Münstersche Schriften zur Kooperation Band 66 Sebastian Kretschmer Der institutionelle Wandel der EDEKA-Gruppe eine institutionenökonomische Analyse ihrer Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte Shaker Verlag Aachen 2006
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Zugl.: Münster (Westfalen), Univ., Diss., 2005 Copyright Shaker Verlag 2006 Alle Rechte, auch das des auszugsweisen Nachdruckes, der auszugsweisen oder vollständigen Wiedergabe, der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen und der Übersetzung, vorbehalten. Printed in Germany. D 6 ISBN-10: 3-8322-5136-7 ISBN-13: 978-3-8322-5136-9 ISSN 1617-6561 Shaker Verlag GmbH Postfach 101818 52018 Aachen Telefon: 02407 / 95 96-0 Telefax: 02407 / 95 96-9 Internet: www.shaker.de email: info@shaker.de
Vorwort der Herausgeberin EDEKA zählt zu den bekannten deutschen Unternehmensgruppen, die als eingetragene Genossenschaft institutionalisiert sind: Ein Netzwerk von selbständigen Kaufleuten als Mitgliedern dieser Genossenschaft im Lebensmitteleinzelhandel. Viele Aufgaben haben die Mitglieder dabei an spezialisierte Unternehmen und Unternehmensteile ausgelagert, viele Aktivitäten werden gemeinsam organisiert. In diesem Prozess hat sich eine effiziente interne Arbeitsteilung herausgebildet. So soll versucht werden, mehrere ökonomische Organisationsvorteile zu kombinieren, einerseits Größen- und Kompetenzvorteile und andererseits Anreiz- und Steuerungsvorteile. Die resultierenden Kooperationserträge sollen den Mitgliedern in Form der Schaffung eines Member-Values zugute kommen. Diese Merkmale sind seit jeher konstituierend für das genossenschaftliche Geschäftsmodell. Auch heute geht es darum, in einem schwierigen Umfeld und in einer sehr kompetitiven Branche wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Gruppe besteht nun seit beinahe hundert Jahren. In diesem Zeitraum haben sich nicht nur die Rahmenbedingungen für die unternehmerische Tätigkeit markant geändert, sondern auch die Struktur der Gruppe und ihre interne Arbeitsteilung. In diesem langen Zeitraum haben viele Genossenschaften der Lebensmittelbranche ihre Rechtsform geändert, andere wiederum sind aus dem Markt ausgeschieden. Es stellt sich also die Frage, weshalb EDEKA an dieser Organisationsform festgehalten hat und wie diese selbst sich in diesem Zeitraum verändert hat. Es geht also um den institutionellen Wandel einer Unternehmensgruppe, den Sebastian Kretschmer im Rahmen seiner Dissertation mit sehr interessanten Erkenntnissen analysiert. Er isoliert Determinanten und Entwicklungsgesetze und kann daraus auch Hinweise für die zukünftige Unternehmenspolitik ableiten. Das Entstehen dieser Arbeit und ihre Publikation wurden vom EDEKA Verband finanziell gefördert. Ihre Ergebnisse, die die Entwicklungs- und Erfolgsdeterminanten von Kooperationen im Fokus haben, sind auch für andere Netzwerke und ihre Manager sowie für Kooperationsforscher von großem Interesse. Münster, im Mai 2006 Theresia Theurl
III Vorwort An dieser Stelle möchte ich mich bei all denen bedanken, die mich in den letzten Jahren unterstützt haben. Mein erster Dank gilt Prof. Dr. Theresia Theurl, die die Arbeit wohlwollend betreute. Sie hat mir bei der Bearbeitung des Themas alle Freiheit gelassen und zusammen mit Prof. Dr. Aloys Prinz die Begutachtung der Arbeit vorgenommen, wofür ich mich herzlich bedanke. Mein Dank gilt auch Herrn Rolf Finkbeiner, der die Arbeit initiiert hat und mit dem EDEKA-Verband für die finanzielle Realisierung sorgte. Das Projekt wurde dankenswerterweise mit großem Interesse von Herrn Verbandsdirektor