4. Das Capital Asset Pricing Model (CAPM) Markowitz-Modell: Werkzeug zur optimalen Portfolio-Selection.



Ähnliche Dokumente
Portfolioselection. Zentrale Frage: Wie stellen rationale Investoren ihr Portfolio zusammen?

Korrelationen, Portfoliotheorie von Markowitz, Capital Asset Pricing Model

einfache Rendite

Lösungshinweise für die Klausur. Finanzwirtschaft II

Güte von Tests. die Wahrscheinlichkeit für den Fehler 2. Art bei der Testentscheidung, nämlich. falsch ist. Darauf haben wir bereits im Kapitel über

Kapitalmarktlinie. von Kirstin Muldhoff

4. Versicherungsangebot

Portfolio Management

Würfelt man dabei je genau 10 - mal eine 1, 2, 3, 4, 5 und 6, so beträgt die Anzahl. der verschiedenen Reihenfolgen, in denen man dies tun kann, 60!.

Portfolio-Optimierung und Capital Asset Pricing

Risikoeinstellungen empirisch

W-Rechnung und Statistik für Ingenieure Übung 11

AUTOMATISIERTE HANDELSSYSTEME

Musterlösungen zur Linearen Algebra II Blatt 5

Korrelation (II) Korrelation und Kausalität

Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 11

Einleitung. Das Ein-Perioden-Modell ist das einfachste. von derivaten Finanzinstrumenten (hier: Optionen) zu erklären.

Tutorial: Homogenitätstest

Im Jahr t = 0 hat eine Stadt Einwohner. Nach 15 Jahren hat sich die Einwohnerzahl verdoppelt. z(t) = at + b

LU-Zerlegung. Zusätze zum Gelben Rechenbuch. Peter Furlan. Verlag Martina Furlan. Inhaltsverzeichnis. 1 Definitionen.

Die drei Kernpunkte der modernen Portfoliotheorie

Die Optimalität von Randomisationstests

Finanzierung und Investition. Sicherer Zins und Zeitpräferenz (S. 198)

BONUS MALUS SYSTEME UND MARKOV KETTEN

Melanie Kaspar, Prof. Dr. B. Grabowski 1

Statistik II Wahrscheinlichkeitsrechnung und induktive Statistik Erste Klausur zum Sommersemester Juli 2005

Schleswig-Holstein Kernfach Mathematik

Grundlagen der höheren Mathematik Einige Hinweise zum Lösen von Gleichungen

15.3 Bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabhängigkeit

Statistik für Studenten der Sportwissenschaften SS 2008

Biostatistik, WS 2015/2016 Der zwei-stichproben-t-test

Warum Sie dieses Buch lesen sollten

13.5 Der zentrale Grenzwertsatz

Übungsaufgaben zu Kapitel 6: Finanzmärkte und Erwartungen

1 Mathematische Grundlagen

Profil A 49,3 48,2 50,7 50,9 49,8 48,7 49,6 50,1 Profil B 51,8 49,6 53,2 51,1 51,1 53,4 50, ,5 51,7 48,8

Rente = laufende Zahlungen, die in regelmäßigen Zeitabschnitten (periodisch) wiederkehren Rentenperiode = Zeitabstand zwischen zwei Rentenzahlungen

Einführung in die Algebra

Forschungsstatistik I

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Repetitionsaufgaben Wurzelgleichungen

Matrizennorm. Definition 1. Sei A M r,s (R). Dann heißt A := sup die Matrixnorm. Wir wissen zunächst nicht, ob A eine reelle Zahl ist.

50. Mathematik-Olympiade 2. Stufe (Regionalrunde) Klasse Lösung 10 Punkte

Matr.-Nr.: Name: Vorname: Aufgabe Summe

Die optimale Anlagestrategie im Niedrigzinsumfeld

Bundesverband Flachglas Großhandel Isolierglasherstellung Veredlung e.v. U g -Werte-Tabellen nach DIN EN 673. Flachglasbranche.

