Ausbildung 2012. Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung



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Transkript:

Ausbildung 2012 Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

Ausbildung 2012 Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung

Der DIHK hat erneut die Unternehmen zu ihren Ausbildungsplänen und -motiven befragt. In der Zeit vom 22. Februar bis 9. März 2012 konnten sich Unternehmen online an der Befragung beteiligen. Die Auswahl und Ansprache der Unternehmen erfolgte über die Industrie- und Handelskammern. Insgesamt beteiligten sich 14.533 Unternehmen an der Online-Umfrage. Die Antworten verteilen sich auf die Wirtschaftszweige wie folgt: Industrie (ohne Bau) 28 Prozent, Baugewerbe 5 Prozent, IT 6 Prozent, Medien 3 Prozent, Handel 17 Prozent, Gastgewerbe 8 Prozent, Verkehr (Transport/Logistik) 6 Prozent, Banken/Versicherungen 7 Prozent, Unternehmensorientierte Dienste 3 Prozent, Sonstige Dienstleistungen 17 Prozent. Nach Größenklassen zeigt sich folgende Verteilung: Unternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten 15 Prozent, Unternehmen mit 10 bis 19 Beschäftigten 13 Prozent, Unternehmen mit 20 bis 199 Beschäftigten 48 Prozent, Unternehmen mit 200 bis 499 Beschäftigten 12 Prozent, Unternehmen mit 500 bis 1.000 Beschäftigten 5 Prozent, Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten 7 Prozent. Die Regionen wurden wie folgt aufgeteilt: Dem Norden werden die Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, dem Westen die Bundesländer Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland, dem Osten Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie dem Süden die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern zugerechnet. Überwiegend beteiligten sich Ausbildungsbetriebe an der Umfrage, der Anteil der Nichtausbildungsbetriebe der Vergleichsgruppe beträgt 5 Prozent. Auf Grund der besseren Lesbarkeit wurde in dieser Publikation jeweils die männliche Form für beide Geschlechter bei der Bezeichnung bestimmter Personengruppen verwendet. Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Bereich Ausbildung Berlin 2012 Copyright Alle Rechte liegen beim Herausgeber. Ein Nachdruck auch auszugsweise ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers gestattet. Herausgeber DIHK - Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. Berlin Brüssel DIHK Berlin: Postanschrift: 11052 Berlin Hausanschrift: Breite Straße 29 Berlin-Mitte Telefon (030) 20 308-0 Telefax (030) 20 308-1000 Internet: www.ihk.de DIHK Brüssel: Hausanschrift: 19A-D, Avenue des Arts B-1000 Bruxelles Telefon ++32-2-286-1611 Telefax ++32-2-286-1605 Internet: www.ihk.de Redaktion DIHK Bereich Ausbildung Dr. Thilo Pahl, Berit Heintz, Simon Grupe Stand Mai 2012

DIE WICHTIGSTEN ERGEBNISSE Angebot an Ausbildungsplätzen steigt: 21 Prozent der Unternehmen wollen 2012 mehr ausbilden, 18 Prozent weniger, 61 Prozent halten ihr Ausbildungsangebot aufrecht. Damit halten mehr als 80 Prozent der Unternehmen ihr Ausbildungsplatzangebot aufrecht bzw. vergrößern es sogar. Die Dynamik des Zuwachses lässt im Vergleich zum Vorjahr zwar etwas nach. Trotzdem nimmt das Ausbildungsplatzangebot erneut zu. Die Fachkräftesicherung durch eigene Ausbildung besitzt bei den Unternehmen damit höchste Priorität - die Ausbildungschancen der Jugendlichen verbessern sich auch 2012. Mittelstand erweist sich erneut als Stütze des Ausbildungsmarktes: Die Ausbildungspläne von Unternehmen mit 10 bis 199 Beschäftigte bleiben auf dem Rekordniveau des Vorjahres. Auch die Pläne der Großunternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten weisen auf ein Plus an Ausbildungsangeboten hin, wenn auch die Ausweitung etwas weniger stark ausfällt als im Vorjahr. Im Branchenvergleich sind es die Industrie und das Gastgewerbe, die ihr Ausbildungsplatzangebot am stärksten ausbauen. Verdrängungswettbewerb auf dem Ausbildungsmarkt: Die Ausweitung des Ausbildungsplatzangebotes der vergangenen Jahre insbesondere bei mittleren und großen Betrieben führt dazu, dass insbesondere kleinere Betriebe keine geeigneten Auszubildenden mehr finden. Der Anteil der Betriebe, die 2011 Schwierigkeiten bei der Besetzung ihrer Ausbildungsplätze hatten, lag bei 21 Prozent. Insgesamt 60.000 Ausbildungsplätze blieben 2011 allein im IHK-Bereich unbesetzt. Gute Aussichten nach der Ausbildung Übernahmepläne der Unternehmen steigen weiter: 2012 geben 59 Prozent der Betriebe an, den Großteil ihrer neu ausgebildeten Fachkräfte übernehmen zu wollen fünf Prozentpunkte mehr als 2011. Im Branchenvergleich planen insbesondere Banken und Versicherungen sowie Industrieunternehmen eine sehr hohe Übernahmequote. Auch im Gastgewerbe wächst die Übernahmeneigung deutlich. Für Unternehmen, die keine Auszubildenden mehr finden, spitzt sich die Fachkräftesituation weiter zu, da auch nach der Ausbildung der Wettbewerb um die jungen Menschen zunimmt. Unternehmen umwerben Jugendliche: Die Unternehmen engagieren sich noch stärker als in den Vorjahren, um Jugendliche zu gewinnen. Besonders stark setzen die Unternehmen auf Kooperationen mit Schulen, bieten mehr Praktikumsplätze für Schüler an und verbessern ihr Ausbildungsmarketing. Beim Ausbildungsmarketing dienen das Internet und verstärkt auch die sozialen Medien als wichtige Instrumente. Unternehmen stellen sich auf schwächere Bewerber ein Sozialkompetenzen müssen stimmen: Mehr als drei Viertel der Unternehmen, die Ausbildungshemmnisse nennen, stellen unzureichende schulische Qualifikationen und persönliche Kompetenzen bei den Bewerbern fest. Insbesondere mangelnde Softskills werden zunehmend zum Ausbildungsproblem. Gleichzeitig sagen fast 40 Prozent der Ausbildungsunternehmen, dass sie bereit sind, Ausbildungsplätze auch mit lernschwächeren Jugendlichen zu besetzen, wenn sie motiviert, leistungsbereit und zuverlässig sind.

Inhalt Seite I Ausbildungsangebot der Betriebe im Jahr 2012 7 Angebot an Ausbildungsplätzen steigt weiter 7 Überwiegend positive Salden bei leicht nachlassender Wachstumsdynamik 9 Industrie hält die Spitzenposition 11 Gast- und Baugewerbe stechen hervor 12 Alle Regionen weiterhin im Plus 14 II Besetzung von Ausbildungsplätzen 15 60.000 unbesetzte Ausbildungsplätze im Jahr 2011 in IHK-Berufen 15 Weniger Schulabgänger: Betriebe auf Bewerbersuche 16 Herausforderungen im Gastgewerbe 17 Geeignete Bewerber gesucht 19 Weniger Schulabgänger: Unternehmen umwerben Jugendliche 22 Die Zusammenarbeit mit Schulen nimmt weiter zu 22 Anforderungen an Schulabgänger werden gesenkt 23 Arbeitsagenturen verstärkt gefragt 25 Bewerber gewinnen Unternehmen nutzen viele Wege 26 Soziale Medien stark im Kommen 27 III Übernahme von Auszubildenden 28 Fachkräftesicherung durch eigene Auszubildende wird immer wichtiger 28 Übernahmepläne steigen 29 Fachkräftesicherung: Leitmotiv bei der Übernahme von Auszubildenden 30 IV Ausbildungshemmnisse, Ausbildungsreife 31 Konjunktur kein Ausbildungshemmnis 31 Mangelnde Ausbildungsreife beeinträchtigt Ausbildungsbereitschaft 32 Schulleistungen in Deutsch und Mathe werden besser 33 Mangelnde Sozialkompetenzen sind Ausbildungshemmnis 34 Unternehmen werden zu Nachhilfeschulen 35 Unternehmen stellen sich auf lernschwächere Jugendliche ein 37 Bereitschaft nach Branchen unterschiedlich 38 Soziale Kompetenzen sind entscheidend 40 Anhang 41 Fragebogen 43

