Gemeinsam#Gut#Arbeiten Gewaltfreie Arbeitswelt PRESSEINFORMATION. Gesprächspartner: Ort: ÖGB Eisenstadt. Datum: 28. November :00 Uhr
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1 Gemeinsam#Gut#Arbeiten Gewaltfreie Arbeitswelt PRESSEINFORMATION Gesprächspartner: Hannelore Binder ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Georg Michenthaler IFES-Projektleiter Ort: ÖGB Eisenstadt Datum: 28. November 201 9:00 Uhr
2 AUSGANGSSITUATION Das Thema Gewalt am Arbeitsplatz ist noch immer ein Tabu-Thema. Die ÖGB- Frauen Burgenland beschäftigen sich in Form eines Projektes mit dieser Themenstellung. Als Initiatorinnen des Projektes Gemeinsam#Gut#Arbeiten Gewaltfreie Arbeitswelt wollen die ÖGB-Frauen ein Maßnahmenbündel umsetzen um das Thema Gewalt am Arbeitsplatz in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken und zu sensibilisieren. Mit dem Projekt soll die aktuelle Situation in den burgenländischen Betrieben sichtbar gemacht und gemeinsam mit allen Beteiligten eine positive Veränderung der Ausgangsituation für ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen erzielt werden. Das gemeinsame Ziel ist eine Arbeitswelt mit guten Bedingungen und Raum für gesundes Arbeiten. Fakt ist, dass Gewalt am Arbeitsplatz auch im Burgenland kein Einzelfall ist. Fakt ist auch, dass es sich dabei um kein definitives Frauenthema handelt. Gewalt am Arbeitsplatz trifft Frauen und Männer gleichermaßen. Die Art und Weise, wie Gewalt ausgeübt wird, ist verschieden. Männer sind von anderen Gewalt betroffen als Frauen. Hannelore Binder, ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Finanziell unterstützt wird das Projekt vom Österreichischen Gewerkschaftsbund Burgenland, der Arbeiterkammer Burgenland und dem Regionalmanagement Burgenland. DIE UMFRAGE IFES (Institut für empirische Sozialforschung) wurde beauftragt, die wohl erste Befragung in dieser Größenordnung unter Burgenlands ArbeitnehmerInnen zum Thema Gewalt am Arbeitsplatz durchzuführen. Befragt wurden mehr 1. unselbständige Beschäftigte in den verschiedensten Branchen und Berufsgruppen. Die Befragungen wurden telefonisch, online und in Form von Fragebögen durchgeführt. 0 Prozent der Befragten haben Gewalt in verschiedener Weise am Arbeitsplatz beobachtet. 3 Prozent geben auch an, dass sie direkt von Gewalt am Arbeitsplatz betroffen sind. Am meisten werden herumschreien oder Einschüchterung bzw. Hänseleien und Verspottung genannt. Zusammengefasst ist zu erkennen, dass es ein Risiko von Gewalt am Arbeitsplatz dort gibt, wo straffe Hierarchien und starke Abhängigkeiten vorhanden sind Kunden- und Patientenkontakt besteht
3 es sehr homogene Beschäftigungsgruppen (Frauen- bzw. Männergruppen, Montagepartien) bzw. abgeschlossene Systeme gibt es isolierte Systeme bzw. Arbeitsplätze gibt (Busfahrer, Heimhelfer, Reinigungskräfte, ) 1. Einschätzung von Verhaltensweisen als Gewalt FRAGE: Würden Sie die folgenden Verhaltensweisen jedenfalls, unter Umständen oder eher nicht als Gewalt betrachten? [in Prozent] sexuelle Belästigung Herumschreien, Einschüchterung anzügliche oder diskriminierende Witze und Bemerkungen jedenfalls unter Umständen eher nicht weiß nicht/keine Angabe Bei der Einschätzung, welche Verhaltensweisen als Gewalt gesehen werden, wurde bei der Befragung festgestellt, dass Frauen und Personen mit höherer schulischer Ausbildung Verhaltensweisen früher als Gewalt