Gemeinderatssitzung vom 17. September 2018 Botschaft Traktandum Nr. 3: Neubau Strassenunterführung Plazza Staziun - Via da Munt Sehr geehrter Herr Gemeinderatspräsident Sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte Der Gemeindevorstand unterbreitet Ihnen Bericht und Antrag zu obgenanntem Geschäft. 1. Einführung Domat/Ems wird seit dem Jahre 1896 durch das Bahntrasse der RhB in zwei Gebiete geteilt. Drei Bahnübergänge an der Gassa surò, der Gassa sutò und in Sur Rieven verbinden diese beiden Teilgebiete. Weitere Verbindungen bilden die Bahnunterführungen an der Churerstrasse/Via Nova (Kantonstrasse) im Unterdorf und im Gebiet Caschnés/Via Trebla im Oberdorf. Für den Langsamverkehr wurde im Jahre 2008 eine weitere kleine Unterführung in Sut Rieven realisiert. Im Gebiet Ems-Chemie/Golfplatz ist ein weiterer Bahnübergang in Betrieb. Der Wunsch nach einem schrankenfreien Übergang vom Südquartier ins Dorf ist über 50 Jahre alt und geht einher mit der Entwicklung unserer Gemeinde. Vorhaben zur Verbesserung der Situation scheiterten stets an den hohen Kosten, den grossen baulichen Eingriffen im Dorfgebiet und den engen Platzverhältnissen für die Erstellung einer Unterführung. Eine Variante zur Tieferlegung der Bahn respektive Untertunnelung wurde nach der Jahrtausendwende bei den zuständigen Instanzen deponiert, entsprechend geprüft und mit prognostizierten Kosten von weit über 100 Mio. Franken als nicht finanzierbar verworfen. Im Zuge von raumplanerischen Massnahmen des Bahnhofareals (Entwicklungspotezial), verbunden mit Abklärungen zur besseren Nutzung der Bauflächen (verdichtetes Bauen innerhalb des Dorfgebietes), sowie der zukünftigen Umsetzung des kommunalen räumlichen Leitbildes (krl) soll eine Verbesserung des Verkehrskonzepts erreicht werden.
- 2 - Ein wichtiges Teilgebiet am Bahnhof (Areal ehemals Restaurant Bahnhöfli) erfuhr im Vorjahr einen Besitzerwechsel. Dank konstruktiven Gesprächen mit den neuen Besitzern wurde das beabsichtigte Projekt einer bedarfsgerechten Strassenunterführung erst möglich. Diesen besonderen Sachverhalt gilt es zu nutzen. 2. Ausgangslage Die RhB muss bis Ende 2023 die Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG) erfüllt haben. In Domat/Ems erreicht die heutige Bahnhofanlage die entsprechenden Auflagen nur bedingt. Die hindernisfreien Zugänge zu den Perrons über die bestehenden Schrankenanlagen sind für Domat/Ems sehr unbefriedigend. Die Personenunterführung beim Bahnhof ist unattraktiv, minimal dimensioniert und nur über steile Treppen passierbar. Im Zuge der Bahnhoferneuerung plant die RhB eine neue Personenunterführung, welche auch den Ansprüchen des Behindertengleichstellungsgesetzes entspricht. In Zusammenhang mit der Erarbeitung des räumlichen Leitbildes Domat/Ems und der anstehenden Erneuerung des Bahnhofareals hat die Gemeinde das Erschliessungskonzept überprüft. Die aktuelle Situation mit Bahnschranken und den damit verbundenen Wartezeiten entsprechen nicht den heutigen Ansprüchen. Dies gilt sowohl für den motorisierten Verkehr als auch für den Langsamverkehr. Um eine Verbesserung der Verkehrssituation zu erreichen, sieht die Gemeinde den Neubau einer Strassenunterführung zwischen Plazza Staziun und Via da Munt vor. Die Strassenunterführung soll dabei auch einen separaten Fussgänger- und Fahrradbereich umfassen. Die Arealentwicklung am Bahnhof Domat/Ems wird einer Teilrevision der Ortsplanung unterzogen. Für die spätere Einreichung eines Bauprojektes bzw. für die Erteilung einer Baubewilligung ist die Genehmigung der Teilrevision der Ortplanung zwingend. Der Bahnübergang an der Gassa sutò bleibt in der heutigen Form bestehen und dient weiterhin als Verbindung ins südöstliche Gemeindegebiet. Durch längere Perronanlagen können die Schliesszeiten der Bahnschranken an der Gassa sutò optimiert werden. 3. Projektübersichten und Verantwortlichkeiten Mit den Umbauarbeiten am Bahnhof in Domat/Ems werden drei Projekte bearbeitet. A Behindertengerechter Ausbau der Perrons mit Personenunterführung Das Südperron der Rhätischen Bahn (RhB) entspricht nicht mehr den heute gültigen Gesetzesvorgaben und Anforderungen an einen zeitgemässen Bahnhof in der Grösse von Domat/Ems (Kategorie 1). Die behindertengerechten Anpassungen müssen bis im
