Einführung in die Erkenntnistheorie
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- Hanna Schulze
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1 Einführung in die Erkenntnistheorie Prof. Dr. Mar6n Kusch 1
2 Reader in der Facultas Buchhandlung PowerPoint Folien und Tonbandaufnahmen: h:p://homepage.univie.ac.at/mar?n.kusch/index.html Google: Kusch Lehrveranstaltungen
3 Themen (I) Die Defini6on des Wissens und der Skep6zismus (II) Antworten auf den Skep6zismus (III) (IV) (V) (VI) (VII) Fundamentalismus, Köhärenztheorie, Internalismus versus Externalismus Naturalisierte Erkenntnistheorie, Erkenntnistheorie der Tugenden Meinungsverschiedenheiten Epistemischer Rela6vismus (=ER) I: Kuhn, Feyerabend ER II: Bloor, Barnes and S6ch (VIII) ER III: Rorty and Hales (VIII) ER IV: MacFarlane and Field (X) (XI) Kri6k des ER I: Boghossian & der Nonabsolu6smus Kri6k des ER II: Boghossian & der Rela6onismus (XII) Kritk des ER III: Boghossian & der Pluralism (XIII) Kri6k des ER IV: Sankey, Carter, Seidel, Williamson In der letzten Woche Prüfung 3
4 Themen (I) Die Defini6on des Wissens und der Skep6zismus (II) Antworten auf den Skep6zismus (III) (IV) (V) (VI) (VII) Fundamentalismus, Köhärenztheorie, Internalismus versus Externalismus Naturalisierte Erkenntnistheorie, Erkenntnistheorie der Tugenden Meinungsverschiedenheiten Epistemischer Rela6vismus (=ER) I: Kuhn, Feyerabend ER II: Bloor, Barnes and S6ch (VIII) ER III: Rorty and Hales (VIII) ER IV: MacFarlane and Field (X) (XI) Kri6k des ER I: Boghossian & der Nonabsolu6smus Kri6k des ER II: Boghossian & der Rela6onismus (XII) Kritk des ER III: Boghossian & der Pluralism (XIII) Kri6k des ER IV: Sankey, Carter, Seidel, Williamson In der letzten Woche Prüfung 4
5 (I) Die Defini6on des Wissens und der Skep6zismus (1) Begriffe für den Werkzeugkasten (2) Die Klassische Analyse des Wissens (3) Ge`ers Gegenbeispiele (4) Skep6zismus Zwei Formen (5) Descartes: Das Traumargument (6) Grundformen rechfer6gungsskep6scher Argumente 5
6 (I) Die Defini6on des Wissens und der Skep6zismus (1) Begriffe für den Werkzeugkasten (2) Die Klassische Analyse des Wissens (3) Ge`ers Gegenbeispiele (4) Skep6zismus Zwei Formen (5) Descartes: Das Traumargument (6) Grundformen rechfer6gungsskep6scher Argumente 6
7 Zwei wich6ge Schlussfiguren Modus (Ponendo) Ponens* Modus (Tollendo) Tollens** p q p q p q q p Wenn Hans spricht, ist mir fad. Wenn Hans spricht, ist mir fad. Hans spricht. Mir ist nicht fad. Mir ist fad. Hans spricht nicht. * Schlussfigur, die durch das Setzen einer Aussage eine andere Aussage setzt ** die durch das Verneinen eine andere verneint 7
8 grün : das Prädikat bedeutet das Grünsein, das Grüne: die Eigenschaj, Intension determiniert die grünen Einzeldinge: die Extension 8
9 Formen des Wissens Wissen wird in verschiedenen Konstruk6onen benutzt: (a) Wissen wer Ich weiß, wer der InsItuIonsvorstand ist. (b) Wissen ob Ich weiß, ob Herr Gruber Frau Huber liebt. 9
10 (c) Wissen wann Ich weiß, wann meine Frau nach hause kommt. (d) Wissen wie Ich weiß, wie man Fahrrad fährt. (e) Wissen dass... Faktenwissen... Proposi6onales Wissen Ich weiß, dass heute Montag ist. und andere mehr 10