Übungsaufgaben Tilgungsrechnung

Inventur. Bemerkung. / Inventur

Plotten von Linien ( nach Jack Bresenham, 1962 )

Vorlesung Diskrete Strukturen Graphen: Wieviele Bäume?

Die Gleichung A x = a hat für A 0 die eindeutig bestimmte Lösung. Für A=0 und a 0 existiert keine Lösung.

Abituraufgabe zur Stochastik, Hessen 2009, Grundkurs (TR)

Handbuch ECDL 2003 Modul 2: Computermanagement und Dateiverwaltung Der Task-Manager

Übung zu Forwards, Futures & Optionen

Abschlussprüfung Realschule Bayern II / III: 2009 Haupttermin B 1.0 B 1.1

Finanzwirtschaft. Teil II: Bewertung. Zinssätze und Renten

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Familienrecht Vorlesung 6. Familienrecht

Gezielt über Folien hinweg springen

Rate (bzw. Preis), mit der zwei Währungen gegeneinander getauscht werden Mögliche Darstellung (z.b. bei und $)

Austausch- bzw. Übergangsprozesse und Gleichgewichtsverteilungen

Lineare Gleichungssysteme

R ist freie Software und kann von der Website.

Prüfung: Vorlesung Finanzierungstheorie und Wertpapiermanagement

Behörde für Bildung und Sport Abitur 2008 Lehrermaterialien zum Leistungskurs Mathematik

Portfolio-Optimierung und Capital Asset Pricing

QM: Prüfen -1- KN

11.AsymmetrischeInformation

1.3 Die Beurteilung von Testleistungen

AGROPLUS Buchhaltung. Daten-Server und Sicherheitskopie. Version vom b

International Finance. Bearbeiten Sie alle sechs Aufgaben A1-A6 und eine der zwei Aufgaben B1-B2!

Mikroökonomik 9. Vorlesungswoche

Einfache Varianzanalyse für abhängige

R. Brinkmann Seite Schriftliche Übung Mathematik Stochastik II (Nachschreiber) Jan. 2007

Aufgabe 1. Zunächst wird die allgemeine Tangentengleichung in Abhängigkeit von a aufgestellt:

Beweisbar sichere Verschlüsselung

Grundlagen der Monte Carlo Simulation

Tipp III: Leiten Sie eine immer direkt anwendbare Formel her zur Berechnung der sogenannten "bedingten Wahrscheinlichkeit".

Portfoliorisiko und Minimum Varianz Hedge

Welche Lagen können zwei Geraden (im Raum) zueinander haben? Welche Lagen kann eine Gerade bezüglich einer Ebene im Raum einnehmen?

Chemie Zusammenfassung KA 2

1. Kennlinien. 2. Stabilisierung der Emitterschaltung. Schaltungstechnik 2 Übung 4

Theorie und Empirie der Kaufkraftparität (23.5.)

Lösung. Prüfungsteil 1: Aufgabe 1

Wirtschaftsmathematik für International Management (BA)

Info zum Zusammenhang von Auflösung und Genauigkeit

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Mehr Rendite bei weniger Risiko

Zeichen bei Zahlen entschlüsseln

Aufgabe Bestimmung Angebotsfunktion, Marktgleichgewicht und Steuerinzidenz

Kurs 00091: Finanzierungs- und entscheidungstheoretische Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre

Outlook. sysplus.ch outlook - mail-grundlagen Seite 1/8. Mail-Grundlagen. Posteingang

Statistik II. Statistik II, SS 2001, Seite 1 von 5

Aufgabenset 1 (abzugeben an LK@wacc.de)

Ein kausaler Zusammenhang entspricht einer speziellen wahren Implikation. Beispiel: Wenn es regnet, dann wird die Erde nass.

Prozentrechnung. Wir können nun eine Formel für die Berechnung des Prozentwertes aufstellen:

Lineare Funktionen. 1 Proportionale Funktionen Definition Eigenschaften Steigungsdreieck 3

Basis und Dimension. Als nächstes wollen wir die wichtigen Begriffe Erzeugendensystem und Basis eines Vektorraums definieren.

