PLANALP Konferenz München 13./14.10.2015 Referat Stefan Margreth, WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF, Davos



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Transkript:

Ausgangslage - Anpassung von Gefahrenkarten Tallawine 1999, Klosters Lawinendamm Tal, Klosters Zonenplan Klosters PROTECT - Beurteilung der Wirkung von Schutzmassnahmen gegen Naturgefahren Stefan Margreth, SLF Davos PLANALP-Konferenz 13./14. Oktober 2015 in München Schutzsysteme gegen Naturgefahren - dauerhaft fit durch Systems Engineering? Mogno, Maggiatal, Schadenlawine vom 25. April 1986 Gefahrenkarten zeigen, welche Siedlungsräume durch Naturgefahren bedroht sind. Gefahrenkarte bilden wichtige Grundlage für Nutzungs- und Notfallplanung. Stand Schweiz 2015: praktisch alle Gefahrenkarten erstellt Revisionen stehen an, wo Berücksichtigung von Schutzmassnahmen eine grosse Herausforderung darstellt. Schutzmassnahmen spielen im Risikomanagement eine tragende Rolle. Berücksichtigung von Schutzmassnahmen in Gefahrenkarten in der Vergangenheit: - Grosse Erfahrung, aber kein systematisches Vorgehen. - Erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Prozessen (Lawine, Steinschlag, Hochwasser ). WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF 2 Ziele von PROTECT: Entwicklung einer Methode zur vergleichbaren und nachvollziehbaren Beurteilung von Schutzmassnahmen bei Gefahrenbeurteilungen. Betrachtete Prozesse: Lawinen, Sturzprozesse, Rutschungen, Hochwasser (Flüsse) und Murgänge (Wildbäche) Phase 1: Konzept und generelles Vorgehen (2006/07) Phase 2: Entwurf Arbeitsanleitungen für verschiedene Prozesse (2009) Phase 3: Erfahrungsworkshop November 2015 Teil A Teil B Teil C Teil D Teil E Teil F Grundlagen und generelles Vorgehen Lawinen Sturzprozesse Rutschungen Wildbäche Flüsse 3 Vorgehen PROTECT: Arbeitsschritte für Beurteilung von Massnahmen Vorarbeiten: Grundsätze erfüllt? Massnahme berücksichtigbar? - Vorselektion Schritt 1: Grobbeurteilung Relevanz der Massnahme - kann Wirkung erwartet werden? Schritt 2: Massnahmenbeurteilung Bausubstanz - Zuverlässigkeit der Massnahme? Schritt 3: Wirkungsbeurteilung Reduktion Ausmass Szenarien - angepasste Intensitätskarten? Schritt 4: Empfehlungen raumplanerische Umsetzung Wie Gefahrenkarte anpassen resp. umsetzen? 4 1

Vorarbeiten: Grundsätze zur Berücksichtigung von Massnahmen Vorarbeiten: Lawinenschutzmassnahmen, die berücksichtigt werden können 1. Massnahme muss eine quantifizierbare Wirkung auf den Prozess ausüben 2. Auswirkungen einer Massnahme auf den Prozess soll grösser sein als die Unsicherheiten in der Prozessbeurteilung. 3. Wirkung der Massnahmen mit mind. vier Szenarien beurteilen: Szenarien mit hoher (30 J.), mittlerer (100 J.) und geringer (300 J.) Eintretenswahrscheinlichkeit, sowie ein extremes Szenario mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit (>300 J.). 4. Systemabgrenzung: sowohl Einzelsystem (Bauwerk) wie Gesamtsystem (z.b. Zusammenwirken von verschiedenen Massnahmen) betrachten. 5. Permanente Verfügbarkeit: Wirkung der Massnahme soll mit üblichem Unterhalt permanent über 50 Jahre gewährleistet sein. 6. Für jede Schutzmassnahme muss Überwachung, Unterhalt und bei Mängeln der Ersatz gewährleistet sein. 7. Temporäre Massnahmen wie z.b. künstl. Lawinenauslösung werden grundsätzlich nicht berücksichtigt. 8. Geplante Werke erst nach der Realisierung berücksichtigen 9. Zeit: Periodische Überprüfung der Gefahrensituation und der Wirkung der Massnahme. 5 Permanenter Stützverbau Verwehungsverbau Temporärer Stützverbau Temporärer Stützverbau Massnahme Stahlwerke Schneenetze Steinmauern Erdterrassen Zäune Kolktafeln ohne Aufforstung mit Aufforstung Berücksichtigung Ja, wenn Typengeprüft und Unterhalt gewährleistet (Dauerhaftigkeit?) Nein, als Einzelmassname zu unsicher Nein, Dauerhaftigkeit nicht gewährleistet, - Ja, wenn Erfolg Aufforstung/ Verjüngung sichergestellt 6 Vorarbeiten: Lawinenschutzmassnahmen, die berücksichtigt werden können Brems- und Ablenkverbauungen Objektschutz Hochstämmiger Wald Temporäre Massnahmen Massnahme Auffangdamm Ablenkdamm Bremshöcker Verstärkung Spaltkeil Anrissgebiet Sturzbahn Auslauf Künstl. Lawinenauslösung Schneedämme Berücksichtigung Ja Ja Nein, Funktionsfähigkeit zu stark vom Mensch abhängig. Nein 7 Grobbeurteilung liefert einen ersten Überblick über die Situation. Resultat: Entscheid, ob detaillierte Betrachtung der Massnahme gerechtfertigt oder nicht von modernen Massnahmen meist erfüllt, ältere Massnahmen kritisch! Klosters, Tal Klosters, Tal Grundlagen über Gefahrenprozess Beispiel Auffangdamm: Lawinenvolumen Lawinengeschwindigkeit Ablagerungshöhe Lawinenhäufigkeit Lawinentyp (Fliess/-Staublawine) Grundlagen über Schutzmassnahme Beispiel Auffangdamm: Dammhöhe/-länge Q Dammvorfeld P Dammgeometrie (Böschungsneigung) P Auffangvolumen Q Topographie am Dammstandort P Geotechnische Situation P Q=quantitativ, P=pauschal 8 2