11 Proposi6onen sind zum einem die Bedeutungen von Aussagesätzen: Snow is white. Lumi on valkoinen.... drücken die gleiche Proposi6on aus. 11
12 Proposi6onen sind zum einem die Bedeutungen von Aussagesätzen: Snow is white. Lumi on valkoinen.... drücken die gleiche Proposi6on aus. Juha (der Finne) weiß, dass Schnee weiß ist... kann auch dann simmen, wenn Juha gar kein Deutsch kann. ProposiIonen werden also auch gebraucht, um zu iden6fizieren, worauf sich unsere Haltungen und Einstellungen beziehen. 12
13 (I) Die Defini6on des Wissens und der Skep6zismus (1) Begriffe für den Werkzeugkasten (2) Die Klassische Analyse des Wissens (3) Ge`ers Gegenbeispiele (4) Skep6zismus Zwei Formen (5) Descartes: Das Traumargument (6) Grundformen rechfer6gungsskep6scher Argumente 13
14 Wissen bedeutet Intension, Kriterien determiniert Ziel: eine explizite Intension für eine intui6ve Extension... (Edward Craig 1990) Fälle von Wissen: die Extension 14
15 Die klassische Analyse proposi6onalen Wissens (KAW) (Feldman 2003) KAW: S weiß, dass p =df. (i) S ist überzeugt/glaubt, dass p; (ii) p ist wahr; (iii) die Überzeugung von S dass p ist gerechfer6gt. Dieses Verständnis von Wissen findet sich schon bei Plato. 15
16 (a) Überzeugung/Glaube: eine proposi6onale Einstellung : Einstellung zu einer ProposiIon. (b) Wahrheit: Wissen ist fak6v: Ich weiß dass p p (ist wahr). Über Wahrheit gibt es viele verschiedene Theorien. Hier Korrespondenztheorie: Eine ProposiIon p ist wahr g.d.w. sie den Tatsachen korrespondiert. 16
17 (c) Rechfer6gung Eine erkenntnistheore6sche Rech\erIgung unterscheidet sich von moralischer Rech\erIgung durch den Wahrheitsbezug. Sie kann stärker oder schwächer sein. Der We]erbericht sagt, dass es morgen mit 51% Wahrscheinlichkeit regnen wird. Dies wäre keine Rechfer6gung, die ausreicht, um selbst eine wahre Überzeugung zu Wissen zu machen. 17
18 (I) Die Defini6on des Wissens und der Skep6zismus (1) Begriffe für den Werkzeugkasten (2) Die Klassische Analyse des Wissens (3) Ge`ers Gegenbeispiele (4) Skep6zismus Zwei Formen (5) Descartes: Das Traumargument (6) Grundformen rechfer6gungsskep6scher Argumente 18
19 E. GeCer (1927 -) Ge`ers Gegenbeispiele (Feldman 2003) Edmund GeCer (1963), "Is JusJfied True Belief Knowledge?" 19
20 dass Bauer 10 Münzen in die Tasche steckt. Gruber weiß dass Bauer sehr qualifiziert ist. dass Boss sagt: Bauer bekommt den Job. 20
21 dass Bauer 10 Münzen in die Tasche steckt. 21 Gruber weiß dass Bauer sehr qualifiziert ist. dass Boss sagt: Bauer bekommt den Job. rechfer6gt (1) Bauer hat 10 Münzen in der Tasche und er bekommt den Job.
22 dass Bauer 10 Münzen in die Tasche steckt. 22 Gruber weiß dass Bauer sehr qualifiziert ist. dass Boss sagt: Bauer bekommt den Job. rechfer6gt (1) Bauer hat 10 Münzen in der Tasche und er bekommt den Job. Aus (1) folgt (2): rechfer6gt Das ist wahr! (2) Der Mann, der den Job bekommt, hat 10 Münzen in der Tasche.
23 dass Bauer 10 Münzen in die Tasche steckt. 23 Gruber weiß dass Bauer sehr qualifiziert ist. dass Boss sagt: Bauer bekommt den Job. rechfer6gt (1) Bauer hat 10 Münzen in der Tasche und er bekommt den Job. Das ist wahr! Aus (1) folgt (2): (2) Der Mann, der den Job bekommt, hat 10 Münzen in der Tasche. rechfer6gt (2) also wahr und gerechfer6gt. Dann aber nach KAW auch Wissen!
