Wann sind Erhebungen in Eigenregie sinnvoll? Was ist dabei zu beachten?
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- Kurt Ackermann
- vor 6 Jahren
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1 Wann sind Erhebungen in Eigenregie sinnvll? Was ist dabei zu beachten? Erfahrungen aus der Erhebungspraxis der AfeB Erstens sllte es sich um klar definierte, überschaubare Fragestellungen handeln. Gerade für Erhebungen in Eigenregie gilt: Weniger ist mehr. Lieber einige Fragen, die einem besnders wichtig sind, präzise frmulieren und per Fragebgen erheben, als alles abzufragen und am Ende wenig brauchbare Ergebnisse zu bekmmen. Es müssen nicht unbedingt Fragebgenerhebungen sein. Oft kann schn die Auswertung vn vrhandenen Besucherbüchern interessante Befunde liefern, hne dass zusätzliche Befragungsaktinen gestartet werden müssen, bzw. man kann sich für eine anschließende Befragung dann auf diejenigen Punkte knzentrieren, die aus den Besucherbüchern nicht deutlich gewrden sind. Beispiel: Wenn im Besucherbuch viele Anmerkungen standen, dass es nicht leicht war, sich im Freilichtmuseum zu rientieren, dann braucht man nur nch eine kleine Erhebungskampagne durchzuführen, in der man klärt, wie grß der Anteil der Besucher/innen ist, die slche Orientierungsprbleme hatten und man kann gleich mit klären, w diese Prbleme besnders häufig aufgetreten sind. Der Erhebungsaufwand sllte möglichst gering gehalten werden. S wird man in vielen Fällen darauf verzichten, eigene Erhebungskampagnen durchzuführen, sndern man kann zwei der drei Fragen gut an hnehin ntwendige Arbeitsschritte (z.b. schriftliche Anmeldung vn Schulklassen) anhängen. Etwa: Herkunftsrt, Interessenschwerpunkt, Präferenz für 1
2 bestimmte Angebte etc. Wichtig ist aber stets, dass im Haus eine Persn zuständig für slche Erhebungen ist als jemand, der das Prjekt krdiniert und kntrlliert (und sei es auch nch s klein..!) und evtl. Studenten/innen der Praktikanten/innen bei der Durchführung betreut. Das führt zu einem weiteren Punkt, der bei Erhebungen in Eigenregie entscheidend für den Erflg sein kann : Wer macht es? Spntan wird man in vielen Fällen sagen, die freundliche Dame an der Kasse der am Empfang sll diese Aufgabe mit erledigen. Das ist s naheliegend diese Lösung zunächst erscheinen mag aber nur in wenigen Fällen eine akzeptable Lösung. Man wird das Kassenpersnal nur dann mit Erhebungsaufgaben betrauen, wenn dies im Rahmen eines kntinuierlichen Besuchermnitring erfrderlich ist. Das heißt knkret: An der Kasse kann zugleich mit dem Kartenverkauf die Pstleitzahl des Herkunftsrts erhben werden; der es wird nachgefragt, b diejenige/derjenige, der/die gerade eine Karte erwrben hat, nur wegen der Snderausstellung der auch wegen des übrigen Museums gekmmen ist etc. Das Kassenpersnal kann nur eine der höchstens zwei relativ unprblematisch zu klärende Punkte abfragen. Wenn es um mehr und längere Fragen geht (als um die Verteilung eines regulären Fragebgens) ist das Kassenpersnal erstens überfrdert und zweitens leidet die Erhebung und mit ihr das Erhebungsergebnis. Wenn man wie bei den meisten Besuchererhebungen eine Stichprbe zieht ( jeder vierte über 14 Jahre, der das Museum verlässt ), braucht man dafür die vlle und ungeteilte Aufmerksamkeit der zuständigen Betreuungspersn. Außerdem ergeben ich bei län-geren Fragebgenerhebungen immer Unklarheiten, auf die eingegangen werden muss; der es muss jemand da sein, der Fragen über die Erhebung selbst beantwrtet ( Warum wllen Sie das denn alles wissen.. wer kriegt die Ergebnisse zu sehen? ); der es muss jemand da sein, der sich mit den Ehepartnern der anderen Begleitern (Kindern! ) unterhält, die 2