Projektmanagement für Ingenieure

Transkript:

4. Das Capital Asset Pricing Model (CAPM) The Tool is cool, but be leery of the Theory (Robert A. Haugen) Markowitz-Modell: Werkzeug zur optimalen Portfolio-Selection. CAPM: Theorie der Gleichgewichtspreise P t, wenn die Wertpapiernachfrage der Anleger durch optimale Portfolio-Selection bestimmt ist, mit den Annahmen: Portfolio Selection SS 2013 82

1. Gleiche Information für alle Marktteilnehmer: Für den Preisvektor P t+1 verwenden alle Anleger: π = E t (P t+1 ) und Ω = V t (P t+1 ), bzw. für die Renditen R t+1, abhängig vom aktuellen P t : µ i = E t (R i,t+1 ) = π i P i,t 1, σ ij = Cov t (R i,t+1, R j,t+1 ) = ω ij P i,t P j,t. Portfolio Selection SS 2013 83

2. Risikoaversion der Marktteilnehmer: Die Nutzenfunktionen der einzelnen Marktteilnehmer können unterschiedlich sein, sie müssen aber konkav sein. Die Anlageentscheidungen sind in Einklang mit der µ σ Regel. 3. Leerverkäufe sind unbegrenzt möglich. 4. Die Wertpapiere sind beliebig teilbar. 5. Transaktionskosten sind vernachlässigbar. Portfolio Selection SS 2013 84

4.1 CAPM nach Sharpe/Lintner (mit risikoloser Anl.) 1 Angebotsmengen der riskanten Wertpapiere i = 1,..., N : a i > 0, Mengenvektor: a = (a 1,..., a N ). Dann sind zum Preisvektor P t die Marktwertanteile w Mi = a i P it /a P t. 1 W. Sharpe (1964), Capital Asset Prices: A Theory of Market Equilibrium under Conditions of Risk, J. of Finance, 19,425-466, J. Lintner (1965), The Valuation of risky Assets and the Selection of Risky Investments in Stock Portfolios and Capital Budgets, Rev. of Econ. and Stat., 47, 13-37. Portfolio Selection SS 2013 85

Für die Gleichgewichtspreise P it sind die Marktwertanteile w Mi gleich den Wertanteilen der aggregierten Nachfrage (nach effizienten Portfolios). Im Marktgleichgewicht gilt µ G > Y 1, denn für µ G Y 1 wären einzelne Anteile w Mi (diejenigen, die alle Investoren leerverkaufen würden) negativ. Die Gleichgewichtspreise P it müssen also hinreichend niedrig sein, damit µ G > Y 1 gilt, wobei Y 1 der risikolose Zinssatz ist. Portfolio Selection SS 2013 86

Bei µ G > Y 1 hält jeder Anleger ein Aktienportfolio αw T, α 0 und w T das Tangentialportfolio (Zero-Kovarianz-Portfolio zum MVP zu Y 1 ). Für die Gleichgewichtspreise P t gilt also w M = w T, mit w T i = w Mi > 0 für alle i = 1,..., N. Im Folgenden bezeichnen R i bzw. R M = w M R = w Mi R i die Renditen des Wertpapiers i bzw. des Marktportfolios bei Gleichgewichtspreisen P t, µ i bzw. µ M deren Erwartungswerte und σ 2 i bzw. σ2 M deren Varianzen. Portfolio Selection SS 2013 87

Dann gilt für i = 1,..., N: µ i Y 1 = β i (µ M Y 1 ) und R i Y 1 = β i (R M Y 1 ) + ε i bzw. R i = β i R M + (1 β i )Y 1 + ε i mit β i = Cov t (R i, R M ), Var t (R M ) E t (ε i ) = 0, Cov t (ε i, R M ) = 0 und σ 2 i = β 2 i σ 2 M + σ 2 ε i. Portfolio Selection SS 2013 88