24 Gruber weiß dass Bauer 10 Münzen in die Tasche steckt. dass Bauer sehr qualifiziert ist. 24 Aber: Der Boss hat sich vertan. Müller bekommt den Job. Zufällig hat aber auch Müller 10 Münzen in der Tasche. dass Boss sagt: Bauer bekommt den Job. IRRTUM rechfer6gt (1) Bauer hat 10 Münzen in der Tasche und er kriegt den Job. FALSCH Aus (1) folgt (2): rechfer6gt (2) Der Mann, der den Job kriegt, hat 10 Münzen in der Tasche. WAHR
25 25 Aber: Der Boss hat sich vertan. Müller bekommt den Job. Zufällig hat aber auch Müller 10 Münzen in der Tasche. IRRTUM FALSCH (2) kein Wissen obwohl wahr und gerechfer6gt: Die Rechfer6gung für (2) hat nichts mit der Wahrheit von (2) zu tun. (2) ist bloß zufällig eine wahr Überzeugung.
26 (I) Die Defini6on des Wissens und der Skep6zismus (1) Begriffe für den Werkzeugkasten (2) Die Klassische Analyse des Wissens (3) Ge`ers Gegenbeispiele (4) Skep6zismus Zwei Formen (5) Descartes: Das Traumargument (6) Grundformen rechfer6gungsskep6scher Argumente 26
27 I. Rechfer6gungsskep6zismus Z.B. Es gibt kein Wissen über Go], denn unsere Annahmen über ihn lassen sich nicht epistemisch rechfer6gen. II. Existenzskep6zismus Z.B. Es gibt keinen Gov (denn der Begriff Go] ist selbstwidersprüchlich).
28 Radikaler erkenntnistheore6scher Skep6zismus: In einem wichigen Bereich wissen wir nicht, was wir gewöhnlich annehmen zu wissen (uns fehlt eine hinreichende Rech\erIgung). 28
29 (I) Die Defini6on des Wissens und der Skep6zismus (1) Begriffe für den Werkzeugkasten (2) Die Klassische Analyse des Wissens (3) Ge`ers Gegenbeispiele (4) Skep6zismus Zwei Formen (5) Descartes: Das Traumargument (6) Grundformen rechfer6gungsskep6scher Argumente 29
30 Rene Descartes ( ) 30
31 Situa?on A Tatsache: Ich sitze jetzt vor dem Ofen. Meine Überzeugung: Ich sitze jetzt vor dem Ofen. Meine Sinneserfahrung: der Wärme des Ofens, sein visuelles Bild... Geruch Meine Überzeugung ist wahr. Meine Sinneserfahrung rechfer6gt sie. Ich weiß, dass ich jetzt vor dem Ofen sitze.
32 Situa?on B Tatsache: Ich schlafe gerade und träume in meinem Be]. Meine Überzeugung: Ich sitze gerade vor dem Ofen. Meine Sinneserfahrung: der Wärme des Ofens, sein visuelles Bild... Geruch Meine Überzeugung ist falsch. Meine Sinneserfahrung rechfer6gt sie. Ich weiß nicht, dass ich jetzt vor dem Ofen sitze.
33 Situa?on A Situa?on B Tatsache: Ich sitze jetzt vor dem Ofen. Tatsache: Ich schlafe gerade und träume in meinem Be]. Meine Überzeugung: Ich sitze jetzt vor dem Ofen. Meine Überzeugung: Ich sitze gerade vor dem Ofen. Meine Sinneserfahrung: der Wärme des Ofens, sein visuelles Bild... Geruch Meine Sinneserfahrung: der Wärme des Ofens, sein visuelles Bild... Geruch Meine Überzeugung ist wahr. Meine Überzeugung ist falsch. Meine Sinneserfahrung rechfer6gt sie. Meine Sinneserfahrung rechfer6gt sie. Ich weiß, dass ich jetzt vor dem Ofen sitze. Ich weiß nicht, dass ich jetzt vor dem Ofen sitze.
34 Situa?on A Situa?on B Tatsache: Ich sitze jetzt vor dem Ofen. Tatsache: Ich schlafe gerade und träume in meinem Be]. Meine Überzeugung: Ich sitze jetzt vor dem Ofen. Meine Überzeugung: Ich sitze gerade vor dem Ofen. Meine Sinneserfahrung: der Wärme des Ofens, sein visuelles Bild... Geruch Meine Überzeugung ist wahr. Meine Überzeugung ist falsch. Meine Sinneserfahrung rechfer6gt sie. Meine Sinneserfahrung rechfer6gt sie. Ich weiß, dass ich jetzt vor dem Ofen sitze. Ich weiß nicht, dass ich jetzt vor dem Ofen sitze.
