Herr Doktor, mein Nabel ist verrutscht. Interkulturelle Kompetenz in der Gesundheitsförderung Institut für Kooperationsmanagement Wittelsbacherstraße 6 93049 Regensburg iko-abt@email.de iko- Institut für Kooperationsmanagement an der Universität Regensburg
Gesundheitsförderung u Maßnahmen und Aktivitäten, mit denen die Stärkung der Gesundheitsressourcen und - potenziale der Menschen erreicht werden u Prozess der Befähigung von Menschen, ihre Kontrolle über Determinanten der Gesundheit zu erhöhen und somit die Gesundheit zu stärken u Gesundheit wird dabei in einer ganzheitlichen Sichtweise als körperliches, psychisches und soziales Wohlbefinden definiert, das durch individuelle, soziale und gesellschaftliche Hintergründe beeinflusst wird u Gesundheit ist also weniger ein Zustand oder Ziel, als vielmehr eine Ressource des täglichen Lebens Definition Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/gesundheitsf%c3%b6rderung
Gesundheit Ihr Ziel: Rauf auf den Baum! Maßnahmen sind für alle gleich! http://bidok.uibk.ac.at/library/niedermair-schule4e08.png 3
Erklärung von Verhalten Person Genetische Anlagen, big five (Offenheit für neue Erfahrungen, Verträglichkeit, Extra/Inroversion, Neurotizität, Gewissenhaftigkeit), individuelle Umwelt, Entwicklungsstand, Bildung, Fertigkeiten, Sozialisationsergebnisse. Hygienefaktoren wie Resilienz, Selbstwirksamkeit, Alter, Geschlecht, Behinderung Situation Kultur sozioökonomischer Status, Gesundheit, Sicherheit, Status, Milieu, Migration, Gruppe, Aufgabe, Flucht, Trauma, Ausmaß der soziale Unterstützung, Sprachbarrieren individuell, kollektivistisch, direkt, indirekt, mono-polychron, sachorientiert, beziehungsorientiert,.
Was ist Kultur? u Kultur ist ein Regelsystem, das in einer Gesellschaft gilt. u Kultur wird in der Gruppe verhandelt. u Kultur ist dynamisch und veränderbar. u Kultur drückt sich in Symbolen aus. u Kultur stiftet Identität und erzeugt ein Zusammengehörigkeitsgefühl. u Kultur ist uns nicht immer bewusst.
Kulturen und Wertorientierungen Kulturen geben unterschiedliche Antworten in Bezug auf u Menschliche Natur (gut-schlecht) u Verhältnis Mensch-Umwelt (Unterwerfung-Harmonie) u Zeitorientierung (Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft) u Aktivität (Sein-Handeln) u Beziehungs-Management (Individualismus-Kollektivismus)
Interkulturelle Kompetenz u Bewusstsein über die eigene kulturelle Prägung (Kulturbrille) u Verstehen der kulturbedingten Handlungsund Denkweisen der Anderen u Fähigkeit, die Perspektiven zu wechseln u Fähigkeit, die unterschiedlichen Perspektiven in eigenes Handeln umzusetzen u Fähigkeit, die innere Logik einer fremden Kultur anzuerkennen und wertzuschätzen Kurz: Sich selbst und den anderen kennen lernen! Dieses Wissen in Handlungen umsetzen!
Interkulturelle Öffnung
Wo liegen die Zugangsbarrieren? Selber kümmern Fehlende Sprachkenntnisse Komm- Struktur Mangelndes Vertrauen in die Mitarbeiter der Organisation Kann er/sie was? Beratungsstil, Ursachenzuschreibung, Selbstverantwortung Kulturell unpassende Methoden Fehlender Zugang zu Informationen Kulturelle Vorbehalte und Hemmungen ggü. Prozessen Gerätemedizin, Vorsorge (nach S. Gaitanides)
Ebenen der interkulturellen Öffnung Gesellschaft Organisation Einrichtung Individuum
Kulturelle Unterschiede bezüglich. u Erklärungsmodelle, Klassifikationen u Ursachenzuschreibung u Medizin u Bedeutung der Organe (Traurigkeit im Herz (dt.), dem Bauch (türk.), der Niere (Oastasien)?) u Krankheitsverhalten u Verantwortungen
Interkulturelle Hilflosigkeit In den 1980er Jahren wurden von deutschen ÄrztInnen in Überweisungsblättern Diagnosen wie u Ganzkörpersyndrom, u Südländerkrankheit u Türkischer Totalschaden u Mamma-Mia-Syndrom u Maghrebinischer Ausnahmezustand u Neogriechische Gastritis gefunden (Collatz 1985) Ausdrücke ärztlicher Hilflosigkeit, die durch eine Ausbildung ohne interkulturelle Inhalte gefördert wird.
