Dr. Klaus Müller Volkswirte-Forum 2009 Bielefeld 10.9.2009 Die Bedeutung von CSR im Handwerk
Aufbau des Vortrags 1. Hintergrund 2. Definition CSR 3. Theoriebasis: Stakeholder-Ansatz 4. Bereiche von CSR 5. Instrumente von CSR 6. Strategischer Nutzen von CSR 7. Thesen zu CSR im Handwerk 8. Handlungsfelder CSR 2
1. Hintergrund 1. Anstoß aus den USA bzw. angelsächsischen Raum (Caroll 1979) 2. in der EU CSR seit etwa 10 Jahren in der Diskussion 3. starker Bezug zu Großunternehmen und zu größeren Familienunternehmen 4. Handwerk bislang kaum berücksichtigt, nur eine kleinere empirische Erhebung bei Bewerbern um Handwerkspreis 2005 oder zu Einzelaspekten (Ehrenamtlichkeit) 3
2. Definition Corporate Social Responsibility (CSR) ist Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in ihre Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern zu integrieren (Europäische Kommission, 2004) auf deutsch: Sozial-verantwortliche Unternehmensführung oder Verantwortungsvolles Unternehmertum ähnliche Begriffe: Corporate Citizenship, Corporate Integrity 4
3. Theoriebasis: Stakeholder-Ansatz Stakeholder: alle Anspruchsgruppen des Unternehmens in seinem sozio-ökonomischen Kontext man unterscheidet interne (Mitarbeiter, Eigentümer) und externe Stakeholder (Kunden, Gläubiger, Lieferanten, Staat, Öffentlichkeit, Natur) Gemäß des Stakeholder-Ansatzes dient CSR der Verhaltenssteuerung der Stakeholder: (Minimierung der Risiken einer Sanktionierung durch Stakeholder und der daraus resultierenden Kosten) Ziel: Erzeugung eines Anreiz-Beitrags-Gleichgewichts d.h. Unternehmen werden gewünschte Verhalten bei Stakeholdern erst dann bewirken, wenn sie diesen zu einem Zusatznutzen verhelfen, der deren Beitrag (Arbeitsleistung, Kapitalüberlassung, Käufe) überkompensiert. Ziel: win-win-situation (wechselseitige Vorteilsnahme für Wirtschaft und Gesellschaft) IfM Bonn 2008 5
4. CSR-Bereiche oder Politikfelder 6
Anteile CSR-aktiver Betriebe (nach Selbsteinschätzung) bis 9 Beschäftigte 18,8% 10 bis 49 Beschäftigte 27,6% 50 bis 500 Beschäftigte 43,2% Gesamt 22,8% dar. Handwerk 26,6% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% Basis: MIND 2003, n = 174 Quelle: Maaß 2005, S. 78 7
5. Bürgergesellschaftliche Sphäre innerhalb des CSR- Instrumente Nach Maaß, Clemens, S. 10 9
6. Strategischer Nutzen von CSR (Selbstwahrnehmung Befragte) Kundenbezogener Nutzen Verbesserung des Firmenimage Erschließung neuer Kundenkreise Stärkung der Kundenbindung Personalpolitischer Nutzen Stärkung der Unternehmenskultur Stärkung der Mitarbeitermotivation Stärkere Mitarbeiteranbindung Qualifikationssteigerung der Mitarbeiter 93,1% 89,7% 68,3% 60,7% 93,1% 73,8% 64,1% 55,9% 51,7% Verbesserte Chancen bei der Personalrekrutierung 38,6% Innovationspolitischer Nutzen 17,9% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Teilnehmer am Handwerkspreis 2005, n = 145 Quelle: Maaß 2005, S. 103 10
7. Thesen - Gegenwart 1. Die gegenwärtige CSR-Diskussion wird relativ stark von Großunternehmen und größeren Familienunternehmen dominiert. 2. Das Handwerk ist stark im Bereich CSR tätig; nur werden die Aktivitäten oft nicht als CSR wahrgenommen. 3. CSR-Aktivitäten im Handwerk hängen stark mit der handwerklichen Sozialisation zusammen. 4. CSR im Handwerk ist oft punktuell, sporadisch; dahinter steht meist keine klare Strategie 5. Im Handwerk wird über die Wirkung von CSR zu wenig nachgedacht. 6. Aktiv sind Handwerksbetriebe vor allem im Volunteering (ehrenamtliches Engagement vor Ort). 7. Handwerk ist für Volunteering besonders prädestiniert, da hier häufig praktische Fähigkeiten gefragt sind. 8. CSR im Handwerk spielt sich vor allem im lokalen Umfeld ab und ist daher nur begrenzt öffentlichkeitswirksam (ländliche Betriebe haben es hier leichter als großstädtische). 11
Thesen - Zukunft 1. Während die Bedeutung von CSR in Großunternehmen steigt, droht sie im Handwerk zu sinken. 2. Gründe a) Tradition im Handwerk, hdw. Sozialisation nimmt ab b) Betriebsgröße sinkt, Kleinstbetriebe zeigen oft eine geringere gesellschaftliche Verantwortung c) Das ehrenamtliche Engagement nimmt generell ab. 12
8. Handlungsfelder 1. Handwerk muss sein Engagement stärker als CSR begreifen. 2. Handwerk muss CSR strategisch, längerfristig angehen, besser vermarkten (jedoch nicht zu offensiv) 3. Die Handwerkskammern können hier eine wichtige Initiativfunktion wahrnehmen (Darstellung Best Practise-Beispiele, Entwicklung von Marketing-Tools) 13
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. Klaus Müller ifh Göttingen Fon: 0551/39 4884 klaus.mueller@wiwi.uni-goettingen.de 14