KFZ-INDUSTRIE UND KFZ-TEILE NORWEGEN
Norwegen - Kfz-Industrie und Kfz-Teile Branche kompakt: Norwegen - Kfz-Industrie und Kfz-Teile (Februar 2013) Oslo (gtai) - In Norwegen gibt es mit Ausnahme kleinerer Entwicklungs- und Produktionsaktivitäten im Bereich Elektromobilität keinerlei Kfz-Herstellung. Ebenso bestehen keine nennenswerten Strukturen im Zulieferbereich. Auch für den Fahrzeughandel zählt das Land aufgrund seiner begrenzten Größe nicht als Massenmarkt. Die hohe Kaufkraft sorgt indes für eine beständige Nachfrage nach Pkw. Im Jahr 2012 deckten deutsche Lieferanten knapp ein Viertel des norwegischen Einfuhrbedarfs an ausgewählten Kfz-Teilen. Marktentwicklung/-bedarf Norwegen hat nur gut 5 Mio. Einwohner, zählt aber zu den wohlhabendsten Ländern der Erde. Trotz vermehrten Sparens infolge des unsicheren weltwirtschaftlichen Umfelds hat sich der inländische Pkw-Markt 2012 gut behauptet. Fast 138.000 Fahrzeuge wurden neu zugelassen. Allerdings fielen darunter mit 31.850 Einheiten 2012 etwa 10% weniger Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht von maximal 3,5 t als im Vorjahr. Die Verkäufe schwerer Lkw legten dagegen um fast 15% zu. Der Absatz von Bussen sank um knapp 9% auf 1.231 Stück. Für 2013 prognostizieren Branchenexperten einen leichten Rückgang der Pkw-Neuzulassungen auf etwa 130.000 Einheiten. Die stärksten Einbußen werden bei Pkw und Lkw erwartet (jeweils um 6%), bei Bussen über 3,5 t soll das Minus mit 3% moderater ausfallen. Absatz von Kfz in Norwegen (in Einheiten, Veränderung in %) Kategorie 2011 2012 Veränderung 2012/11 Pkw 138.345 137.967-0,3 Leichte Lkw (bis 3,5 t) 35.512 31.850-10,3 Schwere Lkw 5.111 5.861 14,7 Busse 1.345 1.231-8,5 Quelle: Opplysningsradet for Veitrafikken AS (ofvas.no) Seit 2007 wird in Norwegen anstelle des Wagengewichts der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) als Besteuerungsbasis herangezogen. Diese Reform hat zunächst einen sprunghaften Anstieg der Zulassungen von Dieselfahrzeugen bewirkt, die gemessen an den CO2-Emissionen tendenziell besser abschneiden als Benziner. Aufgrund der Steuerreform gingen die Zulassungszahlen von Kfz mit hohem Kraftstoffverbrauch allgemein zurück. Lag der Anteil von Diesel-Pkw an den Gesamtzulassungen 2006 noch bei knapp 50%, werden seit 2007 fast nur noch Anteile über 70% registriert. Mit 76% erreichten Dieselwagen 2011 ein Rekordhoch. Nachdem die Regierung allerdings im Juni 2012 den Gebrauch von Dieselfahrzeugen an kalten Wintertagen aufgrund ihrer Stickoxidemissionen verboten hat, sank der Anteil 2012 auf 64%. Für Fahrten durch die Umweltzonen in Oslo, Bergen und Trondheim mit Diesel-Kfz soll zudem künftig eine Gebühr anfallen. Germany Trade & Invest www.gtai.de 1
Norwegen - Kfz-Industrie und Kfz-Teile Auch die norwegische Registrierungsgebühr für Neuwagen wird seit Anfang 2009 nach dem CO2-Ausstoß gestaffelt. Je höher die Umweltbelastung, desto höher die fällige Abgabe. Die durchschnittlichen CO2-Emissionen bei neu zugelassenen Pkw lagen im Dezember 2012 knapp 1% über dem Wert des Vorjahresmonats. Ein Wachstumsbereich in Norwegen ist die Elektromobilität. Der Verkaufsanteil der E-Mobile an den gesamten Neuzulassungen war mit 2,9% (3.950 verkaufte Einheiten) im Jahr 2012 der höchste europaweit. Inklusive Hybrid-Pkw kommen Umweltautos bereits auf einen Anteil von 7,3%, denn mit 6.164 Stück wurden 2012 auch wesentlich mehr Wagen mit einem Hybridantrieb registriert als im Vorjahr (+58%). Bis 2016 sollen 50.000 