Dr. Sascha Ziegelbauer. Lehrstuhl für Schulpädagogik und Didaktik Institut für Erziehungswissenschaft Friedrich-Schiller-Universität Jena
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- Gerhardt Schräder
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1 Dr. Sascha Ziegelbauer Lehrstuhl für Schulpädagogik und Didaktik Institut für Erziehungswissenschaft Friedrich-Schiller-Universität Jena
2 Gliederung 1. Innovationsbegriff 2. Problemstellung 3. Erkenntnisse der Transferforschung 4. Einen Schritt weiter: Der Akzeptanzbegriff 5. Fazit
3 1. Der Innovationsbegriff
4 I. Der Innovationsbegriff Was macht eine Innovation zur Innovation?
5 I. Der Innovationsbegriff Was macht eine Innovation zur Innovation? Neu Einfacher Schöner Veränderung Verbesserung Gerechter Entwicklung
6 I. Der Innovationsbegriff Was macht eine Innovation zur Innovation? Neu Einfacher Schöner Veränderung Verbesserung Gerechter Entwicklung
7 I. Problemstellung Begriffsklärung Innovation = Subjektiv oder objektiv Neues für den Anwender Intervention = Implementation von Innovationen / Einwirkung Inventor = Entwickler oder steuernde Person der Intervention Anwender = Innovationnutzer (Perl, 2007; Kollmann, 2000; Simon, 2001)
8 I. Der Innovationsbegriff Holtappels (2010) stellt das Innovieren als eines der zentralen Merkmale der lernenden Organisation Schule dar. Nach den Lehrerbildungsstandards der KMK (2004) und dem Thüringer Lehrerbildungsgesetz (ThürLbG 2008) sollen LehrerInnen dazu befähigt werden, durch Innovieren die eigene Professionalisierung und die Entwicklung der Schule zu unterstützen. In Anlehnung an Rolff (2000) ist damit zu konstatieren, dass Innovieren immer die Befähigung und Entwicklung von Schulorganisation, Personal und Unterricht einbezieht.
9 2. Problemstellung
10 2. Problemstellung Stellen sie sich vor, es gäbe unzählige Innovationen im Schulsystem und fast niemand hätte Lust, daran teilzunehmen.
11 2. Problemstellung
12 2. Problemstellung Immer wieder Widerstand gegen Innovation im Bildungsbereich (Reh, 2010). Am Beispiel Portfolio ist festzuhalten, dass Portfolios trotz deutschlandweiter Implementation in verschiedenen Bildungskontexten auf starken Widerstand und Ablehnung stößt (Winter, 2013).
13 3. Erkenntnisse der Transferforschung
14 Interventions-/ Implementationsphasen Geplante Intervention Beabsichtigte Effekte Programm Zielgruppe Aktuelle Intervention Aktuelle Implementation Evaluation Erzielte Ergebnisse Effekte Geplante Implementation Qualität der Inhalte / Materialien Personelle und technische Unterstützung Top-Down & Bottom-Up (vgl. Greenberg, Domitrovich, Graczyk & Zins, 2005)
15 2. Problemstellung Typischer Verlauf einer Implementation von Innovationen 1. Kenntnisnahme (Rogers, 2003) 2. Überzeugung 3. Entscheidung 4. Implementation 5. Bewertung bzw. Bestätigung
16 3. Erkenntnisse der Transferforschung Warum ist es schwierig in Schulen Innovationen zu implementieren? (vgl. Gräsel, Jäger & Willke, 2006) 1. Soziale Systeme (Menschen, Gruppen, Organisationen) Handeln immer selbstreferenziell. => Externe Intentionen müssen einen guten Grund für die Anwender haben, wenn diese übernommen werden sollen
17 3. Erkenntnisse der Transferforschung Warum ist es schwierig in Schulen Innovationen zu implementieren? (vgl. Gräsel, Jäger & Willke, 2006) 2. Soziale Systeme sind zur eigenen Sicherheit und Stabilität geschlossen. => Direkte Übernahmen externer Ideen und Intentionen ist nur sehr schwierig und langwierig möglich.
18 3. Erkenntnisse der Transferforschung Warum ist es schwierig in Schulen Innovationen zu implementieren? (vgl. Gräsel, Jäger & Willke, 2006) 3. Jedes soziale System tickt in seiner eigenen Sprache. => Die Verwendung einer fremden Sprache gefährdet die Kommunikation und die Stabiltät des Systems.
