bundesweite gründerinnenagentur Existenzgründungen durch Frauen in Deutschland Quantitative Bedeutung von Gründungen durch Frauen Daten und Fakten



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Transkript:

bundesweite gründerinnenagentur Existenzgründungen durch Frauen in Deutschland Quantitative Bedeutung von Gründungen durch Frauen Daten und Fakten Nr.07 2007

Existenzgründungen durch Frauen in Deutschland / 03 Existenzgründungen durch Frauen in Deutschland Das Wirtschaftsleben in Deutschland wird zunehmend von Unternehmerinnen, Existenzgründerinnen und Frauen in Führungspositionen mit geprägt. Frauen bieten ein großes innovatives und wirtschaftliches Potential, das die zukünftige Unternehmenslandschaft sowie die gesamte Arbeitswelt verändern wird. Immer mehr Frauen beanspruchen ihren Platz im Wirtschaftsleben und wagen den Schritt in die Selbständigkeit. Dennoch sind Frauen bis heute unter den Selbständigen unterproportional vertreten. Im Blickpunkt dieser Publikation stehen neben dem aktuellen Status Quo von Frauengründungen, deren Veränderungen in den letzten Jahren, die Besonderheiten sowie die wichtigsten Daten und Fakten zur Existenzgründung durch Frauen. Demographische Kenngrößen bundesdeutscher Gründerinnen Das Alter der Existenzgründerinnen, deren aktuelle Familiensituation, sowie schulische und berufliche Bildung, bilden bei Frauen einen spezifischen und individuellen Gründungskontext. Alter der Gründerinnen Das Alter der Gründerinnen 1 lässt indirekt Rückschlüsse auf die Lebenssituation, wie Familie und Kinder, sowie auf die mögliche Berufserfahrung zu. Rund zwei Drittel der beruflich selbständigen 2 Frauen (64,9%) sind zwischen 35 und 54 Jahre alt. Die Zahl der jüngeren Frauen, die den Schritt in die Selbständigkeit wagen, beläuft sich auf gut 15% aller Gründerinnen. Abb.1: Alter bundesdeutscher Gründerinnen 3 Quelle: eigene Darstellung nach Statistischem Bundesamt 2004. 1 vgl.: Zwischen Gründerinnen und schon längere Zeit selbständigen Frauen kann meist nur schwer unterschieden werden. Dies liegt daran, dass selbst in der Gründungsforschung keine Einigung darüber besteht, bis zu welchem Zeitpunkt Frauen, die sich selbständig machten, noch als Gründerinnen bezeichnet werden können (Lauxen-Ulbrich und Leicht: 2005). 1 vgl.: Selbständige sind Personen, die ein Unternehmen, einen Betrieb oder eine Arbeitsstätte als Eigentümer, Miteigentümer, Pächter oder selbständiger Handwerker leiten sowie selbständige Handelsvertreter usw., also auch freiberuflich Tätige, nicht jedoch Personen, die in einem arbeitsrechtlichen Verhältnis stehen und lediglich innerhalb ihres Arbeitsbereiches selbständig disponieren können. Beschäftigt ein/e Selbständige/r nur mithelfende Familienangehörige, so gilt sie/er als Selbständige/r ohne Beschäftigte (Statistisches Bundesamt: 2004). 3 vgl.: Berichtsjahr 2003.

