Strukturmethoden: Röntgenstrukturanalyse von Einkristallen

Ähnliche Dokumente
Strukturmethoden: Röntgenstrukturanalyse von Einkristallen. Sommersemester Christoph Wölper. Universität Duisburg-Essen

Röntgenstrukturanalyse von Einkristallen

Strukturmethoden: Röntgenstrukturanalyse von Einkristallen

Strukturmethoden: Röntgenstrukturanalyse von Einkristallen. Sommersemester Christoph Wölper

Anorganische Chemie VI Materialdesign. Heute: Röntgen-Einkristall-Strukturanalytik

Department Chemie. Röntgenbeugung. ISP-Methodenkurs. Dr. Frank Hoffmann

Methoden der Chemie III Teil 1 Modul M.Che.1101 WS 2010/11 3 Moderne Methoden der Anorganischen Chemie Mi 10:15-12:00, Hörsaal II George Sheldrick

Anorganische Chemie III

Röntgen- Pulverdiagramme

Anorganische Chemie III

Anorganische Chemie III

Anorganische Chemie III - Festkörperchemie

Berechnung eines Röntgen-Pulverdiffraktogramms aus Einkristallstrukturdaten ausgehend von einer RES-Datei. n λ = 2 d sinθ

Anorganische Chemie III

Die Bragg sche Beugungsbedingung. θ θ θ θ Ebene hkl

Methoden der Chemie III Teil 1 Modul M.Che.1101 WS 2010/11 10 Moderne Methoden der Anorganischen Chemie Mi 10:15-12:00, Hörsaal II George Sheldrick

Symmetrie im reziproken Raum

Alle Angaben sind ohne Gewähr!

Physik IV Einführung in die Atomistik und die Struktur der Materie

Wiederholung der letzten Vorlesungsstunde

7 Das Reaktionssystem Co 2 (CO) 8 /[Et 4 N][Co 2 (Se i C 3 H 7 ) 5 ]/Ph 4 PCl

Kristallstruktur und Mikrostruktur Teil I Vorlesung 2

Kurs Röntgenstrukturanalyse, Teil 1: Der kristalline Zustand

Methoden der Chemie III Teil 1 Modul M.Che.1101 WS 2010/11 12 Moderne Methoden der Anorganischen Chemie Mi 10:15-12:00, Hörsaal II George Sheldrick

Masterstudiengang Chemie Vorlesung Struktur und Funktion (WS 2014/15) Struktur und Funktion: (Kap. 2)

Anorganische Chemie III - Festkörperchemie

Berechnung eines Röntgen-Pulverdiffraktogramms aus Einkristallstrukturdaten, welche der ICSD entnommen wurden

Kristallstruktur und Mikrostruktur Teil I Vorlesung 2

3. Struktur idealer Kristalle

Kristallstruktur und Mikrostruktur Teil I Vorlesung 5

Zur Kristallstruktur von 4PbO. PbS04

Vorbereitung. Strukturfaktoren als Vektoren in der komplexen Zahlenebene

Datensammlung und Kristallisation siehe Tab. I.

Struktur von Festkörpern

Übungen Festkörper (WS 2018/2019) (wird im Laufe des Semesters vervollständigt)

Physikalisches Praktikum für Fortgeschrittene im II. Physikalischen Institut. Versuch Nr. 24: Röntgenographische Methoden

Strukturmethoden: Röntgenstrukturanalyse von Einkristallen

Kristallstrukturanalyse bzw. -bestimmung

Anorganische Chemie III

Strukturmethoden: Röntgenstrukturanalyse von Einkristallen

Auf n-kugeln einer dichtesten Packung kommen n-oktaederlücken und 2n-Tetraederlücken

Kristallstruktur und Mikrostruktur Teil I Vorlesung 5

Typisch metallische Eigenschaften:

Pulverdiffraktometrie

HÖHERE PHYSIK SKRIPTUM VORLESUNGBLATT XII

Allgemeine Chemie I Herbstsemester 2012

8 Anhang. Kristalldaten von 17b

Anorganische Chemie III

Festk0203_ /11/2002. Neben Translationen gibt es noch weitere Deckoperationen die eine Struktur in sich überführen können:

