2 Zur Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt in Nordrhein-Westfalen
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- Hella Berg
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1 16 Dr. Günter Walden Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn STELLUNGNAHME 16/1703 Die Präsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen: A01 Fachkräfte- und Auszubildendenbedarf in Nordrhein-Westfalen sichern Ausbildungs- und Jobperspektiven für Jugendliche aus südeuropäischen Ländern schaffen Antrag der FDP Drucksache 16/3449 Öffentliche Anhörung des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales am 23. Mai 2014: Stellungnahme 1 Vorbemerkung Aufgrund der unterschiedlichen Rahmenbedingungen auf den Ausbildungs- und Arbeitsmärkten sollte bei der Diskussion um Zuwanderung immer deutlich zwischen einem Bedarf an Auszubildenden und an Fachkräften unterschieden werden. Im Folgenden wird zunächst die Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt in Nordrhein-Westfalen skizziert, anschließend erfolgt (für ganz Deutschland) eine Einschätzung des aktuellen Fachkräftebedarfs und der zukünftigen Bedarfsentwicklung. Auf der Grundlage der zu diesen Aspekten vorliegenden Befunde wird schließlich auf Möglichkeiten der Zuwanderung eingegangen. 2 Zur Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt in Nordrhein-Westfalen Die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge sind in Nordrhein-Westfalen seit 2011 um 5,2 % zurückgegangen und betrugen 2013 rund (vgl. Tabelle 1). Gleichzeitig ist die Zahl der unbesetzten Berufsausbildungsstellen deutlich gestiegen. Seit 2009 ist die Zahl der unbesetzten Plätze um fast 140 % gewachsen und betrug Diese Zahlen signalisieren, dass es für Betriebe deutlich schwieriger geworden ist, angebotene Ausbildungsplätze zu besetzen. Die Entwicklung in Nordrhein-Westfalen verläuft dabei ähnlich wie im Bundesgebiet insgesamt. Aus einer für das Jahr 2010 durchgeführten Befragung von Betrieben im Rahmen des BIBB- Qualifizierungspanels ergab sich, dass rund jeder dritte Betrieb angebotene Ausbildungsstellen zumindest teilweise nicht besetzen konnte (Troltsch, Gerhards, Mohr 2012). Tabelle 1 Eckwerte zum Ausbildungsmarkt in NRW neu abgeschlossene Ausbildungsvert räge (BIBB- Erhebung) unbesetzte Berufsausbildun gsstellen (BA) Bewerber, die darunter: ohne Ende September Alternative noch weiter ("Unversorgte") suchten (BA) % Anteil unbesetzter Stellen am betrieblichen Ausbildungsplat zangebot % Anteil noch weiter Suchender an der Ausbildungsplat znachfrage ,4 16, ,8 14, ,5 14, ,3 15, ,9 17,0 Quelle: Ulrich, u.a / BIBB-Erhebung zum ; Ausbildungsmarktstatistik der BA / Werte, die im Zusammenhang mit der BIBB- Erhebung zum 30. September stehen, wurden aufgrund von Bestimmungen des Datenschutzes auf ein Vielfaches von 3 gerundet. 1
2 Neben einer gestiegenen Anzahl unbesetzter Ausbildungsplätze gibt es allerdings immer noch eine hohe Zahl von ausbildungsinteressierten Jugendlichen, die bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz erfolglos bleiben. Die Zahl der sogenannten Unversorgten, also derjenigen Personen, die weder in einen Ausbildungsplatz noch in eine Alternative (z. B. schulische Ausbildung) vermittelt werden konnten, ist 2013 um fast 50 % auf rund gestiegen. Die Zahl aller noch eine Lehrstelle suchenden Personen betrug in Nordrhein-Westfalen sogar rund Festzustellen ist also, dass der Ausbildungsmarkt (in Nordrhein-Westfalen wie in Deutschland insgesamt) gleichzeitig geprägt ist von Besetzungsproblemen der Betriebe als auch von Versorgungsproblemen der Jugendlichen. