Denn es gibt genügend Gebäude und Flächen, die im Siedlungsbestand genutzt werden könnten, ohne dass neue Flächen in Anspruch genommen werden.

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Transkript:

MELAP+ : Förderprojekt des Landes Baden-Württemberg für ländliche Gemeinden Hartmut Alker Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg Die demographische Entwicklung und unsere Verantwortung für einen sparsamen und schonenden Umgang mit den vorhandenen Ressourcen stellen uns vor neue Herausforderungen. Gerade wegen mittelfristig sinkender Einwohnerzahlen ist der Flächenverbrauch mit 6,3 ha überbauter Fläche pro Tag im Jahr 2011 auch in Baden-Württemberg zu hoch. Langfristig soll die Netto-Null beim Flächenverbrauch erreicht werden. Planungen zu Neubaugebieten müssen in Zukunft noch kritischer als bisher geprüft werden. Darüber hinaus sind Anstrengungen erforderlich, um die Ortskerne zu stärken und die dort vorhandenen Flächenpotenziale zu nutzen. Denn es gibt genügend Gebäude und Flächen, die im Siedlungsbestand genutzt werden könnten, ohne dass neue Flächen in Anspruch genommen werden. Was ist MELAP PLUS Als ein Beitrag zur Reduzierung des Flächenverbrauchs und zur Stärkung der Ortskerne in ländlichen Gemeinden führt das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz das "Modellprojekt zur Eindämmung des Landschaftsverbrauchs durch Aktivierung des innerörtlichen Potenzials" (MELAP) bereits als Folgeprojekt MELAP PLUS durch. Mit MELAP PLUS soll dem tiefgreifenden Wandel wirksam begegnet und beispielhafte Lösungen gefunden werden, um neue Baugebiete und einen weiteren Flächenverbrauch zu vermeiden. Qualitatives Wachstum in den Ortskernen statt quantitativen Wachstums im Außenbereich. Aus 47 Bewerbungen wurden 13 Modellprojekte, hiervon ein interkommunales Projekt, in 14 Modellgemeinden ausgewählt. Im Zeitraum 2010 2015 sollen modellhafte Strategien entwickelt werden, die geeignet sind, die Ortskerne zu beleben, ein attraktives Wohn- und Arbeitsumfeld mit ausreichenden Freiräumen zu schaffen und die örtliche Baukultur zu erhalten. Das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) zählt zu den wichtigsten Förderinstrumenten des Landes Baden-Württembergs. Ziel des ELR ist es, die Lebens- und Arbeitsbedingungen in Gemeinden des Ländlichen Raums durch strukturverbessernde Vorhaben zu erhalten und weiter zu entwickeln. 47

