California
Bogle Die Geschichte des kalifornischen Rebbaus beginnt, wie in vielen Ländern der Neuen Welt, mit den Missionaren, die ausschwärmten, um die indianische Bevölkerung zum Christentum zu bekehren. 1769 kam Junípero Serra, ein Franziskanerpater, nach Kalifornien und legte die Basis für die Christianisierung. Dem Messwein und seiner rastlosen, zielstrebigen Missionsarbeit ist es zu verdanken, dass der Rebbau entlang der Westküste einen rasanten Aufschwung erlebte. 1823 wurde von Junípero Serra die letzte und nördlichste Missionsstation in Sonoma gegründet, die heute noch im Zentrum des idyllischen Ortes, unweit der Metropole San Francisco, zu besichtigen ist. CALIFORNIA Die Reben gediehen prächtig in diesem von der Sonne verwöhnten Teil der Erde, und der Wein brachte den Menschen bereits im 18. Jahrhundert einen gewissen Wohlstand. Doch zwei bedeutende Ereignisse haben die amerikanische Weinwirtschaft in ihrer relativ jungen Geschichte auf das härteste getroffen. 1870 suchte die Reblaus (Phylloxera vastatrix) zum ersten Mal die Rebberge von Sonoma auf. Das verhängnisvolle Resultat war die völlige Zerstörung der gepflanzten Reben und der dramatische Niedergang einer florierenden Weinwirtschaft. Kaum hatten die Winzer ihre Rebberge neu bestockt, wurden 1919 die Produktion und der Verkauf von alkoholischen Getränken in Amerika verboten. Von den katastrophalen Folgen der Prohibition erholte sich die Weinwirtschaft erst nach dem 2. Weltkrieg, und dies nur sehr zögernd. Seit den 60er Jahren geht es jedoch so richtig steil aufwärts. «The Sunny State», wie Kalifornien auch genannt wird, umfasst zurzeit rund 220 000 ha Rebfläche und ist damit die weitaus bedeutendste Weinanbauregion der Vereinigten Staaten von Amerika. Von der Bergkette der Kaskaden an der Nordgrenze bis nach San Diego an die Grenze zu Mexiko sind es mehr als 1 500 km so weit wie von Hamburg nach Rom! Da kann man sich sehr gut vorstellen, dass innerhalb dieser schier unendlich erscheinenden Fläche eine Vielfalt an mikroklimatischen Voraussetzungen, unterschiedlichen Bodenzusammensetzungen sowie topografischen Gegebenheiten herrscht. Es gibt heisse Regionen, in denen Trauben nur zur Rosinenproduktion angebaut werden, und es gibt kühle Zonen, die wie geschaffen sind für den Qualitätsrebbau. Es sind vor allem die küstennahen Gebiete, die vom kühlen Wind und Nebel des nahen Pazifiks profitieren. Denn die Trauben reifen langsamer und gewinnen dadurch an Komplexität und Konzentration, was in sehr warmen Weinanbauregionen eine Grundvoraussetzung für die Produktion
von Spitzenweinen ist. Die Geschichte der Bogle Winery begann mit den Vorfahren der heutigen sechsten Generation, die die weite Reise in die Ungewissheit auf sich nahmen und der schottischen Heimat, wo es weder Zukunft noch Existenz gab, den Rücken kehrten, um mit einem der grossen Treks in den Wilden Westen, ins Land der unbeschränkten Möglichkeiten zu ziehen. Niedergelassen haben sie sich am Sacramento River in der Region des heutigen Clarksburg. Diese Provinzstadt liegt gute 80 Meilen östlich von San Francisco und fast gleich weit vom bekanntesten Weinanbaugebiet Kaliforniens, dem Napa Valley entfernt. Wie viele ihrer Leidensgenossen fanden sie im fruchtbaren Central Valley ein Auskommen und eine Existenz in der Landwirtschaft, die bis zum heutigen Tage für die Familie Bogle von Bedeutung geblieben ist. Mit Warren