Was ist zwischenmenschliche Kommunikation? Entwicklung Beratung Training Coaching

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Transkript:

Die vier Seiten einer Nachricht Ein Modell der zwischenmenschlichen Kommunikation Was ist zwischenmenschliche Kommunikation? Der Grundvorgang der zwischenmenschlichen Kommunikation ist schnell beschrieben. Da ist ein Sender, der etwas mitteilen möchte. Er verschlüsselt sein Anliegen in erkennbare Zeichen - wir nennen das, was er von sich gibt, seine Nachricht. Dem Empfänger obliegt es, dieses wahrnehmbare Gebilde zu entschlüsseln. In der Regel stimmen gesendete und empfangene Nachricht leidlich überein, so dass eine Verständigung stattgefunden hat. Häufig machen Sender und Empfänger von der Möglichkeit Gebrauch, die Güte der Verständigung zu überprüfen: Dadurch, dass der Empfänger zurückmeldet, wie er die Nachricht entschlüsselt hat, wie sie bei ihm angekommen ist und was sie bei ihm angerichtet hat, kann der Sender halbwegs überprüfen, ob seine Sende-Absicht mit dem Empfangsresultat übereinstimmt. Eine solche Rückmeldung heißt auch Feedback. Cicero Besuchen Sie uns im Internet unter www.cicero.biz. Wir freuen uns über Ihren Besuch!

Was enthält eine Nachricht? Schauen wir uns eine Nachricht genau an. Jede Nachricht enthält ein ganzes Paket mit vielen verschiedenen Botschaften und das macht den Vorgang der zwischenmenschlichen Kommunikation so kompliziert und störanfällig, aber auch so aufregend und spannend. Um die Vielfalt der Botschaften, die in einer Nachricht stecken, ordnen zu können, kann man vier seelisch bedeutsame Seiten an ihr unterscheiden. Diese vier Seiten kann man am besten an einem einfachen Alltagsbeispiel untersuchen: Der Mann (= Sender) sagt zu seiner am Steuer sitzenden Frau (= Empfänger): <<Du, da vorne ist grün!" - Was steckt alles drin in dieser Nachricht, was hat der Sender (bewusst oder unbewusst) hineingesteckt, und was kann der Empfänger ihr entnehmen? 1. Sachinhalt Worüber ich informiere Zunächst enthält die Nachricht eine Sachinformation. Wir erfahren etwas über den Zustand der Ampel - sie steht auf grün. Man könnte nun annehmen, dass das ja das wesentliche an der zwischenmenschlichen Kommunikation sei - eben eine Sachinformation zu vermitteln. Dann wäre die Sache wohl eher unproblematisch. Aber... 2. Selbstoffenbarung Was ich von mir selbst kundgebe In jeder Nachricht stecken auch Botschaften über den Sender. Wir erfahren, dass er offenbar deutschsprachig und vermutlich farbtüchtig, überhaupt, dass er wach und innerlich dabei ist. Ferner: dass er es vielleicht eilig hat usw. (Ich-Botschaft). Allgemein gesagt: In jeder Nachricht steckt ein Stück Selbstoffenbarung des Senders, wobei damit sowohl die gewollte Selbstdarstellung als auch die unfreiwillige Selbstenthüllung einzuschließen ist. Diese Seite der Nachricht ist psychologisch hochbrisant, denn mit ihr verbinden sich viele Probleme der zwischenmenschlichen Kommunikation. So etwa kann man damit versuchen, sich Die vier Seiten einer Nachricht Seite 2

selber anders darzustellen als man ist (Selbsterhöhung, - verbergung). Im Laufe des Lebens entwickelt man viele Techniken, die aber nicht immer dem Ziel der Kommunikation dienlich sind, die einem aber vor allem selber viele psychische Probleme bereiten können. Die vier Seiten einer Nachricht Seite 3

