3. Quadratische Zahlkörper

Ähnliche Dokumente
Lösungsvorschläge zu den Aufgaben auf Übungsblatt 07. x Dy y x

4. Norm-euklidische quadratische Zahlkörper

Quadratische Zahlkörper

Quadratische Reste. Michael Partheil. 19. Mai Hintergrund 2. 2 Quadratische Reste 4. 3 Gauß sche Summen 7

Charaktere. 1 Die Charaktergruppe

Wenn nicht anders angegeben sei im Folgendem stets p eine Primzahl, q := p n und F q der Körper mit q Elementen.

Kapitel 3: Die Sätze von Euler, Fermat und Wilson. 8 Der Satz von Euler

Algebraische Zahlentheorie. Teil II. Die Diskriminante.

Algebra. 1 = a u + b,

11. Übung zur Vorlesung Zahlentheorie. im Wintersemester 2016/17. Untersuche mit dem Lucas-Lehmer-Test, ob die Zahl n = prim ist.

Vortrag 13: Der Cayley-Graph von PSL 2 ( q ) ist regulär und zusammenhängend

Kapitel 6: Das quadratische Reziprozitätsgesetz

2 Das Quadratische Reziprozitätsgesetz

11. Übung zur Vorlesung. Zahlentheorie. im Wintersemester 2015/16

Übungsaufgaben zur Zahlentheorie (Holtkamp)

Der Drei-Quadrate-Satz von Gauß

4.2 Das quadratische Reziprozitätsgesetz

Zahlentheorie. Vorlesung 2. Ideale

7-1 Elementare Zahlentheorie

Kubisches und biquadratisches Reziprozitätsgesetz. Bachelorarbeit

7. Kongruenzrechnung Definition: Proposition: Korollar: Beispiel: b ( a kongruent b modulo n ) auf Z, definiert durch:

14 Kreisteilungskörper

Lösungen - Serie 2 zu den Übungsaufgaben zur Vorlesung Algebraische Zahlentheorie

Seminararbeit zur Zahlentheorie. Die Gaußschen Zahlen

Einführung in die Algebra

Das Quadratische Reziprozitätsgesetz. Stefanie Beule Sebastian Schrage

Übungen zu Zahlentheorie, SS 2008

Übungsblatt 7. Hausübungen

χ a : N + {0, 1, 1} {( a χ a (n) = χ a (n ). ψ(mn) < ψ(m)ψ(n).

Universität Zürich HS , Vorlesung #3

Seminarvortrag aus Reiner Mathematik Existenz von Primitivwurzeln

384 = = = =

Lösungen - Serie 4 zu den Übungsaufgaben zur Vorlesung Algebraische Zahlentheorie

1 Kryptographie - alt und neu

9. Primitivwurzeln. O. Forster: Einführung in die Zahlentheorie

3 Teilbarkeit in Integritätsringen

Darstellungstheorie endlicher Gruppen

6-1 Elementare Zahlentheorie Zahlen, die sich als Summe zweier Quadrate schreiben lassen.

für alle a, b, x, y R.

3.7 Quadratische Zahlringe

Kapitel 2: Multiplikative Funktionen. 3 Multiplikative Funktionen. Definition 2.1 (arithmetische Funktion, (vollständig) multiplikative Funktion)

UNTERLAGEN ZUR TEILBARKEIT IN KOMMUTATIVEN RINGEN

Elementare Zahlentheorie - Formelsammlung

Klausur vom Algebra II. Lösungen

1 3. Nullstellen- und Z erfällungskörper von Polynomen

Algebra WS 2008/ Übungsblatt

Übungen zu Zahlentheorie für TM, SS 2013

Definition 153 Sei n eine fest gewählte ganze Zahl 0. Für jedes l Z heißt die Menge

7.3 Euklidische Bereiche, Hauptideal- und Gaußbereiche

Algebra I. p min{ordp(a),ordp(b)}, p max{ordp(a),ordp(b)}. f = 10X 15, g = 15X 6. p ordp(x), x = v. p ord p(x)+ord p(y) xy = uv.

Sicherheit von ElGamal Intuitiv: Eve soll c 2 = m g ab nicht von c 2 R G unterscheiden können.

Legendre-Symbol von 2

Einführung in Algebra und Zahlentheorie Lösungsvorschläge zur Klausur vom Aufgabe 1 (6 Punkte)

Einführung in Algebra und Zahlentheorie Lösungsvorschlag zur Klausur am 16. Februar 2016

Bemerkungen. Gilt m [l] n, so schreibt man auch m l mod n oder m = l mod n und spricht. m kongruent l modulo n.

