Grundlagen der Wirtschafts- und Unternehmensethik
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- Peter Esser
- vor 8 Jahren
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1 Universität Kiel Wintersemester 2012/13 Grundlagen der Wirtschafts- und Unternehmensethik Prof. Dr. Lehrstuhl für Praktische Philosophie Philosophisches Seminar Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Leibnizstr Kiel ermgassen@philsem.uni-kiel.de
2 Übersicht 1. Organisatorische Hinweise 2. Was sind die Ziele der Vorlesung? 3. Wie gehen wir vor? Vorlesungsplan 4. Was bedeutet Wirtschaftsethik? 5. Was bedeutet Unternehmensethik?
3 Organisatorische Hinweise Ø Zuordnung: Ø BA 4 (Einführung in die Praktische Philosophie) Ø BA 8 (Praktische Philosophie II) Ø MAA 3/MAE 3 (Praktische Philosophie) Ø Profil Fachergänzung: FE-KH-PH Grundfragen der Philosophie Ø Profil Lehramt: PHF-phil-WP Philosophie und Bildung Ø Eignung auch für Studierende der WiWi
4 Organisatorische Hinweise Prüfungsleistungen Wahlpflichtstudierende im Profil Fachergänzung Modul FE-KH-PH: Grundfragen der Philosophie Ø Take home-klausur (ca. 5 Seiten; benotet) 2,5 LP Wahlpflichtmodul im Profil Lehramt (Bachelor) Modul PHF-phil-WP: Philosophie und Bildung Ø Ergebnisprotokoll einer Vorlesungssitzung Ihrer Wahl (1-2 Seiten; unbenotet) 2 LP; ein Beispielprotokoll finden Sie auf der Homepage des Philosophischen Seminars (Downloads) Eine Anmeldung zur Prüfung ist erforderlich. Die Klausuren und Protokolle bitte in den Briefkasten des Philosophischen Seminars (neben dem Fahrstuhl) werfen.
5 Organisatorische Hinweise Ø Fristen: Abgabe der THK und Protokolle bis spätestens Ø Sprechstunde: Do Uhr Ø Vorlesungsfolien werden zum Ende des Semesters online (OLAT) gestellt Ø Weiterführende Literatur teilweise im Semesterapparat in der Philosophischen Bibliothek vorhanden
6 Was sind die Ziele der Vorlesung? Einführung in die Wirtschafts- und Unternehmensethik aus theoretischer und praktischer Perspektive Grundlagen der Wirtschafts- und Unternehmensethik verstehen Einblick in das Spannungsverhältnis von ökonomischen und ethischen Handlungen erhalten Differenziertes Verständnis marktwirtschaftlicher Strukturen entwickeln Eigenlogik unternehmerischer Prozesse begreifen
7 Was sind die Ziele der Vorlesung? Die Verbindungen zwischen Wirtschaft und Moral genauer in den Blick nehmen Fragen der Organisation und des Managements unternehmerischer Verantwortung behandeln Instrumente und Verfahren der Implementierung von Ethik in Unternehmen thematisieren Ethik als Ergänzung, nicht Ersetzung der Ökonomik Grenzen des Marktes und der Moral diskutieren Perspektiven einer nachhaltigen Transformation der Marktwirtschaft entwickeln
8 Was sind die Ziele der Vorlesung? Die ethischen Grundprinzipien der Ökonomik kennenlernen Unterschiedliche Ansätze und Schulen der Wirtschaftsund Unternehmensethik behandeln Mit Konflikten zwischen Ethik und Ökonomik im betrieblichen Alltag auseinandersetzen Anreize, Kontrollen und Sanktionen für ethisches Verhalten in und von Unternehmen diskutieren Das Verhältnis von Rahmenregeln, institutioneller Steuerung und Selbstbindung verstehen
9 Wie gehen wir vor? Historischer und systematischer Überblick über die wichtigsten Themen, Positionen und Instrumente Insgesamt zwölf Vorlesungen von heute abgesehen fällt wegen Tagung aus letzte Vorlesung Vorlesung setzt Mitdenken voraus! Normale Vorlesung (75 min) plus Zeit für Nachfragen und Diskussion von etwa 15 min
