Unter welchen Bedingungen kooperieren Menschen?

Ähnliche Dokumente
Prof. em. Dr. Theo Wehner

Potenziale und Risiken von «Home Office» 7. KMU Treff Breitband, Handelskammer beider Basel , BaZ CityForum Prof. Dr.

Kooperation und Vernetzung in Lichtenberg-Mitte. Möglichkeiten und Grenzen

Grundlagen für Kooperationen und Vertrauen - förderliches und Stolpersteine. Regionalisierung in der Kirche

Neue Herausforderungen für Professionelle im Eingliederungsmanagement

Wege zum Hochleistungsteam

Beteiligungskultur stärken! Was heisst das?

KBM. Modell Migrantenklasse 18+ in der Stadt Trier Netzwerkarbeit, Prozessgestaltung, Koordinationsleistung

Lehrplan. für die Ausbildung des gehobenen Dienstes der Steuerverwaltung der Länder. für das Studienfach

Sprachliche Bildung Mehrsprachigkeit in der Kita Berlin, DJI-Jahrestagung 2016 Ganz ähnlich ganz anders.

GEMEINSAM AUF DEM WEG. Unsere Schule ist ein Haus der Begegnung und des Lernens, wo sich alle Beteiligten wohl fühlen können.

Netzwerke erfolgreich gestalten

Kooperation ist Trumpf - Spielregeln für die erfolgreiche Zusammenarbeit

Kooperatives Arbeiten in multiprofessionellen Teams

Case Management. im Modellprojekt Persönliches Pflegebudget. Ein Erfahrungszwischenbericht. 3. Symposium zum Pflegebudget

Interkulturalität als Bestandteil der Nachhaltigkeit von Vorhaben in der Entwicklungszusammenarbeit

Schulentwicklung in der Ganztagsschule durch innerschulische Kooperation

Gelingende Zusammenarbeit.

Das Netzwerk Frühe Hilfen Frankfurt am Main. Christine Jung-Seeh Dr. Astrid Kerl-Wienecke

Sozialpsychiatrische Dienste und Sozialraum. Prof. Dr. Albrecht Rohrmann

Leitbild des Universitätsklinikums Bonn

Univ.-Prof. Dr. Martin K.W. Schweer :: Hochschule Vechta - Universität : ISBS: Zentrum für Vertrauensforschung

Netzwerk- management

Duale Berufsausbildung in KMU am Beispiel des Bauhandwerks/Zimmerei

Integration internationaler Fachkräfte durch die strategische Entwicklung des Common Ground

UNTERNEHMENSCHARTA. Sie bringt auch unsere Mission sowie das Know-how und die Werte, auf die wir uns stützen, zum Ausdruck.

Wenn Paare Unternehmen führen

Neue Verbindungen schaffen!

Planung und Steuerung von Netzwerken

Organisationspsychologie

Leitbild. Landesinstitut Sozialforschungsstelle Dortmund. Grundsätze Leistungen Kompetenzen Organisation Personal Kooperation Führung

Workshop zum Thema. 4. Workshop Gamification: Spielen wir uns zu Tode?

DEGRIN Begegnung und Bildung in Vielfalt e.v.

Hinter den Kulissen der Situation von Geflüchteten in Berlin (Sommer 2016)

Berner Fachhochschule Gesundheit. Hochschuldidaktische Leitsätze im Bachelor of Science in Pflege

Die Notwendigkeit differenzierter Zugänge. Fachtagung Schweizerisches Epilepsie-Zentrum, Georg Franken, MScN Institut Neumünster

Unternehmenskultur und soziale Verantwortung:

Organisation Stephan Meyerding

Organisation Stephan Meyerding

Politik der Nachhaltigkeit

Netze knüpfen aber wie?

theoretische Herausforderungen

Annette Scholl Kuratorium Deutsche Altershilfe, Köln

Interaktionsarbeit und neue Herausforderungen an eine humane Arbeitsgestaltung

Konzept: Netzwerk Schulen Kanton Zürich

Forum 2 Partizipation im Kita Setting Ansatzpunkte für die pädagogische Arbeit

Wohnungsgenossenschaften schaffen Werte über ihre Kernkompetenz hinaus

Sehbeeinträchtigung und Bewältigung im Alter Im Alter eine Sehbehinderung erfahren Ergebnisse einer Vorstudie in Zusammenarbeit mit dem SZB

Was Sie erwartet Multiprofessionelle Kooperation 7. Zielperspektive schulinterner Zusammenarbeit 8. Das Geheimnis des Könnens heißt Wollen. 9. K

Gesellschaftlicher Zusammenhalt Messen was verbindet Oktober 2018

Regional Governance. Alexander Hamedinger

Grundlagen und Empfehlungen für die interkulturelle Öffnung der Stadtverwaltung Flensburg

