ADHS in der ambulanten psychiatrischen Rehabilitation Prävalenz und therapeutische Implikationen. Alexandra Schosser, Birgit Senft

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Transkript:

ADHS in der ambulanten psychiatrischen Rehabilitation Prävalenz und therapeutische Implikationen Alexandra Schosser, Birgit Senft

Ursachen für Invalidität bzw. Berufsunfähigkeit Pensionsversicherungsantalt Jahresbericht 2016 Psychiatrische Erkrankungen Gesamt Frauen 39,7 54,3 Männer 33,1 Krankheiten des Gesamt Bewegungsapparates Frauen 11,8 21,7 Männer 26,1 Herz- und Gesamt Kreislauferkrankung.. Frauen 5,4 10,3 Männer 12,4 Krankheiten des Nervensystems Gesamt Frauen 7,1 9,9 Männer 5,9 Krebs Gesamt 4,7 Frauen 5,6 Männer 4,3 sonstige Ursachen Gesamt 16,5 Frauen 13,0 Männer 18,2 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 Prozentueller Anteil

Medizinische Rehabilitation psychisch Erkrankter in Österreich Bindeglied zwischen psychiatrischer Akutversorgung und beruflicher Rehabilitation für psychisch Kranke, die nach akuten Krankheitsphase noch nicht ausreichend stabilisiert, deren berufliche Integration wegen langen oder gehäuften Krankenständen bedroht ist seit 2002 Klagenfurt + Bad Hall OÖ, 2007 St. Radegund Stmk, 2008 Podersdorf Bgld (seit 2011 Rust), St. Veit Salzbg, 2009 Ottenschlag NÖ, Lans Tirol, 2010 BBRZ-Med Wien LEOpoldau, Gars NÖ, 2011 Hollenburg NÖ, 2014 BBRZ-Med Linz MULDEnstrasse, 2014 APR Salzburg, 2015 APR Graz, 2017 BBRZ-Med Wien SIMmering, usw.

Indikationen und Kontraindikationen Indikationen (ICD-10): - F2 Schizophrenie u. wahnhafte Störg. - F3 Affektive Störg. - F4 Neurotische-, Belastungs- und Somatoforme Störg. - F5 Verhaltensauffälligkeiten in Verbindung mit körperlichen Störg. u. Faktoren - F6 Persönlichkeits- u. Verhaltens.störg. Kontraindikationen: organ. Störungen (F0), primäre Suchterkrankungen (F1), Anorexie (F50), best. PS als Hauptdiagnose (paranoid, dissozial, emotional instabil); akute psychische/körperliche Erkrankung, akute Selbst-/Fremdgefährdung, stark verminderte Belastbarkeit, fehlende Therapiemotivation; usw.

Psychiatrische Hauptdiagnose nach ICD-10 F3 - Affektive Störungen 1 810 66,4 F4 - Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen 604 22,2 F6 - Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen 147 5,4 sonstige 163 6,0 Komorbidität 1. Diagnose F1 - psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen F3 - Affektive Störungen 174 6,4 218 8,0 F4 - Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen 569 20,9 F6 - Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen 211 7,7 sonstige keine Komorbidität 486 17,9 1 066 39,1 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% Zentrum für seelische Gesundheit LEOpoldau (Jän. 2014 April 2017)

Phasenmodell der Rehabilitation Phase 1: Frühmobilisation (Akutkrankenhaus) nicht Rehabilitation im Sinne des SV-Rechtes Phase 2: schließt entweder an die Phase 1 im Sinne eines Anschlussheilverfahrens bzw. Rehabilitation nach Unfall an den Aufenthalt im Akutkrankenhaus an oder an eine akute Krankenbehandlung im extramuralen Bereich im Sinne eines Rehabilitationsheilverfahrens Phase 3: nur im Anschluss an Phase 2 zum Zwecke der Stabilisierung der dort erreichten Effekte; soll in ambulanter Form und wohnortnah erfolgen Phase 4: langfristige ambulante Nachsorge, die wohnortnah stattfinden soll und keine ärztliche Aufsicht notwendig macht ( Langzeitrehabilitation ) nicht Rehabilitation im Sinne des SV-Rechtes