bezeichnen. In der Gastronomie werden Verhaltensweisen nicht so eng gesehen und Gewalt weniger streng ausgelegt. Auch im Bereich Verkehr ist der Umgangston etwas rauer, was sich ebenfalls auf die Antworten auswirkt. Auch Personen in Führungspositionen Stufen Verhaltensweisen oft viel später als Gewalt ein. 2. Vorfälle an der Arbeitsstelle Wahrnehmungen und Betroffenheiten FRAGE: Welche der folgenden Vorfälle haben Sie an Ihrer jetzigen Arbeitsstelle schon einmal wahrgenommen? [in Prozent] FRAGE: Und wovon waren Sie an Ihrer Arbeitsstelle selbst schon einmal betroffen? [in Prozent] Herumschreien, Einschüchterung Beschimpfungen, Beleidigungen anzügliche oder diskriminierende Witze Psychoterror, Mobbing Fremdenfeindlichkeit, Rassismus Bedrohung, Einschüchterung sexuelle Belästigung (mit Worten) Nötigung, Erpressung Tätlichkeiten, Handgreiflichkeiten Homophobie sexuelle Übergriffe Nichts davon beobachtet Herumschreien, Einschüchterung 2 3 Beschimpfungen, Beleidigungen 33 anzügliche oder diskriminierende Witze 2 22 Psychoterror, Mobbing 1 Fremdenfeindlichkeit, Rassismus 15 Bedrohung, Einschüchterung sexuelle Belästigung (mit Worten) Nötigung, Erpressung Tätlichkeiten, Handgreiflichkeiten Homophobie sexuelle Übergriffe Nichts davon selbst betroffen <1
4 Bei den Beobachtungen werden die meisten Wahrnehmungen im Tourismus gemacht. Gefolgt von Gesundheits- und Pflegebereich sowie vom Bausektor. Weniger Beobachtungen gab es im Bereich Handel, Verkehr und bei Kleinbetriebe. Frauen haben weniger Beobachtungen gemacht als Männer. Die Umfrage hat auch gezeigt, dass wenig qualifizierte Beschäftigte ohne Matura eher Opfer von Gewalt werden. 3. Betroffenheit von Gewalt nach Geschlecht FRAGE: Und wovon waren Sie an Ihrer Arbeitsstelle selbst schon einmal betroffen? [in Prozent] Diese Ergebnisse zeigen, dass es keinen systematischen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt. Frauen sind also nicht mehr von Gewalt betroffen, sondern von anderen Formen der Gewalt.. Betroffenheit von Gewalt mit/ohne Betriebsrat FRAGE: Und wovon waren Sie an Ihrer Arbeitsstelle selbst schon einmal betroffen? [in Prozent]
5 Die Anwesenheit eines Betriebsrates hat einen positiven Effekt. Die Studie zeigt, dass in Betrieben mit Betriebsrat Männer und Frauen weniger von Gewalt betroffen sind. Ein Grund könnte sein, dass BetriebsrätInnen bereits Präventionsarbeit ev. auch mit dem Vorgesetzten - leisten, bzw. im Anlassfall moderierend einwirken. 5. Vorfälle an der Arbeitsstelle Verursacher von beobachteten Vorfällen FRAGE: Und von wem geht das vorwiegend aus? [in Prozent] von Vorgesetzten von KollegInnen von KundInnen/ KlientInnen Herumschreien, Einschüchterung Beschimpfungen, Beleidigungen 32 0 anzügliche oder diskriminierende Witze Psychoterror, Mobbing 0 1 Fremdenfeindlichkeit, Rassismus 5 3 Bedrohung, Einschüchterung sexuelle Belästigung (mit Worten) Nötigung, Erpressung Tätlichkeiten, Handgreiflichkeiten Homophobie 3 sexuelle Übergriffe 3 23 Die HauptverursacherInnen von Gewalt sind KollegInnen und hier zeigt die Umfrage, dass es in größeren Betrieben für KollegInnen aufgrund hierarchischer Strukturen schwieriger ist, Gewalt auszuüben. Von Vorgesetzten geht oft dann Gewalt aus, wo es Abhängigkeiten gibt. Im Gesundheits- und Pflegebereich geht Gewalt oft von PatientInnen und deren Angehörigen aus. Im Handel und öffentlichen Dienst kommt Gewalt oft von KundInnen.