Zum Beweis: Das Wertpapier i kann als Portfolio verstanden werden, das durch eine Umschichtung des Minimum-Varianz- Portfolios zur erwarteten Rendite µ i entsteht, d.h. R i = R MV P (µ i ) + ε i mit E t (ε i ) = 0, Cov t (ε i, R M ) = 0, wobei R MV P (µ i ) = β i R M + (1 β i )Y 1 mit β i so, dass µ i = β i µ M + (1 β i )Y 1, also β i = µ i Y 1 µ M Y 1. Außerdem gilt Cov t (R i, R M ) = β i Var t (R M ), also β i = Cov t(r i,r M ) Var t (R M ). Portfolio Selection SS 2013 89

Für den Vektor der erwarteten Überschussrenditen folgt aus Folie 87 dessen Proportionalität zu dem Vektor β: µ Y 1 ι = (µ M Y 1 )β, mit β = Cov t (R, R M ) Var t (R M ) = Σw M w M Σw. M Wenn man die Risikoprämie µ M Y 1 auf σ M bezieht, erhält man die Steigung der sogenannten Kapitalmarktlinie im (σ, µ) Diagramm, µ = Y 1 + ( ) µm Y 1 σ M σ. Portfolio Selection SS 2013 90

Auf der Ebene der Gleichgewichtspreise P t lassen sich die durch das CAPM impizierten Rendite-Beziehungen umformen zu π i (1 + Y 1 )P it = η βi, wobei η = a π (1 + Y 1 )a P t die Risikoaversion charakterisiert und β = Ωa a Ωa = Cov t (P t+1, a P t+1 ) Var t (a. P t+1 ) Portfolio Selection SS 2013 91

Wenn man die Kapitalmarktlinie vergleicht mit der Geraden durch die Punkte (0, Y 1 ) (risikolose Anlage) und (σ i, µ i ) (Anlage im Wertpapier i), ist die Steigung dieser Geraden ein Maß für die Effizienz des Wertpapiers i und wird als Sharpe-Ratio SR i bezeichnet: SR i = µ i Y 1 σ i (Sharpe-Ratio des Wertpapiers i). Offensichtlich wird SR durch das Tangentialportfolio, also durch das Marktportfolio, maximiert. Portfolio Selection SS 2013 92

Vergleich der CAPM-Gleichungen R i Y 1 = β i (R M Y 1 ) + ε i mit dem Marktmodell, der statistischen Regressionsbeziehung zwischen R i Y 1 und R M Y 1 : R i N µ i, σ2 i σ im, R M µ M σ im σ 2 M mit σ im := Cov t (R i, R M ), impliziert für die bedingte Verteilung von R i R M R i R M N ( ) µ i + β i (R M µ M ), σi 2 βi 2 σm 2, mit βi = σ im σm 2. Portfolio Selection SS 2013 93

Als lineare Regressionsgleichung für R i auf R M gilt somit: R i = (µ i β i µ M ) + β i R M + ε i bzw. R i Y 1 = α i + β i (R M Y 1 ) + ε i mit α i = µ i [β i µ M + (1 β i )Y 1 )] und Cov t (ε i, R M ) = 0, E t (ε i ) = 0, w Mα = 0, w Mβ = 1. Bei Gültigkeit des CAPM gilt α = (α 1,..., α N ) = 0. Portfolio Selection SS 2013 94

Interpretation der CAPM Restriktionen α i = 0 (mit β i > 0): Im Marktmodell, d.h. ohne CAPM Annahmen, gilt bereits σi 2 = β } i 2 {{ σm 2 } +σε 2 i mit β i = σ im σ 2 σ i,syst 2 M = σ i,syst σ M. Nur im CAPM ist aber die erwartete Risikoprämie pro systematische Risikoeinheit für jede Aktie i gleich: µ i Y 1 σ i,syst = µ i Y 1 β i σ M = α i β i σ M + µ M Y 1 σ M CAPM = µ M Y 1 σ M. Portfolio Selection SS 2013 95