Quadratische Zahlko rper Prof. Dr. Werner Bley Probestudium 2018

Übungen zu Zahlentheorie, SS 2017

Seminar zur Zahlentheorie Spezialfälle des Satzes von Fermat

Einführung in Algebra und Zahlentheorie

Prof. Dr. H. Brenner Osnabrück SS Zahlentheorie. Vorlesung 3. Der euklidische Algorithmus

Ringe. Kapitel Einheiten

. Dann hat die Gleichung [X 2 ] p k = [a] p k in ( Z/p k Z )

Ältere Aufgaben (bis 1998)

ALGEBRA I Serie 7. z 2 z 1 mit z1, z 2 C. Zeigen Sie, daß

Lokale und globale Körper

Seminar Zahlentheorie bei Herrn Prof. Dr. Wedhorn - Minkowski-Theorie

Karlsruher Institut für Technologie Institut für Algebra und Geometrie

Kölner Mathematikturnier 2011 Das Turnierlogo

Serie 29. (Zusatzaufgaben ohne Musterlösung) Repetition 2. Semester

(M1) x N : m(x,1) = x. (M2) x, y N : m(x, y ) = s(m(x, y), x)

Aufgabe 1. (i) Lineare Algebra II Übungsbetrieb Blatt Σ

Einführung in die Algebra

Algebra II, SS September 2011 Aufgaben zur Körpertheorie. (+1 + i), x 2 = 1 2. ( 1 + i), x 4 = 1 2

Übungen zur Vorlesung Einführung in die Mathematik

Lehrbuch der Algebra, Vieweg 2007

Klausur vom Algebra I. Rolf Farnsteiner

Klausur Grundlagen der Algebra und Computeralgebra

15 Grundlagen der Idealtheorie

7 Der kleine Satz von Fermat

11. Primfaktorzerlegungen

Probabilistische Primzahltests

Zahlentheorie. Kapitel 14 Quadratische Zahlkörper. Markus Klenke und Fabian Mogge Universität Paderborn

In diesem Kapitel bestimmen wir die multiplikative Struktur der Einheitengruppe (Z/Z) von Z/Z für eine beliebige positive Zahl Z >0.

Einführung in die Algebra

3.5 Faktorzerlegung von Polynomen

4. Übungsblatt Lösungsvorschlag

Algebra. (b) Der Beweis funktioniert analog zu Teil (a), nur daß wir in der Argumentation Z durch R und 2 durch c ersetzen müssen.

Körper- und Galoistheorie

Einführung in die Algebra

Protokoll zur Zahlentheorie (gymnasiales Lehramt)

Lösungen - Serie 1 zu den Übungsaufgaben zur Vorlesung Algebraische Zahlentheorie

5 Noethersche Ringe und Moduln, Algebren und Ganzheit

Übungsblatt 5: Primfaktorzerlegung in Polynomringen

Elementary Number Theory

Prüfungsfragen zur Vorlesung Algebra und Diskrete Mathematik. Sommersemester 2018

Algebra I. Gal(K/Q), Gal(K/Q), a σa.

Körper- und Galoistheorie

Transkript:

Ein quadratischer Zahlkörer K ist ein algebraischer Zahlkörer vom Grad. Ein solcher Körer lässt sich stets schreiben als K = Q( d, wobei d Z {0, 1} eine quadratfreie ganze Zahl ist. Der Zahlkörer Q( d heißt reell-quadratisch, falls d > 1 (dann gilt Q( d R und imaginär-quadratisch, falls d < 0 (dann hat man eine natürliche Einbettung Q( d C. Man hat in K = Q( d eine Konjugations-Abbildung σ : Q( d Q( d, σ(x + y d := x y d. σ ist ein Körer-Automorhismus von K, der zusammen mit der Identität die Galoisgrue von K über Q bildet. Im Falle eines imaginär-quadratischen Zahlkörers ist σ die übliche komlexe Konjugation. Mithilfe von σ kann man die Sur und Norm Tr, N : Q( d Q definieren. Für ξ = x + y d Q( d ist Tr(ξ := ξ + σ(ξ = x N(ξ := ξ σ(ξ = x dy. Die Sur ist eine Q-lineare Abbildung, d.h. Tr(αξ + βη = αtr(ξ + βtr(η für alle ξ, η K und α, β Q. Die Norm ist multilikativ, d.h. N(ξη = N(ξN(η und N(ξ = 0 ξ = 0. Für einen imaginär-quadratischen Zahlkörer ist die Norm eines Elementes z Q( d C das Quadrat des üblichen Absolut-Betrages, d.h. N(z = z. Für reell-quadratische Zahlkörer kann die Norm eines Elementes auch negativ sein. 3.1. Satz. Sei K = Q( d ein quadratischer Zahlkörer mit d Z {0, 1} quadratfrei. Ein Element ξ K ist genau dann ganz-algebraisch, wenn Tr(ξ Z und N(ξ Z. Beweis. a Sei ξ K ganz-algebraisch. Dann genügt ξ einer Gleichung f(ξ = 0 mit einem normierten Polynom f(x Z[X]. Anwendung des Automorhismus σ auf die Gleichung liefert f(σ(ξ = 0. Also ist auch σ(ξ ganz-algebraisch. Daraus folgt, dass Tr(ξ = ξ + σ(ξ und N(ξ = ξσ(ξ ganz-algebraisch sind. Da aber Tr(ξ, N(ξ Q, gilt nach Satz.16 sogar Tr(ξ, N(ξ Z. Ka. 3 zuletzt geändert am: 014-05-03 3.1

