IV. Geometrische Optik

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Transkript:

401-1 1. Übersicht IV. Geometrische Optik 1. Übersicht Die Optik, als Lehre der Erscheinungen und der Gesetze des Lichtes, umasst die olgenden Teilgebiete: geometrische Optik ( geradlinige Ausbreitung von 'Lichtstrahlen' in homogenen Medien, Vernachlässigung von Beugungs- und Intererenzeekten) Wellenoptik ( Licht als Welle, Berücksichtigung von Beugungs- und Intererenzeekten; siehe Kapitel V) Licht als Quantenphänomen ( verschiedene Erscheinungen lassen sich nicht durch die klassische Wellenoptik erklären Quantisierung des Lichtes Photonen; siehe Kapitel VI)

2. Photometrie, Lichtmessgrössen 0.5 402-1 2. Photometrische Grössen Die Intensität elektromagnetischer Strahlung wird angegeben durch die Intensität S in J/s m2 = W/m2 (siehe Kap. III 15). Um die Intensität des sichtbaren Lichtes zu quantisieren ührt man neben den rein physikalisch deinierten Intensitäten auch physiologisch bewertete Intensitäten ein. Dabei wird die spektrale Empindlichkeit des menschlichen Auges berücksichtigt. Diese ist in nacholgender Figur zusammen mit der Intensitätsverteilung des Sonnenlichtes wiedergegeben. 507 nm 555 nm spektrale Empindlichkeit des 1.0 menschlichenauge, hell adaptiert V () V' () V () (photopisch) und dunkel adaptiert V' () (skotopisch) 0 400 500 600 700 (nm) Spektrum des Sonnenlichts au der Erde (sogenanntes AM 1.5 Spektrum) Strahlungsdichte [willk. Einheiten] 1.0 0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 2 3 4 5 6 7 8 9 1 Wellenlänge [Mikrometer] 2 3 4 5

402-2 2. Photometrie, Lichtmessgrössen Photometrische Grössen a) SI Basiseinheit: Lichtstärke I Einheit: 1 Candela = 1 cd Deinition 1 cd ist diejenige Lichtstärke I, die dem (mittleren, normierten) Auge gleich hell erscheint wie die Lichtstärke einer Quelle, die grünes Licht der Wellenlänge = 555 nm, mit der Intensität 1.464 mj pro Sekunde und Steradian aussendet. Die Lichtstärke 1 cd entspricht rund 1.5 mw/steradian grünes Licht (physiologisch bewertete Leistung) b) Lichtstrom Einheit: 1 Lumen = 1 lm Deinition DerLichtstrom einer Lichtquelle ist die in den ganzen Raum abgestrahlte physiologisch bewertete Lichtleistung. Der Lichtstrom ergibt sich somit durch die Integration der Lichtstärke einer Quelle über den gesamten Raumwinkel. 1 lm = 1 cd sr

402-3 2. Photometrie, Lichtmessgrössen Beispiel: Eine Lampe strahlt homogen in alle Richtungen die Lichtstärke I = 80 cd ab. Wie gross ist der Lichtstrom? Welcher physikalischen Leistung P einer Quelle mit = 555 nm entspricht dieser Wert? I Leistung / Steradian = I 4 = 1005 lm P = 1005 1.464 mw = 1.47 W 1.5 W c) Beleuchtungsstärke B Einheit: 1 Lux = 1 lx Deinition DieBeleuchtungsstärkeB ist die au eine Fläche senkrecht autreende physiologisch bewertete Lichtleistung pro Fläche 1 lx = 1 lm/m 2 = 1 cd sr/m 2 Beispiel: Wie gross ist die Beleuchtungsstärke B au eine Wand, die von einer Quelle mit einer Lichtstärke von 400 cd im Abstand von 3 m senkrecht beleuchtet wird? B = I A = 4004 cdsr 4 3 2 m 2 = 44.5 lx d) Die Leuchtdichte L Einheit: 1 cd/m2 Deinition DieLeuchtdichte L einer Quelle ist gegeben durch die Lichtstärke I der Quelle dividiert durch die emittierende Fläche der Quelle.

