Bericht BA PLUS K.K., Universidad de Cádiz, Praktikum im Colegio Argantonio, Cádiz, 2014/15

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1 Bericht BA PLUS K.K., Universidad de Cádiz, Praktikum im Colegio Argantonio, Cádiz, 2014/15 Vor der Abreise: Nachdem ich meine Zusage im Mai erhalten hatte, ging alles ziemlich schnell. In Spanien beginnt das Semester bereits Ende September, also etwas früher als in Deutschland. Das sollte man bei der Anreise beachten, vor allem wenn man sich vorher noch um eine Wohnung kümmern muss. Eine Woche vor Semesterbeginn bin ich in Jerez de la Frontera gelandet und zuerst einmal in einem Hostel untergekommen. Von dort aus habe ich mich dann auf Wohnungssuche gemacht. Einige Studenten suchen sich ihre Wohnungen bereits von Deutschland aus, was ich jedoch nicht empfehlen würde, denn viele Wohnungen scheinen auf Bildern viel schöner zu sein, als sie in Wirklichkeit sind. Der Standard in Cádiz ist allgemein niedriger als in Deutschland. Insbesondere sollte man darauf achten, dass das Zimmer ein Fenster hat, was nicht selbstverständlich ist. Auch Schimmelflecken oder so genannte manchas de humedad sind für viele Gaditanos (Einwohner aus Cádiz) normal und lassen sich aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit nur schwer beseitigen. Ständiges Lüften steht an der Tagesordnung. Um die passende Wohnung zu finden, habe ich mich auf verschiedenen Foren erkundigt. Unter anderem auf Easypiso, Erasmusu und Yaencontre. Auch in der Erasmusgruppe auf Facebook oder dem Oficina de Alojamiento der UCA werden Wohnungsanzeigen veröffentlicht. An Angebot mangelt es nicht, jedoch heißt es wie überall, wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Es lohnt sich also früh mit der Suche zu beginnen. Falls es nicht klappt, vor Semesterbeginn eine Wohnung zu finden, macht euch nicht verrückt, denn auch während des Semesters werden immer wieder Wohnungen ausgeschrieben. Ich persönlich wollte lieber in der Altstadt wohnen, um möglichst nah an der Uni zu sein. Die Wohnungen in der Neustadt sind jedoch im Durchschnitt etwas günstiger und moderner. Außerdem lässt sich die Altstadt mit Bus oder Fahrrad in wenigen Minuten erreichen.

2 Universität: Nachdem ich in meine Wohnung eingezogen war und mich etwas in Cádiz eingelebt hatte, begann schon mein erstes Semester an der UCA. Bereits in Deutschland sollte ich eine vorläufige Fächerauswahl treffen. Doch in Spanien angekommen, musste ich feststellen, dass nicht alle meiner gewählten Fächer in diesem Semester zur Auswahl standen. Also habe ich mir einen vorläufigen Stundenplan mit neuen Fächern zusammengestellt. Hierbei lassen sich schon erste Unterschiede zwischen spanischen und deutschen Universitäten feststellen. Eine Vorlesung dauert in Spanien zwei Stunden mit minütiger Pause inbegriffen. Am Anfang fiel es mir schwer mich über so lange Zeit auf einen spanischen Professor zu konzentrieren, da viele zudem auch noch mit andalusischem Akzent sprechen. Doch mit der Zeit habe ich mich auch daran gewöhnt. In Spanien finden die Vorlesungen allgemein eher später statt als in Deutschland. So gibt es auch noch um Uhr oder Uhr ein reges Kursangebot. Im Sommer mag das verlockend klingen, da man so die pralle Mittagshitze in der Uni umgehen kann. Allerdings habe ich eher die Kurse morgens und nachmittags bevorzugt, um mich den Rest des Tages anderen Dingen widmen zu können. Anfangs hatten wir Auslandsstudenten ca. 1-2 Wochen Zeit um uns die Kurse in Ruhe anzuschauen und uns dann zu überlegen welche wir wirklich besuchen wollen. Diese Zeit sollte man auf jeden Fall nutzen und sich nicht zu früh festlegen, denn am Ende des Semesters wartet in jedem Fach eine Prüfung, die es zu bestehen gilt. Während den Vorlesungen fällt stark auf, dass das Verhältnis zwischen Professoren und Studenten im Vergleich zu Deutschland etwas lockerer ist. Die Professoren darf man beim Vornamen nennen und duzen. Auch Reinschreien ist ganz normal, nicht nur seitens der Studenten. Auch bei Referaten kommt es vor, dass die Professoren den Vortrag gelegentlich unterbrechen, um Dinge zu verbessern oder etwas nachzufragen. Darüber wundert man sich anfangs etwas. Insgesamt würde ich die Atmosphäre in der Uni als sehr familiär bezeichnen. Freizeit: Cádiz ist in in Alt- und Neustadt aufgeteilt. Anfangs fiel es mir schwer mich in der Altstadt zurecht zu finden, da die Straßen alle ähnlich aussehen und sehr eng sind. Doch