b Sei umgekehrt vorausgesetzt, dass t := Tr(ξ = ξ + σ(ξ Z und c := N(ξ = ξσ(ξ Z. Dann sind ξ und σ(ξ Nullstellen des Polynoms (X ξ(x σ(ξ = X tx + c Z[X], also ξ ganz-algebraisch. 3.. Satz. Sei K = Q( d ein quadratischer Zahlkörer (d Z {0, 1} quadratfrei und R := O K sein Ganzheitsring. a Falls d mod 4 oder d 3 mod 4, gilt R = Z[ d] = {x + y d : x, y Z}. b Falls d 1 mod 4, gilt [ 1 + d ] R = Z = { x + y 1 + d } : x, y Z. Bemerkung. Der Fall d 1 mod 4 lässt sich auch so schreiben [ 1 + d ] { x + y d R = Z = } : x, y Z, x y mod. Beweis. a Dass alle Elemente x + y d mit x, y Z ganz sind, ist klar. Sei umgekehrt ein Element ξ = x+y d mit x, y Q gegeben, das ganz ist. Wir müssen zeigen, dass dann x, y Z. Es ist Tr(ξ = x Z und N(ξ = x dy Z. Aus x Z folgt entweder (i x Z, oder (ii x 1 + Z (d.h. x ist halbganz. Im ersten Fall folgt dy Z. Angenommen y sei nicht ganz. Dann ist y = m/n mit teilerfremden ganzen Zahlen m, n und n. Da dy ganz ist, würde folgen n d. Dies ist ein Widersruch dazu, dass d quadratfrei ist. Also muss y ganz sein. Im zweiten Fall ist x = t/ mit einer ungeraden ganzen Zahl t. Aus der Normbedingung folgt dann t d(y 4Z. Daraus folgt zunächst (wie im ersten Fall, dass y =: z Z und weiter 4 t dz. Dies ist unmöglich für d mod 4, aber auch für d 3 mod 4, wie man durch Betrachtung modulo 8 erkennt. Der zweite Fall kann also nicht auftreten. b Das Element ω := 1 (1 + d ist ganz, denn Tr(ω = 1 und N(ω = (1 d/4 Z. Daraus folgt, dass alle Elemente der Gestalt x + y 1+ d mit x, y Z ganz sind. 3.

Sei umgekehrt ein Element ξ = x + y 1+ d mit x, y Q gegeben, das ganz ist. Es ist zu zeigen, dass dann x, y Z. Man berechnet N(ξ = (x + y d( y = 1 4 ((x + y dy Da Tr(ξ = x + y =: t Z, folgt t dy 4Z. Daraus ergibt sich wie oben y Z und wegen d 1 mod 4 auch t y mod, also t y = x Z, d.h. x Z, q.e.d. Beisiele. Wir geben einige tyische Beisiele. 1 Der Ganzheitsring von Q( ist Z[ ]. Der Ganzheitsring von Q( 1 = Q(i ist Z[i]. Man nennt Z[i] = {x + iy : x, y Z} den Ring der ganzen Gauß schen Zahlen. 3 Der Ganzheitsring von Q( 3 ist (da 3 1 mod 4 Z[ 1+i 3 ] = Z[ 1+i 3 ] = Z[ρ], wobei ρ := 1+i 3 = e πi/3 eine rimitive dritte Einheitswurzel in C ist. Bemerkung. Satz 3. sagt insbesondere: Der Ganzheitsring des quadratischen Zahlkörers Q( d, (d 0, 1 quadratfrei, ist ein freier Z-Modul vom Rang. Eine Basis bilden die Elemente 1, ω, wobei { d, falls d, 3 mod 4, ω := 1 (1 + d, falls d 1 mod 4. 3.3. Definition (Diskriminante. Sei K = Q( d ein quadratischer Zahlkörer und ω 1, ω eine Basis von K über Q. Dann ist die Diskriminante dieser Basis definiert als discr(ω 1, ω := det ( ω1 σ(ω 1. ω σ(ω Da die Diskriminante offensichtlich invariant gegenüber der Konjugation σ ist, gilt discr(ω 1, ω Q. Ist ω 1, ω eine weitere Basis von K über Q, so gibt es eine invertierbare -Matrix (c ij mit Koeffizienten aus Q, so dass ( ( ω 1 c11 c = 1 c 1 c ω ( ω1 ω. 3.3

