2. METALLISCHE WERKSTOFFE

Ähnliche Dokumente
Gefüge und Eigenschaften metallischer Werkstoffe WS 17/18

Typisch metallische Eigenschaften:

Allgemeine Mineralogie - Kristallographie. Diamant

Wiederholung der letzten Vorlesungsstunde

1 Kristallgitter und Kristallbaufehler 10 Punkte

Struktur von Festkörpern

Thema heute: Chemische Bindungen - Ionenbindung

Kristallographie und Röntgenbeugung

sind Stoffe, die je nach Verwendungszweck aus Rohstoffen durch Bearbeitung und Veredelung gewonnen werden. Einteilung der Werkstoffe

k.com Vorlesung Geomaterialien 2. Doppelstunde Kristallographische Grundlagen Prof. Dr. F.E. Brenker

Grundlagen der Chemie Ionenradien

Gliederung der Vorlesung im SS

Übung Gitterstrukturen und Kristallbaufehler

1. Systematik der Werkstoffe 10 Punkte

Grundlagen-Vertiefung PW3. Kristalle und Kristallstrukturen Version von 15. Oktober 2013

Röntgenstrukturanalyse von Einkristallen

Leseprobe. Wolfgang Bergmann. Werkstofftechnik 1

Methoden der Chemie III Teil 1 Modul M.Che.1101 WS 2010/11 3 Moderne Methoden der Anorganischen Chemie Mi 10:15-12:00, Hörsaal II George Sheldrick

Röntgenographische Charakterisierung der hergestellten Feststoffe mittels Pulverdiffraktion, sowie Auswertung der erhaltenen Pulverdiffraktogramme

Redoxreaktionen: Elektronentransfer, Oxidation, Reduktion, elektrochemische Redoxpotentiale, Normalwasserstoffelektrode, die Nernst sche Gleichung

3 Raumgitter 7 Punkte

Kristalle und deren Fehler Was sollen Sie mitnehmen? ...Weihnachten...!

Kristallstruktur der Metalle

XDR - Röngendiffraktometrie

Wiederholung der letzten Vorlesungsstunde:

2 Bindung, Struktur und Eigenschaften von Stoffen. 2.1 Ionenbindung und Ionenkristall s Modell der Ionenbindung

Übungen Festkörper (WS 2018/2019) (wird im Laufe des Semesters vervollständigt)

3. Struktur des Festkörpers

Nachbesprechung. Übung 3

Besprechung am

Übungen zur Physik des Lichts

Physik 4: Skalen und Strukturen

Strukturmethoden. Röntgenstrukturanalyse von Einkristallen Dr. Christoph Wölper. Pulverdiffraktometrie Dr. Oleg Prymak. 1. Teil

Physik 4: Skalen und Strukturen

ISP-Methodenkurs. Pulverdiffraktometrie. Prof. Dr. Michael Fröba, AC Raum 114, Tel: 040 /

Bohrsches Atommodell

Hier: Beschränkung auf die elektrische Eigenschaften

Kurs Röntgenstrukturanalyse, Teil 1: Der kristalline Zustand

Struktur von Einkristallen

Übungen Festkörper (WS 2017/2018) (wird im Laufe des Semesters vervollständigt)

2.1 Translationssymmetrie

Kristallographie. Walter Borchardt-Ott. Eine Einführung für Naturwissenschaftler. Springer. Sechste, überarbeitete und erweiterte Auflage

Vorlesung Allgemeine Chemie (CH01)

Vorlesung Festkörperphysik. WS 2014/2015 Vorlesungen Universität Rostock Heinrich Stolz

II.3. Primitive Elementarzellen und Basisvektoren

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Lehrstuhl Mikrosystemtechnik

Röntgen- Pulverdiagramme

Festkörperchemie SYNTHESE. Shake and bake Methode: Sol-Gel-Methode. Am Beispiel :

II Werkstofftechnik. A Innerer Aufbau der Metalle

2. Kristallstrukturen 2.1 Bindungsarten

Röntgenkristallstrukturanalyse : Debye-Scherrer

Materialkundliches Praktikum Phasenanalytik und Röntgendiffraktometrie Verantwortlicher Mitarbeiter: Dr. Matthias Müller

Glaschemisches Praktikum Versuch Feinstrukturuntersuchungen mittels Röntgenbeugung

Vorlesung "Molekülphysik/Festkörperphysik" Sommersemester 2012 Prof. Dr. F. Kremer

1 Theorie: Spannung und Dehnung

Grundlagen der Röntgenpulverdiffraktometrie. Seminar zur Vorlesung Anorganische Chemie I und II

Kristalle und deren Fehler Was sollen Sie mitnehmen? ...Weihnachten...!

