Zentrum für kooperative Forschung an der DHBW Stuttgart Auftakt-Workshop Win-win für Alle! Kernaufgabe der Engagementförderung ist die Gewinnung der Hauptamtlichen Paul-Stefan Roß Köln, 8. Dezember 2010
These 1: Freiwilliges Engagement ist - aktuell und potentiell - in hohem Maße vorhanden. Freiwilligensurvey 2009: Engagementquote und Engagementbereitschaft in den vergangenen zehn Jahren stabil Engagementquote: - 1999: 34% - 2004: 36% - 2009: 36%
Große Vielfalt der Engagementbereiche
Chancen des demografischen Wandels nutzen: Steigende Engagementquote bei älteren Menschen Problem: Sinkende Engagementquote bei jungen Menschen
Faktoren, die die Engagementbereitschaft eher begünstigen gute soziale Einbindung/viele Freunde Leben in einer Familie mit mehreren Kindern hohe Bildung starke religiöse Bindung gesichertes Erwerbseinkommen Leben in einer kleineren oder mittelgroßen Stadt Einstieg ins Engagement bereits als junger Mensch Faktoren, die die Engagementbereitschaft eher hemmen Arbeitslosigkeit niedrige Bildung schwache religiöse Bindung unsichere finanzielle Situation Leben in einer Großstadt
These 2: Die Frage nach dem Nutzen freiwilligen Engagements ist legitim - und beantwortbar. Wenn über den Nutzen freiwilligen Engagements nachgedacht wird, können fünf Perspektiven bzw. Nutzen-Kategorien in den Blick genommen werden: Nutzen für die Engagierten selbst Nutzen für die AdressatInnen Nutzen für das persönliche Umfeld der AdressatInnen (Angehörige usw.) Nutzen für die Organisation gesellschaftlicher Nutzen
These 2.1: Das Engagement von Freiwilligen stiftet nach übereinstimmender Wahrnehmung aller Beteiligten für die KlientInnen bzw. AdressatInnen einen spezifischen Nutzen. Begegnungen von Mensch zu Mensch / Normalitätserfahrungen / Beziehung / menschliche Wärme Erweiterung der Angebote und Kontakte für die KlientInnen / Abwechslung / Verwöhnt werden Verbindung mit dem örtlichen Gemeinwesen wird gestärkt Kl / fse / hbm / Lt Kl / fse / hbm / Lt Dt / Kl / fse / hbm
These 2.2: Freiwilliges Engagement stiftet einen identifizierbaren Nutzen für die jeweilige soziale Einrichtung. Verbesserung der Qualität der Dienstleistungen Erweiterung des Angebots Stärkere Verankerung im lokalen Sozialraum Werbung für die Einrichtung, Imagepflege und verbesserte Akzeptanz Beitrag zur Qualitätssicherung und Zugang zu kreativen Potentialen Höhere Belegzahl bzw. Nachfrage und verbesserte Kundenbindung Unterstützung von Fundraising-Aktivitäten Höhere Zufriedenheit und geringere Fluktuation bei Hauptberuflichen Dieser Nutzen ist nicht primär, wohl aber sekundär in monetären Kategorien zu beschreiben. Voraussetzung der Nutzenstiftung: Professionelles Freiwilligenmanagement
These 2.3: Freiwilliges Engagement ist nach Einschätzung der Beteiligten auch mit Risiken behaftet. fehlende fachliche Kenntnisse Verdrängung von Erwerbsarbeitsplätzen Konkurrenzdenken zwischen hauptberuflichen MitarbeiterInnen und Freiwilligen mangelnde Rücksicht auf Wünsche der KlientInnen
These 3: Freiwilliges Engagement braucht systematische Förderung und Unterstützung = Freiwilligenmanagement. These 4: Freiwilliges Engagement bringt Nutzen also in professionelles Freiwilligenmanagement investieren! These 5: Professionelles Freiwilligenmanagement umfasst sowohl Personalentwicklung als auch Organisationsentwicklung.