402-4 2. Photometrie, Lichtmessgrössen Die olgenden Tabellen zeigen die Grössenordnungen der Lichtmessgrössen. Lichtstrom lm Kerze 10 Glühlampen 25 215 60 620 100 W 1000 Leuchtstolampe 25 1350 65 W 3300 Leuchtdichte L cd/m2 Sonne ~ 1.5 109 Lichtbogen 2 108 Hg Hochdrucklampe 6 106 Mond 3 103 Xe Hochdrucklampe 1010 Glühlampenwendel ~ 107 Leuchtstolampe ~ 5 103 Beleuchtungsstärke B lx heller Sonnenschein 7 104 Tageslicht, bedeckter Himmel 2 103 Arbeitsplatz (je nach Tätigkeit) 100-4000

403-1 3.1 Relexions- und Brechungsgesetz 3. Grundlagen der geometrischen Optik Voraussetzungen: geradlinige Ausbreitung des Lichtes in Form von 'Lichtstrahlen', Beugungs- und Intererenzeekte (siehe Kapitel V) werden hier vernachlässigt. zwei sich kreuzende Strahlenbündel d d >> keine Intererenzeekte I tot = I 1 + I 2 3.1 Relexions- und Brechungsgesetz Relexionsgesetz = ' einallender und relektierter Lichtstrahl, sowie das Lot au die Grenzläche, liegen in einer Ebene Lot ' Das Relexionsgestz haben wir bereits in Kapitel I 9.6 begründet.

403-2 3. Grundlagen der geometrischen Optik Brechung und Brechungsindex n Deinition Der Brechungsindex n eines Mediums ist gegeben durch n = c Vakuum c Medium 1/n gibt also an, um welchen Faktor die Lichtgeschwindigkeit in einem Medium gegenüber der Vakuumgeschwindigkeit reduziert ist. Dieoptische Brechung ist eine direkte Konsequenz der Änderung der Lichtgeschwindigkeit beim Durchtritt von Licht durch eine Grenzläche zwischen zwei Medien. Brechungsgesetz : Lot sin1 sin2 = c 1 c 2 = n 2 einallender Strahl, gebrochener Strahl und Lot liegen in einer Ebene. Einen Beweis ür das Brechungsgesetz haben wir bereits in Kapitel I 9.6 gelieert. 1 2 Medium 1 (c 1 ) Medium 2 (c 2 ) Brechungsindizes n einiger Stoe ( = 650 nm) Lut (STPD) 1.00029 Wasser 1.33 Steinsalz 1.54 Flusspat 1.43 Kronglas 1.51 Quarzglas 1.46 leichtes Flintglas 1.60 Plexiglas 1.492 schweres Flintglas 1.75 Lexa.580 NaJ 1.78 Kanadabalsam 1.542 Spezialglas 900 403 1.89 -Monobromnaphtali.6582

3.2. Totalrelexion 403-3 3.2 Totalrelexion sin = 2 si sin = 2 sin wird 90 alls sin = 2 sin = 1 sing = 1 n 2 G : Grenzwinkel der Totalrelexion n 2 n 2 > a Für G existiert im optisch dünneren Medium ( ) kein gebrochener Strahl (b) mehr. Es indet Totalrelexion statt (Strahl c). Beispiele: Grenzläche Wasser (n = 1.33) zu Lut (n = 1.00029) sing = 1.00029/1.33 G = 48.8 Grenzläche Glas (n = 1.52) zu Lut sing = 1.00029/1.52 G = 41.2 Anwendung der Totalrelexion: Lichwellenleiter (Endoskopie, Inormationsübertragung, Kaltlichtquellen) Lot c b

