Inklusion als Aufgabe der Lehrkräfteausbildung
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- Leon Graf
- vor 6 Jahren
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1 Inklusion als Aufgabe der Lehrkräfteausbildung Jürgen Braun Zentrum für Lehrerbildung, Institut für Schulpädagogik Workshop 9 der Fachtagung Lehrkräfteausbildung stärken 5. März 2018 ProPraxis wird im Rahmen der gemeinsamen Qualitätsoffensive Lehrerbildung von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor.
2 Sitzungsplan 1. Vorstellungen 2. Verständigung über den Inklusionsbegriff 3. Inklusion als Aufgabe der Lehrkräfteausbildung 3.1 Forderung nach (De-)Kategorisierung 3.2 Inklusive Haltung als richtige Einstellung 3.3 Co-Teaching und multiprofessionelle Teams 3.4 Didaktik und der Gemeinsame Gegenstand 4. Gruppenarbeitsphase 5. Plenumsdiskussion zur Frage nach Chancen und Risiken einer Gemeinsamen Ausbildung
3 1. Vorstellungen Zu meiner Person Wer sind Sie und welche Erwartungen haben Sie an den Workshop?
4 Zu meiner Person
5 Meine Erwartung an den Workshop Anhand von Themen, die die Lehrkräfteausbildung betreffen, möchte ich gerne mit Ihnen ins kritisch-offene Gespräch über grundsätzliche inklusionspädagogische Forderungen kommen. Während sich der Workshop 4 für die Bedeutung des Qualitätsrahmens für ganztägig arbeitende Schulen für die 2. Phase der Lehrerausbildung interessiert und Workshop 7 vor allem nach Umgangsweisen mit dem neuen Hessischen Referenzrahmen Schulqualität in den Studienseminaren fragt, nimmt dieser Workshop hingegen auch die erste Phase der Ausbildung und ihr Verhältnis zur Inklusionspädagogik in den Blick.
6 1. Vorstellungen Nur so viel zu meiner Person Wer sind Sie und welche Erwartungen haben Sie an den Workshop?
7 2. Verständigung über den Inklusionsbegriff Was ist Inklusion?
8 2. Verständigung über den Inklusionsbegriff Vielzahl an Definitionen Stete Abgrenzungsversuche gegenüber Integration (vgl. exemplarisch Hinz 2002; aber auch diese Fachtagung) Unbestimmtheit und Vagheit als Schwäche und Stärke des Begriffs (Ines Boban in einer Diskussion auf der IFO 2018) Unterschiede in zugeschriebener Relevanz und der Anzahl der herangezogenen Differenzkategorien (Behinderung, Geschlecht, Ethnie etc.): enge/weite Bedeutung (vgl. Budde/Hummrich 2015; Wansing 2016) Verständigung im Rahmen des Workshops?
9 3. Inklusion als Aufgabe der Lehrkräfteausbildung Die stellenweise versuchte Umsetzung der inklusionspädagogischen Forderung Eine Schule für Alle (Gemeinschaftsschule, Schule der Vielfalt) auf der Ebene von Schulentwicklung zieht Konsequenzen für die Lehrkräfteausbildung nach sich, über die in den letzten Jahren intensiv diskutiert wird. Unabhängig von dieser Forderung lässt sich folgt man dem Blick Ewald Terharts auf die Struktur der Dauerbaustelle Lehrerbildung eine Angleichung der Lehrämter untereinander (2014, S. 8) beobachten.
10 3. Inklusion als Aufgabe der Lehrkräfteausbildung Ziel 10 Inklusive Bildung ist fester Bestandteil der Aus-, Fort- und Weiterbildung für alle Lehrämter und pädagogischen Mitarbeiter. (Hessischer Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Wiesbaden 2012, S. 77; Herv. JB) Vor diesem Hintergrund wird beispielsweise die Situation in Marburg, deren Lehrerbildung ausschließlich das gymnasiale Lehramt anbietet, zum normativen wie strukturellen Problem. Wird inklusive Bildung in separierten Ausbildungsgängen denn wahrscheinlicher ermöglicht als in gemeinsamen?