Phasenmodell der Rehabilitation Phase 1: Frühmobilisation (Akutkrankenhaus) nicht Rehabilitation im Sinne des SV-Rechtes Phase 2: schließt entweder an die Phase 1 im Sinne eines Anschlussheilverfahrens bzw. Rehabilitation nach Unfall an den Aufenthalt im Akutkrankenhaus an oder an eine akute Krankenbehandlung im extramuralen Bereich im Sinne eines Rehabilitationsheilverfahrens Phase 3: nur im Anschluss an Phase 2 zum Zwecke der Stabilisierung der dort erreichten Effekte; soll in ambulanter Form und wohnortnah erfolgen Phase 4: langfristige ambulante Nachsorge, die wohnortnah stattfinden soll und keine ärztliche Aufsicht notwendig macht ( Langzeitrehabilitation ) nicht Rehabilitation im Sinne des SV-Rechtes

Phase 2 ganztags-ambulant Behandlungsdauer Phase 2: 6 Wochen ca. 25 Therapieeinheiten pro Woche Verhaltenstherapeutischer Schwerpunkt störungsspezifische Gruppentherapien (z.b. Depression, Angst), Störungsübergreifende Gruppentherapien (z.b. SKT, Skillstraining), Einzelpsychotherapie, ärztliche Visiten, Ergotherapie, Sozialarbeit, Entspannungstherapie, Bewegungstherapie Zusätzliche Angebote: Biofeedback, Physiotherapie, Psychologische Diagnostik, Kognitives Training, Freizeitangebote (Bogenschießen, Nordic Walking, Gartengruppe )

Phase 2: Störungsspezif. Gruppentherapien (z.b. Depression, Angst) Störungsübergreifende Gruppentherapien (z.b. SKT, Skillstraining) Entspannungstherapie Einzeltherapie Visiten Ergotherapie Bewegungstherapie Sozialarbeit Zusätzliche Angebote: Biofeedback Physiotherapie Psychologische Diagnostik Kognitives Training Freizeitangebote (Schreibwerkstatt, Nordic Walking, Gartengruppe ) Phase 2 Therapieeinhe iten à 50 Minuten 6 Wochen Psychotherapie + Psychologie Aus beiden Gruppen müssen Einzelund Gruppentherapien zur Anwendung 54,0 kommen Ergotherapie + Kreativtherapie Aus beiden Gruppen müssen 36,0 Therapien zur Anwendung kommen Heil- bzw. Krankengymnastik Gesundheitsförderung 18,0 Aus beiden Gruppen müssen Therapien zur Anwendung kommen Ernährungsberatung 1,0 Patientenschulung, Beratung durch Sozialarbeiter 12,0 Entlassungsplanung Flexible Aufteilung orientiert am Rehabilitationsziel 14,0 Zwischensumme Therapie 135,0 Nichttherapeutische Einheiten: 7,0 Erstuntersuchung 1,0 Diagnostik 3,0 Zwischenuntersuchung/en 0,5 Abschlussuntersuchung 1,0 Evaluation + Dokument. 1,5 Summe Gesamt 142,0

Exemplarischer Therapieplan Uhrzeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Team B Team B Team B Team B Team B Team B1 Team B1 Team B1 Team B1 Team B1 8:00-8:30 Morgenrunde (GR 2) 8:30-9:00 Morgenrunde B1 Morgenaktivierung (BewTh) Morgenrunde B1 Morgenaktivierung (BewTh) Morgenrunde B1 9:00-9:30 9:30-10:00 GTh B1 Bewegungstherapie (BewTh) Vortrag/MR alle Berufsgruppen GTh B1 10:00-10:30 10:30-11:00 Ergotherapie (Ergo 2) TEAM B 10.30-12.00 11:00-11:30 11:30-12:00 Visite Entspannung B1 Visite Bewegungstherapie (BewTh) 12:00-13:00 Pause Pause Pause Pause Pause 13:00-13:30 13:30-14:00 Visite 14:00-14:30 14:30-15:00 15:00-15:30 15:30-16:00 16:00-16:30 16:30-17:00 Ergotherapie (Ergo 2) Therapeutische Übungen

Phasenmodell der Rehabilitation Phase 1: Frühmobilisation (Akutkrankenhaus) nicht Rehabilitation im Sinne des SV-Rechtes Phase 2: schließt entweder an die Phase 1 im Sinne eines Anschlussheilverfahrens bzw. Rehabilitation nach Unfall an den Aufenthalt im Akutkrankenhaus an oder an eine akute Krankenbehandlung im extramuralen Bereich im Sinne eines Rehabilitationsheilverfahrens Phase 3: nur im Anschluss an Phase 2 zum Zwecke der Stabilisierung der dort erreichten Effekte; soll in ambulanter Form und wohnortnah erfolgen Phase 4: langfristige ambulante Nachsorge, die wohnortnah stattfinden soll und keine ärztliche Aufsicht notwendig macht ( Langzeitrehabilitation ) nicht Rehabilitation im Sinne des SV-Rechtes