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (Matthes u.a. 2014) spricht in diesem Zusammenhang von einer Zeit zunehmender Passungsprobleme auf dem Ausbildungsstellenmarkt. Es gibt also keinen globalen Mangel an Auszubildenden, sondern häufig stimmen die Wünsche der Jugendlichen nicht mit den Angeboten der Betriebe überein. Berufe, bei denen bundesweit eher Besetzungsprobleme für die Betriebe vorliegen, sind insbesondere (vgl. Matthes u.a. 2014): - Restaurantfachmann/-frau - Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk - Fleischer/-in - Klempner/-in - Bäcker/-in - Fachmann/-frau für Systemgastronomie - Koch/Köchin - Gebäudereiniger/-in - Hörgeräteakustiker/-In Beispiele für Berufe, bei denen die Versorgungsprobleme für Jugendliche besonders virulent sind, sind: - Raumausstatter/-in - Florist/-in - Bürokaufmann/-frau - Biologielaborant/-in - Sport- und Fitnesskaufmann/-frau - Veranstaltungskaufmann/-frau - Mediengestalter/-in Digital und Print - Fotograf/-in - Mediengestalter/-in Bild und Ton - Gestalter/-in für visuelles Marketing - Tierpfleger/-in Hohe Anteile unbesetzter Ausbildungsstellen an unversorgten Bewerbern in der BA-Statistik gibt es in NRW u.a. in der Gastronomie (10,09 unbesetzte Stellen je unversorgte Bewerber), im Verkauf von Lebensmitteln (12,25), in der Reinigung (8) (BA-Ausbildungsmarkt in Zahlen NRW zum ). Für Berufe mit Besetzungsproblemen zeigen sich dabei häufig eine Reihe von Auffälligkeiten. Dies kann beispielhaft an der Gastronomie festgemacht werden. So gibt es für den Beruf Restaurantfachmann/-frau mit 52,1 % und den Beruf Koch/Köchin mit 47,0 % besonders hohe Vertragslösungsquoten. Dies bedeutet, dass nicht nur die Attraktivität der betreffenden Berufe für die Jugendlichen grundsätzlich eher gering ist, sondern auch diejenigen, die zunächst in die betreffenden Berufe einmünden, häufig ihre Ausbildung nicht zu einem erfolgreichen Abschluss bringen können. Die geringere Attraktivität von Berufen in der Gastronomie zeigt sich z. B. in unterhalb des Durchschnitts gezahlten Ausbildungsvergütungen, an höheren Arbeitszeiten für 2
3 Auszubildende und auch an ungünstigen beruflichen Perspektiven. So hatte 2010 nicht einmal jeder fünfte der im Gastgewerbe Tätigen auch einen Gastronomieberuf erlernt. Der Anteil der Ungelernten unter den Branchenfremden war mit 27,6 % bezogen auf alle Beschäftigten dabei relativ hoch (Bott u.a.2014). Die Entlohnung in der Gastronomiebranche liegt unterhalb des Durchschnitts in Deutschland. Im Jahr 2010 betrug so das monatliche Bruttoarbeitsentgelt (Median) nach der Entgeltstatistik der BA im Gastgewerbe gegenüber in der Gesamtwirtschaft. Die vorhandenen Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt in Deutschland und in NRW stellen die Berufsbildungspolitik vor große Herausforderungen. Dabei muss es sowohl um eine Reduzierung der Besetzungsprobleme von Betrieben als auch der Versorgungsprobleme von Jugendlichen gehen. Eine Reduzierung von Passungsproblemen, also eine Annäherung der beiden Marktseiten, könnte durch eine breite Palette öffentlicher Maßnahmen unterstützt werden. Hierbei geht es um eine Unterstützung des Informations- und Auswahlverhaltens von Betrieben und Bewerbern, aber auch um die Erschließung neuer Ausbildungsplätze von Betrieben und die Erschließung neuer Gruppen von Jugendlichen für eine Ausbildung (Matthes u.a. 2014). Die Gewinnung ausländischer Jugendlicher kann hier ein Element sein, Besetzungsprobleme der Betriebe zu vermindern. Allerdings sollten solche Maßnahmen im Kontext der Gesamtsituation auf dem Ausbildungsstellenmarkt betrachtet werden. Denn noch gibt es zwar genug deutsche Jugendliche, die sich grundsätzlich für eine