I AUSBILDUNGSANGEBOT DER BETRIEBE IM JAHR 2012 Gesamtbeurteilung Angebot an Ausbildungsplätzen steigt weiter Die Betriebe wollen im Jahr 2012 ihr Angebot an Ausbildungsplätzen weiter ausweiten. Im Vordergrund steht das Ziel, sich in Zeiten des demografischen Wandels Fachkräfte durch eigene Ausbildung zu sichern. Die im Vorjahresvergleich etwas eingetrübten Geschäftserwartungen schlagen sich nur geringfügig in den betrieblichen Ausbildungsplänen nieder. Damit werden sich die Ausbildungschancen der Jugendlichen 2012 weiter verbessern. Zum zweiten Mal in Folge überwiegt der Anteil der Unternehmen, die mehr Ausbildungsplätze anbieten, den Anteil der Unternehmen, die ihr Angebot reduzieren: 21 Prozent der Unternehmen werden mehr Ausbildungsplätze als 2011 anbieten, 18 Prozent werden ihr Angebot reduzieren, 61 Prozent werden ihr Angebot konstant halten. Die Differenz von Mehr- und Weniger-Antworten ergibt einen Saldo von drei Punkten. Dies ist zwar ein Rückgang um zwei Punkte gegenüber dem Vorjahr, zugleich aber der zweithöchste Wert seit der erstmaligen Durchführung der Umfrage im Jahr 2006. Nur 18 Prozent der Betriebe planen trotz nachlassender konjunktureller Dynamik eine Verringerung ihres Angebotes an Ausbildungsplätzen. Dieser Wert liegt deutliche neun Prozentpunkte unterhalb dem des Krisenjahres 2009 (27 Prozent). In den Jahren 2006 und 2007 waren laut DIHK-Konjunkturumfrage 1 die Geschäftserwartungen der Betriebe wesentlich optimistischer als 2012. Dennoch lag in diesen Jahren der Anteil der Weniger-Antworten mit 25 Prozent (2006) und 23 Prozent (2007) deutlich höher. Dies unterstreicht, dass die Betriebe bei der Aufstellung ihrer Ausbildungspläne verstärkt die Fachkräftesicherung und weniger die konjunkturelle Entwicklung im Blick haben. Angebot an Ausbildungsplätzen im Vergleich zum Vorjahr 100% 18 22 21 14 15 22 21 80% 60% 40% 57 55 55 59 60 61 61 mehr gleich bleibend weniger 20% 0% 25 23 24 27 25 17 18 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 1 siehe letzte DIHK-Konjunkturumfrage 7

Ausbildung 2012 Ergebnisse einer DIHK-Unternehmensbefragung Der Anteil der Betriebe, die mehr Auszubildende einstellen wollen, bleibt mit 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr (22 Prozent) fast konstant. Damit planen insgesamt 82 Prozent der Betriebe ein gleich bleibend hohes Angebot an Ausbildungsplätzen bzw. sie vergrößern es sogar. Das Ausbildungsplatzangebot steigt also weiter, im Vergleich zum Vorjahresanstieg hat jedoch die Dynamik des Wachstums abgenommen. Schwieriger ist die Einschätzung, wie sich die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jahr 2012 entwickeln wird. Denn die betrieblichen Ausbildungspläne können nur das Angebot an Ausbildungsplätzen erfassen. Sie erlauben jedoch keinen direkten Rückschluss darauf, wie viele Bewerber sich für einen Ausbildungsplatz interessieren und letztlich einen Ausbildungsvertrag mit einem Betrieb abschließen. Entscheidend hierfür ist die Entwicklung der Bewerberzahlen im Jahr 2012. 2 Die Zahl der Bewerber ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. 2011 haben sich bei der Bundesagentur für Arbeit rund 30 Prozent weniger Interessenten für einen Ausbildungsplatz gemeldet als noch 2007. Grund dafür ist einerseits die sinkende Schulabgängerzahl. Zudem ist der Vermittlungsbedarf geringer als noch vor einigen Jahren. Es zeigt sich, dass insbesondere Betriebe, die schon in der Vergangenheit große Besetzungsprobleme hatten, ihre Ausbildungspläne bereits an die niedrigeren Bewerberzahlen angepasst haben. Gelänge es, mehr Jugendliche für eine Ausbildung zu gewinnen, z. B. durch Verbesserungen bei der Ausbildungsreife, würde die Wahrscheinlichkeit zunehmen, Ausbildungangebote besetzen zu können. Damit wären mehr neue Ausbildungsverträge möglich. Angebot an Ausbildungsplätzen im Vergleich zum Vorjahr (Saldo zwischen Mehr- und Weniger-Antworten) 15 10 5 0-5 -10-15 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2 vgl. hierzu auch Abschnitt II Besetzung von Ausbildungsplätzen 8

Beurteilung nach Betriebsgrößenklassen Überwiegend positive Salden bei leicht nachlassender Wachstumsdynamik Der leichte Rückgang des Saldos aus Mehr- und Weniger-Antworten von fünf auf drei Punkte spiegelt sich auch in fast allen Größenklassen wider. Er vollzieht sich aber von einem hohen Niveau aus, denn im Jahr 2011 hatten fast alle Größenklassen beim Saldo Höchstwerte erzielt. Am stabilsten zeigen sich die Ausbildungspläne von Betrieben mit zehn bis 19 Beschäftigten, die auf dem Rekordniveau des Vorjahres bleiben. Der Rückgang des Saldos der Betriebe mit 20 bis 199 Beschäftigten fällt mit zwei Prozentpunkten moderat aus. Der Saldo von drei Punkten zeigt in dieser Größenklasse den zweitbesten Wert seit 2006. Der bedeutende Beitrag der Betriebe aus diesen beiden Größenklassen zum Ausbildungsplatzangebot wird auch dadurch unterstrichen, dass sie zusammen mehr als die Hälfte der Auszubildenden beschäftigen. Für die Einschätzung der Entwicklung des Ausbildungsplatzangebotes ist der Vergleich zu den Vorjahren wichtiger als allein die Höhe des Saldos. So ist z. B. bei Kleinbetrieben mit weniger als 20 Mitarbeitern der Saldo aus Mehr- und Weniger-Antworten in der Regel negativ. Dafür gibt es einen nachvollziehbaren Grund: Meist können sie nur alle drei Jahre einen neuen Azubi einstellen. Selbst ein leicht negativer Saldowert geht in dieser Größenklasse (zehn bis 19 Beschäftigte) daher mit einem stabilen Ausbildungsangebot einher. Bei Betrieben mit bis zu neun Beschäftigten geht der Saldo von minus 16 auf minus zwölf Punkte zurück. Gerade Betriebe dieser Größenklasse hatten in den vergangenen Jahren zunehmend Probleme, angebotene Ausbildungsplätze zu besetzen. Die Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass diese Kleinstbetriebe ihr Angebot an Ausbildungsplätzen an die rückläufigen Bewerberzahlen anpassen. Dementsprechend trüben sich die Ausbildungspläne der Kleinstbetriebe überproportional ein (minus vier Punkte; Durchschnitt aller Größenklassen: minus zwei Punkte). Bieten Sie im Jahr 2012 mehr oder weniger Ausbildungsplätze an als 2011? (Ergebnisse differenziert nach Größenklassen) Größenklassen mehr weniger gleich bleibend Saldo (mehr/weniger) 2012 Saldo (mehr/weniger) 2011 weniger als 10 13 % 29 % 58 % -16-12 10-19 16 % 22 % 62 % -6-6 20-199 21 % 18 % 61 % 3 5 200-999 29 % 12 % 59 % 17 20 mehr als 1.000 33 % 12 % 55 % 21 27 Durchschnitt 21 % 18 % 60 % 3 5 9

