Neue Therapieempfehlungen bei immunologischen Nierenerkrankungen



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Transkript:

Neue Therapieempfehlungen bei immunologischen Nierenerkrankungen

IgA-Nephropathie Epidemiologie: Erstmalig 1967 von Berger beschrieben, z.t. familiär gehäuft Häufigste Glomerulonephritis, Männer häufiger als Frauen, Erstmanifestation 15.-30. Lj In Japan 50%, Europa 30% und USA 10% aller Glomerulonephritiden, histologische Inzidenz 1,5-16% bei Gesunden Symptome zum Zeitpunkt der Diagnosestellung: Mikro- (60%) oder Makrohämaturie (35%), Proteinurie (meist <3g/d) und / oder Niereninsuffizienz (20%), renale Hypertonie (20%) Verlauf: Remission, benigne, langsam oder gelegentlich rasch progredient Terminale Niereninsuffizienz nach 10 Jahren 10-20%, nach 20 Jahren 20-50%

Histologische Einteilung der IgA-Nephropathie (WHO) Grad I: keine oder minimale Vermehrung der Mesangiumzellen Grad II: fokale und segmentale Sklerose Grad III: fokal proliferative Glomerulonephritis Grad IV: diffus proliferate Glomerulonephritis Grad V: >40% Glomerulosklerose und >40% Tubulusatrophie Neuerdings: Oxford Klassifikation mit Prognosemarkern (unter Validierung)

Analyse des Toronto Glomerulonephritis Registry bei 542 Pat. im Median über 6,5 Jahre

Steroide und das Risiko der terminalen Niereninsuffizienz bei IgA-Nephropathie Steroids in the Treatment of IgA Nephropathy to the Improvement of Renal Survival: A Systematic Review and Meta-Analysis Yu-Hao Zhou et al. PLoS One. 2011; 6(4): e18788. Published online 2011 April 12

Randomized controlled clinical trial of corticosteroids plus ACE-inhibitors with longterm follow-up in proteinuric IgA nephropathy Carlo Manno, Diletta Domenica Torres, Michele Rossini, Francesco Pesce and Francesco Paolo Schena + Author Affiliations Renal, Dialysis and Transplant Unit, Department of Emergency and Organ Transplantation, University of Bari, Bari, Italy Received January 15, 2009. Accepted June 29, 2009 97 Pat. über 96 Monate beobachtet Primärer Endpunkt: Kreatinin-Verdopplung oder terminale Niereninsuffizienz

Kaplan Meier analysis of kidney survival in the two treatment groups. Predni plus Ramipril: durchgezogene Linie, Ramipril-Monotherapie: gestrichelte Linie A: Krea-Verdopplung und terminale Niereninsuffizienz B: nur terminale Niereninsuff. Manno C et al. Nephrol. Dial. Transplant. 2009;24:3694-3701 The Author 2009. Published by Oxford University Press [on behalf of ERA-EDTA]. All rights reserved. For Permissions, please e-mail: journals.permissions@oxfordjournals.org

KDIGO (Kidney Disease: Improves Global Outcomes) Leitlinien IgA-Nephropathie 2010 RR < 130/80 bei Proteinurie < 1g/d (not graded) RR < 125/75 bei Proteinurie > 1g/d (not graded) RAS-Hemmer bei Proteinurie > 0,5g/d (2D), > 1g/d (1B) Steroide bei persistierender Proteinurie >1,0g/d nach 3-6 Monaten und GFR > 50 ml/min. Prednisolon 0,8-1,0 mg/kg KG über 2 Monate, anschl. Reduktion um 0,2 mg/kg KG / Monat über 4 Monate (2C) Fischöl 12g/d (2D) Keine Thrombozytenaggregationshemmer (2C) Keine Tonsillektomie (2C) Bei rasch progredienter IGAN mit Halbmondbildung über 6 Monate Steroide und Cyclophosphamid (2D)

Fazit IgA-Nephropathie IgA-Nephropathie mit Steroidtherapie günstig zu beeinflussen bei persistierender Proteinurie >1,0g/d nach 3-6 Monaten unter RAS-Hemmung und GFR >50 ml/min. Nierenbiopsie zur Diagnosesicherung notwendig bei Patienten mit Proteinurie >1,0g/d und Krea-Clearance >50 ml/min.

