Voruntersuchung der Biotope, Pflanzen- und Tierwelt
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- Meike Böhme
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1 Voruntersuchung der Biotope, Pflanzen- und Tierwelt im geplanten Stadtentwicklungsgebiet Ru-W-01: Trier-Ruwer, "Zentenbüsch" Auftraggeber Stadt Trier Augustinerhof, Trier Auftragnehmer Bergstraße 16, D Mertesdorf Tel.: 0049 (0) Fax: 0049 (0) Bearbeitung Dipl.-Ing. Patrick Jaskowski Mertesdorf, Oktober 2013
2 Methode Anfang Oktober 2013 wurde das geplante Entwicklungsgebiet vollständig abgegangen, um die ökologischen Strukturen in Augenschein zu nehmen. Dabei wurde das Augenmerk in erster Linie auf wertgebende Merkmale innerhalb der Biotopausstattung gerichtet. Bei dieser Voruntersuchung soll eine Einschätzung über das floristische und faunistische Potenzial vorgenommen werden. Die Kurzeinschätzung ersetzt keineswegs eine regelrechte faunistische und floristische Kartierung, kann aber bereits vorab konkretisierende Hinweise zur anzunehmenden artenschutzbezogenen Raumempfindlichkeit geben. Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebietes 1
3 Ergebnisse Biotopausstattung Folgende Biotoptypen sind im Gebiet in unterschiedlichen Anteilen vorhanden: Streuobst, Hecken, Gebüsche, Einzelbäume, Äcker, Wiesen, Wiesenbrachen, Weiden. Knapp 10 ha sind als Schutz zur Erhaltung von Lebensgemeinschaften im Biotopkataster des Landes ausgewiesen. 1. Streuobst 1.1.Streuobstwiesen Der geringste Anteil, der Streuobstbestände, wenn überhaupt, wird in der Unternutzung als Wiese bewirtschaftet 1.2. Streuobstweiden Ein Teil der Streuobstbestände wird von einem Wanderschäfer als Weide genutzt Streuobstbrachen Der überwiegende Teil der Streuobstbestände ist brach. Die Bestände sind in einem ungepflegten Zustand, stark mit Misteln befallen oder derart verbuscht, dass der Übergang zum Gebüsch oder zur Feldholzinsel gegeben ist. Bei aufgegebenen Streuobstbeständen handelt es sich oft um sehr artenreiche Biotoptypen, mit einem vielfältigen Nebeneinander verschiedener Lebensräume Eingriffsminimierung, Ausgleichbarkeit Im Falle der Flächenverfügbarkeit sind die bestehenden Bestände unmittelbar im Osten durch dauerhafte Pflege und extensiver Bewirtschaftung sowie einer Ergänzungspflanzung mit hochstämmigen Obstbäumen alter, geeigneter Sorten aufzuwerten. Wo möglich, sind bestehende Bäume innerhalb der Bebauung zu erhalten Zusammenfassende Bewertung Streuobst Streuobstbestände stehen in RLP auf der Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen. Im Untersuchungsgebiet konzentriert sich das Vorkommen auf der südwestlichen Hälfte und macht etwa ein Drittel der Fläche aus. Insgesamt befindet sich das Streuobst im Bereich Zentenbüsch in einem eher schlechten Erhaltungszustand, die Lebensdauer ist bei unterlassener Pflege begrenzt. Aufgrund zahlreicher hochstämmiger Bäume mit starkem Baumholz, 2
4 die zum Teil auch abgängig sind, und das Vorhandensein von Totholz, sind entsprechende Nischen vorhanden, in denen Vögel und Fledermäuse ihre Nistbzw. Lebensstätten haben können. Potenziell mögliche Arten von besonderer Planungsrelevanz: Großer Abendsegler (Nyctalus noctula), Kleiner Abendsegler (Nyctalus leisleri), Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii), Mausohr (Myotis myotis), Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus), Grünspecht ( Picus viridis). Abb. 2: Ein großer Teil des Streuobstes befindet sich in einem schlechten Erhaltungszustand 3
5 Abb. 3: dennoch sind zahlreiche Baumhöhlen vorhanden 2. Hecken und Gebüsche Hecken und Gebüsche haben sich besonders dort entwickelt, wo die Nutzungsaufgabe der Obstbäume eine Sukzession in Gang gesetzt hat. Dies ist besonders im südlichen Teil der Fall. So haben sich zum Teil ausgedehnte Gebüsche mittlerer Standorte entwickelt, die von Schlehe, Weißdorn und Hundsrose gekennzeichnet sind Eingriffsminimierung, Ausgleichbarkeit Die bestehenden Hecken eignen sich kaum zur Integrierung in ein geplantes Wohngebiet. Zur Begrenzung können Hecken mit einheimischen und beerentragen Arten jedoch ersatzweise angepflanzt und gepflegt werden. Sie können die ökologische Funktion teilweise ersetzen und als Nahrungsreservoir für überwinternde Vogelarten dienen. Als Ersatzlebensraum für die Würgerarten werden sie aber nicht geeignet sein, da die Störungen zu gravierend wären. Eine Ausgleichbarkeit in unmittelbarer Nähe erscheint schwierig. Denkbar wären Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen in den Streuobstbrachen im Hang zur Mosel zwischen Ruwer und Kenn. 4