Kristallstruktur und Mikrostruktur Teil I Vorlesung 4

2.1 Translationssymmetrie

P 2 - Piezoelektrizität

TEP Strukturbestimmung von NaCl-Einkristallen verschiedener Orientierungen

Kristallstruktur und Mikrostruktur Teil I Vorlesung 4

Dynamische Geometrie

Inhalt. Übersicht über das Gerät 6. Die Hauptanwendung "Main" 7. Das Interaktivmenü 10. Variablen und Funktionen 15

Physik 4: Skalen und Strukturen

ISP-Methodenkurs. Pulverdiffraktometrie. Prof. Dr. Michael Fröba, AC Raum 114, Tel: 040 /

Einführung in die Kristallographie

Übungsaufgaben zur Kristallographie Serie 10 LÖSUNG

Hexagonal dichtest gepackte Struktur

Pappröhre, die an einem Ende offen und am anderen mit einem Plastikdeckel verschlossen ist. Vernier Mikrofon-Sonde, CBL oder LabPro und TI-83.

Anhang Häufig verwendete Symbole

Anorganische Chemie III - Festkörperchemie

Werner Massa. Kristallstrukturbestimmung

Thema heute: Aufbau fester Stoffe - Kristallographie

Übungen zu FK I, WS2008/09, Version vom 5. Dezember 2008

Anorganische Chemie III - Festkörperchemie

Gruppentheorie ERNST MORITZ ARNDT UNIVERSITÄT GREIFSWALD. Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät INSTITUT FÜR BIOCHEMIE

1.4 Streuung an Kristallen

Anorganische Chemie III

Identifizierung einer unbekannten Verbindung durch Röntgen- Pulverbeugung mit Hilfe einer Datenbank für Pulverdiffraktogramme

Anleitung: Standardabweichung

Übungsaufgaben zur Kristallographie Serie 8 LÖSUNG

Röntgenstrukturanalyse (Kurzversion, AC-3) P.G. Jones. Inst. Anorg. Analyt. Chemie, TU Braunschweig. Version: SS Vorwort

Thema heute: Chemische Bindungen - Ionenbindung

Grundlagen der Röntgenpulverdiffraktometrie. Seminar zur Vorlesung Anorganische Chemie I und II

Übungsblatt

Naltrexon ist ein reiner Opioidantagonist und wirkt als kompetitiver Antagonist an allen Opioidrezeptoren. Es ist ein verschreibungspflichtiges

Seite 1 von 10. Makros. Variablen. Bedingungen. Musterteil. E:\Projekt Makros\Makro Beschreibung.odt

Werner Massa. Kristallstrukturbestimmung

Newtonsches Abkühlungsgesetz

Vorlesung Allgemeine Chemie (CH01)

Strukturbestimmung mittels Einkristalldiffraktometrie

Statistische Methoden der Datenanalyse. Übung IV

Physik 4: Skalen und Strukturen

Transformation Allgemeines Die Lage eines Punktes kann durch einen Ortsvektor (ausgehend vom Ursprung des Koordinatensystems

Grundlagen der Chemie Ionenradien

Probeklausuren. Bachelor-Studiengang Chemie. Aufgaben 1. Anorganische Chemie III Prof. Dr. S. Schulz. Raum: Name: Vorname: Studienfach:

Gefüge und Eigenschaften metallischer Werkstoffe WS 17/18

Basisvokabular zur Strukturchemie (F. Kubel)

Grundlagen-Vertiefung PW3. Kristalle und Kristallstrukturen Version von 15. Oktober 2013

3. Zwillinge. Regine Herbst-Irmer. Universität Göttingen. Institut für Anorganische Chemie. Tammannstraße Göttingen

Mathematikunterricht auf dem ipad mit der TI NSPIRE CAS APP

Transkript:

Skript zum Seminar Strukturmethoden: Röntgenstrukturanalyse von Einkristallen Sommersemester 2017 Christoph Wölper Institut für Anorganische Chemie der Universität Duisburg-Essen letzte Änderung: 18. April 2017