Angebot an Ausbildungsplätzen im Vergleich zum Vorjahr nach Größenklassen (Saldo zwischen Mehr- und Weniger-Antworten) 30 20 10 0-10 1-9 Beschäftigte 10-19 Beschäftigte 20-199 Beschäftigte 200-999 Beschäftigte mehr als 1.000 Beschäftigte -20-30 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Bei den Großunternehmen geht der Saldo aus Mehr- und Weniger-Antworten im Vorjahresvergleich von 27 auf 21 Punkte zurück, liegt aber weiterhin deutlich im Plus. Damit fallen die Ausbildungspläne von Großunternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten weiterhin expansiv aus, auch wenn sie sich im Vergleich zum Vorjahr leicht reduzieren. Bei den stärker auf die Weltmärkte ausgerichteten Großunternehmen schlagen sich somit die leicht eingetrübten Geschäftserwartungen, insbesondere aus dem Exportgeschäft, in etwas zurückhaltenderen Ausbildungsplänen nieder. Dennoch lässt der weiterhin größte Saldowert aller Betriebsgrößenklassen eine Ausweitung des Ausbildungsplatzangebotes auch bei Großunternehmen erwarten. Die verschlechterten Erwartungen aus dem Exportgeschäft sind auch ein Grund dafür, dass sich der Saldo in der Betriebsgrößenklasse 200 bis 999 Beschäftigte um drei Punkte von 20 auf 17 reduziert. Aber auch hier ist der Saldowert von 17 Punkten deutlich im Plus. Er unterstreicht, dass auch in dieser Größenklasse die Betriebe per Saldo ihr Ausbildungsplatzangebot ausweiten wollen. 10

Beurteilung nach Branchen Industrie hält die Spitzenposition Die Industrie weitet 2012 ihr Angebot an Ausbildungsplätzen aus. Auch wenn sich der Saldo aus Mehr- und Weniger-Antworten im Vergleich zum Vorjahr von 14 auf zehn Punkte verringert, bleiben damit die Ausbildungspläne expansiv. Der Saldo von zehn Punkten ist im Übrigen aber immer noch der zweithöchste Wert der Industrie seit 2006. Branchenweit ist dieser Wert der höchste. Dies unterstreicht den hohen Stellenwert, den die Industrieunternehmen der eigenen Ausbildung bei der Fachkräftesicherung beimessen. Die Ausbildungspläne von Betrieben aus der Kfz- Produktion und -Zulieferung sowie aus dem Maschinenbau liegen mit Saldowerten von jeweils 15 Punkten deutlich über dem Durchschnitt der gesamten Industrie und das obwohl bei diesen stark exportorientierten Branchen die Auswirkungen der etwas eingetrübten Exportaussichten am deutlichsten sind: Im Vergleich zum Vorjahr gehen die Saldowerte beim Maschinenbau um acht und im Kfz-Bereich um vier Punkte zurück. Ausgehend von einem Rekordniveau gibt es damit immer noch einen Zuwachs. Beide Industriezweige wiesen 2011 noch die höchsten Saldowerte auf, die bisher bei dieser Umfrage für eine Branche registriert wurden. Bei den eher auf den Binnenmarkt und den privaten Verbrauch orientierten Branchen wie der Ernährungsmittelindustrie fallen die Ausbildungspläne nur unwesentlich niedriger aus als im Vorjahr. Bemerkenswert ist, dass weiterhin jeder Industriezweig einen deutlich positiven Saldowert aufweist. Dies wird besonders im Vergleich zum Jahr 2010 erkennbar, das noch stark von der Finanz- und Wirtschaftskrise geprägt war. Damals waren die Saldowerte der Industriezweige zum Teil recht deutlich im negativen Bereich. Angebot an Ausbildungsplätzen im Vergleich zum Vorjahr Industrie (ohne Bau) (Saldo zwischen Mehr- und Weniger-Antworten) 20 15 10 5 0-5 Industrie (ohne Bau) alle Branchen gesamt -10-15 -20 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 11

Bieten Sie im Jahr 2012 mehr oder weniger Ausbildungsplätze an als 2011? (Ergebnisse differenziert nach Industriezweigen, sortiert nach dem Saldo (mehr/weniger) 2012) Industriezweig mehr weniger gleich bleibend Kfz-Produktion bzw. Kfz- Zulieferung Saldo 2012 (mehr/weniger) Saldo 2011 (mehr/weniger) Saldo 2010 (mehr/weniger) 29 % 14 % 57 % 15 23-16 Maschinenbau 30 % 15 % 55 % 15 19-28 Durchschnitt (Industrie) Metallerzeugung und -bearbeitung 26 % 16 % 58 % 10 14-15 24 % 15 % 61 % 9 12-10 Chemie/Pharma 25 % 19 % 56% 6 11-7 Elektrotechnik 27 % 21 % 51 % 6 14-21 Ernährungsmittel 21 % 15 % 64 % 6 7-10 Übrige Industriebereiche 23 % 17 % 60 % 6 12-5 Gast- und Baugewerbe stechen hervor Alle Branchen hatten 2011 beim Saldo aus Mehrund Weniger-Antworten einen Rekordstand erreicht. Bei den Betrieben aus dem Gast- und Baugewerbe wird dieser 2012 sogar nochmals übertroffen. Der Saldo beim Gastgewerbe steigt von sieben auf zehn Punkte. Damit liegt es gemeinsam mit der Industrie an der Spitze im Branchenvergleich. Das Gastgewerbe lässt sich also nicht entmutigen: Obwohl im Zeitraum 2003 bis 2011 die Zahl der Neuabschlüsse in den Berufen des Hotel- und Gaststättengewerbes um rund 20 Prozent auf rund 33.000 Neuverträge sank, schränkt es offenbar sein Angebot an Ausbildungsplätzen nicht ein, sondern baut es sogar noch weiter aus. 3 Der Saldo des Baugewerbes verbessert sich von minus eins auf zwei Punkte. Damit ist der Saldo erstmalig positiv. Ein Grund hierfür sind die weiterhin guten wirtschaftlichen Perspektiven für die Baubranche. Beim Blick auf die Branchenergebnisse fällt auf, dass die Ausbildungspläne von Banken und Versicherungen im Saldo das geringste Wachstum ausweisen. Damit zeigt sich bei den Ausbildungsplänen dieser Branche ein ähnliches Bild wie bei den Beschäftigungsplänen, über die die DIHK- Konjunkturumfrage 4 vom Beginn des Jahres 2012 Auskunft gibt. Gründe: In den vergangenen Jahren fielen die Ausbildungspläne im Banken- und Versicherungsbereich stets deutlich expansiver aus als bei den übrigen Branchen. Nun findet eine Konsolidierung des Ausbildungsplatzangebots auf hohem Niveau statt. 3 siehe Kapitel II 4 siehe letzte DIHK-Konjunkturumfrage 12

