Topologie und Differentialrechnung mehrerer Veränderlicher, SS 2009 Modulprüfung/Abschlussklausur. Aufgabe Punkte
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- Ernst Böhm
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1 Universität München 22. Juli 29 Topologie und Differentialrechnung mehrerer Veränderlicher, SS 29 Modulprüfung/Abschlussklausur Name: Aufgabe Punkte Gesamtpunktzahl: Gesamturteil: Schreiben Sie unbedingt auf jedes Blatt Ihren Namen und lösen Sie jede Aufgabe nur auf dem dafür vorgesehenen Blatt. Sollte Ihnen der Platz nicht reichen, fügen Sie an der entsprechenden Stelle ein zusätzliches Blatt mit Ihrem Namen ein. Arbeitszeit: 9 Minuten. Hilfsmittel sind nicht erlaubt. Alle Antworten sind sorgfältig zu begründen. Viel Erfolg!
2 Name: ( ) Aufgabe Wir betrachten die zweimal stetig differenzierbare Funktion f : R 2 R, (x, y) x 2 + 2xy y 2 +. a) Bestimmen Sie die kritischen Punkte von f. b) Berechnen Sie die Hesse-Matrix von f im Punkt (, ) und geben Sie die Taylorentwicklung von f im Punkt (, ) bis zu den Gliedern zweiter Ordnung an. c) Zeigen Sie, dass f keine lokalen Extrema besitzt. d) Begründen Sie, warum die Einschränkung φ := f S : S R von f ihr Minimum und ihr Maximum annimmt. e) Berechnen Sie die Extremalstellen von φ (d.h. diejenigen Punkte auf S, an denen φ ihr Minimum oder ihr Maximum annimmt). Lösung: a) Die kritischen Punkte von f sind die Nullstellen des Gradienten von f. grad(f)(x, y) = (2x + 2y 2x 2y). Daher ist grad(f)(x, y) = äquivalent zu x = y =. Dies ist der einzige kritische Punkt von f. b) Die Hesse-Matrix von f bei (, ) ist H := ( 2 f (, ) x 2 (, ) 2 f x y 2 f x y (, ) 2 f y 2 (, ) ) = ( ). Die Taylorreihe von f bis zur Ordnung 2 ist f selbst, da f ein Polynom vom Grad 2 ist. (Insbesondere ist das Restglied gleich.) Hier kann man natürlich auch explizit rechnen. c) Weil H symmetrisch ist, ist H diagonalisierbar. Wegen det(h) = 8 ist kein Eigenwert und die beiden Eigenwerte λ, µ haben wegen det(h) = λµ verschiedene Vorzeichen. Also ist (, ) ein Sattelpunkt und insbesondere kein lokales Extremum. 2
3 d) S R 2 ist kompakt nach dem Satz von Heine-Borel: S ist beschränkt : Für alle (x, y) S gilt (x, y) S R 2 ist abgeschlossen, denn S = g () mit der stetigen Funktion g : R 2 R, g(x, y) := x 2 + y 2. Weiter ist f stetig. Stetige Funktionen auf kompakten Mengen (hier f auf S ) nehmen ihr Maximum und ihr Minimum an. e) Wir verwenden Lagrange-Multiplikatoren und lösen die Gleichung grad f = λ grad h, wobei h(x, y) := x 2 +y 2 die Nebenbedingung (x, y) S beschreibt. Wir erhalten (nach Division durch 2) das von λ abhängige lineare Gleichungssystem = x + y λx = x y λy Es hat nichttriviale Lösungen (x, y) (, ) (dies gilt wegen (x, y) S ) genau dann wenn ( ) λ det = λ 2 2 =. λ Also gilt λ = ± 2. Für diese λ ist der Lösungsraum des linearen Gleichungssystems mindestens eindimensional und wegen der Bedingung x = ( + λ)y, die aus der zweiten Gleichung folgt, genau eindimensional. Einsetzen in die Nebenbedingung liefert ( + λ) 2 y 2 + y 2 = also y = ± (+λ) 2 + = ± 4+2λ. Die Gleichung x = ( + λ)y legt dann auch den x-wert fest. Es gibt also insgesamt höchstens 4 Extremalstellen auf S (zwei für λ = + 2 und zwei für λ = 2), wobei je zwei durch Punktspiegelung an (, ) R 2 auseinander hervorgehen. Da f invariant unter dieser Punktspiegelung ist und in den Minimalstellen einen echt kleineren Wert annimmt als in den Maximalstellen (sonst wäre f S konstant. Dies ist aber nicht der Fall, denn f(, ) = 2 = f(, )), hat f mindestens vier Extremalstellen. Die oben berechneten vier Punkte sind also genau die Extremalstellen von f S. 3