ANCA-assoziierte Vaskulitiden Granulomatose mit Polyangiitis (GPA) - früher (1960-2011) M. Wegener - 1936 diagnostiziert von Wegener - c-anca - Ziel-Antigen Proteinase 3 (PR3-AK) Mikroskopische Polyangiitis (MPA) - früher Unterform der PAN - ab 1994 eigenständig - p-anca - Ziel-Antigen Myeloperoxidase (MPO-AK) Churg-Strauss-Syndrom - seit 1954 beschrieben - p-anca - Ziel-Antigen Myeloperoxidase (MPO-AK)

Charakteristika der AA-Vaskulitiden Klinik: - oft rapid progressive Glomerulonephritis - Hämoptysen, Sinusitiden, blutige Rhinitis, - Arthralgien, Fieber, neurologische Symptome etc. - Churg-Strauss-S.: Asthma, allerg. Rhinitis, Eosinophilie, seltener Nierenbeteiligung - Mikroskopische Polyangiitis: keine Granulome Therapie: - bei allen AA-Vaskulitiden gleich oder ähnlich (Churg- Strauss) Verlauf: - je niedriger Kreatinin, desto höher die Rezidivrate - Rezidivrate bei M. Wegener (GPA) 20%/Jahr - Rezidivrate bei mikroskopischer Polyangiitis (MPA) 20% in 5 Jahren

Therapie ANCA-assoziierter Vaskulitiden Klassisches Therapiekonzept bei Nierenbeteiligung: Induktionstherapie mit Cyclophophamid (Endoxan ) i.v. oder oral plus Prednisolon über 3-6 Monate Remissionerhaltende Therapie über 2 Jahre mit Azathioprin Nebenwirkungen von Cyclophosphamid: hämorrhagische Zystitis (Prophylaxe mit Mesna), Leukopenie und Infekte, Malignome (besonders Blasen-Karzinom)

Blasen-Karzinom nach Cyclophosphamid Risiko 9fach erhöht Risiko deutlich erhöht bei einer Gesamtdosis >50g 5% aller Cyclophosphamid-Patienten 6/7 Patienten >100g Cyclophosphamid-Dosis alle hatten eine Makrohämaturie Median 8,5 Jahre nach Therapiebeginn (Talan-Williams, Ann Int Med 1996)

Cyclophosphamid i.v. versus p.o.: Remissionsinduktion BMC Nephrol. 2010; 11: 12. Interventions for renal vasculitis in adults. A systematic review Giles D Walters et al.

Cyclophosphamid i.v. versus p.o.: Rezidivrate BMC Nephrol. 2010; 11: 12. Interventions for renal vasculitis in adults. A systematic review Giles D Walters et al.

Cyclophosphamid i.v. versus p.o: Risiko Dialysepflichtigkeit Unter Cyclophosphamid i.v. häufiger (statistisch nicht signifikant) Eintreten einer Dialysepflichtigkeit BMC Nephrol. 2010; 11: 12. Interventions for renal vasculitis in adults. A systematic review Giles D Walters et al.

Monoklonaler Antikörper gegen B-Lymphozyten spezifisches CD20- Antigen, seit 1997 bei Lymphomen, seit 2006 bei rheumatoider Arthritis zugelassen Nebenwirkungen: Zytokin-Freisetzungen, gravierende Infektionen 5%/Jahr, selten progressive multifokale Leukenzephalopathie durch JC-Virus (besonders bei Lymphom-Patienten) Rituximab (MabThera )