In MELAP PLUS werden beispielhafte Projekte in den Förderschwerpunkten Wohnen und Grundversorgung besonders berücksichtigt. Dabei werden sowohl kommunale Planungen als auch private Bau-, Umnutzungs- oder Sanierungsprojekte mit Mitteln des ELR finanziell unterstützt. Insgesamt stehen für das Modellprojekt MELAP PLUS 13 Mio. an Zuschussmittel aus dem ELR zur Verfügung. Jede Gemeinde hat in einer ersten Tranche ein Budget von 500.000 für Maßnahmen zur Innenentwicklung erhalten. Nach der Zwischenevaluierung können die Modellorte bis zu einer weiteren Million erhalten. Die Höhe ist von der Modellhaftigkeit und Übertragbarkeit der Projekte in dem zu entwickelnden Ort abhängig. Das Modellprojekt wird von einem Projektmanagement unterstützt und wissenschaftlich begleitet. Die Ergebnisse werden wissenschaftlich ausgewertet und veröffentlicht. Projektziele Aufgabe von MELAP PLUS ist es, mit guten Beispielen bei Gemeinde, Kommunalpolitikern, Bürgern, Planern für Innenentwicklung zu werben: Innenentwicklung ist ökologisch sinnvoll, weil der Flächenverbrauch eingedämmt wird. Gerade angesichts sinkender Bevölkerungszahlen ist es nicht mehr hinnehmbar, dass immer weiter neue Flächen auf der grünen Wiese für Siedlungs- und Verkehrsflächen in Anspruch genommen werden. Innenentwicklung ist ökonomisch vernünftig weil Investitionen in zusätzliche Infrastruktur verringert werden, wie die Erschließung von Neubaugebieten und deren Folgekosten. Innenentwicklung hat positive Auswirkungen auf den sozialen Zusammenhalt im Ort weil sonst die Ortskerne ihre Funktion verlieren und durch Leerstand und Abriss eine Baukultur, die den Ort unverwechselbar macht, verlorengehen. Übertragbare Ergebnisse sollen anderen Gemeinden neue Wege und Möglichkeiten einer erfolgreichen Innenentwicklung aufzeigen. Eine nachhaltige Siedlungsentwicklung verlangt eine gründliche Bestandsaufnahme, Baulücken und Leerstandskataster, kommunales Flächenmanagement, Anpassung der Gemeindeentwicklung an demografische Veränderungen, den Dialog mit der Bevölkerung, Verstärkung der interkommunalen und regionalen Zusammenarbeit. Gerade in der interkommunalen Zusammenarbeit liegt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine Chance für die Gemeinden, ihre lokale Identität zu erhalten und zu beleben. Durch die Bündelung von Ressourcen und Aufteilung von kommunalen Aufgaben könnten Kosten gespart werden und die Zukunftsfähigkeit der einzelnen Gemeinde gesichert werden. 48

Zentrale Fragen benötigen konkrete Antworten Wie gelingt eine neue Qualität im Ortskern, um das Leben und Wohnen dort attraktiv zu gestalten? In vielen Orten leben überwiegend ältere Alleinstehende oder Paare in meist zu großen Wohnhäusern im Ortskern. Eine Reihe von älteren Bestandsgebäuden insbesondere an den Hauptstraßen, ist modernisierungsbedürftig oder seit längerem ganz oder teilweise leer. Welche beispielhaften Lösungen gibt es für die qualitäts-bewusste Entwicklung des Bestandes, insbes. von Bestandsgebäuden? Als eine Folge des Strukturwandels in der Landwirtschaft stehen sehr viele große Ökonomiegebäude, wie Scheuern und Schuppen leer. Gerade für die großen Schwarzwaldhöfe oder den typischen Baaremer Eindachhöfe müssen dringend Lösungen gefunden werden, wie diese Gebäude einer neuen Nutzung zugeführt werden können. Die Unterhaltung und Nutzung der öffentlichen Gebäude im Ort ist zu überprüfen. Denn abnehmende Kinderzahlen haben Folgen für den Bedarf an Flächen für Kindergärten und Schulen. Ein Lösungsansatz kann in der Zusammenlegung der Einrichtungen liegen. Welche Wohnformen sind unter den Bedingungen des gesellschaftlichen Wandels für verschiedene bzw. alle Generationen geeignet? Vor dem Hintergrund einer älter werdenden Gesellschaft sind generationengerechtes und barrierefreies Wohnen und die Sicherstellung der Grundversorgung weitere wichtige Themen. Schlüsselthemen: 1. Verantwortungsgemeinschaften für den Ortskern und Bürgerbeteiligung In MELAP PLUS sollen beispielhafte Vorgehensweisen und Prozesse einer professionellen Beteiligung der Bürger am Prozess der Innenentwicklung besonders unterstützt und gefördert werden. Gerade für Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und Verwaltungen kleiner Gemeinden ist es wichtig, dass sie Mitstreiter finden, dass sie strategische Allianzen bilden und dass sie die Bürger selbst Verantwortung übernehmen lassen. Die meisten MELAP PLUS Modellorte setzen auf die Beteiligung von Bürgern dies kann ganz unterschiedlich aussehen und muss zum Ort, zu den Zielsetzungen und den Akteuren passen. Neben einer öffentlichen Bürgerbeteiligung ist die Eigentümeransprache durch die Gemeinde ein wichtiges Instrument zur Aktivierung innerörtlicher Potenziale. Das Beispiel im Bild zeigt die Planungswerkstatt Kreenheinstetten: Der Modellort Kreenheinstetten gestaltet durch einen kooperativen Planungsprozess eine Freifläche 49