3 nicht in die Stichprbe aufgenmmen wurden. In Universitätsstädten wird man evtl. Studenten als Befragungspersnal gewinnen können. Allerdings sllte das gezahlte Hnrar s hch sein, dass man mit anderen Jbanbietern halbwegs knkurrieren kann. Am besten ist es, wenn die Studenten/innen, die die Erhebung durchführen, auch inhaltlich engagiert sind, sich als für das Befragungsvrhaben vn ihrer Studienrichtung her interessieren. Das ist bei recht vielen Fächern der Fall: Der Autr hat gute Erfahrungen mit Szilgen, Kulturwissenschaftlern, Ethnlgen, Gegraphen etc. gemacht. Am besten ist es, wenn das Museum sich bereit erklärt, für die Befragungstätigkeit eine Praktikumbescheinigung auszustellen (als szialwissenschaftliches Praktikum). Es ist aber empfehlendwert, diese Bescheinigung an bestimmte Qualitätskriterien zu binden: eine bestimmte Mindestzeit der Mitarbeit (drei bis vier Wchen), Mitarbeit an Vrbereitungsarbeiten (Entwicklung des Fragebgens, Pretest) und bei der Auswertung (Dateneingabe, Erstellen vn Häufigkeitstabellen und einfachen Diagrammen). Ambivalent ist nach den Erfahrungen des Autrs die Kperatin mit Seminaren und Lehrstühlen einer Universität der Fachhhchschule zu bewerten. Es ist natürlich attraktiv, wenn der örtliche Lehrstuhl für Szilgie sich bereit erklärt, im nächsten Semester ein Seminar zum Thema empirische Methden in der Feldfrschung durchzuführen und dafür eine Erhebung im Museum zu starten, die vn den Studenten (kstengünstig der sgar umsnst) knzipiert, realisiert und ausgewertet wird. Dabei gilt es jedch zu bedenken, dass Universitäten und Museen andere Planungshriznte haben, was knkret bedeutet, dass ein Erhebungsprjekt sich durchaus über zwei Semester (incl. Semesterferien) hinziehen kann. Außerdem bringen slche Kperatinsprjekte immer auch einen erheblichen Betreuungsaufwand mit sich, d.h. vn der Entstehungsphase über die Fragebgenentwicklung bis zur Erhebung 3
4 selbst (und darüber hinaus) hat man öfter größere Studentengruppen im Haus, die betreut sein wllen. Dieses Mdell hat als sein für und wider, der einzelne muss selbst entscheiden, b er (der sie) sich slche Mehrbelastungen zumuten möchte. Psitiv ist nch zu vermerken, dass diesen Mehrbelastungen meist ein Zugewinn an Diskussin und neuen Sichtweisen gegenüber steht, die sich aus einem slchen Kperatinsprjekt immer ergeben. Allerdings sllte man auch Zeit für slche Erfahrungen haben..! Man kann Erhebungen auch vn Praktikanten durchführen lassen. Hier gilt aber besnders, was ben zur Betreuung gesagt wurde: Zwei der drei Praktikanten, die Fragebögen verteilen und die Erhebung technisch rganisieren, brauchen einen festen, erfahrenen Ansprechpartner. Dieser Ansprechpartner muss s qualifiziert sein, dass er (der sie) erstens eine fundierte Schulung durchführen kann und zweitens während der Erhebung ständig den Rücklauf kntrlliert. Eine weitere gute Möglichkeit, sich persnelle Unterstützung zu hlen, ist bei kmmunalen Museen die Einbeziehung des statistischen