Dieses Skript ist über meine Internet-Seite erhältlich und darf als Ganzes gerne unentgeldlich kopiert und weitergegeben werden. Ich bitte jedoch darum keine Veränderungen daran vorzunehmen oder nur Teile zu verwenden. http://www.uni-due.de/ adb297b Verbesserungsvorschläge werden gerne entgegen genommen unter: christoph.woelper@uni-due.de Zu diesem Skript gehört ein zweites, das die Inhalte der Vorlesung wiedergibt. Einige der Aufgaben (und dazugehöhrigen Daten) wurden mir dankenswerterweise von Prof. Peter G. Jones zur Verfügung gestellt. Dieses Skript wurde mit L A TEX erstellt. 1 Seminaraufgaben Bitte bringen Sie zu den Seminarübungen Bleistift, Geo-Dreieck, kariertes Papier und einen Taschenrechner mit. Für Computeraufgaben bekommen Sie ein otebook zur Verfügung gestellt. Die Dateien für diese Aufgaben finden Sie im rdner seminarunterlagen auf dem Desktop. Richten Sie sich bitte im Eigene Dateien-rdner ein Unterverzeichnis ein und kopieren Sie sich dorthin alle Daten, die Sie benötigen. 1. Woche Malen nach Zahlen, Programme zur Strukturdarstellung 1.I) Malen nach Zahlen a) Die Datei garb.pdf enthält das Ergebnis einer Strukturlösung. rdnen Sie die einzelnen Elektronendichtepeaks den Atomen des Strukturvorschlags zu. Die Spalte Peak gibt die relative Elektronendichte an. Je größser ein Peak, desto mehr Elektronen hat das Atom an dieser Position. 2

Länge/Å C C 1,54 C C 1,34 C C 1,20 C 1,43 C 1,21 C 1,47 C 1,29 C 1,16 C C 1.II) Mercury/lex/XP/shelXle ausprobieren. Ergründen Sie auch über die Fragenstellungen hinnaus die Funktionen der Programme. 2. Woche a) garb.res enthält die Strukturdaten dieser Struktur. Benennen Sie die Elektronendichtepeaks in XP, shelxle oder lex entsprechend Ihrer Lösung um und speichern Sie das Ergebnis. b) Öffenen Sie diese Datei mit Mercury und analysieren Sie die Packung. Kristallographische Datenbanken 2.I) CSD-Recherche a) Welche Dimensionen hat die Elementarzelle unseres Beispielmoleküls? Cl Cl S S H 3 C + H 2 CH3 b) Verifizieren Sie die Bindungslängen die, wir beim Malen nach Zahlen verwendet haben. 3

c) Bestimmen Sie den mittleren Bindungswinkel eines Kohlenstoffatoms an das vier, drei bzw. zwei weitere Atome gebunden sind. 2.II) ICSD-Recherche 3. Woche a) Welche Dimensionen hat die Elementarzelle von Kochsalz? b) Auf welchen speziellen Lagen sitzen atrium und Chlorid? Kristallographische Grundlagen 3.I) Wir haben einen Kristall mit einem F -zentrierten Gitter. Atom A hat die Koordinaten x = 0, 3, y = 0, 4 und z = 0, 5. Welche der folgenden Atompositionen ist zu Atom A translationsäquivalent: 0, 3; 0, 6; 0, 5 0, 8; 0, 9; 0, 5 0, 7; 0, 4; 0 1, 3; 1, 4; 0 0, 7; 0, 6; 0, 5 0, 4; 0, 5; 0, 6 0, 3; 0, 9; 0 0, 2; 0, 6; 0 3.II) Wir haben einen Kristall mit einer Elementarzelle a = 4 Å, b = 6 Å und c = 7 Å und allen Winkeln gleich 90. Zeichnen Sie auf (kariertem) Papier eine Ansicht der Zelle parallel zu c. Legen Sie bei Bedarf für die einzelnen Teilaufgaben getrennte Skizzen an! a) Zeichnen Sie die Miller-Ebenen (210), (230) und ( 160). b) Zeichnen Sie die Miller-Ebenen (430), ( 430), (4 30) und ( 4 30). c) Was fällt auf wenn man die Scharen zu diesen Ebenen ergänzt? d) Welche Miller-Ebenen verlaufen entlang der Diagonalen der Skizze? 3.III) Gegeben ist eine Elementarzelle mit a = 4 Å, b = 7 Å und c = 9 Å und allen Winkeln gleich 90. Die Werte sind so gewählt, dass Sie keinen Taschenrechner benötigen! a) Berechnen Sie den Abstand d zwischen den Ebenen der Schar (103). b) Berechnen Sie den Abstand d vom Ursprung zum reziproken Gitterpunkt (103). c) Vergleichen Sie beide Werte. 3.IV) Atom A hat die Koordinaten x = 0, 3, y = 0, 4 und z = 0, 5 in einer tetragonalen Elementarzelle mit a = 5 Å und c = 7 Å. 4