4.2 CAPM nach Black (ohne risikoloser Anlagemögl.) 2 Bezüglich der realen Renditen gibt es keine risikolose Anlagemöglichkeit, wenn die Inflationsrate p C = (P C,t+1 P Ct )/P Ct stochastisch ist. Die nominale risikolose Rendite Y 1 führt zur risikobehafteten realen Rendite 1 + Y 1 1 + p C 1 Y 1 p C. 2 F. Black (1972), Capital Market Equilibrium with Restricted Borrowing, Journal of Business, 45, 444-454. Portfolio Selection SS 2013 96

Vereinbarung: In diesem Abschnitt sollen die bisher verwendeten Bezeichnungen und Verteilungsannahmen für die Renditen sich immer auf die realen Renditen beziehen; entsprechend sollen auch die Auszahlungen bzw. Wertpapierpreise in t + 1 um die Inflationsrate p C der Konsumgüter bereinigt sein, also die realen Auszahlungen bezeichnen. Portfolio Selection SS 2013 97

Im Marktgleichgewicht stimmen die angebotenen, positiven Marktwertanteile w Mi = a i P it /a P t mit der Aufteilung der aggregierten Nachfrage nach effizienten Portfolios überein. Das aggregierte Portfolio der Anleger ist als eine konvexe Kombination von effizienten Portfolios wieder effizient, also w = w G + (µ µ G )d U mit µ > µ G w M = w G + (µ M µ G )d U mit µ M > µ G. Portfolio Selection SS 2013 98

Somit liegt (σ M, µ M ) auf dem oberen Hyperbelast der Minimum-Varianz-Portfolios, µ M = µ G + σ 2 M σ 2 G σ U. Das Minimum-Varianz-Portfolio zu jeder gegebenen erwarteten Rendite µ i kann als Linearkombination β i w M + (1 β i )w M0 gebildet werden, wobei mit w M0 das Zero-Kovarianz-Portfolio zum Marktportfolio w M bezeichnet wird und µ i = β i µ M + (1 β i )µ M0 bzw. µ i µ M0 = β i (µ M µ M0 ). Portfolio Selection SS 2013 99

Die Aktien i = 1,..., N mit (σ i, µ i ) unterscheiden sich von den entsprechenden Minimum-Varianz-Portfolios jeweils durch eine selbstfinanzierende Umschichtung, deren Zusatzrendite ε i unkorreliert ist mit den Renditen der beiden Minimum-Varianz- Portfolios R M, R M0, also R i = β i R M + (1 β i )R M0 + ε i = (1 β i )µ M0 + β i R M + ε } i + (1 β i )(R {{ M0 µ M0 } ), u i wobei u i, R M unkorreliert sind und E (u i ) = 0. Portfolio Selection SS 2013 100

Damit gilt wieder (mit β i > 0) - wie auch im Marktmodell der Regression der (realen) Rendite R i auf die (reale) Marktrendite R M - die Varianzzerlegung σi 2 = β } i 2 {{ σm 2 } +σu 2 i mit β i = σ im σ 2 σ i,syst 2 M = σ i,syst σ M. Über das Marktmodell R i = α i +β i R M +u i mit µ i = α i +β i µ M und w M α = 0, w Mβ = 1 hinaus, folgt im Zero-Beta CAPM: α i = (1 β i )µ M0 und µ i µ M0 = β i (µ M µ M0 ). Portfolio Selection SS 2013 101

Das Zero-Beta CAPM impliziert somit, dass die erwartete Risikoprämie µ i µ M0 pro systematische Risikoeinheit σ i,syst für jede Aktie i gleich ist: µ i µ M0 σ i,syst = µ i µ M0 β i σ M = = CAPM = α i + β i µ M µ M0 β i σ M µ M µ M0 σ M µ M µ M0 σ M. + α i (1 β i )µ M0 β i σ M Im Zero-Beta CAPM spielt µ M0 die Rolle von Y 1. Portfolio Selection SS 2013 102

Wie im letzten Abschnitt können die Beziehungen für die Gleichgewichtsrenditen auch auf der Ebene der Gleichgewichtspreise dargestellt werden. Dann erhält man für den Gleichgewichtspreisvektor P t : π i (1 + µ M0 )P it = η β i, mit η = a π (1 + µ M0 )a P t und β = Ωa a Ωa. Portfolio Selection SS 2013 103