Es folgt discr(ω 1, ω = det(c ij discr(ω 1, ω. Setzen wir jetzt seziell voraus, dass die von ω 1, ω und ω 1, ω aufgesannten Z-Moduln gleich sind, d.h. Λ := Zω 1 + Zω = Zω 1 + Zω, so ist die Übergangs-Matrix (c ij M(, Z invertierbar über dem Ring Z, d.h. die Determinante gleich ±1. Daraus folgt discr(ω 1, ω = discr(ω 1, ω =: discr(λ, die Diskriminante hängt also nur von dem Z-Modul Λ ab. Insbesondere ist daher die Diskriminante discr(o K der Maximalordnung von K wohldefiniert. Diese wird auch als Diskriminante des Körers K bezeichnet, discr(k := discr(o K. 3.4. Satz. Sei K = Q( d ein quadratischer Zahlkörer (d Z {0, 1} quadratfrei. Dann gilt für die Diskriminante von K { 4d, falls d, 3 mod 4, discr(k = discr(o K = d, falls d 1 mod 4. Beweis. a Im Fall d, 3 mod 4 ist 1, d eine Z-Basis von O K, also ( 1 1 discr(k = det = ( 4 d = 4d. d d b Falls d 1 mod 4, ist 1, 1 (1 + d eine Z-Basis von O K, also ( 1 1 discr(k = det 1+ d 1 d = ( d = d. Für die Teibarkeitslehre in einem Integritätsbereich R sielen die Einheiten, d.h. die invertierbaren Elemente von R eine wichtige Rolle. 3.5. Satz. Sei R der Ring der ganzen Zahlen in einem quadratischen Zahlkörer. Ein Element ξ R ist genau dann Einheit in R, wenn N(ξ = ±1. Beweis. Die Bedingung ist notwendig. Denn gilt ξη = 1 in R, so folgt N(ξN(η = 1 in Z, also N(ξ = ±1. Umgekehrt folgt aus N(ξ = ±1, dass ξ 1 = N(ξσ(ξ R, q.e.d. Für imaginär-quadratische Zahlkörer ist es leicht, eine vollständige Übersicht über die Einheiten zu bekommen. 3.4

3.6. Satz. Sei d < 0 eine quadratfreie ganze Zahl und R der Ganzheitsring des imaginär-quadratischen Zahlkörers Q( d. a Falls d = 1, also R = Z[i], besteht die Grue R der Einheiten genau aus den vierten Einheitswurzeln in C, d.h. R = {1, i, 1, i}. b Falls d = 3, also R = Z[ρ], (ρ = 1+i 3, besteht R genau aus den sechsten Einheitswurzeln in C, d.h. R = {±1, ±ρ, ±ρ }. c In allen anderen Fällen gilt R = {1, 1}. Beweis. Für ξ = x + iy d Q( d C ist N(ξ = x + d y gleich dem Quadrat des gewöhnlichen Betrags der komlexen Zahl ξ, woraus folgt, dass alle Einheiten auf dem Einheitskreis der komlexen Ebene liegen. Die Fälle a und b sind leicht direkt nachzurüfen. c In den übrigen Fällen ist d = oder d 5. Für den Imaginärteil eines Elementes ξ Q( d gilt dann Im(ξ = 0 oder Im(ξ > 1. Im zweiten Fall ist ξ > 1, also ξ keine Einheit. Eine Einheit ξ ist daher notwendig reell, also ξ = ±1. In reell-quadratischen Zahlkörern ist die Situation nicht so einfach. Z.B. ist im Ring Z[ ] die Zahl u := 1 + eine Einheit (mit u 1 = 1 +. Da die Einheiten eine Grue bilden, sind auch u n := u n für alle n Z Einheiten in Z[ ]. Es gibt also unendlich viele Einheiten. Wir werden auf dieses Problem in säter noch zurückkommen. 3.7. Ein Beisiel für Nicht-Faktorialität. Der Ganzheitsring eines quadratischen Zahlkörers ist im Allgemeinen nicht faktoriell. Betrachten wir etwa den Körer K = Q( 5. Sein Ganzheitsring ist O K = Z[ 5]. Das Element 6 Z[ 5] besitzt zwei wesentlich verschiedene Zerlegungen in irreduzible Elemente: 6 = 3 = (1 + 5(1 5. Dass die Elemente, 3, z := 1 + 5 und z = 1 5 irreduzibel sind, sieht man so: Wäre reduzibel, etwa = ξη mit Nicht-Einheiten ξ, η Z[ 5], so wäre 4 = N( = N(ξN(η, also N(ξ =. Es gibt aber in Z[ 5] kein Element der Norm, denn die Gleichung x + 5y = ist ganzzahlig unlösbar. Ebenso gibt es in Z[ 5] kein Element der Norm 3, was zeigt, dass 3 irreduzibel ist. Da N(z = 6, müsste bei einer nicht-trivialen Zerlegung z = z 1 z einer der Faktoren die Norm haben. Da dies unmöglich ist, ist z irreduzibel, ebenso z. Aus Normgründen ist z weder zu noch zu 3 assoziiert, ebenso z. Also handelt es sich tatsächlich um zwei wesentlich verschiedene Zerlegungen der Zahl 6 im Ring Z[ 5]. Das Beisiel zeigt auch, dass 3.5