- 3 - Jahr 2023 erfolgt sein. Die Perronlänge zwischen den beiden Bahnübergängen Gassa surò und Gassa sutò sind unzureichend, so dass Züge wie z.b. der Interregio Chur-St. Moritz während des Haltes mindestens einen Bahnübergang für den Verkehr blockieren bzw. versperren. Im Zuge der Bahnhofserneuerung plant die RhB den Bau einer neuen, behindertengerechten Personenunterführung mit Rampen auf beiden Seiten des Bahnhofs. Ebenfalls werden die nötigen Perrondächer realisiert und zusätzliche Kundeninformationssysteme installiert. Verantwortung: RhB B Entwicklung des Bahnhofareals mit Neubau Bahnhofgebäude Ein Neubauprojekt mit ober- und unterirdischer Parkierung soll das bisherige Bahnhofgebäude ersetzen. Weiter sollen mittels eines Bahnhofplatzes eine klare, repräsentative Ankunftssituation mit Parkierungsmöglichkeiten für Velos geschaffen werden. Verantwortung: RhB (Bahnhofplatz/Gemeinde) C Aufhebung Bahnübergang und Strassenunterführung Die Gemeinde und die RhB verfolgen das Ziel, die Schrankenanlage an der oberen Bahnhofstrasse - Via da Munt aufzuheben. Zum einen aus Sicherheitsgründen (Unfallgefahr) und zum anderen auch aus technischen Gründen (Steuerung, Fahrplanstabilität etc.). Schrankenanlagen sind technisch sehr aufwendig und mit sehr grossem Unterhaltsaufwand verbunden. Bekannte und jüngere Beispiele von Übergangsaufhebungen in Gemeinden sind die neuen Bahnunterführungen in Malans und Küblis. Verantwortung: Gemeinde Domat/Ems Jedes dieser drei Projekte kann grundsätzlich als eigenständiges Vorhaben betrachtet werden. Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben müssen die Behindertengerechtigkeit und nach Möglichkeit zeitgleich die Personenunterführung, unabhängig der Projektfortschritte und Genehmigungen der beiden anderen Vorhaben, realisiert werden. In der Gesamtbetrachtung sind sich die Gemeinde und die RhB einig, dass alle drei Projekte in Abhängigkeit zueinanderstehen und möglichst gut aufeinander abgestimmt und umgesetzt werden sollten. 4. Strassenunterführung 4.1 Vorgabe Ein wesentliches Merkmal der heutigen ortsinternen Erschliessung besteht in der Trennwirkung des Dorfkerns zu den südlichen Wohnquartieren durch das Bahntrassee bzw. infolge der langen Schliesszeiten der Barrieren bei den Bahnübergängen. Domat/Ems hat dazu in den letzten Jahren immer wieder Anstrengungen zur Verbesserung dieser Situation unternommen. Die Erstellung einer Strassenunterführung ist damit ein Bedürfnis der Bevölkerung von Domat/Ems und liegt auch im Interesse der RhB.
- 4 - Neben der Möglichkeit, dass zwei Fahrzeuge kreuzen können, soll die Strassenunterführung ebenfalls für die Durchfahrt von Feuerwehrfahrzeugen, Rettungswagen und auch für den Busverkehr ausgebaut werden. In Ergänzung dazu soll ein separater Langsamverkehrsbereich auf einer Strassenseite erstellt werden. Abbildung 1: Visualisierung neue Strassenunterführung ab «Plazza Staziun» (Stauffer & Studach Raumentwicklung) 4.2 Planung Im Frühjahr 2017 beauftragte der Gemeindevorstand das Büro Widmer Ingenieure AG, Chur, mit der Erarbeitung eines Vorprojekts für eine Strassenunterführung, dies in Ergänzung zur Bahnhofprojektierung der RhB. Mit der Bahnhofsentwicklung der RhB kamen die Ortsplaner Stauffer & Studach für Raumentwicklungs-, Planungs- und Koordinationsaufgaben hinzu. 4.3 Projektbeschrieb Oberstes Ziel einer Strassenunterführung ist die verkehrstechnisch bestmögliche ortsbauliche Einpassung ins Dorfbild. Dies soll mit einer moderaten Fahrbahnbreite von 5.20 m (Erschliessungsstrasse) erfolgen. Wie bereits heute an der Gassa surò und Gassa sutò bzw. an der Via da Munt sind Fahrzeugkreuzungen bei reduzierter Geschwindigkeit möglich. Die Einführung von Tempo 30 wird in Betracht gezogen, dies in Abstimmung mit den Bestrebungen an der Via Nova und den entsprechenden Zubringerstrassen. Die Durchfahrtshöhe beträgt 4.2 m und ermöglicht damit auch eine allfällige Durchfahrt für Busse und den öffentlichen Verkehr.