Die Umfrageergebnisse deuten zudem darauf hin, dass im Branchenvergleich Banken und Versicherungen am stärksten darauf setzen, Fachkräfte neben der eigenen Ausbildung auch durch intensivierte Weiterbildungsaktivitäten zu sichern. 5 Bieten Sie im Jahr 2012 mehr oder weniger Ausbildungsplätze an als 2011? (Ergebnisse differenziert nach Branchen, sortiert nach dem Saldo (mehr/weniger) 2012) Branche mehr weniger gleich bleibend Saldo (mehr/weniger) 2012 Saldo (mehr/weniger) 2011 Industrie (ohne Bau) 26 % 16 % 58 % 10 14 Gastgewerbe 20 % 10 % 70 % 10 7 Verkehr (Transport/Logistik) 26 % 17 % 57 % 9 12 Banken/Versicherungen 21 % 18 % 61 % 3 11 Durchschnitt 21 % 18 % 61 % 3 5 Baugewerbe 17 % 15 % 68 % 2-1 Handel 19 % 19 % 62 % 0 3 IT/Medien 22 % 23 % 55 % -1 0 Unternehmensorientierte Dienste Sonstige Dienstleistungen 19 % 23 % 58 % -4-4 17 % 23 % 60 % -6-4 5 Die Ergebnisse zu den Weiterbildungsaktivitäten der Betriebe wird der DIHK getrennt zu den Ergebnissen zur Ausbildung veröffentlichen. 13

Beurteilung nach Regionen Alle Regionen weiterhin im Plus In allen Regionen ist mit einem Wachstum des Ausbildungsplatzangebotes zu rechnen. Das Wachstum wird jedoch nicht mehr so stark ausfallen wie im Vorjahr. Im Süden ist der Saldo mit sechs Punkten am größten. Die starke industrielle Struktur schlägt sich hier positiv nieder. Der Saldo der Ausbildungspläne der Betriebe aus dem Norden und Osten liegt bei zwei Punkten. Schlusslicht bilden die westdeutschen Betriebe mit einem Saldo von einem Punkt. Bereits im Vorjahr markierten alle Regionen Höchststände. 2012 werden diese in allen Regionen nochmals durch einen moderaten Zuwachs an Angeboten getoppt. Angebot an Ausbildungsplätzen im Vergleich zum Vorjahr nach Regionen (Saldo zwischen Mehr- und Weniger-Antworten) 10 5 0-5 -10 Norden Süden Osten Westen -15-20 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 14

II BESETZUNG VON AUSBILDUNGSPLÄTZEN 60.000 unbesetzte Ausbildungsplätze im Jahr 2011 in IHK-Berufen Erstmals wurden die Betriebe danach gefragt, wie viele Ausbildungsplätze sie nicht besetzen konnten. Dadurch ist es nun möglich, die Gesamtzahl der unbesetzten Ausbildungsplätze besser als in der Vergangenheit abzuschätzen. Im Bundesdurchschnitt bleiben pro Ausbildungsbetrieb mit Besetzungsschwierigkeiten rund zwei Ausbildungsplätze unbesetzt. Mehr als ein Fünftel der Betriebe gibt an, dass sie 2011 nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen konnten. Dies sind drei Prozentpunkte weniger als der Höchststand im Jahr 2010. Laut Umfrage kann rund die Hälfte der Betriebe mehr als einen Ausbildungsplatz nicht besetzen. Bei nahezu 30 Prozent der Betriebe, die 2011 nicht alle Plätze besetzen konnten, blieben sogar alle angebotenen Ausbildungsplätze frei. Im Jahr 2011 blieben hochgerechnet 60.000 Ausbildungsplätze im IHK-Bereich unbesetzt. Der Ausbildungsmarkt ist in vielen Regionen und Branchen zu einem Bewerbermarkt geworden. Jugendliche können vielfach zwischen mehreren Ausbildungsoptionen auswählen. Die Betriebe müssen hingegen wesentlich intensiver als früher um Jugendliche werben. Für den leichten Rückgang des Anteils an Betrieben mit Besetzungsschwierigkeiten gibt es mehrere Gründe: Zum Einen ist insgesamt die Zahl der Ausbildungsbetriebe zurückgegangen, weil sich viele Betriebe zurückziehen, die erfolglos Ausbildungsplätze angeboten haben. Gerade Kleinbetriebe mit bis zu 19 Beschäftigten gehen immer häufiger bei der Suche nach Auszubildenden leer aus. Die Folge ist, dass sie, wenn sie über mehrere Jahre hinweg Plätze nicht besetzen können, als Ausbildungsbetrieb ausfallen. Seit 2005 ist in der Gesamtwirtschaft die Zahl der Ausbildungsbetriebe in der Größenklasse bis zu 19 Beschäftigten um mehr als neun Prozent zurückgegangen. Bei den Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten hingegen ist die Zahl der Ausbildungsbetriebe um knapp fünf Prozent angestiegen. Im Bereich von Industrie, Handel und Dienstleistungen hat sich die Zahl der aktiven Ausbildungsbetriebe seit dem Höchststand im Jahr 2008 von 225.000 auf 206.000 im Jahr 2011 reduziert ein Rückgang um mehr als acht Prozent. In den neuen Bundesländern, die bisher stärker vom demografischen Wandel betroffen sind, beträgt der Rückgang sogar mehr als 20 Prozent. Ein weiterer Grund, dass weniger Betriebe sagen, sie konnten nicht alle Plätze besetzen, liegt darin, dass mehr Ausbildungsbetriebe bewusst ihre Anforderungen an die Bewerber abgesenkt haben. So wurden die Plätze zwar besetzt. Probleme können sich für die Betriebe jedoch trotzdem ergeben, wenn sie sich im Verlauf der Ausbildung mit Nachhilfe u. ä. entsprechend intensiver um ihre Azubis kümmern müssen. Mit einer Absenkung von Anforderungen allein kann jedoch das Problem unbesetzter Ausbildungsplätze nicht gelöst werden. Denn in vielen Berufen müssen Auszubildende bestimmten Mindestanforderungen genügen, um sie zu Fachkräften qualifizieren zu können. Eine weitere Erklärung für den rückläufigen Anteil von Betrieben mit Besetzungsproblemen ist darin zu sehen, dass im Jahr 2011 in den großen Bundesländern Bayern und Niedersachsen doppelte Abiturjahrgänge die Schulen verließen. Zudem führte die Aussetzung der Wehrpflicht und des Zivildienstes dazu, dass sich als Einmaleffekt die Zahl der Bewerber erhöhte. Diese Chance haben viele Betriebe genutzt und konnten daher leichter ihre angebotenen Lehrstellen besetzen als noch in den vergangenen Jahren. 15

Trotz dieser entlastenden Effekte waren bei der Bundesagentur für Arbeit Ende September 2011, also zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres, 50 Prozent mehr unbesetzte Plätze verzeichnet als im Vorjahr. Dieser überaus drastische Anstieg bei den unbesetzten Stellen binnen Jahresfrist unterstreicht den Wandel des Ausbildungsmarktes hin zu einem Bewerbermarkt. Weniger Schulabgänger: Betriebe auf Bewerbersuche Ein wesentlicher Grund für die Besetzungsprobleme ist der demografiebedingte Bewerberrückgang. Von 2005 bis 2011 sank die Zahl der Schulabgänger bundesweit um rund sieben Prozent von 940.000 auf 873.000. Die Zahl der Abgänger aus Haupt- und Realschulen den Hauptnachfragern nach Ausbildungsplätzen ist im gleichen Zeitraum sogar um 20 Prozent zurückgegangen. Besonders drastisch sanken die Schulabgängerzahlen in den neuen Bundesländern: Sie reduzierten sich von 208.000 auf 105.000 eine Halbierung innerhalb von nur sechs Jahren. 6 Dieser deutliche Rückgang ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass mehr als jeder dritte ostdeutsche Betrieb seine angebotenen Ausbildungsplätze nicht komplett besetzen konnte. Damit hat sich der Anteil der ostdeutschen Unternehmen mit Besetzungsschwierigkeiten gegenüber dem Jahr 2005 nahezu verdreifacht. Gegenüber dem Vorjahr stieg der Anteil der Betriebe mit Besetzungsproblemen sogar gegen den Bundestrend um einen weiteren Prozentpunkt an. Konnten Sie alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen? (Anteil der Nein-Antworten in %) 40 35 30 25 20 15 10 13 12 15 12 20 15 30 21 19 31 21 19 24 22 37 38 21 18 5 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Gesamt Ostdeutschland Westdeutschland 6 vgl. zu den hier und im folgenden Text genannten Schulabgängerzahlen die Tabellen zum Datenreport des Berufsbildungsberichts 2011 der Bundesregierung, S. 72 f. 16