35 Situa?on A Situa?on B Tatsache: Ich sitze jetzt vor dem Ofen. Tatsache: Ich schlafe gerade und träume in meinem Be]. Meine Überzeugung: Ich sitze jetzt vor dem Ofen. Meine Überzeugung: Ich sitze gerade vor dem Ofen. Meine Sinneserfahrung: der Wärme des Ofens, sein visuelles Bild... Geruch Da mein Beweismaterial (meine Sinneserfahrung) nicht zwischen den beiden Situa6onen unterscheiden kann, kann es auch nicht meine Überzeugung rechtfer6gen, dass ich jetzt wirklich vor dem Ofen sitze. Und damit ist diese Überzeugung kein Wissen auch wenn sie wahr sein sollte.
36 Das skep6sche Traumargument (1) Wenn ich nicht wissen kann, ob ich jetzt träume wenn ich es nicht defini6v ausschließen kann, dann sind meine jetzigen Überzeugungen über die Außenwelt kein Wissen. (2) Es ist mir unmöglich zu wissen, ob ich jetzt nicht träume. (Ich kann es nicht definiiv ausschließen.) (K) Meine Überzeugungen über die Außenwelt sind kein Wissen. 36
37 Anmerkungen: (1) Es wird nur das Wissen über die extramentale Außenwelt bezweifelt. (2) Meine Überzeugungen können sehr wohl wahr sein. (Ich schlafe vor dem Ofen.) 37
38 Situa?on A Situa?on B Tatsache: Ich sitze jetzt vor dem Ofen. Tatsache: Ich schlafe gerade und träume vor dem Ofen sitzend. Meine Überzeugung: Ich sitze jetzt vor dem Ofen. Meine Überzeugung: Ich sitze gerade vor dem Ofen. Meine Sinneserfahrung: der Wärme des Ofens, sein visuelles Bild... Geruch Meine Überzeugung ist wahr. Meine Überzeugung ist wahr. Aber doch kein Wissen!
39 (I) Die Defini6on des Wissens und der Skep6zismus (1) Begriffe für den Werkzeugkasten (2) Die Klassische Analyse des Wissens (3) Ge`ers Gegenbeispiele (4) Skep6zismus Zwei Formen (5) Descartes: Das Traumargument (6) Grundformen rechfer6gungsskep6scher Argumente 39
40 Die Grundform skep6scher Argumente (1) Wenn ich nicht wissen kann, dass die skepische Hypothese falsch ist, dann habe ich kein Wissen in einem wich6gen Bereich meiner Überzeugungen. (2) Ich kann nicht wissen, dass die skep6sche Hypothese falsch ist. (K) Ich habe kein Wissen in einem wichigen Bereich meiner Überzeugungen. 40
41 Formal: (1) W [ SH] W [GD] (2) W [ SH] (K) W [GD] W = Wissen = NegaIon ( Es ist nicht der Fall, dass ) = Wenn-dann SH = SkepIsche Hypothese GD = Gewöhnliche Dinge 41
42 Das Gehirn im Tank Szenarium (Hilary Putnam, ) stell Dir vor, an einem menschlichen Wesen (vielleicht Dir selbst) sei von einem bösen Wissenschajler eine OperaJon vorgenommen worden. Das Gehirn der Person (Dein Gehirn) wurde dem Körper entnommen und in einen Tank mit Nährflüssigkeiten gelegt, die das Gehirn am Leben halten. Die Nervenendungen sind an einen superwissenschajlichen Computer angeschlossen worden, der der Person, deren Gehirn es ist, die Illusion verursacht, alles wäre völlig normal. 42
43 Themen (I) Die Defini6on des Wissens und der Skep6zismus (II) Antworten auf den Skep6zismus (III) (IV) (V) (VI) (VII) Fundamentalismus, Köhärenztheorie, Internalismus versus Externalismus Naturalisierte Erkenntnistheorie, Erkenntnistheorie der Tugenden Meinungsverschiedenheiten Epistemischer Rela6vismus (=ER) I: Kuhn, Feyerabend ER II: Bloor, Barnes and S6ch (VIII) ER III: Rorty and Hales (VIII) ER IV: MacFarlane and Field (X) (XI) Kri6k des ER I: Boghossian & der Nonabsolu6smus Kri6k des ER II: Boghossian & der Rela6onismus (XII) Kritk des ER III: Boghossian & der Pluralism (XIII) Kri6k des ER IV: Sankey, Carter, Seidel, Williamson In der letzten Woche Prüfung 43