Wettbewerb und Solidarität

Mediative Kompetenzen an Hochschulen

Unsere Vision. Jugendliche in der Stadt Bern. sind gesund, fühlen sich wohl und wachsen in einem unterstützenden Umfeld auf;

unsere Schule - jetzt und in Zukunft Leitbild Primarschulen Bürglen Istighofen Leimbach

Interkulturelle Kompetenz und Migration PETIA GENKOVA

Führen im politischen Kontext

Good Governance - Erfolgsfaktoren und Stolpersteine - Roland Scherer Wien, den 26. September 2005

Kooperation bei Kleinkindern Collaboration in Young Children

Das heißt für uns: Grundlagen unserer Arbeit sind. der christliche Glaube. und das biblische Bild vom Menschen.

Netzwerke Frühe Hilfen Herausforderungen an die Koordination. Ein Bericht aus Sicht des Fachbereichs Kinder, Jugend und Familie der Stadt Braunschweig

Fachtagung Workshop 5 Bildungslandschaften- Wege zu einem gemeinsamen Bildungsverständnis schulischer und ausserschulischer Akteure

Elternmitwirkung heute

Organisatorische Gestaltung Virtueller Unternehmen

Schweizerischer Hebammenverband (SHV) Leitbild.

Markt, Mitverantwortung und Moral CSR als Standortvorteil

Berichtspräsentation Berufliches Schulzentrum Löbau

Leitbild Pflege Uniklinik Balgrist Forchstrasse Zürich Tel Fax

im Rahmen des Projektes Lernen über den Tag hinaus Bildung für eine zukunftsfähige Welt

ERFOLGSMERKMALE GEMEINNÜTZIGER ORGANISATIONEN

Kollegiale Beratung für Pflegeberufe

Vielfältige Akteure und gegensätzliche Interessen im Windenergieausbau Energiewandel als sozialer Prozess

Wer macht Governance? Die Bildungsverwaltung als unsichtbarer Akteur

Forum 3. Gelebte Kooperation - OloV in der regionalen Umsetzung. Moderation: Uwe Kirchbach, INBAS GmbH

Handlungsorientierter Lernfeldunterricht

Wirksamer integrieren: Gesundheitsberufe als Erfolgsfaktor

Hochschulen zwischen Konkurrenz und Kooperation zur Situation der Pädagogischen Hochschulen

Kommune und Nachhaltigkeit. Martin Müller Fachberater Bürgerengagement

Führungsleitsätze der Verwaltung der Fachhochschule Dortmund

IQES Qualitätsbereiche

Inklusion Herausforderungen und Stolpersteine

Vertrauen = 49 Mio Respekt = 35 Mio Sympathie = 10 Mio Freundlichkeit = 8 Mio Wertschätzung = 4 Mio

Jugendliche heute. Woran orientieren sie sich? Wie kompetent sind sie?

Erfolgsfaktoren für Familienbetriebe im ländlichen Raum

Prof. Dr. Ute Stoltenberg, Universität Lüneburg

Leitbild der Elbe-Werkstätten GmbH und der PIER Service & Consulting GmbH. Mit Menschen erfolgreich

SICHTWECHSEL NEU- MITREDEN VERGLEICH INTERKULTURELLE & DISKURSIVE LANDESKUNDE

Wie kann Kooperation gelingen?

WORKSHOP Berufsorientierung für Ältere

Das Konzept Case Management. Lukas Leber

Ganzheitliches Tourismus-Marketing

Personalbeurteilung (1): Aufgaben und Ziele

Herzlich Willkommen!

Governanceprozesse zur Realisierung nachhaltiger Stadtquartiere am Beispiel des Modellquartiers Kronsberg in Hannover

Seminarkonzept Kooperation statt Konfrontation in Stadtentwicklungsprozessen und im Team

1.16. Programme und Portfolios

Transkript:

Unter welchen Bedingungen kooperieren Menschen? Forum Raumwissenschaften 07. November 2013 Prof. Dr. Hartmut Schulze

Agenda Kooperationsformen Kooperation als menschliches Evolutionsprinzip Erfolgsfaktoren für Kooperation 2

Kooperation - Konnotatives Begriffsfeld Regeln Kultur Arbeitsteilung Technik Wettbewerb Gruppe Empathie Konflikt Vertrauen Macht Individuum (Wehner, Clases, Endres & Raeithel, 1998) ifk - Institut für Kooperationsforschung und -entwicklung www.fhnw.ch/ifk 3 3