Bogle sen., der vierten Generation, kam etwas Rebbau dazu. Er gründete 1978 eine kleine Kellerei. Die Landwirtschaft blieb jedoch immer im Zentrum des Interesses. Als Chris einer seiner beiden Söhne das Familiengut übernahm, war der Rebbau eine der Einnahmequellen des landwirtschaftlichen Betriebs: nicht mehr und nicht weniger. Wäre es nach Chris Vorstellungen gegangen, dann wäre das auch so geblieben. Er war der typische amerikanische Farmer, der mit Hand und Herz bei der Sache war, um landwirtschaftliche Produkte für die grosse Nation und deren immense Bevölkerung zu erzeugen. Für den Rebbau und den Wein hatte er wenig übrig. Ganz im Gegensatz zu seiner Frau Patty, für die die Rebe ein Steckenpferd war. Das Weinmachen überliess sie wohlweislich einem Spezialisten, dem Winemaker. Die Weine kamen gut an, das Weingut prosperierte und die über viele Jahre stiefmütterlich geführte Aktivität begann an Bedeutung und an Bekanntheit zu gewinnen. Nach dem frühen Tod von Chris musste Patty mit ihren drei gemeinsamen Kindern die Gesamtverantwortung übernehmen. Warren Bogle jun., kaum 21 Jahre alt, hatte das Studium abzubrechen, um im elterlichen Betrieb der Mutter unter die Arme zu greifen. Seitdem betreut er die Landwirtschaft sowie den Rebbau. Unter seiner Führung wuchs die Rebfläche auf stattliche 1500 acres (1 acre = 0,405 Hektar), was zirka 50% des aktuellen Traubenbedarfs ergibt. Das zusätzlich benötigte Traubengut wird von Familienbetrieben eingekauft, die durch Warren Bogle jun. über das Jahr begleitet und kontrolliert werden. Entsprechend gross ist die Verantwortung für seine Schwester Jody, die für das Marketing und für den Vertrieb zuständig ist. Denn was eingekeltert wird, soll auch an den Mann, respektive an die Frau gebracht werden. Eine nicht einfache, aber lösbare Aufgabe, wie Jody mit den Jahren feststellte. Ryan, der Dritte im Bunde, ist für die Finanzen verantwortlich. Patty Bogle, die im Spätherbst 2010 verstarb, wusste den Familienbetrieb in guten Händen und überliess der 6. Generation ein Vermächtnis, das diese im Sinne der Familie weiterführen wird. Die Weichen sind dafür frühzeitig gestellt worden, und die entsprechenden Entscheide sind gefallen. Für die Kelterung der Weine sind zwei versierte und bestens ausgebildete Oenologen angestellt worden: Chris Smith stiess 1992 zu Bogle und Eric Aafedt kam zwei Jahre später dazu. Sie sind noch heute von A-Z für die Qualität verantwortlich. Dafür haben sie quasi freie Hand, wie Eric Aafedt anlässlich einer Promotions- Tournée in der Schweiz erwähnte. Der Name Bogle soll für preiswerte Weine stehen, die durch ihren fruchtigen Stil überzeugen und viel Trinkgenuss vermit-
teln. Das kommt gut an. Die noch vornehmlich amerikanischen KonsumentInnen goutieren ihn und langen zu. 10% Wachstum pro Jahr ist bei Bogle keine Seltenheit. Das Erfolgsrezept basiert auf den so genannten Rebsortenweinen. Mit der Ausnahme des Phantoms, einer Cuvée aus den Rebsorten Petite Sirah, Zinfandel, Mourvèdre, werden die Weine aus einer Rebsorte gekeltert. Rebsorten, die für Kalifornien stehen, wie z. B. der Zinfandel oder der omnipräsente Chardonnay, der Cabernet Sauvignon und last but not least der Merlot. Mit Spezialitäten französischen Ursprungs wie dem Chenin Blanc oder dem Petite Sirah runden sie das Angebot ab. Übrigens, die letztgenannte Rebsorte hat eine Gemeinsamkeit mit der weltweit bekannten