Original Article Rituximab versus Cyclophosphamide for ANCA- Associated Vasculitis John H. Stone, M.D., M.P.H., Peter A. Merkel, M.D., M.P.H., Robert Spiera, M.D., Philip Seo, M.D., M.H.S., Carol A. Langford, M.D., M.H.S., Gary S. Hoffman, M.D., Cees G.M. Kallenberg, M.D., Ph.D., E. William St. Clair, M.D., Anthony Turkiewicz, M.D., Nadia K. Tchao, M.D., Lisa Webber, R.N., Linna Ding, M.D., Ph.D., Lourdes P. Sejismundo, R.N., B.S.N., Kathleen Mieras, C.C.R.P., David Weitzenkamp, Ph.D., David Ikle, Ph.D., Vicki Seyfert-Margolis, Ph.D., Mark Mueller, B.S., C.C.R.P., Paul Brunetta, M.D., Nancy B. Allen, M.D., Fernando C. Fervenza, M.D., Ph.D., Duvuru Geetha, M.D., Karina A. Keogh, M.D., Eugene Y. Kissin, M.D., Paul A. Monach, M.D., Ph.D., Tobias Peikert, M.D., Coen Stegeman, M.D., Ph.D., Steven R. Ytterberg, M.D., Ulrich Specks, M.D., for the RAVE ITN Research Group N Engl J Med Volume 363(3):221-232 July 15, 2010

Conclusion Rituximab therapy was not inferior to daily cyclophosphamide treatment for induction of remission in severe ANCA-associated vasculitis and may be superior in relapsing disease. (Funded by the National Institutes of Allergy and Infectious Diseases, Genentech, and Biogen; ClinicalTrials.gov number, NCT00104299.) Bei Rezidiv-Vaskulitis höhere Remissionraten mit Rituximab 67 versus 42%

Fazit Rituximab Gleiche Effektivität wie CYC bzgl. Remissionsinduktion im RAVE Trial (NEJM 2010) und RITUXVAS Trial (NEJM 2010) Bei Rezidiv-Vaskulitis höhere Remissionraten mit Rituximab 67 versus 42% im RAVE Trial 375mg/m² wöchentlich über 4 Wochen oder 500mg/m² alle 2 Wochen Nebenwirkungsprofil?

Plasmapherese Filtration oder Zentrifugation von 1-1,5 fachem Plasmavolumen (60ml/kg KG), anschl. Substitution von Humanalbumin u./o. FFP 5-7 Sitzungen mit ca. 75% Entfernung der Autoantikörper

Risiken der Plasmapherese NW mit einer Inzidenz von 0,4% (Canadian Apheresis Group 2003 bei 91000 Behandlungen): Anaphylaxie, Hämorrhagie, Katheterkomplikationen TRALI (transfusion related lung injury) durch FFP mit HLA- Antikörpern (am häufigsten von Spenderinnen durch Sensibilisierung nach mehreren Schwangerschaften)

Plasmapherese als zusätzliche Therapie bei AA- Vaskulitiden -parallel Cyclophosphamid p.o. und Steroide MEPEX Trial: signifikante Reduktion der Dialysepflichtigkeit bei zusätzlicher Plasmapherese: 7 Sitzungen, Kreatinin >5,8 mg/dl bei Therapiebeginn (Jayne, JASN 2007) Aktueller Standard nach EULAR Guidelines 2010 Perspektive: PEXIVAS Trial ab 2010 mit 500 Pat. BMC Nephrol. 2010; 11: 12. Interventions for renal vasculitis in adults. A systematic review Giles D Walters et al.

Zusammenfassung ANCAassoziierter Vaskulitiden Cyclophosphamid i.v.: geringere Gesamtdosis Cyclophosphamid p.o.: geringere Rezidivrate und Trend zu geringerer Dialysepflichtigkeit Rituximab ähnlich effektiv bei der Induktionstherapie wie Cyclophosphamid und wirkungsvolle Alternative bei Rezidiven Bei Kreatinin > 5,7 mg/dl oder gravierender pulmonaler Hämorrhagie: Cyc p.o. und zusätzlich Plasmapherese über 7 Sitzungen (EULAR 2010)

Lupus-Quiz

Overview of the Pathogenesis of Systemic Lupus Erythematosus. Tsokos GC. N Engl J Med 2011;365:2110-2121

Krankheitsaktivität des SLE ANA, anti-dns Komplement BSG; evtl. CRP (cave Infektion) Glomeruläre Hämaturie (Akanthozyten) Krea-Anstieg oder zunehmende Proteinurie cave: kann auch Ausdruck der Organschädigung mit Vernarbung sein