4.3 Schätzung und Tests im CAPM Das CAPM-Modell für die Renditen von n Aktien wird aus Zeitreihendaten geschätzt: 1) Unrestringierte Schätzung der n Marktmodellgleichungen 2) Tests des Sharpe-Lintner-CAPM für Überschussrenditen 3) Schätzung und Test des Zero-Beta-CAPM für reale Renditen Portfolio Selection SS 2013 104

Regressionsmodell der n Marktgleichungen: (t = 1,..., T ) y 1t. y nt = α 1. α n + β 1. β n x t+ ε 1t. ε nt, ε 1t. ε nt bzw. kurz: y t = α + βx t + ε t, mit ε t iid N(0, Φ). iid N(0, Φ), Sharpe-Lintner: x t = R Mt Y 1,t 1, y it = R it Y 1,t 1 Zero-Beta: x t = R Mt, y it = R it. Portfolio Selection SS 2013 105

Bedingte gemeinsame Dichte von (y 1,..., y T x 1,..., x T ): T [ f(y 1,..., y T ) = (2π) n 2 (det Φ 1 ) 1 2 exp 1 ] 2 ε tφ 1 ε t t=1 [ = (2π) nt 2 (det Φ 1 ) T 2 exp 1 2 mit ε t = y t α βx t. Log-Likelihoodfunktion L: ] T ε tφ 1 ε t t=1, L(α, β, Φ) = nt 2 ln (2π) + T 2 ln(det Φ 1 ) 1 2 T t=1 ε tφ 1 ε t. Portfolio Selection SS 2013 106

Maximum-Likelihood-Schätzung (notwend. Bedingungen): L α = Φ 1 L β = Φ 1 L T (y t α βx t ) = 0 t=1 T (y t α βx t )x t = 0 t=1 Φ 1 = T 2 Φ 1 2 T ε t ε t = 0 t=1 Portfolio Selection SS 2013 107

Maximum-Likelihood-Schätzfunktionen: ˆα i = ȳ i ˆβ i x, ˆα = ȳ ˆβ x T t=1 ˆβ i = (x T t x)(y it ȳ i ) T t=1 (x, ˆβ = t=1 (x t x)(y t ȳ) t x) 2 T t=1 (x t x) 2 ˆφ ij = 1 T T t=1 ˆε itˆε jt, ˆΦ = 1 T T t=1 ˆε tˆε t = 1 T E E mit der (n T ) Matrix E mit den Spalten ˆε t, t = 1,..., T : E = [ˆε 1 ˆε T ], ˆε it = y it ˆα i ˆβ i x t. Portfolio Selection SS 2013 108

Die Varianz-Kovarianz-Matrix der ML-Schätzfunktion ( ˆα, ˆβ ) kann als Inverse der Informationsmatrix I bestimmt werden: 2 L 2 L I = E α α α β 2 L 2 L = T Φ 1 xφ 1, xφ 1 x 2 Φ 1 β α β β Vˆα, ˆβ = 1 T ) (1 + x2 Φ s 2 x s 2 x ( ) x Φ ( ) x Φ s 2 x ( 1 s 2 x ) Φ. Portfolio Selection SS 2013 109

Mit der Regressormatrix X := (ι, x) gilt auch die folgende Schreibweise (mit dem Kroneckerprodukt ): I = (X X) 11 Φ 1 (X X) 12 Φ 1 =: X X Φ 1 (X X) 21 Φ 1 (X X) 22 Φ 1 und Vˆα, ˆβ = (X X) 1 11 Φ (X X) 1 12 Φ (X X) 1 21 Φ (X X) 1 22 Φ =: (X X) 1 Φ. Portfolio Selection SS 2013 110

Tests des CAPM in der Sharpe-Lintner Version Unterschiedliche Möglichkeiten für Tests der Hypothese H 0 : α = 0 gegen H 1 : α 0 Wald-Test: J 0 misst die Verletzung der mit H 0 formulierten Restriktionen J 0 = ˆα [Var( ˆα)] 1 ˆα = T (1 + x2 s 2 x ) 1 ˆα Φ 1 ˆα = ˆα Φ 1 ˆα (X X) 1 11 und ist verteilt mit der χ 2 Verteilung mit n Freiheitsgraden. Portfolio Selection SS 2013 111