In den alten Bundesländern ist der demografische Wandel noch nicht in dieser Größenordnung spürbar. Auswirkungen auf die Zahl der Bewerber hat jedoch die zunehmende Präferenz von Jugendlichen für den Besuch von Gymnasien oder von Berufsfachschulen, bei denen ebenfalls die Hochschulreife erreicht werden kann. Während die Zahl der Schulabgänger insgesamt in den westdeutschen Bundesländern im Jahr 2011 etwa auf dem Niveau des Jahres 2005 lag, sank die Zahl der Abgänger von Haupt- und Realschulen deutlich, und zwar um rund 55.000 Jugendliche bzw. elf Prozent. Dies erklärt, dass auch in den westdeutschen Bundesländern der Anteil der Betriebe, die nicht alle Ausbildungsplätze besetzen konnten, im Zeitraum 2005 bis 2011 von zwölf auf 18 Prozent gestiegen ist. Perspektivisch wird sich das Bewerberpotenzial weiter verringern. Während im Osten sich die Zahl der Schulabgänger auf einem niedrigen Niveau einpendelt, gehen ab 2014 auch im Westen die Schulabgängerzahlen kontinuierlich zurück: Insgesamt werden im Jahr 2020 rund 200.000 Jugendliche weniger die Schulen verlassen als noch 2005 ein Rückgang um mehr als 20 Prozent. Im Nationalen Ausbildungspakt setzen Bundesregierung, Länder und Wirtschaft daher einen Schwerpunkt darauf, verstärkt alle Potenziale und Talente zu nutzen, sowohl die der leistungsschwachen als auch die der leistungsstarken Jugendlichen. Dabei sollen u. a. Jugendliche mit Migrationshintergrund in Ausbildung integriert und leistungsstarke Jugendliche durch eine bundesweite Kampagne für den betrieblichen Karriereweg gewonnen werden. Herausforderungen im Gastgewerbe 52 Prozent der Gastronomiebetriebe hatten 2011 Besetzungsschwierigkeiten. 2006 lag dieser Anteil noch bei 21 Prozent. Gegenüber 2010 hat sich der Anteil nur geringfügig um einen Prozentpunkt reduziert. In den neuen Ländern sind die Besetzungsprobleme von Hotels und Restaurants noch größer: Rund zwei Drittel von ihnen geben an, nicht alle Stellen besetzen zu können. Die aktuellen Zahlen unterstreichen die wachsenden Herausforderungen für das Gastgewerbe, Jugendliche für eine Ausbildung zu gewinnen. Angesichts der Trendwende auf dem Ausbildungsmarkt ist die Auswahl an freien Stellen für die Jugendlichen größer als noch vor einigen Jahren. Da für einige Bewerber eine Ausbildung im Gastgewerbe mit teilweise unregelmäßigen Arbeitszeiten nicht die erste Wahl ist, gehen gastronomische Betriebe immer häufiger bei der Suche nach Bewerbern leer aus. Dies erklärt auch, dass zwei Drittel aller gastronomischen Betriebe sogar zwei oder mehr Ausbildungsplätze nicht besetzen können, während es im Durchschnitt der Branchen die Hälfte waren. Auch die Besetzungsschwierigkeiten des Baugewerbes verharren auf dem hohen Niveau des Vorjahres: 27 Prozent der Bauunternehmen geben an, im Jahr 2011 nicht alle Plätze besetzt zu haben. Wenngleich auf einem deutlich niedrigeren Niveau als beim Gastgewerbe zeigt sich auch bei der Baubranche, dass sich die Jugendlichen angesichts der größeren Auswahl an Ausbildungsmöglichkeiten vielfach gegen eine oftmals als körperlich anstrengend empfundene Ausbildung auf dem Bau entscheiden. Im Verkehrsbereich geben 23 Prozent der Betriebe an, nicht alle Plätze besetzt zu haben. Damit liegt auch diese Branche oberhalb des Durchschnitts der Gesamtwirtschaft. Dies unterstreicht die Herausforderung der Verkehrswirtschaft, angesichts der besonderen Anforderungen an ihre Mitarbeiter (z. B. hinsichtlich der Flexibilität, der Mobilität und den nicht immer attraktiven Arbeitszeiten), geeignete Jugendliche für eine Ausbildung im Bereich Logistik und Transport zu gewinnen. 17

Die Industrieunternehmen konnten 2011 den Trend wachsender Besetzungsprobleme stoppen. Gaben 2005 lediglich neun Prozent der Betriebe an, nicht alle Plätze besetzen zu können, lag 2010 der Anteil bereits bei 23 Prozent. 2011 sank dieser Anteil auf 20 Prozent. Hier sind zugleich enorme Unterschiede zu beobachten: In der norddeutschen Industrie lag der Anteil der Betriebe mit Besetzungsproblemen nur bei zwölf Prozent. In der ostdeutschen Industrie sind es 40 Prozent der Betriebe, die nicht alle Plätze besetzen können. Bei Banken und Versicherungen verringert sich der Anteil der Betriebe mit Besetzungsschwierigkeiten neben den Handelsunternehmen am stärksten. Er sank von 24 auf 19 Prozent. Damit liegen Banken und Versicherungen erstmalig spürbar unter dem Durchschnitt der gesamten Wirtschaft. Der Rückgang der Betriebe mit Besetzungsproblemen deutet darauf hin, dass Banken und Versicherungen ihr Angebot an Ausbildungsplätzen bereits verstärkt auf die tatsächliche in vielen Regionen gesunkene Nachfrage nach Ausbildungsplätzen ausrichten. Neben der eigenen betrieblichen Ausbildung bieten Banken und Versicherungen verstärkt Weiterbildung oder duale Studiengänge an. Im Handel geht der Anteil der Betriebe mit Besetzungsschwierigkeiten ebenfalls um fünf Prozentpunkte zurück von 23 auf 18 Prozent. Den Handelsunternehmen gelingt es offenbar gezielt und frühzeitig, Jugendliche für eine Ausbildung zu gewinnen, z. B. über das Angebot von Einstiegsqualifizierungen und Praktikumsplätzen. Bei den Sonstigen Dienstleistungen ist ebenfalls ein überdurchschnittlich hoher Rückgang um fünf Prozentpunkte zu verzeichnen. Auch in den Branchen IT/Medien und Unternehmensorientierte Dienstleistungen geht der Anteil mit vier Prozentpunkten deutlich zurück. Diese Branchen suchen stärker als andere Branchen auch Abiturienten als Auszubildende und profitierten 2011 von den hohen Abgängerzahlen infolge doppelter Abiturjahrgänge in Niedersachsen und Bayern. Sowohl die norddeutschen Betriebe aus der IT/Medien-Branche als auch unternehmensorientierte Dienstleister aus Süddeutschland weisen mit vier bzw. drei Prozent extrem niedrige Anteile von Betrieben mit Besetzungsschwierigkeiten aus. 60 50 Konnten Sie alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen - (in %) - Gastgewerbe? (Anzahl der Nein-Antworten) 53 52 40 43 30 20 10 21 12 24 12 28 15 39 21 21 24 21 Gastgewerbe Durchschnitt aller Branchen 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 18