a) Stellen Sie R 4 für eine Rotation um c auf. b) Veranschaulichen Sie sich diese Symmetrieoperation mit Ihren Händen. Wieviele Personen sind dafür nötig? c) Verfahren Sie genauso mit 4. Wieviele Personen sind jetzt nötig? d) Berechnen Sie alle Symmetrieäquivalenten von A für die vierzählige Achse, die in der Elementarzelle liegen (d. h. Koordinaten zwischen 0 und 1 haben). e) Wie groß ist die Bindungslänge von A zu Atom B mit den Koordinaten x = 0, 2, y = 0, 2 und z = 0, 4? (eine Skizze ist evtl. hilfreich) 3.V) Gegeben ist die Kristallklassen 3m und m 3. 4. Woche a) Zu welchem Kristallsystem gehören diese Gruppen? b) Woran kann man das feststellen? c) Welche Symmetrieoperationen enthält diese Gruppe? d) Handelt es sich um eine zentrosymmetrische, nicht-zentrosymmetrische oder eine Sohncke-Gruppe? Ewald-Kugel und Reziprokes Gitter Starten Sie das Programm Diffractgram und klicken Sie den Help-Knopf. Dort finden Sie alle nötigen Information zur Bedienung des Programms. Wir wollen unsere Experimente mit MoK α -Strahlung durchführen (λ = 0, 71 Å). Setzen Sie jweils vor Bearbeitung der nächsten Teilaufgabe alle Parameter auf die Ausgangswerte zurück. Achtung: bei hohen Miller-Indices ist der Rechner mit der Animation überfordert, bitte dann Werte nur noch von Hand verstellen. 4.I) ϕ-scan a) ehmen Sie einen ϕ-scan auf, um sich mit der Funktion des Programms vertraut zu machen. 4.II) Machen Sie Präzessionsaufnahmen von dem voreingestellten Gitter (kubisch a = 5 Å; h, k und l bis 3) für die Richtungen [100], [110] und [111]. Setzen Sie dafür Angle auf 25 und wählen Sie Mask aus. a) Was fällt an den Aufnahmen auf? 5