10 Vorlesungsplan 1. Grundlagen der Wirtschafts- und Unternehmensethik Entwicklung, Ansätze und Bereiche 2. Ethik und Ökonomik Grenzen der Moralökonomik 3. Der Ort der Unternehmensethik Bereiche und Ebenen 4. Unternehmensethik als Verantwortungsmanagement Wer ist in Unternehmen wofür und vor wem verantwortlich? 5. Stakeholder-Beziehungen Begriff, Analyse, Ansprüche 6. Moral und Geschäft Konflikte und Strategien
11 Vorlesungsplan 7. Unternehmensführung Führungs-, Mitarbeiter- und Tugendethik 8. Institutionalisierung der Unternehmensethik Mittel der Implementierung und Gestaltung 9. Organisation der Unternehmensethik Wege der Etablierung und Aufrechterhaltung 10. Wirtschaftsethische Maßnahmen Zur Steuerung von Moral (Regeln, Anreize und Kontrollen) 11. Corporate Social Responsibility I 12. Corporate Social Responsibility II und Fazit
12 Was bedeutet Wirtschaftsethik? Wirtschaftsethik ist die Lehre der normativen Grundlagen des Wirtschaftssystems Wirtschaftsethik umfasst volkswirtschaftliche und ordnungsethische Ansätze (Makroebene) Wirtschaftsethik bezieht sich auf die gemeinwohlverträgliche und gerechte Allokation von Gütern sowie die Befriedigung grundlegender Bedürfnisse (Präferenzen) Angewandte Ethik oder normative Ökonomik? Hauptproblem: Gestaltung ethischer Rahmenregeln für wirtschaftliches Handeln unter Wettbewerbsbedingungen
13 Was bedeutet Wirtschaftsethik? Zwei grundsätzliche Herangehensweisen: Ökonomik als Teil der Ethik (Antike) vs. Ethik als Teil der Ökonomik (Moderne) Moralische Theorie der Ökonomik geht vom Vorrang der Ethik vor der Wirtschaft aus (Primat ethischer Zwecke) Ökonomische Theorie der Moral geht vom Vorrang des Nutzens vor der Ethik aus (Primat individueller Vorteile) Wettbewerb als zentrale Herausforderung: ethische Rechtfertigung führt zu Dilemma-Situationen (Bsp. Nokia) Konflikt von Moral und Eigeninteresse? (Kobra-Effekt)
14 Was bedeutet Wirtschaftsethik? Frage des Menschenbildes und realistischer Modellannahmen (Homo oeconomicus) Grenzen der Neoklassik (Gleichgewichtstheorie, vollständige Rationalitäts- und Informationsannahmen) Kompatibilität ökonomischer und moralischer Ziele abhängig von sozio-kulturellen Voraussetzungen Politische Rahmenbedingungen Unternehmensorganisation individuelle Handlungen Streit der Schulen und Ansätze (Soziale Marktwirtschaft, Republikanismus, Ordnungsethik, Systemverantwortung u.a.)
15 Was bedeutet Wirtschaftsethik? Treiber und Ursachen für Aktualität der Wirtschaftsethik: Marktversagen, Ressourcenverknappung, soziale Ungleichverteilung Unternehmensskandale, Bilanzfälschungen, Korruption Abbau von Arbeitsplätzen, Belastungen in der Arbeitswelt Grenzen (national)staatlicher Politik Wertewandel und neue Lebensstile, Nachhaltigkeit Moralisierung der Märkte und Konsumentenverantwortung
16 Was bedeutet Wirtschaftsethik? Unternehmen als gesellschaftliche Akteure ( Corporate Citizenship ) Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen ( Corporate Social Responsibility ) Regeln guter Unternehmensführung ( Corporate Governance ) Wachsende Bedeutung der Business Ethics in der Ausbildung und der werteorientierten Unternehmensführung ( Responsible Leadership ) 90% befragter Unternehmen befürworten Wirtschafts- und Unternehmensethik als wirtschafswissenschaftliches Pflichtfach (IW Köln 2012)
17 Das Unternehmen in der Gesellschaft Staat Markt Unternehmen Zivilgesellschaft