P 1 P 2 abbildendes System 404-1 4.1 Dünne Linsen 4. Optische Abbildung Ein Punkt P i des Gegenstandsraumes wird in einen Punkt P i ' des Bildraumes abgebildet, wenn die von P ausgehenden Strahlen nach dem abbildenden System durch P i ' gehen. Als abbildende Systeme kommen in Frage: Linsen sphärische Spiegel Kombinationen von beiden P' 2 P' 1 4.1 Dünne Linsen Wir betrachten sphärische, dünne Linsen, d.h. Linsen, die durch Kugellächen begrenzt sind und deren Dicke d viel kleiner ist als die Krümmumgsradien r 1 und r 2. d << r 1, r 2 r 1 r 2 d optische Achse Arten von Linsen Sammellinsen Zerstreuungslinsen plan-konvex bi-konvex konvex-konkav plan-konkav bi-konkav

404-2 4. Optische Abbildung Die Brennweite Die Brennweite ist eine wichtige Grösse ür die Charakterisierung von Linsen. Deinition Die Brennweite ist der Abstand des Bildpunktes eines unendlich enternten Gegenstandpunktes von der Linse. Vorzeichendeinition: > 0 ür Sammellinse F < 0 ür Zerstreuungslinse F Die Krümmungsradien r 1, r 2 und der Brechungsindex n bestimmen die Brennweite der Linse: 1 = (n 1) (1 r1 1 r2 ) n = n Linse n Medium Einheit der Brennweite: 1 m Dieser Zusammenhang wird in Abschnitt 4.4 bewiesen.

Brechkrat oder Linsenstärke D Deinition Die Brechkrat (oder Linsenstärke) einer Linse ist gegeben durch D = 1/ Einheit : 1 Dioptrie = 1 dpt = 1/m Konstruktion von Strahlengängen Rezept: Wahl von ausgezeichneten Strahlen 1. Mittelpunktsstrahlen werden nicht abgelenkt (Linse kann im Zentrum durch planparallele Flächen approximiert werden). M 404-3 4.1 Dünne Linsen 2. Parallelstrahlen vereinigen sich in einem Punkt in der Brennebene. F Mit diesen Regeln lassen sich Bilder konstruieren P 1 P 2 M F P' 2 P' 1

404-4 4. Optische Abbildung Abbildungsgesetz (Linsengleichung) es bedeuten: g Gegenstandsweite b Bildweite G Gegenstandsgrösse B Bildgrösse Y G X g M Z b F X' B Y' Die Dreiecke MXY und MX'Y' sind ähnlich. Daraus olgt g G = b B Ebenso sind die Dreiecke FMZ und FX'Y' ähnlich. Daraus ergibt sich b = G B = b g b = b g - g (b + g) = b g 1 = 1 b + g 1 Abbildungsgesetz Lateralvergrösserung Deinition B G = b g = g

4.2 Abbildung durch sphärische Spiegel 404-5 4.2 Abbildung durch sphärische Spiegel Eine sphärische, relektierende Fläche ist ebenalls ein abbildendes System. Die Grössen Brennweite, Gegenstandsweite g, Bildweite b und die Lateralergrösserung werden hier analog angewendet. r G B F g b Die Konstruktion des Bildes erolgt analog derjenigen bei der dünnen Linse. Anstelle des bei der Linse verwendeten Mittelpunktstrahles wird hier der Strahl durch das Krümmungszentrum der Spiegelläche (welcher in sich relektiert wird) verwendet.

404-6 4. Optische Abbildung Der Zusammenhang zwischen r, g und b ergibt sich aus olgender Figur = + = + 2 = + 2 2 + = 2 ür achsnahe Strahlen gilt (AC bedeutet die Länge des Bogen AC ): AC g AC = AC r b AC g + AC b = 2AC r G g B r b A C Wir setzen r 2 = Somit ergibt sich in Analogie zur dünnen Linse das Abbildungsgesetz ür den sphärischen Spiegel 1 = 1 g + 1 b mit der Brennweite = 2 r Im Gegensatz zur Linse ist die Brennweite beim sphärischen Spiegel nur von der Geometrie und nicht vom Material abhängig. Das bedeutet, dass diebrennweite nicht abhängig ist von der Wellenlänge des Lichtes.