Wolf-Eckhard Lang WP/StB weitergeführt. Ein besonderer Dank gilt dabei Herrn Eduard Weiß, der mir in der Endphase der Arbeit mit Rat und Tat zur Seite stand und mich väterlich unterstützte. Entstanden ist die Arbeit während meiner Zeit als Mitarbeiter im Institut für Genossenschaftswesen. Die gemeinsame Institutsarbeit hat immer wieder dazu beigetragen, Probleme zu überwinden und neue Ideen zu entwickeln. Neben vielen ehemaligen und neuen Mitarbeitern und Kollegen möchte ich insbesondere Dr. Peter Ebertz sowie Dr. Ron Brinitzer danken, mit denen ich eine Bürogemeinschaft bildete. Dank gilt auch Dipl.-Math. Eric Meyer und Markus Hövelmeyer, die mich bei der Publikation der Arbeit unterstützten. Mein Dank richtet sich natürlich auch an alle, die ich mit der Durchsicht des Manuskripts betraut habe. Für die orthographischen, grammatikalischen und stilistischen Korrekturen danke ich Dr. Andrea Schweinsberg, Ansgar Kortenjann, M.A. sowie Dr. Tholen Eekhoff. Ein besonderer Dank, der sich nicht in Worte fassen lässt, gilt meiner Freundin Dr. Anne Kretschmer. Sie hat mich über den Promotionszeitraum mit Rat und Tat unterstützt, und ohne sie wäre diese Arbeit sicherlich nicht in dieser Form entstanden. Mein letzter und wichtigster Dank gilt meiner Familie. Meiner Mutter und meinem Vater danke ich dafür, dass sie ein Leben lang Halt für mich waren und auch bei diesem Projekt hinter mir standen. Ihnen ist diese Arbeit gewidmet. Düsseldorf, im April 2006 Sebastian Kretschmer
IV
V Inhaltsverzeichnis: Vorwort...III Inhaltsverzeichnis:...V Abbildungsverzeichnis:...X Tabellenverzeichnis:...XII Abkürzungsverzeichnis:...XIII 1 Einleitung und Überblick...1 2 Theorie des institutionellen Wandels...4 2.1 Institutionen und institutionelle Ordnung...5 2.1.1 Institutionenhierarchie...7 2.1.2 Stabilität und Flexibilität von Institutionen...9 2.2 Ursachen für institutionellen Wandel...12 2.2.1 Änderungen der relativen Preise...12 2.2.2 Eigenschaften des institutionellen Wandels...13 2.2.3 Mentale Modelle...15 2.2.3.1 Identität...16 2.2.3.2 Unternehmenskultur...22 2.2.4 Pfadabhängigkeit der Entwicklung...25 2.2.4.1 Merkmale pfadabhängiger Prozesse...30 2.2.4.2 Positive Rückkopplungen...32 2.2.4.3 Unternehmenskultur als pfadabhängiger Prozess...36 2.2.5 Steuerung des Wandels...37 2.3 Transaktionskostenökonomische Fundierung...39 2.3.1 Verhaltensannahmen und Transaktionskostenarten...39 2.3.2 Transaktionskosten im Handel...45 2.3.2.1 Transaktionskosten in Distributionssystemen...48
VI 2.3.2.2 Faktorspezifität und Quasirenten...50 2.3.3 Kooperation im Lebensmitteleinzelhandel...58 2.3.3.1 Wahl der optimalen Organisationsform...61 2.3.3.2 Genossenschaften als optimale Organisationsform im Lebensmitteleinzelhandel...66 2.4 Zwischenfazit zu Kapitel 2...72 3 Entstehungsgeschichte der EDEKA-Gruppe...78 3.1 Strukturwandel im Kolonialwarenhandel im 19. Jahrhundert...78 3.1.1 Einführung der Gewerbefreiheit...79 3.1.2 Entstehung erster Großvertriebsformen...81 3.1.3 Gründung der ersten Konsumvereine und -genossenschaften...83 3.1.4 Missstände im Lebensmitteleinzelhandel...85 3.2 Abwehrorganisationen des Einzelhandels...87 3.2.1 Struktur und Mentalität der Mitglieder...89 3.2.2 Gemeinschaftswarenhaus als Selbsthilfeeinrichtung...94 3.3 Einkaufsgenossenschaften als Ausweg der wirtschaftlichen Bedrohung...98 3.3.1 Hamburger Zentraleinkaufsgesellschaft...101 3.3.2 Gründung des EDEKA-Verbandes...105 3.3.3 Gründung der Edekazentrale...108 3.3.4 Gesamtstruktur der EDEKA-Gruppe...110 3.4 Zwischenfazit zu Kapitel 3...111 4 Mitgliederorientierte Entwicklung der EDEKA...114 4.1 Ausbau der EDEKA-Gruppe...114 4.1.1 Produktion von Eigenmarken...114 4.1.2 EDEKA-Verlag...117 4.1.3 Organisation gemeinschaftlicher Werbung...119 4.1.4 EDEKA-Bank...121 4.2 Der Erste Weltkrieg: Verstaatlichung der Wirtschaft...124 4.2.1 Die staatliche Wirtschaftslenkung...125