Kooperation - Ebenen der Betrachtung Gesellschaftsund Systemebene Planungs- und Organisationsebene Handlungs- und Beziehungsebene Kooperation als historisch überdauerndes Prinzip zur Teilung und Anpassung von Arbeitsaufgaben und Fähigkeiten. Kooperation als effizienzsteigerndes Prinzip zur lokalen Optimierung gemeinsam organisierter und planmäßig ausgeführter Tätigkeiten. Kooperation als zielorientiertes Mitund Zusammenwirken zur situativen Bewältigung sozialer Arbeitsteilung. 4 4 4

Formen der Zusammenarbeit (Ko-Aktion) Kollaborieren (ko-konstruieren) Kooperieren (arbeitsteilig) Koordinieren Zunehmend: - Grad der Interdependenz - Shared Intention - Empathie - Gemeinsame Ressourcen 5

vor ca. 200 000 Jahren: Kooperation als evolutionäres Prinzip der Menschwerdung http://www.geo.de/geo/heftreihen/geokompakt/65313.html 6

Die These (Michael Tomasello) Mutualistische Kooperation als evolutionäre Grundlage für die Entwicklung des sozio-kulturellen Menschen intentionale Kooperation mit komplementären Rollen und Rollenwechsel mit gemeinsamer Aufmerksamkeit(slenkung) und gemeinsamem Hintergrund mit Motivation für gemeinschaftliche Tätigkeiten (z.b. Informieren, Teilen) Kooperationsformen mit indirekt gemeinsamen Zielen: Konformität Interdisziplinäre Forschung: Primatenforschung, Entwicklungspsychologie, Sprachforschung, 7

Heute: Sehnsucht nach direkter mutualistischer Kooperation? http://www.geo.de/geo/heftreihen/geokompakt/65313.html 8

Die kulturelle Intelligenzhypothese Getestet wurden: 106 Schimpansen, 32 Organ Utans, 105 2,5 jährige Kinder; je 50% weiblich bzw. männlich Orientierung im Raum, Soziales Lernen, Kommunikation, Kooperation Hermann, Tomasello et al., 2007, S. 1360 9

Merkmale mutualistischer Kooperation (Tomasello, 2012) Geteilte Ziele Gegenseitige Abhängigkeit Teilen des Erfolgs Kooperative Kommunikation Koordiniertes Handeln Soziale Selektion Altruistisches Helfen Selektion in Kulturgemeinschaften Auswahl gut funktionierender Gruppen Selektion in Gruppen Selbst-Reputation Soziale Normen Koordination in Gruppen Kulturelle Praxen Unterrichten Institutionen 10

Coolidge & Wynn, 2009 11

Gruppen unter Kooperationsbedingungen (Deutsch, 1949) zeigten mehr Leistungsorientierung waren produktiver kommunizierten intensiver und häufiger hörten einander besser zu akzeptierten eher Lösungsvorschläge von anderen brachten eine besser zu bewertende Lösung hervor zeigten mehr Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit entwickelten grösseres Vertrauen in die eigene Gruppe wiesen eine grössere Arbeitsteilung auf hatten ihre Aktivitäten effektiver koordiniert! 12 ifk -www.fhnw.ch/ifk Institut für Kooperationsforschung Forum und -entwicklung Raumwissenschaften H. Schulze www.fhnw.ch/ifk 07.11.2013 1212

Typologie von Koordinationsformen (aus: Weyer, 2000, S. 7) 13 ifk -www.fhnw.ch/ifk Institut für Kooperationsforschung Forum und -entwicklung Raumwissenschaften H. Schulze www.fhnw.ch/ifk 07.11.2013 1313

(aus: Devecchi, 2012, S. 51) 14 ifk -www.fhnw.ch/ifk Institut für Kooperationsforschung Forum und -entwicklung Raumwissenschaften H. Schulze www.fhnw.ch/ifk 07.11.2013 1414

Förderliche Bedingungen für Kooperation Zielinterdependenz Partner mit komplementären Kompetenzen Offene, transparente und elaborierende Kommunikation Hohes Commitment Gleichberechtigte Partner Aushandlung und Einhaltung von Kooperationsregeln Kooperative Grundeinstellung ( Mindset ) Konflikte als Ressource Kooperationskompetenz und erfahrung Gelegenheiten für informelle Begegnungen 15

Ergebnisse einer Netzwerk-Analyse in einem Netzwerk einer öffentlichen Verwaltung Aktuell wahrgenommene Kooperationsbeziehungen (mit Betweenness-Centrality) 16 16

Fazit Kooperation ist einfach wir haben als Spezies bereits viel Erfahrung darin Kooperation ist eine Herausforderung wenn die Bedingungen kooperationsfeindlich sind Kooperation lohnt sich wenn der Rahmen stimmt 17

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Fragen? Fragen? Fragen? hartmut.schulze@fhnw.ch 18