Grundlagen der Sportpädagogik (WS 2004/05)
Grundlagen der Sportpädagogik (WS 2004/05) Lektion 6: Körper und Bewegung Anthropologische Einsichten
Körper und Bewegung Anthropologische Einsichten 1) Bauplan für den Menschen: Bewegungswesen (homo movendus) 2) Die menschliche Bewegung: Erwerb und Willkür 3) Zusammenhänge: Intelligenz, Wahrnehmung, Emotionen 4) Der menschliche Körper: mehr als nur ein Instrument des Geistes 5) Der machbare Körper 6) Paradoxe Gleichzeitigkeit: Verschwinden und Aufwertung des Körpers
1. Bauplan für den Menschen: Bewegungswesen (homo movendus) Dass der Mensch als Bewegungswesen konstruiert ist, lässt sich erkennen an seinem Bewegungsapparat ( z.b. Muskeln, Knochen) seinen Wahrnehmungssystemen (z.b. Auge) seinen inneren Organen (z.b. Herz) seinem Gehirn (z.b. sensomotorische Zentren der Großhirnrinde) Abteilung Sportwissenschaft Universität Bielefeld
1. Bauplan für den Menschen: Bewegungswesen (homo movendus) homo movendus ( der Mensch, der sich bewegen muss ): Funktionstüchtigkeit wird durch Bewegung erhalten. Abteilung Sportwissenschaft Universität Bielefeld
2. Die menschliche Bewegung: Erwerb und Willkür Sonderstellung der menschlichen Motorik: aufrechter Gang, Hände frei: Damit: hohe Freiheitsgrade, Steuerung höchst kompliziert Abteilung Sportwissenschaft Universität Bielefeld
2. Die menschliche Bewegung: Erwerb und Willkür Der Mensch erwirbt seine Bewegungen vor allem durch Lernen ( Erwerbmotorik Tier: Erbmotorik ) kann seine Bewegungen bewusst steuern ( bewusstseinsfähig nicht: bewusstseinspflichtig ) besitzt damit faktisch unendliche Bewegungsmöglichkeiten und ein je individuelles Bewegungsrepertoire Abteilung Sportwissenschaft Universität Bielefeld
3. Zusammenhänge: Intelligenz, Wahrnehmung, Emotionen Das Erlernen und die Steuerung von Bewegungen ist, entwicklungsgeschichtlich gesehen, die Leistung, für die das menschliche Gehirn zunächst und vor allem gebaut ist. Die Steuerung von Bewegungen ist eine hochkomplexe (kognitive) Leistung des Gehirns.
3. Zusammenhänge: Intelligenz, Wahrnehmung, Emotionen Motorische Entwicklung (Bewegungslernen) und kognitive Entwicklung (z. B.: räumliches Vorstellungsvermögen, Sprache) sind v. a. in den ersten Lebensjahren eng miteinander verbunden. Bewegung und Wahrnehmung hängen eng miteinander zusammen. Bewegungen können Emotionen ausdrücken und auf sie zurückwirken.
4. Der menschliche Körper: mehr als nur ein Instrument des Geistes Der Körper als Maschine Für mich ist mein Körper eine Maschine: Wenn ich ihn brauche, muss er funktionieren; was nicht funktioniert, lasse ich reparieren.
Der Körper als Maschine Was an dem Bild nicht stimmt: Der Körper braucht Erholung ( ist keine Maschine ), passt Funktion und Form nach dem Gesetz der Adaptation an. Der Lenker der Maschine kann ohne sie nichts. Er ist die Maschine und verändert sich mit ihr (GRUPE: Körper als Teil der Lebenswirklichkeit )
Der Körper als Maschine Praktische Implikationen: Es gibt keinen Verschleiß, nur falschen Gebrauch oder zu wenig Übung. Die Übung/Vernachlässigung meines Körpers betrifft mich immer als ganzen Menschen. Durch jede Prothese werde ich maschinenähnlicher.
4. Der menschliche Körper: mehr als nur ein Instrument des Geistes Fazit: Ich habe meinen Körper und bin mein Leib
4. Der menschliche Körper: mehr als nur ein Instrument des Geistes Der menschliche Körper/Leib = Medium zur Welt D. h.: Nur durch meinen Körper trete ich zur Welt in Beziehung. Die Verfassung meines Körpers prägt diese Beziehung (Beispiel Grupe: Rollstuhlfahrer).
4. Der menschliche Körper: mehr als nur ein Instrument des Geistes Grupe: Bedeutungen von Körper und Bewegung Funke: Funktionen des Sich - Bewegens instrumentell sozial symbolisch sensibel Universität Bielefeld - Abteilung Sportwissenschaft
5. Der machbare Körper Es gibt keine hässlichen Menschen, nur faule. (Helena Rubinstein) Universität Bielefeld - Abteilung Sportwissenschaft
5. Der machbare Körper Dimensionen der Machbarkeit des Körpers: Training, body-shaping Kosmetik, Kleidung Piercing, Tattooing Prothetik Schönheitsoperationen
6. Paradoxe Gleichzeitigkeit: Verschwinden und Aufwertung des Körpers Ein Beispiel für das Verschwinden des Körpers: Vom Gespräch zur e-mail; Zwischenstationen: der handgeschriebene Brief, das Telegramm, das Telefongespräch
6. Paradoxe Gleichzeitigkeit: Verschwinden und Aufwertung des Körpers Aufwertung: Körper als Sinnlieferant, u. a. über Wertschätzung der körperlichen Schönheit Unmittelbare Sinnerfahrung in der körperlichen Aktivität
Grundlagen der Sportpädagogik (WS 2004/05)