3. Beziehung Was ich von dir halte und wie wir zueinander stehen Friedemann Schulz von Thun Aus der Nachricht geht ferner hervor, wie der Sender zum Empfänger steht, was er von ihm hält. Oft zeigt sich dies in der gewählten Formulierung, im Tonfall und anderen nichtsprachlichen Begleitsignalen. Für diese Seite der Nachricht hat der Empfänger ein besonders empfindliches Ohr, denn hier fühlt er sich als Person in bestimmter Weise behandelt (oder misshandelt). In unserem Beispiel gibt der Mann durch seinen Hinweis vielleicht zu erkennen, dass er seiner Frau nicht recht zutraut, ohne seine Hilfe den Wagen optimal zu fahren. Möglicherweise wehrt sich die Frau gegen diese "Bevormundung" und antwortet barsch: "Fährst du oder fahre ich?" - wohlgemerkt: ihre Ablehnung richtet sich in diesem Fall nicht gegen den Sachinhalt (dem wird sie zustimmen!), sondern ihre Ablehnung richtet sich gegen die empfangene Beziehungsbotschaft. Allgemein gesprochen: Eine Nachricht senden heißt auch immer, zu dem Angesprochenen eine bestimmte Art von Beziehung auszudrücken. Was spielt sich jetzt, während Sie diesen Text lesen, auf der Beziehungsseite der Nachricht ab? Indem der Autor überhaupt diesen Beitrag geschrieben und veröffentlicht hat, gibt er zu erkennen, dass er Sie hinsichtlich des Themas für informationsbedürftig hält. Er weist Ihnen die Rolle des Schülers zu. Indem Sie bis hierher gelesen haben und auch weiterlesen, geben Sie zu erkennen, dass Sie eine solche Beziehung für den Augenblick akzeptieren. Es könnte aber auch sein, dass Sie sich durch die Art der Entwicklung von Gedanken "geschulmeistert" fühlen, dass Sie sich denken: "Mag ja richtig sein, was der da schreibt (Sachseite der Nachricht), aber die belehrende Art geht mir auf den Wecker!" Streng genommen ist dieser Aspekt natürlich ein spezieller Teil der Selbstoffenbarung. Jedoch wollen wir den Beziehungsaspekt als davon unterschiedlich behandeln, weil die psychologische Situation des Empfängers verschieden ist: Beim Empfang der Selbstoffenbarung ist er ein nicht selbst betroffener Diagnostiker (was sagt mir deine Äußerung über dich aus - d.h., er kann das einfach zur Kenntnis nehmen und seine Schlüsse daraus ziehen), beim Empfang der Beziehungsseite ist er aber selbst "betroffen", und zwar oft im doppelten Sinn dieses Wortes. Genaugenommen sind auf der Beziehungsseite der Nachricht nämlich zwei Arten von Botschaften versammelt: zum einen solche, aus denen hervorgeht, was der Sender vom Empfänger hält (Du-Botschaft), zum anderen auch eine Botschaft darüber, Die vier Seiten einer Nachricht Seite 4

wie der Sender die Beziehung zwischen sich und dem Empfänger sieht (Wir-Botschaft). Die Du-Botschaft in dem Beispiel könnte etwa bedeuten: du bist beim Autofahren hilfsbedürftig. Die Wir-Botschaft könnte sein: Wir haben eine solche Beziehung zueinander, dass ich dir immer sagen muss, was du beim Autofahren tun musst und ich nehme an, dass du das auch akzeptierst. Freilich kann es sein, dass der Empfänger mit dieser Beziehungsdefinition nicht einverstanden ist, die Frage für deplaciert und zudringlich hält. Und so können wir nicht selten erleben, dass zwei Gesprächspartner ein kräftezehrendes Tauziehen um die Definition ihrer Beziehung veranstalten. Die vier Seiten einer Nachricht Seite 5

4. Appell Wozu ich dich veranlassen möchte Kaum etwas wird nur so gesagt - fast alle Nachrichten haben die Funktion, den Empfänger zu etwas zu veranlassen. In diesem Beispiel vielleicht, mehr aufs Gas zu steigen. Dieser Versuch, Einfluss zu nehmen, kann mehr oder minder offen oder versteckt sein - im letzteren Falle sprechen wir von Manipulation. Der manipulierende Sender scheut sich nicht, auch die anderen drei Seiten der Nachricht in den Dienst der Appellwirkung zu stellen. Die Berichterstattung auf der Sachseite ist dann einseitig und tendenziös, die Selbstdarstellung ist darauf ausgerichtet. beim Empfänger bestimmte Wirkung zu erzielen (z. B. Gefühle der Bewunderung oder Hilfsbereitschaft), und auch die Botschaften auf der Beziehungsseite mögen von dem heimlichen Ziel bestimmt sein, den anderen bei Laune zu halten (etwa durch unterwürfiges Verhalten oder durch Komplimente). Wenn Sach-, Selbstoffenbarungs- und Beziehungsseite auf die Wirkungsverbesserung der Appellseite ausgerichtet werden, werden sie funktionalisiert, d. h. sie spiegeln nicht wider, was ist, sondern werden als Mittel zur Zielerreichung eingesetzt. Der Appellaspekt ist vom Beziehungsaspekt zu unterscheiden, denn mit dem gleichen Appell können sich ganz unterschiedliche Beziehungsbotschaften verbinden. In unserem Beispiel mag die Frau den Appell an sich vernünftig finden, aber empfindlich auf die Bevormundung reagieren. Oder umgekehrt könnte sie den Appell für unvernünftig halten (ich sollte nicht mehr als 60 fahren), aber es ganz in Ordnung finden, dass der Mann ihr in dieser Weise Vorschläge zur Fahrweise macht. Die Nachricht als Gegenstand der Analyse Um eine Kommunikation sinnvoll zu analysieren und zu verstehen, ist es also notwendig, mehr als nur die Sachinformation zu berücksichtigen. Das gilt insbesondere dann, wenn Probleme auftauchen - meist in Form von Konflikten oder Missverständnissen zwischen Sender und Empfänger. Abhilfe kann dabei die Metakommunikation schaffen. Darunter versteht man den Versuch, gewissermaßen aus einer gewissen Distanz heraus über die Kommunikation und die Botschaften zu sprechen. Dabei wird sich in der Regel zeigen, dass nicht die Sachseite problematisch ist, sondern vor allem die anderen drei Seiten mit all ihren kritischen Aspekten. Das hier vorgeschlagene Schema soll dabei ein hilfreiches Muster sein, das man über die Kommunikation legt und anhand dessen man die Schwachstellen erkennen und beseitigen kann. Die vier Seiten einer Nachricht Seite 6