Die operationale Teststatistik Ĵ0 mit dem Schätzer ˆΦ für Φ ist unter H 0 nicht exakt, sondern nur asymptotisch χ 2 (n) verteilt: Ĵ 0 = T (1 + x2 s 2 x ) 1 ˆα ˆΦ 1 ˆα = ˆα ˆΦ 1 ˆα (X X) 1 11 Zum Signifikanzniveau p wird H 0 abgelehnt, wenn Ĵ 0 > χ 2 (n) 1 p. Bei endlichem T führt der Test, wenn H 0 gilt, approximativ mit Wahrscheinlichkeit p zum Fehler erster Art. Portfolio Selection SS 2013 112

F-Test (als exakter Test): Die exakte Verteilung der Teststatistik Ĵ0 und den exakten (1 p) Quantilswert erhält man mit Hilfe der F Verteilung. Verwendet man statt der ML-Schätzung für Φ die Schätzfunktion Φ = 1 T n 1 E E = T T n 1 ˆΦ und bezeichnet den entsprechenden Schätzer von J 0 mit J 0, dann gilt: J 1 := J 0 n = T n 1 Ĵ0 nt H 0 F (n, T n 1). Portfolio Selection SS 2013 113

Zum Signifikanzniveau p ist H 0 also abzulehnen, wenn J 1 > F (n, T n 1) 1 p bzw. Ĵ 0 > nt T n 1 F (n, T n 1) 1 p. Beispiel zum Vergleich der Quantilswerte aus dem exakten und dem asymptotischen Test (p = 0.05, n = 30, T = 121) : Dann ist F (30, 90) 0.95 = 1.59 und c 0.95 = 30 121 90 1.59 = 64.13 für Ĵ 0 ; dagegen ist χ 2 (30) 0.95 = 43.773; dazu ist die exakte Wahrscheinlichkeit für den Fehler erster Art 37%! Portfolio Selection SS 2013 114

Andere Darstellung und Interpretation der F Statistik: J 1 = det E 0E 0 det E E det E E (T n 1), n wobei E 0 die T n-matrix der ML-Residuen unter der Restriktion H 0 : α = 0 bezeichnet, also E 0 = [ˆε 1,0 ˆε T,0 ] mit ˆε t0 = y t ˆβ 0 x t und ˆβ0 = T t=1 x ty t. T t=1 x2 t Die Test-Statistik ist also auch ein Maß für die Verschlechterung der Anpassung durch die Restriktionen, die unter H 0 gelten. Portfolio Selection SS 2013 115

Likelihood-Ratio-Test: Die Test-Statistik ist definiert als J 2 = 2LR = 2(L 0 L ) = T ln [ ] det E 0 E 0 det E, wobei E L 0 = max α,β,φ H 0 L(α, β, Φ) = L(0, ˆβ 0, ˆΦ 0 ) = c T 2 ln(det ˆΦ 0 ), L = max L(α, β, Φ) = L(ˆα, ˆβ, ˆΦ) = c T α,β,φ 2 mit c = nt 2 ln 2π nt 2. ln(det ˆΦ), Portfolio Selection SS 2013 116

Die Test-Statistik J 2 des Likelihood-Ratio-Tests ist unter H 0 asymptotisch χ 2 verteilt mit n Freiheitsgraden, wobei n die Anzahl der Restriktionen ist. Da J 2 als eine Transformation der exakt F (n, T n 1) verteilten Teststatistik J 1 geschrieben werden kann, sind auch die exakten Quantile zu bestimmen: J 2 = T ln [ ] det E 0 E 0 det E E [ ] n = T ln (T n 1) J 1 + 1, also [ ] n J 2,1 p = T ln (T n 1) F (n, T n 1) 1 p + 1. Portfolio Selection SS 2013 117