Minimale Anforderungen an verbaute Fläche Minimale Anforderungen an Werkhöhe Keine relevante Wirkung : <20% des potentiellen Anrissgebietes verbaut Gratlawine, Naters Photo P. Schwitter 9 Keine relevante Wirkung, wenn Werkhöhe 2 m kleiner ist als die extreme Schneehöhe: Steinmauern mit ungenügender Werkhöhe (H k < H ext -2 m) Photo AfW, GR 10 Minimale Anforderungen an Schutzwald Schritt 2: Massnahmenbeurteilung - Bausubstanz Resultat: Bestimmung der Zuverlässigkeit aufgrund der Analyse von Tragsicherheit, Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit der Massnahme. Bestimmung der Gefährdungsbilder/Einwirkungen - Erfassung Bauwerke/Zustand Gefährdungsbild 1 (typisch): Schneedruck Gefährdungsbild 2 (untypisch): Lawinenaufprall Malbun, Sommer 2009 Malbun, Winter 1999 Schutzwald im Lawinenanrissgebiet zeigt in der Regel keine relevante Wirkung, wenn: Baumhöhe kleiner als die 2-fache extreme Schneehöhe und Stammdurchmesser kleiner als 8 cm. Wald ist durch weiter oben anbrechende Lawinen gefährdet. Waldfläche < 20% des potentiellen Anbruchgebietes. 11 Gefährdungsbild 3 (untypisch): Steinschlag Gefährdungsbild 4 (untypisch): Einwirkungen aus dem Baugrund 12 3