kein Primelement in Z[ 5] ist, denn ist ein Teiler des Produkts zz, ohne einen Faktor zu teilen. Aus demselben Grund ist 3 kein Primelement in Z[ 5]. 3.8. Legendre-Symbol. Wir erinnern an einige Begriffe und Tatsachen aus der Theorie der quadratischen Reste. Sei eine ungerade Primzahl. Eine Zahl a Z mit a heißt quadratischer Rest modulo, wenn die Kongruenz x a mod lösbar ist, andernfalls heißt a quadratischer Nichtrest. Damit definiert man das Legendre-Symbol ( { a +1, falls a quadratischer Rest modulo, = 1, falls a quadratischer Nichtrest modulo. Da ( a nur von der Restklasse a mod abhängt, kann man das Legendre-Symbol auch als Funktion ( ( a : F {±1}, a auffassen, die auf den Quadraten den Wert 1 und auf den Nicht-Quadraten den Wert 1 annimmt. Da die Quadrierungs-Abbildung sq : F F, x sq(x = x, den Kern {±1} hat, ist die Menge der Quadrate sq(f F eine Untergrue vom Index, hat also 1 Elemente. Es gilt das Kriterium von Euler ( a a ( 1/ mod, woraus die Rechenregel ( ab = (a( b folgt. Für das Legendre-Symbol gilt das berühmte Quadratische Rezirozitätsgesetz von Gauß: Sind q ungerade Primzahlen, so folgt ( ( q = ( 1 q 1 q 1. Außerdem gelten die beiden Ergänzungssätze ( 1 = ( 1 1 und ( = ( 1 1 8. 3.9. Hilfssatz. Sei K = Q( d, (d Z {0, 1} quadratfrei, ein quadratischer Zahlkörer und O K sein Ganzheitsring. a Sei eine ungerade Primzahl mit ( d = 1. Ist dann ξ O K ein Element mit N(ξ, so folgt ξ. b Sei d 5 mod 8. Ist dann ξ O K ein Element mit N(ξ, so folgt ξ. 3.6

Beweis. a Wir unterscheiden zwei Fälle: (i d, 3 mod 4. Dann ist O K = Z[ d] = {x + y d : x, y Z}. Sei ξ = x + y d ein beliebiges Element aus O K. Es ist N(ξ = x dy. Aus N(ξ folgt daher x dy mod. Wäre y 0 mod, würde daraus folgen, dass d ein Quadrat modulo ist. Dies ist aber nach Voraussetzung ausgeschlossen. Daher gilt y 0 mod, und daraus folgt auch x 0 mod, d.h. x und y, also ξ, q.e.d. (ii d 1 mod 4. Dann ist O K = Z[ 1+ d ] = {x + y 1+ d : x, y Z}. Sei ξ = x + y 1+ d ein beliebiges Element. Dann gilt N(ξ = N(x + y + y d = (x + y d( y = (x + y dy. 4 Aus N(ξ folgt daher (x + y dy mod. Wäre y 0 mod, würde daraus folgen, dass d ein Quadrat modulo ist. Dies ist aber nach Voraussetzung ausgeschlossen. Daher gilt y 0 mod, und daraus folgt x + y 0 mod, und weiter (da invertierbar modulo, dass x 0 mod, d.h. x und y, also ξ, q.e.d. b Wie im Fall a(ii gilt O K = Z[ 1+ d]. Für ξ = x + y 1+ d folgt aus N(ξ, dass 8 4N(ξ, d.h. (x + y dy mod 8. Wäre y ungerade, also y 1 mod 8, würde daraus folgen, dass d ein Quadrat mod 8 ist. Dies ist aber wegen d 5 mod 8 nicht der Fall. Also ist y gerade, y = y 1 mit y 1 Z. Setzt man dies in die obige Kongruenz ein und kürzt durch 4, erhält man (x + y 1 y 1 mod x + y 1 y 1 mod x 0 mod. Also ist auch x gerade und daher ξ, q.e.d. 3.7