04 / Bildungsniveau Aufgrund dieser Altersstruktur kann davon ausgegangen werden, dass Frauen eine berufliche Selbständigkeit erst nach einigen Jahren Berufserfahrung in einer abhängig beschäftigten Situation anstreben oder aus einer Erwerbsunterbrechung heraus, wie nach der Eltern- oder Familienzeit. Bildungsniveau: schulische und berufliche Bildung Gegenüber abhängig beschäftigten Frauen und männlichen Selbständigen haben Gründerinnen eine durchschnittlich höhere schulische Bildung. Immerhin erreichten 70% aller Unternehmerinnen die Schulabschlüsse der Mittleren Reife, Fachhochschul- und Hochschulreife. Abb.2: Schulische Bildung 4 Fachhoch-/Hochschulreife Mittlere Reife Hauptschulabschluss kein Abschluss/keine Angabe Quelle: eigene Darstellung nach Lauxen-Ulbrich und Leicht 2005. Mit einer bundesweiten Selbständigenquote von rund 7% bei Frauen ist die Gründungsneigung von Akademikerinnen (16,3%) am höchsten. Nur jede achte Unternehmerin hat als Meisterin oder Technikerin abgeschlossen, während hingegen die meisten Männer dieser Gruppe sich am gründungsfreudigsten zeigen (33%) 5. Höhere Bildung und Kompetenz in der entsprechenden Branche gelten damit als eindeutiges Kriterium für den Entschluss zur Selbständigkeit. Dies bestätigen auch Lauxen-Ulbrich und Leicht. Die Motivation zur unternehmerischen Tätigkeit ist Ausdruck der Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten, die Gründerinnen in der Berufspraxis erworben haben. Eine bessere schulische Ausbildung von Gründerinnen gegenüber abhängig beschäftigten Frauen kann einen Hinweis bieten, dass hochqualifizierte Frauen im Gegensatz zu den männlichen Kollegen ihre Qualifikation nicht adäquat in eine abhängige berufliche Laufbahn einbringen können. 4 vgl.: Berichtsjahr 2003. 5 vgl.: Lauxen-Ulbrich und Leicht 2005. 6 vgl.: Berichtsjahr 2003.

Ethnische Herkunft / 05 Abb.3: Berufliche Qualifikation 6 Hoch- und Fachhochschulreife Fachschule, Meister... Lern-/Anlernausbildung kein Abschluss, ohne Angabe Quelle: eigene Darstellung nach Lauxen-Ulbrich und Leicht 2005. Ethnische Herkunft Von über einer Million selbständiger Frauen waren im Jahr 2003 rund sieben Prozent anderer ethnischer Herkunft. Dabei gehören unter den 75.000 Gründerinnen (7% aller selbständigen Frauen) mit Migrationshintergrund Italienerinnen und Türkinnen zu den aktivsten. Allerdings ist die Gründungsquote bei selbständigen Frauen anderer ethnischer Herkunft nur etwa halb so hoch wie bei Männern derselben Staatsangehörigkeit. Die Zuwachsrate ist zwischen 1991 und 2003 bei weiblichen Gründerinnen anderer ethnischer Herkunft mit +83% deutlich höher als bei deutschen Gründerinnen mit +34% 7. Abb.4: Gründerinnen anderer ethnischer Herkunft 8 Sonstige 69,3% Quelle: eigene Darstellung nach Lauxen-Ulbrich und Leicht 2005. 6 vgl.: Berichtsjahr 2003. 7 vgl.: Lauxen-Ulbrich und Leicht 2005. 8 vgl.: Unter der Kategorie Sonstige wurde eine Vielzahl anderer Ethnien subsummiert, deren Einzelanteile nicht aussagekräftig genug sind. Berichtsjahr 2003.

06 / Familienstand und Lebenssituation Familienstand und Lebenssituation Familienstand und Kinder sind entscheidende Kenngrößen für die Lebenssituation von Selbständigen und Unternehmensgründerinnen. Sie nehmen einen wichtigen Einfluss auf die Gründungsneigung. Zwei Drittel aller weiblichen Selbständigen sind verheiratet, während Arbeitnehmerinnen im Vergleich deutlich seltener verheiratet sind. Möglicherweise ist die Unterstützung des Partners bei Existenzgründern von größerer Bedeutung als bei einer abhängig Beschäftigten. Abb.5: Familienstand weiblicher Selbständiger 9 unverheiratet verheiratet Quelle: eigene Darstellung nach Lauxen-Ulbrich und Leicht 2005. Tabelle 1: Erwerbstätige Frauen ohne und mit Kinder nach Kindesalter 10 Mit Kindern im Alter von Selbständige Abhängig bis unter Jahre (im Haushalt) beschäftigte Frauen 0-3 5,8 6,7 3-6 7,9 6,8 6-10 11,2 10,5 10-15 16,9 16,7 15-18 11,2 12,6 0-18 insgesamt 37,4 39,2 Keine Kinder < 18 62,6 60,8 Gesamt 100,0 100,0 Quelle: eigene Darstellung nach Lauxen-Ulbrich und Leicht 2005. Oben stehende Tabelle bietet keinerlei Anhaltspunkte für die Beantwortung der Frage, ob sich in der Selbständigkeit Familie und Beruf besser vereinbaren lassen. Sowohl Selbständige als auch abhängig erwerbstätige Frauen haben zu annähernd gleichen Anteilen Kinder in den unterschiedlichen Altersstufen. Die Mehrzahl mit rund 60% hat jedoch keine Kinder. 9 vgl.: Berichtsjahr 2003. 10 vgl.: Berichtsjahr 1999.

