weisen ein höheres Potential für Bürgerschaftliches Engagement vor als alleinstehende oder in Partnerschaft befindliche Bürgerinnen und Bürger: 70 64% derjenigen, die in Wohngemeinschaften, anderen Familienver- 67 Konservative Berechnung: Fehlende Werte werden als nein gewertet. 68 Die Zeitumfänge sind nicht annähernd normalverteilt, weshalb der M-W-U-Test eingesetzt wurde. Beim zeitaufwändigsten Ehrenamt ergibt sich ein hochsignifikanter Unterschied im Auslastungsniveau der beiden Vergleichsgruppen (Signifikanzkoeffizient = 0,003), beim privaten Engagement jedoch nicht (Signifikanzkoeffizient = 0,35) und ebenso nicht beim Gesamtaufwand des BE (Signifikanzkoeffizient = 0,14). 69 Der Median teilt die Stichprobe in zwei Hälften, d.h. je 50% liegen über und unter diesem Wert. 70 Weil ein einfacher Chi 2 -Test zu viele Datenausfälle der erwarteten Werte vorwies, wurde die Lebensform neu kodiert: 1 = Alleinerziehende mit und ohne Kinder / 2 = Paare mit und ohne Kinder / 3 = anderer Familienverband + Wohngemeinschaft + andere Lebensform. 48

49 bänden oder anderen Lebensformen leben, beantworten die Frage, ob sie sich vorstellen können, mehr ehrenamtliche Tätigkeiten zu übernehmen, mit ja. Bei den Paaren (mit Kindern oder ohne) sind dies 31% und bei den alleine Lebenden (mit Kindern oder ohne) 9,4%. 71 Obwohl etwa die Hälfte an fehlenden Werten zu verzeichnen ist, deutet dieses Verhältnis auf ein brachliegendes Potential hin. Menschen mit vermutlich alternativ-gemeinschaftlichen Lebensformen (hierunter kann auch die Großfamilie fallen, aber ebenso die klassische WG) könnten ihr Engagement vermehrt in allgemeines BE einfließen lassen. Jüngere Vorarlbergerinnen und Vorarlberger zwischen 15 und 29 Jahren haben ein höheres Potential für Bürgerschaftliches Engagement als 30- bis 59jährige und Über-60jährige: Ein Chi 2 -Test weist den signifikanten Unterschied nach: 72 Über die Hälfte der Jüngeren (51,7%) kann sich vorstellen, mehr ehrenamtliche Tätigkeiten zu übernehmen. Bei der mittleren Altersgruppe sind dies 36,8% und bei der älteren nur noch 15,4%. Da sich die Gruppen in ihrem tatsächlichen Stundenausmaß nicht unterscheiden, findet sich im Bereich der Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein Potential, das ebenfalls gefördert werden kann. 5.3 Sozialkapital in Vorarlberg Index und Dimensionen des Sozialkapitals Für alle Darstellungen gilt stets: Je näher der zwischen null und hundert Prozent liegende Mittelwert an 100% liegt, desto stärker ist der Bereich positiv ausgeprägt. Das betrifft auch negative Aspekte wie Angst und Geringschätzung, denn diese Daten wurden für die Analyse ins Positive gepolt. Index zum Vorarlberger Sozialkapital Gemessen am Gesamtindex aller 14 Dimensionen liegt das Sozialkapital in Vorarlberg im gelben d.h. durchschnittlichen Bereich. Der Index erstreckt sich von 35,5% bis 81,6%. Sein Mittelwert von 62,13% und das Konfidenzintervall sowie die überproportionale Häufung in einigen höheren Prozentwerten (gemessen an der Normalverteilungskurve) deuten allerdings an, dass ein Trend zur überdurchschnittlichen Ausprägung besteht. 73 Der wahre Mittelwert des Vorarlberger Sozialkapital-Index liegt für die Vorarlberger Bevölkerung im Januar 2010 mit 95prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen 61,16% und 63,08%. Abb. 3: Gesamtindex Sozialkapital in Vorarlberg Chi 2 = 9,45, Signifikanzniveau = 0, Chi 2 = 7,94, Signifikanzniveau = 0, Der Gesamtindex zum Sozialkapital wurde durch das arithmetische Mittel der 14 einzelnen Dimensionswerte gebildet. 49

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