18 Was bedeutet Unternehmensethik? Unternehmensethik ist die Lehre der normativen Organisation (Steuerung) von Unternehmen Unternehmensethik umfasst betriebswirtschaftliche und personale Ansätze (Meso- und Mikroebene) Unternehmensethik bezieht sich auf die gute Unternehmensführung und das moralische Handeln der Unternehmensmitglieder Zwei grundsätzliche Herangehensweisen: ethische Organisation von Unternehmen durch rationale Anreize/ Sanktionen (Regeln, Gesetze) und/oder durch intrinsische Motivation (Werte, Kultur)
19 Was bedeutet Unternehmensethik? Ethische Unternehmensorganisation durch Fremd- und Selbststeuerung Unternehmensethik als integraler Bestandteil oder notwendige Ergänzung der Betriebswirtschaftslehre? Kontrolle von Grundregeln und Standards (Compliance) oder freiwillige Selbstverpflichtung (Commitment) Verbindung von Gewinnerzielung und Moralorientierung als Ziel Verantwortungsmanagement als zentrale Aufgabe der Unternehmensethik (Umgang mit Konflikten zwischen Geschäft und Moral)
20 Was bedeutet Unternehmensethik? Aufgabe der Unternehmensethik besteht in der Korrektur wirtschaftlicher Rationalität (Ethik als Ergänzung der Ökonomie) Unternehmensethik umfasst die Ebenen der Individual-, Institutionen- und Ordnungsverantwortung (Werte, Organisationsverfassung und Regeln) Unternehmensethik ist im wesentlichen Führungsethik, Mitarbeiterethik und Tugendethik Stakeholder-Ethik als weitere zentrale Aufgabe (Berücksichtigung legitimer Ansprüche von Interessengruppen)
21 Was bedeutet Unternehmensethik? Ursprung in amerikanischen Pensionfonds (Investoren- Ethik) Entwicklung der Unternehmensethik (Business Ethics) seit 1970er Jahren durch Abkehr von wertfreier (neoklassischer) Ökonomie Grenzen des Shareholder Value, Neoliberalismus und Wachstums Konjunktur seit 1990er Jahren durch Firmenskandale und veränderte soziale Rolle von Unternehmen Wachsende Bedeutung für universitäre und akademische Ausbildung (Principles for Responsible Management Education des Global Compact; Harvard MBA-Eid)
22 Was bedeutet Unternehmensethik?! Grundlage ist Corporate (Social) Responsibility (CSR) von Unternehmen Ziel ist die Verbindung von Business Case (BC) und Social Case (SC) Ausbildung einer förderlichen Unternehmenskultur Entwicklung von betrieblichen Maßnahmen wie Leitbilder, Kodizes, Personalevaluation, Mitarbeiterschulung Einrichtung von Kontroll- und Anreizsystemen (z.b. Whistle Blowing) Ausbau von Informationssystemen (CSR- und Nachhaltigkeitsberichte, Dow Jones Sustainability Index) Ordnungsethische Maßnahmen wie Gesetze, Audits oder Selbstverpflichtungen (Corporate Governance Kodex)
23 Wirtschafts- und Unternehmensethik - Fazit Verbindung von Ordnungsethik und Handlungsethik Zusammenspiel von Makro-, Meso- und Mikroebene Kombination formgebundener und formloser Prinzipien Vereinbarkeit von Ökonomie und Ethik unter Wettbewerbsbedingungen Verantwortungsmanagement von und in Unternehmen Mechanismen der Fremd- und Selbststeuerung
24 Quelle: Bernd Noll, Wirtschafts- und Unternehmensethik In der Marktwirtschaft, Stuttgart 2002, S. 35.
25 Literaturhinweise (Apparat): Handbuch der Wirtschaftsethik. Hg. Wilhelm Korff u.a., Gütersloh 1999/ Berlin Bernd Noll, Wirtschafts- und Unternehmensethik in der Marktwirtschaft, Stuttgart Elisabeth Göbel, Unternehmensethik. Grundlagen und praktische Umsetzung, Stuttgart Hans-Ulrich Küpper: Unternehmensethik. Hintergründe, Konzepte, Anwendungsbereiche, Stuttgart Andrew Crane/Dirk Matten, Business Ethics, Second Edition, Oxford Handbuch Wirtschaftsethik, Hg. Michael Aßländer, Stuttgart Norbert Herold, Einführung in die Wirtschaftsethik, Darmstadt Peter Ulrich, Integrative Wirtschaftsethik. Grundlagen einer lebensdienlichen Ökonomie, 3. Aufl., Bern 2001.
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