Ergebnisse der Sonderbefragung zur Kreditversorgung im Rahmen der Handelskammer-Konjunkturumfrage, I. Quartal 2014 Immer weniger Unternehmen benötigen Fremdfinanzierung aber Finanzierung für kleinere Betriebe schwieriger Rund jedes dritte Hamburger Unternehmen benötigt aktuell keine Fremdfinanzierung. Das ist ein Ergebnis der Sonderbefragung im Rahmen der vierteljährlichen Konjunkturerhebung der Handelskammer. Die befragten Betriebe schätzen zudem Finanzierungsschwierigkeiten als das geringste Risiko für die Geschäftsentwicklung ein (8,2 % im I. bzw. 8,4 % im II. Quartal 2014). Dagegen nennt fast jedes zweite Unternehmen eine nachlassende Inlandsnachfrage als größtes Risiko (s. Grafik 1). Grafik 1: Sowohl zu Jahresbeginn als auch im Frühjahr und Sommer 2014 fallen die Einschätzungen Hamburger Unternehmen zu aktueller und künftiger Geschäftslage, zu Personal- und Investitionsplanungen sowie zu den Exportaussichten per Saldo positiv aus. Auch wenn die Finanzierungssituation weiterhin generell positiv scheint, gilt es die Situation von kleinen Unternehmen und Existenzgründern, bei denen sich die Aufnahme von Fremdkapital tendenziell schwieriger gestaltet, im Blick zu behalten. Herausgeber: Handelskammer Hamburg Adolphsplatz 1 20457 Hamburg Tel. 040 / 36138-138 E-Mail: service@hk24.de Bearbeitung: Dr. Torsten König und Andreas Müller Die aktuellen Ergebnisse des Hamburger Kreditbarometers und die Resultate der vorangegangenen Erhebungen stehen unter www.hk24.de Dok. Nr. 54933 als Download bereit. Zusätzliche Informationen zur Entwicklung der Hamburger Konjunktur finden Sie unter www.hk24.de/konjunktur.
I. Finanzierungssituation aus Sicht der Hamburger Unternehmen 1. Rund ein Drittel der Hamburger Betriebe benötigt keine Fremdfinanzierung Seit Frühjahr 2013 ist der Anteil der Unternehmen, die keine externe Finanzierung benötigen, von knapp einem Viertel (23,6 %) auf rund ein Drittel (32,4 %) gestiegen (vgl. Grafik 2). Über die Hälfte aller befragten Hamburger Unternehmen bewertet zum Ende des I. Quartals 2014 die Möglichkeiten, Fremdkapital (Kredite, Leasing etc.) zu erhalten, als gut (35,8 %) oder befriedigend (25,3 %). Diejenigen Unternehmen, die die Möglichkeiten, Fremdkapital zu erhalten, als schlecht beurteilten oder die keine externe Finanzierung erhalten haben (5,0 % bzw. 1,5 %), nennen hierfür folgende Haupthindernisse: Sicherheiten (42,2 %), eigener Finanzierungsanteil (21,6 %), Dokumentationspflichten (10,1 %) und Zinsen (6,5 %). Grafik 2: Im Vergleich zum I. Quartal 2013 hat sich der Saldo aus positiven ( gut ) abzüglich negativen Antworten ( schlecht / keine externe Finanzierung erhalten ) zum Ende des I. Quartals 2014 etwas verringert. Der aktuelle Saldo liegt jedoch mit einem Wert von +29,3 immer noch deutlich im positiven Bereich. Insgesamt ist die Finanzierungssituation weiterhin günstig. 2
2. Deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Branchen Überdurchschnittlich positiv werden die Möglichkeiten zur Fremdkapitalfinanzierung aktuell im Verarbeitenden Gewerbe (Saldo: +45,6), im Handel (+35,9) sowie bei Sonstigen Dienstleistern (+32,3) eingestuft (s. Grafik 3). Grafik 3: In der Hamburger Medien- und IT- Branche liegen dagegen die Einschätzungen gut (17,7 %) und schlecht / keine externe Finanzierung erhalten (14,7 %) nah beieinander (Saldo: +3,0). Knapp die Hälfte der Unternehmen dieser Branche (47,1 %) war jedoch zugleich nicht auf eine Fremdfinanzierung angewiesen dieser Anteil liegt deutlich höher als in den anderen betrachteten Branchen. 3
