Chancen gleich! Kulturelle Vielfalt in frühkindlichen Bildungsprozessen Invest in Future Stuttgart, 27.10.2014 Sibylle Fischer Chancen - gleich! Kulturelle Vielfalt als Ressource in frühkindlichen Bildungsprozessen 1
Prinzipien für Professionelle in der Pädagogik eine Balance finden: 1 Sie setzen sich aktiv für Gerechtigkeit und gegen Benachteiligungen und Ausgrenzung ein, dabei nehmen sie Differenzlinien bewusst wahr Aber: Individuen werden auf keinen Fall auf einen Unterschied reduziert!! 2 Sie stecken Menschen bei Berücksichtigung von Unterschieden nicht in gruppenbezogene Schubladen 3 Sie wissen, dass Differenzlinien entlang von Gruppenkonstruktionen nicht immer mit sozialen Benachteiligungen und Ausgrenzungsprozessen verbunden sind.
In unserer Gesellschaft werden Menschen oft im Kontext von vereinheitlichenden Konstruktionen als Großgruppen wahrgenommen und unterschieden, also z.b. die Deutschen, die Türken, aber auch die Schwulen Dabei geht es um Fremd- und Selbstzuschreibungen All diese Gruppenkonstruktionen tragen zu Differenzlinien bei, die häufig mit mannigfaltigen Problemlagen, Benachteiligung und Negativbewertungen einhergehen können. aber auch mit Privilegien und Vergünstigungen
Träger (4) Programmaufbau Multiplikatorinnen Modul 1: Grundlagen theoretisches und handlungsorientiertes Wissen Modul 3: Pädagogische Arbeit mit Kindern Modul 2: Zusammenarbeit mit Eltern/Familien Modul 4: Vernetzung und Kooperation LeiterInnen Co-Multiplikatorinnen
Modul 1: Grundlagen theoretisches und handlungsorientiertes Wissen Weiterentwicklung persönlichkeitsbildender Fähigkeiten und Fertigkeiten im Hinblick auf Haltung und Einstellung, die sich auf die Anerkennung der Pluralität von Denkmodellen und Lebensformen bezieht. Reflexives Verhältnis zum eigenen professionellen Handeln (weiter-)entwickeln. Angemessene Situationseinschätzung ungleich verteilter Zugangs- und Handlungsmöglichkeiten.
Diskussion: Wie entstehen diese Bilder? Welche Funktion erfüllt dieses Bild für mich? Von welchen Normen und Konventionen wird es geprägt? Welche Machtbeziehungen stehen dahinter? Möchte ich an diese Bild festhalten? 6
Meine eigenen bipolaren hierarchischen Differenzlinien? Gibt es Unterschiede zwischen meiner persönlichen Einschätzung und der gesellschaftlichen Zuordnung? Subjektive Verortung vs. gesellschaftliche Zuordnung: Wo bin ich selbst machtschwach und wo machtstark? Wo zähle ich zu den Etablierten? Wo trage ich zur Reproduktion von Differenz bei? Flower Power
Modul 2: Zusammenarbeit mit Eltern/Familien Aufbau einer sozialen und verantwortlichen Bildungsgemeinschaft. Schaffung eines gemeinsamen interkulturellen sozialen Raums: Begegnung, Mitbestimmung und -gestaltung, Beteiligung. Realisierung spezifischer, bedarfs- und bedürfnisorientierter Unterstützungsangebote.
Modul 3: Pädagogische Arbeit mit Kindern Vielfalt und Verschiedenheit auf allen Ebenen der didaktischen Konzeption und im pädagogischen Alltagshandeln berücksichtigen und sichtbar machen. Aktivitäten und Bildungsangebote an den je individuellen Realitäten, in denen das Kind lebt, ausrichten und Handlungsmöglichkeiten der Kinder auf Grundlage ihrer Ressourcenvielfalt erweitern.