4 Name: (+4+2+3) Aufgabe 2 a) Wir betrachten die stetig differenzierbare Funktion F : R 3 R 2, (x, y, z) (x 2 + y 2, y 2 + z 2 ). Berechnen Sie die Jacobimatrix DF (x, y, z) für (x, y, z) R 3. b) Formulieren Sie den Satz über implizite Funktionen. c) Zeigen Sie, dass (, ) ein singulärer (d.h. kein regulärer) Wert von F ist. d) Skizzieren Sie die Menge M := F (, ) R 3. Hinweis: M = M M 2, wobei M = {(x, y, z) x 2 + y 2 = } und M 2 = {(x, y, z) y 2 + z 2 = }. Lösung: a) Es gilt DF (x, y, z) = ( 2x 2y 2y 2z ). b) Seien U R k und U 2 R l offen und F : U U 2 R l, (x, y) F (x, y) stetig differenzierbar. Es gelte F (ˆx, ŷ) = und F F y (ˆx, ŷ)... y l (ˆx, ŷ) det. F l y (ˆx, ŷ).... F l y l (ˆx, ŷ). Dann gibt es offene Umgebungen V U von ˆx und V 2 U 2 von ŷ, sowie eine stetig differenzierbare Funktion g : V V 2 so dass g(ˆx) = ŷ und so dass für alle (x, y) V V 2 gilt: F (x, y) = genau dann, falls y = g(x). ( ) ( ) c) Wir haben F (,, ) = und Bild((DF )(,, )) = R. Insbesondere ist DF (,, ) : R 3 R 2 nicht surjektiv. Daher ist kein ( ) regulärer Wert von F. 4
5 d) Wir betrachten die Zylinderfläche {(x 2 + y 2 = )} R 3 und zeichnen in dieser Fläche zwei Ellipsen durch den Punkt (,, ), die zu den Zylinderachsen jeweils Winkel von 45 Grad bilden. Diese Ellipsen schneiden sich in den Punkten (, ±, ) im Winkel von 9 Grad und die Vereinigung dieser beiden Ellipsen ist die gesuchte Menge F (, ) = M M 2. Dies ist insbesondere keine Untermannigfaltigkeit im R 3. 5
6 Name: (5+2+3) Aufgabe 3 Es sei f : R R diejenige 2π-periodische Funktion, die für x [, 2π) durch f(x) := x gegeben ist. a) Wir betrachten die komplexe Fourierentwicklung c k e ikx von f. Berechnen Sie die Fourierkoeffizienten c k für k Z. k= b) Konvergiert diese Fourierreihe gleichmäßig gegen f? Begründen Sie Ihre Antwort. c) Zeigen Sie durch Auswerten der Vollständigkeitsrelation und mit Hilfe des Ergebnisses aus a) die Formel = π2. k 2 6 Lösung: k= a) Für k benutzt man partielle Integration: c k = xe ikx dx 2π Weiter gilt = 2π = i k. ( [ ] 2π x 2π ik e ikx ) ik e ikx dx c = 2π xdx = (2π)2 2π 2(2π) = π. b) Diese Fourierreihe konvergiert nicht gleichmäßig gegen f, denn die Partialsummen der Fourierreihe sind stetig, aber die Funktion f ist nicht stetig. c) Nach der Vollständigkeitsrelation gilt : f 2 2 = 2π 2π (f(x)) 2 dx = 6 k= c k 2
7 denn f ist Riemann-integrierbar. Also folgt Insgesamt erhält man (2π) 3 2π 3 k= = k=,k = π 2 + k= k 2 + c 2 2 k 2. k = ( ) 4π π2 = π2 6. 7
8 Name: (3+3+4) Aufgabe 4 a) Es sei X eine nichtleere Menge. Was versteht man unter einer Metrik auf X? b) Wir betrachten die Menge C der Kurven [, ] R n, wobei n N, n >, fest gewählt wurde. Man zeige, dass durch die Setzung d(φ, ψ) := eine Metrik d auf C definiert wird. φ(t) ψ(t) dt c) Wir betrachten nun die Teilmenge D C der differenzierbaren Kurven [, ] R n. Ist D bezüglich der Metrik d offen in C? Begründen Sie Ihre Antwort. Lösung: a) Eine Metrik auf X ist eine Abbildung d : X X R so dass für alle x, y, z X gilt d(x, y) = x = y d(x, y) = d(y, x) d(x, y) d(x, z) + d(z, y). b) Wenn ψ, φ stetig sind, so auch t φ(t) ψ(t). Seien φ, ψ, µ C. Nach den Eigenschaften des Riemann-Integrals folgt: Aus d(φ, ψ) = folgt φ(t) ψ(t) dt =. Da der Integrand stetig und nicht-negativ ist, kann dies nur gelten, falls φ(t) ψ(t) = für alle t gilt. Es folgt φ(t) = ψ(t) für alle t, also φ = ψ. Gilt umgekehrt φ = ψ, so ist φ(t) ψ(t) = für alle t, also d(φ, ψ) =. Symmetrie : d(φ, ψ) = φ(t) ψ(t) dt = ψ(t) φ(t) dt = d(ψ, φ). 8
9 Dreiecksungleichung: d(φ, ψ) = φ(t) µ(t) + µ(t) ψ(t) dt φ(t) µ(t) dt + = d(φ, µ) + d(µ, ψ) nach der Dreiecksungleichung für. µ(t) ψ(t) dt d) D ist nicht offen in C (mit der durch d induzierten Topologie). Beweis: Sei n = und ψ m : [, ] R, m {, 2,...} gegeben durch ψ m (t) = m t /2. Dann ist ψ m eine Folge in C und es gilt: Für alle m ist ψ m D, denn t t /2 ist bei t = nicht differenzierbar. Sei φ(t) =, t [, ] der konstante Weg. Dann gilt lim d(ψ m, φ) = lim m m = lim m =. Also gilt lim m ψ m = φ in (C, d). m 4m t /2 dt Also ist C \ D nicht abgeschlossen (und somit D nicht offen) in C, denn in diesem Fall müsste der Limes φ der in C \ D liegenden Folge (ψ m ) wieder in C \ D liegen. Es ist aber φ D. 9
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