Volkswirtschaftliche Ausgangslage / Entwicklung der Erwerbstätigkeit und Selbständigenquote / 07 Volkswirtschaftliche Ausgangslage Die Gründungsaktivitäten von Frauen sind stets im Kontext der Lage und Veränderung des Arbeitmarktes insgesamt, sowie der Bevölkerungs- und Erwerbstätigenentwicklung zu betrachten. Hierzu ein Vergleich der Zahl der Selbständigen mit den abhängig erwerbstätigen Frauen. Entwicklung der Erwerbstätigkeit und Selbständigenquote Abb.6: Erwerbstätigkeit von Frauen in Deutschland Quelle: eigene Darstellung nach Statistisches Bundesamt 2004. Die Situation von Frauen hat sich am Arbeitsmarkt allgemein verbessert, so dass der Anteil der erwerbstätigen Frauen grundsätzlich leicht gestiegen ist. Diese Entwicklung wird durch die Erwerbstätigenquote deutlich unterstützt: Zwischen 1993 und 2003 nahm die Erwerbstätigenquote um rund 3% zu. Im Gegensatz dazu stieg die Selbständigenquote 11 im selben Zeitraum nur um gut 1%. Die Selbständigenquote der Frauen hat sich auch im Vergleich zu der ihrer männlichen Kollegen nur geringfügig erhöht und ist im Vergleich nach wie vor niedrig 12. Der Gender-Gap, die Geschlechterdiskrepanz ist weiterhin vorhanden und es ist laut IfM nicht angemessen, von einem Gründerinnen- oder Unternehmerinnenboom zu sprechen, zumal sich diese Tendenz voraussichtlich fortsetzen wird. 11 vgl.: Die Selbständigenquote beschreibt den Anteil der Selbständigen (in Prozent) einschließlich mithelfender Familienangehöriger an den Erwerbstätigen. 12 vgl.: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2004.

08 / Aktuelle Lage / Gründungsquoten in Deutschland Aktuelle Lage Der Anteil selbständiger Unternehmerinnen ist seit 2001 kontinuierlich auf 30% angestiegen. Jahr Selbständige darunter weiblich Anteil weiblicher Selbständiger an allen Selbständigen 2001 3.632.000 1.012.000 27,86% 2002 3.654.000 1.026.000 28,06% 2003 3.744.000 1.066.000 28,47% 2004 3.852.000 1.112.000 28,87% 2005 4.080.000 1.228.000 30,09% (Quelle: Mikrozensus, Stat. Bundesamt) D.h. fast jedes dritte Unternehmen wird in Deutschland von einer Frau geführt. Gründungsquoten in Deutschland Insgesamt können jedoch ansteigende Gründungsaktivitäten unter Frauen nachgewiesen werden. Laut des Global Entrepreneurship Monitors 1999 bis 2004 kamen noch im Jahre 1999 auf eine weibliche Unternehmensgründerin über sieben männliche Gründer. Bis einschließlich 2004 verbesserte sich dieses Verhältnis deutlich auf 1:1,56. Abb.7: Gründungsquoten von Männern und Frauen Männer Frauen 1999 2000 2001 2002 2003 2005 Quelle: Eigene Darstellung nach Sternberg et al. 1999-2005.