1 Die elastischen Konstanten 10 Punkte

Anorganische Chemie III - Festkörperchemie

Kristallstruktur und Mikrostruktur Teil I Vorlesung 3

Elementare Geometrie Vorlesung 4

Hallwachs-Experiment. Bestrahlung einer geladenen Zinkplatte mit dem Licht einer Quecksilberdampflampe

Keimbildung in der Schmelze

Strukturmethoden: Röntgenstrukturanalyse von Einkristallen. Sommersemester Christoph Wölper

Übungen Festkörper (WS 2018/2019) (wird im Laufe des Semesters vervollständigt)

Werkstoffe und Sensorik

19.Juni Strukturbestimmung. Gruppe 36. Simon Honc Christian Hütter

Vorbemerkung. [disclaimer]

Zentralabitur 2012 Physik Schülermaterial Aufgabe I ga Bearbeitungszeit: 220 min

2.4 Metallische Bindung und Metallkristalle. Unterteilung in Metalle, Halbmetalle, Nicht metalle. Li Be B C N O F. Na Mg Al Si P S Cl

Allgemeine Chemie I Herbstsemester 2012

27. Vorlesung EP V. STRAHLUNG, ATOME, KERNE

Aufgabe 1: Kristallstrukturuntersuchungen

Wie wird der E-Modul ermittelt? Die Temperatur, bei der ein Metall beim Abkühlen erstarrt.

3 Erstarrung. 3.1 Einphasige Erstarrung von Legierungen. 3.2 Zweiphasige Erstarrung

Physikalisches Fortgeschrittenenpraktikum Strukturbestimmung. Vorbereitung. 1 Kristallstrukturen. 1.1 Gittertranslationsvektoren

Erkläre was in dieser Phase des Erstarrungsprozesses geschieht. 1) Benenne diesen Gittertyp. 2) Nenne typische Werkstoffe und Eigenschaften.

Werkstoffkunde 1. Wo find ich was? Erstellt am 30. Dezember 2004

Vorlesung Allgemeine Chemie (CH01)

Klausur -Informationen

Anorganische Chemie VI Materialdesign. Heute: Röntgen-Einkristall-Strukturanalytik

Röntgenstrahlung (RÖN)


6. Die Chemische Bindung

A. N. Danilewsky 1. Inhalt des 1. Kapitels

Elektronenbeugung. Eine Übung zur Phasenidentifikation durch Einkristallbeugung im Transmissionselektronenmikroskop (TEM) Betreuer: Roland Schierholz

Physik IV Einführung in die Atomistik und die Struktur der Materie

Textur I. Grundlagen. Günter Gottstein. Institut für Metallkunde und Metallphysik IMM

Tonminerale. Saskia Salewski Landnutzung und Wasserbewirtschaftung 4. Fachsemester Lehrstuhl Bodenschutz und Rekultivierung

Es sollen jedoch mehratomige Kristalle betrachtet werden, NaCl und CsCl.

Festk0203_ /11/2002. Neben Translationen gibt es noch weitere Deckoperationen die eine Struktur in sich überführen können:

Praktikumsprotokoll Diffraktometrie

Röntgendiffraktometrie

Lösung: a) b = 3, 08 m c) nein

Wiederholung der letzten Vorlesungsstunde

Moderne Physik: Elemente der Festkörperphysik Wintersemester 2010/11 Übungsblatt 5 für den

Photonische Kristalle

Transkript:

2. METALLISCHE WERKSTOFFE Metalle sind kristallin aufgebaut Bindung wischen den Atomen = Metallbindung Jedes Atom gibt ~ 1 Elektron aus äußerster Schale ab positiv geladene Metallionen negativ geladene Elektronenwolke Metalle erstarren polkristallin Je mehr Keime desto feinkörniger Bei Temperaturerhöhung können stabilere Kristalle weniger stabile aufehren - Tpische Eigenschaften sind: o Hohe elektrische Leitfähigkeit o Geringe Korrosionsbeständigkeit o Metallischer Glan o Hohes plastisches Verformungsvermögen Erstarrung eines reinen Metalls bei freier Abkühlung beispielsweise an ruhender Luft: T Ts 1 2 3 4 Beim kontinuierlichen Abkühlen kommt es bei der Schmeltemperatur u einem Haltepunkt. Bei der Bildung des Atomgitters wird Erstarrungswärme frei, die die Restschmele auf Temperatur hält, bis alles erstarrt ist. 1

Beobachtung der Schmele in einem Tiegel: 1 2 3 4 Schmele In der Schmele haben sich erste Keime gebildet Die Keime wachsen u Kristallen, neue Keime werden gebildet In den Körnern sind die Atome räumlich regelmäßig angeordnet Kristallgitter Benachbarte Körner haben unterschiedliche Gitterorientierungen: Völlig erstarrt, metallische Werkstoffe sind aus Körnern (Kristalliten) aufgebaut Der Gitteraufbau lässt sich röntgenographisch untersuchen. Bei Bestrahlung mit Röntgenstrahlung lassen sich neben dem Zentralstrahl auch Strahlen mit gan definierten Abweichungen von der ursprünglichen Strahlrichtung feststellen: Die Strahlung wurde am Gitter gebeugt. 2