Zwischen 3 und 5 Jahren suchen sie nach Bezeichnungen für ethnische Herkunft und entwickeln Theorien, wie Unterschiede entstehen und welche äußeren Merkmale eines Menschen konstant bleiben und welche sich verändern. Werde ich ein Junge, wenn ich auf Bäume klettere? Bekomme ich eine schwarze Hautfarbe, wenn ich zu viel Cola trinke? Bereits ab 3 Jahren erscheinen Kinder beeinflusst von gesellschaftlichen Normen und Vorurteilen. Sie zeigen Vor-Vorurteile in Form von Unbehagen gegenüber bestimmten körperlichen Merkmalen des Geschlechts, der Herkunft, der Beeinträchtigung Ab 4 bis 5 Jahre korrigieren Kinder von sich aus Verhalten als geschlechts-unangemessen und lehnen andere Kinder mit Verweis auf deren Hautfarbe, Herkunft oder Behinderung ab. Sie entwickeln einen Begriff von ethnischer Zugehörigkeit und beginnen, sich als Mitglied einer bestimmten Gruppe zu identifizieren. Children of colour denken früher über unterschiedliche Hautfarben nach als Weiße Kinder. 10
Annahme Unsere Identität wird durch Anerkennung oder Nicht- Anerkennung, durch die anderen geprägt Die Identitätsentwicklung eines Menschen kann durch einschränkendes, herabwürdigendes oder diskriminierendes Verhalten anderer geschädigt werden Nicht-Anerkennung kann eine Form der Unterdrückung sein Sowohl die Verinnerlichung von Dominanz als auch die Verinnerlichung von Minderwertigkeit richtet großen Schaden an (vgl. Tayler, 1993;Wagner, 2003) 11
Weil Kinder Unterschiede, Bewertungen und Vorurteile wahrnehmen, weil sie Fragen stellen zu Unterschieden und Ungerechtigkeit sie in einer Welt sozialer Ungleichheit aufwachsen, in einer Gesellschaft, in der Rassismus, Sexismus, keine Gleichwertigkeit der Religionen usw. herrschen, Kinder eigene Vorurteile bilden und andere (im Spiel) ausgrenzen müssen wir in der pädagogischen Arbeit darauf eingehen 12
Ich will nicht neben ihm sitzen. Hau ab, du bist blöd und stinkst! Jungs dürfen nicht mitspielen, nur Mädchen! Nee, ich will nicht ihre Hand halten, die ist schwarz! Die darf nicht mitkommen, die ist voll behindert! Die darf nicht mit zum Fußballspielen, die ist doch ein Mädchen! 13
Modul 4: Vernetzung und Kooperation Aufbau einer bedarfsorientierten Vernetzungsstruktur. Gemeinsame Gestaltung kultursensibler Übergänge..
Interkulturelle Pädagogik als Querschnittsaufgabe a)woran würde ich erkennen, dass päd. Fachkräfte interkulturelle Pädagogik als Querschnittsaufgabe betrachten? b) Beziehen sie alle Qualitätsebenen in Ihre Gedanken ein. 15
Frühpädagogische Fachkräfte sind kritisch gegenüber Kulturalisierungstendenzen vermeiden Verharmlosungen berücksichtigen Mehrsprachigkeit angemessen Wenden sich aktiv gegen Ausgrenzung und Rassismus Gestalten kulturelle Möglichkeitsräume Erkennen Entfaltungspotentiale, Ressourcen und begünstigen deren Mobilisierung behalten Problemfelder im Blick nehmen bewusst alle wichtigen Differenzlinien in den Blick nehmen eine diversitätsbewusste Perspektive ein und fragen nach den Kontexten Reflektieren immer wieder ihre eigene Haltung 16
Anforderungen an eine Bildung für alle Alle Kinder werden in ihrer Identitätsentwicklung bestärkt erfahren Anerkennung und Respekt ihrer Familienkulturen machen aktiv Erfahrungen mit Menschen, die anders aussehen und sich anders verhalten als sie selbst erweitern ihre kognitiven und sprachlichen Kompetenzen in der Auseinandersetzung mit Unterschieden (Empathie, Wohlbefinden) werden darin unterstützt, kritisch gegenüber Diskriminierung und Vorurteilen zu werden erleben Erwachsene, die Einseitigkeiten und Diskriminierung erkennen und aktiv Stellung beziehen
Übung: Welche Ressourcen haben Kita und Team für den Entwicklungsprozess zur Interkulturelle Öffnung? a) Alle Aspekte zusammentragen b) Aspekte in das Portfolio- oder das SWOT- Analyseschema übertragen. Aspekte für die Zielformulierung auswählen und Ziele für die Umsetzung formulieren. 18
Vielen Dank für Ihr Interesse! Informationen zum Programm Chancen-gleich! erhalten Sie unter: http://www.zfkj.de/chancen-gleich Kontakt: Sibylle Fischer fischer@eh-freiburg.de Chancen - gleich! Kulturelle Vielfalt als Ressource in frühkindlichen Bildungsprozessen 19