Wirksame deutsche Kulturstandards in der Gesundheitsförderung Wertschätzung von Strukturen und Regeln Sachorientierung Regelorientierte, internalisierte Kontrolle direkte Kommunikation Zeitplanung Individualismus Literatur. Schroll-Machl, S. (2002). Die Deutschen - Wir Deutsche. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Krankheit und andere Kulturen oftmals ganzheitlich geprägtes Krankheitsverständnis (Einheit von Körper und Seele) leibnah und ganzheitlich (Türkei): am ganzen Körper krank, können keine exakten Angaben zu den Symptomen machen Krankheit kommt von Außen: böser Blick, Dämonen kulturspezifische Krankheitssyndrome z.b. susto (Lateinamerika), Symptome: Antriebslosigkeit, Schwäche, Appetitlosigkeit, Diarrhöe, Fieber bis hin zu Tod. Ursache: Seelenverlust, Nabelfall (Türkei): Bauch- und Magenbeschwerden, Übelkeit, Schwäche, Müdigkeit
Krankheit und andere Kultur Krankheit stellt eine Strafe Gottes dar, die Genesung ist ebenfalls von ihm abhängig Krankheit ist karmisch bedingt, Ursache liegt in einem früheren Leben Krankheit ist eine Daseinsform, die den ganzen Menschen betrifft. Es kann nie nur ein Organ erkranken Starke Scham bei sexuellen Themen, bei Erkrankungen im Genitalbereich Beschwerdebeginn wird als Krankheitsbeginn verstanden, daher wirken anamnestische Fragen seltsam auf die PatientInnen Ertragen von Krankheit ist keine Tugend, erhöhte Klagsamkeit
Dimensionen Kultur Gesundheit/Krankheit Kollektive Bewältigung Externe Ursache Strafe, Schicksal, Karma planbar Waschungen, Rituale, handeln Trennung Körper- Geist-Seele Experte ZDF Böse Blicke Allergien Kompaß Experte Mensch Seele-Geist- Körper Einheit Geräte, Messungen Geschenk Individuelle Bewältigung sein Pech, selber Schuld Interne Ursache
Gesundheitsförderung u Maßnahmen und Aktivitäten, mit denen die Stärkung der Gesundheitsressourcen und - potenziale der Menschen erreicht werden u Prozess der Befähigung von Menschen, ihre Kontrolle über Determinanten der Gesundheit zu erhöhen und somit die Gesundheit zu stärken Können kulturbedingt sehr unterschiedlich sein, stark glaubensbedingt, stark modisch, individuell oder kollektiv, Planung erforderlich Kontroll-Idee unterschiedlich ausgeprägt, interne Kontrolle, Planung erforderlich u Gesundheit wird dabei in einer ganzheitlichen Sichtweise als körperliches, psychisches und soziales Wohlbefinden definiert, das durch individuelle, soziale und gesellschaftliche Hintergründe beeinflusst wird Kultursensibler Ansatz u Gesundheit ist also weniger ein Zustand oder Ziel, als vielmehr eine Ressource des täglichen Lebens Definition Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/gesundheitsf%c3%b6rderung
Fazit u Achtung Überkulturalisierung! Meist handelt es sich bei Zugangsbarrieren zur Gesundheit um Milieu- und Migrationseffekte (wie Sprachbarriere, mangelnde Aufklärung etc.) u Kultursensible Beratung durch interkulturelle Kompetenz etablieren bei allen Akteuren u Nicht Ärztin/Arzt, BeraterIn, TherapeutIn etc. sind die alleinigen Experten, sondern sie müssen die KlientInnen nach der Bedeutung und Erklärung, die Krankheit und Kranksein, Schuld, Verantwortung, symptomatisches Verhalten, Krankheitssymptome und Bewältigungsstrategien in der heimatlichen Kultur haben können, befragen u Prozess der interkulturellen Öffnung (Abbau von Zugangsbarrieren) auf allen Ebenen voranbringen u Sowohl als auch sattt entweder-oder
Dimensionen Beratung Kultur hierarchisch Hilfe zur Selbsthilfe externe Kontrolle Abhängigkeit Verbundenheit Kollektiv Rollenvertrauen kurzfristig Schuld langfristig Kompaß Scham interne auf Augenhöhe Individuell Handlungsorientiert Schicksalsorientiert Personenvertrauen Anweisungen Selbstständigkeit