Gründungsformen / 09 Gründungsformen Die differenzierte Betrachtung der einzelnen Gründungsformen von Haupterwerb, Nebenerwerb und Zuerwerb gestaltet sich schwierig. Zum einen wird in der Gewerbestatistik erst seit 2003 auch das Geschlecht erfasst und zum anderen gehen lediglich Neueinrichtungen in die Statistik mit ein, wobei die Unternehmensnachfolge nicht berücksichtigt wird. Ebenfalls sind eine ganze Reihe von Branchen und Berufen von der Anzeigepflicht ausgenommen. Hierzu zählen vor allem die so genannten Freien Berufe, Apotheken, Versicherungsunternehmen sowie Berufe im landwirtschaftlichen Sektor. Insbesondere die Freien Berufe, zu denen Ärzte, Rechtsanwälte, Notare sowie wissenschaftliche, künstlerische oder schriftstellerische Tätigkeiten zählen, führen zu einer erheblichen Unterschätzung von Gründungen in diesen Wirtschaftszweigen und der Teilzeitselbständigkeit 13. Laut KfW Gründungsmonitor machten sich in Deutschland insgesamt im Jahr 2003 weit über eine Million Personen im Haupt- oder Zuerwerb selbständig. Abb.8: Selbständige Frauen im Haupt- und Nebenerwerb 14 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Quelle: Eigene Darstellung nach Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit 2003. Die Selbständigkeit von Frauen im Nebenerwerb gewinnt insbesondere seit 1995 immer mehr an Bedeutung und verdoppelte sich auf sehr niedrigem Niveau zwischen 1993 und 2001. Im Jahre 2001 waren rund 29% der selbständigen Frauen im Nebenerwerb tätig - im Gegensatz zu rund 18% im Jahr 1993. Trotz der beschriebenen Veränderungen hat das Phänomen der Nebenerwerbsselbständigkeit in den letzten Jahren quantitativ nicht sehr stark an Bedeutung gewonnen. 13 vgl.:teilzeitselbständige: Zu- und Nebenerwerbsselbständigenfälle

10 / Gründungsformen Abb.9: Selbständige im Haupt-, Zu- und Nebenerwerb 408.000 Nebenerwerbsselbständige davon 88,5% ohne Beschäftigte Zweite Erwerbstätigkeit Teilzeitselbständige 71,6% Männer 28,4% Frauen 448.000 Zuerwerbsselbständige, davon 83,5% ohne Beschäftigte 35,3% Männer 64,7% Frauen Erste oder einzige Erwerbstätigkeit Vollzeitselbständige 3.174.000 Haupterwerbsselbständige davon 45,5% ohne Beschäftigte 77,0% Männer 23,0% Frauen Quelle: Piorkowsky 2004. Der Gendervergleich zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Gründungen von Frauen und Männern. Nach wie vor waren 2001 Selbständigkeiten im Zuerwerb und Nebenerwerb weiblich dominiert und Gründungen im Haupterwerb eine männliche Domäne. Insgesamt gesehen sind diese Gründungen auch zum Großteil Solo-Selbständigkeiten. In beiden Gründungsformen ist der Frauenanteil jedoch deutlich gestiegen. Dies bedeutet auch, dass mit sinkender wirtschaftlicher Substanz der gemeldeten Betriebe der Frauenanteil steigt. Ein solches Ergebnis wird durch die Selbständigkeiten innerhalb der Freien Berufe noch verstärkt. In den Freien Berufen und der Selbständigkeit im Zuerwerb gründen Frauen hauptsächlich als Solo-Selbständige (70% der Frauengründungen).