11 3.1 Forderung nach (De-)Kategorisierung Inklusionspädagogische Kritik an der Zwei-Gruppen-Theorie : Die Dichotomie zwischen Regel- und Sonderschüler enthalte ein abzulehnendes Normalismusverständnis (Prengel/Heinzel 2012) Es ist normal, verschieden zu sein (Weizsäcker 1993)
12 Ansprache von Richard von Weizsäcker (1993): Es ist normal, verschieden zu sein. Es gibt keine Norm für das Menschsein. Manche Menschen sind blind oder taub, andere haben Lernschwierigkeiten, eine geistige oder körperliche Behinderung - aber es gibt auch Menschen ohne Humor, ewige Pessimisten, unsoziale oder sogar gewalttätige Männer und Frauen. Dass Behinderung nur als Verschiedenheit aufgefasst wird, das ist ein Ziel, um das es uns gehen muss. In der Wirklichkeit freilich ist Behinderung nach wie vor die Art von Verschiedenheit, die benachteiligt, ja die bestraft wird. Es ist eine schwere, aber notwendige, eine gemeinsame Aufgabe für uns alle, diese Benachteiligung zu überwinden.
13 3.1 Forderung nach (De-)Kategorisierung Inklusionspädagogische Kritik an der Zwei-Gruppen-Theorie : Die Dichotomie zwischen Regel- und Sonderschüler enthalte ein abzulehnendes Normalismusverständnis (Prengel/Heinzel 2012) Es ist normal, verschieden zu sein (Weizsäcker 1993) Es muss die Aufsplitterung von Zuständigkeiten für die 'einen' und die 'anderen' Kinder ersetzt werden durch die gemeinsame Zuständigkeit für alle Mitglieder einer Lerngruppe (Hinz 2002, S. 7f)
14 3.2 Inklusive Haltung als richtige Einstellung Der Vertretungslehrer In der Idee einer Gemeinsamen Ausbildung steckt neben dem inklusionspädagogischen Wunsch nach Auflösung eines kategorisierenden, dichotomisierenden Blicks auf Kinder die professionsbezogene Hoffnung darauf, dass sich distinguierende Abgrenzungen unter den Lehramtsstudierenden bzw. anwärtern reduzieren lassen.
15 3.3 Co-Teaching und multiprofessionelle Teams Kritik von Wevelsiep (2015) an Hinz Kritik der Zwei-Gruppen- Theorie v.a. unter Berufung auf die Gefahr von Prozessen der Entprofessionalisierung Als Sonderschullehrerin wurde ich oft dazu missbraucht, die Förderschüler ruhig zu halten, damit die anderen in Ruhe lernen können. Den Kindern selbst konnte ich so aber überhaupt nicht gerecht werden. (
16 Zunehmend sind Lehrkräfte mit dem Lehramt Grundschule, Haupt- Realschule sowie Berufliche Schule und Gymnasium in inklusiven Lerngruppen eingesetzt. Um diese in ihrer Professionalisierung im Rahmen der Ausbildung zu unterstützen, ist es sinnvoll, Lehrkräfte mit dem Lehramt an Förderschulen, die an den Ausbildungsschulen im Rahmen der BFZ Arbeit tätig sind, in die Betreuung und Beratung zur Unterrichtsplanung, -durchführung und -reflexion mit einzubeziehen. (Handreichung zur Implementierung der Thematik Inklusion in der Lehrkräfteausbildung: Vorbereitungsdienst. S. 7; Herv. JB)
17 Rollenverteilung und Fragen der Zuständigkeiten können im Einzelfall zu massiven Problemen unterschiedlicher Art führen. Davor soll eine Gemeinsame Ausbildung bereits im Vorfeld schützen:
18 Eine gemeinsame Ausbildung von Lehrkräften unterschiedlicher Lehrämter in Modulen, Ausbildungsveranstaltungen sowie in der schulischen Praxis unterstützt die Professionalisierung, z.b. durch Formen von Tandembildung, Formen von Ko-Teaching und multiprofessioneller Zusammenarbeit sowie wechselseitige Hospitationen. (Handreichung zur Implementierung der Thematik Inklusion in der Lehrkräfteausbildung: Vorbereitungsdienst. S. 6; Herv. JB)
19 Welche Auswirkungen auf die didaktische Unterrichtsgestaltung sind denkbar, wenn nun nicht mehr wie üblicherweise in der traditionellen Denkfigur des didaktischen Dreiecks angenommen die Lehrkraft allein und gänzlich eigenverantwortlich handelt?