Syrah-Traube (auch Shiraz genannt). Sie ist eine Kreuzung von Syrah und Peloursin (Synonyme in Frankreich: Durif), die ursprünglich aus Südfrankreich stammt. Bogle ist gemäss eigenen Angaben der weltweit grösste Produzent eines Rebsortenweins aus dieser Traube. «Was aber noch lange nicht heisst, dass wir viel Wein davon erzeugen. Es gibt weit grössere Betriebe, die diese Rebsorte anbauen, aber das Traubengut dann in Cuvées assemblieren», erzählt Jody Bogle über diese Spezialität. Die 6. Generation hat noch einiges vor. Eine neue, moderne Kellerei wird gebaut, um noch bessere Qualität zu gewähren. Und in die Marktbearbeitung wird investiert. Zwar ist das Vertriebsnetz in den USA praktisch lückenlos, aber in Übersee gibt es noch viel zu tun. www.boglewinery.com
Chardonnay Was in der Nase auffällt, ist das breite Aromaspektrum: frisch-fruchtige Noten, leicht rauchige Aromen sowie exotische Früchte. Es ist ein Chardonnay, der im Bouquet bereits positiv in Erscheinung tritt und die üblichen Vorurteile über die Weissen der Neuen Welt in Frage stellt. Die Fruchtigkeit im Gaumen, in Kombination mit einem vollen, aber eleganten Körper sowie einer aromatischen Nachhaltigkeit, überzeugt. Im anhaltenden Finale halten sich Frucht und Körper die Balance und hinterlassen einen spannenden Sinneseindruck. Rebsorte: Weinausbau: Passt zu: Chardonnay Während neun Monaten im Barrique (amerikanischer Eiche) ausgebaut Kalbfleisch, Geflügel, Fischgerichte, asiatische Küche Trinktemperatur: 8-10 Genussreife: Optimal zwischen dem zweiten und vierten Jahr Cabernet Sauvignon Das Bouquet ist verführerisch und komplex: schwarze Kirschen, sortentypische Aromen wie Peperoni und Cassis, Raucharomen, Gewürze wie Vanille, Zimt, Gewürznelken und Muskatnuss. Im Gaumen präsentieren sich ein mächtiger Körper, eine dichte, fruchtige Struktur und eine samtige Gerbstofftextur, die von einer feinen Tabak- Aromatik begleitet ist. Dieser Cabernet Sauvignon hat samtigen Stoff, und trotzdem zeigt er Frische und eine gewisse Strenge im Finale, das anhält. Es ist ein Wein, der viele Facetten zeigt und dadurch spannend ist. Rebsorte: Weinausbau: Passt zu: Cabernet Sauvignon Während 14 Monaten im Barrique (amerikanischer Eiche) ausgebaut Grillspezialitäten (z.b. Rib eye, T-Bone Steak, Porterhouse), Rindsragout, Truthahn, Lamm, gereifte Käse Trinktemperatur: 16-18 Genussreife: Optimal zwischen dem dritten und achten Jahr
Petite Sirah Die Rebsorte Petite Sirah hat etwas mit jener bekannten Sorte aus dem Vallée du Rhône gemeinsam. Sie ist eine Kreuzung der Syrah- und Peloursin-Rebe. Letztere wird in Frankreich Durif und auf Deutsch Blauer Muner genannt. So fremdländisch dies alles tönen mag, Rebstöcke dieser Sorte wurden auch im Aargau mittels DNS-Analyse eindeutig identifiziert. So nah und doch so fern... In der Nase offenbart sich ein Mix von reifer Beerenfrucht, von Gewürznoten und von dezenten Ausbauaromen. Fein, ausgewogen und dicht präsentiert sich dieser Rote im Gaumen. Dieser Sinneseindruck wiederspiegelt sich auch im fruchtigen, langen Finale, das viel Spass macht. Rebsorte: Weinausbau: Passt zu: Petite Sirah Während zwölf Monaten im Barrique (amerikanischer Eiche) ausgebaut Wildgerichte, Lammgerichte, Grilladen (z.b. Spare Ribs, Schweinssteaks, Braten), Tajine mit Poulet oder Lamm, mediterrane Küche Trinktemperatur: 16-18 Genussreife: Optimal zwischen dem dritten und sechsten Jahr