These 6: Mit Blick auf eine systematische Förderung und Unterstützung von freiwilligem Engagement haben wir kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. erfolgreiche Freiwilligen erfordert Investitionen, die man scheut (Faktor Geld ) Freiwilligenarbeit stellt eine anspruchvolle Aufgabe dar - viele möchten es einfacher machen (Faktor Komplexität ) das Anforderungsprofil an die Hauptberuflichen ändert sich und sie müssen Einflussbereiche und Zuständigkeiten teilen (Faktor Macht )
These 7: Die Kernfrage der Förderung freiwilligen Engagements ist die Gewinnung der Hauptberuflichen! Im Alltagsgeschäft sind die normalen beruflichen Mitarbeiter die wichtigsten Ansprechpartner der Freiwilligen. In vielen sozialen Feldern zeigen sich in der Zusammenarbeit von Freiwilligen und Hauptberuflichen Spannungen und Widersprüche. - Unterschiedliche Beurteilung der Qualität der Zusammenarbeit - Grundsätzliche Akzeptanz von freiwilligem Engagement seitens der Hauptberuflichen bei gleichzeitiger latenter Genervtheit durch das Thema - Kaum persönliche negative Erfahrungen in der Zusammenarbeit, aber viele diesbezügliche Vorstellungen
Ursächlich für die Spannungen sind v.a. drei Faktoren: Unzureichend geklärte Rollen von Freiwilligen und Hauptberuflichen. Hoher Druck, der auf den beruflichen MitarbeiterInnen lastet. - hohe zeitliche Belastung ( Jetzt muss ich mich auch noch um die fse kümmern bzw. Die machen die schönen Dinge ) - vielfältige (Innovations)Anforderungen, die ihnen eine permanente Revision ihres professionellen Rollenverständnisses und ihrer Fachlichkeit abverlangen ( Jetzt muss ich auch noch `Anleitung von fse in mein Professionalitätsprofil integrieren ) - Unsicherheit über die künftige Entwicklung des Arbeitsplatzes ( Werde ich durch fse verdrängt? ) Unzureichende Kommunikation zwischen Freiwilligen und Hauptberuflichen.
These 8: Es lassen sich sechs Kernstrategien indentifizieren, um hauptberufliche MitarbeiterInnen für die Arbeit mit Freiwilligen zu gewinnen. Die hauptberuflichen MitarbeiterInnen in der Breite einbeziehen. Die spezifischen Rollen professionell-beruflich Tätiger und freiwillig Engagierter weiter schärfen. Das professionelle Profil der Hauptberuflichen weiterentwickeln. Für Kommunikation, entsprechende Rahmenbedingungen und Anerkennung sorgen. Die Förderung freiwilligen Engagements mit anderen (Entwicklungs-) Prozessen verknüpfen. Das Aufgabenprofil von Freiwilligen-Beauftragten weiterentwickeln.
These 9: Die Rollen freiwillig Engagierter einerseits und beruflicher MitarbeiterInnen andererseits sind von den spezifischen Qualitäten, die ihre Tätigkeiten für die jeweiligen AdressatInnen aufweisen, her zu definieren. Schlüsselfrage der Arbeit mit Freiwilligen: Konstruktive Zusammenarbeit von Freiwilligen und Hauptberuflichen in der Breite der Einrichtungen und die Bedingungen dieser Zusammenarbeit. Schlüssel für eine breite Einbeziehung der hauptberuflichen Mitarbeiterschaft: das Profil von a)freiwilligem Engagement und b)beruflicher Fachlichkeit zu schärfen. Dies gelingt nicht über eine formale Abgrenzung von claims oder Domänen : Angemessen ist allein eine inhaltliche Differenzierung.
Propria beruflicher Sozialer Arbeit professionelle Distanz Reflexion der helfenden Beziehung verbindliche Erschließung von Ressourcen formeller Unterstützungssyst. Kontinuität der Angebote fachliche Letztverantwortung Unterstützung von Koproduktion Propria freiwilligen Engagements zusätzliche Angebote /Kontakte Alltagskontakte /Normalität Brücken in die Lebenswelt Mobilisierung privater Netzwerke Lobbyarbeit Diese Propria sind gerade in ihrer Unterschiedlichkeit, welche demzufolge prinzipiell durchzuhalten ist und nicht verwischt werden sollte, komplementär zueinander. Diese Komplementarität macht die Outcome-Qualität der jeweiligen Unterstützungsleistung, des jeweiligen Hilfe-Mix aus.