3. Fremdfinanzierung für mittelgroße und große Unternehmen leichter Teilt man die Hamburger Unternehmen in Größenklassen ein, so zeigt sich, dass mittelgroße und große Unternehmen (50 bis 299 bzw. ab 300 Beschäftigte) ihren Zugang zu externer Finanzierung deutlich positiver bewerten (Salden: +39,4 bzw. +40,6) als kleine Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten (Saldo +14,8). Grafik 4: Betrachtet man innerhalb der Gruppe der kleinen Unternehmen lediglich Betriebe mit bis zu drei Beschäftigten, fällt der Saldo nochmals kleiner aus (+4,5). So bewerten 16,3 % der Unternehmen mit bis zu drei Beschäftigten ihren Zugang zur externen Finanzierung mit gut, 6,7 % als schlecht und 5,1 % haben keine Finanzierung erhalten. 4
4. Viele Hamburger Existenzgründer starten ohne Bankkredit Im vergangenen Jahr haben mehr als 300 Existenzgründer eine individuelle Existenzgründungsberatung der Handelskammer in Anspruch genommen. Diese Existenzgründer wurden anschließend u.a. nach ihren Erfahrungen bei der Finanzierung ihres Vorhabens befragt (Rücklaufquote 22 %). 68,8 % der Umfrageteilnehmer hatten noch kein Darlehen beantragt. 25,0 % haben eine Finanzierung beantragt und diese auch erhalten. Lediglich 6,2 % der Existenzgründer haben ein beantragtes Darlehen nicht erhalten (s. Grafik 5). Rund zwei von drei Existenzgründern, die Gespräche mit Kreditinstituten geführt haben, gaben an, dass es keine Probleme bei der Kreditgewährung gegeben habe. Grafik 5: 5
II. Entwicklung der Kreditvergabe aus Sicht der Kreditinstitute Kreditvergabe steigt weiter Über die Hälfte der Hamburger Kreditinstitute (53,5 %) meldete im I. Quartal 2014 gegenüber dem Vorquartal eine Steigerung bei der Kreditvergabe für Investitionen. Etwa gleich geblieben ist die Kreditvergabe bei 40,6 % der Banken, während 5,9 % der Institute eine gesunkene Kreditvergabe angeben. Zieht man den Prozentanteil der gesunken -Anworten vom Anteil der gestiegen -Antworten ab, erhält man einen Saldo, der mit +47,6 auf eine insgesamt deutlich gestiegene Kreditvergabe für Investitionen hinweist. Grafik 6 zeigt die Entwicklung der Salden im Zeitverlauf. Grafik 6: Mit einem Saldo in Höhe von +26,5 übertrifft auch bei der Kreditvergabe für Betriebsmittel der Prozentanteil der gestiegen -Antworten (26,5 %) jenen der gesunken -Antworten (0 %) deutlich. 73,5 % der Kreditinstitute gaben eine etwa gleich gebliebene Kreditvergabe für Betriebsmittel an. 6
Hinweise zur Systematik des Kreditbarometers: Von den 694 Teilnehmern an der Konjunkturumfrage unserer Handelskammer ( Hamburger Konjunkturbarometer ) im I. Quartal 2014 haben sich 613 Unternehmen (88 %) im Rahmen der Sonderbefragung auch zu Finanzierungskonditionen geäußert. Das dargestellte Gesamtbild der Finanzierungskonditionen für die Hamburger Wirtschaft ergibt sich aus den nach Unternehmensgrößen gewichteten Stimmen der von unserer Handelskammer befragten Unternehmen der Real- und der Kreditwirtschaft. Die Realwirtschaft wird nach ihrem aktuellen Finanzierungszugang befragt, die Kreditinstitute nach ihrer Kreditvergabe. Ergebnisse für das Hamburger Kreditbarometer liegen für Befragungen zu folgenden Quartalsenden vor: III. und IV. 2008, III. und IV. 2009, I. bis IV. 2010, I. 2011, I. und III. 2012, I. 2013 sowie aktuell für das I. Quartal 2014. Ab dem I. Quartal 2012 wurden erstmals die Kategorien keine externe Finanzierung erhalten und keine externe Finanzierung benötigt abgefragt. Dies ist in den Grafiken entsprechend gekennzeichnet. 7