Konnten Sie im Jahr 2011 alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen? (Ergebnisse differenziert nach Branchen, sortiert nach Nein-Antworten 2011) Branche Nein (2011) Nein (2010) Gastgewerbe 52 % 53 % Baugewerbe 27 % 27 % Verkehr (Transport/Logistik) 23 % 23 % Durchschnitt 21 % 24 % Industrie (ohne Bau) 20 % 23 % Banken/Versicherungen 19 % 24 % Handel 18 % 23 % IT/Medien 17 % 21 % Unternehmensorientierte Dienste 16 % 20 % Sonstige Dienstleistungen 14 % 19 % Geeignete Bewerber gesucht Für Betriebe, die Ausbildungsplätze nicht besetzen konnten, ist der Mangel an geeigneten Bewerbungen mit weitem Abstand der wichtigste Grund: Mehr als zwei Drittel geben dies als Grund für die Nicht-Besetzung von Ausbildungsplätzen im Jahr 2011 an - ein Anstieg um drei Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr sowie 17 Prozentpunkte mehr als noch 2006. Der inzwischen deutlich spürbare Bewerberrückgang verschärft demnach die Probleme der Betriebe, geeignete Bewerber zu finden. Die wachsenden Schwierigkeiten bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen führen seit 2008 dazu, dass sich bei der Bewerbergewinnung erfolglos gebliebene Betriebe zunehmend aus dem Ausbildungsmarkt zurückziehen bzw. weniger über ihren Bedarf hinaus ausbilden. Z. T. werden diese Betriebe auch versuchen, ihren Fachkräftebedarf über den ersten Arbeitsmarkt zu decken. Bei anhaltendem Trend werden die Besetzungsschwierigkeiten des Ausbildungsmarktes zukünftig allerdings auch verstärkt auf dem ersten Arbeitsmarkt spürbar sein. Besonders deutlich steigt der Anteil der Betriebe, die angeben, dass sie keine Bewerbungen erhalten haben. Innerhalb eines Jahres klettert dieser Anteil von zehn auf 18 Prozent (2006: vier Prozent). Im Osten liegt der Anteil sogar bei 26 Prozent der Unternehmen. Hochgerechnet auf alle Betriebe bedeutet dies, dass jeder zehnte ostdeutsche Ausbildungsbetrieb überhaupt keine Bewerbungen mehr erhält. Ein Grund für diese Entwicklung ist der Wandel des Ausbildungsmarktes zu einem Bewerbermarkt: Da sich immer mehr Jugendliche inzwischen ihre gewünschten Ausbildungsbetriebe aussuchen können, schreiben sie auch insgesamt weniger Bewerbungen als in den vergangenen Jahren. Rund jedes fünfte Unternehmen kann Ausbildungsplätze nicht besetzen, weil die Stellen von Auszubildenden nicht angetreten wurden. Dieser Wert ist nahezu unverändert hoch. 19

Im Ergebnis bleiben viele Ausbildungsplätze unbesetzt, denn nach Beginn des Ausbildungsjahres ist es für die Betriebe sehr schwierig, noch geeignete Jugendliche zu finden. Bei Banken und Versicherungen liegt dieser Wert sogar bei 37 Prozent. Hier zeigt sich Handlungsbedarf auf beiden Seiten: Der Jugendliche sollte auch aus Gründen der Fairness gegenüber anderen Bewerbern den Betrieb frühzeitig informieren, wenn er eine Alternative gefunden hat. Das erhöht die Chancen des Betriebs, den angebotenen Platz mit einem anderen Bewerber zu besetzen. Zugleich sind die Betriebe gefordert, den Jugendlichen in der Zeit von der Zusage für einen Ausbildungsplatz bis zum Beginn der Ausbildung enger an den Betrieb zu binden, z. B. durch persönliche Einladungen oder betriebliche Informationen. Jedes fünfte Unternehmen meldet als Grund für die Nichtbesetzung von Plätzen, dass die Ausbildungsverträge von den Auszubildenden nach Beginn der Ausbildung aufgelöst wurden. Mit 31 Prozent ist dieser Anteil im Gastgewerbe besonders hoch. Eine positive Entwicklung ist jedoch erkennbar. Im Vorjahr lag dieser Wert in dieser Branche noch bei 37 Prozent. Bei IT/Medien hingegen ist der Anteil der vorzeitigen Lösungen von Ausbildungsverträgen als Grund für die Nichtbesetzung mit elf Prozent am geringsten. Dieser Branche scheint es besonders gut zu gelingen, Jugendliche an sich zu binden. Gründe für die Nichtbesetzung von Ausbildungsplätzen bei Betrieben mit Besetzungsschwierigkeiten (in %) (Mehrfachnennungen möglich) Es lagen keine geeigneten Bewerbungen vor. 63 65 68 Die Ausbildungsplätze wurden von den Auszubildenden nicht angetreten. 19 21 20 andere Gründe 12 20 24 Die Ausbildungsverträge wurden von den Auszubildenden nach Beginn der Ausbildung aufgelöst. 17 19 20 Es lagen keine Bewerbungen vor. 10 8 18 0 10 20 30 40 50 60 70 80 2012 2011 2010 20

Aus welchen Gründen konnten Sie im Jahr 2011 nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen? (Ergebnisse differenziert nach Branchen) Branche Es lagen keine geeigneten Bewerbungen vor Die Ausbildungsplätze wurden von den Auszubildenden nicht angetreten Die Ausbildungsverträge wurden von den Auszubildenden nach Beginn der Ausbildung aufgelöst Es lagen keine Bewerbungen vor Baugewerbe 74 % 12 % 14 % 28 % Industrie (ohne Bau) 72 % 17 % 14 % 19 % Handel 72 % 19 % 23 % 9 % Durchschnitt 68 % 20 % 20 % 18 % Verkehr (Transport/Logistik) 67 % 22 % 22 % 17 % Gastgewerbe 66 % 21 % 31 % 30 % Unternehmensorientierte Dienste 64 % 30 % 14 % 10 % IT/Medien 60 % 12 % 11 % 7 % Banken/Versicherungen 60 % 37 % 19 % 7 % Sonstige Dienstleistungen 57 % 23 % 16 % 15 % 21

Weniger Schulabgänger: Unternehmen umwerben Jugendliche 62 Prozent der Unternehmen sehen aufgrund der rückläufigen Schulabgängerzahlen Handlungsbedarf. Dieser Anteil ist innerhalb von zwei Jahren um 16 Prozentpunkte gestiegen. Besonders ausgeprägten Handlungsbedarf sehen das Gastgewerbe (82 Prozent) sowie die Banken und Versicherungen (74 Prozent). Ganz ähnlich in der Industrie: 68 Prozent sehen hier angesichts der rückläufigen Bewerberzahlen Handlungsbedarf. Weniger ausgeprägt ist dieser bisher bei den Medien (40 Prozent) sowie im der Bereich der sonstigen Dienstleistungen (45 Prozent). Hierbei handelt es sich um attraktive Branchen, die mit Besetzungsschwierigkeiten nur unterdurchschnittlich belastet sind. Die Zusammenarbeit mit Schulen nimmt weiter zu Vor dem Hintergrund des erkannten Handlungsbedarfes sehen es die Unternehmen wie schon im vergangenen Jahr als wichtigste Maßnahme zur Gewinnung von Bewerbern, Kooperationen mit Schulen einzugehen. 32 Prozent der Ausbildungsbetriebe streben einen Ausbau der Partnerschaften mit Schulen an. Das ist noch einmal ein Anstieg um vier Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Hier zeigt sich, dass die Unternehmen sich im Wettbewerb um talentierten Nachwuchs schon früh als attraktive Arbeitgeber ins Spiel bringen wollen. Dazu passt auch, dass ein steigender Anteil der Unternehmen, mehr Praktikumsplätze anbietet (28 Prozent; 2011: 24 Prozent) bzw. das Ausbildungsmarketing verbessern will (29 Prozent; 2011: 24 Prozent). Wie reagieren Sie bei der Gewinnung von Auszubildenden auf rückläufige Schulabgängerzahlen (in %)? (Mehrfachnennungen möglich) mehr Kooperationen mit Schulen 25 29 32 mehr Angebote von Praktikumsplätzen* 24 28 verbessertes Ausbildungsmarketing Erschließung neuer Bewerbergruppen (z. B. Studienabbrecher) Senkung der Anforderungen an die Vorbildung von Bewerbern 8 11 13 12 15 16 21 24 29 verstärkte überregionale Suche nach Auszubildenden* Angebot für lernschwächere Bewerber (EQs, innerbetriebliche Nachqualifizierung) mehr Kooperationen mit Hochschulen (z. B. Angebot von dualen Studiengängen) Angebot von Zusatzqualifikationen (z. B. Fremdsprachenunterricht) andere Vorgehensweisen Angebot von Auslandsaufenthalten in der Ausbildung 2 3 3 5 5 6 6 5 6 11 11 9 10 11 8 10 11 verstärkte Suche nach Auszubildenden im Ausland* 1 1 0 5 10 15 20 25 30 35 * Daten wurden 2011 erstmals erhoben. 2012 2011 2010 22