404-7 4.2 Abbildung durch sphärische Spiegel Negative Brennweiten Zerstreuungslinsen und konvexe Spiegel erzeugen aus parallel einallenden Strahlenbündeln divergierende Strahlen. F F In diesen Fällen deiniert man die Brennweite als negative Grösse. Die Brennpunkte sind virtuelle Brennpunkte.

404-8 4. Optische Abbildung 4.3 Linsenkombinationen Werden zwei Linsen L 1 und L 2 mit den Brennweiten 1 und 2 zu einem System kombiniert, so gilt ür die Brennweite tot des Systems : 1 tot = 1 1 + 1 2 oder D tot = D 1 +D 2 L 1, 1 d L 2, 2 F F d << 1, 2 Beweis: Wir betrachten ein paralleles Strahlenbündel, das au die Linse L 1 ällt. Diese erzeugt ein Bild im Abstand 1 von der Linse. Nun ügen wir die zweite Linse ( 2 ) hinzu und betrachten F 1 als Gegenstand, der durch die zweite Linse abgebildet wird. Für diesen gilt nun g = - Die Abbildungsgleichung 1 ür die zweite Linse lautet dann 1 2 = 1 1 + 1 b b ist nun die Bildweite des Linsensystems und somit die gesuchte Brennweite tot 1 tot = 1 1 + 1 2 Anwendungsbeispiel: Korrektur der Weitsichtigkeit durch Lesebrille (siehe Kap. 4.7)

4.4 Optische Instrumente Lupe 404-9 4.4 Optische Instrumente G 0 gestrichelte Linien: Strahlengang ohne Lupe 0 Winkel, unter dem der Gegenstand ohne Lupe gesehen würde entsprechender Winkel mit Lupe s 0 normale Sehdistanz ( = 0.25 m) Angularvergrösserung (Winkelvergrösserung) der Lupe = tan tan0 = s0 s 0 = 0.25 m G/ G/s 0 = s0 s 0 Angularvergrösserung der Lupe

404-10 4. Optische Abbildung Mikroskop L 2 (Objektiv) L 1 (Okular) G F 2 G' 2 s 1 Die au das Auge allenden Strahlen sind parallel, d.h. das Bild liegt im Unendlichen. Die laterale Vergrösserung des Objektivs beträgt 2 = G G = stan = s 2 tan 2 und die Angularvergrösserung des Okulars 1 = s 0 1 s 0 = 0.25 m Die Gesamtvergrösserung ergibt sich aus dem Produkt der Vergrösserungen 2 und 1 = 12 = s 0 s 1 2 s 0 = 0.25 m s: Tubuslänge des Mikroskops Vergrösserung desmikroskops

404-11 4.5 Abbildendes System mit einer Grenzläche 4.5 Abbildendes System mit einer Grenzläche G 1 1 n 2 y r 2 2 B g b Der Gegenstandspunkt G liegt im Medium, der Bildpunkt B beindet sich im Medium n 2. Die Abbildung erolgt durch nur eine sphärische Grenzläche. sin1 sin2 = 2 n 1 1 2 1 y g, y 2 b ür achsnahe Strahlen ( 1«1, 2«1 ) =2+2= y r =1+2=1 2= n 2 2 2=( n 2 1)2=( n 2 1)( 2)=1+2 ( n 2 1)( y r y b )= y g + y b 1 g + 1 b =(n 2 1) 1 r (n 2 1) 1 b =(n 2 ) 1 r (n 2 ) 1 b

404-12 4. Optische Abbildung g + n 2 b = (n 2 ) 1 r ür g wird b 2 n 2 2 = (n 2 ) 1 r 2 = n 2 n 2 r Abbildungsgleichung ür abbildendes System mit einer sphärischen Grenzläche 2 heisst hintere Brennweite analog erhält man die vordere Brennweite 1 ür b 1 = (n 2 ) 1 r 1 = n 2 r 1 heisst vordere Brennweite Das abbildende System besitzt also zwei verschiedene Brennweiten 1 und 2. Die Grössen 1 und n 2 2 ( = n 2 n r 1 ) sind jedoch identisch. Wir deinieren die Brechkrat einer Grenzläche k zwischen zwei Medien n i und n j mit dem Krümmungsradius r k D k = n j n i r k Brechkrat einer sphärischen Grenzläche mit Radius r k. Das Licht breitet sich vom Medium n i ins Medium n j aus.

