Schlussfolgerungen zum Fachkräftemonitoring 2018

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Transkript:

Schlussfolgerungen zum Fachkräftemonitoring 2018 Positionspapier des Fachkräfteausschusses der IHK Chemnitz

Fachkräftemonitoring 2018 Das Fachkräftemonitoring der sächsischen Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern erfasst seit 2001 die Fachkräftesituation in der sächsischen Wirtschaft. Schwerpunkte der achten Erhebung sind neben den Fachkräftebedarfen die betriebliche Personalarbeit, die Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer und mögliche Auswirkungen der Digitalisierung. Die folgenden Schlussfolgerungen des Fachkräfteausschusses der IHK Chemnitz sollen insbesondere Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit für die Herausforderungen am Arbeitsmarkt sensibilisieren. Gute Bildung als Grundlage zur Fachkräftesicherung unabdingbar Bildung legt die wesentlichen Grundlagen für unsere wirtschaftliche Zukunft. Um gute Schulbildung zu gewährleisten, bedarf es ausreichend und erstklassig qualifizierter Lehrer, zeitgemäßer Lehr- und Lernmaterialen sowie einer leistungsfähigen Anbindung von Schulen an das Breitbandnetz. Ziel muss sein, sowohl den immer noch deutlich zu hohen Anteil der sächsischen Schulabgänger ohne Abschluss (2017 8,4 %) zu senken, als auch qualitativ hochwertige und zukunftsweisende Bildungsinhalte in den Schulen zu vermitteln. Dabei muss die Berufsvorbereitung in den Schulen stärker in den Mittelpunkt rücken. Die Bedarfe der sächsischen Wirtschaft müssen auch bei der Ausgestaltung der Studiengänge und -inhalte an den Hochschulen stärker Beachtung finden. Die hohe Anzahl unterschiedlicher Studiengänge führt zu mangelnder Transparenz und Vergleichbarkeit der Abschlüsse. Anforderungen an (künftige) Mitarbeiter infolge der Digitalisierung steigen gleich bleiben abnehmen weiß nicht grundlegende IT-Kompetenzen Lern- und Weiterbildungsbereitschaft Flexibilität weiterführende IT-Kompetenzen Kommunikationsfähigkeit analytisches Denken Erfahrungen Kreativität Teamfähigkeit soziale Kompetenzen 69 % 55 % 4 40 % 33 % 31 % 25 % 24 % 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %

Wahrnehmung und Attraktivität der Berufsausbildung stärken Da Facharbeiter und Gesellen die mit Abstand am meist gesuchten Fachkräfte sind, muss die Attraktivität dieses Bildungsweges gestärkt werden. Um die Nachfrage bedienen zu können, müssen sich mehr Jugendliche für die Ausbildung entscheiden. Dabei ist der gemeinsame Fokus von Wirtschaft, Politik und Verwaltung hin zur Berufsausbildung entscheidend, um bei den Jugendlichen und ihren Eltern ein wertiges und nachhaltiges Bild zu verankern. Dafür ist eine an den Bedarfen der sächsischen Wirtschaft ausgerichtete Berufsorientierung an allen Schulen (Oberschule und Gymnasium) nötig. Zudem ist ein flächendeckendes Berufsschulnetz in Sachsen zu erhalten. Ziel muss sein, lange Wege zur Berufsschule zu vermeiden. Auch eine bessere ÖPNV-Anbindung von Gewerbegebieten mit Ausbildungsbetrieben kann die Attraktivität der dualen Ausbildung erhöhen. Am schwierigsten gestaltet sich die Besetzung von Stellen für die Weiterbildungsabschlüsse (wie Techniker, Meister oder Fachwirte) benötigt werden. Daher muss die gesellschaftliche Anerkennung und Förderung der höheren Berufsbildung (Aufstiegsfortbildung) gestärkt werden. Anteil der offenen Stellen nach Qualifikationsanforderungen Ungelernt Angelernt Facharbeiter/Gesellen Techniker/Meister Hochschulabsolventen 13 % 16 % Handwerk 65 % 5 % Dienstleistungen 51 % 19 % Handel 14 % 5 9 % Bau 15 % 58 % 9 % Industrie 11 % 45 % 20 % 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Standortattraktivität erhöhen Die Steigerung der regionalen Standortattraktivität ist für die Fachkräftesicherung unerlässlich. Bei der Entscheidung von Fachkräften und ihren Familien für oder gegen einen Job, spielen Faktoren wie das Wohnumfeld, die Bildungsangebote, bedarfsgerechte Kinderbetreuungsangebote, ärztliche Versorgung und Freizeit- und Kulturmöglichkeiten eine wichtige Rolle gerade in ländlichen Regionen. Neben solchen Angeboten ist auch eine gute Verkehrs- und IT-Infrastruktur unerlässlich. Diese Faktoren müssen von einer effektiven Standortwerbung flankiert werden.