Der nächste Satz gibt für einen quadratischen Zahlkörer K = Q( d Auskunft über die Primideale des Ganzheitsrings O K sowie über die Struktur der Abbildung Secm(O K Secm(Z. 3.10. Satz. Sei K := Q( d ein quadratischer Zahlkörer (d Z {0, 1} quadratfrei mit Diskriminante { 4d, falls d, 3 mod 4, D = d, falls d 1 mod 4 und O K sein Ganzheitsring. Für eine Primzahl Z zeigt das von in O K erzeugte Hautideal ( = O K folgendes Zerlegungs-Verhalten: 1. Fall: Sei eine ungerade Primzahl. (i Falls D, gibt es genau ein Primideal P O K mit P, nämlich P = (, d. Es gilt ( = P und O K /P = F. ( D (ii Falls = 1, gibt es genau zwei Primideale P 1, P O K mit P i, nämlich P 1/ = (, x ± d, wobei x Z eine Lösung der Kongruenz x d mod ist. Es gilt ( = P 1 P und O K /P i = F. ( D (iii Falls = 1, ist ( selbst Primideal, d.h. ein Primelement in O K und es gilt. Fall: Sei =. O K /( = F. (i Falls D, also D = 4d mit d, 3 mod 4, gibt es genau ein Primideal P O K mit P, nämlich P = (, d + d. Es gilt ( = P und O K /P = F. Falls D, ist D = d 1 mod 4, also tritt einer der beiden folgenden Fälle ein. (ii Falls d 1 mod 8, gibt es genau zwei Primideale P 1, P O K mit P i, nämlich P 1/ = (, 1 (1 ± d. Es gilt ( = P 1 P und O K /P i = F. 3.8

(iii Falls d 5 mod 8, ist ( selbst Primideal, also ein Primelement in O K und es gilt O K /( = F 4. Zum Beweis von Satz 3.10 verwenden wir zwei Hilfsaussagen: (A Für jede Primzahl Z besteht der Restklassenring O K /( aus Elementen. Ist q O K irgend ein Ideal mit ( q O K, so ist q ein Primideal mit O K /q = F. Beweis von (A. Als additive Grue ist O K = Z Z, also ist OK /( = (Z/Z (Z/Z eine Grue mit Elementen. Man hat eine natürliche surjektive Abbildung φ : O K /( O K /q. Der Kern von φ hat als nicht-triviale Untergrue von O K /( dann Elemente. Daraus folgt, dass O K /q ebenfalls Elemente hat. Daher ist q ein maximales Ideal in O K, also rim, und O K /q = F. (B Sind a 1, a R Ideale eines Rings R und R ein Primideal mit a 1 a, so folgt a i für wenigstens ein i {1, }. Beweis von (B. Angenommen a 1. Dann gibt es ein Element a 1 a 1. Für ein beliebiges x a ist dann a 1 x a 1 a, also a 1 x. Da a 1, folgt x, also insgesamt a, q.e.d. Beweis von Satz 3.10 Fall 1(i. Für das Ideal P := (, d (von dem wir noch nicht annehmen, dass es rim ist gilt ( P, da offensichtlich d (. Es ist P = (, d(, d = (, d, d = (, d, d/. (Man beachte, dass nach Voraussetzung d/ Z. Nun sind und d/ in Z teilerfremd (da d, woraus folgt (, d, d/ = (1, also P = (. Daraus folgt auch P O K, also ist P nach (A ein Primideal mit O K /P = F. Dass P das einzige Primideal von O K mit P ist, sieht man so: Wäre P ein weiteres Primideal mit dieser Eigenschaft, hätte man P = ( P, woraus mit (B folgt, dass P P, wobei sogar Gleichheit gelten muss, da P ein maximales Ideal ist. Fall 1(ii. Für die beiden Ideale P 1/ := (, x ± d gilt ( P i, da offensichtlich x ± d (. Es ist P 1 P = (, x + d(, x d = (, (x d, (x+ d, x d = (, x d, x+ d, (x d/. (Man beachte, dass nach Definition von x gilt x d. Behautung. a := (, x d, x+ d, (x d/ = (1. 3.9