Nach Regionen betrachtet fällt auf, dass besonders die Betriebe im Osten auf Schulkooperationen setzen. 39 Prozent der Unternehmen wollen Partnerschaften mit Schulen eingehen oder ausbauen. Auch im Süden planen das 34 Prozent der Ausbildungsbetriebe. Im Osten zwingt die demografische Entwicklung die Unternehmen stärker als in anderen Regionen, frühzeitig Kontakte zu potenziellen Auszubildenden zu knüpfen. In den Ländern Thüringen (44 Prozent), Sachsen (40 Prozent) und Brandenburg (39 Prozent) sind die Betriebe besonders aktiv. Im süddeutschen Raum haben die Landesregierungen mit der Wirtschaft konkrete Vereinbarungen über die Förderung von Schulpartnerschaften geschlossen. Es zeigt sich, dass besonders in Rheinland-Pfalz (42 Prozent) und Baden-Württemberg (35 Prozent) viele Betriebe mit Schulen zusammenarbeiten wollen. Länder, in denen Betriebe weniger häufig Schulkooperationen planen, sind das Saarland (17 Prozent) sowie die Stadtstaaten Bremen (17 Prozent) und Hamburg (16 Prozent). Hintergrund hierfür ist, dass in den großen Städten der Bewerberrückgang nicht so deutlich verspürt wird wie im Durchschnitt der Länder. Das liegt auch daran, dass Großstädte auf viele Jugendliche oftmals eine höhere Anziehungskraft als der ländliche Raum ausüben. Die verschiedenen Branchen setzen unterschiedliche Schwerpunkte. Zwar nimmt in allen Branchen das Interesse an Kooperationen mit Schulen zu. Am stärksten steigt es in der Industrie, und zwar innerhalb nur eines Jahres um sechs Prozentpunkte von 38 auf 44 Prozent der Betriebe. Auch Banken und Versicherungen sind hier stark. Diese Branche verzeichnet mit 46 Prozent den höchsten Wert im Branchenvergleich, ein Plus von drei Prozentpunkten. Das Gastgewerbe setzt besonders stark auf ein zusätzliches Praktikumsangebot für Schüler. Die Banken und Versicherungen setzen stärker auf ein verbessertes Ausbildungsmarketing (z. B. über das Internet 7 ). Fast die Hälfte aller Betriebe (49 Prozent) will das Ausbildungsmarketing verbessern, ebenfalls ein Plus von drei Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Anforderungen an Schulabgänger werden gesenkt Darüber hinaus senken die Hotels und Gaststätten die Ansprüche an die Qualifikation der Bewerber deutlich ab. Der Anteil der Betriebe (32 Prozent), die dazu bereit sind, ist hier doppelt so hoch wie im Durchschnitt aller Branchen. Insgesamt ist die Bereitschaft der Unternehmen, die Anforderungen an die Bewerber abzusenken, im Vergleich zum Vorjahr erneut um vier Prozentpunkte auf 16 Prozent gestiegen. Vergleicht man zudem die aktuellen Zahlen mit denen aus der Umfrage von 2010, so hat sich der Anteil der Betriebe, die verstärkt lernschwächeren Schulabgängern eine Chance geben, innerhalb dieser Zeit verdoppelt. Überdurchschnittlich stark angestiegen ist er neben dem Gastgewerbe in der Baubranche (um acht Punkte auf 19 Prozent) sowie in der Industrie (um fünf Punkte auf 17 Prozent). In den Branchen, die bislang kaum einen Bewerberrückgang verspüren (Medien, Dienstleistungen), ist die Neigung, Abstriche an die Qualifikation der Bewerber zu machen, weniger stark ausgeprägt. Aber auch bei den Banken und Versicherungen, die über einen besonders starken Bewerberrückgang klagen, werden die Anforderungen an die Bewerber kaum abgesenkt. Hier zeigt sich, dass in bestimmten Berufen, z. B. in anspruchsvollen kaufmännischen, kaum Abstriche möglich sind. Die Banken und Versicherungen sind daher traditionell die Branche, die überdurchschnittlich viele Abiturienten einstellt. 7 vgl. Kapitel III 23

Ein ähnliches Bild ergibt sich für die IT- und Medienbranche. Da die Studierneigung der Abiturienten zunimmt, versuchen diese beiden Branchen mehr als andere, neue Bewerbergruppen für die Ausbildung zu erschließen, z. B. Studienabbrecher. In beiden Branchen ist es jeweils ein Viertel der Betriebe, die sich verstärkt neuen Bewerbergruppen zuwenden. (Durchschnitt aller Branchen: 15 Prozent). Die Banken und Versicherungen nehmen auch verstärkt die Weiterbildung älterer Mitarbeiter in den Blick. 8 Betrachtet man die einzelnen Industriebranchen genauer, so hat sich in der Ernährungsindustrie der Anteil der Unternehmen, die Abstriche bei der Vorbildung der Ausbildungsplatzbewerber machen, von elf auf 23 Prozent mehr als verdoppelt. Auch in der Kfz-Produktion und bei den Kfz- Zulieferern ist er stark von 13 auf 20 Prozent gestiegen. Im Maschinenbau wuchs er von neun auf 15 Prozent. In der Metallindustrie ist dagegen nur ein leichter Zuwachs von 14 auf 15 Prozent zu verzeichnen. Der Maschinenbau war im vergangenen Jahr der Industriezweig mit den höchsten Zuwachsraten beim Ausbildungsplatzangebot. Um möglichst viele dieser Plätze besetzen zu können, mussten die Betriebe offensichtlich die Anforderungen an die Bewerber absenken. Die Nachwuchsnot wird im Osten Deutschlands besonders deutlich. Während im Westen der Anteil der Unternehmen, die bereit sind, die Anforderungen an die Bewerber zu senken, nur um drei Prozentpunkte auf 13 Prozent wuchs, ist er im Osten des Landes von 19 auf 28 Prozent angestiegen. Er hat sich jedoch in allen Teilen des Landes seit 2010 nahezu verdoppelt (im Osten von 15 auf 28 Prozent, im Westen von sieben auf 13 Prozent). Das Angebot von Einstiegsqualifizierungen (EQ) für lernschwächere Jugendliche hat nur leicht um einen Prozentpunkt gegenüber 2011 zugenommen. Das liegt u. a. daran, dass bereits in den Vorjahren nicht alle EQ-Angebote besetzt werden konnten. Die Unternehmen versuchen zuerst, möglichst alle Ausbildungsplätze zu besetzen und bieten während der Ausbildung Nachhilfe an. 9 Deshalb ist das Angebot an EQs nahezu konstant geblieben. Über alle Branchen hat die Absicht, das Ausbildungsmarketing zu verbessern, deutlich zugenommen. 28 Prozent der Ausbildungsbetriebe wollen hier mehr tun als bisher. Besonders engagiert sind die Banken und Versicherungen. 46 Prozent äußern die Absicht, ihr Ausbildungsmarketing zu verbessern. Aber auch die Industrie (35 Prozent) sowie Verkehr und Logistik (33 Prozent) verstärken ihr Engagement und sehen darin eine gute Möglichkeit, mehr junge Menschen für eine Ausbildung in ihrer Branche zu gewinnen. Auf eine überregionale Suche nach potenziellem Nachwuchs setzt besonders das Gastgewerbe. 28 Prozent der Betriebe gaben an, diese Möglichkeit verstärkt zu nutzen. Insgesamt hat die Neigung, Auszubildende überregional zu suchen, im Vergleich zum Vorjahr aber nicht zugenommen. Der Durchschnitt liegt bei 11 Prozent (wie im Vorjahr). 8 Die Ergebnisse zu den Weiterbildungsaktivitäten der Betriebe wird der DIHK getrennt zu den Ergebnissen zur Ausbildung veröffentlichen. 9 vgl. Kapitel IV 24