3 nach ein paar Tagen Eingewöhnungszeit geht auch das ohne Probleme. Im Winter konzentriert sich das Nachtleben hauptsächlich auf die Altstadt. Dort gibt es viele Pubs und ein paar Diskotheken, in denen sich vor allem die Studenten treffen. Im Sommer hingegen konzentriert sich das Nachtleben eher auf die Neustadt. Dort gibt es viele Restaurants und Bars direkt an der Strandpromenade. Hier lassen sich die Sonnenuntergänge richtig genießen. Auch die Strände in der Neustadt sind sehr schön, weitläufig und sauber. Die Caleta, der Strand in der Altstadt, hat jedoch ein einzigartiges Flair. Die Universidad de Cádiz bietet verschiedenste sportliche Aktivitäten an. Das Angebot lässt sich online auf der Seite der Universität einsehen. Mit der Sportkarte (tarjeta deportiva) erhält man Rabatte in diversen Fitnessstudios und den von der Uni angebotenen Kursen. Auch Tanzliebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten. Freitags in La Perla finden regelmäßig Flamenco Vorführungen statt, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Auch Salsa, Bachata oder Kizomba kann man in verschiedenen Tanzschulen lernen. Üben lassen sich die neu gelernten Schritte auf diversen Tanzpartys wie zum Beispiel mittwochs im Babylonia, freitags im Paseo Once oder sonntags im Pelícano. Auch in den Dörfern außerhalb von Cádiz gibt es viele Tanzlokale. Getanzt wird dort auf hohem Niveau. Neben Cádiz gibt es noch andere Städte Andalusiens, die eine Reise wert sind. Granada, Cordoba und Sevilla sollte man sich nicht entgehen lassen, ebenso wie die kleinen Dörfer im Umkreis von Cádiz. In Spanien lässt es sich sehr gut mit Bussen reisen. Das ESN (International Exchange Erasmus Student Network) bietet verschiedenste Ausflüge zu guten Preisen speziell für Erasmus- bzw. Auslandsstudenten an. Doch wer die spanische Kultur und Lebensweise richtig kennenlernen will, sollte versuchen, auch den Kontakt zu Einheimischen herzustellen - was generell nicht sehr schwer fällt, da die Gaditanos sehr offen und gastfreundlich sind. Praktikum: Das Bachelor Plus Programm bietet zwei Varianten. Man hat die Möglichkeit zwei Semester an einer Universität zu studieren oder eines durch ein Praxissemester zu ersetzen. Hierbei hat man bereits die Chance evtl. für die Zukunft wertvolle Kontakte zu knüpfen. Das Praxissemester kann auch in einer anderen Stadt Spaniens absolviert werden.

4 Die Entscheidung wird bereits im Vorfeld getroffen. Ich hatte mich für die zweite Variante mit dem Praxissemester entschieden und mein Praktikum auch in Cádiz absolviert. Die Suche nach einem geeigneten Praktikumsplatz war jedoch nicht leicht, da es in Cádiz wenige Stellen für angehende Übersetzer gibt. Es sollte also rechtzeitig mit der Suche begonnen werden. Hierbei ist man jedoch nicht komplett auf sich alleine gestellt, bei Fragen steht einem die Ansprechpartnerin des IÜD zur Seite. Anfang März begann ich also im Colegio Argantonio, einer Privatschule in Cádiz, Deutschunterricht zu geben. Das Praktikum absolvierte ich zusammen mit einem anderen Studenten der Uni Heidelberg, der auch im Rahmen des Bachelor Plus Programms nach Cádiz kam. Da mein Studiengang nicht auf Unterrichten ausgelegt ist, war es zunächst eine große Herausforderung. Doch unsere Koordinatorin, die auch ursprünglich aus Deutschland kommt, stand uns mit Rat und Tat zur Seite. Zu Beginn lernten wir die kompletten Klassen der Schule kennen. Vom Kindergarten bis zum Abiturjahrgang und unterrichteten letztendlich von den vier und fünfjährigen bis zur sechsten Klasse Deutsch. Bei den etwas älteren Schülern leiteten wir kleine Konversationsgruppen auf Englisch. Nur die ersten und zweiten Klassen erhielten zuvor von unserer Koordinatorin Deutschunterricht. Für alle anderen war die Sprache komplett neu. Deshalb galt es den Unterricht so einfach und interessant wie möglich zu gestalten. Um einerseits die Schüler nicht zu überfordern und andererseits dafür zu sorgen, dass das Interesse nicht verloren geht. Es war nicht immer leicht, sich auf einer anderen Sprache den nötigen Respekt zu verschaffen. Doch zu sehen wie die Schüler Fortschritte machen, zeigt, dass es die Mühe wert ist. Unsere Koordinatorin und die komplette Lehrerschaft waren super nett und hilfsbereit. Insgesamt habe ich sehr viele positive Erfahrungen im Praktikum gesammelt. Denn abgesehen vom Unterrichten, durften wir auch an verschiedenen Exkursionen mit den Schülern teilnehmen und hatten so die Chance Cádiz aus Sicht von Einheimischen kennenzulernen.

5 Das Jahr in Spanien hat mich persönlich sehr bereichert. Durch den täglichen Kontakt zu Spaniern, sei es in der Uni oder im Supermarkt, verbessert man seine Spanischkenntnisse sehr schnell. Täglich lernt man neue Wörter, die einem die Gaditanos mit sehr viel Geduld erklären. Generell sind die meisten Spanier sehr offen, weshalb es mir nicht schwer fiel spanische Kontakte zu knüpfen. Mit den Freunden, die ich dort kennengelernt habe, bin ich auch jetzt noch in Kontakt. Durch das Bachelor Plus Programm konnte ich viele neue Freundschaften knüpfen und die spanische Kultur und das Bildungssystem besser kennenlernen. Ich kann jedem nur empfehlen diesen Schritt zu gehen, auch wenn die Vorstellung ein Jahr im Ausland zu verbringen zunächst beängstigend sein mag. Man profitiert in jeder Hinsicht davon und entwickelt sich durch jegliche Herausforderungen, die es zu meistern gilt, weiter.