als Ortsmitte. Die Arbeitsgruppe Ortsgestaltung / Ortsmitte erarbeitete Planungsvorschläge, aus denen in Kooperation mit Gemeinde und Planer eine Planungsaufgabe erarbeitet wurde. Die Bürgerschaft wurde im Rahmen einer Informationsveranstaltung aufgefordert, an einer Planungswerkstatt teilzunehmen. Durch unterschiedliche Planungsbüros betreut, erarbeiteten 3 Bürgergruppen Planungsentwürfe zur Gestaltung der Ortsmitte auf Grundlage der Planungsaufgabe. Eine Jury zusammengesetzt aus Experten, Bürgern und Gemeindevertreter - wählte einen Planungsentwurf aus, der nun gemeinsam mit der Bürgerschaft verfeinert und umgesetzt werden soll. 2. Umnutzung, Modernisierung und Baulückenschlüsse sowie energieeffizientes Bauen Sie sehen in der folgenden Folie den Umbau und die Modernisierung eines ehemaligen Schulhauses in Crailsheim-Jagstheim zum Zwecke des Wohnens und für die Einrichtung eines Gewerbes (lokaler Handwerksbetrieb). Ein ortsbildprägendes und dorfgeschichtlich bedeutsames Gebäude wird erhalten und wiederbelebt. Dabei werden energetische Maßnahmen angestrebt und eine zusätzliche Wohneinheit geschaffen, die zudem barrierefrei gestaltet wird. Außerdem hat sich die Eigentümerin zu einer ortbildgerechten Gestaltung verpflichtet. 3. Bau- und Freiraumkultur Bau- und Freiraumkultur bedeutet gutes und qualitätsvolles Weiterentwickeln von prägenden Gebäuden und Freiräumen in einem Ort. Bau- und Freiraumkultur hilft, die Unverwechselbarkeit eines Ortes und die Identifikation der Bürger mit ihrem Ort zu stärken und eine zeitgenössische Gestalt zu entwickeln. Das gezeigte Projekt beinhaltet eine Umnutzung von Kuhstall, Brunnenstube und einzelner Räume im Erdgeschoss eines Schwarzwaldhauses zur vollwertigen 4-Zimmer-Wohnung. Außerdem beinhaltet es die Neugestaltung der Hausfassade und energetische Sanierung. Ein leerstehender Gebäudeteil eines baukulturell wertvollen Gebäudes wird wiedergenutzt, die Neugestaltung der Fassade und der Anbau fügen sich in die bestehende Fassadengestaltung ein und tragen der Baukultur Rechnung. Durch den Ausbau zur Wohnung wird Wohnraum für eine zusätzliche Generation geschaffen. 4. Optimale Auslastung vorhandener Infrastruktur / Anpassung an die demografische Entwicklung In dem gezeigten Beispiel sind Kindergarten- und Ortsverwaltungsgebäude nicht ausgelastet und verursachen unverhältnismäßig hohe Unterhaltskosten. Kindergarten, Ortsverwaltung und Gemeinschaftsraum werden in einem Gebäude zentriert (Zusammenlegung kommunaler Nutzungen). In den nun frei stehenden Gebäuden kann als Folgenutzung Wohnen, z.b. für junge Familien, etabliert werden. 50