44 (II) Antworten auf den Skep6zismus (1) Moores Hände (2) Dinge für den Werkzeugkasten (3) Nozicks kontrafaktuale Defini6on des Wissens (4) Nozicks Defini6on und der Skep6zismus (5) Die Aufgabe des Prinzips der Geschlossenheit bei Nozick und Dretske (6) Einwände (7) Seman6scher Kontextualismus: DeRose (8) Für und wider den seman6schen Kontextualismus 44
45 G.E. (= George Edward) Moore ( ) 45
46 G.E. Moore, Beweis der Außenwelt (1939) Ich kann jetzt z. B. beweisen, dass zwei menschliche Hände exis6eren. Wie? Indem ich meine beiden Hände hochhebe, mit der rechten Hand eine besjmmte Geste mache und sage "Hier ist eine Hand", und dann hinzufüge, wobei ich mit der linken Hand eine besjmmte Geste mache, "Hier ist noch eine". Und wenn ich, indem ich dies tue, ipso facto die Existenz von Außendingen bewiesen habe, werden Sie alle einsehen, dass ich es auch auf eine Vielzahl von anderen Weisen tun kann: es ist überflüssig, noch weiter Beispiele anzuhäufen. 46
47 (Ich weiß:) Hier ist eine Hand. (Ich weiß:) Hier ist noch eine. (Ich weiß:) Zwei menschliche Hände exisieren. (Ich weiß: Es exisieren Dinge der Außenwelt.) 47
48 Damit dies ein Beweis ist, müssen drei Bedingungen erfüllt sein: (1) Die Prämissen müssen sich von der Schlussfolgerung unterscheiden. (2) Ich muss wissen, dass die Prämissen wahr sind. (3) Die Schlussfolgerung muss aus den Prämissen folgen. Moore meint, dass sein Beweis (1), (2) und (3) erfüllt. 48
49 Einwand: Aber Du hast keinen Beweis für Deine Prämissen! Ich kann Dinge wissen, die ich nicht beweisen kann; und zu den Dingen, die ich mit BesJmmtheit wusste, selbst wenn ich sie (wie ich meine) nicht beweisen konnte, gehörten die Prämissen [meines Beweises]. Wenn Moores Beweis richig ist, dann wissen wir, dass die extramentale Außenwelt exisiert. 49
50 Das skep6sche Argument W [ SH] W[GD] (modus ponens) W [ SH] p q p W [GD] q Moores Argument W [ SH] W[GD] (modus tollens) W [GD] p q q W [ SH] p 50
51 (II) Antworten auf den Skep6zismus (1) Moores Hände (2) Dinge für den Werkzeugkasten (3) Nozicks kontrafaktuale Defini6on des Wissens (4) Nozicks Defini6on und der Skep6zismus (5) Die Aufgabe des Prinzips der Geschlossenheit bei Nozick und Dretske (6) Einwände (7) Seman6scher Kontextualismus: DeRose (8) Für und wider den seman6schen Kontextualismus 51
52 Kontrafaktualer Kondi6onalsatz: Wenn so-und-so [nicht] geschehen wäre, dann wäre das-und-das [nicht] passiert. (*) Wenn ich Jaakko Hin6kka dann wäre ich jetzt nicht getroffen häke, kein Philosoph. Antezedenz Konsequenz 52
53 Kontrafaktualer Kondi6onalsatz: Wenn so-und-so [nicht] geschehen wäre, dann wäre das-und-das [nicht] passiert. (*) Wenn ich Jaakko Hin6kka dann wäre ich jetzt nicht getroffen häke, kein Philosoph. Antezedenz Konsequenz Hä]e ich denn nicht auch bei Ernst Tugendhat studieren können und so zum Philosophen werden können? Und gibt es keine Umstände, in denen ich trotz Hin?kka nicht zum Philosophen hä]e werden können? 53
54 Wie lassen sich kontrafaktuale Bedingungssätze genauer verstehen? D.h. unter welchen Bedingungen ist (*) wahr? Beginne mit der wirklichen Welt (in der ich HinIkka getroffen habe): und ändere an der Welt nur, dass ich Hin?kka nicht getroffen habe (und die Umstände, die daraus folgen). Und dann schaue nach, ob ich in der so abgeänderten Welt ein Philosoph bin Wenn nicht, dann ist (*) wahr. 54