These 10: Die professionelle Kompetenz von Hauptberuflichen in der Sozialen Arbeit muss sich erweitern. Kompetenz, bestimmte Aufgaben selbst fachgerecht zu erledigen (alle Fachkräfte). Kompetenz, andere und insbesondere engagierte BürgerInnen in koproduktive Prozesse einzubeziehen (möglichst viele Fachkräfte). Kompetenz, Koproduktion zu gestalten und insbesondere engagierte BürgerInnen professionell zu unterstützen (einige speziell qualifizierte Fachkräfte).
These 11: Die Implementierung einer systematischen Freiwilligen-Arbeit ist Leitungsaufgabe. Klare Positionierung mit Blick auf eine systematischen Strategie zur Einbeziehung Freiwilliger, aber auch hinsichtlich der Gründe und der Erfolgskriterien einer solchen Strategie. Initiierung entsprechender PE- und OE-Prozesse in der Breite der Einrichtungen. Weiterentwicklung einer Anerkennungskultur gegenüber freiwillig Engagierten und Hauptberuflichen.
Gewinnung der Hauptamtlichen als Kernaufgabe der Engagementförderung Sie sind gefragt!
Zeitzeichen: Schlagzeilen zum freiwilligen Engagement Freiwilliges Engagement in Deutschland: Stabil, aber nicht statisch Freiwilliges Engagement: Greifbarer Nutzen Die Kernfrage des freiwilligen Engagement ist die Gewinnung der Hauptberuflichen! Alarmsignal: Ausverkauf des Ehrenamts?! Kirchen entdecken das Ehrenamt neu
These 2: Die Frage nach dem Nutzen freiwilligen Engagements ist legitim - und beantwortbar. Individuelle Begründung: FE stiftet Sinn und bereichert Soziale Begründung: FE schafft Soziales Kapital Politische Begründung: FE erhält die Demokratie lebendig und stärkt die Identifikation mit dem örtlichen Gemeinwesen Fachliche Begründung: FE führt zu angemesseneren Lösungen Fiskalische Begründung: FE spart Gelder (???) Kernbegründung: Viele Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft aktuell steht, werden sich nur bewältigen lassen, wenn viele Menschen bereit sind, sich bürgerschaftlich zu engagieren.
These 3: Die Einschätzung des Status Quo der Zusammenarbeit von Hauptberuflichen und Freiwilligen offenbart Spannungen und ist nicht frei von Widersprüchen. Die Qualität der Zusammenarbeit von Hauptberuflichen und Freiwilligen wird zwar von allen Beteiligten als insgesamt gut bewertet, jedoch als keineswegs frei von Spannungen bezeichnet. Die Dienststellenleitungen weisen zunächst auf deutliche Konkurrenzen hin. Die Freiwilligen beurteilen die Kooperation deutlich positiver als die Hauptberuflichen. Die Einbeziehung freiwillig Engagierter stößt bei den hauptberuflichen MitarbeiterInnen im Grundsatz auf Akzeptanz, der Wert dieses Engagements wird gesehen. Allerdings hat die Mehrheit der Hauptberuflichen kaum oder keinen Kontakt zu Freiwilligen.
These 2: Ein konstruktive Zusammenarbeit von freiwillig Engagierten und Hauptberuflichen in der Sozialen Arbeit setzt klare Rollen voraus. Propria beruflicher Sozialer Arbeit Propria freiwilligen Engagements professionelle Distanz Reflexion der helfenden Beziehung verbindliche Erschließung von Ressourcen formeller Unterstützungssyst. Kontinuität der Angebote fachliche Letztverantwortung Unterstützung von Koproduktion zusätzliche Angebote /Kontakte Alltagskontakte /Normalität Brücken in die Lebenswelt Mobilisierung privater Netzwerke Lobbyarbeit
Maßstab bzw. Bezugspunkt einer solchen Differenzierung kann allein die Verbesserung des Wohlergehens der AdressatInnen sein ( Freiwilliges Engagement konsequent von den Adressatinnen her denken ). Die KlientInnen haben relativ klare Vorstellungen, was sie jeweils von fse und bhm erwarten: hbm = Grundversorgung und Verantwortung fse = Extra-Zeit, Extra-Unternehmungen, Extra-Zuwendung
Gegenüber den Kostenträgern für die Refinanzierbarkeit von Freiwilligenarbeit eintreten. Anerkennungskultur weiterentwickeln Einbeziehung in Prozesse und ehrliche Rückmeldungen als wichtige Form der Anerkennung für fse Anerkennung der hbm nicht vernachlässigen