6 2.2. Zusammenfassende Bewertung Hecken und Gebüsche konzentrieren sich im südlichen Teil des Gebietes. In Verbindung mit den Streuobstbrachen können sie für bestimmte Vogelarten, die besonders planungsrelevant sind, von besonderer Bedeutung sein. Es ist damit zu rechnen, dass der Neuntöter (Lanius collurio) im Gebiet brütet. Der Raubwürger (Lanius excubitor) wird zumindest als Durchzügler das Gebiet nutzen. Abb. 4: Hecken und Gebüsche sind potenzielle Lebensräume für den Neuntöter. 3. Einzelbäume Bei den Einzelbäumen handelt es sich überwiegend um einzelne, hochstämmige Obstbäume, die wie Streuobst (s. o.) zu behandeln sind. Einzelne, gesunde, markante und alte Bäume kann man eventuell in die Bebauung integrieren. 4. Äcker Fast die Hälfte des Gebietes wird von eher intensiv bewirtschaftetem Ackerbau geprägt. Säume und Raine, die besonders für eine reiche Feldvogelfauna von Bedeutung sind, fehlen weitgehend. Lediglich in den Grenzbereichen zu den Hecken, Gebüschen und Streuobstbeständen könnten sich die entsprechenden Arten etabliert haben. 5
7 4.1. Eingriffsminimierung, Ausgleichbarkeit Der Verlust an Ackerland und von an ihm angepassten Pflanzen und Tierarten wird im Falle einer Bebauung nur schwer auszugleichen sein. Aus Sicht des Naturschutzes wäre eine Extensivierung des Ackerbaus an anderer Stelle denkbar, ebenso die langfristige Anlage von Ackerrandstreifen und Lerchenfenstern Bewertung Da im Gebiet über die Biotopkartierung magere Standorte vorkommen, ist mit einer schützenswerten Ackerwildkrautbegleitflora zu rechnen, sofern die betreffenden Arten sich halten konnten. Im Offenland selbst ist mit dem Vorkommen der Feldlerche (Alauda arvensis) zu rechnen, die eine stabile Population haben könnte. In den Randbereichen sind Vorkommen von Rebhuhn (Perdix perdix) und Wachtel (Cotournix cotournix) möglich, durch die inselartige Lage aber nicht unbedingt wahrscheinlich. Hinzu kommt die starke Frequentierung durch (Hunde-) Spaziergänger, die jede Menge Unruhe hervorrufen. Das gleiche gilt für das Gebiet als Rastplatz für durchziehende Vögel, insbesondere Kiebitze (Vanellus vanellus) und weitere Limikolen. Für Kleinvögel wird das Ackergelände aber eine gewisse Bedeutung haben, da sie gerne auf ihrem Weg in die Überwinterungsgebiete Äcker für einenzwischenstopp zu Nahrungssuche nutzen. 5. Wiesen, Weiden und deren Brachen Reine Wiesen und Weiden ohne Streuobst sind ebenfalls im Gebiet vorhanden. Im Nordwesten wird ein Teil mit Pferden beweidet, andere Bereiche werden gemäht. Kleinräumig sind auch magere Standorte vorhanden, die einen FFH- Lebensraumtyp 6510, extensive Mähwiesen der planaren bis submontanen Stufe vermuten lassen Bewertung, Ausgleichbarkeit Im Übergang zum Acker im Norden sind ähnliche Bedingungen und Arten zu erwarten. Auch die Ausgleichbarkeit wird in unmittelbarer Nähe kaum möglich sein. Eine Extensivierung der Grünlandnutzung an anderer Stelle kommt hier nur in Frage. 6
8 Abb. 5: Eine kleinräumig vielfältige Struktur und unterschiedliche Nutzungsintensität lässt eine hohe Artenvielfalt erwarten Abschließende Gesamtbewertung Insgesamt ist das Gebiet vor allem im südlichen Teil reich strukturiert und lässt aufgrund vorhandener Grenzlinieneffekte eine hohe Biodiversität erwarten. Die Streuobstbestände liegen fast komplett brach. Auch wenn dieser Biotoptyp naturschutzfachlich von besonderer Bedeutung ist, kann der Artenreichtum aufgrund des Zusammenbruchs der betreffenden Bestände begrenzt sein. Je nach Intensität der Ackerbewirtschaftung muss mit einer entsprechenden Feldflora und fauna gerechnet werden. Daher sind im Falle einer Bebauung des Gebietes aus naturschutzfachlicher Sicht in erster Linie folgende Bestände flächendeckend zu untersuchen: Biotoptypen mit wertgebender Flora, Fledermäuse, Vögel. 7
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