Dies folgt daraus, dass x a und die Zahlen und x in Z teilerfremd sind. Aus a = (1 folgt jetzt P 1 P = (. Weiter folgt P i O K sowie P 1 P, denn andernfalls ergäbe sich x P 1, also wäre wegen (, x = (1 doch P 1 = O K. Die Aussage (A imliziert nun O K /P i = F und aus (B folgt, dass P 1/ die einzigen Primideale von O K mit P i sind. Fall 1(iii. Es ist zu zeigen: Teilt ein Produkt ξη zweier Elemente ξ, η O K, so teilt mindestens einen Faktor. Aus ξη folgt aber N( N(ξN(η im Ring Z. Da N( =, muss N(ξ oder N(η durch teilbar sein, etwa N(ξ. Nach Hilfssatz 3.9 folgt daraus ξ. Die Isomorhie O K /( = F folgt aus (A. Fall (i. Wir unterscheiden die Fälle d mod 4 und d 3 mod 4. Falls d mod 4, gilt P = (, d + d = (, d. Falls d 3 mod 4, gilt P = (, d + d = (, 1 + d = (, 1 + d. Im folgenden beschränken wir uns auf den (etwas komlizierteren Fall d 3 mod 4. Es gilt ( P, da 1 + (. Es gilt P = (, 1 + d(, 1 + d = (4, + d, 1 + d = (, 1 + d, (d 1/. Wegen d 3 mod 4 ist (d 1/ =: t Z eine ungerade Zahl, woraus folgt (, 1 + d, (d 1/ = (1, also P = (. Daraus folgt P O K, also mit (A, dass O K /P = F. Aus (B folgt, dass P das einzige Primideal von O K mit P ist. Die Fälle (ii und (iii werden ganz analog den Fällen 1(ii und 1(iii bewiesen. Die Ausführung sei dem Leser überlassen. Bemerkung. Es gibt also für eine Primzahl Z (gerade oder ungerade drei verschiedene Verhaltensmuster der Zerlegung in einem quadratischen Zahlkörer der Diskriminante D: (i ( = P ist das Quadrat eines Primideals in O K. Man nennt dann verzweigt. Dieser Fall tritt genau dann ein, wenn D (unabhängig davon, ob gerade oder ungerade ist. (ii ( = P 1 P ist das Produkt von zwei verschiedenen Primidealen von O K. Man sagt denn, saltet in O K. Dieser Fall tritt genau dann ein, wenn D ein Quadrat modulo ist (falls ungerade bzw. D 1 mod 8, falls =. Die letzte Bedingung bedeutet, dass D ein Quadrat modulo 8 ist 3.10

(iii ( ist ein Primideal in O K, d.h. bleibt auch in O K rim. Man nennt dann die Primzahl träge. Dieser Fall tritt genau dann ein, wenn D kein Quadrat modulo ist (falls ungerade bzw. D 5 mod 8, falls =. Die letzte Bedingung bedeutet, dass D kein Quadrat modulo 8 ist. Es gibt also nur endlich viele verzweigte Primzahlen. Die übrigen Primzahlen salten oder sind träge in O K. Der nächste Satz zeigt, dass dies nur von der Restklasse von modulo D abhängt und dass es asymtotisch gleich viele Primzahlen jeder Sorte gibt. 3.11. Satz. Sei K ein quadratischer Zahlkörer mit Diskriminante D. Dann gibt es einen surjektiven Gruen-Homomorhismus χ D : (Z/D {±1}, so dass gilt: Eine ungerade Primzahl mit D saltet bzw. ist träge in O K, je nachdem χ D ( = 1 oder χ D ( = 1. Bemerkung. Der Kern von χ D ist dann eine Untergrue vom Index in (Z/D. Da die Anzahl der Elemente von (Z/D gleich ϕ(d (Eulersche Phi-Funktion ist, gibt es je s := ϕ(d zu D teilerfremde Zahlen a 1,...,a s und b 1,...,b s, (die aarweise modulo D verschieden sind, so dass alle Primzahlen mit a i mod D salten und alle Primzahlen mit b j mod D träge sind. Nach dem Satz von Dirichlet über Primzahlen in arithmetischen Progressionen gibt es zu jeder zu D teilerfremden Zahl a unendlich viele Primzahlen mit a mod D und zwar mit einer von a unabhängigen 1 asymtotisch sog. Dirichlet-Dichte, die wir aber hier nicht näher definieren. ϕ(d Beweis. Nach Satz 3.10 ist nur zu zeigen: Es gibt einen Gruen-Homomorhismus χ D : (Z/D {±1}, so dass ( D χ D ( = für alle ungeraden Primzahlen mit D. Zur Konstruktion von χ D benutzen wir das quadratische Rezirozitätsgesetz. Sei D = ( 1 α β q 1 q q m, α {0, 1}, β {0,, 3}, die Primfaktorzerlegung der Diskriminante (q j ungerade Primzahlen. Dann ist ( D = ( 1 α ( β m j=1 ( qj Wir definieren zwei Gruen-Homomorhismen (Charaktere. χ 4 : (Z/4 {±1}, χ 8 : (Z/8 {±1} 3.11