Elektrofahrzeuge (entsprechend 2% des gesamten Pkw- Bestands) Norwegens Straßen nutzen, bis 2020 werden 200.000 Einheiten anvisiert. Um den prognostizierten Anteil zu erreichen, ist eine signifikante Steigerung der Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen notwendig. Hierfür hat die norwegische Politik eine Reihe von Anreizen wie Steuervergünstigungen, den Wegfall der Registrierungs- und Mautgebühren, freie Fahrt auf Busspuren und kostenloses kommunales Parken, geschaffen. Die Befreiung von den Straßennutzungszahlungen und das unentgeltliche Abstellen der Mobile auf öffentlichen Parkplätzen sind bis mindestens 2017 garantiert. Daneben soll die Ladeinfrastruktur schrittweise verbessert werden. Das Netz von Ladestationen ist in den vergangenen Jahren dank staatlicher Subventionen für den Aufbau bereits stark erweitert worden. Zurzeit verfügt Norwegen über insgesamt 3.746 Aufladepunkte für Elektrofahrzeuge. Bis 2015 will das Land an allen Fernverkehrsstraßen Stationen mit mehreren, parallel nutzbaren Anschlüssen für die derzeit gängigen Systeme bereit stellen. Die Technik hierfür wird der taiwanische Anbieter Delta Electronics liefern. Deutsche Hersteller sind in Norwegen unterschiedlich gut positioniert. Im Pkw-Segment ist der Volkswagen-Konzern mit seiner Marke VW klarer Marktführer sowie mit Skoda auf dem sechsten Rang bei den Neuzulassungen vertreten. Auch Audi (Rang sieben) und BMW (Rang acht) rangierten 2010 unter den zehn größten Produzenten. Die Liste der am häufigsten verkauften Modelle führte der VW Golf mit großem Abstand an, gefolgt vom Ford Focus, dem VW Passat, dem VW Tiguan und dem Volvo V70. Absatz von Pkw in Norwegen nach Herstellern (in Einheiten, Veränderung und Marktanteil in %) Hersteller Absatz 2012 Veränderung 2012/11 Marktanteil 2012 Volkswagen 20.507-1,9 14,9 Toyota 16.903 10,9 12,3 Volvo 11.550-3,7 8,4 Ford 11.007-15,3 8,0 Audi 8.321 13,2 6,0 BMW 7.325 16,5 5,3 Skoda 6.793-10,9 4,9 Nissan 6.658 14,2 4,8 Peugeot 6.209-16,4 4,5 Mercedes-Benz 5.616 23,6 4,1 Quelle: Opplysningsradet for Veitrafikken 2 Branche kompakt
Zum Jahresende 2012 umfasste der Pkw-Fuhrpark in Norwegen gut 2,4 Mio. Einheiten (+2,8% gegenüber dem Vorjahr). Das Durchschnittsalter lag mit 10,5 Jahren (2011) im westeuropäischen Vergleich verhältnismäßig hoch. Produktion/Branchenstruktur Als Produktionsstandort für Kfz ist Norwegen relativ unbedeutend. Lediglich der Elektrofahrzeughersteller Buddy Electric (zuvor Pure Mobility und Electric Car Norway; Elektroauto Buddy) verfügt dort über Entwicklungs- beziehungsweise Fertigungsbetriebe. Das insolvente Unternehmen Think Global (Elektroauto Think City) wurde von einem russischen Investor aufgekauft, der eine neue Fabrik im US-Bundesstaat Indiana errichtet hat. Um den Standort Norwegen im Bereich der Herstellung umweltfreundlicher Fahrzeugtypen zu fördern, unterstützt die staatliche Forschungsstelle Transnova Projekte und Initiativen in den Bereichen Biokraftstoffe und Elektromobilität. Allein von 2009 bis 2011 hat Transnova 99 Vorhaben mit rund 196 Mio. norwegischen Kronen (nkr; umgerechnet etwa 26,2 Mio. Euro, 1 Euro = 7,4751 nkr im Jahresdurchschnitt 2012) bezuschusst. Mit Unterstützung des Statoil-Konzerns hat die norwegische Firma Aetek 2005 das mit Wasserstoff-/Erdgasgemischen betriebene Sportauto FYK entwickelt. Eine Serienproduktion ist jedoch nicht vorgesehen. Die zum koreanischen Arbeitsmaschinenhersteller Doosan gehörende Moxy Engineering ist auf Muldenkipper für die