19 3. Erkenntnisse der Transferforschung Warum ist es schwierig in Schulen Innovationen zu implementieren? (vgl. Gräsel, Jäger & Willke, 2006) 4. Transfer bedingt immer eine Reduktion der Komplexität von Rahmenbedingungen. Diese sind aber wichtig für die intendierten Anwender. => Interventionen können nur mit spezifischen Konzepten für Einzelschulen erfolgreich sein.
20 3. Erkenntnisse der Transferforschung Daraus folgt, dass Innovationen vor allem dann in der Praxis Anklang finden, wenn diese mit den Werte- und Zielsystemen der Anwender in Einklang stehen. (z.b. bei Bottom-Up-Prozessen) Problematisch werden Top-Down-Prozesse dann, wenn die Situationen an den spezifischen Schulen nicht bekannt und / oder die Intervention nicht an diese angepasst wird (z.b. bei Top-Down-Prozessen) Innovationen müssen für die Anwender tatsächlich nützlich sein. (vgl. Gräsel, 2011)
21 4. Einen Schritt weiter: Der Akzeptanzbegriff
22 4. Der Akzeptanzbegriff Bei Implementationen im betriebswirtschaftlichen Bereich (Produkteinführungen) und der Einführung von Innovationen wird im Vorfeld die Akzeptanz der intendierten Anwender gegenüber der zu nutzenden / zu kaufenden Innovation eruiert (vgl. Simon, 2001). Es ist nicht nur intendiert, dass die Anwender die Innovation kaufen, sondern schließlich auch nutzen.
23 2. Problemstellung Typischer Verlauf einer Implementation von Innovationen 1. Kenntnisnahme (Rogers, 2003) 2. Überzeugung 3. Entscheidung 4. Implementation 5. Bewertung bzw. Bestätigung
24 4. Der Akzeptanzbegriff Im sozialwissenschaftlichen Kontext liegen Ansätze zur Akzeptanzforschung vor: Kommunikationswissenschaft Implementationsforschung im E-Learning-Bereich (vgl. Bürg & Mandl, 2004; Kreidl, 2011; Nistor & Weinberger, 2012) Transferforschung (vgl. Nickolaus & Gräsel, 2006; Gräsel. 2011) Theoretisch fundierte Akzeptanzforschung in den Bildungswissenschaften ist aber eher ein Desiderat.
25 4. Der Akzeptanzbegriff Beispiel Portfolio in der Lehrerbildung Portfolio in der zweiten Phase der Lehrerbildung in Thüringen seit mehreren Jahren verbindlich (vgl. ThürAZStPLVO, zuletzt geändert 2009) Portfolio in der dritten Phase der Lehrerbildung in Thüringen seit mehreren Jahren verbindlich (vgl. LehrBiPh3V TH, 2011) Portfolio-Implementation in der ersten Phase an der FSU- Jena (vgl. Vortrag Ziegelbauer & Gläser-Zikuda 2013; Ziegelbauer et al., 2013)
26 Zwischenfazit Aufgrund fehlender Akzeptanzforschung zeichnen sich folgende Problemfelder ab: Innovationen werden implementiert ohne eine entsprechende Erfolgschance zu kennen oder gar beeinflussen zu können. Es zählen vorrangig die Aspekte der Adaption und Diffusion (vgl. Kollmann, 2000). Erkenntnisse der Transferforschung greifen zu kurz, indem vor allem der Kauf -, also der Übernahmeaspekt Berücksichtigung findet. Wirtschaftliche Akzeptanzmodelle ignorieren die persönliche Entwicklung des Menschen in Bezug auf die implementierten Innovationen.