Phase III - Reha Psychotherapie Einzel Phase 3 Therapieeinheiten à 50 Minuten max. 12 Monate 20,0 Dauer: max. 12 Monate insgesamt 100 Einheiten 44 Wochen* / 18 Wochen *berufs-/ schulungsbegleitend möglich Therapiezeiten: bis max. 21:00 Zielgruppe: hohe Therapiemotivation Compliance / regelmäßige Teilnahme im Vorfeld Work-Life Balance, Ergotherapie Gruppe 22,0 Schulung 18,0 Problemlösetraining Gruppe 22,5 Flexible Aufteilung orientiert am 13,0 Rehabilitationsziel Zwischensumme Therapie 95,5 Nichttherapeutische Einheiten: 4,5 Erstuntersuchung 1,0 Diagnostik --- Zwischenuntersuchu ng/en 1,0 Abschlussuntersuch ung 1,0 Evaluation + Dokument. 1,5 Summe Gesamt 100,0

ADHS in der ambulanten psychiatrischen Rehabilitation Zentrum für seelische Gesundheit LEOpoldau (August 2016 März 2018)

Messinstrumente: Abkürzung Messinstrument P A E K Z BDI BSI- 18 Beck Depressionsinventar Brief Symptom Inventory (Mini-SCL) vor Beginn Beginn Ende 6 Monate nach Ende 1 Jahr nach Ende T T T T T T T T T T WHODAS 2.0 Lebensqualität T T T T T ICF 3F AT Aktivitäten und Teilhabe T T T T T ZUF-8 Zufriedenheit T GAF Global Assessment of functioning T T ICD-10 Diagnostik T selbst erstellte Items Soziodemographie berufsbez. Daten krankheitsbez. Daten T T T

Zielsetzung Forschungsfrage ADHS ADHS-Screening aller RehabilitandInnen im BBRZ-Med Wien LEOpoldau Hypothese: höhere Komorbidität mit ADHS als bei den RehabilitandInnen tatsächlich diagnostiziert Untersuchung von Zusammenhängen mit Symptombelastung Hypothese: höhere Symptombelastung bei Komorbidität mit ADHS

Warum Forschungsfrage ADHS? ADHS wird gerade im Erwachsenenalter häufig nicht erkannt oder diagnostiziert betrifft etwa 3% bis 6% der Bevölkerung. Mörstedt et al. (2016) berichten eine Prävalent von 1-5% in der deutschen Normalbevölkerung, die beruflich und privat unter starken Beeinträchtigungen leiden. Die hohe Co-Morbiditätsrate umfasst die Störungsbilder Depression, Angsterkrankungen, Persönlichkeitsstörungen und Suchtproblematik.

Warum Forschungsfrage ADHS? Miesch und Deister (2018) fanden eine ADHS-12-Monats- Prävalenz von 59% bei stationären psychiatrischen PatientInnen aufgrund der erhöhten Prävalenz im stationären Setting empfehlen sie eine systematische Diagnose von ADHS. Dunlop et al. (2018) fanden das Vollbild einer ADHS bei 12,5% einer Stichprobe mit Major Depressive Disorder (MDD) und Überschneidungen in der Symptomatik differential-diagnostische Abklärung bei positivem Screening wird empfohlen.

ASRS-1.1 ADHD Self-Report Scale 1.) Wie oft haben Sie Probleme, die letzten Feinheiten einer Arbeit zum Abschluss zu bringen, nachdem Sie die wesentlichen Punkte erledigt haben? (Aufmerksamkeitsdefizit) 2.) Wie oft fällt es Ihnen schwer, Dinge in die Reihe zu bekommen, wenn Sie an einer Aufgabe arbeiten, bei der Organisation gefragt ist? (Aufmerksamkeitsdefizit) 3.) Wie oft haben Sie Probleme, sich an Termine oder Verabredungen zu erinnern? (Aufmerksamkeitsdefizit) 4.) Wie oft vermeiden Sie oder verzögern Sie, die Aufgabe zu beginnen, wenn Sie vor einer Aufgabe stehen, bei der sehr viel Denkvermögen gefragt ist? (Aufmerksamkeitsdefizit) 5.) Wie oft sind Ihre Hände bzw. Füße bei langem Sitzen in Bewegung? (Hyperaktivität/Impulsivität) 6.) Wie oft fühlen Sie sich übermäßig aktiv und verspüren den Drang Dinge zu tun, als ob Sie von einem Moter angetrieben würden? (Hyperaktivität/Impulsivität)