- 5 - Aufgrund der erforderlichen Rampenlänge von 55 m ist die Abfahrt direkt ab der Gassa surò nicht möglich, weil wichtige Abzweigungen und Hauszufahrten abgeschnitten würden. Die Abfahrt erfolgt abgewinkelt vom neu vorgesehenen Bahnhofplatz, ab Plazza Staziun, parallel zum Bahntrassee unter der Bahn hindurch in die Via da Munt. Mit der gemeindeeigenen Parzelle neben der Via da Munt auf der Südseite der Bahn ist genügend Raum vorhanden, um ab der Via Rezia vor der Auffahrt in die Via da Munt einzubiegen. Abbildung 2: Verkehrsfluss; Auto (rot), Fahrrad+Fussgänger (blau), Treppenaufgänge (grün), Strassen (gelb) Die Fahrbahn der Unterführung trennt die Fussgänger/Radfahrer niveaumässig von den Fahrzeugen. Damit verbessert sich die Sicherheit für den Langsamverkehr. Für Fahrzeuge beträgt das Rampengefälle zirca 11%. Fussgänger können die Unterführung behindertengerecht mit 6% Steigung passieren. Je ein Treppenabgang Nord und Süd der Geleise/Perrons verbinden zusätzlich den Fussgängerbereich von der Gassa surò/ Senda und der Via Rezia/Navinal her.
- 6 - Abbildung 3: Querschnitt Strassenunterführung Richtung Süden (Widmer Ingenieure) Der Situationsplan im Anhang vermittelt eine Übersicht über das Bauwerk (Machbarkeit), wobei vor allem Anschlussstrassen und weitere Details erst in einem Bauprojekt mit dem Baubewilligungsgesuch geplant und abgestimmt werden können. 5. Anstösser Sämtliche Anwohnerinnen und Anwohner von direkt betroffenen Parzellen im Projektperimeter der Strassenunterführung wurden durch die Gemeinde, unter Mitwirkung der RhB, zu Informationsveranstaltungen und Gesprächen eingeladen. Offene Fragen konnten grossmehrheitlich geklärt werden oder fliessen in die Ausarbeitung des detaillierten Bauprojektes ein. 6. Termine Nach einem positiven Abstimmungsentscheid kann die Bauprojektierung (Detailplanung) durch den Ingenieur, sowie die Detailplanung der Anwohnerzufahrten erfolgen. Das Baugesuch für das Baubewilligungsverfahren wäre im Frühjahr 2019 vorgesehen. Der Baubeginn könnte im Herbst 2019 erfolgen und die Bauzeit würde rund 18 Monate dauern.
- 7-7. Kosten Die Gesamtkosten belaufen sich auf 7.5 Mio. Franken (inkl. MwSt). Genauigkeit KS +/- 15 %, Index Kostenstand Mai 2018. Die Kosten gliedern sich nach Baukostenplan Tiefbau (CRB) wie folgt: A Grundstücke/Landerwerb Fr. 220 000 L Vorbereitungsarbeiten, Hilfsbrücke RhB Fr. 2 161 000 M Aushub, Spezialtiefbau (Ankerwände) Fr. 1 075 000 O Betonbauwerk Fr. 1 433 000 Q Werkleitungen, Anpassungen Fr. 465 000 R Fahrbahn und Strasse Fr. 642 000 S Betriebsanlagen, Werke Fr. 432 000 V Planungs-/Nebenkosten Fr. 770 000 Y Unvorhergesehenes, Anstösser Fr. 302 000 Gesamtkosten brutto (Objektkredit) Fr. 7 500 000 Von diesem Bruttobetrag können verschiedene Kostenbeteiligungen respektive Beiträge der öffentlichen Hand (Bund, Kanton) und der RhB in Abzug gebracht werden: A Bund aus Agglomerationsprogramm Fr. 440 000 B Kantonsbeitrag Langsamverkehr Fr. 520 000 C Kantonsbeitrag ÖV * Fr. 700 000 D RhB Fr. 1 700 000 Total Beiträge Fr. 3 360 000 Gesamtkosten netto (Gemeinde) Fr. 4 140 000 *Der Förderbeitrag des Amts für Energie und Verkehr ist abhängig von der Projektumsetzung und wird sich zwischen Fr. 500'000 und Fr. 900 000 bewegen.
- 8-6. Antrag Der Gemeindevorstand unterbreitet Ihnen, sehr geehrter Herr Gemeinderatspräsident, sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, aufgrund obiger Ausführungen folgende Anträge: 1. Auf die Vorlage sei einzutreten. 2. Dem Projekt Strassenunterführung Plazza Staziun - Via da Munt mit einem Objektkredit von brutto 7.5 Mio. Franken (netto 4.14 Mio. Franken) sei zuzustimmen. 3. Die Vorlage sei zuhanden der Volksabstimmung vom 25. November 2018 zu verabschieden. Der Gemeindevorstand von Domat/Ems Der Präsident E. Kohler Die Gemeindeschreiberin Y. Müller Domat/Ems, 27. August 2018/SC/AT Beilage Botschaft: - Situationsplan Vorprojekt