27 Anwenderdispositionen Werte / Normen / Interessen / Motivation / Emotionen / Selbstkonzept / Big5 / Selbstwirksamkeit
28 Anwenderdispositionen Werte / Normen / Interessen / Motivation / Emotionen / Selbstkonzept / Big5 / Selbstwirksamkeit Präaktional Erwarteter Nutzen der Innovation Nutzen Relevanz Wertzuschreibung Einstellungsakzepta nz Erwartete Befriedigung der Basic Needs Kompetenz Soziale Eingebundenheit Autonomie Erwartete Einfachheit der Nutzung Inhaltliche Komplexität Strukturelle Komplexität
29 Anwenderdispositionen Werte / Normen / Interessen / Motivation / Emotionen / Selbstkonzept / Big5 / Selbstwirksamkeit Präaktional Erwarteter Nutzen der Innovation Nutzen Relevanz Wertzuschreibung Einstellungsakzepta nz Erwartete Befriedigung der Basic Needs Kompetenz Soziale Eingebundenheit Autonomie Erwartete Einfachheit der Nutzung Inhaltliche Komplexität Strukturelle Komplexität Aktional Häufigkeit der Nutzung Nutzungsfrequenz Anzahl der Nutzung Verhaltensakzeptan z Emotionales Erleben Wohlbefinden Langweile, Angst Intensität der Nutzung Dauer Qualität
30 Anwenderdispositionen Werte / Normen / Interessen / Motivation / Emotionen / Selbstkonzept / Big5 / Selbstwirksamkeit Präaktional Erwarteter Nutzen der Innovation Nutzen Relevanz Wertzuschreibung Einstellungsakzepta nz Erwartete Befriedigung der Basic Needs Kompetenz Soziale Eingebundenheit Autonomie Erwartete Einfachheit der Nutzung Inhaltliche Komplexität Strukturelle Komplexität Aktional Häufigkeit der Nutzung Nutzungsfrequenz Anzahl der Nutzung Verhaltensakzeptan z Emotionales Erleben Wohlbefinden Langweile, Angst Intensität der Nutzung Dauer Qualität Nutzungsakzeptanz (Ziegelbauer, eingereicht) Postaktional Erlebter Nutzen der Innovation Nutzen Relevanz Wertzuschreibung Erlebte Befriedigung der Basic Needs Kompetenz Soziale Eingebundenheit Autonomie Erlebte Einfachheit der Nutzung Inhaltliche Komplexität Strukturelle Komplexität
31 Anwenderdispositionen Werte / Normen / Interessen / Motivation / Emotionen / Selbstkonzept / Big5 / Selbstwirksamkeit Präaktional Erwarteter Nutzen der Innovation Nutzen Relevanz Wertzuschreibung Einstellungsakzepta nz Erwartete Befriedigung der Basic Needs Kompetenz Soziale Eingebundenheit Autonomie Erwartete Einfachheit der Nutzung Inhaltliche Komplexität Strukturelle Komplexität Aktional Häufigkeit der Nutzung Nutzungsfrequenz Anzahl der Nutzung Verhaltensakzeptan z Emotionales Erleben Wohlbefinden Langweile, Angst Nutzungsakzeptanz Intensität der Nutzung Dauer Qualität Rückkopplung (Ziegelbauer, eingereicht) Postaktional Erlebter Nutzen der Innovation Nutzen Relevanz Wertzuschreibung Erlebte Befriedigung der Basic Needs Kompetenz Soziale Eingebundenheit Autonomie Erlebte Einfachheit der Nutzung Inhaltliche Komplexität Strukturelle Komplexität
32 IV. Ergebnisse einer explorativen Untersuchung Stichprobe N weiblich; 89 männlich Alter M=21,9 (SD = 2,99) Hochschulsemester M=4,49 (SD = 2,41) Mit Portfolioerfahrung N = 57 Ohne Portfolioerfahrung N = 120 Erhebungszeitpunkte WS 2012/13; SoSe 2013
33 Erwarteter/ Erlebter Nutzen der Innovation Nutzen Relevanz Wertzuschreibung Einstellungsakzepta nz Erwartete Befriedigung der Basic Needs Kompetenz Soziale Eingebundenheit Autonomie Einfachheit der Nutzung Inhaltliche Komplexität Strukturelle Komplexität Ergebnisse der Teilkonzepte Skala Skalierung von - bis M SD Erwarteter Nutzen des Portfolios Erwartete Einfachheit der Nutzung Autonomie Soziale Eingebundenheit Kompetenz Akzeptanz von Portfolios i.d.lb. 1 = trifft nicht zu 7 = trifft voll zu 1 = trifft nicht zu 7 = trifft voll zu 1 = trifft nicht zu 7 = trifft voll zu 1 = trifft nicht zu 7 = trifft voll zu 1 = trifft nicht zu 7 = trifft voll zu 1 = trifft nicht zu 7 = trifft voll zu 3,45 1,40 3,83 1,03 4,62 0,87 4,18 0,71 4,53 0,88 3,82 1,07
34 IV. Diskussion Es ist wichtig, die konkreten Anwender zu kennen, um Innovationen erfolgreich einzubringen. Innovationen müssen für die konkreten Anwender angepasst werden. Innovieren benötigt Zeit, welche im individuellen System spezifisch zur Verfügung steht. Innovationen müssen für die Anwender einen Nutzen haben. Innovationen müssen einfach anzuwenden sein (Auch die Anzahl der Innovationen kann ein Problem sein.)
35 DANKE!
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