betriebliche Ausbildung interessieren, allerdings gelten viele Berufe mit Besetzungsschwierigkeiten als unattraktiv. Zum Abbau struktureller Probleme in den betreffenden Berufen und Branchen wäre deshalb in erster Linie darüber nachzudenken, wie die Ausbildung selbst und die spätere Beschäftigung attraktiver gemacht werden könnten. Die Anwerbung ausländischer Jugendlicher kann eine sinnvolle Maßnahme sein, dürfte als alleiniges Mittel zur Lösung der strukturellen Probleme aber ungeeignet sein. Dies gilt auch dann, wenn berücksichtigt wird, dass sich die Nachwuchsprobleme für die Betriebe in NRW noch verstärken werden, da die Zahl der Schulabgänger und Schulabgängerinnen aus allgemein bildenden in Zukunft noch sinken wird (vgl. Tabelle 2). Tabelle 2 Abgänger/-innen aus allgemein bildenden Schulen in Deutschland und in NRW Deutschland Insgesamt Davon Nichtstudienberechtigte NRW Insgesamt Davon Nichtstudienberechtigte Quelle: Statistisches Bundesamt, KMK, Berechnungen des BIBB Stand: Aktueller Fachkräftebedarf und zukünftige Entwicklung Für Deutschland wie auch für NRW kann gegenwärtig von einem globalen Fachkräftemangel noch nicht die Rede sein. Allerdings gibt es bereits eine Reihe von Berufen, bei denen es zu Engpässen kommt. Betrachtet man die Vakanzzeiten der offenen Stellen, so sind es vor allem fertigungstechnische Berufe, Sicherheitsberufe, IT- und naturwissenschaftl. Dienstleistungsberufe, Medizinische und nicht-mediz. Gesundheitsberufe, Fertigungsberufe und Bau- und Ausbauberufe, die überdurchschnittliche Vakanzzeiten aufweisen (Quelle: Der Durchschnitt 3
4 in Mio. der Vakanzzeiten lag im April 2014 bei 81 Tagen. Neben Ärzten (163 Tage) und Fahrzeugführern im Eisenbahnverkehr (145 Tage) gab es hohe Werte für Berufe im Bereich technische Forschung und Entwicklung (139 Tage), Altenpflege (139 Tage) Softwareentwicklung (125 Tage) usw. Berücksichtigt man zusätzlich die Anzahl der gemeldeten Stellen, so werden vor allem Altenpfleger (23.000), Gesundheits-, Krankenpflege, Rettungsdienst mit (116 Tage), Klempnerei, Sanitär, Heizung mit Stellen (115 Tage) und Energietechnik mit Stellen (115 Tage) gesucht. Zur zukünftigen Entwicklung der Entwicklung des Arbeitskräfteangebots und des Bedarfs in Deutschland sind von BIBB und IAB Projektionen bis zum Jahr 2030 differenziert nach Qualifikationsgruppen und Berufsfeldern durchgeführt worden (vgl. Abbildung). Abbildung Arbeitsmarktprojektion (BIBB-IAB Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen) nach Qualifikationen mit beruflichem Abschluss Tertiärer Bereich: Meister, Techniker, Hochschule 5 ohne abgeschlossene Berufsbildung 0 Gestrichelte blaue Linie: Arbeitskräfteangebot Durchgezogene Orangene Linie: Arbeitskräftebedarf Quelle: Maier, Tobias u.a Insbesondere im mittleren Qualifikationsbereich ist keine Deckung des Qualifikationsbedarfs zu erwarten. Akademiker werden langfristig vom Arbeitsmarkt qualifikationsadäquat nicht vollständig absorbiert. Des Weiteren wird es einen konstanten Überhang an formal nicht Qualifizierten geben. 4
5 Auf der Angebotsseite wird sich die bereits im Jahre 2010 abzeichnende Bildungsexpansion weiter fortsetzen. So werden zwischen den Jahren 2012 und 2030 rund 17,4 Mio. Personen den Arbeitsmarkt verlassen. Davon haben rund 60 Prozent (10,5 Mio.) eine abgeschlossene Berufsausbildung und ca. 18 Prozent (3,1 Mio.) einen akademischen Abschluss. Das im selben Zeitraum hinzuströmende Neuangebot auf den Arbeitsmarkt ist um ca. 1,9 Mio. geringer und kann somit zahlenmäßig die aus dem Erwerbsleben ausscheidenden Personen nicht ersetzen. Auch in der Qualifikationsstruktur lassen sich Veränderungen erkennen. Rund 30 