Betriebe mit offenen Stellen Offene Stellen je 1.000 Beschäftigte 55% 52 Dresden 56% Dresden 45 Chemnitz 57% Chemnitz 55 Leipzig 52% Leipzig 52 Fokus auf kleine Unternehmen Da die Dynamik am Arbeitsmarkt aufgrund von Wachstum, Altersabgängen und Fluktuation hoch ist, sind unternehmensseitig erhöhte Investitionen in Personalmaßnahmen notwendig. Kurz- und mittelfristig wird sich die Fachkräftesituation durch weitere Altersabgänge, fehlende Passfähigkeit der Bewerber, ineffiziente Schulbildung und Digitalisierung verschärfen. Angesichts der steigenden Fachkräfteengpässe sollten sich die Förderprogramme des Freistaates für Unternehmen nicht mehr am Erhalt bzw. an der Schaffung von Arbeitsplätzen orientieren. Vielmehr müssen Produktivität und Innovationen im Mittelpunkt stehen. Da kleine Unternehmen am stärksten mit den Problemen bei der Stellenbesetzung zu kämpfen haben, sind insbesondere für diese Gruppe Unterstützungen (z.b. finanziell und/oder organisatorisch) zu entwickeln und auszubauen. Die Umsetzung muss bürokratiearm und praxisnah angelegt werden, so dass auch innovative Ideen und unkonventionelles Vorgehen Früchte tragen können. Dazu müssen alle Partner zusammenarbeiten (z.b. in den Fachkräfteallianzen) und auch überregionale Aktivitäten im Sinne der Unternehmer (z.b. bei der Rekrutierung) verwirklicht werden. Unter diesem Aspekt sind die Aktivitäten im Rahmen der sächsischen Fachkräfterichtlinie zu evaluieren und erfolgreiche Projekte langfristig weiterzuführen. Anteil der offenen Stellen, die mehr als 6 Monate unbesetzt sind 51% Bau 85% bis 20 Mitarbeiter 66% Handwerk 65% 20 bis 49 Mitarbeiter 61% Industrie 46% 50 bis 249 Mitarbeiter 48% Dienstleistungen 45% 250 und mehr Mitarbeiter 15% Handel 43%

Hürden bei der Beschäftigung von ausländischen Mitarbeitern abbauen Die Bedeutung ausländischer Beschäftigter zur Deckung des Fachkräftebedarfs wird weiterhin steigen. Dazu bedarf es jedoch einer weiteren Verbesserung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, damit der Freistaat als attraktiver und lebenswerter Wirtschaftsstandort von ausländischen Arbeitskräften wahrgenommen wird. Darüber hinaus muss die arbeitsmarktorientierte qualifizierte Zuwanderung aus Drittstaaten durch den Erlass eines unbürokratischen Zuwanderungsgesetzes erleichtert werden. Die Möglichkeit, zur Jobsuche befristet zuzuwandern, besteht derzeit nur für Hochschulabsolventen. Sie sollte auch für beruflich Qualifizierte geschaffen werden. Weiterhin sind die Mindestgehälter im Rahmen der Blauen Karte EU von der Beitragsbemessungsgrenze West der Rentenversicherung zu entkoppeln und die Positivliste der Engpassberufe, in die eine Zuwanderung möglich ist, zu erweitern. Zudem sollte das Potenzial ausländischer Studierender im Freistaat für den regionalen Arbeitsmarkt deutlich stärker genutzt werden. Dafür ist die Finanzierung der Career Services an den sächsischen Hochschulen zu sichern. Um die Ausbildungs- und Arbeitsmarktintegration geflüchteter Menschen zu befördern, müssen bürokratische Hürden weiter sinken (bspw. konsequente Umsetzung der 3+2 Regel, Verkürzung behördlicher Bearbeitungszeiträume). Weiterhin sind Verbesserungen in der allgemeinen und berufsbezogenen Sprachförderung nötig. Hürden bei der Einstellung ausländischer Mitarbeiter Sprachbarrieren 84% Bürokratische Hürden Unsicherheit über Qualifikationsniveau Aufenthaltsstatus Kulturelle Unterschiede 22% 35% 40% 39% 2018 2015 Zugang zur Zielgruppe 13% weiß nicht, wie vorzugehen ist 9% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% Ihr Ansprechpartner: Industrie und Handelskammer Chemnitz Martin Witschaß Referatsleiter Volkswirtschaft Tel. 0371 6900 1250 E-Mail: martin.witschass@chemnitz.ihk.de