4.III) Experimentieren Sie mit den Zelldimensionen. a) Welche Auswirkungen hat eine Änderung der Zelldimensionen auf die reziproke Zelle? b) Welche Veränderungen sind im Beugungsbild zu beobachten, wenn man die Größe der Elementarzelle ändert? 4.IV) Experimentieren Sie mit der Wellenlänge der Strahlung. a) Welche Auswirkungen hat eine Änderung der Wellenlänge auf die Ewaldkugel? b) Welche Wellenlänge ist besonders geeignet, wenn man bis zu besonders hohen Auflösungen messen will? 4.V) ehmen Sie das Beugungsbild eines Kristalles mit einer kubischen Zelle mit a = 1, 6 Å bei einer Wellenlänge von 3,5 Å auf. 5. Woche a) Was beobachten Sie und warum? b) Welche Auswirkungen hat diese Erkenntnis auf die Wahl der Wellenlänge? Raumgruppenbestimmung 5.I) Die Verbindung C 3 H 8 2 5 S 2 Tinier kristallisiert monoklin primitiv mit a = 9, 196 Å, b = 9, 545 Å, c = 9, 057 Å, β = 98, 47. tinier.pdf und tinier.hkl enthalten Intensitätsdaten einer Messung. In der.pdf- Datei sind sie graphisch als Ausschnitt aus dem reziproken Raum dargestellt, in der.hkl-datei tabellarisch als Zahlenwerte. a) Identifizieren Sie die systematischen Auslöschungen und schlagen Sie auf deren Grundlage eine Raumgruppe vor. (Hinweis: Wie schwach muss ein Reflex sein um ausgelöscht zu sein? P 1 in der.pdf-datei ist nur ein Platzhalter) b) Ist diese Raumgruppe konventionsgemäß? c) Wie kann man eine Zelle umorientieren, wenn keine konventionsgemäße Zelle vorliegt? (Hinweis: mathematische Beschreibung als Matrix) 5.II) Die Verbindung C 9 H 11 F 2 P Mesfo kristallisiert orthorhombisch primitiv mit a = 13, 261 Å, b = 7, 185 Å und c = 9, 735 Å. Auch hier finden Sie in mesfo.pdf und mesfo.hkl die Intensitätsdaten. 6

CH 3 F H 3 C P F CH 3 a) Wieviele Moleküle erwarten Sie in der Elementarzelle? (Hinweis: 18-Regel) b) Welche Punktsymmetrie hat das Molekül? c) Identifizieren Sie die systematischen Auslöschungen und schlagen Sie auf deren Grundlage eine Raumgruppe vor. d) Ist diese Raumgruppe konventionsgemäß? 5.III) Was passiert, wenn man versucht eine Struktur in einer Raumgruppe mit zu niedriger Symmetrie (z. B. wahre Raumgruppe P 2 1 /c, Lösungversuch in P c) zu lösen? 5.IV) Was passiert, wenn man versucht eine Struktur in einer Raumgruppe mit zu hoher Symmetrie (z. B. wahre Raumgruppe P 2 1, Lösungversuch in P 2 1 /c) zu lösen? 6. Woche Strukturfaktorgleichung 6.I) In der Struktur des Cäsiumchlorids (Raumgruppe P m 3m) liegt Cs auf 0 0 0 und Cl auf 1 /2 1 /2 1 /2. a) Welches Kristallsystem liegt vor? b) Berechnen Sie die Strukturfaktoren für h + k + l gerade. c) Berechnen Sie die Strukturfaktoren für h + k + l ungerade. d) Stellen Sie die Strukturfaktoren und die Beiträge der einzelnen Atome als Zeigerdiagramm dar. 6.II) Beweisen Sie mit Hilfe der Strukturfaktorgleichung die Auslöschungsbedingung für I-zentrierte Gitter. Hinweis: Verwenden Sie dafür eine Struktur mit nur einem Atom in der asymetrischen Einheit, das auf dem Ursprung liegt und setzen Sie in die Strukturfaktorgleichung ein. 7

7. Woche Fouriertransformation 7.I) Öffnen Sie die Datei fourier.ods. In dieser Tabellenkalkulation befindet sich eine Simulation der Summation von Strukturfaktoren. Das Modell kann eindimensionale zentrosymmetrische Strukturen beschreiben. In den Spalten G bis AB können 21 Strukturfaktoren modelliert werden. Der Parameter in Zeile 2 beschreibt die Amplitude, der in Zeile 3 die Frequenz (also den Miller-Index h) und der in Zeile 3 die Phase (als Faktor vor π). 8. Woche a) Stellen Sie die Phasen so ein, dass die Strukturfaktoren die vorgegebenen Atomlagen beschreiben. Hinweis: rdnen Sie den Reflexen, in deren Miller-Ebenen die Atome liegen, eine Intensität von 2 zu den anderen eine von 1. Die Streufaktoren nehmen mit steigenden 2θ ab. Geben Sie deshalb den ersten zwei starken Reflexen (mit den niedrigsten Miller-Indices) eine Intensität von 3. b) Was passiert wenn Sie willkürlich die Intensitäten der Reflexe ihres Strukturmodells verändern? c) Setzen Sie die Phasen immer im Wechsel auf 0 und 1. Welchen Einfluss hat das auf die Struktur? d) Tauschen Sie jetzt alle Phasen. Was ist jetzt zu beobachten? Strukturlösung mit Patterson-Methode 8.I) Die Verbindung C 46 H 74 4 Zn Sar_361m kristallisiert in der Raumgruppe P 2 1 /n. sar_361m.lst enthält einer Liste mit den Patterson- Peak einer Struktur. Cy Cy Cp C Zn C Cp Cy Cy 8