Prozent des Neuangebotes verfügt über einen akademischen Abschluss (4,7 Mio.) und rund 49 Prozent (7,5 Mio.) haben eine abgeschlossene Berufsausbildung. Während immer mehr akademisch ausgebildete Personen in das Erwerbsleben eintreten als ausscheiden, verringert sich die Zahl an Erwerbspersonen in den anderen Qualifikationsstufen. So werden 2030 nur 52,4 Prozent eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen können waren dies noch 57,1 Prozent. Bei einer Betrachtung von Berufsfeldern ist mit Engpässen vor allem im Bereich von Gesundheits-, Sozial- und Körperpflegeberufen, Gastronomie und Verkehrs-, Lager-Transport-, Sicherheitsberufen zu rechnen. Auch in be- und verarbeitenden Berufen sind Engpässe zu erwarten, da dort langfristig das qualifizierte Personal nicht ausreichend nachwächst. Zur zukünftigen Entwicklung des Fachkräftebedarfs ist insgesamt festzustellen, dass sich die Rekrutierungsprobleme für Betriebe längerfristig verstärken werden. Bestimmte Berufsfelder werden von diesen Deckungsproblemen besonders betroffen sein. 3 Zuwanderung als Mittel zur Deckung von Fachkräfte und Auszubildendenbedarf Bundesweit haben von den rund 82 Mio. Menschen in Deutschland rund 11 Mio. Menschen (13,4 %) eine eigene Migrationserfahrung. Zuzugsländer von Menschen mit eigener Migrationserfahrung sind neben den EU-Staaten vor allem die Türkei, die Russische Föderation bzw. die Gebiete der ehemaligen Sowjetunion sowie Asien. In NRW haben von den hier lebenden 17,8 Mio. Menschen rund 4,3 Mio. Menschen (24,2 %) eine eigene Migrationserfahrung. Von den rund 11,7 Mio. Personen im erwerbsfähigen Alter haben diese Erfahrung rund 3 Mio. Personen (25,6 %). Personen mit eigenem Migrationshintergrund machen rund 70 % derjenigen aus, die keinen allgemeinbildenden Schulabschluss haben und 47 % derjenigen, die keinerlei beruflichen Abschluss vorweisen können (insgesamt 3 Mio. Personen im erwerbsfähigen Alter in NRW, davon 1,4 Mio. mit eigenem Migrationshintergrund). 1 Dies macht deutlich, dass es für die Personengruppe der in Deutschland lebenden Migranten erheblichen Handlungsbedarf zur Integration in berufliche Bildung und Arbeitsmarkt gibt. Hatte Deutschland in den Jahren 2008 und 2009 noch mehr Fortzüge als Zuzüge zu verzeichnen, wurden seit 2010 stetig steigende Wanderungsüberschüsse erzielt (siehe Tabelle 3). Im Jahr 2012 waren es 370 Tausend Personen. 1 Quelle: Thematisch/Bevoelkerung/MigrationIntegration/ Bevoelkerung Migrationsstatus pdf? blob=publicationfile 5
6 Tabelle 3: Zuzüge und Fortzüge aus und nach dem Ausland Jahr Zuzüge aus dem Ausland Fortzüge nach dem Ausland Wanderungssaldo Quelle: Wanderungsstatistik des Statistischen Bundesamtes zum Das BMAS hat das Sonderprogramm Förderung der beruflichen Mobilität von ausbildungsinteressierten Jugendlichen und arbeitslosen jungen Fachkräften aus Europa (MobiPro-EU) mit einem Fördervolumen von 139 Millionen EURO ( ) aufgelegt, mit dem seit Anfang 2013 junge Menschen aus EU-Staaten für vakante Ausbildungs- und Fachkraftarbeitsplätze in Deutschland gewonnen werden. Mit der Durchführung des Sonderprogramms hat das BMAS die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der BA beauftragt. Das Programm unterstützt neben jungen Fachkräften auch Jugendliche und junge Erwachsene, die mindestens 18 und bis zu 35 Jahre alt sind, die über eine abgeschlossene Schulausbildung, aber noch nicht über eine abgeschlossene betriebliche Berufsausbildung verfügen und die in Deutschland eine betriebliche Berufsausbildung aufnehmen wollen. Im Rahmen des Sonderprogramms werden der Deutschspracherwerb im Heimatland und praktikums- bzw. ausbildungsbegleitend in