Schwangerenvorsorge Kann man es auch übertreiben? Ralf L. Schild
Bestzeit: 2h 36min Trainingspensum vorher: 155 km/woche Trainingspensum während: 107 km/woche Trainingsstopp: 3 Tage vor Sectio (37+ SSWo.) Wiederbeginn: 8 Tage nach Sectio
Was ist eine Risikoschwangerschaft? Eindeutige Definition fehlt Geschätzte Rate 5-10 % Hochrisikoschwangerschaft - mehrere Risiken kommen zusammen, Rate?
BMI Ersttrimesterdiagnostik
Vorsorge Wie oft und durch wen in GB? Zahl kann reduziert werden, mindestens aber 4 Reduktion entspricht nicht den Erwartungen der Schwangeren. Hebamme oder Arzt: gleichermaßen effektiv Villar el al., 2001
Gewichtsbestimmung Initial Bestimmung von Größe, Gewicht und BMI Keine Evidenz für wiederholte Messungen bei unaufälligem Verlauf Kann zu vermehrter mütterlicher Ängstlichkeit führen Dawes et al., 1991
Routinemäßige vaginale Untersuchung Ja: D - B - F - I Nein: DK - NL - IR - GB Multicenterstudie mit n = 5600 Schwangeren Kein Unterschied in der Frühgeburtsrate Buekens et al., RANDOMISED CONTROLLED TRIAL OF ROUTINE CERVICAL EXAMINATIONS IN PREGNANCY Lancet 1994, Vol. 344, Issue 8926, 841-844
Antepartales CTG und OBT CTG: keine Evidenz bei fehlenden Risiken und unauffälligem Verlauf der Gravidität OBT: keine Evidenz, da u.a. bis zu 15 % der CTG-Ableitungen nicht eindeutig beurteilbar Pattison et al., 2000; Figueras et al., 2003; Lagrew et al., 1995
CTG nur, falls: Dopplerwerte auffällig werden und/oder die Kindsbewegungen nachlassen und/oder eine hypertensive Erkrankung auftritt
CMV- Serologie CMV: häufigste kongenital erworbene Infektion Risiken: mentale Retardierung, sensineurale Defekte Contra: Kosten, Therapie effektiv? Pro: durch hygienische Maßnahmen Nigro et al., 2003; Yow et al., 1992; Adler et al., 1996; Ville, 1998; Enders et al., 2001
CMV
n = 123 Probandinnen Kein Unterschied im kindlichen Outcome Valaciclovir 8g per os / Tag
Toxoplasmose- Serologie Unzureichende Datenlage Wenn Screening, dann alle 8-12 Wochen bei Seronegativität Peyron et al., 2000; Lebech et al., 1999; Wallon et al., 1999
EO-GBS (USA): Inzidenz 1.8/1000 vor Prophylaxe (1990) Inzidenz 0.3/1000 danach (2010) UK, NL und D (lt. MSR): kein Routinescreening empfohlen AWMF: Screening empfohlen
Ultraschallscreening 3-mal 8 +0-11 +6 besser: 12 +0-13 +6 am wichtigsten!!! 18 +0-21 +6 28 +0-31 +6 und/oder: 35 +0-37 +0 Für alle Screenings gilt: ausreichende Expertise
Ersttrimesterscreening Sollte allen Schwangeren angeboten werden - nach entsprechender Aufklärung Höchste Entdeckungsrate: NT + Zusatzmarker + Biochemie zwischen 11 + - 13 + SSWo. National Collaborating Centre for Women s and Children s Health, 2003; Malone et al., 2005
Geburtseinleitung mit US-Datierung Villar et al., 2001
150 mg ASS pro Tag bis 36+0, Beginn vor 16+0, Einnahme spätabends
Präkonzeptionelle Einnahme von Folsäure ist mit einer Senkung der frühen Frühgeburtsrate von 50-70 % assoziiert. Je länger die Dauer der präkonzeptionelle Folsäureeinnahme war, desto niedriger die Frühgeburtsrate
Vitamine - Folsäure 400-800 μg / Tag Neuralrohr schließt sich bis zum Ende der Risiko NTD um 70% reduziert 4. Woche p.c. = 6. Woche p.m. 5 mg / Tag: belastete Vorgeschichte antiepileptische Medikation Diabetes Harris, 2009