durch χ 4 (a := ( 1 (a 1/ und χ 8 (a := ( 1 (a 1/8. Man kann χ 4 und χ 8 auch als Funktionen, die auf allen ungeraden ganzen Zahlen definiert sind, auffassen. Damit gilt ( 1 = χ 4 (, ( = χ 8 ( und nach dem quadratischen Rezirozitätsgesetz ( qj ( =, falls q j 1 mod 4, q j ( qj ( = χ 4 (, falls q j 3 mod 4. q j Ist γ die Anzahl der Primfaktoren q j 3 mod 4 von D, so gilt deshalb ( D m ( = χ 4 ( α+γ χ 8 ( β. q j j=1 Wir unterscheiden jetzt drei Fälle: a D 1 mod 4. Dann ist β = 0 und α + γ gerade. Dann defineren wir χ D (a := m ( a, D = q 1 q q m q j j=1 Offensichtlich hängt χ D (a nur von der Restklasse a mod D ab und es gilt χ D ( = ( D für alle ungeraden Primzahlen, die kein Teiler von D sind. b D = 4d mit d 3 mod 4. Dann ist β = und α + γ ungerade. Dann defineren wir χ D (a := χ 4 (a m ( a, d = q 1 q q m q j j=1 Offensichtlich hängt χ D (a nur von der Restklasse a mod 4d ab und es gilt χ D ( = ( D für alle ungeraden Primzahlen, die kein Teiler von D sind. Seziell für Diskriminante D = 4 (d.h. für den Ring Z[i] der ganzen Gaußschen Zahlen ergibt sich χ 4 = χ 4. c D = 4d mit d mod 4. Dann gilt 8 D, also β = 3. Die Parität von α + γ hängt von der Restklasse (d/ mod 4, d.h. von der Restklasse d mod 8 ab. Wir setzen δ := { 0, falls d mod 8, 1, falls d 6 mod 8. 3.1

Dann gilt α + γ δ mod. Wir können jetzt defineren χ D (a := χ 4 (a δ χ 8 (a m ( a, d = q 1 q q m q j j=1 χ D (a hängt nur von der Restklasse a mod D ab und es gilt χ D ( = ( D für alle ungeraden Primzahlen, die kein Teiler von D sind. Im Fall der Diskriminante D = 8, d.h. für den Zahlring Z[ ] ist δ = 0 und m = 0, also stimmt χ D mit dem schon früher definierten χ 8 überein. Für D = 8 (Zahlring Z[ ] ergibt sich χ 8 = χ 4 χ 8. 3.1. Beisiel. Wir wollen den Fall des Zahlkörers Q( 5 und seines Ganzheitsrings O K = Z[ 5] näher ansehen. Seine Diskriminante ist D = 0 und nach Satz 3.11 gilt ( a χ 0 (a = χ 4 (a. 5 Die zu 0 teilerfremden Restklassen sind 1, 3, 7, 9, 11, 13, 17, 19 und man berechnet a 1 3 7 9 11 13 17 19 χ 0 (a 1 1 1 1 1 1 1 1 Damit erhält man eine Liste von saltenden Primzahlen in Z[ 5] 1 mod 0 : 41, 61, 101, 181, 41, 81, 401,41, 461,... 3 mod 0 : 3, 3, 43, 83, 103, 163, 3, 63, 83,383,443,463,... 7 mod 0 : 7, 47, 67, 107, 17, 167, 7, 307, 347, 367, 467, 487,... 9 mod 0 : 9, 89, 109, 149, 9, 69, 349,389, 409, 449,... und von trägen Primzahlen in Z[ 5] 11 mod 0 : 11, 31, 71, 131, 151, 191, 11,51, 71, 311, 331, 431, 491,... 13 mod 0 : 13, 53, 73, 113, 173, 193, 33,93, 313, 353, 373, 433,... 17 mod 0 : 17, 37, 97, 137, 157, 197, 57,77, 317, 337, 397, 457,... 19 mod 0 : 19, 59, 79, 139, 179, 199, 39,359, 379, 419, 439, 479, 499,... 3.13