Deutschland sowie Mobilitätshilfen, Hilfen zum Lebensunterhalt und sozialund berufspädagogische Unterstützung gefördert. Die Richtlinie und der Förderkatalog wurden zum 1. November 2013 novelliert und an die Bedarfe angepasst. Seit dem 8. April werden keine Anträge mehr für 2014 angenommen, da die finanziellen Mittel von 48 Millionen Euro für das laufende Jahr bereits gebunden sind: Bis Ende März 2014 haben bereits fast junge Menschen aus der Europäischen Union eine Förderung aus dem Sonderprogramm beantragt. Das sind sehr viel mehr, als zu erwarten war. Obwohl die Bundesregierung für das Sonderprogramm fast dreimal so viel Geld zur Verfügung gestellt hat, wie ursprünglich geplant, und die Programmlaufzeit bis 2018 verlängert wurde, können nicht alle Antragstellerinnen und Antragsteller gefördert werden. (vgl. Die skizzierte Bedeutung der Zuwanderung in Deutschland und die aktive Förderung der Zuwanderung durch die Bundesregierung, machen deutlich, dass Zuwanderung als wichtiges Instrument zur Deckung des Bedarfs an Fachkräften und an Auszubildenden gesehen wird. Aus den Projektionen zur langfristigen Entwicklung des Fachkräftebedarfs lässt sich zwingend ableiten, dass Deutschland in erheblichem Maße auf eine weitere Förderung qualifizierter Zuwanderung 6
7 angewiesen sein wird, wenn Wohlstandsverluste vermieden werden sollen. Insofern wäre eine Unterstützung entsprechender Aktivitäten auch durch das Land NRW sinnvoll. Bezogen auf den Ausbildungsmarkt darf hierbei allerdings nicht außeracht gelassen werden, dass dieser von Passungsproblemen geprägt ist, denen auch strukturelle Probleme in Berufen und Branchen zugrunde liegen. Diese können nicht allein durch Zuwanderung gelöst werden. Bei der Begleitung von ausländischen Auszubildenden ist zudem für entsprechende Unterstützungsstrukturen während der Ausbildung zu sorgen. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass sich die Erwartungen der jungen Leute häufiger nicht erfüllen und die Ausbildung in Deutschland nicht erfolgreich zu Ende geführt wurde. Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Ausbildung dürfte dabei die gründliche Beherrschung der deutschen Sprache sein. Bei der Anwerbung ausländischer Jugendlicher für eine Ausbildung in Deutschland wäre zudem hinsichtlich der Auswahl von Ausbildungsberufen zu thematisieren, ob mit der Maßnahme primär ein Beitrag zur Senkung der Jugendarbeitslosigkeit im betreffenden Land oder Fachkräftenachwuchs längerfristig in Deutschland gedeckt werden soll. So dürften die mittelfristigen Beschäftigungs- und Karriereperspektiven in einzelnen Berufen in Deutschland und in anderen Ländern nicht immer identisch sein. Literatur Bott, Peter u.a.; Qualifikationsstruktur und Erwerbstätigkeit im Gastgewerbe. Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn 2014 Bundesagentur für Arbeit: BA-Ausbildungsmarkt in Zahlen NRW zum Maier, Tobias; Zika, Gerd; Wolter, Marc Ingo; Kalinowski, Michael; Helmrich, Robert: Engpässe im mittleren Qualifikationsbereich trotz erhöhter Zuwanderung, Bundesinstitut für Berufsbildung, BIBB Report 23/14 Matthes, Stephanie; Ulrich, Joachim Gerd; Krekel, Elisabeth M.; Walden, Günter: Wenn Angebot und Nachfrage immer seltener zusammenfinden. Wachsende Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt: Analysen und Lösungsansätze. Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn 2014 Troltsch, Klaus; Gerhards, Christian; Mohr, Sabine: Vom Regen in die Traufe? Unbesetzte Ausbildungsstellen als künftige Herausforderung des Ausbildungsstellenmarktes. Bundesinstitut für Berufsbildung, BIBB Report 19/12 7
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