9. Woche a) Bestimmen Sie die Lage des Schweratoms. b) Tragen Sie die erhaltenen Koordinaten in die.ins-datei ein und verfeinern Sie die Struktur. c) Identifizieren Sie die restlichen Atome der Struktur und verfeinern erneut. Strukturlösung mit Direkten Methoden 9.I) Eine Verbindung kristallisiert in P 2 1 /c. Folgenden Reflexen wird die Phase 0 zugeordnet: 2 1 10 ( E 3,9), 3 1 2 ( E 3,0) und 1 4 1 ( E 2,9). Für die Raumgruppe P 2 1 /c gelten folgenden Phasenbeziehungen (in ): φ(hkl) = φ( h k l) φ( hk l) = φ(h kl) = φ(hkl) + 180(k + l)) 10. Woche a) Erweitern Sie den Phasensatz, in dem Sie für folgende Reflexe aus den Startreflexen die Phase berechnen: 1 2 12 ( E 1,5), 3 5 9 ( E 1,5), 2 3 1 ( E 1,4), 4 3 3 ( E 1,7). Verwenden Sie gegebenenfalls auch äquivalente Reflexe. Strukturlösung, spezielle Lagen 10.I) In der Datei mr_091m.hkl finden Sie Reflexintensitäten zur Verbindung C 12 H 36 Ge 4 4 Si 4 Mr_091m. Me 3 Si SiMe 3 Ge Ge Ge Ge SiMe 3 Me 3 Si a) Lösen Sie die Struktur. Die Datei mr_091m.ins ist für die Lösung mit direkten Methoden vorbereitet. 9

11. Woche b) Verfeinern Sie die Struktur zunächst isotrop, dann anisotrop. c) Öffnen Sie mr_091m.cif mit Mercury und identifizieren Sie die Punktsymmetrie und spezielle Lage des Moleküls. Strukturlösung und -verfeinerung 11.I) In der Datei merlot.hkl finden Sie Reflexintensitäten zur Verbindung CaC 4 H 4 6 Merlot. H Ca 2+ H 12. Woche a) Lösen Sie die Struktur. Die Datei merlot.ins ist für die Lösung mit direkten Methoden vorbereitet, Sie können aber auch gerne die Patterson-Methode verwenden. b) Verfeinern Sie die Struktur zunächst isotrop, dann anisotrop. c) Setzen Sie die Wasserstoffatome. d) ptimieren Sie die Gewichtung. Problemstrukturen 12.I) Die Struktur Sr_072 ist mit einer fehlgeordneten SePh-Gruppe verfeinert worden. a) Wie schätzen Sie die Qualität des Modells ein? b) Wie könnte man die Qualität des Modells verbessern? In der Datei sr_072_0m.prp finden Sie hilfreiche Details zu Datenqualität, Raumgruppenbestimmung etc. 12.II) Strukturmmodell Sr_92b erreicht trotz guter Datenqualität nur einen R 1 von etwa 15%. Was könnte das Problem dieser Verfeinerung sein? 10