20 3.4 Didaktik und der Gemeinsame Gegenstand Lerninhalt Lehrkraft Schüler
21 3.4 Didaktik und der Gemeinsame Gegenstand Lerninhalt Lehrkraft Schüler*innen
22 3.4 Didaktik und der Gemeinsame Gegenstand Lerninhalt Lehrkraft multiprofessionelles Team? Schüler*innen
23 3.4 Didaktik und der Gemeinsame Gegenstand Lerninhalte? Lehrkraft multiprofessionelles Team? Schüler*innen
24 3.4 Didaktik und der Gemeinsame Gegenstand Georg Feuser, der die Rede vom Gemeinsamen Gegenstand maßgeblich geprägt hat, sieht das zentrale Problem der pädagogischen Bewältigung der Integration/Inklusion [ ] in der Lösung der damit verbundenen didaktischen Fragen und das zentrale Problem ihrer politischen Bewältigung in den Strukturen des bestehenden Bildungssystems (2012; vgl. auch 2011, 2013).
25 4. Gruppenarbeitsphase Ordnen Sie sich bitte nach Interesse einer der folgenden Diskussionsgruppen zu und halten Sie Ihre Ergebnisse für die Plenumsdiskussion stichpunktartig fest: 1) Forderung nach (De-)Kategorisierung 2) Inklusive Haltung als richtige Einstellung 3) Co-Teaching und multiprofessionelle Teams 4) Didaktik und der Gemeinsame Gegenstand
26 5. Plenumsdiskussion zur Frage nach Chancen und Risiken einer Gemeinsamen Ausbildung
27 Literatur Budde, Jürgen; Hummrich, Merle (2015): Inklusion aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive. In: Erziehungswissenschaft 26 (51), S Feuser, Georg (2011): Entwicklungslogische Didaktik. In: Kaiser, Astrid/Schmetz, Ditmar/Wachtel, Peter/Werner, Birgit (Hgg.): Didaktik und Unterricht. Band 4 des Enzyklopädischen Handbuchs der Behindertenpädagogik: Behinderung, Bildung, Partizipation. Stuttgart, S Feuser, Georg (2012): Eine zukunftsfähige Inklusive Bildung - keine Sache der Beliebigkeit!. G._Zukunftsf_hige_Inklusive_Bildung_HB_06_06_2012.pdf Feuser, Georg; Maschke, Thomas; Baldus, Marion (2013): Lehrerbildung auf dem Prüfstand. Welche Qualifikationen braucht die inklusive Schule? Originalausgabe. Gießen: Psychosozial-Verlag. Hinz, Andreas (2002): Von der Integration zur Inklusion - terminologisches Spiel oder konzeptionelle Weiterentwicklung? In: Zeitschrift für Heilpädagogik 53, S Moser, Vera; Kipf, Stefan (2015): Inklusion und Lehrerbildung Forschungsdesiderata. In: Judith Riegert und Oliver Musenberg (Hg.): Inklusiver Fachunterricht in der Sekundarstufe. Stuttgart: Kohlhammer, S Prengel, Annedore; Heinzel, Friederike (2012): Heterogenität als Grundbegriff inklusiver Pädagogik. In: Zeitschrift für Inklusion. Online verfügbar unter Profil für Inklusive Lehrerinnen und Lehrer. European Agency for Development in Special Needs Education. Odense. Brüssel Siedenbiedel, Catrin (2017): Inklusion am Gymnasium. In: Annette Textor, Sandra Grüter, Ines Schiermeyer-Reichl und Bettina Streese (Hg.): Leistung inklusive? Inklusion in der Leistungsgesellschaft. Band 2: Unterricht, Leistungsbewertung und Schulentwicklung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S Terhart, Ewald (2014): Dauerbaustelle Lehrerbildung. Eine Bestandsaufnahme aus Sicht der Bildungswissenschaften. In: Christina Preusker, Dorothee Fricke und Katja Zierleyn (Hg.): Lehrerbildung heute. Impulse für Studium und Lehre. Bonn: HRK, S Wansing, Gudrun (2016): Was bedeutet Inklusion?. In: Der Bürger im Staat 66 (1), S Wevelsiep, Christian (2015): Überwindung der Zwei-Gruppen-Theorie? Pädagogische Professionalität und Inklusive Pädagogik. In: Zeitschrift für Pädagogik 61 (4), S Weizsäcker, Richard von (1993): Ansprache. Weizsaecker/Reden/1993/07/ _Rede.html
28 Vielen Dank für Ihre Teilnahme am Workshop! Zentrum für Lehrerbildung ProPraxis FB 21 Erziehungswissenschaften Institut für Schulpädagogik Jürgen Braun
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