Quantitative Strukturmerkmale von Frauenunternehmen und ihre wirtschaftliche Bedeutung / 11 Quantitative Strukturmerkmale von Frauenunternehmen und ihre wirtschaftliche Bedeutung Kapitalbedarf und Kapitalgeber Laut des Global Entrepreneurshipmonitors 2003 gaben über 40% der potentiellen Gründerinnen an, weniger als 10.000 bzw. zwischen 10.000 und 50.000 für ihr Vorhaben zu benötigen. Männer im Gegensatz dazu bewerten ihren Kapitalbedarf deutlich höher. Abb.10: Tatsächlicher Kapitalbedarf weiblicher und männlicher Gründer 16 49,0% 45,9% 35,1% 35,6% 21,6% 15,4% < 2.600 2.600-25.600 >25.000 Quelle: eigene Darstellung nach Lauxen-Ulbrich und Leicht 2005. Dass Männer und Frauen sich in dieser Hinsicht durchaus realistisch einschätzen, bestätigt das tatsächlich benötigte Fremdkapital. Rund die Hälfte der Frauen benötigte 1997 zwischen 2.600 und 25.600, während viele Frauen mit weniger als 2.600 in die Selbständigkeit gestartet sind. 16 vgl.: Berichtsjahr 1997.

12 / Quantitative Strukturmerkmale von Frauenunternehmen und ihre wirtschaftliche Bedeutung Abb.11: Eigenkapitalbasis geplanter Unternehmen 17 Quelle: eigene Darstellung nach Sternberg et al. 2004. Frauen haben nicht nur für ihre Unternehmensgründungen einen deutlich geringeren Kapitalbedarf als Männer, sondern auch ihre Finanzierungsquellen sind unterschiedlich. Frauen haben, wie oben stehende Abbildung verdeutlicht, eine deutlich geringere Eigenkapitalbasis für die Gründung ihres Unternehmens. Während immerhin noch ein Drittel der Männer mit mehr als 50.000 Eigenkapital den Schritt in die Selbständigkeit wagt, ist dies nur rund bei einem Zehntel der Frauen der Fall. Entsprechend stehen auch nur rund 20% der Männer weniger als 10.000 Eigenkapital zur Verfügung. Mit dieser Summe muss mehr als die Hälfte der Frauen auskommen. Im Zuge dessen stellen Frauen weniger Kreditanträge als Männer und bevorzugen informelle Geldquellen, wie z.b. von Familienangehörigen. 2002 nahmen 30% der Frauen, aber nur 22% der Männer das enge familiäre Umfeld als Finanzierungsquelle in Anspruch. Parallel dazu wurden 50% der Gründungen durch Männer mit Fremdkapital von Banken finanziert, aber nur ein Drittel der Gründungen durch Frauen. Die informelle Beschaffung von Kapital, meist kleinerer Summen, rührt auch daher, dass Banken kaum in kleinere Gründungen mit geringeren Wachstumsaussichten, wie sie für Frauen typisch sind, investieren. Gleichzeitig können Frauen häufig in Bankgesprächen nicht überzeugen 18. Seit 1999 bzw. 2002 verbesserten sich durch das StartGeld und MikroDarlehen die Chancen für Frauen einen Gründungskredit zu erhalten. 2003 lag der Frauenanteil bei diesen Programmen mit 32,5% (StartGeld) und 30% (MikroDarlehen) deutlich über dem Frauenanteil anderer Förderinstrumentarien 19. 17 vgl.: Berichtsjahr 2003. 18 vgl.: Sternberg et al. 2003. 19 vgl.: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2004. 20 vgl.: Vgl. Lauxen-Ulbrich und Leicht.