ASRS-1.1 ADHD Self-Report Scale 6-Item Screening Skalierung: niemals = 0 selten = 1 manchmal = 2 oft = 3 sehr oft = 4 Gewichtung der Items/positives Screening Items 1 bis 3 von manchmal bis sehr oft Items 4 bis 6 von oft bis sehr oft 4 positiv gescreente Items weisen auf ADHS-Symptome im Erwachsenenalter hin

ASRS-V1.1 Normierung (18 Items) an deutscher Stichprobe 2016 mit zunehmenden Alter nehmen Ausprägungen in der Allgemeinbevölkerung ab höhere Ausprägungen in der Jugend weisen weniger stark auf eine Pathologie hin, während im Erwachsenenalter eine genaue Abklärung empfohlen wird kein signifikanter Unterschied nach Geschlecht

ASRS-V1.1 Screening Validierungsstudie (Kessler, 2005) ASRS-Screener weist bessere Diskriminationsfähigkeit auf als 18 Item-Version 68,7% der ADHS-Fälle screenen positiv (Sensitivität) 0,5% der negativ diagnostizierten Fälle screenen positiv (Spezifität) Vorteil für epidemiologische Studien und Screening bei Erstversorgung

Studie zu ADHD bei Major Depressive Disorder (MDD) N=40 MDD & 40 healthy controls Personen mit MDD scoren bei allen Items höher 12,5% der Pat. mit MDD wiesen ADHS auf Sensitivität: 60%, Spezifität: 69% Empfehlung: ASRS unter cut-off spricht für Absenz von ADHS bei Ausprägungen über cut-off differenzialdiagnostische Trennung von ADHS und MDD nötig

Positiv gescreente Items bei falsch positiven ASRS-Screener (Dunlop, 2005) positiv gescreente Items bei Personen mit und ohne ADHS Falsch Positiv Richtig Positiv 1.) Wie oft haben Sie Probleme, die letzten Feinheiten einer Arbeit zum Abschluss zu bringen, nachdem Sie die wesentl. Punkte erledigt haben? Falsch Positiv Richtig Positiv 100 100 2.) Wie oft fällt es Ihnen schwer, Dinge in die Reihe zu bekommen, wenn Sie an einer Aufgabe arbeiten, bei der Organisation gefragt ist? Falsch Positiv Richtig Positiv 80 100 3.) Wie oft haben Sie Probleme, sich an Termine oder Verabredungen zu erinnern? Falsch Positiv Richtig Positiv 60 91 4.) Wie oft vermeiden/verzögern Sie, die Aufgabe zu beginnen, wenn Sie vor einer Aufgabe stehen, bei der sehr viel Denkvermögen gefragt ist? Falsch Positiv Richtig Positiv 80 100 5.) Wie oft sind Ihre Hände bzw. Füße bei langem Sitzen in Bewegung? Falsch Positiv Richtig Positiv 27 60 6.) Wie oft fühlen Sie sich übermäßig aktiv und verspüren den Drang Dinge zu tun, als ob Sie von einem Moter angetrieben würden? Falsch Positiv Richtig Positiv 18 40 0 20 40 60 80 100 Prozent

Stichprobe BBRZ-Med LEOpoldau N = 958 ø 43,6 Jahre alt (SD = 10,10) 64,5% weiblich Entlassungsdiagnose nach ICD-10 % F2 - Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen 3,7 F3 - Affektive Störungen 67,5 F4 - Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen 19,9 F5 - Verhaltensauffälligkeiten mit körperl. Störungen oder Faktoren 0,2 F6 - Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen 7,6 andere Diagnosen 1,0

Methodik schriftliche Befragung bei Aufnahme, Entlassung und zu Katamnese-Zeitpunkten ASRS V1.1 BDI Beck Depressions-Inventar Mini-SCL (BSI 18) Datenanalyse mit SPSS 24.0, AMOS und tableau