Termin nach Vereinbarung Messung und Auswertung von Röntgenbeugungsdaten. 2 SHELX Sie werden im Seminar jede Menge Gelegenheiten finden, Fragen zur Programmbedienung zu stellen. Es wird Ihnen die Arbeit aber erheblich vereinfachen, wenn Sie sich vorab informieren, daher hier eine kurze Übersicht über die Funktion von SHELX. SHELX ist das am weitesten verbreitete Programmpaket zum Lösen (XS) und Verfeinern (XL) von Kristallstrukturen 1. Zentraler Bestandteil eines SHELX-Projektes sind die.hkl- die.res- und die.ins-datei. Die.hkl-Datei enthält, wie der ame schon vermuten lässt, die Reflexintensitäten. Die.resund.ins-Dateien sind in der selben Syntax aufgebaut und enthalten die Befehle für die Verfeinerung (engl. instructions) bzw. deren Ergebnis (engl. results). Der Aufbau dieser Dateien soll im folgenden erklärt werden. Aufbau der.res- und.ins-datei So sieht die.res- bzw..ins-datei unseres Beispielmoleküls aus: TITL turner in Cc Diese Zeile gibt den amen des Projektes und die Raumgruppe. Diese Informationen sind in erster Linie für den Kristallographen gedacht und sind für Bearbeitung der Daten von keiner besonderen Bedeutung. CELL 0.71073 17.8635 8.4340 12.4072 90.000 106.467 90.000 ZERR 4.00 0.0044 0.002 0.0032 0.000 0.016 0.000 In diesen beiden Zeilen sind die Wellenlänge der Strahlung (hier MoK α ) die Zelldimensionen, die Zahl der Formeleinheiten pro Zelle und die Standardabweichungen der Zellparameter angegeben. LATT -7 Hier wird mit einer Zahl von 1 bis 7 die Gitterzentrierung beschrieben. 1 ist primitiv, die hier vorliegende 7 C-Zentrierung (siehe TITL-Zeile). Ein Minuszeichen vor der Zahl definiert eine nicht-zentrosymmetrische Struktur. 1 Die komerzielle von Bruker AXS vertriebene Version SHELXTL enthält außerdem noch XP ein Programm zur graphischen Darstellung und Strukturanalyse. Dieses werden wir ebenfalls verwenden. 11

SYMM X, -Y, 0.5+Z Mit dem SYMM-Befehl werden die Symmetrieoperationen der Raumgruppe definiert (bei mehreren für jeden perator eine neue Zeile). Die Identität ist vorgegeben und muss nicht angegeben werden. Bei zentrosymmetrischen Strukturen wird automatisch der zu dem angegeben perator inverse mitgeneriert. SFAC C H S CL In dieser Zeile werden die benötigten Streufaktoren der Elemente definiert. UIT 56 64 8 16 8 8 Hier wird angegeben wie viele Atome des jeweiligen Typs in der Zelle vorhanden sind. Die Reihenfolge entspricht der der vorrangegangenen Zeile. TEMP -140 Die Messtemperatur in C. Es folgen diverse Kommandos die sich im Lauf der Verfeinerung ändern können und, sobald eine Lösung vorliegt, die Atomkoordinaten in folgender Form: S1 5 0.339931 0.455133 0.473342 11.00000 0.01621 In der ersten Spalte findet sich der ame des Atoms, es folgt der zu verwendende Streufaktor (der fünfte aus der SFAC-Zeile, S1 ist also ein Schwefelatom), dann die x, y und z-koordinate. Die nächste Spalte beschreibt den Besetzungsfaktor (die Position ist hier voll besetzt) und die letzte Spalte ist der isotrope Thermalparameter. Im Fall einer anisotropen Verfeinerung folgen fünf weitere Themalparameter. Die ersten drei beschreiben dann die Ausdehnung des Ellipsoids, die zweiten drei seine rientierung. Am Ende folgt: HKLF 4 ED Damit wird das Datenformat der.hkl-datei spezifiziert und die Datei beendet. Jeglicher Text der nach dem ED-Kommando folgt wird ignoriert. Ablauf von Lösung und Verfeinerung Im ersten Schritt wird der Befehl TREF in die.ins-datei eingetragen um die Struktur mit direkten Methoden zu lösen (FMAP 6 um eine Patterson- Peakliste zu erzeugen). Die Strukturlösung geschieht indem man XS startet, welches aus der.ins-datei seine Befehle einliest und aus der.hkl-datei die Daten. ach abgeschlossener Kalkulation erzeugt es eine.res-datei mit dem Ergebnis und eine.lst-datei, bei der es sich um eine Log-Datei handelt, der 12