Neuralrohrdefekte Wiederholungsrisiko: 10-20 fach Folsäureprophylaxe: Risiko um 50-70 % Bis dato keine flächendeckende Folsäure - Supplementierung in Deutschland
Vitamin D Mangel an Vitamin D kann zu Rachitis und Krämpfen beim Neugeborenen führen. Supplementierung bei dunkelhäutigen mit geringer Sonnenexposition erwägen Australia, 2008
Omega-3-Fettsäuren 5 RCT zur pränatalen Gabe von DHA Kein Schaden für die Kinder Entwicklungsvorteile eher bei frühgeborenen Kindern zu verzeichnen DHA = Docosahexaensäure
Mandelöl erhöht signifikant die Frühgeburtsrate OR = 2.09 [1.08 4.08]
Ernährung in der Schwangerschaft Es gibt keine spezielle Diät Gesunde Mischkost empfohlen Qualität der präkonzeptionellen Ernährung entscheidender, aber wenig untersuchter Faktor
Alternative Ernährung in der Schwangerschaft Mehrzahl der Alternativmodelle: Kohlenhydratreich, aber protein- und fettarm Minderversorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen Bancher - Todesca, 2000
Alternative Ernährung in der Schwangerschaft Vegane Ernährung: nur pflanzliche Lebensmittel Erhöhte Inzidenz an Mangelerscheinungen: Eiweiß, Vitamine B12 und D, Kalzium, Eisen und Jod Lacto - vegetabile Ernährung: Erhöhte Inzidenz an Mangelerscheinungen: Eisen und Jod
Alternative Ernährung in der Schwangerschaft "Fit for life": v.a. rohe Früchte, Gemüse, Nüsse und Samen Hohe Inzidenz an Mangelerscheinungen: Eiweiß, Vitamine B12 und D, Kalzium, Eisen, Zink und Jod Haysche Trennkost, Makrobiotik, Ayurveda, Rohkost- und Vollwerternährung: Alle problematisch
Ernährung - Vermeidung von Infektionen Listerien, Campylobacter, Salmonellen Allgemeine Hygieneregeln beachten Cave: Weichkäse, nicht-pasteurisierte Milch, rohe Eier, Paté, Hot Dogs, schlecht gekochtes oder Delikatessen- Fleisch Harris, 2009
Ernährung - Fisch Cave: Quecksilbergehalt Kein Hai, Schwertfisch, Makrele, Fahnenbarsch Thunfisch nur 2 x pro Woche Harris, 2009
Koffein Koffeingenuss präkonzeptionelle Phase Koffeingenuss IUFT- Rate Empfehlung: 2 Tassen Kaffee / Tag Homann, 2007 Australia, 2008
Zahngesundheit Fluoridtabletten sind nicht notwendig (Klett et al., 2007) Zusätzliche Fluoridaufnahme über Fertiggerichte und fluoridhaltiges Wasser (Klett et al., 2007) Zähne nicht direkt nach Erbrechen putzen Weiche Zahnbürste verwenden
Nein, viel zu lange
Sport n = 11759 Probandinnen Sport: kein schädlicher Effekt Kein Sport: niedrigeres Geburtsgewicht
Sport (30-60 min. 2-7x / Woche): Hypertonie
Sport (30-60 min. 2-7x / Woche): Frühgeburt
Sport Guter analgetischer Effekt - höhere Endorphinwerte sub partu Ausschließlich aerobe Belastung empfohlen Maximale Herzfrequenz 140-150 / Minute Diese Grenze wird aber kontrovers diskutiert. Bung, 2005
Schwimmen: nur 1/10 des Körpergewichtes zu tragen gut bei Ödembildung gute Thermoregulation bei Belastung
Reisen Thromboserisiko in allen Trimestern gleich hoch Auslandskrankenversicherung Impfungen, Malariaschutz Cave starke Sonneneinstrahlung Indometacin im Handgepäck
Sexualität Datenlage aus Studien extrem dünn Frequenzabnahme mit zunehmendem GA Bei normalem Verlauf unproblematisch "Physiologische Prostaglandineinlage" zur Einleitung von unbewiesenem Nutzen
Fazit Schwangerenvorsorge Mehr ist nicht besser. Aufklären - ohne Ängste zu generieren Die meisten IGeL sind nicht evidenzbasiert.