Zusammenhang zwischen Alter und ASRS Alter in Jahren 65 60 55 50 45 40 Alte 35 30 25 20 15-2 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 Summenwert ASRS V 1.1 gesamt (nicht dichotomisiert) r =.063; p < =.053

Unterschiede nach Geschlecht ASRS V1.1 Werte nach Geschlecht Durchschn. Summenwert ASRS V 1.1 gesamt (nicht dichotomisiert) männlich weiblich 11,0 11,7 Durchschn. Summenwert Aufmerksamkeitsdefizit-Items männlich weiblich 7,5 8,1 Durchschn. Summenwert Hyperaktivität/Impulsivität männlich weiblich 3,5 3,6 0 2 4 6 8 10 12 Mittelwert ASRS V1.1 gesamt: sig. Unterschied (p =.030; d = 0,15) Aufmerksamkeitsdefizit: sig. Unterschied (p =.019; d = 0,16) Hyperaktivität/Impulsivität: kein sig. Unterschied (p =.459)

Zusammenhänge ASRS V1.1 mit GSI und BDI (N=954) BDI Beck Depressions-Inventar 60 GSI Mini-SCL 4 50 40 3 30 Gsi 2 A: S 20 10 1 0 0 0 5 10 15 20 25 Summenwert ASRS V 1.1 gesamt (nicht dichotomisiert) 0 5 10 15 20 25 Summenwert ASRS V 1.1 gesamt (nicht dichotomisiert) BDI: r =.499; p <.001 GSI: r =.543; p <.001

Korrelationen BDI und GSI mit Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivität Beck Depressions-Inventar BDI (r =.538) 60 GSI Mini-SCL (r =.538) 4 50 40 3 A: S 30 20 10 Gsi 2 1 0 0 60 0 2 4 6 8 10 12 14 16 Summenwert Aufmerksamkeitsdefizit Beck Depressions-Inventar BDI (r =.218) 0 2 4 6 8 10 12 14 16 Summenwert Aufmerksamkeitsdefizit GSI Mini-SCL (r =.329) 4 50 40 3 A: S 30 20 10 Gsi 2 1 0 0-1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Summenwert Hyperaktivität/Impulsivität -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Summenwert Hyperaktivität/Impulsivität

Positives ADHS Screening in Abhängigkeit von depressiver Symptomatik ASRS V1.1 Screening über cut off: > 3 387 40,4% unter cut off: < 4 571 59,6%

Positives ADHS Screening in Abhängigkeit von depressiver Symptomatik Ergebnisse nach BDI-Kategorie 0 bis 10 Punkte: unauffällig 89,13% 82 10,87% 10 11 bis 17 Punkte: milde bis mäßige Ausprägung depressiver Symptome 18 bis 63 Punkte: klinisch relevante Ausprägung depressiver Symptome 49,78% 341 82,29% 144 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% % 50,22% 344 17,71% 31 sig. Zusammenhang: p <.001; CC =.306

ASRS V1.1 Überblick RehabilitandInnen ASRS V1.1 niemals selten manchmal oft sehr oft 1.) Wie oft haben Sie Probleme, die letzten Feinheiten einer Arbeit zum Abschluss zu bringen, nachdem Sie die wesentichen Punkte erledigt haben? 9,6% 92 23,3% 223 31,6% 303 23,3% 223 12,2% 117 2.) Wie oft fällt es Ihnen schwer, Dinge in die Reihe zu bekommen, wenn Sie an einer Aufgabe arbeiten, bei der Organ 10,4% 100 28,1% 269 30,8% 295 23,1% 221 7,6% 73 3.) Wie oft haben Sie Probleme, sich an Termine oder Verabredungen zu erinnern? 18,8% 180 27,3% 262 24,2% 232 18,8% 180 10,9% 104 4.) Wie oft vermeiden Sie oder verzögern Sie, die Aufgabe zu beginnen, wenn Sie vor einer Aufgabe stehen, bei der se 9,1% 87 20,0% 192 27,1% 260 26,1% 250 17,6% 169 5.) Wie oft sind Ihre Hände bzw. Füße bei langem Sitzen in Bewegung? 8,0% 77 24,2% 232 27,0% 259 26,9% 258 13,8% 132 6.) Wie oft fühlen Sie sich übermäßig aktiv und verspüren den Drang Dinge zu tun, als ob Sie von einem Moter angetrieben würden? 26,8% 257 31,7% 304 22,8% 218 12,4% 119 6,3% 60 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Anzahl und %