Bauindustrie spezialisiert. Außenhandel Da Norwegen als Kfz-Produktionsstandort weitgehend unbedeutend ist, sind die Kfz-Teileimporte dementsprechend gering. Die in der Tabelle aufgeführten Einfuhren wurden vermutlich in erster Linie an Reparaturwerkstätten sowie an die im Land wesentlich wichtigere Werftenindustrie geliefert. Laut dem Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG werden in Norwegen die meisten Kfz-Ersatzteile weltweit gekauft. Deutschland hat eine starke Stellung als Bezugsland. Im Jahr 2012 standen deutsche Lieferanten für knapp 25% der norwegischen Branchenimporte. Einfuhr wichtiger Kfz-Teile nach Norwegen (Werte in Mio. nkr) HS Warenbezeichnung 2011 2012 davon aus Deutschland (2012) 8407.31 bis.34 Hubkolbenmotoren mit Fremdzündung 8408.20 Diesel- oder Halbdieselmotoren 8413.30 Kraftstoff-, Öl- und Kühlmittelpumpen für Kolbenverbrennungsmotoren 34,1 35,3 10,5 95,7 130,8 54,2 121,4 127,3 39,8 Germany Trade & Invest www.gtai.de 3
Norwegen - Kfz-Industrie und Kfz-Teile Einfuhr wichtiger Kfz-Teile nach Norwegen (Werte in Mio. nkr) (Forts.) HS Warenbezeichnung 2011 2012 davon aus Deutschland (2012) 8544.30 Kabelsätze 65,9 62,5 8,2 8511 Zündanlagen, Anlasser, 359,6 382,2 72,5 Lichtmaschinen etc. 8512 Beleuchtungs- und Signalgeräte 358,5 330,1 68,5 (ohne 85.39), Scheiben- wischer etc. 8706 Fahrgestelle 24,5 123,7 0,3 8707 Karosserien (einschließlich 28,1 65,4 2,3 Fahrerhäuser) 8708 Andere Kfz-Teile (Stoßstangen, Bremsen, Schaltgetriebe, Achsen etc.) 4.877,3 4.821,6 1.187,5 Quelle: Statistikamt SSB Geschäftspraxis Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der EU sind die Regelungen des Umsatzsteuer- Kontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern (www.bzst.bund.de). Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien. Siehe hierzu zum Beispiel die Website des Deutschen Instituts für Normung e.v. (www.din.de). Für die Zulassung von Kfz ist in Norwegen das Straßenverkehrsamt (www.vegvesen.no) zuständig. Kontaktadressen Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen AHK Norwegen http://norwegen.ahk.de Anlaufstelle für deutsche Unternehmen Opplysningsradet for www.ofvas.no Kfz-Neuzulassungsstatistik Veitrafikken AS Bilimportørenes Landsforening www.bilimportorene.no Kfz-Importeurverband Norges Bilbransjeforbund www.nbf.no Automobilbranchenverband Norstart - Norsk Elbilforening www.elbil.no Elektrofahrzeugverband 4 Branche kompakt
(Forts.) Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen Transnona www.transnova.no staatliche Förderstelle für klimafreundliche Transportentwicklung YrkesBil www.yrkesbil.no Fachzeitschrift Automessen www.messe.no/no/automessen Fachmesse; nächster Termin: 4.2. bis 7.2.15 Transport www.messe.no/no/transport Fachmesse; nächster Termin: 22.5. bis 24.5.14 Germany Trade & Invest www.gtai.de 5
Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße 76 53123 Bonn Tel.: +49 (0)228/24993-0 Fax: +49 (0)228/24993-212 E-Mail: info@gtai.de Internet: www.gtai.de Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, 10117 Berlin Geschäftsführung: Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer Autor: Heiko Steinacher, Oslo Redaktion: Stefan Kroll Tel.: +49 (0)228/24993-441 E-Mail: Stefan.Kroll@gtai.de Ansprechpartnerin: Edda Gaude Tel.: +49 (0)228/24993-279 E-Mail: Edda.Gaude@gtai.de Redaktionsschluss: März 2013 Bestell-Nr.: 17844 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Layout: Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.