Hat die Natur das "Problem der vier Ohren" vielleicht schon gelöst? Man kann dabei lernen, in seiner Kommunikation besser auf die drei versteckten Seiten einer Nachricht einzugehen und so zu kommunizieren, dass zwischen den vier Seiten einer Nachricht einigermaßen Übereinstimmung herrscht. In einem Bild: Ein Sender hat vier Zungen, ein Empfänger hat vier Ohren für die vier Aspekte einer Nachricht. Als Sender sollte man lernen mit nur einer Zunge zu reden, als Empfänger hingegen mit allen vier Ohren zu hören. Beides kann man üben und erlernen. Die vier Seiten einer Nachricht Seite 7

Gebrauchsinformation" Wie das Modell des Wertequadrats von Paul Helwig, die Themenzentrierte Interaktion (TZI) von Ruth Cohn oder das Organonmodell Karl Bühlers stellt das Modell der Die vier Seiten einer Nachricht nur ein nützliches Analyse- und Gedankenwerkzeug dar, das dazu beitragen kann, Positionen, Begriffe oder Streitpunkte sichtbar darzustellen bzw. Veränderungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Solche Instrumente sind jedoch nur Hilfsmittel und sollte nur als solche betrachtet werden: Praktiker wünschen sich oft solche klar definierten und erprobten Instrumente und diese haben sich im Idealfall in unterschiedlichen Kontexten zur Lösung ähnlicher Probleme bewährt. Diese Instrumente bergen allerdings die nicht zu unterschätzende Gefahr in sich, in Händen von Adepten zu ontologisieren und sich immer mehr vom zugrundeliegenden Modell (hinter dem oft nur eine Arbeitshypothese oder rudimentäre Theorie steht) zu entfernen bzw. sehen sich in der Folge paradoxen Anforderungen und laienhaften Interpretationen ausgesetzt, an denen sie scheitern müssen oder einfach so trivialisieren, dass sie wirkungslos werden. Auf der einen Seite müssen solche Modelle ja abstrakt bleiben, um eine Generalisierung zu ermöglichen, auf der anderen Seite müssen sie aber auch kontextspezifisch sein, d.h., in unterschiedlichen Systemen wirksam sein. Viele Instrumente haben jedoch keine ausgewiesene theoretische Basis und legitimieren sich über Erfolgsversprechen, Anwendung und letztlich über Marktgängigkeit. Es scheint sich dann in der Folge eine gewisse Tendenz zur Immunisierung abzuzeichnen: Dysfunktionalitäten, Nebenwirkungen oder Ineffizienz des Einsatzes von Instrumenten werden häufig extern attribuiert, also der Anwendung zugeschrieben. Berater und andere Instrumentenverkäufer weisen häufig nicht auf mögliche Nebenwirkungen, Dosierungen oder Wirkungsspektren ihrer Instrumente hin (vgl. Romhardt 1998, S 89ff). Ein oft zitiertes Beispiel ist das Neurolinguistische Programmieren (NLP), dessen Hilfsmittel sich von ihren meist psychologischen Wurzeln so weit entfernt haben, dass sie in den Händen von Wenig- bis Halbgebildeten hohes Gefahrenpotential in sich bergen, wenn sie in Problemsituationen und -fällen angewendet werden (vgl. Bördlein 2001). Die vier Seiten einer Nachricht Seite 8

Literatur Bördlein, Christoph (2001). Die NLP-Seite. W3: http://www.unibamberg.de/~ba2pg7/boerdlein/nlpmemo.html (01-05-03) Romhardt, Kai (1998). Die Organisation aus der Wissensperspektive - Möglichkeiten und Grenzen der Intervention. Wiesbaden: Gabler Schulz von Thun, Friedemann (1990): Miteinander reden: Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung. Hamburg: Rowohlt. Modell von Karl Bühler: http://dueker.psycho.uniosnabrueck.de/ewp/pdfs/abb_5-23.pdf (01-01-10) Die vier Seiten einer Nachricht Seite 9