55 Wie lassen sich kontrafaktuale Bedingungssätze genauer verstehen? D.h. unter welchen Bedingungen ist (*) wahr? Beginne mit der wirklichen Welt (in der ich HinIkka getroffen habe): und ändere an der Welt nur, dass ich Hin?kka nicht getroffen habe (und die Umstände, die daraus folgen). Und dann schaue nach, ob ich in der so abgeänderten Welt ein Philosoph bin Wenn nicht, dann ist (*) wahr. Damit ich bei Tugendhat studiere, muss an der wirklichen Welt viel mehr geändert werden. Ebenso hinsichtlich des bei jemand anders studieren. Diese Szenarien sind daher irrelevant. 55
56 Das Standardmodell (David Lewis) Es gibt viele mögliche (vorstellbare) Welten (denkbare Szenarien)... aber nur eine wirkliche Welt. Die vielen möglichen Welten sind mehr oder weniger weit von der wirklichen Welt enhernt. 56
57 (*) redet nicht über die wirkliche Welt hier habe ich JH getroffen. Aber über welche mögliche Welt(en) redet (*)? 57
58 Nennen wir die Welten, in denen ich HinIkka nicht getroffen habe, die Nicht-Hin?kka-Welten. Diese liegen verschieden weit von der wirklichen Welt en\ernt. 58
59 Nicht-Hin6kka- Welten Wirkliche Welt 1 Ich habe sta] bei HinIkka bei Erst Tugendhat studiert. 2 Ich habe überhaupt nicht studiert. 3 Ich bin überhaupt nicht zur Schule gegangen. 59
60 Nennen wir die Welten, in denen ich jetzt (2017) kein Philosoph bin, die Nicht-Philosoph-Welten. Diese liegen verschieden weit von der wirklichen Welt en\ernt. 60
61 Nicht-Hin6kka- Welten 3 2c 1 b a. Wirkliche Welt Nicht-Philosoph-Welten a Ich habe JH getroffen, aber habe als Philosoph keine Arbeit gefunden. b Ich habe JH getroffen, aber bin zu krank um zu als Philosoph zu arbeiten. c Ich habe weder HinIkka noch überhaupt eine/n PhilosophIn getroffen. 61
62 Nicht-Hin6kka- Welten 3 2c 1 b a. Wirkliche Welt Nicht-Philosoph-Welten Dass (*) wahr ist, schließt nicht aus, dass es Welten gibt, in denen ich kein Philosoph bin, obwohl ich HinIkka nicht getroffen habe [a, b] Dass (*) wahr ist, schließt nicht aus, dass es Welten gibt, in denen ich jetzt ein Philosoph bin, obwohl ich HinIkka nicht getroffen habe [1, 3] 62
63 (*) Wenn ich HinIkka nicht dann wäre ich jetzt getroffen hä]e, kein Philosoph. Antezedenz Konsequenz Wie lassen sich kontrafaktuale Bedingungssätze genauer verstehen? D.h. unter welchen Bedingungen ist (*) wahr? (*) ist wahr g.d.w. ich in denjenigen Nicht-Hin?kka-Welten kein Philosoph bin, die der wirklichen Welt am nächsten liegen. 63
64 Die Existenz solcher Welten zeigt, dass (*) wahr ist. Nicht-Hin6kka- 3 Welten 2 c Nicht-Philosoph-Welten 1 b a. Wirkliche Welt 64
65 (*) ist wahr g.d.w. ich in denjenigen Nicht-Hin6kka-Welten kein Philosoph bin, die der wirklichen Welt am nächsten liegen. VERGLEICHE DIE EINLEITENDE CHARAKTERISIERUNG: Beginne mit der wirklichen Welt (in der ich HinIkka getroffen habe): und ändere an der Welt nur, dass ich Hin?kka nicht getroffen habe (und die Umstände, die daraus folgen). Und dann schaue nach, ob ich in der so abgeänderten Welt ein Philosoph bin Wenn nicht, dann ist (*) wahr. 65
66 Die Existenz solcher Welten zeigt, dass (*) wahr ist. Die Konsequenz muss in den nächstgelegenen Antezedenz- Welten zutreffen. Antezedenz-Welten. Wirkliche Welt Konsequenz-Welten 66
67 (*) Wenn ich HinIkka nicht dann wäre ich jetzt getroffen hä]e, kein Philosoph. Antezedenz Konsequenz Es gibt mögliche Welten, in denen ich HinIkka nie getroffen habe, die aber ansonsten der wirklichen Welt sehr nahekommen und in diesen Welten bin ich jetzt kein Philosoph. Formal: p q p: Ich habe HinIkka getroffen. q: Ich bin jetzt ein Philosoph. 67
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