Soziologie der Internationalen Beziehungen
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- Klaus Steinmann
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1 Soziologie der Internationalen Beziehungen Sommersemester Dr. Christian Schuster Fakultät für Europastudien Babeș-Bolyai-Universität Cluj-Napoca
2 Zivilgesellschaft Begriff societas civilis stammt von der lateinischen Übersetzung eines altgriechischen Begriffs von Aristoteles: κοινωνία πολιτική (koinōnía politikḗ) = politische Gemeinschaft Grundprinzip: gemeinsame ethische Normen, mit denen gleichgestellte freie Bürger unter der Herrschaft des Rechts leben mit dem Ziel, ein wohlgelungenes Leben (Eudaimonie, εὐδαιμονία) zu führen. Antike: Zivilgesellschaft = ideale Lebensweise von freien Bürgern.
3 Zivilgesellschaft Moderner Begriff geht auf Alexis de Tocquevilles Buch De la démocratie en Amérique (Über die Demokratie in Amerika 1835/1840) zurück. Tocqueville lobt die amerikanische Zivilgesellschaft, in der die gesellschaftliche Selbstorganisation auf dem Engagement von Bürgern und Bürgerinnen beruht und zu friedlichem Zusammenleben, zur Demokratie und zur effizienten Problemlösung maßgeblich beiträgt. Zivilgesellschaft der USA: Modell des zeitgenössischen Begriffs.
4 Zivilgesellschaft = all jene (organisierten) Akteure, die zwischen den Sphären von Staat, Marktwirtschaft und der Privatsphäre verortet sind. Synonyme: Bürgergesellschaft, civil society. Staat Markt Privatsphäre Zivilgesellschaft
5 Begriffliche Unterscheidungen Der Begriff einer Bürgergesellschaft hat den Anspruch, den politischen Ordnungsrahmen des Staates selbst zu gestalten. (nicht zu verwechseln mit bürgerliche Gesellschaft!) Zivilgesellschaft erfüllt die Funktion der Lückenfüllung und wird dort aktiv, wo der Staat nicht oder nicht befriedigend handeln kann oder will. Im englischen: gleich mehrere Begriffe: civil society, civic society, civil civic society (weitgehend als Synonyme verwendet)
6 Zivilgesellschaft ist: a complex and dynamic ensemble of legally protected nongovernmental institutions [versteht] that tend to be nonviolent, selforganizing, self-reflexive, and permanently in tension with each other and with the state institutions that frame, constrict and enable their activities. (Keane, J. (1998): Civil Society. Old Images, New Visions. Cambridge, Polity Press)
7 Zivilgesellschaft ist: die Summe der Institutionen, Organisationen und Individuen zwischen Familie, Staat und Markt, in welchen sich Menschen freiwillig zusammenschließen, um gemeinsamen Interessen zu folgen. (Anheier, H. K. / Glasius, M. / Kaldor, M. (Hrsg.): Global Civil Society. Oxford University Press)
8 Dimensionen der Zivilgesellschaft 1. Normative Perspektive 2. Habituelle Perspektive 3. Akteurszentrierte Perspektive
9 Dimensionen der Zivilgesellschaft 1. Normative Perspektive: demokratisches Gemeinwesen und gerechte(re) Gesellschaft.
10 Dimensionen der Zivilgesellschaft 1. Normative Perspektive: demokratisches Gemeinwesen und gerechte(re) Gesellschaft. 2. Habituelle Perspektive: bestimmte Art des sozialen Handelns (z.b. Menschenrechtsaktivismus).
11 Dimensionen der Zivilgesellschaft 1. Normative Perspektive: demokratisches Gemeinwesen und gerechte(re) Gesellschaft. 2. Habituelle Perspektive: bestimmte Art des sozialen Handelns (z.b. Menschenrechtsaktivismus). 3. Akteurszentrierte Perspektive: Fokus auf handelnde Personen und Organisationen.
12 Wer gehört zur Zivilgesellschaft? Die Akteure = stakeholder (= Personen, Gruppen oder Organisationen, die ein berechtigtes Interesse am Verlauf bestimmter Prozesse haben) 1. Die ersten Akteure sind die Bürger selbst Politik von unten = Initiativen, Bürgerbewegungen, freiwilliges soziales Engagement usw. 2. Der Dritte Sektor = Verbände, Vereine, Stiftungen, Interessengemeinschaften, Non-Profit-Organisationen.
13 Nonprofit-Organisationen (NPO) Gewerkschaften, Berufsverbände, Arbeitgeberverbände usw. Stiftungen Glaubens- und Religionsgemeinschaften Kunst- und Kulturorganisationen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) Nonprofit-Dienstleister Politische Parteien Vereine, die Dienstleistungen oder Freizeitmöglichkeiten anbieten
14 5 Charakteristika von NPOs (laut UN) 1. Formale Organisation 2. Institutionell vom Staat getrennt 3. Nicht gewinnorientiert 4. Institutionell unabhängig 5. Kein Zwangsverband
15 Formale Organisation - Entweder durch formale gesatzte Gründung - oder durch regelmäßige Sitzungen, - oder langfristige Beständigkeit der Organisation
16 Institutionelle Trennung der NPO vom Staat - Private Organisationen - Keine staatlichen Organisationen oder Institutionen. - nicht Teil des Regierungs- und Verwaltungsapparats - nicht staatlich gesteuert
17 Nicht gewinnorientiert - Existieren nicht primär zur Profiterzeugung - nonprofit-distributing: Gewinne werden in die Zwecke der Organisation investiert
18 Institutionelle Unabhängigkeit der NPOs - autonom selbstverwaltend (self-governing) - Weniger als 50% der Kontrollgremiumsmitglieder sind staatliche Funktionsträger bzw. Vertreter einer privatwirtschaftlichen Unternehmung
19 NPOs sind kein Zwangsverband - Mitgliedschaft ist freiwillig - (bedeutet jedoch nicht, dass die gesamte Arbeit von Freiwilligen geleistet werden muss)
20 Globale Zivilgesellschaft = die weltweite Gemeinschaft aller Personen und nicht-staatlicher Organisationen. (Davon ausgeschlossen sind jegliche kriminelle Vereinigungen, wie beispielsweise die Mafia.)
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