Allgemeine Therapieprinzipien beim SLE Sonnenlichtschutz Vitamin D-Supplementation Nikotinverzicht und Bewegung Ggf. RAS-Hemmer und CSE-Hemmer Hydroxychloroquin (Quensyl ret. ) initial 400mg/d, später 200mg/d: wirkungsvoll bei Hautveränderungen und muskuloskelettalen Beschwerden und Schutz vor Organschäden (Fessler, Arthritis Rheum. 2005). NW: Retinopathie bis 4% nach 10 Jahren (reversibel im Frühstadium), d.h. jährliche Augenuntersuchung nach 5 Jahren Therapie

Lupusnephritis (LN) nach WHO Klasse I: minimal mesangiale LN Klasse II: proliferativ mesangiale LN Klasse III: (a) fokal proliferative LN (a/c) fokal proliferativ und sklerosierende LN (c) fokal sklerosierende LN Klasse IV: diffuse global (a, a/c oder c) LN diffuse segmental (a, a/c oder c) LN Klasse V: membranöse LN Klasse VI: fortgeschritten sklerosierte LN (>90%)

Lupusnephritis Am häufigsten fokal und diffus proliferative Glomerulonephritis (WHO III und IV) Früher und adäquater Therapiebeginn, um den Progress zur terminalen Niereninsuffizienz zu vermeiden: 10 Jahres Nieren-Überleben 94% bei kompletter Remission, 45% bei Teilremission und 19% bei Non-Respondern (Chen, Clin J Am Soc Nephrology 2008)

Nierenbiopsie bei SLE Indikation: Proteinurie > 500mg/d oder glomeruläre Hämaturie (mehr als 5 Erys / Gesichtsfeld, davon mind. 5% Akanthozyten oder > 75% dysmorphe Erys) Frühzeitige Nierenbiopsie bei Diagnose eines SLE, sonst schlechtere Prognose (bei Verzögerung > 6 Monate: 47 statt 14/1000 Pat.- Jahre im CKD-Stadium V) Re-Biopsie: Krea- oder Proteinurie-Anstieg, Wiederauftreten einer glomeruläre Hämaturie

Induktionstherapie bei Lupusnephritis 1964 Steroide 1986 Cyclophosphamid u./o. Azathioprin 2000 Mycophenolat- Mofetil 2011 Rituximab

Mycophenolat-Mofetil (MMF) B- und T- Lymphozyten-Proliferationshemmer Cell Cept oder Myfortic (magensaftresistente Form mit verspäteter Resorption im Darm) Dosis bei immunologischen Erkrankungen 1,5-3g/d (bzw. 1,08-2,16g bei Myfortic ) Bei hochgradiger Niereninsuffizienz Dosisreduktion wg. verstärkter GI-NW durch Abbauprodukt, max. 2g/d NW: gastrointestinale Beschwerden, KM-Depression, Wundheilungsstörungen, Neoplasien (Lymphome), Infekte 10.1038/ncpneuro0810

Mycophenolate Mofetil versus Cyclophosphamide for Induction Treatment of Lupus Nephritis Gerald B. Appel,* Gabriel Contreras, Mary Anne Dooley, Ellen M. Ginzler, David Isenberg, David Jayne, Lei-Shi Li,** Eduardo Mysler, Jorge Sánchez-Guerrero, Neil Solomons, David Wofsy, and the Aspreva Lupus Management Study Group J Am Soc Nephrology 2009

Original Article Mycophenolate versus Azathioprine as Maintenance Therapy for Lupus Nephritis Mary Anne Dooley, M.D., M.P.H., David Jayne, M.D., Ellen M. Ginzler, M.D., M.P.H., David Isenberg, M.D., Nancy J. Olsen, M.D., David Wofsy, M.D., Frank Eitner, M.D., Gerald B. Appel, M.D., Gabriel Contreras, M.D., M.P.H., Laura Lisk, B.Sc., Neil Solomons, M.D., for the ALMS Group N Engl J Med Volume 365(20):1886-1895 November 17, 2011

Kaplan Meier Curves for Time to Treatment Failure and Time to Renal Flare. Dooley MA et al. N Engl J Med 2011;365:1886-1895

Fazit Lupus Hydroxychloroquin als essentielle Basistherapie MMF genauso effektiv wie Cyclophosphamid bei Remissionsinduktion der proliferativen Lupusnephritis MMF besser als Azathioprin bei Remissionserhaltung der proliferativen Lupusnephritis