6 . Maßnahmen bei verbalen oder körperlichen Übergriffen nach Geschlecht FRAGE: Welche Maßnahmen würden Sie bei selbst erfahrener Gewalt in der Arbeit in erster Linie ergreifen? [in Prozent] durch KollegInnen durch Vorgesetzte durch KundInnen/KlientInnen/ PatientInnen. Vermutete Auslöser und Risikofaktoren für Gewalt am Arbeitsplatz FRAGE: Was sind Ihres Erachtens Auslöser oder Risikofaktoren für Gewalt am Arbeitsplatz? Ist das Folgende jeweils eine sehr wichtige, teilweise wichtige oder weniger wichtige Ursache? [in Prozent] steigender Arbeitsdruck schlechter Führungsstil 52 Konkurrenz und Rivalität zunehmende Rücksichtslosigkeit/ Gewaltbereitschaft 3 9 zu wenig Personal persönliche Abneigungen schlechte Arbeitsorganisation Alkohol-, Drogenprobleme sehr wichtig teilweise wichtig weniger wichtig weiß nicht/keine Angabe Steigender Arbeitsdruck als Auslöser wird eher in Tourismus, Industrie und Gewerbe und Bau genannt. Schlechten Führungsstil machen vor allem Befragte aus der öffentlichen Verwaltung für Gewalt am Arbeitsplatz verantwortlich. Zunehmende Rücksichtslosigkeit und Gewaltbereitschaft sehen Befragte aus den Bereichen Verkehr sowie Gesundheit und Pflege als Gewaltauslöser.
7 MASSNAHMEN Die Ergebnisse wurden bereits internen und externen ExpertInnen präsentiert. Mit den Ideen aus der Präsentation werden die ÖGB-Frauen bei einer Klausur die weiteren Maßnahmen festgelegt. Fest steht bereits ein Termin für ein Expertensymposium am Internationalen Frauentag am 8. März 20. Um in Zukunft gemeinsam gut zu arbeiten, müssen alle Beteiligten ins Boot geholt werden. Mit der Umfrage wurde eine Basis geschaffen, auf der nun weiter aufgebaut werden kann. Ein Ziel der ÖGB Frauen ist die Kommunikation mit den Arbeitgebern, denn von den Umfragedaten können auch sie profitieren. Unser Projektziel ist es, die Arbeitswelt für alle besser zu machen. Wir haben diese Studie nicht für uns gemacht, wir wollen im sozialpartnerschaftlichen Sinn gemeinsam mit den Arbeitgebern an einer besseren Arbeitswelt arbeiten. Denn nur so können wir erfolgreich sein, nämlich dann, wenn wir alle Betroffenen an einen Tisch holen und nach gemeinsamen Lösungen suchen. Hannelore Binder, ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Ziel sind Konzepte, von denen nicht nur Betriebsrätinnen und Betriebsräte, sondern auch Unternehmen profitieren. Maßnahmen könnten ein schriftlicher Leitfaden für ArbeitnehmerInnen und Arbeitgeberinnen, Führungskräfteschulungen, die Etablierung von Konfliktlotsen bzw. Gewaltschutzbeauftragten in den Betrieben oder branchenspezifische Expertenrunden sein. Rückfragen: Beate Horvath, ÖGB Burgenland, Öffentlichkeitsarbeit, Tel: 0282/0-31, Mobil: 0/1 50,
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