Einzelheiten zur Berechnung entnommen werden können. In der.res-datei ist jetzt der Befehl TREF durch FMAP 2 (Berechnen einer Differenz-Fourier-Synthese), L.S. (Anzahl der Least-Squares-Cyclen) und PLA (Anzahl der angezeigten Restelektronendichtepeaks) ersetzt. Äußerdem sind jetz vorhanden: die Definition eines Gewichtungsschema für die Reflexe (WGHT) und eine freie Variable, die die Besetzung der Positionen beschreibt (FVAR). ach Bearbeitung mit XP, shelxle, einem Texteditor oder ähnlichem wird das Ergebnis als.ins-datei abgespeichert. un wird XL gestartet, das seine Instruktionen nun der bearbeiteten.ins-datei entnimmt und ebenfalls die Daten aus der.hkl-datei einliest. Ergebnis ist eine neue.res-datei, die eine verbessertes Strukturmodell enthält und wiederum eine.lst-datei mit detaillierten Informationen zu den Berechnungen. Abbildung 1: Schematische Darstellung der Lösung und Verfeinerung einer Struktur mit SHELX. Der Cyclus aus Verfeinerung und Bearbeitung des Strukturmodells wird so lange wiederholt bis eine optimale Anpassung des Modells an die Daten gefunden wurde. un beginnt der Kreis von vorn und wird so lange wiederholt bis ein optimales Strukturmodell erhalten wurde. Literatur SHELX-Handbuch http://shelx.uni-ac.gwdg.de/shelx/shelxl_user_guide.pdf SHELX-Befehlsreferenz http://shelx.uni-ac.gwdg.de/shelx/shelxl_comlist.pdf 13

P. Müller (Editor), Crystal Structure Refinement, 2006, xford University Press, ISB 978-0-19-857076-9, Signatur der Bibliotek: E31 UIR4029 3 Kristallographische Werkzeuge Programme SHELXS/XL Programm zum Lösen und Verfeinern von Kristallstrukturen (siehe G. M. Sheldrick, Acta Cryst., 2008, A64, S. 112 122), für akademische utzer kostenlos unter http://shelx.uni-ac.gwdg.de/shelx/ erhältlich. shelxle Programm zur Betrachtung und Analyse von Strukturen. Es ist gleichzeitig eine hervorragende graphische Benutzeroberfläche für SHELX (siehe C. B. Hübschle, G. M. Sheldrick, B. Dittrich, J. Appl. Cryst., 2011, 44, S. 1281 1284). shelxle ist pen Scource und kostenlos unter http://www.shelxle.org zu erhalten. lex2 lex2 ist ein pen Scource Projekt. Es ist sowohl zur Strukturlösung und -verfeinerung als auch zum Erstellen von Bildern und zur Packungsanalyse geeignet. Es ist kostenlos erhältlich unter: http://www.olex2.org/ Mercury Ein Strukturbetrachtungs- und Grafikprogramm des CCDC. Es ist (mit leicht eingeschränkter Funktionalität) kostenlos unter: http://www.ccdc.cam.ac.uk/free_services/free_downloads/ zu beziehen. Diffractgram Eine Programm zur Veranschaulichung der Ewaldkugel und des Beugungsbildes eines Kristalls. eben vielen weiteren (für kristallographisches Verständnis) hilfreichen Programmen unter: http://escher.epfl.ch/diffractgram/ 14

kostenlos erhältlich. Alle dort zu Verfügung gestellten Programme sind pen Source. Datenbanken Cambridge Crystallographic Data Centre (CCDC) Das CCDC verwaltet und betreibt die Cambridge Structural Database. In ihr sind organische und metallorganische Verbindungen (mindestens eine C H-Bindung) gespeichert. Diese ist innerhalb des Universitätsnetzes unter: http://webcsd.ccdc.cam.ac.uk/ zu erreichen. Inorganic Crystal Structure Database (ICSD) In der ISCD sind anorganische Verbindungen (keine C H-Bindung) gespeichert. Sie kann von jeden Rechner innerhalb des Universitätsnetzes genutzt werden: http://icsd.fiz-karlsruhe.de/ 15