Arbeitsagenturen verstärkt gefragt 64 Prozent der Betriebe melden im Jahr 2012 offene Ausbildungsplätze immer den Arbeitsagenturen. Dies ist der bislang höchste Wert, der seit Durchführung der Umfrage gemessen wurde. Gegenüber dem Vorjahr liegt damit ein erneuter Anstieg von drei Prozentpunkten vor. Im Hinblick auf den bislang niedrigsten Wert aus dem Jahr 2007 ist ein deutlicher Anstieg von zwölf Prozentpunkten zu beobachten. Der kontinuierliche Anstieg aus den vergangenen Jahren setzt sich damit fort. Im Zuge des sich verschärfenden Wettbewerbs um Auszubildende schöpfen die Betriebe alle Wege aus, um genügend Bewerber zu erhalten. Dies zeigt auch der Blick in die Branchen. Der Anteil der meldenden Unternehmen ist in den Branchen mit Besetzungsproblemen im Vergleich zum Vorjahr nochmals gestiegen: Im Gastgewerbe um fünf Prozentpunkte auf 77 Prozent, in der Industrie um vier Prozentpunkte auf 71 Prozent und bei den Banken und Versicherungen um zwei Prozentpunkte auf 68 Prozent. Zwar sinkt der Anteil der Betriebe, die bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen Dienstleistungen der Arbeitsagenturen nicht oder nur gelegentlich nutzen, gegenüber dem Vorjahr abermals um drei Prozentpunkte. Er ist mit 36 Prozent aber immer noch groß. Hier besteht für die Unternehmen weiteres Potenzial, ihre offenen Stellen zukünftig verstärkt an die Arbeitsagentur zu melden. Dies trifft insbesondere für Unternehmen der Medienbranche zu, die mit 58 Prozent überdurchschnittlich häufig ihre offenen Ausbildungsplätze nicht oder nur gelegentlich melden. Melden Sie Ihre offenen Ausbildungsplätze der Agentur für Arbeit? 100% 80% 54 52 54 56 58 61 64 60% ja, immer ja, hin und wieder 40% 20% 20 22 23 23 21 20 19 nein 26 26 23 21 21 19 17 0% 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 25

Bewerber gewinnen Unternehmen nutzen viele Wege Neben einer möglichen Einschaltung der Arbeitsagenturen schlagen nahezu alle Betriebe zusätzliche oder alternative Wege ein, um geeignete Auszubildende zu finden. Im Vergleich zum Vorjahr legen bei dieser Frage fast alle Antwortmöglichkeiten auf hohem Niveau nochmals zu. Mehr als die Hälfte der Betriebe nutzt das Internet; diese Möglichkeit wurde mit 56 Prozent am häufigsten genannt. 45 Prozent der Unternehmen werben mit Anzeigen in den regionalen Printmedien. Für 42 Prozent der Unternehmen sind die IHKs ein wichtiger Partner bei der Gewinnung von Auszubildenden: Sie unterstützen Betriebe und Jugendliche vor Ort, z. B. durch ihre Ausbildungsberater, Ausbildungsmessen oder die Vermittlung von Ausbildungsplätzen über ihre Lehrstellenbörsen. So existiert seit Februar 2012 eine neue gemeinsame IHK-Lehrstellenbörse (www.ihklehrstellenboerse.de), welche die bundesweite Suche nach Bewerbern oder Ausbildungsplätzen ermöglicht. Mehr als jedes dritte Unternehmen wirbt in Schulen für die eigenen Ausbildungsmöglichkeiten. Im Branchenvergleich wird dieses Instrument besonders stark von den Banken und Versicherungen genutzt (55 Prozent). Demgegenüber wird bei Betrieben des Gastgewerbes die Möglichkeit, Werbung in Schulen noch zu intensivieren und verstärkt auf die Vorzüge der Branche (wie z. B. Kreativität, Selbstständigkeit) hinzuweisen, weniger genutzt (31 Prozent). Auf welchem Wege - außer Einschaltung der Agentur für Arbeit - gewinnen Sie Ihre Auszubildenden (in %)? (Mehrfachnennungen möglich) Anzeigen in regionalen Printmedien IHK 39 42 43 45 Direktwerbung in Schulen 36 37 andere Wege 20 27 Private Ausbildungsvermittler 3 3 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 2012 2011 26

Soziale Medien stark im Kommen 56 Prozent der Unternehmen gaben an, das Internet zur Gewinnung von Bewerbern zu nutzen. Dieser Anteil wurde differenzierter befragt, auf welche Weise das Internet genutzt wird: Mit 90 Prozent steht die Nutzung der eigenen Unternehmenshomepage weiterhin deutlich an erster Stelle eine Steigerung um drei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Branchenübergreifend gehört diese Möglichkeit der Bewerberakquise damit zum Standardinstrument. Ein knappes Drittel gab an, dass Online-Börsen als Plattform für die Bewerbersuche dienen. Insbesondere das Gastgewerbe (38 Prozent) und die IT- Branche (36 Prozent) bedienen sich dieser Variante. Soziale Medien, wie z. B. facebook, SchülerVZ oder XING, wurden in diesem Jahr von 19 Prozent aller Unternehmen, die das Internet zur Bewerbergewinnung nutzen, angegeben. Dies ist im Vergleich zum Vorjahr ein deutlicher Anstieg um fünf Prozentpunkte. Erstaunlich ist, dass vor allem Kleinbetriebe (weniger als 10 Beschäftigte) die sozialen Medien überdurchschnittlich stark nutzen (Anstieg von neun Prozentpunkten auf 31 Prozent). Hierunter dürften z. B. Start-up- Unternehmen fallen, die besonders in den sozialen Medien aktiv sind und von den persönlichen Kontakten profitieren. Statt eine eigene Homepage für die Bewerbergewinnung zu entwickeln, greifen Kleinunternehmer eher auf die Nutzung z. B. einer persönlichen facebook-seite zurück. Auch Großbetriebe (mehr als 1.000 Beschäftigte) liegen bei der Nutzung von Sozialen Medien mit 28 Prozent deutlich über dem Durchschnitt. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ebenfalls ein beachtlicher Anstieg um elf Prozentpunkte. Diese Unternehmen haben im Vergleich zu anderen Betriebsgrößen häufiger ein professionelles Personalmanagement, das auch die Nutzung sozialer Medien einbezieht. Im Branchenvergleich werden die Sozialen Medien überdurchschnittlich in den Bereichen IT, Medien sowie im Gastgewerbe (je 31 Prozent) genutzt. Im Baugewerbe spielen sie zwar eine geringere Rolle (zehn Prozent), aber auch hier gab es im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um fünf Prozentpunkte. Insgesamt zeigt sich, dass die Sozialen Medien deutlich stärker genutzt werden als noch im Vorjahr. In welcher Form nutzen Sie das Internet zur Gewinnung Ihrer Auszubildenden (in %)? (Mehrfachnennungen möglich) Stellenanzeigen auf der Unternehmenshomepage 87 90 Online-Börsen (z. B. stepstone) 30 29 sonstige Nutzungsformen 19 15 Soziale Medien (z. B. facebook, schülervz, XING) 12 19 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 2012 2011 27