Abbildung durch mehrere Grenzlächen 404-13 4.5 Abbildendes System mit einer Grenzläche r 1 r 2 G' G B Bild G' : n g 1 + n 2 g = (n 2 ) r1 1 Bild B, Gegenstandspunkt G' : n 2 d g + n 3 b = (n 3 n 2 ) r2 1 (d - g' : Gegenstandsweite ) durch Elimination von g' erhält man ür kleine Werte von d (d 0 ) (n 2 ) r 1 1 g = (n 2 n 3 ) r 1 2 + n 3 b oder n g 1 + n 3 b = (n 2 ) r1 1 (n 2 n 3 ) r2 1 (1) ür = n 3 = 1 und n 2 = n erhält man g' 1g + 1 b = (n 1) (1 r1 1 r2 ) was der Linsengleichung entspricht, wobei 1 = (n 1) (1 r1 1 r2 ) g n 2 d n 3

404-14 4. Optische Abbildung lässt man in obiger Gleichung (1) die Gegenstandsweite g unendlich werden, so wird aus der Grösse b die hintere Brennweite n 3 = n 2 r 1 + n 3 n 2 r 2 = n n 3 2 n r 1 + n 3 n r 2 r 1 r 2 hintere Brennweite und die vordere Brennweite ' erhält man ür b = n 2 r 1 + n 3 n 2 r 2 vorderebrennweite Die Gleichung (1) lässt sich somit schreiben n g 1 + n 3 b = n 3 = = D Abbildungsgleichung einer Linse mit den ungleichen Medien und n 3 Die Brechkrat D des obigen Systems ergibt sich auch aus der Summe der Brechkräte D und D 1 2 der beiden Grenzlächen: D = D 1 +D 2 = n 2 n r 1 1 + n 3 n r 2 2 Für die Abbildungsgleichung ergibt sich, da n g 1 + n 3 b = D obige Gleichung (1) n g 1 + n 3 b = D = n 2 n r 1 1 + n 3 n r 2 2

4.6 Dicke Linsen 404-15 4.6 Dicke Linsen Bei dicken Linsen düren Parallelstrahlen nicht ungebrochen bis zur Mitte gezeichnet werden. Strahlen durch das Linsenzentrum werden zudem parallel verschoben. Um die Abbildung mit dicken Linsen berechnen zu können, ührt man die Hauptebenen h 1 und h 2 und die Hauptpunkte H 1 und H 2 ein. h 1 h 2 G B g b Die Lagen vo und 1 ergeben sich aus den Schnittpunkten der Strahlen a 1 und a 1 ' und analog ür H 2 und h 2. Werden die Gegenstandsweite g und die Bildweite b von den Hauptebenen aus gemessen, dann gilt das Abbildungsgesetz ür dünne Linsen auch in diesem Fall. a 2 a' 2 H 1 H 2 a' 1 h 1 h 2 a 1

404-16 4. Optische Abbildung Beindet sich hinter der dicken Linse ein drittes Medium, so werden ür die Charakterisierung des optischen Systems auch noch die Knotenpunkte K 1 und K 2 benötigt. h h 1 2 n2 G F 2 F 1 H 1 H 2 K 1 K 2 B 1 2 F 1, F 2, H 1, H 2, K 1 und K 2 heissen Kardinalelemente des Systems. Für die Brechkrat der Anordnung gilt nach Kapitel 4.5 1 = n 2 2 = D Brechkrat des Systems Im vorliegenden allgemeinen Fall werden nicht die Lichtstrahlen durch die Hauptpunkte sondern durch die Knotenpunkte parallel verschoben. Es gilt: H 1 H 2 = K 1 K 2 und H1 K 1 = H 2 K 2 = 2 1