Braggsche Bedingung: 2D sinθ = λ D θ θ θ θ.. 2θ Netebenen Dsinθ vom Tp {hkl} Tiet,H.-D.:Grundlagen der Eigenspannungen, VEB Grundstoffindustrie, Leipig (1984) (D = Gitterebenenabstand, λ = Wellenlänge der Strahlung, θ = Beugungswinkel) Auch in Metallen lässt sich eine amorphe Struktur ereugen: Melt spinnning. Die Schmele wird auf eine tiefgekühlte Kupfertrommel aufgebracht und der Aufbau eines Kristallgitters wird unterdrückt. 2.1 Submikroskopische Beschreibung metallischer Werkstoffe 2.1.1 Kristallgitter Def.: Regelmäßige Anordnung von Atomen - Idealkristall - Realkristall (Gitter mit Störungen in der regelmäßigen Anordnung) Elementarelle: Kleinste Raumeinheit, aus der das Kristallgitter durch regelmäßige Aneinanderreihung (Translation) in die drei Raumrichtungen entsteht. Translations- oder Bravaisgitter 3

Einfachster Fall: kubisch primitive Elementarelle β α γ Translationsabstand: a = b = c ; Winkel: α = β = γ Das Kristallgitter wird eindeutig durch die Gitterkonstanten und Achswinkel beschrieben. Beispiele: kr: Eisen bis 911 C, Ti ab 882 C kf: Al, Eisen von 911 1392 C he: Mg, Ti bis 882 C (kr) (kf) (he) Bei einigen Metalle treten bei höheren Temperaturen Änderungen der Gitterstruktur auf: allotrope Modifikationen. 4

Gittertpen: kubische Kristallgitter primitiv raumentriert flächenentriert orthorhombische Kristallgitter Weitere Gittertpen: primitiv basisentriert raumentriert flächenentriert triklin rhomboedrisch heagonal monoklin prim., basisentriert tetragonal prim., raumentriert 5

Kristallssteme: http://www.gks.fr.bw.schule.de/ct13_97/dwark.htm 2.1.2 Beeichnungen von Gitterebenen und Gitterrichtungen Bsp.: Orthorhombisch primitives Gitter: a b c ; α = β = γ β α γ a.) Wie kann eine beliebige Ebene charakterisiert werden? 6

C a, b, c = Gitterkonstanten A, B, C = Achsabschnitte A B analtische Geometrie liefert: + + = 1 A B C (1) Beug auf die Gitterkonstanten: / 1 C/ 1 1 A/ B/ / / (1) + + = 1 A B C a b c a c + + = 1 (2) A B C h k l 7

wenn h, k, l gane Zahlen Miller sche Indies h, k, l Sind h, k, l Brüche durch Multiplikation mit dem Hauptnenner N auf gane Zahlen bringen. h = N * h = k = N * k = Miller sche Indies l = N * l = Definition: Teilerfremde Reiprokwerte der auf den Translationsabstand beogenen Achsabschnitte Aus (2) h * + k * + l * = 1 Schreibweise ur Beeichnung einer Gitterebene: (h k l) Beispiel: parallel u B A A = 2a h = B = 4b k = a 1 = A 2 h = 4 * h = 2 b 1 = B 4 h = 4 * k = 1 (21) - Ebene c C = c l = 1 = = l = 4 * l = C Hauptnenner N = 4 8

Vereinbarung für negative Miller sche Indies: hochliegender Querstrich;.B. (21) Kristallographisch gleichwertige Ebenen werden usammengefaßt u Ebenen vom Tp { h k l } Beispiel: (1) (1) Tp {1} (1) b.) Gitterrichtungen i k j r a, b, c = Gitterkonstanten r r r i, j,k = Gittereinheitsvektoren, beschreiben die Richtungen im Gitter, Betrag = 1 r r r r = u a i + v b j + w c k u, v, w = Miller sche Indies r -Komponente Schreibweise ur Beeichnung der Gitterrichtungen: [uvw] Beispiel: r r r = 1 i + 1 j + c r k r i k r r j r [11] Richtung 9

Kristallographisch gleichwertige Richtungen werden usammengefaßt u Richtungen vom Tp <uvw> Beispiel: [1] [1] [1] [1] Tp <1> [1] [1] Beispiel um Zusammenhang wischen Gitterebene und Gitterrichtung: A B Gitterrichtung [21] Gitterebene (21) Die Gitterrichtung steht senkrecht auf der Gitterebene mit den gleichen Miller`schen Indies. 1

Beispiele für verschiedene Gitterrichtungen und -ebenen 11 E. Macherauch, Praktikum in Werkstoffkunde