5. Überörtliche und kommunale Zusammenarbeit Ein gemeinsames Flächenmanagement für die so genannten drei Bergdörfer von Sinsheim ist das Ziel, das durch ortsteilübergreifende Bürgerbeteiligung initiiert wird und mittel- bis langfristig erreicht werden soll. Es besteht der Grundsatz: Keine Ausweisung von Bauflächen, wenn in einem anderen Bergdorf noch freie Bauplätze vorhanden sind. Ein Beispiel für interkommunale Zusammenarbeit besteht zwischen den Gemeinden Bernau und St. Blasien: Bernau und St. Blasien-Menzenschwand unterstützen sich gegenseitig bei der Reduzierung des Flächenverbrauchs und bei der Stärkung der Ortskerne. Beide Orte besitzen viele strukturelle Gemeinsamkeiten in der Qualität des Naturraums und der Siedlungsstruktur. Beide Orte verbindet auch die Problemlage des Leerstands von Schwarzwaldhöfen. Gemeinsam verfolgen beide Orte das Ziel, Schwarzwaldhöfe ortsbildgerecht zu nutzen und zu modernisieren. Diskussion mit den Gemeinden Diskussionen bei den Arbeitstreffen mit den Bürgermeistern und Planern dienen folgenden Zwecken und sind daher elementar wichtig: Austausch und Kennenlernen Fragestellungen herausarbeiten gemeinsame Ziele definieren Strategien für Leerstände Die Arbeitstreffen werden systematisch genutzt, um Strategien für bzw. gegen Leerstände zu entwickeln: Ortsrundgang Besichtigung von Projekten Lösungsvorschläge erarbeiten Ergebnisse präsentieren Fazit Auch in Baden-Württemberg stellt der demografische Wandel die Gemeinden vor neue Herausforderungen. Mit dem Modellprojekt MELAP PLUS wollen wir diesem tiefgreifenden Wandel wirksam begegnen und neue Lösungen entwickeln, die nicht in neuen Baugebieten und neuem Flächenverbrauch liegen. Qualitatives Wachstum in den Ortskernen statt quantitativen Wachstums im Außenbereich. 51

Förderprojekt des Landes Baden-Württemberg für ländliche Gemeinden Ministerialdirigent Hartmut Alker Zukunftsforum 2013 23. Januar 2013 Berlin Wissenschaftliche Begleitung Projektteam PFEiL info@pt-pfeil.de Was ist MELAP PLUS Modellprojekt des Landes Hauptakteure 14 Modellgemeinden in Baden Württemberg Laufzeit: 2010 2015 Finanzierung Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) Wissenschaftliche Begleitung Folie 2 52

Projektziele in den Gemeinden für den Grundsatz Innenentwicklung statt Außenentwicklung werben Lösungsansätze für die Zukunftsfähigkeit der Orte und insbesondere der Ortskerne erarbeiten eine neue Qualität im Ortskern entwickeln die Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Ort stärken Folie 3 Zentrale Fragen Wie gelingt eine neue Qualität im Ortskern, um das Leben und Wohnen dort attraktiv zu gestalten? Welche beispielhaften Lösungen gibt es für die qualitäts bewusste Entwicklung des Bestandes, insbes. von Bestandsgebäuden? Welche Wohnformen sind unter den Bedingungen des gesellschaftlichen Wandels für verschiedene bzw. alle Generationen geeignet? Folie 4 53

Schlüsselthemen Verantwortungsgemeinschaften für den Ortskern / Bürgerbeteiligung Folie 5 Schlüsselthemen Umnutzung, Modernisierung und Baulückenschluss / energieeffizientes Bauen Folie 6 54

Schlüsselthemen Bau- und Freiraumkultur Folie 7 Schlüsselthemen Optimale Auslastung vorhandener Infrastruktur / Anpassung an die demographische Entwicklung Folie 8 55

Schlüsselthemen Überörtliche und kommunale Zusammenarbeit Folie 9 Diskussion mit den Gemeinden Folie 10 56

Strategie für Leerstände Folie 11 Folie 12 57