Größe und Umsatz der Frauenunternehmen / 13 Größe und Umsatz der Frauenunternehmen Von Frauen gegründete Unternehmen sind kleiner und haben im Durchschnitt sieben Beschäftigte. Besonders die Solo-Selbständigkeit nahm seit Anfang der 1990er Jahre sprunghaft zu und stieg von rund 45% im Jahre 1991 auf knapp 63% im Jahr 2003. Dies entspricht 266.000 Selbständigen. Über die Hälfte der Frauen erwarten und/oder planen im Zuge dessen für ihr Unternehmen auch nur ein bis zwei Beschäftigte, während die Mehrzahl der Männer davon ausgehen, dass ihre Unternehmen sechs bis zehn oder mehr Mitarbeiter in den nächsten Jahren haben werden 20. Die geringe Betriebsgröße korrespondiert auch mit der Wahl der Rechtsform von Frauen für ihre Unternehmen. Personengesellschaften und Einzelunternehmen werden gegenüber Kapitalgesellschaften (Aktiengesellschaften und Gesellschaft mit beschränkter Haftung) weitaus häufiger von Frauen (86%) als von Männern gegründet 21. Eine weitere Korrelation ist zwischen der Betriebsgröße, respektive der von Männern bzw. Frauen geführten Unternehmen und der jährlichen Investitionssumme zu erkennen. Frauen investieren weitaus weniger in ihre Unternehmen als Männer in Unternehmen derselben Größe. So investieren Männer beispielsweise in Unternehmen mit ein bis vier Beschäftigten 14.000 p.a., im Gegensatz dazu Frauen aber nur 8.000 p. a.. Noch deutlicher fällt der Unterschied in Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten aus. Die jährliche Investitionssumme von Männern geführten Unternehmen beläuft sich auf rund 730.000, während Frauen nur rund ein Drittel davon im Jahr investieren. Pro Beschäftigtem lag damit im Durchschnitt die Höhe der Investition p.a. bei Frauen bei 2.685 und bei Männern mit 5.031 doppelt so hoch 22 23. Der Umsatz, als Indikator für den wirtschaftlichen Erfolg und die Größe eines Unternehmens, stehen in der Regel in direktem Zusammenhang. Nachdem Frauen überwiegend im Neben- oder Zuerwerb oder solo-selbständig sind, weisen ihre Unternehmen auch einen geringeren Umsatz auf. Der direkte Geschlechtervergleich zeigt, dass nur bei Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten deutliche Unterschiede gegenüber Männern zu erkennen sind. Während von Männern gegründete Unternehmen in dieser Kategorie rund 36 Millionen Jahresumsatz erwirtschaften, sind es in Unternehmen von Frauen nur rund 5,4 Millionen Euro. Dabei ist festzuhalten, dass auch die Beschäftigtenproduktivität von Frauenunternehmen in allen Größenklassen mit rund 73.000 nur rund halb so hoch ist, wie der in von Männern geführten Unternehmen 24. 21 vgl.: Lauxen-Ulbrich und Leicht. 22 vgl.: Lauxen-Ulbrich und Leicht. 23 vgl.: Berichtsjahr 2000. 24 vgl.: Lauxen-Ulbrich und Leicht. (Anmerkung der Autoren: Der Arbeitseinsatz und das Arbeitsvolumen wurden dabei nicht mit in die Betrachtung einbezogen)

14 / Größe und Umsatz der Frauenunternehmen / Fazit Abb.12: Umsatz nach Beschäftigtenzahl und Geschlecht (in Tsd. Euro) 40.000 30.000 20.000 10.000 161 262 491 903 2.013 1.772 5.379 35.983 0 1-4 Beschäftigte 5-9 Beschäftigte 10-19 Beschäftigte > 20 Beschäftigte Quelle: eigene Darstellung nach Sternberg et al. 2004. Daraus resultierend liegt das Nettoeinkommen von Frauen deutlich unter dem ihrer männlichen Kollegen. Von den selbständigen Männern erzielten im Jahr 2001 rund 64 % ein monatliches Nettoeinkommen von mindestens 1.534, von den Frauen waren dies nur rund 35 % 25. Fazit Wie auch aus zahlreichen anderen Publikationen hervorgeht, ist das Potenzial für Unternehmensgründungen von Frauen bei Weitem nicht ausgeschöpft. Folglich gilt es ihre Qualifikationen, Lebenssituation, Leistungsbereitschaft und Kreativität im Zuge der Existenzgründung nachhaltig zu berücksichtigen. Diese Aspekte werden in den folgenden Faktenblättern 02/2007 und 03/2007 noch detaillierter betrachtet. Für Existenzgründungen durch Frauen müssen vor allem weiterhin adäquate Rahmenbedingungen geschaffen werden, die ein günstiges Gründungsklima ermöglichen, mit dem Ziel den Anteil der Frauenunternehmen von aktuell rund 30 % bundesweit nachhaltig zu erhöhen. 25 vgl.: Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit 2003.