Schritt 2: Massnahmenbeurteilung Tragsicherheit Stützverbau Kann das Stützwerk die zu erwartenden Einwirkungen aufnehmen? Standardfall: Typengeprüfte Stützwerke pauschale Beurteilung Entsprechen Standortfaktoren (D k, N) des Werktyps den lokalen Verhältnissen? Entspricht Anordnung/Ausführung den Richtlinien? Zustand der Werke gut? Unterhalt gewährleistet? Keine untypischen Gefährdungsbilder? Normalfall positiv = Tragsicherheit erfüllt Sonderfall: alte/nicht typengeprüfte Werke: Qualitative Beurteilung der Werke auf verdächtige Mängel auf der Grundlage des Zustandes und vergangener Belastungen. Anordnung / Ausführung nicht richtliniengemäss = Tragsicherheit nicht erfüllt. Nicht Typengeprüfte Ombrello-Netze (Monoanker) Typengeprüfte Schneenetze 13 Schritt 2: Massnahmenbeurteilung Dauerhaftigkeit Stützverbau Dauerhaftigkeit wird durch Umwelteinflüsse (z.b. Korrosion) und evtl. Baumängel bestimmt. Standardfall = Dauerhaftigkeit in der Regel gewährleistet Sonderfall: mit untypischen GB 2-4 Dauerhaftigkeit hängt ab von: nur lokales Versagen: Wirkung Verbau nicht in Frage gestellt - Dauerhaftigkeit gewährleistet. grossflächiges Versagen: Wiederherstellung nur mit grossem Aufwand und erneute Zerstörung wahrscheinlich - Dauerhaftigkeit nicht gewährleistet. Starke Korrosion wegen schlechter Verzinkung Weiter oben anbrechende Lawine 14 Schritt 2: Massnahmenbeurteilung Bestimmung der Zuverlässigkeit Schritt 3: Wirkungsbeurteilung Bsp. für Kriterien Richtlinienkonform Unterhalts/Ersatzkonzept Lokale Schäden möglich Grossflächige Schäden möglich Tragsicherheit erfüllt Gebrauchstauglichkeit erfüllt Dauerhaftigkeit erfüllt Zuverlässigkeit Die Wirkungsbeurteilung quantifiziert den Einfluss der Massnahme auf den Prozessablauf unter Berücksichtigung ihrer Zuverlässigkeit Kernstück von PROTECT. Intensitätskarten ohne Massnahme Wirkungsbeurteilung der Massnahme Angepasste Intensitätskarten mit Massnahme Typengeprüfte Werke Ja Ja Nein Nein Ja Ja Ja Hoch Nicht typengeprüfte Ja Nein Ja Nein Teilweise Ja Nein Gering Werke (z.b. VOBAG) Gefährdungsbild: Schneedruck (Typisch) Hohe Zuverlässigkeit der Massnahme: volle Berücksichtigung Eingeschränkte Zuverlässigkeit: Massnahme wirkt nur teilweise fallweise beurteilen Geringe Zuverlässigkeit: Massnahme wirkungslos, keine Berücksichtigung 15 16 4

Schritt 3: Wirkungsbeurteilung - Beispiel: Stützverbau Wirkung einer Stützverbauung ist abhängig von der Werkhöhe, Ausdehnung der Verbauung und Anordnung der Werke. Schritt 3: Wirkungsbeurteilung - Beispiel: Wald Waldwirkung abhängig von: Baumart, Struktur des Bestandes, Lückengrösse, obere Waldgrenze und Stammanzahl. 17 18 Schritt 4: Empfehlungen zur raumplanerischen Umsetzung der Gefahrenkarte Gefahrenkarten nach wissenschaftlichen Kriterien erarbeiten - keine strategischen / politischen Überlegungen. Keine Kennzeichnung des geschützten Raumes. Folgen einer Überlastung der Massnahme explizit prüfen. Betroffene Fläche wird gelb-weiss als Restgefährdung markiert. Umgang mit gelb-weissem Gebiet nicht abschliessend beurteilt - Hinweis auf Restgefahr genügend? Rückstufung von höherer (z.b. rot) zu schwächerer Gefährdung (z.b. blau) ist möglich. Gewisse Zurückhaltung bei der Nutzung des geschützten Raumes wird empfohlen. Unsicherheiten sollen bei der Gefahrenbeurteilung resp. Szenarienbildung berücksichtigt werden und nicht bei der Umsetzung. Gefahrenkarte Zonenplan 19 Folgerungen I PROTECT Methodik bei allen Prozessen anwendbar Anwendung z.t. schwierig (z.b. Rutschungen). Unterschiedlicher Beurteilungsmassstab in der Praxis bei Überarbeitung von Gefahrenkarten und Untersuchungen der Wirtschaftlichkeit von Massnahmen. Für erfolgreiche Massnahmen sind ihre Nachhaltigkeit - sprich Unterhaltskonzept (Schutzbautenkataster) - und die Wirkung entscheidend. Wirkungsbeurteilung ist Schlüsselgrösse - je nach Prozess und Massnahme gibt es Wissenslücken. Verhalten resp. Wirkung einer Massnahme beim Überlastfall oft schlecht bekannt. Steinschlagschutznetz Rutschung in Verbauung Auffangdamm (Photo NGI) 20 5

Folgerungen II PROTECT Beurteilung der Tragsicherheit von älteren Bauwerken und nicht zugänglichen Bauteilen wie Verankerungen ist schwierig. Die Ausdehnung von Bauzonen im Schutze von Massnahmen sollen sehr vorsichtig gehandhabt werden, speziell bei brutalen Prozessen mit kurzer oder keiner Vorwarnzeit. PROTECT ist als Konzept zu verstehen: Sicherheitsgewinn durch vergleichbare und nachvollziehbare Beurteilungen von Schutzmassnahmen. Zukünftige Ziele PROTECT: einheitlichere Anwendung in der Praxis und Herausgabe einer definitiven Version. Danke für die Aufmerksamkeit! Stefan Margreth WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF CH-7260 Davos Dorf margreth@slf.ch 21 Bericht PROTECT: http://www.planat.ch 6