Amts der Stadt, bei dem i.d.r. Erfahrungen mit Erhebungsprjekten in anderen Kntexten (z.b. im Zuge vn Budgetierungsprzessen) vrliegen und die im Umgang mit Daten und Statistik naturgemäß prfessinell arbeiten. Ein sl-ches Amt hat i.d.r. auch eine Lizenz für das Prfi Statistik Prgramm SPSS, wdurch die Dateneingabe und Auswertung erleichtert wird. Evtl. verfügt man bei dieser Behörde auch über eine Liste mit Interviewern, die man für Erhebungsprjekte nutzen kann. Wichtig ist, dass in einem statistischen Amt evtl. der ganze methdische Ablauf einer Erhebung vn der Fragebgenentwicklung bis zur Vrlage eines Ergebnisberichts geleistet werden kann. Ob und wieweit das möglich ist, ist Gegenstand knkreter Absprachen. Allerdings sllte man bei dieser Zusammenarbeit auch bedenken, dass es sich bei den Kllegen/innen im statistischen Amt in keiner Weise um Museumsfachleute handelt. 4
5 Ihre Tendenz wird als evtl. sein, die Erhebung, die für das Museum gemacht wird, nach den gleichen Standards anzulegen, wie andere Befragungen auch. Das mag in vielen Fällen ausreichen, etwa wenn es darum geht, ein Besucherprfil mit den relevanten szidemgraphischen Annahmen zu erstellen. In anderen Fällen v.a. wenn es um Evaluatin vn Museumsangebten geht ist es dagegen erfrderlich, erst einmal ausführlich das eigene Anliegen zu erläutern und später dann die Entwürfe der Statistiker einer entsprechenden fachlichen Kritik zu unterziehen. Auch hier gilt daher: Es muss im Museum ein/e Mitarbeiter/in eindeutig für das Vrhaben verantwrtlich und Ansprechpartner sein. Ansnsten besteht evtl. die Gefahr, dass man Erhebungsergebnisse bekmmt, die Fragen beantwrten, die man nicht gestellt hat. Ein letzter wichtiger Punkt bei Erhebungen in Eigenregie ist, dass man stets mit Vrlaufzeiten rechnen muss. Das heißt knkret: Es ist wenig realistisch zu sagen, man will zur Snderausstellung YXZ in drei Mnaten eine Erhebung durchführen, wenn s etwas an dem jeweiligen Museum vrher nch nicht gelaufen ist. Etwas zugespitzt kann man daher sagen: Die erste Erhebung in Eigenregie, die ein Museum durchführt, dauert dreimal s lange, wie geplant und bringt erheblich weniger verwendbare Ergebnisse, als erhfft. Letzteres liegt daran, dass in der Praxis dch recht viele Anfängerfehler gemacht werden (etwas vergessen zu fragen, falsch gefragt, die Erhebung schlecht betreut, Stichprben nicht eingehalten etc.), die sich nicht gerade psitiv auf die Ergebnisqualität auswirken. Wir plädieren daher dafür, langfristiger zu denken. Das bedeutet: Sich erst einmal ein relativ einfaches Erhebungsprjekt vrzunehmen (z.b. Erhebung der Herkunftsrte und Ansprachemedien vn Besuchern/innen einer Snderausstellung) und dabei auch in Kauf zu nehmen, Fehler zu machen und sich mit unvrhergesehenen Pannen herum zu schlagen. Dieses Prjekt sllte dann am besten mit externer Begleitung (fachlicher Supervisin) kritisch ausgewertet werden. Die dabei gewnnenen Erfahrungen sllten 5
6 festgehalten werden und dann in eine neue Befragung zu einem späteren Zeitraum einfließen. Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung der AfeB! Arbeitsgruppe für empirische Bildungsfrschung e.v. Bür für Besucherstudien und Evaluatin Dr. Ulrich Paatsch Friedrichstr. 10 D69117 Heidelberg Tel./ Fax: 0049/0/6221/
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