VII 4.2.2 Folgen der Kriegswirtschaft für die Genossenschaften...127 4.3 Weimarer Republik: Konzeption einer genossenschaftlichen Wirtschaft...128 4.3.1 Genossenschaften in der Weimarer Republik...129 4.3.2 Kampf um eine neue Wirtschaftsordnung...131 4.3.2.1 Gemeinwirtschaftskonzeption...132 4.3.2.2 Stellung der Genossenschaften in der Gemeinwirtschaft...135 4.3.3 Mitgliederentwicklung des EDEKA-Verbandes...139 4.3.4 Einfluss der Inflation...140 4.3.5 Institutioneller Ausbau der EDEKA...143 4.3.5.1 Gründung der SPARA...144 4.3.5.2 Gemeinschaftswerbung...146 4.3.5.3 System der Ladengemeinschaft...147 4.4 Nationalsozialismus: Gleichschaltung der EDEKA...150 4.4.1 Wirtschaftpolitik der Nationalsozialisten...151 4.4.1.1 Großhandel und Genossenschaften...153 4.4.1.2 Handelspolitik gegenüber den Konkurrenten des mittelständischen Einzelhandels...155 4.4.2 Genossenschaften und der Nationalsozialismus...157 4.4.2.1 Nationalsozialistische Umdeutung der genossenschaftlichen Selbstverwaltung...157 4.4.2.2 Gleichschaltung des EDEKA...161 4.4.2.3 Pfadabhängigkeit der Entwicklung der EDEKA-Gruppe...164 4.5 Zwischenfazit zu Kapitel 4...165 5 Marktorientierte Entwicklung der EDEKA...168 5.1 Genossenschaften unter den Besatzungsmächten...168 5.2 Handelsexpansion der Nachkriegsjahre im Westen...172 5.3 Konzentrationsprozess im Lebensmitteleinzelhandel...173 5.3.1 Entwicklung der Handelskonzentration...173 5.3.1.1 Ursachen der Konzentration...175 5.3.1.2 Integration der Groß- und Einzelhandelsstufe...177 5.3.2 Entwicklung neuer Vertriebstypen im Handel...178 5.3.2.1 Einführung der Selbstbedienung...179
VIII 5.3.2.2 Discounter, Verbrauchermärkte und SB-Warenhäuser...181 5.3.2.3 Evolutorische Vertriebsformentheorie...183 5.3.3 Systemwettbewerb der Vertriebstypen...188 5.4 Anpassungsprozess der EDEKA...189 5.4.1 Gruppenstrukturreform I...189 5.4.1.1 Gründung von Handelsgesellschaften und Rechtsformänderungen...190 5.4.1.2 Einzelhandelsstruktur und Nachfragemacht im Handel...195 5.4.1.3 Vereinheitlichung des Marktauftritts...199 5.4.2 Maßnahmen zur Förderung der Selbständigkeit...200 5.4.2.1 Juniorengruppe...200 5.4.2.2 Modell des Kooperationskaufmanns...201 5.5 Deutsche Wiedervereinigung: Erschließung des ostdeutschen Marktes...203 5.5.1 Marktstrukturen im ostdeutschen Einzelhandel...203 5.5.2 Einzelhandelsentwicklung in den neuen Bundesländern..205 5.6 Gruppenstrukturreform II...206 5.7 Fusionen und internationale Allianzen...210 5.8 Zwischenfazit zu Kapitel 5...214 6 Analyse mit der Theorie des institutionellen Wandels...218 6.1 Auswirkungen der Änderung der relativen Preise...220 6.2 Flexibilisierende Elemente im Wettbewerb...230 6.2.1 Bedeutung von Humankapitalinvestitionen...231 6.2.2 Handlungsspielräume und institutionelle Barrieren...236 6.2.3 Interdependenzen von Organisationen und Institutionen.242 6.3 Stabilisierende Elemente im institutionellen Wandel...249 6.3.1 Mentale Modelle und Gruppen-Identität...249 6.3.2 Pfadabhängigkeit in der Entwicklung der EDEKA...256 6.4 Analyse der genossenschaftlichen Merkmale...263 6.5 Bewertung der Effizienz der Entwicklung der EDEKA- Gruppe...266 6.6 Zukünftige Entwicklungsperspektiven...271
IX 6.7 Zwischenfazit zu Kapitel 6...273 7 Zusammenfassung und Grenzen des gewählten Ansatzes...277 8 Literaturverzeichnis...285