Literatur / 15 Literatur BUNDESMINISTERIUM FÜR FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN UND JUGEND (Hrsg.) (2004): Frauen in Deutschland. Von der Frauen- zur Gleichstellungspolitik. Berlin. BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT (Hrsg.) (2003). Unternehmerinnen in Deutschland. Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit. Langfassung. (= Dokumentation Nr. 522). Berlin. LAUXEN-ULBRICH, MARIA und LEICHT, RENÉ (2005): Wie Frauen gründen und was sie unternehmen. Nationaler Report Deutschland. Teilprojekt: Statistiken über Gründerinnen und selbständige Frauen. Mannheim. PIORKOWSKY, MICHAEL-BURKHARD (2004): Haushaltssektoranalyse. Bonn. URL: www.haushaltsoekonomik.uni-bonn.de/hhsa- Zusammenstellung%20SS05.pdf. (Abrufdatum: 23.10.2006). STATISTISCHES BUNDESAMT (Hrsg.) (2004): Tabellenanhang zur Pressebroschüre. Leben und Arbeiten in Deutschland. Ergebnisse des Mikrozensus 2003. Wiesbaden. STERNBERG, ROLF ET AL. (2001): Global Entrepreneurship Monitor 2001. Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich. Länderbericht Deutschland 2001. Kurzfassung. Köln. STERNBERG, ROLF ET AL.(2002): Global Entrepreneurship Monitor 2002. Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich. Länderbericht Deutschland 2002. Kurzfassung. Köln. STERNBERG, ROLF ET AL. (2003): Global Entrepreneurship Monitor 2003. Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich. Länderbericht Deutschland 2003. Köln. STERNBERG, ROLF und LÜCKGEN, INGO (2004): Global Entrepreneurship Monitor 2004. Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich. Länderbericht Deutschland 2004. Köln. STERNBERG, ROLF ET AL. (2005): Global Entrepreneurship Monitor 2005. Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich. Länderbericht Deutschland 2005. Kurzfassung. Köln. STERNBERG, ROLF ET AL. (1999): Global Entrepreneurship Monitor 1999. Länderbericht Deutschland. Kurzfassung. Köln. STERNBERG, ROLF ET AL. (2000): Global Entrepreneurship Monitor 2000. Länderbericht Deutschland. Köln.

Kontakt: bundesweite gründerinnenagentur Haus der Wirtschaft Willi-Bleicher-Str. 19 70174 Stuttgart bga@gruenderinnenagentur.de www.gruenderinnenagentur.de Hotline 01805-22 90 22 Bisher in dieser Reihe erschienen: Nr. 01 Existenzgründung durch Frauen in Deutschland Daten und Fakten Quantitative Bedeutung von Gründungen durch Frauen Nr. 02 Existenzgründung durch Frauen in Deutschland Daten und Fakten Qualitative Bedeutung von Gründungen durch Frauen Nr. 03 Existenzgründung durch Frauen in Deutschland Daten und Fakten Psychologische Aspekte der Gründungen durch Frauen Tagungsband: Frauen, Gründung, Förderung Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis Bericht: Bericht über die volkswirtschaftliche Bedeutung unternehmerischer Tätigkeiten von Frauen im nationalen und internationalen Vergleich Dokumentation: 2. Expertinnen / Experten Workshop der bundesweiten gründerinnenagentur (bga) Technologieorientierte und wissensbasierte Unternehmensgründungen durch Frauen Netzwerke, Spin-offs, Teamgründungen Nr. 04 Unternehmensübernahme durch Frauen in Deutschland Daten und Fakten Nr. 05 Technologieorientierte Gründungen durch Frauen Nr. 06 Selbständigkeit von Frauen in der Informatikbranche