404-17 4.7 Anwendung au das menschliche Auge 4.7 Anwendung au das menschliche Auge Nacholgende Figur zeigt einen waagerechten Schnitt durch das Auge Die optischen Verhältnisse lassen sich schematisch wie olgt darstellen vordere Brennweite* 17.055 mm HK = H K = 5.75 mm hintere Brennweite* ' 22.8 mm HH = KK 0.254 mm Krümmungsradius der Hornhaut 7.83 mm Pupillendurchmesser 2 bis 8 mm Brechungindizes Kammerwasser und Glaskörper n' 1.3365 Augenlinse n Li 1.358 (* entspanntes Auge)

404-18 4. Optische Abbildung Brechkrat des entspannten Auges (g = ) Die Brechkrat des Auges ergibt sich aus den Brennweiten und den dazugehörigen Brechungsindizes: D = n Lut = 0.017055 1 =58.6 dpt = n = 1.3365 0.0228 =58.6 dpt Teilbrechkräte der Augenlinse und der Grenzläche Lut - vordere Kammer Die Gesamtbrechkrat des entspannten Auges D setzt sich zusammen aus der Brechkrat der Gernzläche Lut - vordere Kammer (D L/VK ) und derjenigen der Augenlinse (D Li ) D = D L/VK + D Li D L/VK ist nach Kapitel 4.5 D L/VK = n ' n Lut r = 1.3365 1 0.00783 43 dpt Brechkrat der Grenzläche Lut - vordere Kammer Demnach beträgt die Brechkrat der entspannten Linse D Li, =D D L/VK 58.6 4316dpt Brechkrat der entspannten Linse Aus der Grösse D L/VK lässt sich auch eine vordere und hintere Brennweite L/VK und ' berechnen L/VK n =D L/VK = n D L/VK = 1.3365 43 = 31.1 mm (hintere Brennweite ohne Augenlinse) und = n D L/VK = 1.0 43 =23.3 mm (vordere Brennweite ohne Augenlinse) Das Bild würde also ohne Augenlinse etwa 8 mm hinter der Netzhaut liegen. DieAkkomodation des Auges ermöglicht das schare Abbilden eines Gegenstandes der nicht im Unendlichen liegt. Der kleinste Abstand au den das Auge sich einstellen kann heisst Nahpunktsenternung. Sie beträgt beim Kind etwa 7 cm und nimmt i.a. nach dem 40. Lebensjahr stark zu.

404-19 4.7 Anwendung au das menschliche Auge Die notwendige Gesamtbrechkrat des Auges ür eine Gegenstandsweite g ergibt sich aus Kap. 4.5: n g + n b =D mit n = 1 ; n' = 1.3365 ; g = 0.25 m ; b = 22.8 10-3 m ergibt sich D 0.25 = 0.25 1 + 1.3365 0.0228 =(4 +58.6) dpt ür g = 0.07 m D 0.07 = 0.07 1 + 1.3365 0.0228 =(14.3 +58.6) dpt Beispiele : 1. Die Nahpunktsenternung eines Menschen betrage g = 0.4 m. Welche Brechkrat müssen die Brillengläser auweisen, damit diese Distanz au 0.25 m verkürzt wird? D 0.4 = 0.4 1 +58.6 =61.1 dpt D 0.25 = 0.25 1 +58.6 =62.6 dpt D Brille =D 0.25 D 0.4 =1.5 dpt 2. Wie gross ist die hintere Brennweite des Auges bei Akkomodation au g = 0.25 m? D =62.6 dpt = n 0.25 = n D 0.25 = 1.3365 62.6 =21.35 mm zum Vergleich = n = 1.3365 58,6 =22.81 mm D