ASRS V1.1 Überblick RehabilitandInnen Anteil positiv gescreenter Items unauffällig auffällig 1.) Wie oft haben Sie Probleme, die letzten Feinheiten einer Arbeit zum Abschluss zu bringen, nachdem Sie die wesentlichen Punkte erledigt haben? 32,9 67,1 Aufmerksamkeits -defizit 2.) Wie oft fällt es Ihnen schwer, Dinge in die Reihe zu bekommen, wenn Sie an einer Aufgabe arbeiten, bei der Organisation gefragt ist? 3.) Wie oft haben Sie Probleme, sich an Termine oder Verabredungen zu erinnern? 38,5 46,4 61,5 53,6 4.) Wie oft vermeiden Sie oder verzögern Sie, die Aufgabe zu beginnen, wenn Sie vor einer Aufgabe stehen, bei der sehr viel Denkvermögen gefragt ist? 56,3 43,7 5.) Wie oft sind Ihre Hände bzw. Füße bei langem Sitzen in Bewegung? 59,3 40,7 Hyperaktivität/ Impulsivität 6.) Wie oft fühlen Sie sich übermäßig aktiv und verspüren den Drang Dinge zu tun, als ob Sie von einem Moter angetrieben würden? 81,3 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 18,7 Prozent

Modellvergleich Modellvergleich zeigt deutlich, dass der Modellfit für das Zweifaktorenmodell besser ist als für das Einfaktorenmodell beim Zweifaktorenmodell ist der Modellfit sehr gut, der Hyperaktivitäts-/Impulsivitätsfaktor korreliert mit dem Aufmerksamkeitsdefizitfaktor und mir 0,41 Fitmaße Einfaktorenmodell Fitmaße Zweifaktorenmodell CMIN = 13,647 CMIN = 6,27 df = 9 df = 8 CMIN/df = 122,83 CMIN/df = 50,16 p <.001 p <.001 GFI =.958 GFI =.982 NFI =.923 NFI =.969 CFI =.928 CFI =.973 TLI =.880 TLI =.950 RMSEA =.115 RMSEA =.074

Brainstorm Consortium:...Alexandra Schosser 333,334,. 333 Department of Psychiatry and Psychotherapy, Medical University of Vienna, Austria, 334 Zentren für seelische Gesundheit, BBRZ-Med, Vienna, Austria,.

Brainstorm Consortium:...Alexandra Schosser 333,334,. 333 Department of Psychiatry and Psychotherapy, Medical University of Vienna, Austria, 334 Zentren für seelische Gesundheit, BBRZ-Med, Vienna, Austria,.

Zusammenfassung Erfassung von ADHS bei PatientInnen mit Depression ist wegen der Überlappung der Symptome eine Herausforderung bei positivem Screening ist die Wahrscheinlichkeit für falsch positives Ergebnis höher als für ein richtig positives Ergebnis Behandlung nur nach sorgfältiger Diagnostik mit Beobachtung im Längsschnitt (Dunlop, 2005) Zusammenhang zwischen Depression und positivem ADHS- Screening ist aufgrund der überlappenden Symptome auch bei der Reha-Klientel deutlich, da Großteil depressive Symptomatik insgesamt scoren 40% aller RehabilitandInnen positiv 50% der PatientInnen mit ausgeprägter Depressivität scoren im ASRS V1.1 positiv der Modelltest zeigt zwei trennbare Faktoren

Schlussfolgerungen & Ausblick bei positivem Screening sollte auf die Items 5 und 6 geachtet werden wenn diese positiv scoren, ist eine diagnostische Abklärung angezeigt ASRS 1.1 sollte auch bei Entlassung und Katamnese erhoben werden der Anteil positiv gescreenter PatientInnen sollte sich (insbesondere bei depressiven PatientInnen) nach der Reha verringern differential-diagnostische Abklärung bei positivem Screening wird empfohlen (Dunlop et al. 2018) umfangreiche Diagnostik der positiv gescreenten RehabilitandInnen im Reha-Setting bisher leider nicht möglich

Zentren für seelische Gesundheit BBRZ-Med Wien LEOpoldau

Zentren für seelische Gesundheit BBRZ-Med Wien SIMmering

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